Cover-Bild Ich erwarte die Ankunft des Teufels
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Reclam, Philipp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 206
  • Ersterscheinung: 11.03.2020
  • ISBN: 9783150112564
Mary MacLane

Ich erwarte die Ankunft des Teufels

Reclams Klassikerinnen
Ann Cotten (Übersetzer)

Die 19-jährige Mary MacLane wünscht sich Napoleon oder am besten gleich den Teufel als Liebhaber. Sie träumt von einer Revolution, während sie mit ihren Mitmenschen im provinziellen Montana genauso wenig anfangen kann wie mit ihren häuslichen Pflichten und der kargen Landschaft. Mary fühlt sich einsam auf der Suche nach sich selbst und dem guten Leben – und feiert trotzdem kraftvoll das eigene Ich.
MacLane war völlig unbekannt, als sie 1902 ihr erstes, im Tagebuchstil verfasstes Buch veröffentlichte. Es wurde zum Skandal und seine Autorin zum Star. Reporter aus den Metropolen pilgerten in ihre Heimatstadt, Cocktails und Sportmannschaften wurden nach ihr benannt. Ihr Name wurde zum Inbegriff für rebellische junge Frauen.
Auch über 100 Jahre später fasziniert es ungemein, wie virtuos und selbstverständlich Mary MacLane sämtliche Konventionen über den Haufen wirft, wie sie zwischen Größenwahn und Todessehnsucht, Resignation und Euphorie tänzelt.
Zum ersten Mal in deutscher Übersetzung.

»Mary MacLanes Werk gleicht einem Zug, der mit Höchstgeschwindigkeit durch eine verstaubte, erstarrte Welt rast.« L’EXPRESS

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.03.2020

Eine Frau, die mehr vom Leben will

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Am Ende des Buches weißt Du immer noch nicht so genau, wo die Reise jetzt hingegangen ist. Zumindest erging es mir so. Du weißt nur, dass Du in Deinen Händen ein Werk hältst, was niedergeschrieben wurde ...

Am Ende des Buches weißt Du immer noch nicht so genau, wo die Reise jetzt hingegangen ist. Zumindest erging es mir so. Du weißt nur, dass Du in Deinen Händen ein Werk hältst, was niedergeschrieben wurde von einer scheinbar verzweifelten, jungen Frau in einer scheinbar verzweifelten Welt. „Ich erwarte die Ankunft des Teufels“ ist von Mary MacLane im Stil eines Tagebuches verfasst worden. Man spürt ihre Verzweifelung, denn sie scheint für Größeres geschaffen. Und ja, wenn man sich in eine Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts hineinversetzt, mag man Mary MacLane jedes Wort, und sei es noch so wirr, glauben. Denn als Frau ist sie scheinbar nicht viel wert, sei sie noch so klug, noch so hübsch, noch so genial. Ich bin übrigens sehr dankbar für das Nachwort der Übersetzerin Ann Cotten und den Ausführungen von Juliane Liebert. Denn somit kann man als Leser noch mehr in die Gefühlswelt der jungen Mary MacLane eintauchen. Einige Fragen nach dem Warum werden im Nachwort beantwortet. Und im Nachhinein habe ich das Gefühl, jetzt Einiges besser zu verstehen, und gleichzeitig müsste ich das Buch mit diesem Wissen noch einmal lesen für ein besseres Verständnis. Mary MacLane schreibt atemlos, teilweise widersprüchlich, so dass der Leser merkt, in welchem Zwiespalt sie sich befindet. Sie bezeichnet sich als Genie und gleichzeitig als Närrin. Und sie ist unheimlich einsam. Beinah lese ich Phasen depressiven Verhaltens aus ihrer Darstellung, so offenherzig gibt sie sich dem Leser. Für mich ist „Ich erwarte die Ankunft des Teufels“ mehr als nur eine Darstellung. Es ist ein Abbild, eine Reise in ein vergangenes, wahres Ich. Es zeigt die Gefühlswelt einer Frau von 1901, die mehr von ihrem Leben erwartet, als einfach nur Frau zu sein. Und Mary MacLane setzt mit ihrer Darstellung, wie sie es nennt, alles auf eine Karte und hat Erfolg. So lassen sich auch Analogien bis in die heutige Zeit ziehen: Nicht sein Dasein fristen, auch mal was riskieren, sich mal was trauen und aus sich herauskommen.

