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Veröffentlicht am 15.06.2023

Geschichte mit viel Potenzial!

Arcadia – Die Auserwählten
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Ben und Emily wollen beide ans Elite-Internat »Arcadia«, allerdings könnten ihre Intentionen nicht unterschiedlich sein. Während Emily die gefährliche Aufnahmeprüfung auf sich nimmt, um an dem Internat ...

Ben und Emily wollen beide ans Elite-Internat »Arcadia«, allerdings könnten ihre Intentionen nicht unterschiedlich sein. Während Emily die gefährliche Aufnahmeprüfung auf sich nimmt, um an dem Internat zu lernen, wie sie mit ihrer Begabung für hochmoderne Technik die Welt retten kann, schleust sich Ben als Spion eines Technikkonzerns ein. Doch beide waren nicht darauf vorbereitet, was sie dort erwarten wird ...

Ich hatte mal wieder richtig Lust auf eine Dystopie und Arcadia vereint vieles, dass dabei vielversprechend ist. Mir hat erstmal gefallen, in was für einer Welt wir uns bewegen – also eben unsere Zukunft, aber mit Fokus auf das, was uns blühen könnte, wenn der Klimawandel so weitergeht. Erschreckend, aber das ist es ja, was Dystopien bringen: idealerweise etwas, was gerade nah genug an unserer Realität ist, um einem ein wenig Angst zu machen. Und das ist hier mit dieser Welt sehr gelungen. Auch fand ich es super spannend, wo es in Sachen Technik hingegangen ist, was in der Welt so möglich ist und wie sie wo überall eingesetzt wird. Das war ein richtig interessantes Setting. Auch die Akademie Arcadia war cool, auch wenn ich mir gewünscht hätte, mehr von diesem "Einsame Insel im Atlantik"-Vibe zu fühlen, das kam für mich nicht so richtig rüber. Und manchmal wurde es mir fast ein wenig zu viel Beschreibung von technischen Vorgängen und zu wenig Spannungsaufbau. Aber interessant ist es allemal.

Handlungstechnisch ging es gleich rasant los mit Emilys Bemühungen, einen Platz für die Arcadia zu ergattern. Und auch Ben steckt schon voll in seiner Mission drin. Das war eine wunderbare Mischung aus langsam Welt kennenlernen, aber schon direkt voll drin sein. Es war spannend, zwei Charaktere, die gar nicht sooo unähnliche Herkünfte haben, in so unterschiedlichen Situationen mit unterschiedlichen Intentionen zu erleben. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich so richtig verstanden hab, was es mit Emilys zwei Prüfungen so auf sich hatte, aber das fand ich nicht so schlimm. Im Mittelteil hingegen wurde mir das Buch stellenweise ein wenig zu langatmig oder unspektakulär. Es ging dann viel um die Kurse und die Technikvorgänge und darum, dass Ben (sehr aufdringlich, mir hier und da fast ein wenig zu übergriffig) versucht, sich mit Emily anzufreunden. Aber es fehlte mir ein wenig, das die Story so richtig in Fahrt gebracht hätte. Mehr Geheimnisse und Aufdeckungen an der Akademie, mehr Hinweissuche, mehr dramatische Ereignisse? Irgendwie so, keine Ahnung, jedenfalls dachte ich zwischenzeitlich – obwohl ich es immer noch sehr interessant fand – dass mich das Buch vielleicht verliert. Aber zum Glück gings im letzten Drittel wieder ziemlich bergauf und es passierte Schlag auf Schlag noch einiges, was Drama und Spannung reingebracht hat und mir gefallen hat. Zwei größere Plottwists gabs, die ich grundsätzlich sehr genial fand .. aber bei dem einen passte mir Charaktertechnisch was nicht (dazu gleich mehr) und der andere war irgendwie nicht das erwartete "Geheimnis" aus dem Klappentext und hat mich etwas irritiert. Ich war erst nicht sicher, wie ich die Entwicklung der Story dahingehend finden soll, weil ich eher was anderes erhofft hatte. Ich bin gespannt, wie das in Band 2 weiter umgesetzt werden soll. Ich bin aber offen dafür, wohin uns diese Reise führt!

