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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.09.2019

Die emotionale Freundin

Das Girlfriend-Experiment
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Meine Meinung und Inhalt

„Ich hatte ihn zu sehen bekommen, nachdem wir uns ein paar Wochen Auszeit verordnet hatten - sein Wort -, was bedeutete, dass wir die Zeit, die wir sonst gemeinsam verbracht hätten, ...

Meine Meinung und Inhalt

„Ich hatte ihn zu sehen bekommen, nachdem wir uns ein paar Wochen Auszeit verordnet hatten - sein Wort -, was bedeutete, dass wir die Zeit, die wir sonst gemeinsam verbracht hätten, allein in unseren jeweiligen Wohnungen verbrachten, ohne etwas Besonderes zu tun, weil das Alleinsein irgendwie schlüssiger geworden war, als zusammen zu sein. Wie traurig unser jeweiliges Nichts mir zuerst erschienen war, die kühle Abwesenheit im Bett, das Essen bei einem Buch. Dann, noch trauriger, begannen wir, diesem Nichts den Vorzug zu geben. Die Einfachheit des Alleinseins siegte über die Komplexität des Miteinanders.“ (ZITAT)


Catherine Lacey studierte an der Columbia University und erhielt 2012 ein Künstlerstipendium von der New York Foundation of the Arts. Ihr erster Roman "Niemand verschwindet so einfach" schaffte es auf Anhieb auf die Liste der "New York's List for the Best Books of 2014" und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Sie wohnt heute in Chicago.

Der Schreibstil von Lacey ist absolut magisch und hat mich als Leser in den Bann gezogen. Zu Beginn hatte ich etwas Einstiegsschwierigkeiten, welche sich aber nach wenigen Seiten behoben haben. „Das Girlfriend-Experiment“ beginnt mit Mary Parsons, von welcher man in Laufe des Buches viel über ihre Vergangenheit und aktuelle Therapien (Pneuma-Adaptiven Kinästhesie) – bei der sie bei Ed landet - erfährt.

Unter dem Titel kann man sich viel vorstellen, was dieses Experiment doch dann tatsächlich ist und wie es abläuft eher weniger.


„Ich hätte nicht sagen können, ob dies noch Teil des Bewerbungsgesprächs war oder ob ich jetzt schon für das einkommensschaffende Erlebnis ausgebildet wurde. (Chandra sagte immer, Ungewissheit zu akzeptieren sei der Schlüssel zum Glück, also akzeptierte ich all diese Ungewissheit, aber ich fühlte mich immer noch so, als schaute ich mir selbst über die Schulter und beobachtete den Moment der Stille, bevor sich alles auflöste – in diesem weißen Raum, mit diesem Mann, der so merkwürdig schriftlich sprach.).“ (ZITAT)


Es beginnt mit einem Jobangebot. Ein Job, bei welchem die Einzelheiten nicht genauer beschrieben werden können, jedoch nicht aus Legalitätsgründen, sondern weil die Beschreibung der konkreten Angaben aller Wahrscheinlichkeit nach Kandidaten anlocken würde, die für diesen hoch bezahlten, weniger zeitaufwendigen Job kaum geeignet wären. Das klingt als Leser schon ziemlich mysteriös und zweifelhaft.

Das Experiment, kurz GX, wurde von dem Schauspieler Kurt Sky ins Leben gerufen, der es teils aus wissenschaftlichen, teils aus privaten Gründen vollführen will. Liebe auf Zuruf und das Steuern der eigenen Gefühle spielen in diesem Buch eine große Rolle.


„Ich sagte, Früher habe ich dich immer vermisst, wenn du verreist warst, aber jetzt vermisse ich dich, wenn ich dich anschaue, wenn du hier bei mir bist.“ (ZITAT)


Für das Cover muss ich ein extra Lob aussprechen, denn es gefällt mir wahnsinnig gut und ist passend zur Handlung gewählt worden.

Kurzum, toller Schreibstil, tolles Cover und eine außergewöhnliche sehr interessante Story, die sicherlich bei mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Kein Entkommen

Die Sekte - Es gibt kein Entkommen
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Meine Meinung und Inhalt
Die deutsche Autorin Mariette Lindstein war fünfundzwanzig Jahre lang Mitglied bei Scientology und arbeitete während dieser Zeit u. a. im Hauptquartier der Kirche in Los Angeles.

2004 ...

