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Veröffentlicht am 12.06.2023

Derb, brutal, blutig, genial

Die Prinzessinnen: Fünf gegen die Finsternis
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》Gleich werden die Prinzessinnen die Lichtung in Blut und Eingeweide tränken.《

(Zitat aus ‘Die Prinzessinnen – Fünf gegen die Finsternis’, 1. Satz)

Darum geht’s:

Prinzessin Narvila wurde entführt ...

》Gleich werden die Prinzessinnen die Lichtung in Blut und Eingeweide tränken.《

(Zitat aus ‘Die Prinzessinnen – Fünf gegen die Finsternis’, 1. Satz)

Darum geht’s:

Prinzessin Narvila wurde entführt – wieder einmal. Zum Glück sind die Prinzessinnen – eine Söldnertruppe aus 4 waschechten Prinzessinnen – schon auf dem Weg, um Narvila zu retten und zu ihrer Familie zurück zu bringen. Doch die Rechnung haben sie ohne Narvila gemacht, denn diese hat ihr Leben bei Hofe satt. Sie möchte nicht länger im goldenen Käfig sitzen und darauf warten, dass sie aus politischen Gründen verheiratet wird. Narvila schließt sich den Prinzessinnen an – übersteht sie die Probezeit, darf sie fortan bei den Söldnerinnen bleiben und die Königreiche vor Ogern, Drachen und anderen Monstern und Mistkerlen befreien.

Meine Meinung:

Kein Pomp, kein Chichi, keine rosa Zuckerwatte und keine Regenbogen-Einhörner. Christian Endres Fantasy-Auftakt ist rau, brutal, blutig und actiongeladen. Ich habe die Geschichte vom ersten Satz an gefeiert und wollte mehr. Man könnte sagen, ich habe im wahrsten Sinne des Wortes Blut geleckt.

Aus Sicht von Narvila erleben wir brutale Schlachten und blutige Gemetzel. Es werden Schwerter geschwungen, es wird abgeschlachtet und Köpfe rollen. Aiby, Cinn, Decanra und Mef sind Söldnerinnen, die dafür bezahlt werden, die Welt vor Monstern und Diebesgesindel zu befreien. Ihr Spezialgebiet: Die Rettung entführter Prinzessinnen. So lernen sie auch Narvila kennen, die nicht länger die Marionette ihrer Eltern sein will. Die Prinzessinnen sagen zu, Narvila auszubilden. Besteht sie die Probezeit, darf sie bleiben. Und die Probezeit hat es wirklich in sich. In feinster Witcher-Manier erleben wir ein Abenteuer nach dem anderen. Ogern, Werwölfen, Fledermäusen und machthungrigen Okkultisten geht es an den Kragen. Bier und Wein fließen in rauen Mengen und süße Wirtshaustöchter und Schaustellersöhne werden vernascht.

Neben Narvila, deren Entwicklung ich großartig finde, lernt man durch Rückblenden in die Vergangenheit Aiby, Decanra, Cin und Mef kennen. Man erfährt woher sie ursprünglich kommen, wie sie zu Söldnerinnen wurden und schließlich zusammengefunden haben. Mir haben die Zeitsprünge bzw. Perpektivenwechsel unglaublich gut gefallen.

Absolut großartig ist auch das Worldbuilding. Wir befinden uns in einer mittelalterlichen Welt, die mich sehr an die Witcher-Romane erinnert hat. Durch die vielen Abenteuer, die man gemeinsam mit den Prinzessinnen erlebt, erfährt man viel von der Welt, den verschiedenen Königreichen, den Monstern und der Magie.

Christian Endres’ Schreibstil habe ich sehr gefeiert. Ich liebe die derbe Sprache, die spitzzüngigen Dialoge und auch den zweideutigen Humor.

Für mich ist das Buch ein großes Highlight, das ich Fans von Dark Fantasy und Grimdark absolut empfehle. Ich freue mich schon riesig auf Band 2, welcher mit dem Titel ‘Helden und andere Dämonen’ im November 2023 erscheint.