Was Emily und Ben angeht, so war es für mich ein typisches Jugendbuch. Keine allzu intensive Liebesgeschichte, aber eine süße Annäherung. Und beide Charaktere waren hier und da ein wenig flach, aber auf alle Fälle interessant genug. Bei Emily gab es einige spannende Entwicklungen! Ben war noch etwas eindimensionaler als sie, aber da gibts Potenzial für Band 2. Insgesamt haben mich beide nicht mega packen können, ich hab jetzt keine starke Bindung zu ihnen aufbauen können, aber ich habe sie wirklich gerne bei ihren Abenteuern begleitet. Nur eine Sache (eben schon angedeutet) hat mich ziemlich gestört. Ben hatte relativ weit hinten im Buch nämlich einen sehr plötzlichen, überrumpelnden Sinneswandel, den ich nicht nachvollziehen konnte und der mir zu unrealistisch war. Da hat es sich die Autorin meiner Meinung ein wenig zu einfach gemacht. Mal schauen, wie es damit noch weitergeht.


Alles in allem ist Arcadia eine sehr schöne Jugend-Dystopie, von der ich mir in Sachen Handlung irgendwie noch mehr erhofft hatte, die ich aber trotzdem gern gelesen habe. Ich freue mich auf Band 2, vielleicht packt es mich da noch mehr. 3,5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 15.06.2023

Ganz große Liebe für diese Generation!!

Chain of Thorns
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Cordelia Carstairs ist mit Matthew an ihrer Seite aus London nach Paris geflohen. Zu sehr schmerzt die Situation mit ihrem Schein-Ehemann James. Schon nach kurzer Zeit werden sie allerdings durch die unheilvollen ...

Cordelia Carstairs ist mit Matthew an ihrer Seite aus London nach Paris geflohen. Zu sehr schmerzt die Situation mit ihrem Schein-Ehemann James. Schon nach kurzer Zeit werden sie allerdings durch die unheilvollen Ereignisse, die sich in London zusammenbrauen, wieder zurückgeholt. Ausgerechnet jetzt, wo mehr Gefahr denn je droht, scheinen sich die Freunde um die Tollkühnen Gesellen durch ihre Geheimnisse zu entweien. Doch allein wird niemand von ihnen das Böse besiegen können ...


Liebe Liebe Liebe Liebe Liebe. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich diese Schattenjäger-Generation in mein Herz geschlossen habe. Zu Cassandra Clares Schreibstil muss ich an dieser Stelle vermutlich kaum noch was sagen, denn ich wiederhole mich bei jedem einzelnen Buch, aber falls wer noch nichts von ihr kennt (oder meine anderen Rezis): Der ist einfach unfassbar besonders und genial. Ich kenne niemanden, der sooo detailliert schreiben kann, ohne dass es auch nur an einer einzigen Stelle langatmig wird. Sie schafft es absolut perfekt, das Beste von allem zu vereinen: Super viel Gefühl, dramatische Emotionen mit düsterer Gefahr und actiongeladenen Szenen mit total humorvollen Dialogen, die einen zum Schmunzeln bringen. Wie kann es sein, dass mir vor Aufregung und Verzweiflung fast das Herz stehen bleibt, und ich dann auf einmal breit Grinsen oder sogar lachen muss, weil der Dialog so ins Absurde abdriftet – Aber. Ohne. Auch. Nur. Im. Entferntesten. Unpassend. Oder. Fehl. Am. Platz. Zu. Wirken. Wirklich grandios.