Veröffentlicht am 16.03.2020

Faszinierend, beeindruckend, ein Muss

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Vor mehr als 100 Jahren schrieb die 19-jährige Mary MacLane ein Tagebuch der etwas anderen Art, denn sie wartet nicht auf den Ritter in schillernder Rüstung, wie viele andere Frauen ihrer Zeit. Sie sagt ...

Vor mehr als 100 Jahren schrieb die 19-jährige Mary MacLane ein Tagebuch der etwas anderen Art, denn sie wartet nicht auf den Ritter in schillernder Rüstung, wie viele andere Frauen ihrer Zeit. Sie sagt von sich: „Ich erwarte die Ankunft des Teufels“.

Absolut kompromisslos ehrlich, reflektierend setzt sich Mary mit sich selbst auseinander und stellt fest: Ich bin nicht wie die anderen Frauen meiner Zeit. Für sie besteht kein Reiz darin einen wohlsituierten Mann zu heiraten, ihm Kinder zu gebären und den Haushalt zu führen. Mary, die sich selbst als Genie bezeichnet, erwartet mehr von ihrem Leben. Sie will das, was normalerweise den Männern ihrer Zeit vorbehalten ist: Bildung, Ruhm, Aufmerksamkeit. Sie will eine leidenschaftliche Liebe, keine wohl überlegte. Sie will alles oder nichts. Dabei schwankt sie zwischen einer gnadenlos realistischen Einschätzung ihrer individuellen Lage und Träumereien und Sehnsüchten, die typisch sind für ein gerade 19-jähriges Mädchen. Doch gerade die Gesellschaftskritik, die Mary MacLane immer und immer wieder übt und mit der sie klassische Rollenbilder anzweifelt bleiben im Gedächtnis und hinterlassen prägenden Eindruck.

Faszinierend, beeindruckend, ein Muss.

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Veröffentlicht am 14.03.2020

Alleingelassen im Nichts der Ödnis und des Sands

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Ich erwarte die Ankunft des Teufels von Mary MacLane

Es ist nicht leicht ein Mädchen und weiblichen Geschlechts zu sein. Nicht mal in der heutigen Zeit. Überall heißt es: „Tu dies, tu das, tu Jenes“. ...

Ich erwarte die Ankunft des Teufels von Mary MacLane

Es ist nicht leicht ein Mädchen und weiblichen Geschlechts zu sein. Nicht mal in der heutigen Zeit. Überall heißt es: „Tu dies, tu das, tu Jenes“. Du musst dich SO und SO geben, du darfst DAS nicht tun. Benimm dich. Wenn nicht, ist das ein Skandal. Pass dich an. Fall nicht auf. Sei so, wie die anderen. Sei bitte nicht merkwürdig, oder noch schlimmer, habe bitte nicht deine eigenen Gedanken zu diversen Dingen. Und warum? Na weil du ein Mädchen bist. Sei folgsam, sonst sieht die Welt dich als Rebellin. Tu, was man dir aufträgt. Gib, wenn möglich keine Widerworte. Sonst giltst du als anstrengend und stur…….und komisch. Und das kommt bei anderen nicht an. Denn viel zu groß ist die Scheu, damit auch noch als Egoistin zu gelten, wenn man nur an sich denkt, und nicht an die anderen, und sich nicht anpassen will. Schnell wird man dann eine Einzelgängerin. Ebenfalls wäre es übrigens schön, wenn du dich nicht allzu sehr selbstverwirklichst, denn immerhin solltest du als Frau doch auch noch den Pflichten nachgehen, die eine Frau so hat, denn Ehe und Familie sind schon wichtig für eine tugendhafte Gesellschaft. Damals wie heute. Also. Natürlich darf man sich selbstverwirklichen in der heutigen Zeit. Aber ist das wirklich so gerne gesehen? Ist es gerne gesehen, ein Mädchen zu sein, die ihren Mund aufmacht, und sagt, was sie will und denkt, und was für sie erstrebenswert ist? Wir leben in einer relativ freien Zeit, denken wir zumindest. Auch wenn es auf vielen Orten der Welt nicht so ist. Aber wie muss das Ganze für ein 19jähriges Mädchen im Jahre 1901 ausgesehen haben? In einer Zeit, die wirklich durchdrungen war, von einer Scheintugend der Menschen, die sich gottesfürchtig gegeben haben, und hinter deren Masken sich aber ähnliche Probleme abgespielt haben, wie sie heute stattfinden? In einer Zeit, die nicht ganz so frei war, wie sie es heute ist….. naja scheint? Mary MacLane ist im Jahre 1901 ein junges Mädchen von 19. Und in diesem Buch wird nicht etwa ihre Geschichte erzählt. Nein. Es ist eine „Bestandsaufnahme“ von Beobachtungen. Eine Mischung aus Beobachtungen, Selbstbeschreibung, Vorwürfen gegenüber den Menschen………und dem Warten auf den Teufel.

