Cover-Bild Die Harpyie
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 229
  • Ersterscheinung: 09.04.2021
  • ISBN: 9783406766633
Megan Hunter

Die Harpyie

Roman
Ebba D. Drolshagen (Übersetzer)

"BRILLANT. EINE ZUTIEFST ERSCHÜTTERNDE, GROSSARTIGE LEKTÜRE."
DAISY JOHNSON, AUTORIN


Als Lucy erfährt, dass ihr Ehemann Jake sie betrügt, soll eine verhängnisvolle Abmachung die Ehe retten: Drei Mal darf Lucy Jake bestrafen. Wann und auf welche Weise, entscheidet sie. Ein gefährliches Spiel zwischen Rache und Vergebung entbrennt – und schließlich erwacht eine Seite in Lucy, die schon immer tief in ihr geschlummert hat. Bildreich und sprachmächtig erzählt Megan Hunter ein atemberaubendes, dunkles Märchen über eine Verwandlung, aus der es kein Zurück mehr gibt.

Lucy und Jake Stevenson leben mit ihren beiden Söhnen am Rande einer wohlhabenden Kleinstadt in England. Während Jake täglich zur Universität pendelt, arbeitet Lucy von zu Hause aus und kümmert sich um die Kinder. Doch eines Nachmittags zerstört ein Anruf die Familienidylle: Jemand möchte Lucy wissen lassen, dass Jake eine Affäre mit einer Arbeitskollegin hat. Das Paar beschließt zusammenzubleiben, trifft aber eine Vereinbarung als Ausgleich für den Verrat: Lucy wird sich drei Mal an Jake rächen – und er weiß nicht, wann und auf welche Weise. Während die beiden sich auf ein subtiles Spiel um Verbrechen und Strafe einlassen, beginnen sich Lucys Körper und Geist allmählich zu verändern, die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit verschwimmen – eine Verwandlung, die sich nicht mehr aufhalten lässt … «Die Harpyie» erzählt eine packende Geschichte über Liebe und Verrat, Mutterschaft und Frausein, Wut und Befreiung. Ein Roman von archaisch-mythologischer Kraft und zugleich gegenwärtiger gesellschaftlicher Relevanz.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2023

Ehefrau. Mutter. Harpyie.

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Als Lucy erfährt, dass ihr Ehemann Jake sie mit einer Arbeitskollegin betrügt, berstet ihre Welt. Sie ist wütend und nicht bereit sich in die Position der gedemütigten Ehefrau drängen zu lassen. Lucy, ...

Als Lucy erfährt, dass ihr Ehemann Jake sie mit einer Arbeitskollegin betrügt, berstet ihre Welt. Sie ist wütend und nicht bereit sich in die Position der gedemütigten Ehefrau drängen zu lassen. Lucy, für die Mann und Familie stets erste Priorität hatten, findet keine Worte für den Treuebruch. Auch Jake gelingt keine Aussprache. Sie versuchen auf ungewöhnliche Art, die Dinge in Ordnung zu bringen: Jake bietet Lucy an, dass sie ihn zum Ausgleich ebenfalls verletzen darf. Drei Mal soll sie ihm wehtun dürfen, damit seine Schuld abgegolten ist, doch er wird nicht wissen wann und wie sie ihn verletzt.
Lucy, die schon immer fasziniert war von der Harpyie, identifiziert sich während der folgenden Zeit mehr und mehr mit der mythologischen Figur. Der innere Monolog, dem das Buch folgt, deutet an, dass Lucy nach Lukes Affäre mehr an als nur die Beziehung zu ihm infrage stellt. Ihre behagliche Normalität scheint unwiderruflich zerstört.
Unwillkürlich stellt Lucy nicht nur ihre Rolle als Frau, sondern auch ihre Rolle als Mutter infrage. Mehr und mehr scheint sie damit ihr Lebensfundament unter den Füßen zu verlieren.

Es ist kein besonders dickes Buch, aber gerade das lässt einen staunen wie viel psychologisches Porträt Megan Hunter auf überschaubare 230 Seiten zeichnet. Es ist kein leichtest Buch für zwischendurch, aber wenn man sich dafür entscheidet, lässt es einen bis zum Ende (und vielleicht darüber hinaus) nicht mehr los.

Veröffentlicht am 30.07.2021

Faszienierende Geschichte

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"Ich fragte meine Mutter, was eine Harpyie sei; sie sagte, dass sie Männer für das strafen, was sie tun"

Das Buch erzählt die Geschichte einer Ehe. Der Mann geht fremd und die beiden treffen eine Übereinkunft, ...

"Ich fragte meine Mutter, was eine Harpyie sei; sie sagte, dass sie Männer für das strafen, was sie tun"

Das Buch erzählt die Geschichte einer Ehe. Der Mann geht fremd und die beiden treffen eine Übereinkunft, wie sie damit umgehen wollen.

