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Veröffentlicht am 22.12.2019

ExtraOrdinär

Vicious - Das Böse in uns
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Victor Vale und Eli Cardale sind zwei hervorragende Studenten an einer Elite-Uni. Zum Ende des Studiums ist jeder Student aufgefordert, eine besondere Abschlussarbeit abzuliefern. Eli entscheidet sich ...

Victor Vale und Eli Cardale sind zwei hervorragende Studenten an einer Elite-Uni. Zum Ende des Studiums ist jeder Student aufgefordert, eine besondere Abschlussarbeit abzuliefern. Eli entscheidet sich dafür, EOs zu studieren - extraordinäre Menschen, die sich durch Superkräfte auszeichnen. Zusammen mit Victor findet er heraus, dass alle EOs eines gemeinsam haben: Jeder von ihnen war für kurze Zeit tot, bevor er mit seinen ungewöhnlichen Fähigkeiten ins Leben zurückkehrte. Beiden gelingt das Unglaubliche: Sie sterben, um als EOs zurückzukehren. Doch das allein macht weder einen guten Menschen noch Superhelden aus und so werden aus den Freunden die erbittertsten Feinde.

Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal schreiben würde, aber Victor ist der netteste Psychopath, der mir je untergekommen ist. Zwar hat er null Probleme, jemanden zu töten oder einem anderen Schmerzen zuzufügen, wenn das für seine Zwecke notwendig sein sollte, aber er weiß um Ethik und versucht sich in der Regel daran zu halten. Mir gefielen die Superkräfte, die Schwab den Leuten mitgab; jemanden yedilike zu manipulieren, ist zwar auch nicht neu, war hier aber super umgesetzt. Der Schreibstil nimmt einen sofort rein in die Geschichte, die Handlung war kurzweilig und weiß zu fesseln und obwohl es hier von Psychopathen nur so wimmelt, schafft die Autorin das Kunststück, mindestens die Hälfte von ihnen sympathisch zu gestalten. Ich fand's cool und will auf jeden Fall den zweiten Band lesen. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 18.12.2019

Immer der Nase nach

Shadowscent - Die Blume der Finsternis
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Im Kaiserreich Aramtesch haben Düfte Macht oder spielen eine besondere Rolle. Rakel, eine junge, arme Frau vom Land, versucht ihren Vater zu retten, der an einer fast unheilbaren Krankheit leidet. Dafür ...

Im Kaiserreich Aramtesch haben Düfte Macht oder spielen eine besondere Rolle. Rakel, eine junge, arme Frau vom Land, versucht ihren Vater zu retten, der an einer fast unheilbaren Krankheit leidet. Dafür setzt sie ihre besondere Gabe, das Erkennen von Düften ein. Doch sie gerät in eine Intrige und muss als Dienerin arbeiten. Genau zu dieser Zeit gelangen die Gesandten des Kaisers an, und nur kurze Zeit später werden Leute vergiftet aufgefunden, darunter auch der Kronprinz des Reiches. Da Rakel als Täterin vermutet wird, muss sie fliehen. Ihre einzige Chance ist es herauszufinden, wer dahinter steckt und ihr einziger Verbündeter dabei ist der Leibwächter des Prinzen, Ash.

Das exotische Setting hat mich gereizt und auch, dass Düfte eine Rolle spielen sollten. Doch tatsächlich ist deren Einfluss weniger markant als angenommen. Es gibt zwar scheinbar sogar Duftbeauftragte, aber welchen Job die wirklich haben, kommt nicht raus. Und wenn Rakel sich nicht mit der Vergiftung des Prinzen herumschlagen müsste, würde sie halt Parfüms herstellen. Aber natürlich beschäftigen sich Parfümhersteller mit Düften, doch genauso natürlich interessiert das den Rest der Welt weniger. So gab es hier die klassische Heldenreise, in der irgendwelche Abenteuer bestanden und Aufgaben gelöst werden mussten, aber Spannung wurde dabei selten aufgebaut. Die meiste Zeit langweilte mich die Suche nach den Zutaten zum Gegengift und wenn doch mal etwas passierte, wurde es zu einfach abgehandelt. Halbwegs fesselnd wurde es dann zum Schluss, wobei ich trotzdem nicht verstehe, wie das mit Ash funktioniert, mehr kann ich wegen der Spoilergefahr dazu nicht sagen. Wenigstens hielt sich das Liebesgedöns in Grenzen, das ist ja schon mal was. Alles in allem bin ich eher wenig geneigt, die Abenteuer von Ash und Rakel weiterzuverfolgen. Es war nicht schlecht, wirklich gut allerdings auch nicht.