»Du hättest ihm mit der Sense das Gelege abrasieren können«, meint Cinn. »Oder sein Hirn aus dem Ohr zerren«, bringt Decanra ein. »Beim nächsten Mal«, verspricht Aiby. … »Ob Jungfrauen oder Riesenlümmel«, sagt Mef … »wir helfen bei jedem Problem.«

(Zitat aus ‚Die Prinzessinnen – Fünf gegen die Finsternis‘, S. 43 ff.)

Fazit:

Rosa Zuckerwatte, Regenbögen und Einhörner sucht man in Christian Endres Fantasy-Auftakt vergebens. ‚Die Prinzessinnen‘ ist rau, actiongeladen, äußerst brutal, blutig und derb. Es wird gemetzelt und abgeschlachtet, Prinzessinnen werden aus goldenen Käfigen befreit und vor größenwahnsinnigen Fanatikern gerettet. Sicher nicht für Jedermann, aber ich habs absolut geliebt und gefeiert.

Große Leseempfehlung für Fans von Dark Fantasy!

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Veröffentlicht am 23.05.2023

Dystopie mit Sogwirkung, die nostalgische Gefühle weckt

Gameshow – Der Preis der Gier
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Ich kann mich noch zu gut daran erinnern, als ich vor Jahren ‘Die Tribute von Panem’ gelesen habe und in einem bösen Bookhangover geschlittert bin. Und dann kam der Hype um ‘Die Bestimmung’, ‘Die Amor-Trilogie’, ...

Ich kann mich noch zu gut daran erinnern, als ich vor Jahren ‘Die Tribute von Panem’ gelesen habe und in einem bösen Bookhangover geschlittert bin. Und dann kam der Hype um ‘Die Bestimmung’, ‘Die Amor-Trilogie’, ‘Starters und Enders’. Was hab ich diese klassischen Dystopien geliebt bzw. liebe ich sie noch immer. Als ich ‘Gameshow’ entdeckt habe, habe ich sofort nostalgische Gefühle bekommen.

Wenn du wissen willst, wie mir ‘Gameshow’ gefallen hat und ob es wie die anderen Bücher einen fixen Platz in meinem Herzen bekommen hat, dann lies gerne in meiner Rezension weiter.

》Für dich wird es immer nur bergauf gehen, meine Kleine. Warum habe ich dann das Gefühl, geradewegs in den Abgrund zu sehen?《

Zitat aus ‘Gameshow – Der Preis der Gier’, E-Book-Pos. 503 von 4968

Darum geht’s

Nach mehreren Weltkriegen hat sich im Jahr 2126 eine neue Ordnung in New London entwickelt, welche die Menschen in Klassen und entsprechenden Zonen einteilt. Während in der niedrigsten Gesellschaftsschicht die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes um ihr Überleben spielen, leben in den anderen Zonen jene, die durch gezielte Wetteinsätze das Spiel am Laufen halten, ihr Leben verbessern, aber auch alles verlieren können. Als Cass Vater bei einem Wetteinsatz all seine Coins verliert, wird Cass in die niedrigste Klasse der Gesellschaft verstoßen, wo sie ab sofort als Gamerin bei den gefährlichen Arenakämpfen teilnehmen muss. Ihre einzige Chance der roten Zone zu entkommen, ist es, sich bis in die Gameshow hochzuspielen. Doch der Weg dorthin ist mit tödlichen Gefahren gespickt.

Meine Meinung

Wahnsinn! Was für ein mitreißender Pageturner! Einmal angefangen, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ich habe ‘Gameshow’ tatsächlich innerhalb von zwei Nachmittagen gelesen und jede einzelne Szene davon geliebt.

