Profilbild von Eternal-Hope

Eternal-Hope

Lesejury Star
offline

Eternal-Hope ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Eternal-Hope über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.03.2025

Ein ruhiges Buch zum Thema Schreiborte finden als Frau

Ein Raum zum Schreiben
0

Die norwegische Schriftstellerin Kristin Valla ist Anfang 40, verheiratet und Mutter von zwei Söhnen im Teenageralter, als ihr bewusst wird, wie lange sie schon keine Bücher mehr veröffentlicht hat, sondern ...

Die norwegische Schriftstellerin Kristin Valla ist Anfang 40, verheiratet und Mutter von zwei Söhnen im Teenageralter, als ihr bewusst wird, wie lange sie schon keine Bücher mehr veröffentlicht hat, sondern stattdessen journalistisch tätig war: seit über zehn Jahren. Sie möchte unbedingt wieder Romane veröffentlichen, weiß aber nicht, wo sie dafür in ihrem Leben einen guten Platz finden kann, sowohl räumlich als auch mental.

Inspiriert von dem bekannten Text "A room of one's own" von Virginia Woolf, in dem diese die Wichtigkeit eines eigenen Zimmers und ausreichender finanzieller Mittel für schriftstellerisch tätige Frauen betont, begibt die Autorin sich auf eine Suche.

Sie sucht nach einem Ort zum Schreiben für sich ganz alleine. Gleichzeitig spürt sie auch der Verbindung zwischen weiblichem Schreiben und den Orten, an denen dies geschieht, nach: sie geht in Archive und beschäftigt sich mit den Lebensgeschichten bekannter Schriftstellerinnen und mit der Frage, ob und welche eigenen Orte zum Schreiben sie für sich finden konnten und wie sich ihre Lebensumstände auf ihr Werk ausgewirkt haben.

Dabei beschäftigt sie sich sowohl mit Schriftstellerinnen aus dem skandinavischen Raum wie Selma Lagerlöf oder Halldis Moren Vesaas als auch mit solchen aus anderen Regionen wie George Sand, Alice Walker oder Daphne Du Maurier.

Wir begleiten die Autorin in diesem autofiktionalen Buch mit Sachbuchelementen auf ihrer persönlichen Reise auf der Suche nach einem Haus für sich alleine in Südfrankreich.

Tatsächlich wird sie fündig und erwirbt ein altes, baufälliges, schimmliges Haus in einem kleinen französischen Bergdorf, einige Kilometer vom Meer entfernt. Denn nur dieses kann sie sich leisten, und auch dafür braucht sie einen Kredit, den sie voraussichtlich 25 Jahre abzahlen wird und den ihr die Bank nur gewährt, da sie auf den Papieren das Haus gemeinsam mit ihrem, offenbar sehr gutmütigen und unterstützenden, Mann kauft (sie selbst verfügt mangels verlässlicher hoher Einkünfte über keine gute Bonität), dieser auch für den Kredit bürgt und das gemeinsame Haus in Norwegen dafür belastet wird. Regelmäßig fliegt sie also aus dem hohen Norden nach Südfrankreich, um ihr Haus zu bewohnen und zu versuchen, dieses zu sanieren bzw. sanieren zu lassen, fast immer alleine, nur ganz selten wird sie mal im Sommer von Mann und Söhnen begleitet. In welcher Weise sich ihre regelmäßige wochenlange Abwesenheit und die damit verbundenen Aufwände und Kosten auf das Familienleben auswirken, erfahren wir nicht.

Aufgelockert wird diese persönliche Geschichte durch für mich sehr interessante Hintergrundinformationen zu anderen Schriftstellerinnen und deren Umgang mit Immobilien und mit dem Raum für sich. Da gibt es solche, die sehr privilegiert waren und eigene Immobilien geerbt haben, andere haben nach ersten Erfolgen mit den durch das Schreiben erzielten Einnahmen Häuser erwerben können (das müssen Zeiten gewesen sein, in denen die Verhältnisse zwischen Einnahmen durchs Schreiben und Immobilienpreisen in guten Lagen noch ganz andere waren als heutzutage), manche hatten jahrzehntelang kaum einen eigenen Raum zum Schreiben und schrieben am Küchentisch, am Wickeltisch, neben der Kinderbetreuung.