Meine Meinung und Inhalt
Die deutsche Autorin Mariette Lindstein war fünfundzwanzig Jahre lang Mitglied bei Scientology und arbeitete während dieser Zeit u. a. im Hauptquartier der Kirche in Los Angeles.

2004 verließ sie die Gemeinschaft dann schließlich. Über ihre Zeit die sie dort verbrachte und ihre Erfahrungen redet sie in ihren erfolgreichen Büchern.

Nebenbei hält die Autorin Vorträge über die Gefahren von Sekten.

All diese Details von ihr finde ich super interessant und wahrscheinlich ist es Lindstein gerade deshalb gelungen, einen so spannungsgeladenen Thriller zu kreieren.

"Die Sekte - Es gibt kein Entkommen" beginnt mit dem Prolog bereits extrem fesselnd und ließ mich erschaudern.

"Das ist der entscheidende Moment. Jetzt oder nie. Zehn, vielleicht fünfzehn Minuten hat sie höchstens, mehr nicht. Wenn sich die erste Aufregung gelegt hat, versammeln sie sich und zählen durch. Dann beginnt sie, die Menschenjagd." (ZITAT)

Auf einer nebeligen, sturmgepeitschten Insel vor der Westküste Schwedens hat sich der charismatische Franz Oswald, Anführer der Bewegung Via Terra, mit seinen Anhängern in einem herrschaftlichen Anwesen niedergelassen. Die Autorin schildert mit einem wirklich flüssigen fesselnden Schreibstil die Landschaft und das Anwesen sehr detailliert, sodass man sich als Leser ein perfektes Bild im Kopf zusammenstellen kann.

Die Protagonistin Sofia Bauman ist fasziniert von dem Mann und dem geheimnisumwitterten Ort. Die Autorin schildert Oswald auch sehr sympathisch und charismatisch. Als dieser ihr dann einen Job anbietet, fällt es ihr leicht alles hinter sich zu lassen.

"Er taucht plötzlich zwischen den Bäumen auf und bleibt
ein paar Meter entfernt von ihr stehen. Sie ist chancenlos, kann nirgendwohin fliehen. Das Gelände ist aufbeiden Seiten des Weges undurchdringlich und voller Dickicht. Ihre Enttäuschung ist unbeschreiblich groß. Ihre Eingeweide ziehen sich zu einem großen, harten Klumpen zusammen." (ZITAT)

Oswald entpuppt sich als sadistischer Psychopath, der Sofia zu seinem Spielzeug machen will. Sie muss fliehen, aber dies scheint schwerer als gedacht.

Alle Bücher der »Sekten«-Reihe:
Die Sekte – Es gibt kein Entkommen (1)
Die Sekte – Deine Angst ist erst der Anfang (2)
Die Sekte – Dein Albtraum nimmt kein Ende (3)

Bei dem über 600 Seiten dicken Buch kommt keine Langeweile auf und gerade deshalb kann ich es kaum erwarten, die Fortsetzung zu lesen!
Lindstein ist ein sehr gelungener Reihenauftakt gelungen. Das Cover finde ich absolut passend und gefällt mir wirklich gut.

Absolute (!) Leseempfehlung meinerseits.

Veröffentlicht am 31.08.2019

Farben

Die Welt in allen Farben
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Meine Meinung und Inhalt
Bereits nach wenigen Seiten wird deutlich, dass der Autor Joe Heap (1986 geboren und in Bradfor aufgewachsen, lebt heute in London) einen absolut großartigen Schreibstil mit ...

Meine Meinung und Inhalt
Bereits nach wenigen Seiten wird deutlich, dass der Autor Joe Heap (1986 geboren und in Bradfor aufgewachsen, lebt heute in London) einen absolut großartigen Schreibstil mit einer außergewöhnlichen Handlung darlegt.

Das Buch unterteilt sich in die Hauptkapitel Formen, Körper und Objekte.

Nova ist von Geburt an blind. Ihr Bruder Alex entdeckt in einer Zeitschrift einen Artikel, wie man jemanden durch einen Eingriff das Augenlicht wieder zurückgeben kann.