Das Buch ist aus Sicht der 19-jährigen Protagonistin Cass geschrieben, die unverschuldet alles verliert und in die niedrigste Gesellschaftsschicht – zu den Gamern in die rote Zone – verstoßen wird. Cass ist eine tolle junge Frau. Trotz ihrer Verzweiflung und ihrer Ängste lässt sie sich nicht unterkriegen und sie ist wild entschlossen der Hölle zu entfliehen. Ich habe wirklich durchgehend, von der ersten Seite weg, mit Cass mitgefiebert und mitgelitten. Ich bin mit Cass durch die Hölle gegangen, habe gemeinsam mit ihr Verbündete gefunden, dem Feind ins Auge gesehen, mich durch tödliche Spiele gekämpft. Ich habe mit Cass überlebt.

Doch nicht nur Cass ist mir sehr ans Herz gewachsen. Auch Yuna und Christoph habe ich rasch lieb gewonnen. Die beiden waren für mich wie ein Lichtblick in der sonst so rauen und tötlichen Welt.

Und dann gibt es auch noch Jax, der alles für ein Ticket in die Gameshow tun würde. Kann Cass ihm wirklich vertrauen?

Franzi Kopka mutet ihren Charakteren wirklich viel zu. Eine grausame Welt, in der Menschen zu Spielfiguren herabgesetzt werden. Eine Welt, in der Menschen auf das Leben anderer Menschen wetten. Wer bestimmt wieviel ein Leben wert ist? Und wie weit würdest du gehen, um zu überleben? Es ist wirklich ein heftiger Stoff. Menschliche Abgründe tun sich auf. Vertraute werden zu Verrätern, das eigene Leben wird über das anderer gestellt.

Ich habe etwas gebraucht, bis ich die neue Weltordnung und das Gesellschaftssystem durchblickt habe. Der Aufbau des Systems mit seinen verschienenen Klassen, den Gamblern und den Gamern ist aber auch ziemlich komplex. Ich war jedenfalls von Anfang an gefesselt. Die Geschichte hat eine enorme Sogwirkung. Abgesehen von den tragischen Schicksalen, von denen man erfährt, fesselt die Handlung mit unvorhersehbaren Wendungen, vielen Geheimnissen und temporeichen Actionsequenzen. Wem kann Cass wirklich vertrauen und wer spielt bloß ein böses Spiel mit ihr? Und was hat es mit dem rätselhaften, bruchstückhaften Erinnerungen von Cass über ihre verstorbene Mum auf sich? Das musst du natürlich selber herausfinden.

Ich habe jede einzelne Seite des Buches geliebt. Die Geschichte hat wunderbare nostalgische Gefühle in mir hervorgerufen. Ja, sie erinnert teilweise an ‘Die Tribute von Panem’ – alleine schon wegen den Arenakämpfen. Aber ‘Gameshow’ ist keinesfalls ein Abklatsch, sondern eine eigenständige, neue Geschichte mit vielen neuen Ideen. Ich liebe die Parallelen zu den ‘Klassikern’ jedenfalls sehr.

Franzi Kopkas Schreibstil ist großartig. Sehr unkompliziert und mitreißend. Die Handlung spielt sich wie ein Kinofilm ab, den man ohne Pause durchsuchten will. Meine Empfehlung daher: genügend Popcorn und Getränke bereitstellen, einen gemütlichen Leseplatz finden und sich voll und ganz in die Geschichte hineinfallen lassen.

Ich wünschte, ich könnte das Buch noch einmal zum ersten Mal lesen. Naja, dafür freue ich mich umso mehr auf die Fortsetzung, die nach dem fiesen Cliffhanger dringend her muss.


》Wer andere zur Gewalt zwingt, ist auch selbst dazu fähig.《

Zitat aus ‘Gameshow – Der Preis der Gier’, E-Book-Pos. 1329 von 4968

Fazit

Ich feiere Franzi Kopkas Debüt und liebe wirklich jede einzelne Seite davon. Die Dystopie hat wundervolle nostalgische Gefühle in mir geweckt, eine enorme Sogwirkung entfaltet, mich mit unglaublichen Wendungen überrascht und mich mit den Charakteren, besonders Protagonistin Cass, mitfiebern lassen.