Über dieses tatsächlich sehr interessante und wichtige Thema der Vereinbarkeit nicht nur von Beruf, sondern auch, wie in diesem Fall, von Berufung und Selbstverwirklichung, mit den Anforderungen einer Partnerschaft und einer eigenen Familie, hätte ich sehr gerne auch in Bezug auf die Autorin noch mehr erfahren. Auch war für mich der persönliche Teil, in dem es über viele Seiten in das Haus in Frankreich reinregnet, alles schimmlig ist, es ungut riecht, die Decke halb einstürzt, die Handwerker Verwüstung hinterlassen und die Autorin dennoch immer wieder alleine dort hinfährt - auch wenn sie am Ende einräumt, durch das Projekt zwar wieder zum Schreiben gekommen zu sein, ihren neuen Roman aber letztendlich erst recht daheim in Norwegen geschrieben zu haben - streckenweise etwas langatmig zu lesen, hier gab es kaum Entwicklung und Spannungsbögen, somit überwiegt deutlich der Sachbuchaspekt.

Dennoch insgesamt ein lesenswertes Buch für alle, die sich für die Lebenswege verschiedener Autorinnen und die Räume, die sie für sich zum Schreiben gefunden haben, interessieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.03.2025

Solide Unterhaltung

Für Polina
0

"Polina" ist in aller Munde und sofort in die Bestsellerlisten eingestiegen. Das hat mich sehr neugierig auf dieses Buch gemacht, sodass ich es unbedingt lesen musste.

Was schätze ich an Literatur?

1. ...

"Polina" ist in aller Munde und sofort in die Bestsellerlisten eingestiegen. Das hat mich sehr neugierig auf dieses Buch gemacht, sodass ich es unbedingt lesen musste.

Was schätze ich an Literatur?

1. Gute Geschichten mit tiefgründigen Charakteren, die eine nachvollziehbare Entwicklung durchmachen:

Hier kann das Buch einiges vorweisen: es gibt nachvollziehbare, gut voneinander unterscheidbare und überwiegend sympathische Charaktere, mit denen man mitfühlen und mitfiebern kann. Einige davon liebenswürdig unkonventionell:

- etwa die frech-selbstbewusste Mutter von Hannes, Fritzi Prager, die als Teenagerin locker-flockig nach Italien reist, dort mit einem deutlich älteren Mann schläft, schwanger wird und das alles auf die leichte Schulter nimmt und für alles unkonventionelle Lösungen findet - sehr sympathisch und inspirierend!

- Günes, die ebenfalls alleinerziehende Mutter wird, weil sie sich von ihrem gewalttätigen Partner getrennt hat, und die zufällig neben Fritzi auf der Geburtenstation liegt, und die trotz türkischer Herkunft ihrer Tochter den Namen "Polina" gibt, inspiriert von einer Figur in einem Roman von Dostojewski. Fritzis Sohn Hannes und Günes' Tochter Polina sind also am gleichen Tag geboren, liegen schon als Babys aneinandergekuschelt im Bett, werden große Teile ihrer Kindheit miteinander verbringen und beste Freunde werden... bis hin zu der unglücklichen Liebesgeschichte später.