Die Geschichte des Buches:

Die Geschichte des Buches ist keine richtige, nein, eigentlich gar keine Geschichte. Es ist eine Darstellung. Laut Mary MacLane. Ein inneres Gespräch mit sich selbst, von ihrem Blickwinkel. Mary spricht mit sich, mit ihrer eigenen Seele, mit dem Teufel. Über sich, die Menschen, die Welt, ihre Familie, die Liebe, die unerwidert ist. Mary feiert sich, und ihren Egoismus und ihre Boshaftigkeit, wie sie selbst sagt. Aber auf der anderen Seite gibt es auch Phasen im Buch, wo sie sich klein und nichtig, unbeliebt und als NICHTS fühlt, weil die Welt sie nicht wahrnimmt. Was dann wieder zum einen dazu führt, dass sie sich über die Menschen und ihr Leben auslässt. Zum anderen aber auch dazu, dass sie sich selbst einredet, ein Genie und etwas Besonderes zu sein. Was in gewisser Hinsicht ja auch so ist, sonst hätte man hier kein Buch von ihr vor sich liegen. Und trotzdem ist das Ganze ein Spiegelbild der Ignoranz von anderen Menschen, die jemanden einfach nicht anerkennen, den sie für merkwürdig halten. Mehr kann man nun auch nicht zum Buch sagen, denn der Rest sind alles Denkansätze, die ich nochmal im Fazit erörtern werde. Wer über Mary MacLane nichts weiß, dem hier ein paar Hilfestellungen, um diese Frau besser einordnen zu können. Geboren 1881 in Kanada, gestorben 1929. Erst ein Umzug nach Minnesota. Nach dem Tod des Vaters heiratete die Mutter ein zweites Mal, und somit kam der Umzug nach Butte, diesem Ort, den sie im Buch öfters beschreibt. Das war 1989. Mary war bisexuell, was man in ihrem Buch auch herauslesen kann, da sie die unerwiderte Liebe zu ihrer ehemaligen Lehrerin beschreibt. Sie schreibt ganz klar feministisch, aber ohne es zu übertreiben. Man merkt im Buch sehr häufig, wie sehr sie die wunderschönen Formen und Vorteile eines wunderbaren weiblichen Körpers lobt. Ihre Bücher haben natürlich schon damals für Kontroverse gesorgt, denn die Menschen waren ja noch tugendhafter, als sie es heute sind. Die ständige Erwähnung des Teufels, und die Einblicke in ein intimes Seelenleben waren ein kleiner Skandal. Trotz allem gingen im ersten Monat 100.000 Exemplare dieses Buches über den Ladentisch. Man höre und staune.

Das Cover:

Sehet her. Dies, das Cover, zeigt mich: Mary Mac Lane, in ihrem vollkommenen Frauenkörper.

