Cover-Bild Friends, Lovers and the Big Terrible Thing
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Film, Kunst & Kultur
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 01.11.2022
  • ISBN: 9783431050387
Matthew Perry

Friends, Lovers and the Big Terrible Thing

Die Autobiografie des FRIENDS-Stars - Deutsche Ausgabe
Nina Restemeier (Übersetzer), Wiebke Pilz (Übersetzer), Thomas Gilbert (Übersetzer)

Durch sein Mitwirken in der US-Kultserie FRIENDS erreichte der Schauspieler Matthew Perry Weltruhm. Erstmals erzählt er nun seine eigene außergewöhnliche Geschichte und spricht offen über private Suchtkämpfe und darüber, was sich tatsächlich hinter den Kulissen der erfolgreichsten Sitcom aller Zeiten abspielte. Der TV-Star gewährt tiefe Einblicke in seine langjährige Erkrankung und reflektiert gewohnt humorvoll und selbstkritisch, was die Süchte eines Mannes befeuert hat, dem es an nichts zu mangeln schien. Unerschrocken ehrlich, zutiefst bewegend und urkomisch: dies ist das Buch, auf das Fans gewartet haben.


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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.01.2023

Tiefgründig, schockierend und inspirierend

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Auch wenn ich die Kultserie FRIENDS erst relativ spät für mich entdeckt habe: Sie hat mich damals restlos begeistert und verdient all den noch immer um sie anherrschenden Hype zu 100%. Could I BE any more ...

Auch wenn ich die Kultserie FRIENDS erst relativ spät für mich entdeckt habe: Sie hat mich damals restlos begeistert und verdient all den noch immer um sie anherrschenden Hype zu 100%. Could I BE any more in love with a TV show? I doubt it. Insbesondere der Charakter des Chandler Bing hatte es mir in puncto schauspielerisches Talent angetan - just wow. Keine Frage, dass ich die Autobiografie des betreffenden Darstellers Matthew Perry unbedingt lesen musste!

Und es ging gleich mit voller Wucht los: Mit seinem Beinahe-Tod.

"Diese Krankheit … dieses big terrible thing. Die Sucht hat so viel von meinem Leben ruiniert […]. Sie hat Beziehungen ruiniert. Sie hat mein tägliches Dasein ruiniert. […] Ich stehe mit dem Rücken zur Wand, die ganze Zeit."

Ich hatte in der Vergangenheit am Rande mitbekommen, dass Matthew unter Alkoholproblemen litt - im Detail hatte ich es nicht verfolgt, dachte mir lediglich bei jeder neuen Headline betrübt 'Echt schade.' (Es macht mich generell immer traurig, wenn Menschen sich selbst zugrunde richten, aber insbesondere bei jenen, die über so viel Talent verfügen, ist es besonders bitter. Bestes Beispiel: Whitney Houston.)

Kurzum: Ich wusste im Vorfeld, dass Alkoholismus und daraus resultierende gesundheitliche Probleme in diesem Werk eine Rolle spielen würden - aber holy sh*t, ich hatte ja keine Ahnung, dass es tatsächlich so knapp gewesen war. Es grenzt an ein Wunder, dass Matthew noch lebt. (Wenn ein Arzt den Angehörigen eines Patienten mitteilt, dass dessen Überlebenschance bei mickrigen 2% liegt, geht die Geschichte leider in den seltensten Fällen gut aus.)

Ich war ehrlich entsetzt über die Tatsache, dass es tatsächlich Krankenhäuser gegeben hat, die ihn - als potentiell sterbenden - Patienten abgewiesen haben. "»Matthew Perry stirbt nicht in unserem Krankenhaus.«" … (WTF, Cedar’s Sinai?! Seriously, shame on you.) Wenn ich sowas lese, kann ich nur fassungslos den Kopf schütteln.

"Nachdem Dad fort war, verstand ich bald, dass ich eine Rolle zu spielen hatte. Meine Aufgabe war es, zu unterhalten, zu erheitern, andere zum Lachen zu bringen, zu trösten, zu gefallen, der Hofnarr zu sein. […] Schon mit drei Jahren hatte ich gelernt, der Mann im Haus zu sein."

Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst Mutter bin und ALLES für das Glück meines Kindes tun würde, oder daran, dass ich grundsätzlich viel Mitgefühl für andere hege (und zugegebenermaßen nah am Wasser gebaut bin, hehe), doch mir standen beim Lesen zeitweise echt die Tränen in den Augen, weil mir dermaßen das Herz brach, als ich von Matthews Jugend las. Ich sage nicht, dass ich Drogenkonsum jeglicher Art gutheiße. In Bezug auf Matthew erschien mir jedoch alles so erschreckend nachvollziehbar, dass ich nur dachte 'I totally get it.' Diese Abwärtsspirale war bei ihm fast vorprogrammiert, einfach nur tragisch. (Dann wieder: Viele Menschen erleben irgendwann - leider - Dinge, die sie nachhaltig traumatisieren und greifen NICHT zu Drogen. Schwierig! Einigen wir uns darauf, dass ich niemanden verurteilen möchte; jeder lebt sein Leben so gut er kann.)