- Hannes selbst, nicht sonderlich attraktiv, nicht gut in der Schule, nicht sehr groß, wirkt als Kind eher langsam entwickelt, aber ist hochsensibel, feinfühlig und musikalisch hochbegabt

- die freche, schlaue, mutige Polina

- Heinrich Hildebrand, ein alter Mann mit einem großen Herzen, bei dem die junge Fritzi und ihr Baby Unterschlupf und eine emotionale Heimat finden

Das sind die Hauptcharaktere aus etwa dem ersten Drittel des Buches und die sind wirklich sympathisch, originell und gut gezeichnet. Danach kommen weitere Charaktere dazu, die deutlich klischeehafter sind, etwa Hannes' Vater, den er als Teenager kennen lernt, und der es mit seinem Unternehmen zu einigem Reichtum gebracht hat, für den nur das Beste gut genug ist und der wenig Sensibilität zeigt. Oder, viel später in Hannes' Leben, seine Partnerin Leonie, eine Ärztin, die sich mit ihm, der zu dieser Zeit als Möbelpacker arbeitet, einlässt, aber ansonsten ein Klischeebild des Lebensstils eines gewissen Milieus verkörpert.

Daran zeigt sich schon: während ich anfangs das Buch total begeistert gelesen habe, hat es mich mittendrin ein bisschen verloren. Zu klischeehaft wurden die neuen Figuren, zu sehr hat sich Hannes jahrelang in seinem Elend gewälzt, keine wirklichen Bewältigungsversuche unternommen und sein selbstschädigendes Verhalten regelrecht zelebriert, während er sich insgeheim nach Polina gesehnt hat. Dazu sehr viele Wendungen, viele davon nicht sonderlich glaubhaft.

2. Eine besonders schöne Sprache:

Damit punktet dieses Buch nicht. Es ist sehr verständlich und zugänglich geschrieben, es liest sich leicht, aber besondere Sprachbilder weist es nicht auf.

3. Authentisch recherchierte Hintergrundinformationen zu sozialen Milieus:

Auch das weist dieses Buch nicht auf, es ist klar Unterhaltungsliteratur, und ich habe nicht das Gefühl, über irgendein soziales Milieu glaubhaft irgendetwas Neues gelernt zu haben.

4. Originelle neue Ideen oder Konzepte:

Hier mochte ich die Idee, das Wesen eines Menschen in eine Melodie oder sogar Symphonie fassen zu können, so wie Hannes das mit Polina und später mit anderen Menschen gemacht hat. Und auch die durchaus tiefgründigen Reflexionen dazu, dass solche Symphonien viele Menschen tief bewegen, auch wenn jede/r je nach persönlichen Erlebnissen anderes mit den Melodien verbinden wird.

5. Emotional berührt zu werden:

Auch hier punktet das Buch, und die tiefe Liebe von Hannes zu Polina und die Verbindung, die die beiden Menschen seit frühester Kindheit trotz aller deutlichen Wesensunterschiede miteinander teilen, und dieses Festhalten daran über Jahrzehnte, das hat mich sehr berührt.

Somit ist es durchaus zu Recht ein sehr sympathisches und lesenswertes Buch und eine schöne Liebesgeschichte, aufgrund der angeführten Kritikpunkte aber für mich eindeutig im Bereich der Unterhaltung zu verorten, und keine anspruchsvolle Literatur.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.03.2025

Atmosphäre überzeugt, Figuren nicht

Twist
0

In "Twist" gelingt Colum McCann das Kunststück, das bisher vielen Menschen, so auch mir, wenig bekannte Thema der im Meer verlaufenden Glasfaserkabel, über die ein Großteil der Informationen im Internet ...

In "Twist" gelingt Colum McCann das Kunststück, das bisher vielen Menschen, so auch mir, wenig bekannte Thema der im Meer verlaufenden Glasfaserkabel, über die ein Großteil der Informationen im Internet transportiert werden, nahbar und spannend aufzubereiten. Durch die Augen von Fennell, eines irischen Journalisten, erleben wir diese Welt hautnah mit. Fennell ist beauftragt, einen Artikel über diese Kabel zu schreiben, und begibt sich zu diesem Zweck für mehrere Wochen an Bord eines Reparaturschiffs für Kabelbrüche in der Tiefsee, das startend von Kapstadt aus die afrikanische Westküste entlang Richtung Norden fährt, um einen Kabelbruch zu beheben.