Veröffentlicht am 17.12.2019

Diabolisch schlecht

Diabolic – Fatales Vergehen
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15 Jahre zuvor: Drei Mädchen schleichen sich nachts hinaus an einen See, um nackt zu baden, obwohl schon seit einiger Zeit andere Mädchen verschwunden sind. Sie werden beobachtet und überfallen. Auf Wunsch ...

15 Jahre zuvor: Drei Mädchen schleichen sich nachts hinaus an einen See, um nackt zu baden, obwohl schon seit einiger Zeit andere Mädchen verschwunden sind. Sie werden beobachtet und überfallen. Auf Wunsch von Ruth, derjenigen, die es am schlimmsten getroffen hat, schweigen sie darüber.

Heute: Aus den Mädchen sind Frauen geworden und es treibt sie aus verschiedenen Gründen zurück in ihre Heimat. Was sie nicht ahnen: Der Mann, der sie damals überfiel, ist auch heute noch da und er hat noch eine Rechnung mit ihnen offen. Aber zuerst verschwindet wieder einmal ein Mädchen und Ruth, Shiloh und Katrina müssen endlich anfangen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, sonst wird jemand sterben. Vielleicht sogar eine von ihnen.

Um Gottes Willen, was habe ich hier gehört? Ich kann euch sagen, was ich erwartet habe: einen Thriller. Doch was man hier bekommt, ist eine Katastrophe. Anscheinend waren sich die drei (!!!) Autorinnen nicht einig, ob sie einen Thriller, einen Erotikroman oder Liebesgedöns oder sonst was schreiben wollten, herausgekommen ist jedenfalls eines der schlechtesten Bücher, das ich je das Missvergnügen hatte zu hören. Die Sprecherin trifft jedenfalls keine Schuld, sie gab alles, obwohl ich manchmal das Gefühl hatte, selbst sie langweile sich. (Völlig verständlich.) Es wimmelt in diesem Buch vor Wiederholungen und schlechtem Stil bzw. Handwerk. Innerhalb einer Perspektive wird gern mal gewechselt, der Täter ist permanent hart und schwillt an, Ruth ist nur hysterisch, Männer sind entweder Loveinterests oder Schweine und die furchtbaren Liebesbeziehungen geben dem Buch den Rest. Sobald ein Mann auftaucht, weiß man sofort, ob er der nächste Partner der gerade erwähnten Frau wird. Katrina, die jetzt Polizistin ist, stellt sich dermaßen dumm an, dass man sie (oder sich selbst) schütteln möchte, aber jeder bezeichnet sie als schlau und clever. Der Typ, mit dem sie einen ONS hatte, glaubt, er hätte Ansprüche auf sie und sie wehrt sich nicht, sondern findet das romantisch. Das Weltbild folgt hier glasklar einem veralteten amerikanischen: Die Frauen sind dumm und bringen sich in Gefahr, die Männer sind dafür da, sie da herauszuholen. Ende.

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Veröffentlicht am 16.12.2019

Pippas Cold Case

A Good Girl’s Guide to Murder
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Pippa Amobi-Fitz ist siebzehn und beschließt in ihrem letzten Jahr an der Highschool, dass sie für ihre Abschlussarbeit einen alten Fall aufrollt, der in ihrer Kleinstadt Furore gemacht hat. Vor fünf Jahren ...