‘Gameshow – Der Preis der Gier – ist für mich ein Jahreshighlight, das ich allen Fans von Klassikern wie ‘Die Tribute von Panem’ oder ‘Die Bestimmung’ sehr ans Herz legen kann.

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Veröffentlicht am 23.05.2023

unglaublich gut recherchierter Roman über eine verbotene Liebe zwischen zwei jungen Frauen in den 1950er Jahren

Last night at the Telegraph Club
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Da das Buch im englischsprachigen Raum sehr gefeiert wird, bin ich darauf aufmerksam geworden. Umso größer war meine Freude, als ich gesehen habe, dass ‘Last Night at the Telegraph Club’ ins Deutsche übersetzt ...

Da das Buch im englischsprachigen Raum sehr gefeiert wird, bin ich darauf aufmerksam geworden. Umso größer war meine Freude, als ich gesehen habe, dass ‘Last Night at the Telegraph Club’ ins Deutsche übersetzt wird.

Wenn du wissen willst, wie mir Lilys Geschichte gefallen hat, lies gerne in meiner Rezension weiter.

》Sie haben sich geküsst.《…Es laut auszusprechen war berauschend und sie wurde wieder rot. Trotzdem bekam sie das Wort nicht über die Lippen, mit dem die Frauen in diesem Buch bezeichnet wurden: lesbisch.

Zitat aus ‘Last Night at the Telegraph Club’, S. 102

Darum geht’s

Es sind die 1950er Jahre. Die 17-jährige Lily wächst als Kind chinesischer Einwanderer in San Franciscos Chinatown auf. Die politische Situation ist angespannt. Die USA sehen in den Einwanderern eine kommunistische Gefahr, was Deportationen zur Folge hat. In dieser angespannten Zeit lernt Lily in einem Mathekurs Kath kennen. Gemeinsam mit Kath besucht Lily heimlich den Telegraph Club, eine geheime Bar für Lesben, in der eine berühmte Herrenimitatorin auftritt. Lily, die vorher schon das Gefühl hatte ‘anders’ zu sein, findet während der nächtlichen Treffen die Bestätigung. Sie hat sich in Kath verliebt. Doch eine Liebe zwischen Frauen ist im Jahr 1954 ein absolutes Tabu. Als die Beziehung der beiden auffliegt, steht für Lily und ihre Familie viel auf dem Spiel.

Meine Meinung

Malinda Lo hat eine wunderbare, gefühlvolle Geschichte zu Papier gebracht. Es ist eine Geschichte über eine verbotene Liebe, einen geheimen Club, über das erste Verliebtsein und über das Erwachsenwerden in einer politisch angespannten Zeit. Malinda Lo greift viele Themen auf – Diskriminierung, Rassismus und die Politik der 1950er Jahre. All das findet neben Lilys und Kaths Liebesgeschichte Platz, die ganz unschuldig beginnt und sehr authentisch und sanft erzählt wird.

Lily ist eine tolle Protagonistin, die man gerne begleitet. Sie liebt Mathe und alles was mit Raumfahrt zu tun hat. Der Telegraph Club gibt Lily die Möglichkeit vieles über sich selbst herauszufinden. Der Club ist ein sicherer Hafen, an dem sich Lily unter Gleichgesinnten ausprobieren kann und sich nicht zu verstellen braucht. Ich habe Lily für ihren Mut bewundert. Sie steht zu sich selbst und zu ihren Gefühlen für Kath. Ihre Selbstbestimmtheit und ihre Entwicklung sind einfach großartig.

Geschrieben ist das Buch zum größten Teil aus Lilys Perspektive, wobei es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit gibt, in denen zum Beispiel Lilys Mutter oder auch ihre Tante zu Wort kommen.

Zwischendurch gibt es auch immer wieder Zeitleisten, die die wichtigsten (politischen) Ereignisse zusammenfassen.