"Meine Mutter war gestresst von ihrer Arbeit, hochemotional (und verlassen worden), und wenn ich sie zum Lachen brachte, beruhigte sie sich genug, um Essen zu kochen, sich zu mir an den Tisch zu setzen und mir zuzuhören, wenn ich von meinem Tag erzählte […]."

Man kann und sollte nicht alle Probleme auf die Erziehung schieben - und ich finde, er betrachtet diesen Punkt mit erstaunlich viel Klarheit, Rationalität und Selbstreflexion -, trotzdem wurde mir mal wieder bewusst, wie elementar es für ein Kind ist, dass es sich bedingungslos geliebt und sicher fühlt. (An dieser Stelle ein Gruß in eigener Sache: Thanks, Mom. Und ja, das war Sarkasmus.)

"[…] so oft habe ich diese quälenden Gedanken: ich bin nicht genug, ich bin nicht wichtig, ich verlange zu viel. […] Ich brauche Liebe, aber ich traue ihr nicht. Wenn ich meine Chandler-Maske ablege, wenn ich zeige, wer ich wirklich bin, dann würde man mich wirklich sehen, oder schlimmer noch, mich sehen und verlassen. Und das ertrage ich nicht. Das würde ich nicht überleben. Nicht mehr."

Am liebsten hätte ich kurzerhand zum Hörer gegriffen, Matthew angerufen und gesagt: "Denk' da bitte nicht eine weitere Sekunde drüber nach. Du bist genug. Wer das nicht erkennt oder dir das Gefühl gibt, es wäre anders, hat in deinem Leben sowieso nichts verloren."

Trotz meines Mitgefühls gab es auch Inhalte, die mich in ein moralisches Dilemma gestürzt haben, denn: Manche Dinge, die Matthew so abgezogen hat, gehen nun mal gar nicht, egal wie man es dreht und wendet. Ich habe zwar einen soft spot für ihn, aber das darf kein Freibrief für gewisse Verhaltensweisen und Aussagen sein. Da wären z.B. seine völlig unangebrachten Kommentare in Bezug auf den Schauspieler Keanu Reeves:

"Offenbar sind es immer die wirklich Begabten, die unter die Räder geraten. Wie kommt es, dass so Begnadete wie River Phoenix und Heath Ledger sterben, aber Keanu Reeves immer noch unter uns weilt?"

Mein erster Gedanke war: 'Hey, hey, jetzt aber mal langsam! Ja, River und Heath sind viel zu früh von uns gegangen, keine Frage. Da wird dir jeder zustimmen. Aber Keanu ist, glaube ich, ein ziemlich netter, warmherziger Mensch. Talentiert noch dazu. Und abgesehen davon: Solche Aussagen find ich generell nicht cool. Sie sind unnötig, taktlos und völlig inakzeptabel.'

Die einzige Entschuldigung, die mir dazu einfallen würde, ist: Vor dem Hintergrund, dass Matthew mit River Phoenix eine sehr enge Freundschaft verbunden hat und sich aus dem betreffenden Kapitel, aus welchem dieses Zitat stammt, deutlich herausliest, wie heftig dessen Tod ihn noch immer schmerzt, KÖNNTE man den Kommentar mit viel Wohlwollen unter 'ziemlich unglückliche Wortwahl im Eifer des Gefechts' verbuchen. Vielleicht ist das nur naives Wunschdenken meinerseits; diese Aussagen verliehenen dem Ganzen jedenfalls einen schalen Beigeschmack.

Selbiges gilt für Matthews Verhalten gegenüber den vielen Frauen, die er verletzt hat. Ich glaube ihm, dass er ihnen nicht aus Bosheit wehgetan hat, sondern die Beziehungen eher aus einer Art Selbstschutz heraus beendete, à la 'Ich-verlasse-dich-bevor-du-womöglich-mich-verlässt'. Macht diese Erkenntnis die Situation für die betreffenden Damen im Nachhinein auf irgendeine Weise besser? Nope. Dennoch finde ich, es sagt viel über einen Menschen aus, wie er mit seinen Fehlern umgeht, ob er sie überhaupt erkennt, ob er sie aufrichtig bereut und an sich arbeitet. Und die Tatsache, dass Matthew mit einigen seiner Exfreundinnen inzwischen auf guter, gar freundschaftlicher Basis ist, sollte doch auch etwas wert sein. - Andererseits kann ich das lediglich aus einer distanzierten Position heraus so wohlwollend betrachten. Denn wenn ich mir hingegen vorstelle, dass es MEIN Kind gewesen wäre, das in solch einer Beziehung mit jemandem wie Matthew landet, der es komplett egoistisch und rücksichtslos behandelt, nur um nachher charmant lächelnd zu sagen 'War ja nicht böse gemeint' … Da könnte ich allein beim Gedanken daran vor Wut explodieren. To be fair, Matthew beschönigt nichts und geht mit sich selbst hart ins Gericht.

