Licht und Schatten
Ich habe den Roman innerhalb von zwei Abenden gut „so weglesen“ können, da der Schreibstil flüssig ist und man der Handlung gut folgen kann.
Es ist nicht mein erster Roman, der im Milieu eines BDSM-Clubs ...
Ich habe den Roman innerhalb von zwei Abenden gut „so weglesen“ können, da der Schreibstil flüssig ist und man der Handlung gut folgen kann.
Es ist nicht mein erster Roman, der im Milieu eines BDSM-Clubs spielt, daher gab es in dem Bereich für mich nicht viel Neues. Pikant vielleicht doch die Tatsache, dass dieser Club mal nicht von einer Gruppe von ähnlich veranlagten Freunden geleitet wird sondern von Geschwistern (drei Brüder und eine Schwester). Aufgrund ihrer doch sehr unterschiedlichen Charaktere und Temperamente waren diese Nebenfiguren interessant und bieten vermutlich den Stoff für die noch kommenden Romane dieser Reihe. Das könnte spannend werden…
In der Geschichte von Violet und Elijah hatte ich so meine Probleme mit der weiblichen Protagonistin. Die Verletzung, die zu dem Vertrauensbruch und dem Ende ihrer Beziehung mit Elijah geführt hat, wird ja zunächst nicht näher erläutert und kommt nur so nach und nach heraus.
Trotzdem konnte ich nicht nachvollziehen, wie sie nach sieben (!) Jahren auf Elijah reagiert hat. Sie ist eine selbstbewusste Frau, nicht mehr blutjung und unerfahren, mit einem Job und einem „Leben danach“. Die damals erfahrene Verletzung ist nach so langer Zeit ganz sicher nicht mehr frisch. Trotzdem ist sie völlig überfordert, gar kopflos, weint wie ein unreifes Mädchen, lässt sich küssen, stößt ihn dann wieder von sich, betont immer wieder ihr gebrochenes Herz und dass sie ihm nie wieder vertrauen kann, sagt dann aber ganz zu Beginn im Club, als sie Zeugin eines öffentlichen Spankings wird, dass sie sich dies nir mit Elijah vorstellen könne. Wie bitte??? Das war so unlogisch und für mich gar nicht nachvollziehbar, dass es mich sehr gestört hat. Immerhin hat es zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Aussprache zwischen den beiden gegeben, was Elijahs Handlung damals hätte erklären bzw. entschuldigen können.
Später hat mich ihre Naivität auch sehr gestört, als sie nämlich ihre unsympathische Chefin weiterhin mit Insiderinformationen über den Club und dessen Mitglieder versorgt hat, gleichzeitig aber wieder eine ernsthafte Beziehung mit Elijah führt. Wie kann sie sich seine Bekenntnisse und Erklärungen, all seine ernst gemeinten Gefühle anhören, ihm sowohl körperlich als auch emotional wieder nah kommen, ihm sogar den zurückliegenden Vertrauensverlust verzeihen, und ihn doch gleichzeitig so hintergehen? Dass sie nicht reinen Tisch macht, weil sie sich Elijah, den Angestellten des von ihr doch so geliebten Clubs und dessen Mitgliedern gegenüber moralisch verpflichtet fühlt, hat sie mir sehr unsympathisch gemacht.
Dass ihr am Ende alle verzeihen, geht auch mir zu schnell und ist unglaubwürdig. Schließlich hat sie nicht nur die Liebe ihres Lebens wiederholt hintergangen sondern auch Existenzen bedroht. Und dass sie sich gleichzeitig wünscht, in einem sicheren Raum wie diesem Club ihre Vorlieben ohne Angst und Vorurteile ausleben zu können, sie andererseits alles für einen nicht mal sehr gemochten Job verrät, setzt dem Ganzen die Krone auf.
Was mich mit dem Roman jedoch versöhnt und mir richtig gut gefallen hat, war das Plädoyer für Toleranz und Akzeptanz des „Andersseins“. Es mag so manche sexuelle Vorliebe auf Außenstehende „pervers“ wirken (ein Wort,, das ich nicht mag), und auch ich empfinde viele sexuelle Praktiken so gar nicht als antörnend, solange es jedoch für zwei (oder mehr) Menschen einvernehmlich funktioniert und es sie glücklich macht, sollte man sich mit Verurteilungen zurückhalten. Wenn das die Aussage der ganzen Geschichte ist, bin ich am Ende damit fein.