Was diese Ebene angeht, habe ich in diesem Buch sehr viel gelernt: zum Beispiel, dass der Großteil der Information nicht etwa über Satelliten übermittelt wird (das scheint viel zu teuer zu sein), sondern über diese Kabel. Dass es im Meer richtige Canyons gibt und die Kabel nicht einfach drübergespannt werden können, weil sie sonst aufgrund der Spannung reißen würden, sondern dem Verlauf des Canyons bis hinunter auf seinen Grund und dann wieder hinauf folgen müssen. Wie drastisch es sein kann, wenn solche Kabel kaputt gehen oder sabotiert werden: da hat gleich mal ein großer Teil Afrikas kaum mehr zuverlässiges Internet, bis es repariert ist. Und noch vieles mehr.

Auch Apnoetauchen spielt eine Rolle im Buch - einige der Charaktere üben es aus - und wird sehr atmosphärisch geschildert: man hat das Gefühl, bei den Tauchgängen dabei zu sein und mit den Apnoetauchern die Unterwasserwelt mit all ihren Schönheiten, aber auch nachdenklich stimmende Objekte wie einen von den Tauchern angelegten steinernen Unterwasserfriedhof für die dabei ums Leben gekommenen, sowie Plastikfetzen als Mahnmale der Umweltverschmutzung wahrzunehmen.

Da, wo es also um die Sachebene geht, um die Schilderung einer Umgebung, einer Atmosphäre oder auch einer Technik, ist Colum McCann einfach großartig, und Schreiben kann er definitiv, das Buch liest sich unterhaltsam und leichtgängig.

Jetzt kommt das große Aber: auf psychologischer Ebene hat mich das Buch absolut nicht überzeugt. Es kommen einige Figuren vor, von denen wir manche näher kennen lernen: eben den irischen Journalisten Fennell, dann Conway, den ebenfalls irischstämmigen Kapitän des Reparaturschiffs, dessen dunkelhäutige Partnerin Zanele, Mutter von Zwillingen, die als Schauspielerin in Großbritannien berühmt wird, und einige Personen der Besatzung des Schiffes. Von all diesen Personen ist mir keine einzige gefühlsmäßig nahe gekommen, von niemandem könnte ich nach der Lektüre des Buches eine tiefgründige Charakterisierung zeichnen, alle blieben für mich in ihrer Charakterisierung sehr an der Oberfläche. Auch die Motivation und Handlung der Personen, die sich in manchen Bereichen speziell gegen Ende des Buches drastisch zuspitzt, bleibt weitgehend im Dunkeln und nicht nachvollziehbar, beispielsweise ist der Journalist Fennell von Anfang an, ohne nähere Erklärung dafür, fast besessen von dem zurückgezogenen Conway (und von dessen Partnerin Zanele, die er ein einziges Mal gesehen hat) und will unbedingt all dessen Geheimnisse aus dessen Privatleben aufspüren (was ihm eh nicht wirklich gelingt).

Es gibt auch viel toxisch stereotyp männliches Verhalten: Rivalität, Konkurrenz, Alkoholismus usw., sowie Referenzen auf Filmszenen, die ich nicht kenne und mit denen ich als Symbol nichts anfangen konnte (z.B. jemand schlägt aus Wut einen Spiegel ein). Auch dieses wurde für mich viel zu wenig erklärt oder in einen Kontext gesetzt, der Autor nimmt mich als Frau nicht wirklich mit in diese Welt und macht sie für mich nicht nachvollziehbar.

Entweder der Autor kann Figurendarstellung nicht besser - das kann ich schwer beurteilen, denn ich habe nur ein einziges weiteres Buch von ihm gelesen: "American Mother", das mich in dieser Hinsicht auch nicht sehr überzeugt hat - oder er legt all die Figuren bewusst so wage an, um ihre Einsamkeit und Unverbundenheit zu zeigen... das wäre aber auch besser gegangen und lässt mich als Leserin unzufrieden zurück.