Unglaublich beeindruckend fand ich seine Offenheit, was seinen noch immer andauernden Kampf mit der Sucht angeht. Es ist keine typische Erfolgsstory à la: 'Ich hab’s geschafft, IHR könnt es auch schaffen', sondern er gesteht ehrlich, dass jeder Tag eine neue Herausforderung für ihn darstellt. Bestimmt gibt es zahlreiche Menschen, die gerade in einer ähnlichen Situation stecken, denen Matthews Geschichte Mut machen wird. Man kann ihm einiges vorwerfen, aber kapituliert hat er nie.

Ihr merkt es sicherlich schon an der Anzahl der Zitate: Der Schreibstil - schonungslos ehrlich, mitreißend, wortgewandt, detailliert, umgangssprachlich und dennoch deep - war genau mein Ding. Kapitellänge, Übergänge & Co. haben gepasst (abgesehen von ein paar thematischen Wiederholungen), in der Mitte gab es sogar einen Bildteil mit ausgewählten Schnappschüssen. Es ist kein rundum leichtherziger, humorvoller Read, sondern beinhaltet viele sehr ernste Passagen, die jedoch größtenteils mit einem Augenzwinkern erzählt bzw. mit Galgenhumor abgemildert werden. Wer rein auf Infos zu FRIENDS aus ist (Co-Stars, Drehalltag, etc.): Diese Zeit in Matthews Leben kommt natürlich zur Sprache, ist aber nicht das Hauptthema. Man lernt den Menschen DAHINTER kennen, und genau darauf hatte ich gehofft.

Fazit:

Die wohl traurigste Aussage dieses Buches (auf die sich in meinen Augen viele von Matthews Problemen zurückführen lassen) war: "Mein ganzes Leben lang hatte ich Angst, verlassen zu werden." Let that sink in. Es ist so menschlich - im Grunde hat doch jeder von uns mehr oder weniger Angst davor. Ich wünschte, Matthew hätte einen anderen Weg als die Drogen gewählt. Ich wünschte, ihm wäre all das erspart geblieben. Auf jeden Fall freue ich mich für ihn, dass er mittlerweile gesünder lebt und dass er uns mit diesem gleichermaßen schockierenden wie zum Nachdenken anregenden Werk genau das erlaubt, wovor er sich eigentlich am meisten fürchtet: ihn wirklich zu sehen, nachdem er seine Chandler-Maske abgelegt hat.

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Veröffentlicht am 12.01.2023

Sehr ehrlich, heftig und berührend🤍 Hut ab für diesen Mut

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Die Autobiographie von Matthew Perry ist einfach so gut gelungen. Sie hat mich auf so verschiedenste Art und Weise mitgenommen; ich musste weinen, schlucken, mal war ich erstaunt und schockiert, aber ich ...

Die Autobiographie von Matthew Perry ist einfach so gut gelungen. Sie hat mich auf so verschiedenste Art und Weise mitgenommen; ich musste weinen, schlucken, mal war ich erstaunt und schockiert, aber ich konnte auch grinsen und mich freuen, denn es gab durchaus auch sehr positive Dinge, die ich anhand dieser Biografie erfahren durfte.

Fangen wir mal am Anfang an, die ersten Seiten sind einfach nur heftig und berührend, mir kamen recht schnell die Tränen und ich war schockiert, wie schlecht es um Matthew bereits stand.. doch die Art wie er es erzählt, man spürt den Schmerz und es fühlt sich so verdammt echt und ehrlich an. Ich bin wirklich sehr dankbar, dass er diesen mutigen Schritt gewagt, seine Gefühle und Gedanken niedergeschrieben und mit uns geteilt hat.

Wie er sein sonstiges Leben beschreibt, gefällt mir auch sehr gut. Selten wurde es langweilig und die lockere Art, über Frauen und Familie zu sprechen haben es wirklich amüsant gemacht. Schön fand ich auch, zu erfahren, dass er sich sehr in Chandler Bing wieder erkennt. Das hat sich das ganze Buch über bemerkbar gemacht, man spürte die sehr humorvolle Art, wie man sie auch aus Friends kennt.
Er erzählt auch tatsächlich über recht viel, auch z.B. wie es zu Projekten und Rollen kam. Wirklich sehr interessante Aspekte.
Sehr schockierend und faszinierend für mich war die Offenheit, die er hier hatte. Geldbeträge werden genannt, sowie Personen positiv als auch negativ erwähnt. Ebenso hat mich das Business des Schauspiels wieder etwas schockiert, wie hart es dabei doch zugehen kann.