Dem Schreibstil war ich sofort verfallen. Ich wollte keinen Satz verpassen, manche las ich sogar zweimal. Das Buch ist wirklich auf eine außergewöhnliche Art und Weise geschrieben.

Mit der Protagonistin Lucy konnte ich mich nicht identifizieren, aber sie hat mich fasziniert. Sie ist eine interessante Figur mit einer undurchsichtigen Vergangenheit. Etwas schlummert in ihr und die Verknüpfung mit dem Bild einer Harpyie oder viel mehr mit den verschiedenen Bildern einer Harpyie hat mich beeindruckt.

Die Atmosphäre hatte was Unheilvolles, es war düster und hat dafür gesorgt, dass ich fast die ganze Zeit sehr angespannt gelesen habe.

Die Verletzung auf ihrer Seite und die Schuld auf seiner waren klar zu spüren. Aber da war auch noch der Wunsch, wieder zurück zu dem zu kommen, was die beiden hatten. Sie wussten nur nicht, wie. Sie finden dann aber doch noch einen Weg. Einen ungewöhnlichen, aber er scheint für sie zu funktionieren.

Jakes Angebot hat irgendeinen Wesenszug in Lucy angesprochen, der bisher wohl tief in ihr verschlossen gewesen war... Das Angebot und dessen Umsetzung veränderte sie.

Es ist ja so schon schwer genug, eine Beziehung zu retten, in der betrogen wurde. Aber was danach kam... Ich konnte mir kaum vorstellen, dass man danach noch normal weitermachen kann. Das übersteht doch keine Ehe. Krasse Idee.

Ich bin mir nicht sicher, ob Jake seinen Vorschlag nicht recht schnell bereut hat. Ob er vielleicht gedacht hat, dass sie ihn nicht annehmen würde oder ob er nicht damit gerechnet hat, was dann auf ihn zukommt. Aber er macht keinen Rückzieher. Vielleicht hat er wirklich gehofft, so seine Ehe zu retten.

Mir hat es gefallen, wie Mutterschaft in diesem Buch als das dargestellt wird, was es ist und nicht wie die Allgemeinheit es gern hätte. Was von einer Frau verlangt wird, wie eine perfekte Mutter von der Gesellschaft gezeichnet wird, ein sehr unrealistisches Bild. Ihre Auseinandersetzung mit sich selbst, ihrer Vergangenheit, ihrer Ehe und ihrem Selbstbild als Mutter mochte ich sehr.

Das Ende fand ich irritierend und ehrlich gesagt etwas besorgniserregend ^^ ich bin mir nicht sicher, ob ich das Werk in seiner Gänze begriffen habe, fand es aber im Gesamten richtig gut. Vor allem der Schreibstil hat es mir angetan. Ich verstehe, warum das Buch polarisiert. Ich hatte ein außergewöhnliches Leseerlebnis und bin froh, dass ich mich für dieses Buch entschieden habe.

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Veröffentlicht am 19.04.2021

Außergewöhnliche Schreibkunst

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Ein Leben in einer Kleinstadt, der Alltag mit zwei Kindern, die Routine im Job. Das Paar Lucy und Jake durchlebt die klassischen Muster einer langjährigen Beziehung. Auch die Affäre, auf die Jake sich ...

Ein Leben in einer Kleinstadt, der Alltag mit zwei Kindern, die Routine im Job. Das Paar Lucy und Jake durchlebt die klassischen Muster einer langjährigen Beziehung. Auch die Affäre, auf die Jake sich einlässt, ist schon fast vorhersehbar.

Nur begegnen die beiden eben diesem Ehebruch mit ganz anderen Reaktionen, als bislang vielfach dargestellt.
Lucy darf Jake verletzen, dreimal, nur sie bestimmt die Art und Weise und den Zeitpunkt. Anfangs noch zögerlich, beginnen zunehmend die Handlungen in Lucy`s Welt von der Realität in den Wahn abzurutschen.

Dieses Buch kommt gänzlich ohne Klischees aus, obwohl es sich an der klassischen Zerrüttung einer Beziehung bedient. Die Schilderung von Lucy`s Gedankenwelt sind so kraftvoll und fast poetisch erzählt, dass es einen nicht mehr loslässt.

Ein außergewöhnlicher Roman, mit exzellenter, feiner Sprache und einem intelligenten Blick in die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen. Von der ersten bis zur letzten Seite absolut fesselnd und besonders.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Rache

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Am Anfang des Romans dachte ich über das Prinzip der Rache nach mit vollkommener Unverständnis, da mir diese Sicht und Handlungsweise so fern liegt .dann fand ich es psychologisch interessant und ab einem ...