Mir hat der Roman insgesamt sehr gut gefallen. Allerdings hatte er leider einige Längen, an denen man das Gefühl hatte, auf der Stelle zu treten. Vorallem die politischen Debatten nehmen viel Raum ein.

Die zweite Hälfte des Buches ist aber richtig mitreißend und spannend. Ab einem gewissen Ereignis im Telegraph Club nimmt die Handlung Tempo auf und entwickelt sich zu einem richtigen Pageturner. Das Ende wurde mir dann ein bisschen zu schnell abgehandelt. Es hat mich aber schon zufrieden zurück gelassen, auch wenn ich mir hier vielleicht noch ein Kapitel mehr gewünscht hätte.

Was ich unbedingt noch erwähnen muss, ist das Nachwort der Autorin, das man auf jeden Fall lesen sollte. Malinda Lo gibt hier einen Einblick in ihre Quellen und macht nochmal die Situation chinesisch-stämmiger Einwanderer, sowie der queeren Gemeinschaft in den 50er Jahren deutlich. Man bemerkt bereits beim Lesen die intensiven Recherchen der Autorin. Das Nachwort ist eine tolle, sehr informative Ergänzung zur Geschichte. Wie gesagt, unbedingt lesen.


Lily hob die Finger an die Lippen, wie um der letzten Spur von Kaths Kuss nachzuspüren. Ein sonderbarer Leichtsinn erfasste sie und machte sie so beschwingt, dass sie das Gefühl hatte, sie könnte vom Boden abheben und schweben vor lauter Leichtigkeit und Liebe.

Zitat aus ‘Last Night at the Telegraph Club’

Fazit

Ein unglaublich gut recherchierter Roman über eine verbotene Liebe zwischen zwei jungen Frauen in den 1950er Jahren. Malinda Lo hat den Zeitgeist und die politischen Konflikte sehr gut erfasst und eine zarte Liebe innitten der Unruhen erblühen lassen. Nur im Mittelteil kamen leider einige Längen auf, die meinen Lesefluss etwas in Stocken gebracht haben. Das Ende hätte dafür etwas ausführlicher sein können.

Dennoch verdient das Buch eine große Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 23.05.2023

Große Liebe und große Empfehlung!

Der Knochensplitterpalast
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‚The Bone Shard Daughter‘ ist jenes dieser Bücher, die ich schon in der Originalsprache im Auge hatte. Die Freude über die deutsche Übersetzung war entsprechend groß, ist es doch Fantasy genau nach meinem ...

‚The Bone Shard Daughter‘ ist jenes dieser Bücher, die ich schon in der Originalsprache im Auge hatte. Die Freude über die deutsche Übersetzung war entsprechend groß, ist es doch Fantasy genau nach meinem Geschmack – mehrere POVs, ein spannendes asiatisch angehauchtes Setting und ein faszinierendes Magiesystem.

Wenn du wissen willst, wie mir der Reihenauftakt gefallen hat, lies gerne in meiner Rezension weiter.

》Da mein Gedächtnis fehlerhaft war, glaubte Vater nicht, dass ich den Anforderungen genügen würde. Doch ich wusste, wer ich war. Ich war Lin. Ich war die Tochter des Kaisers. Und ich würde ihm beweisen, dass selbst kaputte Töchter Macht ausüben können.《

Zitat aus ‚Der Knochensplitterpalast – Die Tochter‘, S. 161

Darum geht’s:

Um das Reich vor den gefürchteten Alanga zu schützen und vor dem Untergang zu bewahren, erschafft der Kaiser des Phönixreiches eine Armee aus Konstrukten. In feierlichen Prozessionen wird jedem Einwohner ein Knochensplitter entnommen, mit denen die Konstrukte betrieben werden. Doch die Menschen zahlen einen hohen Preis zu Gunsten der Knochensplittermagie. Denn nach und nach wird Ihnen Lebensenergie entzogen. Lin, die Tochter des Kaisers, besitzt wie ihr Vater die magische Begabung. Sie hat jedoch durch eine Krankheit all ihre Erinnerungen verloren. Nur, wenn sie diese wieder erlangt setzt ihr Vater Lin als Nachfolgerin auf dem Thron ein. Andernfalls fällt dieser Bajan, dem Ziehsohn des Kaisers zu. Lin, welche dem Treiben ihres Vaters ein Ende setzen will, tut daher alles, um ihre Vergangenheit zurück zu bekommen, insbesondere die Knochensplittermagie zu erlernen.