Vor dem Lesen hatte ich etwas Angst, dass mein schönes Bild der Friends Charaktere zerstört werden könnte, doch zum Glück war dem nicht. Die SchauspielerInnen scheinen auch wirklich ganz ganz tolle Menschen zu sein🥰

Diese Rezension könnte noch um einiges länger gehen, denn Matthews Geschichte ist lang und heftig. Ich würde mir einfach wünschen, dass auch ihr ihm diese Chance gibt, sie euch zu erzählen. Lest dieses Buch, es ist wirklich sehr echt und berührt einen! Vor allem wahre Friends Fans🥰🤍

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Veröffentlicht am 07.01.2023

Noch nie einen so selbst reflektierten Menschen erlebt wie Matthew Perry

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Zuerst ein großes Dankeschön an die Bloggerjury und Lübbe für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Dies beeinflusst natürlich in keiner Weise meine Meinung!

„Hi, ich heiße Matthew, aber Sie kennen ...

Zuerst ein großes Dankeschön an die Bloggerjury und Lübbe für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Dies beeinflusst natürlich in keiner Weise meine Meinung!

„Hi, ich heiße Matthew, aber Sie kennen mich vielleicht unter einem anderen Namen. Meine Freunde nennen mich Matty. Und ich müsste längst tot sein. Wenn Sie so wollen, betrachten Sie das, was Sie jetzt lesen, als eine Geschichte aus dem Jenseits. Meinem Jenseits.“ (S. 13)

Als ich gesehen habe, dass im November 2022 die Autobiografie von Matthew Perry auf deutsch erscheint, war mir klar, dass ich sie brauche und lesen muss. Mit meinen 24 Jahren bin ich zwar in der FRIENDS Zeit geboren, allerdings brach die Liebe zu der Serie erst 2021 durch, fast 30 Jahre nach der Erstausstrahlung der ersten Folge. Sie hat meinen Sommer 2021 und mein Leben geprägt und ich liebe sie bis heute. Die Geschichten rund um Monica, Ross, Rachel, Joey, Phoebe und Chandler haben mich fasziniert und zum Lachen gebracht. Sie ist die perfekte Serie, doch was man nicht sieht, wenn man es nicht weiß, ist, wie es Matthew Perry alias Chandler Bing geht. Wie er mit seiner Sucht und seinem Leben zu kämpfen hat und genau das hat er in diesem Buch erzählt.

Abgesehen von Jennifer Aniston war mir nicht ein Name aus der Serie damals ein Begriff. Heute habe ich viele Gesichter und Namen vor mir, teilweise mit wahnsinnigen Geschichten. Doch die heftigste Geschichte ist die von Matthew Perry. Bevor ich von der Autobiografie erfahren hatte, wusste ich nicht, was Matthew alles schon hinter sich hatte. Mir sind auch seine Auffälligkeiten in der Serie nicht aufgefallen, da ich nicht wusste, worauf ich achten musste. Seine Geschichte hat meine Sicht auf die Dinge in vielerlei Hinsicht verändert, doch darauf komme ich später nochmal zurück.

Das Buch beginnt mit einem wunderschönen und emotionalen Vorwort von Lisa Kudrow alias Phoebe Buffay. Es hat mich wirklich sehr berührt und man hat ihre Zuneigung zu Matthew deutlich spüren können. Ich hätte gerne weitere Texte von seinen Arbeitskolleginnen und Kollegen gelesen, doch ich verstehe auch, warum es nicht so ist. Es ist immerhin seine Geschichte und er steht im Mittelpunkt und nicht die anderen. Matthew Perry beschreibt seinen Leidensweg sehr bildlich und humorvoll. Manchmal musste ich einfach schmunzeln, obwohl die Situation verdammt ernst war, so hat er versucht dem Ganzen die Schärfe zu nehmen. Dies gelang ihm fast immer, doch man konnte spüren, wie es ihn veränderte und emotional mitnahm.

„Ich will eine Verbindung. Ich will diese Verbindung zu etwas, das größer ist als ich, weil ich davon überzeugt bin, dass nur sie mein Leben wirklich retten kann. Ich will nicht sterben. Ich habe Angst vor dem Tod.“ (S. 262/263)

Matthew Perry hat mich mit seiner Lebensgeschichte total überrascht und das im positiven Sinne. Klar, man erwartet bei diesem Buch, dass es um Sucht geht, doch was mich zwischen diesen Seiten letztendlich erwartet hat, das habe ich nicht kommen sehen. Als Säugling, gerade einmal zwei Monate alt, bekam er Phenobarbital, ein starkes, abhängig machendes Beruhigungsmittel. Vermutlich die Grundlage seiner späteren Abhängigkeit. Als er neun Monate alt war, ließen seine Eltern sich scheiden und die anschließende Distanz zwischen den Elternteilen war enorm. Daher wuchs Matthew Perry die erste Zeit in Kanada bei seiner Mutter auf. Er bemerkte schnell, dass er eine Rolle spielen musste, nachdem sein Vater weg war, also versuchte er sein Bestes um alle zu erheitern und zum Lachen zu bringen. Das war seine Aufgabe. Doch seine Mutter war beruflich so stark eingebunden, dass sie kaum Zeit und Aufmerksamkeit für den kleinen Matty aufbringen konnte. Er lernte früh, was Einsamkeit war, und entwickelte daraus auch seine Angst verlassen zu werden. Mit vierzehn jungen Jahren trank er zum ersten Mal Alkohol und mit fünfzehn Jahren zog er nach Los Angeles zu seinem Vater. Ab da geht es dann langsam richtig los. Der Alkohol wird Matthews täglicher Begleiter bis sich dann auch noch Zigaretten und Opiate dazu gesellen. Immer wieder geht er in eine Entzugsklinik und immer wieder wurde er rückfällig, überwiegend durch Fehler von Ärzten, die ihm immer wieder bei Schmerzen oder Unfällen Opiate verschrieben, ohne sich nach seiner Vorgeschichte zu erkundigen, was meiner Meinung nach einfach unverantwortlich ist!

