Cover-Bild Der Gutshof im Alten Land
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inkl. MwSt
  • Verlag: Goldmann
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 20.08.2018
  • ISBN: 9783442485963
Micaela Jary

Der Gutshof im Alten Land

Roman
Frühling 1919: Edzard von Voss, der Patriarch eines herrschaftlichen Gutshofs im Alten Land, liegt im Sterben. Seine Söhne sind im Krieg vermisst und wahrscheinlich gefallen, der Erbe wäre nun sein raffgieriger Neffe Roland, den Edzards Tochter Finja aus Familienraison heiraten soll. Unerwartet steht jedoch ein Kamerad des jüngsten Sohnes Lennart vor der Tür, der diesem ähnlich sieht. Edzards Frau beschließt, den angenehmen Fremden als ihren Sohn auszugeben. Der Schwindel gelingt, Finja ist frei – sehr zum Ärger von Roland. Doch dann taucht plötzlich eine junge Frau auf, die behauptet, Lennart sei der Vater ihres kleinen Kindes ...

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.09.2018

Gelungene Familiensaga

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1919. Der Große Krieg ist zu Ende. Viele Familien beklagen mindestens einen Toten. Auch am Gutshof der Familie von Voss kehren beide Söhne nicht zurück. Gerrit, der Ältere, ist bereits vor dem Krieg nach ...

1919. Der Große Krieg ist zu Ende. Viele Familien beklagen mindestens einen Toten. Auch am Gutshof der Familie von Voss kehren beide Söhne nicht zurück. Gerrit, der Ältere, ist bereits vor dem Krieg nach einem Streit in die USA ausgewandert; Lennart, der Jüngere wird in Frankreich vermisst. Tochter Finja versucht so gut wie möglich das Gut zu leiten, denn Gutsherr, Edzard von Voss, liegt seit einem Schlaganfall im Sterben. Immer wieder fragt er nach seinem jüngsten Sohn Lennart. Sein skrupelloser und geldgieriger Neffe Roland, der Tochter Finja, heiraten soll, möchte am liebsten sofort die Domäne übernehmen. Als einziger männlicher Nachkomme der Familie ist er erbberechtigt. Da taucht plötzlich ein Fremder auf, der Lennart täuschend ähnlich sieht. Dieser junge Mann, Clemens Curtius, war ein Kriegskamerad des Gutsherrensohnes und bringt den Eltern seine Papiere. Gutsherrin Caroline nutzt jedoch die Gunst der Stunde und gibt ihn bei ihrem Mann als Lennart aus. Doch die Lüge verbreitet sich schneller als erwünscht und bald wird im ganzen Ort über die Rückkehr von Lennart gesprochen, der charakterlich so ganz anders erscheint, als vor Kriegsbeginn. Aber auch Finja hofft der Hochzeit mit Roland entgehen zu können. Doch wie lange wird Clemens Curtius diese Scharade mitspielen? Und wie wird seine Zukunft nach dem Tod des Gutsherren aussehen?

Nachdem ich jetzt den Klappentext gelesen habe, (ich vermeide es schon länger die Inhaltsangabe zu lesen, bevor ich das Buch aufschlage!) fällt mir gerade auf, dass dieser gar nicht zu 100% stimmt. Genau das ist einer der Gründe, warum ich nur mehr bei der Buchvorstellung die Kurzbeschreibung lese und danach nicht mehr.
Aber zurück zur Geschichte, die von der ersten Seite an fesseln kann. Micaela Jary bietet in ihrer Familiensaga "Der Gutshof im Alten Land" einiges an Liebe, Hoffnung und schlimmen Intrigen. Während Clemens im Zwiespalt steckt, wie er aus dieser Sache wieder herauskommt, sehnt er sich aber gleichzeitig nach Familienanschluss, nachdem er keine eigene mehr hat. Dieser Gefühlswirrwarr des jungen Mannes wird hervorragend wiedergegeben. Aber auch von anderer Seite droht ihm Gefahr. Dienstmädchen Käthe, die ein Auge auf Roland geworfen hat, vermutet ein Geheimnis und gibt Informationen über Clemens weiter. So weiß Roland bald, dass Lennert/Clemens wegen seiner Kriegsverletzung starke Schmerzen hat und sich aus Hamburg Opiate holt. Diese Nachricht weiß er zu seinen Gunsten zu nutzen...