Während Lin die Geheimnisse des Palastes ergründet, braut sich im Inselreich eine Revolution zusammen.

Meine Meinung:

Ich habe zu lesen begonnen und mir war schnell klar, dass das Buch ganz großes Kino werden wird. Nicht zuletzt wegen des wahnsinnig einnehmenden, sehr bildgewaltigen Schreibstils der Autorin.

Die Geschichte wird aus 5 verschiedenen Perspektiven erzählt, die zunächst scheinbar keine Berührungspunkte miteinander haben. Lin – die Tochter des Kaisers, Jovis – ein Schmuggler, Phalue – Tochter eines Governeurs, Ranami – Phalues Geliebte und Sand – eine Mangopflückerin auf einer abgelegenen Insel. Fünf Charaktere, aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten mit verschiedenen Missionen, deren Schicksale enger miteinander verbunden sind, als jeder einzelne von ihnen jemals vermuten würde. Jeder von ihnen spielt eine tragende Rolle in der Geschichte, Lin und Jovis stechen aber ganz klar als Hauptprotagonisten hervor. Aber, alle fünf sind wahnsinnig greifbare Charaktere und ihre Geschichten haben mich sehr berührt. Allen voran Lins Geschichte.

Lin ist eine tolle Protagonistin. Sie ist äußerst wissbegierig, stark und mutig. Ich fand es wahnsinnig spannend mit Lin die Geheimnisse des Palastes nach und nach aufzudecken, die Konstrukte zu erforschen und hinter verschlossenen Palasttüren die Knochensplittermagie zu ergründen, die dunkel, grausam uns faszinierend zugleich ist.

Jovis hat mich wiederum mit seiner lockeren Art um den Finger gewickelt. Er ist ein Schmuggler mit einer harten Schale und einem großen Herzen. Eigentlich ist Jovis auf der Suche nach seiner Verlobten, die vor Jahren verschwunden ist. Seitdem reist er quer durchs Inselreich und wird dabei eher unfreiwillig zum Retter zahlreicher Kinder. Immer an seiner Seite ist Mephi, ein geheimnisvolles Wesen, welches Jovis aus dem Wasser gerettet hat. Ganz nebenbei mein heimlicher Held in der Geschichte.

》Du redest immer so viel. Ständig erzählst du eine Geschichte nach der anderen! Erst als du verstummt bist, bekam ich ein Gespür dafür, wer du unter all diesen Worten wirklich bist.《

Zitat aus ‚Der Knochensplitterpalast – Die Tochter‚, S. 200

Phalue ist die Tochter des Governeurs der Insel Nephilanu. Sie soll einmal das Amt ihres Vaters übernehmen. Ranami, ihre Geliebte, kommt aus einfachen Verhältnissen. Immer wieder macht Ranami Phalue auf die Missstände in der Bevölkerung aufmerksam. Ranami ist es auch, die Kontakt zu den Rebellen knüpft und versucht Phalue zu einem Umdenken zu bewegen.

》Rebellionen verbanden die Menschen nicht nur, sie konnten sie auch auseinanderreißen.《

Zitat aus ‚Der Knochensplitterpalast – Die Tochter ‚, S. 280

Am geheimnisvollsten ist wahrscheinlich Sand, eine Frau, welche auf Maila, einer abgelegenen kleinen Insel, tagein tagaus Mangos pflückt. Eines Tages regt sich etwas in Sand und sie erkennt, dass sie eine Änderung an ihrer Situation herbeiführen muss.