„Der Gedanke, berühmt zu sein, der Gedanke, reich zu sein, der Gedanke, ich zu sein – ich kann nichts davon genießen, wenn ich nicht high bin. Und ich kann mir die Liebe nicht vorstellen, ohne high sein zu wollen.“ (S. 262)

Matthew beschreibt unglaublich bildlich, wie er sich in den jeweiligen Situationen gefühlt hatte. Seine Angst, wenn er in einer Beziehung war, verlassen zu werden, was dazu führte, dass er jede Beziehung abbrach, bevor er verletzt werden konnte. Während man liest, bekommt man das Gefühl selbst süchtig zu sein. Man erwartet förmlich seinen nächsten Drink oder die nächsten Opiate. Man leidet mit ihm in den Entzugskliniken. Alles ist so detailliert beschrieben und hat immer wieder mein Herz schwer werden lassen. Ab und zu musste ich abbrechen und eine kurze Pause einlegen, weil es einfach zu viele Gefühle waren. Immer wieder ging mir beim Lesen durch den Kopf wie unfassbar stark und selbstreflektiert Matthew Perry ist. Seine Art zu schreiben hat mich tief berührt und fasziniert.

Die Biografie hat mir die Augen etwas mehr geöffnet und mich nachhaltig verändert. Nachdem ich dieses Buch beendet hatte vor einigen Tagen, da habe ich mir direkt ein neues Buch geschnappt und habe wieder gelesen. Dennoch habe ich gespürt, dass mich die Biografie weiterhin verfolgt und mich auch nicht loslässt. In meinem aktuellen Buch ist Alkohol- und Drogenkonsum auch ein Thema, aber es wirkt da so weich und überhaupt nicht ernst. Es ist normal geworden über Drogenmissbrauch zu schreiben und es sozusagen zu verharmlosen und genau das hat mich erschreckt. Vor dem Buch von Matthew, wäre mir die Tatsache nicht bewusst gewesen, wie ernst und gefährlich so eine Sucht ist und sein kann. Zwischen meinem aktuellen fiktiven Roman und der realen Autobiografie von Matthew Perry liegen Welten und ich finde, dass wenn Drogen- und/oder Alkoholmissbrauch in Romanen vorkommen, es auch wirklich, wirklich ernstgenommen wird und es nicht so wirkt als wäre Drogenkonsum total in Ordnung und cool, weil es ja jeder macht. Matthew hat mit seinen Süchten ein Leben am Limit geführt. Er ist öfter dem Tod von der Schippe gesprungen als jeder andere, der diese Rezension hier liest. Bitte nehmt dieses Thema ernst!

Für mich ist „Friends, Lovers and the Big Terrible Thing” mein erstes Buch dieses Jahr und auch mein erstes Highlight. Schon lange hat mich kein Buch so sehr berührt und fasziniert, wie dieses hier. Allerdings muss ich auch sagen, dass diese Biografie nichts für Personen mit schwachen Nerven ist. Viele Situationen sind wirklich sehr detailliert beschrieben, vor allem seine Rausch- und Entzugszustände, welche wirklich sehr intensiv sind und einem auch gerne Mal den Boden unter den Füßen wegreißen. Für alle, die wirklich hart im Nehmen sind und generell für FRIENDS Fans ist dieses Buch ein Must – Have! Ich liebe dieses Buch wirklich sehr und werde es ab jetzt für immer in meinem Herzen tragen!

„Entgegen aller Wahrscheinlichkeit hat er überlebt, aber mir war nicht klar, wie oft er es beinahe nicht geschafft hätte. Schön, dass du da bist, Matty. Gut gemacht. Ich liebe dich.“ – Lisa Kudrow (S.12)


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Veröffentlicht am 02.01.2023

Ehrlicher geht es kaum

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"Friends" - eine Serie, die viele ins Herz geschlossen haben. Die sechs Hauptdarsteller zeigen, wie es in einer Clique so vor sich geht, erleben Abenteuer, Beziehungen, Turbulenzen, Trennungen, Trauer, ...

"Friends" - eine Serie, die viele ins Herz geschlossen haben. Die sechs Hauptdarsteller zeigen, wie es in einer Clique so vor sich geht, erleben Abenteuer, Beziehungen, Turbulenzen, Trennungen, Trauer, Liebe und vor allem Freundschaft. Eine Freundschaft, die sie zusammenhält, die sie immer wieder davon überzeugt, dass es im Leben weitergeht und man sich vor nichts zu fürchten braucht.