Fazit und Gedanken zum Buch, die unweigerlich beim Lesen kommen:

Ich gebe zu, es ist schwierig nicht nur durch seine eigene öde Düsternis aus Sand zu laufen, sondern auch noch durch die einer anderen Person, nämlich der von Mary. Dies sollte man vor der Lektüre realisieren. Nicht auf einmal und gut dosiert und eingeteilt, ist das machbar. Aber Vorsicht. Die Dosis macht das Gift. Auch hier kann ein wenig zu viel Lesekonsum dazu führen, weiter in seine eigene Düsternis einzutauchen. Deswegen sollten sensible Gemüter das Buch eventuell abschnittsweise lesen. Mary scheint fast depressiv, in ihrer Düsternis und Finsternis gefangen. Und ja. Diese Einsicht soll es auch geben. In einer Zeit wo immer mehr Leute depressiv werden, und in ihrer eigenen Finsternis versinken, sollte man Einsicht in solch eine Gedankenwelt bekommen. Denn wenngleich wir in unserer ach so toleranten Welt meinen, dass wir anderen immer helfen werden, ist das natürlich nicht so. Manche Gedanken ziehen einen runter, man ist nicht mehr fröhlich, man muss nachdenken. Und das alles ist unbequem. Man will es lieber bequem, fröhlich, und alles in einer Welt voller Sonnenschein. So ist die Welt aber leider nicht. Und ja. Es ist fast schon, wie eine Stigmatisierung, dass man denjenigen, der solche Gedanken hat, am Besten in Ruhe lässt. Dabei ist das genau das Falsche. Entweder weil man einfach nicht weiß, damit umzugehen, oder weil man nur an sich denkt. In zweitem Fall kann man Mary MacLane nicht absprechen, dass sie ein Buch über sich schreibt. Denn andere reden ja auch ständig nur über sich :), über viel schlimmere Themen. Mary gibt eine Einsicht. Und das gefällt mir am Buch. Sie ist eine Vergessene, die man eigentlich nicht vergessen sollte.

Mary will nur Glück, und hofft, dass der Teufel ihr das beschaffen kann. Und diese Sehnsüchte. Die Sehnsüchte von Mary. Die Wirkung des Buches ist verzögert. Wir merken erst später, was uns eigentlich gesagt wird. Es ist ein Einblick in die Untiefen einer Seele. Wer das Buch liest, der hält auf gewisse Weise Zwiesprache mit Mary. Auch ich habe dies getan. Und auch wenn wir uns in vielen Dingen einig sind, und die Menschen sich seit damals nicht viel geändert haben wie mir scheint, so kam es vor, dass ich ihr nicht überall Recht geben kann. Im Hinblick auf manche Schriftsteller, auf Kaiser Claudius, oder Chopin. Aber ja, Bei Griechenland sind wir uns einig. Mary beschreibt ihre Familie, zu der sie keine Nähe spürt, die Menschen in der Stadt, zu denen sie keine Nähe spürt, die Stadt selbst, der Sand und die Ödnis, zu der sie keine Nähe spürt. Butte selbst ist zu dieser Zeit ein Schmelztiegel an Menschen, und menschlichen Charakteren. Und sie alle sind für Mary verabscheuungswürdig, nicht erwähnenswert, und stehen irgendwie unter ihr, und ihrem Genie. Die Ödnis der Landschaft ist auch ein wenig der Trostlosigkeit dieser geschuldet, und damit der Wirtschaftlichkeit dieser Zeit. Denn just damals wurde viel industrialisiert, und man achtete auf einmal nicht mehr so sehr auf die Feinheiten und wunderbaren Landschaften der Natur, wenn es nur ums Geld ging. Also im Grunde dasselbe Problem wie heute. Es wird viel von damals reflektiert, was heute genauso aktuell sein könnte. Landschaften, die weichen müssen, um Geld zu machen, und die damit öde und karg werden.

Mary will keine Botschaft aussenden mit dem Buch, das betont sie des Öfteren. Trotzdem tut sie es irgendwie unbewusst. Sie will eine Darstellung, ihres Selbst, und ihres Seelenlebens. Dabei rauschen wir durch genau dieses hindurch, und erkennen die Liebe und die Leidenschaft, die sie empfindet. Zum einen für ihre einzige Freundin im Leben, die diese Liebe natürlich nicht erwidert. Und zum anderen die glühende Leidenschaft die sie gegenüber dem Teufel immer wieder beschreibt. Beide Lieben, die zu ihrer einzigen Freundin, und die zum Teufel, sind leidenschaftlich, und auch so beschrieben. Selbst wenn beide Lieben natürlich unerwidert bleiben.