Und Cassandra Clare beweist hier auch inhaltlich wieder, wie herrvorragend sie Action mit Beziehungsdramen kombinieren kann. Zugegeben, rein plottechnisch ist das hier bei Die letzten Stunden gar nicht so unbedingt das Beste, was ich je gelesen habe. Er ist recht simpel gehalten und ohne gravierende Plottwists. War aber gar nicht schlimm, denn actionreich und spannend und dramatisch war es trotzdem, sodass ich jederzeit am mitfiebern war. Ich fand es spannend, wie in diesem Finale die Bedrohungen in ihrer vollen Größe gipfelten, denn während man zuvor quasi nur mit den "bösen Lakaien" zu tun hatte und das große Ganze eher unheilvoll in weiter Ferne blieb, zog sich hier die Schlinge immer weiter zusammen. Und neben der Spannung, die Cassandra Clare erfolgreich oben gehalten hat, ist dabei auch immer alles so schön schlüssig und logisch aufgebaut, dass wirklich alles am Ende wie Zahnräder ineinandergreift.

Aber der größte Pluspunkt hier sind wohl die Hauptcharaktere und ihre Beziehungsgeflechte. Ganz davon abgesehen, dass ich meine geliebten Charaktere aus der Clockwork Reihe – WIll und Tessa, und natürlich Jem – wiedersehen und zum Teil sogar als Eltern erleben durfte (was wirklich perfekt war und mich richtig glücklich gemacht hat), hat es mir auch der erweiterte Kreis um die Tollkühnen Gesellen wirklich angetan. James, Matthew, Christopher, Thomas, Cordelia, Lucie, Anna und auch Jesse, Alistair oder Ariadne. Nicht nur haben sie es geschafft, zu meiner liebsten Schattenjäger-Gruppe von allen zu werden, sie sind nun auch eine meiner liebsten Buchcliquen überhaupt. Ernsthaft, diese Dynamiken, diese Dramen. Wie einfach jeder dieser Charaktere so eine individuelle Persönlichkeit hatte, die ihn ausgemacht hat und dafür gesorgt hat, dass er was einzigartiges zur Gruppe beiträgt. Und gleichzeitig hatte jeder von ihnen mit jedem anderen eine einzigartige Beziehung, es ist einfach extrem gut ausgearbeitet, wie die alle aufeinander wirken und reagieren und miteinander umgehen. Durch und durch richtig runde Persönlichkeiten. Echt. Liebenswert. Ich weiß gar nicht, wie ich das hier so deutlich machen kann, wie ich gern würde, ohne quasi ein eigenes Buch zu schreiben.
Und in diesem Finalen Band der Reihe haben sich alle Dramen untereinander einfach nochmal so krass gesteigert (ohne je übertrieben zu werden!), sodass ich mir eigentlich ständig die Haare raufen, verzweifeln, heulen, lachen, hoffen, mitfiebern konnte und mir teilweise das Herz drohte aus der Brust zu springen. Ich dachte zwischenzeitlich wirklich ich platze vor emotionaler Anspannung. Ich liebe sie alle so sehr und ich wollte, dass alle glücklich sind, aber manches war so unfassbar bitter und hart ...
Aber das tolle ist dann noch, dass diese persönlichen Bezüge und Fähigkeiten und Probleme und Entwicklungen jedes einzelnen Charakters sich einfach immer absolut perfekt in die Handlung rund um die Bedrohung einfügen. Es gibt nicht "der Gefahren-Plot" und "die Liebesdramen" oder so. Alles ergibt ein stimmiges Gesamtbild.

Das Ende hat mich glücklich gemacht und war mehr als passend für diese Reihe. Und ich liebe es, dass Cassandra Clare nicht kurz nach dem "Happy End" einfach abbricht, wie es leider so viele Bücher tun. Nein, sie gibt einem noch einen richtig schönen, runden Abschluss, der einen mehr als zufrieden zurücklässt. Und gleichzeitig bitterlich traurig und sehnsüchtig, denn ich wollte nicht wahrhaben, dass damit die Reise dieser Schattenjäger-Clique vorbei ist. Ich musste erstmal meinen ordentlichen Hangover auskurieren. Und ich vermisse sie alle so schrecklich.