Am Ende des Buches findet sich ebenfalls eine sehr atmosphärische Unterwasserweltbeschreibung samt genauester Anleitung für einen Sabotageakt (technisch so genau beschrieben, dass man es nachmachen könnte, das finde ich fast schon bedenklich - was will uns der Autor damit sagen?), aber die Motivation der handelnden Person bleibt auch hier völlig im Dunkeln.

Mitgenommen habe ich aus dem Buch, wie gesagt, das Wissen über die Unterwasserseekabel, sowie ein einigermaßen unterhaltsames Leseerlebnis, das aber sehr unbefriedigend geendet hat, weil keine meiner offenen Fragen beantwortet wurden... wie lose, zerschnittene Kabel hängen sie nun in meinem Kopf herum. Keine klare Leseempfehlung: wer sich allein für die Unterwasserkabel interessiert, wird dieses Wissen vermutlich auch an anderen Orten finden können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.03.2025

Daraus hätte man mehr machen können

Peggy
0

Ein historischer Roman über die schillernde Peggy Guggenheim - das klang spannend!

Anfangs habe ich das Buch auch sehr gern gelesen, speziell die Kindheit von Peggy war interessant geschildert, ich habe ...

Ein historischer Roman über die schillernde Peggy Guggenheim - das klang spannend!

Anfangs habe ich das Buch auch sehr gern gelesen, speziell die Kindheit von Peggy war interessant geschildert, ich habe mich der Figur gleich nahe gefühlt, mit ihr um ihren beim Untergang der Titanic verschollenen Vater getrauert und gut nachfühlen können, dass sie sich immer anders gefühlt hat und mehr wollte als ihre reiche, ihr aber oberflächlich und immer auf den äußeren Schein bedachte Familie.

Eine Schlüsselszene dazu: Peggy arbeitet als junge Frau, um Erfahrungen zu sammeln - das Geld braucht sie nicht und bekommt auch nicht wirklich einen Lohn ausbezahlt - aushilfsweise in einer Buchhandlung. Ihre ebenfalls reichen Tanten kommen ins Geschäft und möchten 5 Regalmeter Bücher kaufen, egal welche. Der Inhalt interessiert sie nicht, es geht rein um Bücher als Dekoration, wichtig sind die harmonische Farbe und Gestaltung der Buchrücken.

So möchte Peggy nicht sein, sie möchte sich mit Menschen umgeben, die tatsächlich Bücher wegen ihres Inhalts schätzen. Ähnlich geht es ihr mit der Kunst: in den schwerreichen Kreisen, in denen sie sich bewegt, sammeln einige Menschen Kunstwerke, um sie wegzusperren. Peggy liebt Kunst, ihr Interesse dafür wurde schon in ihrer Kindheit durch ihren Vater geweckt, und sie findet, Kunst sollte an Orten ausgestellt werden, an denen viele Menschen sie genießen können.

Also: eine sehr interessante Person und eine sehr interessante Zeit. Man hätte aus diesem Buch viel machen können.

Aber: leider hat das Buch kaum einen Spannungsbogen und ist über weite Strecken einfach nur langweilig. Es geht um gesellschaftliche Events, Bälle, belanglose Unterhaltungen zwischen verschiedenen Personen, die aber nicht wirklich zu irgendetwas Interessantem führen. Ich hatte das Gefühl, je weiter ich mit der Lektüre gekommen bin, desto langweiliger wurde das Buch, und desto mehr habe ich auch den Bezug zu der in diesem Roman portraitierten Peggy verloren... als sie etwa Ehefrau und Mutter wurde, konnte ich überhaupt nicht mehr nachvollziehen, wie es ihr damit überhaupt wirklich ging als Freigeist, der sie war.