Die Charaktere sind authentisch und facettenreich. Besonders die Darstellung der Arzttochter Christine fand ich äußerst gelungen. Christine ist eine junge Frau, die vor Lebendigkeit sprüht und nicht auf den Mund gefallen. Sie ist hilfsbereit und überfürsorglich. Dies bringt Clemens desöfteren in Bedrängnis, denn die junge Dame hat ein Auge auf ihn geworfen - fest in der Annahme Lennart vor sich zu haben. Aber auch Ariana, die Tochter eines Reeders und die ehemalige Verlobte von Gerrit, ist überrascht vom positiven Charakterwechsel ihres zukünftigen Ex-Schwagers. Sie verfällt ebenfalls seinem Charme. Finja ist eine starke Frau, die versucht den Hof vor Schaden zu bewahren, obwohl sie weiß, dass sie ihn nicht erben kann. Ihren Wunsch Tierärztin zu werden musste sie während des Krieges bereits ad acta legen.
Gefühle und Stimmungen sind wunderbar beschrieben und nehmen den Leser gefangen. Die starken Frauenfiguren, allen voran Finja und Christine, überzeugen auch in einer Zeit, in der Frauen erst vor kurzem das Wahlrecht erhalten haben. Man merkt den Umschwung in der Gesellschaft, auch wenn es langsam voran geht.

Einziger Störfaktor der Geschichte war für mich die Glaubwürdigkeit des Verwirrspieles rund um Clemens/Lennart. Dass Roland seinen Vetter Lennart früher nie zu Gesicht bekommen hat, fand ich nicht hundertprozentig glaubwürdig. Auch dass die Dienstboten das gebotene Schau- und Verwirrspiel nicht durchschauen, kam mir etwas blauäugig vor. Ansonsten eine gelungen Familiensaga, die einige Überraschungen bereit hält.

Zum Roman gibt es eine 100 Seiten lange Vorgeschichte, die man nur als eBook lesen kann.

Schreibstil:
Der angenehme und bildhafte Schreibstil lässt einem nur so durch die Seiten fliegen. Der Roman besteht aus zwei Teilen, wobei der zweite Teil au den letzten hundert Seiten des Romans bestehen. Micaela Jary erzählt abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven, wobei Finja und Clemens den Hauptpart übernehmen.
Die Gegend rund um das Alte Land wurde sehr lebendig und mit viel Liebe zum Detail dargestellt. Hier spürt man auch die Verbundenheit der Autorin zur Gegend rund um Hamburg. Micaela Jary hat das Leben der Menschen zu dieser Zeit hervorragend recherchiert und dargestellt.
Plattdeutsche Sätze, die sie in die Geschichte eingestreut hat, vermitteln Lokalkolorit. Sie waren zu 90% auch für mich als Österreicherin verständlich ;)

Fazit:
Eine gelungene Familiensaga, die wunderbar unterhält. Die Atmosphäre und Stimmung der Zeit und der Gegend hat die Autorin hervorragend transportiert. Hier wäre ich einem weiteren Band nicht abgeneigt! Potenzial wäre auf jeden Fall da!

Veröffentlicht am 16.09.2018

Ein überraschendes und versöhnendes Ende

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Dieser Roman hat mich in meine Kindheit mit den Erzählungen meiner Großmutter zurückkatapultiert. Meine Großmutter war als junges Mädchen auf einem Gutshof im Alten Land. Als Kindermädchen kümmerte sie ...

Dieser Roman hat mich in meine Kindheit mit den Erzählungen meiner Großmutter zurückkatapultiert. Meine Großmutter war als junges Mädchen auf einem Gutshof im Alten Land. Als Kindermädchen kümmerte sie sich um die Kinder der Herrschaften. Dieser Umstand sorgte für ein besonderes Gefühl beim Lesen.

Der Erste Weltkrieg ist gerade zu Ende. Viele Familien haben ihre Söhne und Väter verloren. So auch derer von Voss. Beide Söhne werden vermisst. Das Familienoberhaupt liegt im Sterben. Die Tochter Finja kümmert sich um den Hof, während ihre Mutter am Krankenbett sitzt. Finja fühlt sich in der Lage, den Hof zu führen, wenn da nicht ihr Cousin Roland wäre, der als männlicher Nachkomme im Familienstamm den Hof erben soll. Das gefällt allerdings keinem, nicht der von-Voss-Familie, und nicht deren Angestellten, denn Roland wird als Windhund gesehen. Da taucht plötzlich jemand auf und wirbelt die sich nach dem Krieg langsam wieder einspielenden Verhältnisse mächtig durcheinander.

Micaela Jary nimmt uns in diesem Roman mit auf eine Zeitreise an einem wunderschönen Ort. Sie hat ein Figurenensemble geschaffen, bei dem jede Figur auf Interesse beim Leser trifft. Vielen von ihnen begegnet man mit Sympathie, aber nicht nur. Das Zusammenspiel von alteingesessenen Menschen und Fremden im Alten Land weist auch auf die momentanen Verhältnisse in der Gesellschaft hin. Mit viel Liebe zum Detail beschreibt sie dieses diesen Landstrich in Norddeutschland und lässt uns darin heimisch werden. Gelungen fand ich die Verwendung des plattdeutschen Dialektes, der so smart vorgenommen wurde, dass er selbst für einen Bayer verständlich sein sollte. So wäre der Satz „Die jungen Lüüd heutzutage nun wieder." In seiner vollen Version „De jungen Lüud hüttodag nu wedder." Wäre er für so manchen Leser nicht ganz so verständlich gewesen. Ich fand den sanften Einsatz des Dialektes sehr passend.

Ein überraschendes und versöhnendes Ende sorgt schließlich dafür, dass man das Buch mit einem zufriedenen Lächeln aus der Hand legt. Eine Familiensaga, der man ruhigen Gewissens die beste Note geben kann.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2018

Veröffentlicht am 11.09.2018

Fesselnder historische Roman

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Im Alten Land, vor den Toren Hamburgs, lebt die Familie von Voss auf einem Landgut. Doch im Frühjahr 1920, kurz nach dem Großen Krieg, steht ihr Überleben auf wackligen Füßen. Der Hausherr ist seit einem ...

Im Alten Land, vor den Toren Hamburgs, lebt die Familie von Voss auf einem Landgut. Doch im Frühjahr 1920, kurz nach dem Großen Krieg, steht ihr Überleben auf wackligen Füßen. Der Hausherr ist seit einem Schlaganfall ein Pflegefall und nicht ansprechbar, die beiden Söhne sind verschollen. Nur die Tochter, Finja, lebt mit ihrer Mutter noch auf dem Gut. Sollte Edzard von Voss versterben, wäre allerdings nicht Finja die Erbin, sondern ihr Cousin Roland, ein unangenehmer und aufdringlicher Zeitgenosse.
Als Clemens Curtius, der Finjas Bruder Lennart im Krieg kennen gelernt hat, da sie sich äußerlich gleichen wie Zwillingsbrüder, nach seiner Freilassung aus der Kriegsgefangenschaft im Alten Land eintrifft, um der Familie von Lennart zu berichten, trifft er zufällig als erstes Finja. Da Clemens ihrem Bruder wie aus dem Gesicht geschnitten ist, und jeder ihn für den vermissten Lennart halten könnte, gerade nach über sechs Jahren des erstens Wiedersehens, reift in Finja und ihrer Mutter Caroline ein Plan, der ihr Überleben auf der Domäne retten könnte.....