Mary wird unterschätzt. Mary…..fühlt sich den anderen Menschen überlegen. Sie beschreibt hauptsächlich sich. Und ihrem Umgang mit der Umwelt, den Idioten, denen, die sie nicht zu schätzen wissen. Sie fühlt sich erhaben, und irgendwie auch als etwas Besseres, als die Menschen um sie herum. Sie stellt sich höher, denn sonst ist niemand da, der sie höherstellt. Sie erkennt sich an, weil niemand da ist, der ihr Anerkennung gibt. Weder ihre Familie, noch die Menschen im Ort. Sie will Ruhm, sie will Anerkennung. Da ist sie ganz selbstsüchtig. Doch irgendwie nimmt sie keiner wahr. Heute würde man sagen, Mary feiert sich und ihre Andersartigkeit selbst. Sie ist seltsam, doch stolz darauf. Nicht angepasst. Mit ungewöhnlicher Denkweise. Ein „merkwürdiges Mädchen“. Sie erzählt von ihrem Leben in der spießigen Einöde. Und von ihren Träumen, die so ganz anders sind, als die der Mädchen der damaligen Zeit. Mary ist aber auch eine Seele, die damit klarkommen muss, allein zu sein. Immerzu alleine. Keiner glaubt an sie, niemand versteht sie, ihre Mutter, und die 3 Geschwister eingeschlossen, sehen in ihr ebenfalls eine Merkwürdigkeit. Und so feiert Mary ihre Einzigartigkeit, ohne dass die Welt sie als Einzigartigkeit ansieht. Denn ihr fehlt es an Liebreiz, und Schönheit. Ist sie doch nur gewöhnlich anzusehen. So hingegen hat sich ja zum Heute nicht viel geändert. Sind nicht die, die top aussehen erfolgreicher, und wird ihnen nicht nachgesagt, wie toll sie seien? Und wer beachtet die Unscheinbaren, die vielleicht viel schlauer sind, aber nie eine Chance bekommen? Mary ist anders. Während die anderen jungen Menschen sie anstarren, und mit ihr nichts anzufangen wissen, gibt es bei den Erwachsenen eine gewisse Überheblichkeit, nach dem Motto „Ach das junge Ding, weiß doch gar nichts von der Welt.“ Und es ist wie ein stummer Schrei an die Welt. Ein Schrei, der besagt, endlich gehört und wahrgenommen zu werden. Sie Schuld sucht sie auf jeden Fall nicht bei sich, sondern bei anderen :)

Die Ödnis und Langeweile des eigenen Lebens, ja gar der eigenen Existenz, zeugen von einer gewissen Todessehnsucht, die Mary hat und entwickelt, in diesem ihr so verhassten Ort, in dem sie leben muss. Mit seinen ach so verhassten Bürgern. Es ist ein Kreislauf. Tagein Tagaus erlebt sie dasselbe. Spaziergänge in der öden langweiligen Landschaft, ohne Abwechslung. Einzig das Schreiben bleibt ihr. Es ist ihr Ausdruck und gleichzeitig ihre Rettung. Das Buch ist nichts für Zartbesaitete und Wohlfühlleser. Wir haben es hier mit einer kleinen Rebellin zu tun, die für sich selbst rebelliert, indem sie ihre Gefühle und Gedanken aufschreibt. Und die sind oftmals provozierend. Ich glaube die gute Mary nimmt diese Provokationen oft auch als Herausforderung an. Zusammen mit der sie verschmähenden Außenwelt.

Doch Mary beschreibt auch die schönen Dinge im Leben. Flüsse, Morgendämmerungen, Abendrot. Blüten, Pflanzen, Gräser, die Natur. Oh, und Oliven. Das Glück, und was es ihr bedeutet. Mary glaubt alles Glück sei nicht von Gott, sondern vom Teufel geschaffen. Sie ist schwankend in ihren Aussagen. Mal zu Tode betrübt, einen Moment später himmelhochjauchzend.