Ich muss also leider sagen, dass dieses Buch meine hohen Erwartungen nicht erfüllt. Ich habe nicht das Gefühl, dass mir dadurch die echte Peggy Guggenheim wirklich nahegekommen ist, und eine spannende Unterhaltung war es auch nicht. Deshalb drei Sterne für ein grundsätzlich spannendes Porträt einer sehr interessanten Frau, das streckenweise interessant ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.03.2025

Auf in Richtung Zukunftsgeist: Geschichten, Ideen und praktische Übungen für mehr Mut zur Innovation

Radikal besser.
0

Dr. Frederik G. Pferdt hat lange als Googles erster Innovationschef daran gearbeitet, in diesem Unternehmen noch mehr Raum für Kreativität, Innovation und Zukunftsgeist zu schaffen, berät Unternehmen zu ...

Dr. Frederik G. Pferdt hat lange als Googles erster Innovationschef daran gearbeitet, in diesem Unternehmen noch mehr Raum für Kreativität, Innovation und Zukunftsgeist zu schaffen, berät Unternehmen zu diesen Themen und lehrt an Universitäten.

Sein Buch "Radikal besser" ist eine Einladung, das eigene Leben und die eigenen Vorstellungen von der Zukunft zu hinterfragen und dabei zu üben, unkonventionell zu denken, neue Erfahrungen zu machen und sich für neue Blickwinkel zu öffnen. Gerade in Zeiten, in denen viele Menschen eher besorgt in die Zukunft schauen, ist so ein inspirierendes und Hoffnung machendes Buch sehr wertvoll.

Das Buch ist in insgesamt acht Kapitel geteilt. In diesen geht es um Themen wie "Radikaler Optimismus", "Grenzenlose Offenheit", "Unbedingte Neugier" oder Konstantes Experimentieren". In einem unterhaltsamen Erzählstil, angereichert mit Geschichten aus der Zeit bei Google und auch sonst aus seinem Leben, führt der Autor in diese Themen ein. Dabei gibt es viele praktische Beispiele und Impulse zum Experimentieren und selbst ausprobieren, welche Effekte eine kleine Veränderung auf das eigene Leben haben könnte. Zum Beispiel könnte man die eigene Berufslaufbahn unter einem neuen Blickwinkel betrachten, auch private Erfahrungen miteinbeziehen und mit Farben und Formen thematisch gliedern und so auf neue Erkenntnisse kommen. Oder man könnte üben, nicht mehr "Ja, aber...", sondern "Ja, und..." zu sagen, wenn jemand einen Vorschlag macht, und zu schauen, wie man basierend auf dem, was der andere beigetragen hat, gemeinsam etwas entwickeln kann. Oder bewusst durch eine Tür gehen und wahrnehmen, was die eigene Aufmerksamkeit erregt: die Atmosphäre im Raum, die Geräuschkulisse oder etwas anderes?

An diesen und weiteren Übungen merkt man, dass der Autor vielseitig interessiert und gebildet ist und zum Beispiel auch Erfahrung mit 10-tägigen Kursen in Schweigemeditation hat, so ist er neben seiner Expertise im Bereich Kreativität auch mit Themen wie Achtsamkeit und bewusster Wahrnehmung vertraut.

Insgesamt ist es ein wertvolles und spannendes Buch, das viele interessante Impulse zum Thema Kreativität liefert. Gefehlt haben mir dennoch an einigen Stellen die Quellenangaben: viele der Methoden und Übungen, die in diesem Buch vorgestellt wurden, gibt es schon lange in diversen therapeutischen Verfahren oder an anderer Stelle, und nicht immer wurden die Urheber genannt, auch das Quellenverzeichnis am Ende ist ziemlich mager. Das suggeriert fälschlicherweise, dass viele der Methoden von Google oder dem Autor erstmalig angewandt oder erfunden wurden, hier hätte ich mir mehr Respekt gegenüber den Quellen gewünscht, dafür ein Stern Abzug bei einem sonst empfehlenswerten und guten Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere