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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.05.2025

Aktueller denn je

Grund zur Hoffnung
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"Nur wenn wir verstehen, können wir uns kümmern. Nur wenn wir uns kümmern, können wir helfen. Nur wenn wir helfen, können wir Leben retten."

Jane Goodall berichtet über ihr unglaubliches Leben. Von ihrem ...

"Nur wenn wir verstehen, können wir uns kümmern. Nur wenn wir uns kümmern, können wir helfen. Nur wenn wir helfen, können wir Leben retten."

Jane Goodall berichtet über ihr unglaubliches Leben. Von ihrem Aufwachsen in England während des Zweiten Weltkrieges, ihrer Liebe zu Tieren von Geburt an und schließlich ihrer aufregenden Reise nach Afrika, wo sie jahrzehntelange Forschungen betrieben und bahnbrechende Erkenntnisse in Bezug auf Schimpansen  gewonnen hat.

Die Beschreibungen ihres Lebens sind dabei spannender als jeder Abenteuerroman. Besonders die Jahre der Primatenforschung, die sie völlig unkonventionell durchgeführt hat, sind wahnsinnig interessant und berührend. Mit ihrer völligen Hingabe ist es ihr gelungen, ein komplett neues Bild auf Menschenaffen und Tiere allgemein zu werfen und somit auch wichtige Rückschlüsse auf die Menschheit zu ziehen.

“Grund zur Hoffnung” ist ein Buch über die Frau, die seit ihrer Kindheit einen Traum hatte und alles dafür getan hat, diesem näherzukommen - allen Widerständen zum Trotz. Es ist ein Buch voller Mut, Wärme und Empathie. Ein Buch, das aufzeigt, warum die Natur und die Tierwelt schützenswert sind, warum wir nicht aufgeben und weiter für diese - unsere - Erde kämpfen sollten. Und gleichzeitig ein Appell an die Menschlichkeit in uns.


Ich habe es innerhalb kürzester Zeit verschlungen und bin schwer beeindruckt. Die Biografie ist inzwischen 26 Jahre alt und könnte aktueller nicht sein. ⭐️5/5⭐️

*Übersetzt von Erika Ifang

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Veröffentlicht am 05.05.2025

Wie ein oberflächlicher Actionfilm

Von hier bis zum Anfang
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“Von hier bis zum Anfang” ist ein hochgelobtes und vielfach ausgezeichnetes Buch. Es bietet viele gute Ansätze, würde meiner Meinung nach aber besser als Film funktionieren.

Erzählt wird die Geschichte ...

“Von hier bis zum Anfang” ist ein hochgelobtes und vielfach ausgezeichnetes Buch. Es bietet viele gute Ansätze, würde meiner Meinung nach aber besser als Film funktionieren.

Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven: Walk, der beste Kindheitsfreund des Mörders, heute selbst Polizist und Duchess, Stars 15-jährige Tochter. Eigentlich zwei Erzählerinnen, die viel erlebt haben, doch leider ist deren Bericht sehr emotionslos und die Darstellung ihrer selbst eher eindimensional.

Was mich aber viel mehr gestört hat, waren folgende Punkte: Die ganze Handlung besteht aus Rache und Selbstjustiz, zwei Dingen, denen ich nicht viel abgewinnen kann und die den ganzen Raum einnehmen in einer Story, die so viel mehr geboten hätte (und nebenbei sehr glorifiziert werden).
Außerdem sind die Charaktere ziemlich eindeutig in Gut und Böse aufgeteilt (und bleiben es auch bis zum Schluss), dieses facettenlose Schwarz-Weiß-Denken zieht sich durch das gesamte Buch.
Geschmückt wird das Ganze dann noch mit völlig überbordender Dramatik, Schusswaffen, an den Haaren herbeigezogenen Zufällen und noch mehr Schusswaffen - falls jemandem noch nicht klar war, dass das Buch in den USA spielt.

Mir persönlich war das alles etwas zu drüber, Logik und literarischer Anspruch sind dafür etappenweise auf der Strecke geblieben. Als Film könnte ich es mir wie gesagt aber ganz gut vorstellen. ⭐️3/5⭐️

Übersetzt von Conny Lösch

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Veröffentlicht am 30.04.2025

Authentisch und einfühlsam

Zehn Bilder einer Liebe
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Hannes Köhler hat mit “Zehn Bilder einer Liebe” einen Liebesroman geschrieben für alle, die keine Liebesromane lesen. Er behandelt eine alltägliche, unaufgeregte Partnerschaft, räumt mit dem kitschigen ...

Hannes Köhler hat mit “Zehn Bilder einer Liebe” einen Liebesroman geschrieben für alle, die keine Liebesromane lesen. Er behandelt eine alltägliche, unaufgeregte Partnerschaft, räumt mit dem kitschigen Klischee der großen überbordenden Liebe auf.
Anhand von zehn nicht chronologisch sortierten Ereignissen lernen wir das Paar Luisa und David kennen und begleiten sie über elf Jahre hinweg. Es geht um das Zusammenkommen, vor allem aber um das Zusammenbleiben. Das Buch zeigt die schönen, magischen Momente einer Beziehung auf, aber auch die, in denen sie auf die Probe gestellt wird. Letzteres geschieht vor allem durch den Kinderwunsch der beiden, der sie durch die Strapazen einer Fertilitätsbehandlung und einer Fehlgeburt führt. Köhler schreibt hier sehr einfühlsam und sensibel.
Jede Episode der Beziehung wird sowohl aus Luisas als auch aus Davids Perspektive geschildert, sodass man sie mit unterschiedlichen Schwerpunkten wahrnehmen kann. Die Blickwinkel sind beide sehr glaubwürdig und nachempfindbar.
Ein weiteres Thema sind Luisas Tochter und die Patchwork-Situation. Köhler beschäftigt sich mit der Frage, ob es möglich ist, uneingeschränkte Vatergefühle für sein nicht leibliches Kind zu empfinden oder ob diese schwächer sind und wie sie sich entwickeln oder verändern können. Außerdem zeigt er, dass es heute viele Alternativen zum klassischen Familienbild gibt.

“Zehn Bilder einer Liebe” ist ein sehr ehrliches und doch gefühlvolles Porträt eines Paares. Köhler beweist darin eine exzellente Beobachtungsgabe und bringt Konflikte sowie Emotionen gut auf den Punkt. Er zeigt, dass Liebe keine großen Gesten braucht, sondern der Alltag gemeinsam gelingen muss. ⭐️4/5⭐️

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Veröffentlicht am 28.04.2025

Schwache Charaktere, vorhersehbarer Plot

Der Steg
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Normalerweise liebe ich Petra Johanns Krimis. Ihr Markenzeichen waren für mich bisher die vielschichtigen, gut ausgearbeiteten Charaktere, überraschende Auflösungen und die sensible Darstellung von Nischenthemen.
Leider ...

Normalerweise liebe ich Petra Johanns Krimis. Ihr Markenzeichen waren für mich bisher die vielschichtigen, gut ausgearbeiteten Charaktere, überraschende Auflösungen und die sensible Darstellung von Nischenthemen.
Leider sind die Charaktere diesmal mein größter Kritikpunkt: Hier jagt ein Klischee das nächste, keine Figur hat Tiefe, wirkt authentisch oder weckt gar Mitgefühl. Jede einzelne wird absolut einseitig und unnahbar beschrieben, ihre Taten sind kaum nachvollziehbar.
Die Handlung macht zu Beginn sehr neugierig, jedoch kann man schnell auf die Lösung kommen (Moritz’ und Annas Geheimnis konnte ich direkt erraten, für Priskas Motiv habe ich nicht einmal die Hälfte des Buches gebraucht), sodass die Spannungskurve natürlich darunter leidet.
Auch sprachlich hat mich einiges gestört. Fangen wir damit an, dass ständig die sexuellen Vorlieben der Charaktere erwähnt werden müssen, ebenso Priskas nie endende Lust auf ihren ach so tollen Ehemann. Dass die Veganerin Anna veganes Porridge, vegane Aufstriche, vegane Brötchen isst, sollte klar sein und es bedarf doch keiner expliziten Nennung bei jedem einzelnen Lebensmittel, das sie zu sich nimmt (vor allem wenn sie selbst als Ich-Erzählerin fungiert). Außerdem bin ich sehr über das Wort “notorisch” gestolpert, mit dem hier jede zweite Eigenschaft beschrieben wird. Diese und weitere Kleinigkeiten häufen sich und dämmen das Leseerlebnis sehr ein.
Das Ende war an sich in Ordnung, nur wurde ein Strang nicht aufgelöst (Erpresserbrief) oder ich habe es überlesen, da meine Aufmerksamkeit zum Schluss zugegebenermaßen etwas nachgelassen hat.

Petra Johanns neuesten Krimi “Der Steg” kann man also getrost überspringen. Dennoch freue ich mich auf weitere Veröffentlichungen der Autorin und hoffe, dass dies nur ein Ausrutscher war und sie bald wieder ihr Können unter Beweis stellen wird. ⭐️2,5/5⭐️

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Veröffentlicht am 23.04.2025

Zwischen Fortschritt und Aberglaube

Als wir an Wunder glaubten
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Helga Bürster fängt in “Als wir an Wunder glaubten” eine sehr besondere Zeit ein: Eine Zeit zwischen Aberglaube und Fortschritt. Der Krieg ist vorbei, doch der Sorgenberg der Überlebenden wächst stetig ...

Helga Bürster fängt in “Als wir an Wunder glaubten” eine sehr besondere Zeit ein: Eine Zeit zwischen Aberglaube und Fortschritt. Der Krieg ist vorbei, doch der Sorgenberg der Überlebenden wächst stetig weiter. Geld und Nahrung sind knapp, viele Soldaten tot, verwundet oder noch vermisst. Es geht ins niedersächsische Unnenmoor, hier glaubt man noch an Geister und Hexen. Die niedergeschlagene und zugleich magische Stimmung ist dabei beinahe spürbar, die Probleme der Dorfbewohnerinnen greifbar.
Im Zentrum der Geschichte stehen Anni und Edith, zwei Frauen, die schon jahrelang ihre Höfe und Kinder selbst versorgen und auf ihre Männer warten. Doch als Annis Mann schwer verwundet nach Hause kommt, fangen die Probleme erst so richtig an. Man leidet mit Anni mit, fühlt ihre Verzweiflung. Die jahrelange Hoffnung wird just in dem Moment zerstört, als sie sieht, in welchem Zustand ihr Josef ist. Statt Besserung bringt er ihr nur noch mehr Arbeit. So ist es nur menschlich, dass sie nach einem oder einer Schuldigen sucht.
Der Zweifel, der anfangs nur in Anni keimt, wächst schon bald über sie hinaus und befällt auch die Nachbar
innen. Edith wird der Hexerei bezichtigt, die Autorin zeigt dabei wunderbar auf, wie die Dorfbewohner*innen sich gegenseitig hochschaukeln, wie rasant sich eine Hexenjagd entwickeln kann - bis sie mit zwei Toten endet.
Die Geschichte erzählt von Mut, Freundschaft und Liebe. Aber auch von Ängsten, Verbitterung und Eifersucht. Sie ist ruhig erzählt und doch spannend, rau und zugleich feinfühlig und hat eine Atmosphäre, die einen beim Lesen komplett einnimmt. Historische Fakten sind gut recherchiert, das Buch lässt einen die Nachkriegszeit auf dem Land geradezu erleben und braucht dafür nur wenige Seiten. ⭐️4/5⭐️

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