Einer der Hauptdarsteller - Matthew Perry - spielt den Charakter Chandler Bing. Einen sarkastischen, auch auch sehr klugen und manchmal melancholischen jungen Mann, der durch seinen Humor einen großen Beitrag in der Clique leistet. Er kann sich bedingungslos auf seine Freunde verlassen und bekommt Hilfe, wo es nur geht. Er heiratet seine große Liebe Monica, kauft ein Haus, bekommt Kinder. Ihm geht es gut.

Im wahren Leben ist es Matthew Perry allerdings nicht so gut ergangen, wie seinem Schauspielcharakter Chandler Bing. Denn ihn hat eine andere "Freundschaft" fest im Griff. Die Sucht. Die Sucht nach Alkohol und Medikamenten. Ein schlimmer Freund, dem er jedoch nicht entsagen kann und ein Freund, der ihm schon mehrmals hätte das Leben kosten können.

In seiner Autobiografie erzählt Matthew Perry ohne Schnörkel, ohne Schönung und ohne die Schuld groß bei anderen zu suchen, wie er in diese Sucht hineingekommen ist und wie schwer es ihm fällt, wieder herauszukommen.

Schon in sehr jungen Jahren griff er zum Alkohol und als seine Schauspielkarriere noch klein war, kamen die ersten Medikamente dazu.

Doch nicht nur Alkohol und Medikamente machen ihm das Leben schwer, auch er selbst, weil er ständig nach Aufmerksamkeit sucht und vor allem bei jedem als "gut" angesehen werden will. Ist dies nicht der Fall oder gerät er an Personen, die es nicht so gut mit ihm meinen, rettet er sich in einen Alkohol- und Medikamentenrausch, um zu verdrängen und zu vergessen. Er sucht nach Bestätigung, nach Anerkennung und Liebe.

Gleich zu Anfang erzählt Matthew Perry von einer Nahtoderfahrung der schlimmsten Art und in kleinen Kapiteln, "Intermezzo" genannt, erfahren, wir, wie es aktuell (bei Beendigung des Buches) um ihn steht. Ansonsten erzählt er, meist nicht sehr chronologisch, von seinem Leben, vpm Kennenlernen seiner Eltern bis hin zu eben diesem tragischen Erlebnis, das sein Leben fast gekostet hätte.

Ich war erschüttert, wie tief der Schauspieler, der zu meinen Lieblingsfiguren in der Serie "Friends" zählt, sich in seiner Sucht befindet, aus der es - meines Erachtens - keinen Ausweg mehr für ihn gibt. Seine Abhängigkeit ist so stark, dass er nach mehreren Entzügen, viele davon kalt, und Therapien trotzdem wieder rückfällig wurde. Das Ende des Buches hat mich auch zögernd zurückgelassen. Zögernd zu glauben, dass er es schafft. Denn wenn man darüber hinwegsieht, was die Sucht mit seinem Körper angestellt hat, hatte ich irgendwie das Gefühl, dass er fast zärtlich und liebevoll von seiner Abhängigkeit redet. Sie gehört zu ihm dazu, sie weist ihm den Weg und hat ihn im Griff. Die Momente, in denen er der Sucht den Mittelfinger zeigen konnte, waren nur kurz und schmerzhaft.

Aber nicht nur in seine Sucht gibt Matthew Perry Einsicht, auch in seinen Werdegang zu dem Schauspieler, der er heute ist. Er verdankt der Serie "Friends" sehr viel. Die Berühmtheit ist da nur ein Beispiel. Bis heute verdient er damit Geld und hat sich auch mit Nachfolgerollen in Filmen einiges dazu verdienen können. Sein größter Hit war "Keine halben Sachen", an dessen Erfolg er aber leider auch nicht mehr anknüpfen konnte. Wobei ihm hier aber auch seine sehr angeschlagene Gesundheit einen Strich durch die Rechnung macht.

Wer die Rolle Chandler Bing kennt, weiß, dass dessen Stärke der Humor ist. Im wahren Leben ist Matthew Perry ebenfalls damit ausgestattet und dies ist auch etwas, was man ihm zu Gute halten muss. Denn auch im Buch gibt es einige Stellen, die er mit Humor auszeichnet und so noch mal einiges mehr von seinem wahren Ich zeigt.

Die schonungslose Ehrlichkeit, mit der er sein Leben erzählt, hat mich tief beeindruckt. Es kostet unheimlichen Mut, sich so zu öffnen. Und zu entschuldigen. Dies tut er an mehreren Stellen. Nicht nur bei seinen Lesern und Fans, auch bei ehemaligen Lebensgefährtinnen, Freunden und Schauspielkollegen, die es nicht sehr einfach mit ihm hatten.