Zu dem Roman gibt es eine etwas über 100 Seiten lange ebook-Vorgeschichte, die man auf allen Portalen für 1,99€ erwerben kann. Um die ganze Geschichte schon von Anfang an verfolgen zu können, empfehle ich diese vorweg zu lesen. Es geht zwar auch ohne, denn die hauptsächlichen Beweggründe und Vorfälle werden natürlich auch ohne diese Geschichte verständlich, aber es ist ein sehr guter Einstieg für diesen Roman und man lernt die Protagonisten so besser oder besser gesagt schneller kennen.

Micaela Jary hat einen fesselnden Schreibstil. Sie berichtet abwechselnd aus verschiedenen Sichtweisen. Aus Sicht der Hauptprotagonisten Finja und Clemens wird erzählt, aber auch die anderen Protagonisten bekommen ihren Part. Daher hat der Leser einen sehr guten Überblick über die verschiedenen Handlungsstränge, aber auch deren verschiedene Denk- und Handlungsweise, sowie das jeweilige Lebensumfeld.
Mich hat diese besonder die Scharade, diese Familiengeschichte sehr fasziniert, ich habe beim Lesen mitüberlegt, wie lange das unentdeckt bleiben wird, was dahinter steckt, wie sich das Ganze auflösen könnte.
Aber auch die verschiedenen Lebensweisen in einer Zeit vor fast 100 Jahren hat mich interessiert, die verschiedenen Berufe, Lebensumstände, Nöte und Sorgen, Möglichkeiten und Lebensweisen.

Es ist eine spannende, verwickelte, aber auch eine romantische Geschichte, die mich wirklich fesseln konnte. Schon nach der Lektüre des ebooks war mir klar, ich muss wissen, wie es weiter geht.
Einzige Kritik, dass ich mir manch eine Szene etwas ausgeschmückter oder länger gewünscht hätte und bei manch einen kleinen Zeitsprung empfand ich manchmal etwas holprig. Aber das sind wirklich nur Kleinigkeiten, denn das ganze drumherum, die Figuren, die Geschichte, die Verwicklungen, die waren toll erdacht und beschrieben.

Am Ende habe ich die kleine Hoffnung, dass die Geschichte noch nicht zu Ende ist, dass es da noch mehr zu erzählen gibt und dass es mit den Figuren vielleicht einen weiteren Roman geben könnte. Potential für eine Forstsetzung ist auf alle Fälle vorhanden !!

Fazit:
Eine tolle, fesselnde, verwickelte Geschichte !

Veröffentlicht am 08.09.2018

Eine Familiensaga spannend und wunderschön geschrieben

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Klappentext

Frühling 1919: Edzard von Voss, der Patriarch eines herrschaftlichen Gutshofs im Alten Land, liegt im Sterben. Seine Söhne sind im Krieg vermisst und wahrscheinlich gefallen, der Erbe wäre ...

Klappentext

Frühling 1919: Edzard von Voss, der Patriarch eines herrschaftlichen Gutshofs im Alten Land, liegt im Sterben. Seine Söhne sind im Krieg vermisst und wahrscheinlich gefallen, der Erbe wäre nun sein raffgieriger Neffe Roland, den Edzards Tochter Finja aus Familienraison heiraten soll. Unerwartet steht jedoch ein Kamerad des jüngsten Sohnes Lennart vor der Tür, der diesem ähnlich sieht. Edzards Frau beschließt, den angenehmen Fremden als ihren Sohn auszugeben. Der Schwindel gelingt, Finja ist frei – sehr zum Ärger von Roland. Doch dann taucht plötzlich eine junge Frau auf, die behauptet, Lennart sei der Vater ihres kleinen Kindes ...