Pippa Amobi-Fitz ist siebzehn und beschließt in ihrem letzten Jahr an der Highschool, dass sie für ihre Abschlussarbeit einen alten Fall aufrollt, der in ihrer Kleinstadt Furore gemacht hat. Vor fünf Jahren starb ein Junge, der ihr einmal geholfen hatte und alle hielten ihn für den Mörder eines verschwundenen Mädchens. Doch Pip glaubt nicht daran. Sie hält es zwar auch nicht für möglich, den Fall wirklich zu lösen, aber vielleicht ein paar neue Ansätze zu finden, die die Unschuld Sals, des angeblichen Mörders und Selbstmörders beweisen. Hilfe bekommt sie dabei von Ravi, Sals Bruder, der natürlich ebenfalls niemals an dessen Schuld geglaubt hat. Doch die beiden stoßen auf überraschende Erkenntnisse und schon bald wird es klar, dass sie sich jemandem nähern, der ihre Nachforschungen nicht wohlwollend aufnimmt. Pip gerät in eine Zwickmühle, als Drohungen auftauchen: Setzt sie ihre Suche fort und riskiert alles oder gibt sie auf und lässt einen Unschuldigen als Mörder dastehen?

Das war mal ein erfrischender Jugendthriller mit völlig neuen Ansätzen. Der Erzählstil wechselt zwischen protokollierenden und erzählenden Ereignissen, manchmal werden Notizbuchseiten inklusive Zeichnungen und Gekritzel einbezogen, mit anderen Worten: Es ist tatsächlich ein bisschen wie eine Abschlussarbeit aufgebaut, nur nicht annähernd so langweilig. Ich hatte beim Lesen viel Spaß, zumal Pip eine offene, neugierige und witzige Person ist. Sie setzt sich gegen Rassismus ein und hält auch nicht den Mund, wenn jemand ungerecht behandelt wird, hat ihr Herz also auf dem rechten Fleck. Meistens ist sie auch ziemlich clever, deshalb komme ich auch an dieser Stelle zu meinem Kritikpunkt: Dafür, dass sie so schlau ist, stellt sie sich gerade zum Schluss ziemlich leichtsinnig, um nicht zu sagen dumm an, und bringt sich damit unnötig in Gefahr. Ich finde, um Spannung aufzubauen, hätte da ein anderer Weg gewählt werden müssen, so wurde das plump und nicht in-charakter gelöst. Trotzdem hat dieses Buch einen hohen Fun-Factor, weswegen es von mir eine ernsthafte Empfehlung bekommt.

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Veröffentlicht am 13.12.2019

Katzen und Mäuse

Der Hof der Wunder
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Vor vielen Jahren ist die Revolution in Frankreich gescheitert. Anstatt die Köpfe der Adligen auf der Guillotine rollen zu lassen, starben viele, viele Aufständische und deren Anführer. Seitdem wird Paris ...

Vor vielen Jahren ist die Revolution in Frankreich gescheitert. Anstatt die Köpfe der Adligen auf der Guillotine rollen zu lassen, starben viele, viele Aufständische und deren Anführer. Seitdem wird Paris von den in Saus und Braus lebenden Adligen auf der einen Seite und den Verbrechergilden auf der anderen Seite beherrscht. Nina Thenardier ist die Schwarze Katze, eine der besten Diebinnen der Stadt. Um ihre Ziehschwester Ettie vor dem Tiger, dem Anführer der Fleischgilde, zu schützen, ist sie bereit, alles zu tun - selbst wenn es bedeutet, eine Revolution anzustiften und sich selbst in Lebensgefahr zu begeben.

So hat man Les Miserablés noch nie gelesen. Nach kurzen, anfänglichen Einstiegsschwierigkeiten hatte ich begriffen, woher mir die Namen so bekannt vorkamen und je mehr sich diese Welt für mich erschloss, desto faszinierter wurde ich. Sie sind alle da: Gavroche, die Thenardiers, Javer, die aufrührerischen Studenten. Sie werden in eine komplexe Geschichte gepackt, die jedoch auch nicht ohne Wiedererkennungswert ist, dabei entsteht trotzdem eine völlig eigene Erzählung, die ich so noch nicht gelesen habe. Falls es überhaupt einen Kritikpunkt gibt, dann höchstens den, dass am Ende doch verdammt viele Männer um die Gunst von Nina buhlen, aber das ist so dermaßen dezent im Hintergrund, dass ich gut damit leben konnte. Ein Buch, das man vielleicht wirklich am meisten genießen kann, wenn man sowohl Hugos Die Elenden als auch Kiplings Dschungelbuch kennt, doch auch für diejenigen, auf die das nicht zutrifft, dürfte es interessant werden, wenn sie nach einer Lektüre abseits des Mainstreams suchen.