Am Anfang des Romans dachte ich über das Prinzip der Rache nach mit vollkommener Unverständnis, da mir diese Sicht und Handlungsweise so fern liegt .dann fand ich es psychologisch interessant und ab einem bestimmten Punkt verstand ich , dass ich es gar nicht mit mir vergleichen, kann, aus dieser Sicht sehen, da ich diese Lebenserfahrungen der Protagonistin nicht erfahren habe. Ab da hat mich das Buch betroffen gemacht und die letzten Seiten haben mich fast ein bißchen verstört .

Ich denke das Buch wird mich noch eine Weile beschäftigen und nachwirken.

Jetzt werde ich erst mal etwas über die mythologische Rachefigur der Harpyie nachlesen und mir Gemälde dazu anschauen, denn da sich die Protagonistin mit dieser Figur im Roman so stark in ihrem Leben auseinandergesetzt hatte, reizt es mich jetzt auch mehr über die Figur zu erfahren.

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Mystisch-düstere Metamorphose

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Lucy Stevenson ist Mitte 30, hat ihre beruflich-akademische Karriere zugunsten der zwei kleinen Söhne zurückgestellt, führt nach außen hin eine konservativ-glückliche Vorstadt-Idylle und managt den Tagesablauf ...

Lucy Stevenson ist Mitte 30, hat ihre beruflich-akademische Karriere zugunsten der zwei kleinen Söhne zurückgestellt, führt nach außen hin eine konservativ-glückliche Vorstadt-Idylle und managt den Tagesablauf der Familie. Dann erfährt sie durch einen Anruf, dass ihr Mann Jake sie mit einer älteren, erfolgreichen Biologie-Kollegin am Institut seit Monaten betrügt. Schlagartig gerät ihre Welt und ihre Gefühle durch die Kränkung, den Verrat ins Wanken – eine seit Generationen vererbte, unterdrückte Wut ist nicht mehr zu bändigen. Um sich Kontrolle darüber zu verschaffen und ihre Familie zusammenzuhalten, will sie Jake dreimal unverhofft bestrafen – er willigt ein. Ein Rachefeldzug beginnt, aber auch ein präziser und tiefer Einblick aus der Ich-Perspektive in die verwundete Seele einer tief verletzten Frau, bei der alte Wunden aus einer gewaltvollen Familie aufbrechen. Der Ehebetrug scheint nur der letzte Tropfen im vollen Fass gewesen zu sein – es beginnt Lucys unaufhaltsame psychische und physische Verwandlung in einen rachsüchtigen Ungeheuer-Frauenvogel aus der griechischen Mythologie: Harpyien haben sie seit der Kindheit fasziniert, nie waren sie ganz aus ihren Gedanken verschwunden. Kursiv gesetzte Rückblicke machen Lucys lebenslange und wahnhafte Fixierung auf die mythischen, gewalttätigen Wesen im Roman sichtbar. Scheinbar ein Ventil, um ihre traumatische Kindheit in der Fantasie zu überstehen. Wie weit wird Lucy bei ihren drei immer bösartigeren Vergeltungsschlägen gehen?

Megan Hunter ist ein von der ersten Seite an psychologisch messerscharfer und unheimlich spannender Roman gelungen. Dabei seziert die junge Autorin scharf-ironisch beobachtend nicht nur Geschlechterrollen, Mutterschaft sowie Abgründe in einer Ehe („aus der niemand unverändert zurückkommt“), sondern auch die psychische Labilität der Protagonistin sehr genau und eindringlich. Neben dem düster-mystischen und bedrohlichen Handlungsstrang mit starker Sogwirkung stechen vor allem die poetischen und gewaltigen Sprachbilder hervor: überbordende, unkontrollierbare Gefühle, Ausweglosigkeit sowie ein tiefer Schmerz schaffen sich mit einer immensen Wucht an die Oberfläche, die wunderbar in Worte verpackt sind. Die Anspannung unter der Haut ist schier zu spüren, auch das imaginäre Wachsen der Harpyien-Flügel. Bevor das kryptisch-surrealistische Ende ausschwingt, setzt Hunter gekonnt sarkastische Seitenhiebe und Reflexionen auf institutionalisierte Rollen und Regeln, was als gute bürgerliche Mutter und Ehefrau gilt. So kann „Die Harpyie“ auch als ein Befreiungsschlag durch eine düstere Metamorphose aus diesen Ketten gelesen werden. Ein thrillerartiger, emotional intensiver, kluger und sprachgewaltiger Roman, der unter die Haut geht!

„Da war eine Hitzewelle, diese Hitze, über die alle sprechen, aber noch etwas anderes, tiefer und langsamer, eine Beseitigung des Ichs, eine geschmeidig gleitende Bewegung, wie eine vollständig herausgezogene Schublade. An ihrer Stelle: ein Loch, ein Nichts, ein Ort, an dem ich noch nie gewesen war.“ S. 107

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