Im Jahr 1919 ist der erste Weltkrieg endlich vorbei. Doch es sind schwere Zeiten, viele Ehemänner und Brüder sind im Krieg gefallen, noch in Kriegsgefangenschaft oder gar verschollen.

Den Frauen in der damaligen Zeit blieb nichts anderes übrig als die Arbeiten der Männer mit zu übernehmen.

Die Familie von Voss hat es auch hart getroffen, den das Familienoberhaupt Edzard von Voss liegt im Sterben. Lennart, der jüngere Sohn ist im Krieg verschollen und der älteste Sohn Gerrit ist nach einem Vorfall vor dem Krieg, der ihn schwer getroffen hat, nach Amerika ausgewandert.

Caroline von Voss wacht Tag und Nacht am Krankenbett ihres Mannes. So bleibt Finja, der jüngsten Tochter, nichts anderes übrig sich um die Belange des Gutshofs zu kümmern.

Es liegt ein großes Schatten über dem Hof. Da Lennart, der rechtmäßige Erbe, als verschollen gilt, würde als nächstes der Neffe Roland das Erbe antreten. Dieser hat jedoch böse Absichten und ist ein durchtriebener Halunke.

Der junge Mann, Clemens Curtius , hat mit Lennart von Voss im Krieg gemeinsam gedient. Lennart hatte Clemens gebeten seiner Familie ein paar Gegenstände zu übergeben, sollte ihm etwas geschehen.

So begibt Clemens sich nach dem Krieg ins alte Land um Lennart seinen Wunsch zu erfüllen.

Caroline, die Mutter von Lennart, ist wie hypnotisiert als sie Clemens gegenüber sitzt. Dieser sieht Lennart unglaublich ähnlich, als wären sie Brüder. Da kommt Caroline von Voss die Idee, dass Clemens Lennart als Erben vertreten könnte. Nur so lange bis der leibliche Sohn wieder auftaucht. Finja steht dem ganzen sehr skeptisch gegenüber und kann im ersten Moment nicht fassen, zu welcher Scharade sich ihre Mutter hinreißen lässt.

Nun ist es an Clemens in die Rolle von Lennart zu schlüpfen. Es gibt ein Problem, Clemens und Lennart können vom Charakter her nicht unterschiedlicher sein.

Wird es Clemens gelingen alle im alten Land zu überzeugen?



Meine Meinung

"Der Gutshof im alten Land" von Micaela Jary war mein erster ( bis auf die Vorgeschichte) Roman der Autorin. Es ist ein historischer Roman, in dem der Leser in eine wunderschöne Landschaft entführt wird. Es geht um nicht erfüllte Wünsche und Träume, sowie um Liebe, Hass und Neid. Eine gefährliche Mischung, die die Autorin in eine spannende Geschichte verpackt hat. Der Schreibstil ist oft sehr emotional, dass ich die Gefühle und Gedanken der Protagonisten förmlich miterleben konnte. Hinzu kommt die Spannung, die es einem leicht macht, unbedingt weiter lesen zu wollen. Viele habe ich in mein Herz geschlossen und habe somit mit gefiebert ob alles gut ausgeht.

Das Buch ist in verschiedene Erzählstränge eingeteilt, in denen der Leser erfährt wie es den verschiedenen Protagonisten im hier und jetzt ergeht. Immer wieder fließen auch kleine Rückblenden ein, die erklären wie es zu allem gekommen ist.

Ich habe schon die Vorgeschichte zu " Der Gutshof im alten Land" verschlungen und so war es mir ein leichtes, gleich in die Geschichte abzutauchen.

Eine wundervolle Familiensage mit einer Leseempehlung von mir.

Veröffentlicht am 05.09.2018

Starke Frauen in Zeiten des Umbruchs

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Der erste Weltkrieg ist gerade vorbei und auf der Domäne (dem Landgut) der Familie von Voss könnte der Alltag wieder einkehren. Aber der Hausherr Edzard von Voss schwebt seit einem Schlaganfall zwischen ...