Das Buch ist wie die Suche nach einem Platz im Leben. Man will etwas bewirken. Aber nicht durch Taten, sondern durch Worte. Vielmehr ist es der Drang danach, nicht in Vergessenheit zu geraten, wahrgenommen zu werden, und zu überdauern. Auch dies…… ein Ding, welches in uns Menschen tief verwurzelt ist. Dieses „Du bist eigentlich in Nichts gut, du existierst eben einfach“, ist eine Sache, die man allzu leicht übernehmen kann, wenn es einem von Anderen nur zu lange eingeredet wird. Wenn sich niemand um dich Gedanken macht, und du Nichts bist, dann fängst du eben an dir eigene Gedanken über dich zu machen.

Das Buch zieht einen ein wenig runter, in einen Abgrund. Es gibt kein Gut und kein Böse, weil in allem beides steckt. Und trotz, dass im Buch diese Düsternis herrscht, kann ich Mary und ihre Sichtweise verstehen. Die Nichtakzeptanz von Menschen, und sich trotzdem immer wieder Zureden, man sei trotzdem etwas Besonderes, sind eine gängige Weise, auch heute noch, wenn einem von der Welt die Anerkennung fehlt, die einem eigentlich zustehen sollte. Und nicht immer ist man für sich selbst verantwortlich……… manchmal muss eben wirklich auch die Umwelt auf einen achten, achtsam sein, und einen wahrnehmen. Wenn möglich nicht nur als Verquerdenkerin. Bei Mary ist kein Interesse anderer da, nur Lieblosigkeit wird ihr entgegengebracht. Sie suhlt sich darin. Man merkt aber auch, wie sehr sie durstet. Nach Liebe…… Leben… Das Buch ist somit ein wunderbares Symbol dafür, was wir alles sein könnten, wenn man uns eine CHANCE geben würde. Menschen die glauben uns zu kennen, glauben und zu durchschauen, uns sagen, dass wir sicher so und so sind. Und in Schubladen stecken. Oder wie es heute gerne der Fall ist, gar analysieren…………….. die wissen doch im Grunde gar nichts über uns. Wir werden festgelegt in Gruppierungen. Geordnet nach Schulabschlüssen, danach welches Geschlecht wir haben, welchen Gesundheitsstand es gibt, und viele andere Dinge. Aber wer sagt uns, dass nicht vielleicht in genau der einen Person, der man keine Chance gibt, weil sie nicht ins Schema passt, ein Genie steckt…… das vielleicht mal unserer Welt viel Positives geben würde?

Mary MacLanes Buch wurde 1902 veröffentlicht, und bis heute nicht ins Deutsche besetzt. Dies geschieht jetzt erst. Und ich finde die Zeit könnte nicht passender sein. Ist doch die Aussage des Buches heute aktueller denn je. Ich bin auf jeden Fall froh, dass solch ein Klassiker nicht in Vergessenheit geraten ist, war die junge Mary ihrer Zeit doch irgendwie voraus. Und auch wenn das Buch damals einen Skandal heraufbeschworen hat……….. so zeigt das ja nur, dass die Menschen dadurch irgendwie berührt wurden. Skandale aufgrund von Dingen, die eigentlich kein Skandal sind, bringen wenigstens die Maschinerie des Nachdenkens zum Laufen. Dass jede Zeit natürlich auch noch ihre Eigenheiten hat, und sie gerade in einer leben musste, in der es für Frauen nicht gerade leicht war, ihre Meinung kundzutun, das ist eine andere Sache. Dieses Buch ist kein neues Buch, nein, es ist vielmehr ein wiederentdecktes. Das Ganze wurde in einer Art Tagebuch geschrieben. Verschiedene Tage aus dem Leben von Mary Mac Lane, die sie beschreibt.

Also liebe Mary. Du wolltest schreiben, du wolltest Ruhm, du wolltest, dass man deine Schriften wahrnimmt, und dass sie von Menschen in einer anderen Zeit gelesen werden, die sich dir verbunden fühlen, und nachvollziehen können, wie es dir beim Schreiben ging. Ich würde sagen, Du hast alles richtig gemacht :)

Und weil im Buch so viele Gedichte und Lieder aus einem anderen Jahrhundert vorkommen, würde ich Mary für ihre Rezension gerne ein Lied widmen, dass ihr vielleicht als 19jährige Frau DIESER unserer Zeit gefallen hätte. Denn ein bisschen ihrer Zeit war sie ja schon voraus:

„And once the water starts to rise……………. And heaven's out of sight……….She'll want the devil on her team……

……..My Lucifer is lonely………“

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Veröffentlicht am 14.03.2020

Überzeugend

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Meine Meinung:

Ich bin niemand der viele Klassiker liest, aber dieses Buch hat mich ziemlich angesprochen.