Ich mochte jeden Einzelnen von ihnen unglaublich gerne. Alle Fünf lassen tief in sich Blicken, sie erzählen alle ihre eigene Geschichte – manche mehr davon, manche weniger. Ich habe mit Spannung jeden Handlungsstrang und jedes Schicksal verfolgt, mit den Charakteren mitgefiebert und war von Anfang an sehr gespannt darauf, wann sich die Wege der Protagonisten kreuzen werden, ob sie es tun und wie deren Geschichten miteinander verwoben sind.

Durch die wechselnden Perspektiven entsteht ein hohes Tempo beim Lesen, weil man immerzu wissen möchte, wie es weitergeht. Ich konnte mich nur schwer von den Seiten lösen, war gefesselt und gebannt. Ganz besonders eine Enthüllung hat mir schier den Atem geraubt.

Andrea Stewart hat mich an zahlreiche Orte im gesamten Inselreich geführt, einer faszinierender als der nächste. Mir hat das asiatisch inspirierte Setting unglaublich gut gefallen. Ich fand es toll einzutauchen in eine Welt voller Mythen, Legenden und geheimnisvoller Tiere – wie Mephi eines ist. Und auch die Knochensplittermagie ist absolut faszinierend. Die Art und Weise, wie sie gewirkt wird, wie durch die Magie Konstrukte zum Leben erwachen, ist beeindruckend und gleichzeitig abstoßend. Ich will mehr von allem und habe noch so viele Fragen, die hoffentlich bald beantwortet werden.

Für mich ist ‚Der Knochensplitterpalast – Die Tochter‘ ein mehr als gelungener Reihenauftakt und außerdem ein Highlight aus dem Fantasy-Genre.


»Das Kaiserreich wurde gegründet, um die Menschen vor den Alanga zu retten. Die Splitterlosen versuchen nun, dieselben Menschen vor dem Reich zu retten. Und wer wird sie anschließend vor den Splitterlosen retten?«

Zitat aus ‚Der Knochensplitterpalast – Die Tochter ‚, S. 270

Fazit:

5 verschienene Perspektiven, greifbare Charaktere mit Tiefgang, eine beeindruckende, asiatisch inspirierte Welt, und eine Magie, deren Anwendung grausam und faszinierend zugleich ist. Andrea Stewarts Reihenauftakt hat einfach alle meine Erwartungen erfüllt; sie sogar übertroffen. Für mich ist das Buch ein Highlight. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Große Liebe und große Empfehlung!

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Für Asterix-Fans

Wo steckt eigentlich Asterix? - Das große Wimmelbuch
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Ich war schon als Kind großer Fan von Asterix, Obelix, Idefix und Co. Ich habe die Filme, genauso wie die Comics und Videospiele inhaliert. Als Wimmelbuch kannte ich Asterix allerdings noch nicht. ...

Ich war schon als Kind großer Fan von Asterix, Obelix, Idefix und Co. Ich habe die Filme, genauso wie die Comics und Videospiele inhaliert. Als Wimmelbuch kannte ich Asterix allerdings noch nicht. Und da meine Kinder das passende Alter haben, dachte ich mir, warum die zwei nicht mit dem Asterix-Fieber anstecken.

Was gefällt mir besonders gut? Ganz klar die tollen Illustrationen! Die dargestellten Wimmelbilder sind in feinster Asterix-Manier gezeichnet. Eben so wie man die unbesiegbaren, gerissenenen Gallier kennt und liebt.
Wettbewerbscharakter bekommt das Buch durch eine einfache Spielregel. Für gefundene Charaktere gibt es Punkte in Form von Lorbeerkränzen. Der Sieger mit den meisten Kränzen geht als Champion hervor. Es ist jetzt zwar kein Muss, aber doch ein netter Zusatz und Motivation zum Suchen für die Kinder.

Da meine Kinder die Geschichten bisher nicht kennen, hält sich die Begeisterung noch in Grenzen. Als Fan kann ich das Wimmelbildbuch aber klar empfehlen - insbesondere an Asterix-Liebhaber!


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