Cassandra Clare, was machst du nur mit mir? Wenn ich das Buch nicht im Buddyread gelesen hätte, wär ich möglicherweise mehr als einmal vor Aufregung oder Verzweiflung gestorben. Ein grandioses Finale einer grandiosen Schattenjäger-Reihe mit einer meiner liebsten Buch-Cliquen überhaupt. 5 Sterne. Bitte lesen!

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Veröffentlicht am 01.06.2023

Kurzweiliges Lesevergnügen

Cold Case Academy – Ein mörderisches Spiel
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Dass Cassies Gabe, Menschen wie ein Buch zu lesen, außergewöhnlich ist, war ihr klar. Dass sie so außergewöhnlich ist, dass sogar das FBI sich für sie interessiert, überrascht sie. Ehe sie sich versieht, ...

Dass Cassies Gabe, Menschen wie ein Buch zu lesen, außergewöhnlich ist, war ihr klar. Dass sie so außergewöhnlich ist, dass sogar das FBI sich für sie interessiert, überrascht sie. Ehe sie sich versieht, nimmt sie einen Platz in der "Cold Case Academy" ein, wo Jugendliche mit besonderer Begabung ein Eliteausbildungsprogramm durchlaufen. Als angehende Profilerin findet sich Cassie unter weiteren Hochbegabten wieder, und gemeinsam stoßen sie schon bald auf Geheimnisse aus der Vergangenheit, die sie alle in Gefahr bringen könnten ...


Nach Inheritance Games war ich sehr neugierig, was anderes von der Autorin zu lesen, und tatsächlich erinnert es hier und da vom Stil an die Reihe, die ich so genial fand. Aber von vorne. Cold Case Academy ist auch wieder ein Jugendbuch, das hier geht aber etwas mehr in die Thriller-Richtung, wodurch es eindeutig blutiger und brutaler wird, aber jetzt nicht vergleichbar mit Erwachsenen-Thrillern. Aber es geht eben um das FBI und um Morde. Und was ich da an dem Konstrukt wieder super finde, ist, dass es Potenzial für Rätsel hat. Und zwar gilt es, alte Fälle zu lösen. Auch hier müssen wieder Puzzleteile zusammengefügt werden, Zusammenhänge verstanden werden. Cassie und die anderen haben Spuren, denen sie nachgehen müssen. Das hat mir wieder richtig gut gefallen, ich mag dieses Rätselraten sehr. Die Storyline war hier auch absolut schlüssig, was das angeht. Gerade, als es dann nicht mehr nur um alte Fälle ging, sondern eine akute Bedrohung auftauchte, nahm es an Spannung zu und die Rätsel wurden "ernster". Ich fands gut, wie ich selbst nicht immer direkt die Lösung erkannt habe, aber wenn sie dann aufgetan wurde, machte sie Sinn. Einen kleinen Plottwist hab ich schon lange kommen sehen, das war für mich nicht so überraschend, war aber auch nicht schlimm. Ein anderer wiederum hat mich tatsächlich unerwartet erwischt, das fand ich super.

Das Setting ist passenderweise so angelegt, dass die Jugendlichen quasi auf einem Haufen hocken, was natürlch auch untereinander für Spannungen sorgt, die sich gut in die Geschichte eingefügt haben. Auch hier hab ich Parallelen zu Inheritance Games in den Dynamiken gefunden (Stichwort Liebeleien und verwirrende Gefühle). Die Charaktere sind nicht bis ins Detail ausgearbeitet, hier und da fehlt vielleicht ein wenig an Tiefgang, aber für die Geschichte funktionierte es ausreichend. Nur hat es verhindert, dass ich eine wirkliche Bindung zu ihnen aufbauen konnte, wodurch ich emotional nicht so tief drin steckte. Ich hab also mehr die Geschichte an sich genossen, als richtig mitzufühlen.

Insgesamt hätte meiner Meinung nach das ganze noch etwas länger sein können. Das Buch ist keine 300 Seiten lang und auch wenn das dafür gesorgt hat, dass es wirklich kurzweilig und unterhaltsam geblieben ist, hätte ich mir doch gewünscht, dass die Geschichte noch ein bisschen mehr unterfüttert worden wäre. So war es mir fast zu knapp. Aber es gibt ja auch noch einen zweiten Band, wo einiges wieder aufgegriffen werden kann.