Schon das Cover finde ich unglaublich schön aufgemacht. Unter dem roten Schutzumschlag, haben ...

Meine Meinung:

Ich bin niemand der viele Klassiker liest, aber dieses Buch hat mich ziemlich angesprochen.

Schon das Cover finde ich unglaublich schön aufgemacht. Unter dem roten Schutzumschlag, haben wir das gleiche Bild noch einmal in schwarz/weiß.

Das Buch selbst ist ein Tagebuch, in dem uns die Protagonistin in ihrem Leben mitnimmt. Sie hält sich selbst für ein Genie, keiner scheint sie zu verstehen, da sie so brillant ist. Eigentlich wäre mein Interesse bei so was schon sehr gering, da es alle sehr eingebildet und oberflächlich klingt, doch ich war begeistert.
Der Schreibstil ist einfach zu lesen, keine zu langen Sätze und die Kapitel bzw. Tage sind auch nicht allzu lang. Selbst als die Schreiberin des Tagebuchs beschreibt wie sie eine Olive isst, fand ich das ansprechend. Sie ist sehr klar in ihren Wünschen und ich denke das sie in ihrem Denken auch sehr weit ist, für eine Frau in dieser Zeit (1901).

Mich konnte dieser Klassiker überzeugen und für schöne Lesestunden sorgen. Meiner Meinung nach ist er weiterzuempfehlen.

Veröffentlicht am 13.03.2020

Mary MacLane, eine Frau, ein Genie, eine Philosophin

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Meine Meinung:
Der Name „Mary MacLane“ hatte mich komischerweise schon vor dem Erscheinen des Buches begleitet. Ich kann Dir leider auch nicht mehr sagen, wo und wann. Doch ich kannte diesen Namen, daher ...

Meine Meinung:
Der Name „Mary MacLane“ hatte mich komischerweise schon vor dem Erscheinen des Buches begleitet. Ich kann Dir leider auch nicht mehr sagen, wo und wann. Doch ich kannte diesen Namen, daher musste ich mich auf diese Leserunde bewerben. Danke nochmal, dass ich dieses Werk lesen durfte.

Auf den ersten Seiten hattemich Mary MacLane schon in ihren Bann. Sie hat mich zum schmunzeln und auch zum nachdenken gebracht. Manchen Darstellungen konnte ich nur zustimmen.
Viele Ansichten, die sie erwähnt, passen einfach exakt in die heutige Zeit. Man betrachte, dass ihre Schilderung bzw. Darstellung, wie sie es nennt, vom Jahr 1901 ist. Diverse Themen, die uns heute noch beschäftigen, kommen vor: Einsamkeit, Sehnsucht und das Leben als Frau.
Sie hat das geschafft, was „viele“ Frauen sich vielleicht auch wünschen. Auf eine Art erhört zu werden, Ziele erreichen und „ggf. in denGedächtnissen der Menschen zu bleiben“.

Natürlich hat sie eine provokante, rebellische und größenwahnsinnige Art an sich. Jedoch ist das, was mich persönlich an ihr fasziniert hat. Auf eine Art und Weise ist sie wirklich ein Genie, wie sie selbst auch behauptet.

Der Schreibstil ist passend zu ihr und ich konnte ihr persönlich gut folgen.
Ich würde dir empfehlen, vielleicht erst mal ein Blick in die Leseprobe zu werfen, wenn du sonst andere Lektüren/Bücher liest.

Fazit:
Wenn du dich für Personen interessierst, die „anders“ sind und kein Blatt vor dem Mund nehmen, dann ist „Ich erwarte die Ankunft des Teufels“ von Mary MacLane genau dein Buch!
Daher gebe ich, ohne groß darüber nachzudenken, 5 von 5 Sternen!

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