Ich wünsche ihm für die Zukunft alles Gute, dass er seine Sucht vielleicht so weit in Schach halten kann, dass man nicht irgendwann lesen muss, dass sie ihn matt gesetzt hat. Ich wünsche ihm, dass er Frieden findet und merkt, dass er es nicht allen anderen, sondern vor allem sich selbst recht machen muss und dass er weiß, dass er nicht alleine auf dieser Welt ist. Denn gerade seine Familie, die immer hinter ihm stand, ist weiter für ihn da. Ich wünsche ihm, dass er endlich seine große Liebe findet, eine Frau, die ihm das geben kann, was er verdient, die ihn stützt und so liebt, wie er wirklich ist.

Ich wünsche ihm von Herzen, dass diese "Big Terrible" Thing nicht mehr sein Leben beherrscht, sondern er der Herrscher wird und dass er endlich Matthew sein kann und keinem etwas vorspielen muss.

Meggies Fussnote:
Ehrlicher geht es kaum.

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Veröffentlicht am 19.11.2022

Die ergreifende Geschichte eines suchtkranken Superstars: von seelischen Abgründen am Rande der Hollywoodtraumindustrie

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Matthew Perry hat als Chandler Bing in der US-amerikanischen Serie „Friends“, die von 1994 bis 2004 produziert wurde, mit seinem Witz und Esprit ein Millionenpublikum begeistert, und damals auch meine ...

Matthew Perry hat als Chandler Bing in der US-amerikanischen Serie „Friends“, die von 1994 bis 2004 produziert wurde, mit seinem Witz und Esprit ein Millionenpublikum begeistert, und damals auch meine Abende um einige Wohlfühlmomente verschönert. Nach der Friends-Reunion 2021 kam nun (2022) seine Autobiografie „Matthew Perry – Friends, Lovers and the Big Terrible Thing“ bei Bastei Lübbe heraus. Das Buch zeichnet ein faszinierendes Porträt von dem Schauspieler und dreht sich vor allem um seine Alkohol- und Tablettensucht, und um seinen Umgang damit.

Matthew Perry besitzt einen sehr angenehmen Schreibstil – er hat diesen trockenen englischen Humor, der an Sarkasmus grenzt. Selbst über die schlimmsten Sachen noch einen Witz zu reißen war von Kind an seine Überlebensstrategie. Als der Vater die Familie verließ, übernahm Matty, wie seine Freunde ihn nennen, die Verantwortung für seine Mutter. Er lernte, dass er sie mit Witzen aufmuntern konnte, und, dass lustig sein mit Liebe belohnt wird. Genau diese Strategie, die irgendwann zu einem Teil seiner Persönlichkeit wird, ist es, mit der er später die Rolle des Chandlers in Friends füllt. Das Buch dreht sich allerdings weniger um die Serie und wie es mit seinen Kollegen am Set lief, sondern es geht vor allem um das „Big terrible Thing“, Matthew Perrys Alkohol- und Tablettensucht. Er zeigt, wie die Krankheit seine Beziehungen prägt, seien es Liebesbeziehungen oder Freundschaften. Die Mit-Ursachen für die Krankheit findet er in seinen frühesten Bindungen. Schon der Großvater hatte Alkoholprobleme und Matthew Perry wurde bereits als Säugling – er war ein Schreikind – mit Medikamenten ruhiggestellt.

Das Buch beginnt hochdramatisch mit einem Nahtoderlebnis. Im weiteren Verlauf wird in elf Kapiteln mit je einem „Intermezzo“ Matthew Perrys Lebensgeschichte, beginnend mit dem Kennenlernen seiner Eltern und endend als er 53 Jahre alt ist, dargestellt. Die „Intermezzo“ könnten als Exkurse gesehen werden, wären jedoch nicht notwendig gewesen, denn der Großteil des Buchs scheint ohnehin nicht streng chronologisch strukturiert. Sollte es einen roten Faden gegeben haben, ist mir dieser zumindest ab der Mitte des Buches verborgen geblieben. Matthew Perry hüpft wild zwischen Ereignissen, Beziehungen, Filmdrehs, Aufenthalten in Entzugskliniken, Zeiten der Produktivität und des Clean- beziehungsweise Trockenseins und Rückfällen hin und her. Manche Ereignisse werden mehrfach erzählt und ab einem gewissen Punkt wiederholen sich die Inhalte (Film drehen – Beziehungen eingehen und beenden – Entzug durchmachen – rückfällig werden etc.). Ein Orientierungspunkt ist das Jahr, in dem er die Rolle des Chandler Bing bei Friends bekommt, dies ist ein großer Wendepunkt in seinem Leben. Ich habe die Sprünge und Wiederholungen nicht als sehr störend empfunden, sie machen das Buch eher noch authentischer, denn sie passen zu seinem Krankheitsbild. Was Matthew Perry schreibt, und vor allem, wie er das tut, ist so packend, bedrückend, so offen und ehrlich, dass man Dinge gerne mehrmals liest, Hauptsache das Buch endet noch nicht.