"»Eine OP, die dich heilen könnte. Ich meine – die dir das Augenlicht zurückgeben könnte.« Er weiß, dass »zurückgeben« der falsche Ausdruck ist –man kann nichts zurückgeben, was nie da war. .... Als sie nach einer Weile das Wort ergreift, ist ihre Stimme ganz leise. »Was redest du denn da?« »Achtzig Prozent, vielleicht auch mehr.« »So hoch ist die Chance, danach etwas zu sehen?« »So hoch ist die Chance, danach alles zu sehen.« Die Stimme ihres Bruders, die Nova so vertraut ist, klingt durch seine Aufregung völlig verändert." (ZITAT)

»Die Leute stellen sich Blindheit quasi binär vor, wie einen An-Aus-Schalter. Entweder man kann sehen, oder man ist blind – stimmt doch, oder?« »Schätze ja.« »Es ist aber ein Spektrum. Selbst wenn ein Mensch sehen kann, sieht er nur einen winzigen Teil des Lichts, das wirklich da ist. Wusstest du das? Auf eine dämliche Art hat mich das schon immer getröstet. Es ist cool.«" (ZITAT)

Nova hätte man selbst gerne als beste Freundin. Mir ist sie im Laufe der Handlung sehr ans Herz gewachsen.

Sie ist eine Frau, die trotz ihrer Einschränkung den Humor anscheinend nie verliert, sich selbst nicht zu ernst nimmt und immer ein Lächeln auf den Lippen hat und die so emphatisch und menschlich wirkt, dass sie einem sofort ans Herz wächst.

Außerdem spricht Nova fünf Sprachen, weshalb sie auch als Dolmetscherin bei der Polizei arbeitet.
Nova weiß, welche Zutaten auf ein gutes Sandwich gehören. Sie erkennt einen Lügner am Klang seiner Stimme.

Dann begegnet ihr Kate, deren Vergangenheit ebenfalls von Dunkelheit geprägt war.

"Doch je länger sie sich umschaut, umso mehr hat sie das Gefühl, dass diese Wohnung ein Schwindel ist. Es ist ein gut gemachter Nachbau. Ein Filmset. Wenn sie kräftig genug dagegen haut, werden die Wände einstürzen." (ZITAT)

Als es um die Geschichte von Kate geht schildert Heap sehr erschreckende Szenen, die Teil häuslicher Gewalt sind.

Gemeinsam stellen sich die beiden Frauen dem Leben und helfen einander, die Augen für das Schöne dieser Welt zu öffnen.
Die beiden Protagoinistinen Nova und Kate sind sehr ausdrucksstark und authenisch dargestellt.

Das Buchcover ist wunderschön und gefällt mir wahnsinnig gut. Ich habe bei meinem Rezensionsexemplar ein Vorab-Cover, welches mir weniger imponieren konnte.

Die Geschichte hat mich wirklich berühren können und das Ende war einfach großartig, deshalb kann ich auch eine klare Leseempfehlung aussprechen.



Veröffentlicht am 28.08.2019

26. Dezember 1974

Am Tag davor
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Meine Meinung und Inhalt

„Das war es. Eine offene Wunde. Ein Schmerz, den Frankreich nie geteilt hatte. Ungeachtet aller Bekun-dungen und Versprechungen endete das Martyrium unseres Volks an den Grenzen ...

Meine Meinung und Inhalt

„Das war es. Eine offene Wunde. Ein Schmerz, den Frankreich nie geteilt hatte. Ungeachtet aller Bekun-dungen und Versprechungen endete das Martyrium unseres Volks an den Grenzen des Artois. Das Land teilte unsere Trauer nicht. Als es von der Kohle Abschied nahm, vergaß es, Abschied von seinen Bergleu-ten zu nehmen.“ (ZITAT)

Auf diesen Roman bin ich durch „Das Literarische Quartett vom 9. August 2019“ im ZDF aufmerksam ge-worden.
Sorj Chalandon, geboren 1952 in Tunis, war viele Jahre lang Journalist bei der Zeitung ›Libération‹ und ist seit 2009 Journalist bei der Wochenzeitung ›Le Canard enchaîné‹. Seine Reportagen über Nordirland und den Prozess gegen Klaus Barbie wurden mit dem Albert-Londres-Preis ausgezeichnet. Auch sein schrift-stellerisches Schaffen wurde mit nahezu allen großen französischen Literaturpreisen gewürdigt.
Am 27. Dezember 1974 starben im Schacht 3b 42 Bergleute bei einem Grubenunglück, welches aufgrund eines fatalen Fehlers der Werksleitung geschah. Einen Tag zuvor ereignete sich auch ein Unglück, das erst am Ende der Geschichte deutlich wird.
Die Geschichte spielt in Frankreich und als Leser erfährt man einiges über den Bergbau und den damali-gen Wandel.