Der erste Weltkrieg ist gerade vorbei und auf der Domäne (dem Landgut) der Familie von Voss könnte der Alltag wieder einkehren. Aber der Hausherr Edzard von Voss schwebt seit einem Schlaganfall zwischen Leben und Tod und seine Frau Caroline opfert sich bei der Rund-um-die-Uhr-Pflege auf. Also leitet Tochter Finja (22) den Hof und ersetzt ihren Eltern die beiden Söhne. Gerrit hat sich vor dem Krieg mit dem Vater überworfen und ist nach Amerika ausgewandert und Lennart ist in Nordfrankreich verschollen. Sollte Edzard jetzt sterben, würde der Hof an seinen Neffen Roland Lüdersen gehen, Finjas ungeliebten Verlobten. Vor dem Krieg wollte sie Veterinärmedizin studieren, aber das ist in der jetzigen Situation natürlich unmöglich.

Als Retter in dieser Situation erscheint ihnen Clemens Curtius, ein Kriegskamerad von Lennart, der ihm unglaublich ähnlich sieht. Eigentlich will er Lennarts Eltern nur dessen Papiere übergeben, aber Caroline sieht sofort, dass er die Lösung ihrer Probleme ist – er sieht dem Erben zu ähnlich!
Clemens weckt in seiner Rolle als Lennart sofort die Begehrlichkeiten der Damenwelt. Sei es die Caroline, Tochter des neuen Arztes oder Ariana, die Tochter eines Reeders und ehemalige Freundin von Gerrit – sie verfallen Clemens Charme. Sein „Rollenspiel“ hilft aber nicht nur den Voss, sondern auch ihm selbst. Er ist verwundet, allein und heimatlos. Die Zeit im Alten Land ist wie eine Kur für ihn. „Ich hoffe, dass ich deiner Familie durch meine Anwesenheit etwas von dem zurückgeben kann, was ihr für mich tut.“ (S. 214). Allerdings ist der Spagat gefährlich, jederzeit könnte seine wahre Identität entdeckt werden. Durch seine Verwundung ist er opiumabhängig und muss regelmäßig nach Hamburg ins Chinesenviertel fahren, um sich Nachschub zu besorgen.
Vor allem das Dienstmädchen Käthe, die Geliebte von Roland Lüdersen, spioniert Clemens hinterher, weil sie sich so den Einstieg in ein besseres Leben erhofft. Schließlich sind die Sozialisten auf dem Vormarsch, auf dem Papier jetzt alle gleich: „Ihresgleichen hatte jetzt ebenso viele Rechte, aber leider noch weniger zu essen.“ (S. 147). Und es gilt noch ein weiteres Geheimnis lösen: Ihre ältere Schwester Jenny verschwand vor Jahren, als Lennart in den Krieg zog, und wird ihr jetzt immer wieder als schlechtes Vorbild präsentiert. Was ist damals passiert und wo ist Jenny jetzt?

Micaela Jary hat es wieder geschafft, mich von der ersten bis zur letzten Seite in den Bann der Geschichte zu ziehen. Stellenweise ist es schon fast ein Krimi – was wurde z.B. aus den Söhnen des Hauses und warum sieht Clemens Lennart so ähnlich?
Sie beschreibt sehr lebendig das Leben im Alten Land in der damaligen Zeit. Dabei romantisiert sie nichts sondern zeigt alle Facetten des Lebens und die vielen Einschränkungen, denen die Menschen unterlagen.
Ich bewundere vor allem die starken Frauenfiguren, denen die Autorin in ihren Büchern ein Zuhause gibt. In der sich verändernden Gesellschaft träumten sie von einer anderen, fortschrittlicheren Zukunft und obwohl sie sich oft der Familie oder den Umständen unterordnen mussten, schafften sie es, sich wenigstens etwas ihrer im Krieg erworbenen Selbständigkeit zu bewahren.