Matthew Perry lässt den Leser nah an sich heran, so nah, wie ich es für Autobiografien berühmter Persönlichkeiten nicht unbedingt kenne. Man lernt einen Mann kennen, vor dem man den Hut zieht, nicht nur, weil er tapfer so viel durchgestanden hat, sondern auch, weil er so mutig ist, sich so darzustellen, wie er ist. Er beschönigt seine Schwierigkeiten Bindungen einzugehen nicht, er gesteht Irrtümer und Eitelkeiten. Er lässt den Leser und die Leserin bis in die tiefsten Schwärzen seiner Seele sehen – und in die seiner Eltern. Man glaubt, den wahren Menschen Matthew Perry zu spüren, den, der zur oberen Liga von Hollywood gehört, millionenschwer ist und so leichtherzig Häuser kauft, wie andere Menschen nicht einmal Schuhe - und dabei innerlich so zerrissen, einsam und seine Seele so fragil ist. Einer, der sich selbst als „egoistisches, faules Arschloch“ (E-Book Position 3587) und wenig später als guten Menschen (Position 3631) bezeichnet. Einer, der sein Leben lang versucht, eine innere Leere zu füllen, die offensichtlich nicht füllbar ist, der durch die Hölle ging (beziehungsweise durch 65 Entzüge, zumindest zum Zeitpunkt des fünften Kapitels) und doch niemals aufgegeben hat. Das Buch ist das berührende und schonungslos ehrliche Zeugnis eines Mannes, der in einer prekären Familiensituation aufwuchs, der glaubte seine seelischen Wunden mit beruflichem Erfolg, Ruhm und finanziellem Reichtum schließen zu können und herausfinden musste, dass dies nicht möglich ist. Es ist auch ein gesellschaftskritischer Roman, der zeigt, wie erbarmungslos die Hollywoodfabrik mit ihren Stars umgeht. Über Matthew Perrys Alkohol- und Tablettensucht wird am Set großzügig hinweggesehen, solange er noch einigermaßen funktioniert. Selbst seine Kollegen von Friends, die er als Freunde sieht, fragen ihn erst sehr spät, was los ist. Es scheint ganz so, wie Matthew Perry es von Kind an gewöhnt ist: „Jeder kämpft für sich allein“ (Position 3291). Dabei zeigt Matthew Perry, wie wichtig es für ihn war, dass jemand sich einmischte, denn erst nachdem jemand, meistens seine aktuelle Freundin, Klartext mit ihm sprach, gestand er sich in mehreren gefährlichen Situationen die Wahrheit ein und handelte.

Das Buch ist hoch spannend zu lesen und wirft viele Fragen auf – ganz sicher bei jedem Leser und jeder Leserin andere. Ich frage mich nach wie vor, wie ein Hilfsangebot aussehen könnte, das Menschen, die an Süchten leiden bestmöglich begleitet. Suchtkliniken sind, so Matthew Perry, keine hilfreichen Einrichtungen.

Das Buch hat insofern auf mich einen ernüchternden Nachgeschmack gehabt, denn meiner Meinung nach gibt es letztlich für Matthew Perry kein Happy End. Alkoholiker ist man bis ins Grab, so seine nüchterne Erkenntnis ungefähr in der Mitte des Buchs. Zum Ende hin wird sein Tonfall versöhnlicher, gelassener, er hat durch Therapien und beharrliches Weitermachen lebensverändernde Erfahrungen gemacht, Lösungsansätze für sich gefunden, wichtige Einsichten gewonnen, hat sich verändert und weiterentwickelt. Aber abstinent zu bleiben, wird nach meinem Eindruck auch in Zukunft ein Kampf für ihn bleiben. Jeden Tag muss er sich erneut aktiv gegen den Alkohol entscheiden.

Matthew Perrys Lebensweg hat mich beeindruckt, und, mehr noch, hat mir die Art, wie er seine Symptome und den Umgang damit beschreibt, geholfen, als Nicht-Alkoholiker ansatzweise eine Ahnung davon zu bekommen, wie es sein muss. Zudem bin ich nun bestens über die Bandbreite, Wirkungsweise und Auswirkungen von Rausch- und Betäubungsmitteln informiert.

Weniger würde ich Matthew Perrys Autobiografie den Fans von Friends empfehlen, die vor allem an seinem Mitwirken an der Serie, oder dieser an sich interessiert sind. Wer aber wissen will, wie Matthew Perry tickt und etwas über Tabletten- und Alkoholsucht erfahren möchte, sollte unbedingt dieses Buch lesen. Es könnte auch für die interessant sein, die selbst ähnliche Probleme haben oder für deren Angehörige. Wobei ich mir vorstellen könnte, dass es manche, die an Tabletten- oder/und Alkoholsucht erkrankt, auf dem Weg dahin oder davon weg sind, triggern könnte. Auch wenn sich sicher niemand ein Nahtoderlebnis wünscht, könnten dennoch die Beschreibungen der zunächst einmal ja positiven Wirkung von Alkohol als soziales Schmiermittel und die beruhigende oder leistungssteigernde Wirkungen von Barbituraten oder Tranquilizern zum Versuch oder erneutem Konsum anregen.

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