Auch die Meinungen von seinen Eltern, vor allem die seines Vaters, dass Michaels Bruder in den Bergbau einsteigt, wird sehr offen dargelegt.

„Ist es das was du willst, Jojo? Sterben für den Profit der staatlichen Kohleindustrie? Krepieren mit einund-zwanzig, wie dein Onkel, dem von der Hitze die Brille im Gesicht zerlaufen und dem die Finger miteinander verschmolzen sind? In den Eingeweiden der Erde schwitzen, um die Faulpelze des Reviers zu mästen? (ZITAT)

„Die Kohle wird dir nur Kummer machen. Auch wenn du nicht dabei draufgehst. Auch wenn du alles über-lebst, den Staub, die unsicheren Ausbauten, die entgleisenden Hunte, die Wüten des Abbauhammers, die Eiseskälte bei der Ausfahrt. Auch wenn du auf beiden Beinen in die Rente gehst, wirst du die Dreckskohle doch nie loswerden.“ (ZITAT)

Sein Bruder stirbt und Michael wird den Schmerz nie wirklich los. Deshalb beginnt der Protagonist einen Rachefeldzug.

„Räche uns an der Zeche“ (ZITAT)

Michael muss aufgrund seiner Rachehandlung in Haft.
Noch weiß er nicht, dass die Nacht vor dem Unglück anders war, als er es in Erinnerung hat.

In Haft macht ihm anscheinend nichts wirklich Angst macht. Er nimmt sich dort ein paar Tage Zeit, bevor er mit der Anwältin spricht. Alleine sein, um die Bruchstücke seines Lebens einzusammeln und bevor er darüber berichten kann.

Ein erschütternder Roman über eine nie enden wollende Schuld, Rache, Verdrängung und Vergessen.

Ein unglaublich toller Schreibstil umgibt diese außergewöhnliche Story, welche ab dem letzten Drittel eine wirklich ergreifende und überraschende Wendung vorzuweisen hat.

Das Cover und der Titel wurden hervorragend gewählt!

Absolute Leseempfehlung meinerseits!


Veröffentlicht am 25.08.2019

Couples Encounters

Affair. Pass auf, wen du ins Haus lässt
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Meine Meinung und Inhalt

"Damit will ich nicht sagen, dass Zander genauso extrem ist, aber auch er hat sein Leben rückwärts gelebt. Einfach deshalb, weil die meisten Menschen ihre größten Erfolge später ...

Meine Meinung und Inhalt

"Damit will ich nicht sagen, dass Zander genauso extrem ist, aber auch er hat sein Leben rückwärts gelebt. Einfach deshalb, weil die meisten Menschen ihre größten Erfolge später im Leben feiern, nicht gleich zu Beginn ihrer Laufbahn." (ZITAT)

"Ein Alpha-Mann, der während seines langen Kampfes gegen die Depression auf Abwege geraten ist." (ZITAT)

Nach außen hin führen Arabella und ihr Mann Zander ein glückliches Leben im noblen Londoner Stadtteil Kensington. Sie haben viel Geld, eine tolle Wohnung und zufriedenstellende Jobs, zumindest Arabella.

Die Realität sieht aber alles andere als rosig aus. Der erfolglose Schauspieler Zander und seine Frau entfremden sich zunehmend.
Um ihre Ehe zu retten, lassen sie sich auf ein gewagtes Experiment ein: einen gemeinsames Sex-Abenteuer. Die Nacht mit Escort-Pärchen Romeo und Desdemona verläuft prickelnd. Alles scheint gut zu laufen, bis ein schrecklicher Vorfall alles ändert und das Leben von Arabella und Zander grundlegend ändert.

"Als sich das Blut allmählich in dem Seifenwasser auflöst, überlege ich, ob ich es mit einem Lappen aufsaugen soll. Doch dann gerät plötzlich etwas in mein Blickfeld. Zuerst glaube ich, ich hätte es mir eingebildet, doch dann ist es wieder da. ..." (ZITAT)

Das Cover ist absolut ansprechend, ebenso der Titel und der Klappentext.

Von der Handlung war ich zu Beginn sehr gefesselt, jedoch hat sich der Mittelteil etwas in die Länge gezogen. Dias ist es jedoch mit dem Ende nochmal gelungen, etwas Spannung aufzubauen und die Story abzurunden. Der Schreibstil von Dias ist flüssig und authentisch.

Kurzum ein gelungenes Spannungsdebüt, mit Verbesserungspotenzial .