Für mich war Cold Case Academy ein unterhaltsames Jugendbuch, dessen Geschichte mir ein kurzweiliges Lesevergnügen beschert hat und das ich auf jeden Fall empfehlen kann. Es ist aber nicht sonderlich emotional fesselnd oder tiefgründig. Und falls ihr Inheritance Games kennt: An die Reihe kommt die Storyline für mich nicht ran. Aber zum mal ein paar Stunden abschalten und in eine aufregende Story hüpfen, ist es super geeignet. Von mir gibt es 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 01.06.2023

Schöne Idee nicht so gut umgesetzt (2-2,5)

Ravenhall Academy 1: Verborgene Magie
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Als Lilly bei ihrer Großmutter ankommt, ahnt sie noch nicht, was sie dort herausfinden wird: Sie ist eine Hexe. Um zu lernen, ihre Magie zu kontrollieren und einsetzen zu können, wird sie an die Ravenhall ...

Als Lilly bei ihrer Großmutter ankommt, ahnt sie noch nicht, was sie dort herausfinden wird: Sie ist eine Hexe. Um zu lernen, ihre Magie zu kontrollieren und einsetzen zu können, wird sie an die Ravenhall Academy geschickt. Neben dem außergewöhnlchen Unterricht, muss sie auch mit allerlei anderen Dingen lernen, umzugehen. Da wäre zum Beispiel Jason, der ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Doch einige mysteriöse Vorkommnisse lassen Lilly schon bald vermuten, dass an der Academy etwas nicht mit rechten Dingen zu sich geht.


Mir ist es vorab ein Bedürfnis, erstmal zu sagen, dass ich nicht finde, dass wir hier einen Harry Potter-Abklatsch haben. Ja, es ist eine Zauberschule mit Zauberunterricht. Ja, es geht um Hexen und Magie. Ja, es gibt einige Parallelen und man merkt, dass die Autorin sich von ihrer Liebe zu Harry Potter hat inspirieren lassen. Aber 1. Welcher Autorin lässt denn bitte nicht seine Lieblingsgeschichten oder -aspekte mit in eigene Werke einfließen? Es wiederholt sich eh immer überall alles mögliche in Büchern. Da wird sich auch nicht beschwert, wenn es den tausendsten Auserwählten gibt, der die magische Welt retten soll. Oder es sich mal wieder um irgendwelche Fantasy-Königs/Adelshäuser dreht. Naja und 2. gibt es doch genügend Unterschiede. Protagonistin, Alter, Vorkommnisse an der Academy, Handlungsverlauf. Das alles ist nicht mit Harry Potter zu vergleichen, weshalb ich es nicht nachvollziehen kann, wenn alle das so stark hervorheben.

Nun, nichtdestotrotz hat mir das Buch nicht wirklich gefallen. Nur eben aus anderen Gründen. Erst einmal fand ich das Setting nicht störend, wie oben erklärt, sondern mochte es sogar. Ich mag Hexengeschichten. Ich mag magische Academys. Und Ravenhall klang wirklich schön. Die Idee drumherum, dass Lilly von ihrer Oma ihr magisches Erbe erfährt, dass sie dort lernen muss, Freunde und Feinde kennenlernt, seltsamen Geschehnissen auf die Spur geht – das alles ist ein super Rezept für eine ganz tolle Geschichte, was von mir auf jeden Fall Lob bekommt. Aber naja, wenn die Zutaten nicht vernünftig zusammengemischt oder zubereitet werden, kann auch aus einem guten Rezept ein schlechtes Gericht werden. Wobei ich schlecht etwas zu hart finde. Das Buch ist nicht schlecht. Ich glaube nur, dass die Autorin noch einiges an Arbeit vor sich hat, um richtig runde Geschichten zu schreiben.

Kommen wir zur Academy selbst. Ein wunderbares, überzeugendes Setting. Nur hat mir einiges an logischen Erklärungen gefehlt. Ich hatte das Gefühl, die Acdemy war nur Mittel zum Zweck, um Lilly an einen interessanten Ort zu platzieren. Aber die Academy an sich muss eben auch Sinn machen. Wieso sind Gleichaltrige in unterschiedlichen Jahrgängen? Kann man in jedem beliebigen Alter anfangen? Wonach geht es, wann wer anfängt? Warum ist Lilly gleichzeitig eingetroffen mit Leuten, die schon ihr ganzes Leben in der magischen Welt verbringen? GIbt es Prüfungen? Bekommt man einen Abschluss? Bekommen den alle im gleichen Alter oder alle einfach nach zwei Jahren? Wonach geht die Aufnahme dort? Für mich wurde in keinerlei Hinsicht ausreichend erklärt, wie das ganze System überhaupt funktioniert.

Die Handlung war durchaus interessant und hat mich neugierig gemacht. In guten Abständen gab es neue Vorfälle oder Hinweise. Cozy Szenen haben sich mit dramatischen Szenen super abgewechselt, eine sehr schöne Mischung, die grundsätzlich funktioniert. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass nichts davon bis zum Ende gedacht war. Beziehungsweise, nicht ausführlich genug durchdacht. Die Szenen fühlten sich alle recht sprunghaft an, sie waren sehr kurz. Da setzte Lilly sich gerade zu Beginn in den Unterricht und nach einem Dialog ist es wieder vorbei. Auch Unterhaltungen von Charakteren zu verschiedenen Themen waren etwas lieblos abgearbeitet, auf das wesentlichste reduziert und dann wars wieder vorbei. Dadurch wirkte alles, vor allem die Dialoge, total hölzern und unecht. Das hätte sprachlich alles tiefergehender ausgebaut werden müssen. Dahingehend war mir der Schreibstil leider zu flach. Und es gab einfach zu viele Wiederholungen und einfache Sätze und wenig abwechslungsreiche Satzstrukturen. Für Dialoge gab es gefühlt einen Pool aus fünf Aktionen, die die Charaktere dabei machen (Stirn runzeln, lächeln, Schultern zucken, o.ä.) und darüber hinaus gabs wenig. Und ich fürchte, ich kann nie wieder den Begriff Hundelady lesen.

Die Charaktere waren in ihrem Grundgerüst schön angelegt und so, wie man sie aus unserer Bookstagram- und Fantasy-Bubble kennt und liebt. Die Protagonistin, die neu in die Welt kommt, zunächst unsicher, aber sich nicht unterkriegen lässt. Der geheimnisvolle Bad Boy, der erst abweisend ist, bis sich eine Verbindung zwischen ihnen aufbaut. Nur leider fühlte es sich wirklich so an, als wollte die Autorin einfach nur dieses typische Trope bedienen, ohne die Charaktere tatsächlich selbst rund anzulegen. Sie waren wahnsinnig flach gehalten, ohne jeden Tiefgang in der Persönlichkeit. Oder mit besonderen Eigenheiten, die sie ausmachen. Und Jason war zu Beginn ohne auch nur irgendeinen einzigen Grund absolut unnahbar, nur um dann ganz plötzlich unsterblich in Lilly verliebt zu sein und ihre Nähe zu suchen. Also wirklich plötzlich. Da gab es keine Entwicklung in seinem Charakter. Kein Annähern. Keine Interaktion zwischen den beiden, die begründen würde, warum er ganz plötzlich so großes Interesse an ihr hat. Es steckt wirklich nur ein "Oh, es kommt in Büchern gut an, wenn der Typ erst abweisend ist und dann aber sich in sie verliebt" in dieser Konstruktion der beiden, ohne dass das bis zum Ende durchdacht worden ist. Auch die Nebencharkatere waren ähnlich eindimensional.


An sich war das Buch eine kurzweilige, nette Unterhaltung, das Setting schön und die Story hat durchaus neugierig gemacht. Ich bin noch am überlegen, Band 2 trotzdem noch zu lesen. Aber leider fühlt sich eigentlich alles an diesem Buch – Schreibstil, Setting, Charaktere, Handlungsverlauf – an, als hätte man versucht, Dinge, die in Büchern gut ankommen, zusammenzuschustern, ohne richtig Substanz reinzuarbeiten, ohne das ganze richtig bis zum Ende zu denken und auszuformulieren. Kann sein, dass die Kreativität und die Leidenschaft bei der Autorin mehr als ausreichend da sind, aber meiner Meinung nach mangelt es in Sachen "Handwerk des Schreibens". Was man ja aber durchaus lernen, trainieren kann.
Ich glaube aber, dass dieses Buch jüngeren Leser*innen, die vielleicht auch noch nicht so viel in dem Genre gelesen haben und diese ganzen Tropes und typischen Dinge noch nicht so gut kennen, wesentlich besser gefallen wird. Vielleicht also ein schönes Einstiegs-Jugendbuch?!
Von mir gibt's 2-2,5 Sterne für Ravenhall Academy.

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Veröffentlicht am 01.06.2023

Empfehlenswerte Vorgeschichten

Der Lotuskrieg: Last Stormdancer
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Ich hab dieses Buch nach der Hauptreihe gelesen, und fand es gut so herum. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass das Buch gut als Einstieg sein könnte. Nur ganz unabhängig von der Lotuskrieg-Reihe ist ...

Ich hab dieses Buch nach der Hauptreihe gelesen, und fand es gut so herum. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass das Buch gut als Einstieg sein könnte. Nur ganz unabhängig von der Lotuskrieg-Reihe ist es vielleicht nicht ganz so gut. Aber sonst kann ich es empfehlen! Das Buch besteht zum einen aus der Kurzgeschichte um ein Mädchen, das mit Tieren sprechen kann und sich in einen Raffineriearbeiter verliebt. Doch da diese Gabe verpönt ist, traut sie sich nicht, ehrlich zu sein. Yukiko aus der Haupreihe hat diese Gabe auch, deswegen fand ich es echt "schön" (in Anführungszeichen, weil es keine schöne Geschichte ist), hier etwas über jemanden zu lesen, der wie sie ist. Die Geschichte war sehr kurz, aber berührend und beängstigend.

Die zweite Geschichte zeigt uns, wie das Inselreich Shima, wie wir es in der Hauptreihe kennen, entstanden ist. Dabei erleben wir, wie die Donnertiger sich zurückziehen wollen und wie ein einzelner Junge versucht, die Katastrophe noch abzuwenden. Das fand ich echt spannend gemacht, denn irgendwie hab ich mit ihm mitgefiebert und gehofft, dass er Erfolg hat, obwohl ich ja wusste, dass das nicht sein kann, sonst gäbe es die Hauptreihe ja nicht. Dafür ist es ein guter Hinweis darauf, dass die Geschichte in sich gelungen ist. Ich fand es wirklich interessant, zu erfahren, wie genau es dazu gekommen ist, dass Shima so geworden ist. Und das endet deutet schon sehr gut auf Yukikos Geschichte hin.

Der Schreibstil ist in beiden Geschichten wie auch in der Haupreihe: Es gibt viele Details zur Technik/Mechanik, die in der Welt genutzt wird, das Setting wird ausführlich beschrieben und erzeugt eine sehr drückende, deprimierende Szenerie, die Charaktere bleiben etwas distanziert und doch nah genug, um mitzufiebern. Vielleicht also auch eine gute Gelegenheit, mit diesem Buch herauszufinden, ob der Schreibstil was für einen ist. Ich fand ihn bei der Hauptreihe etwas gewöhnungsbedürftig und teils zu langatmig. Dadurch, dass es hier zwei Kurzgeschichten sind, funktionierte es hier dann für mich wunderbar.

Für mich also ein schöner Zusatzband zur Hauptreihe, den ich allen empfehlen würde, die die Lotuskrieg-Reihe mochten oder die sie noch lesen wollen. Gute 4 Sterne.

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