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Veröffentlicht am 14.11.2025

Gute Fortsetzung

Von Fluch und Treue
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„Von Fluch und Treue“ ist Teil zwei der Trilogie „Die Spiegel-Chroniken“, in der sich die Weisen für einen neuerlichen Krieg gegen die dunklen Mächte wappnen.
Eine kurze Zusammenfassung und eine Weltkarte ...

„Von Fluch und Treue“ ist Teil zwei der Trilogie „Die Spiegel-Chroniken“, in der sich die Weisen für einen neuerlichen Krieg gegen die dunklen Mächte wappnen.
Eine kurze Zusammenfassung und eine Weltkarte zu Beginn erleichtern den Einstieg, während am Ende ein Glossar dabei hilft, sich die Arten und Gegebenheiten ins Gedächtnis zu rufen.

„Eine Spiegelung kommt einem Todesurteil gleich. Man will sich nicht selbst die Hände schmutzig machen, also setzt man die Verbannten auf die Todesliste eines anderen. Und mich beschleicht die Frage, wer eigentlich entschieden hat, dass wir die Guten sind.“

Auch in der Fortsetzung begleiten wir Jolie-Mai Bennet, aus deren Sicht die Geschehnisse geschildert werden, und ihren Jägerpartner Eric auf ihren Reisen durch Märchen und vergangene Zeiten, auf der Suche nach Artefakten, die für den Clan der Weisen und Mächtigen im Kampf gegen die Umbra und deren dunkle Fähigkeiten, für eine Zukunft der Welt, unerlässlich sind. Laura Misellie entführt uns u. A. in die Geschichte des Rumpelstilzchens, stellt uns TierwandlerInnen vor und scheut nicht davor zurück, uns zu beweisen, dass Drachen mehr sind als ein Mythos. Die verschiedenen Settings tragen vornehmlich zur Abwechslung bei, während die Autorin an passender Stelle Informationen platziert, die dem Verständnis zuträglich sind. Besondere Eigenschaften des Einzelnen, sich ausbreitende Zwietracht unter den BewohnerInnen der Insel Leуndаrmál Eујa, allerhand Magisches und die Vorahnung einer erstarkenden Bedrohung halten das Interesse gleichermaßen aufrecht wie es die Rаväіѕ und ihre Entwicklung vermag. Denn Jo – die weiterhin hauptsächlich unnahbar und kalt auftritt – ringt spürbar mit dem, was in ihr brodelt, mit ihrer abgründigen Seite, nagender Schuld und der Gewichtung ihrer Rolle. Wir erleben den Zwiespalt und den Schrecken der Teenagerin, als der Genuss von Macht, als Wut sie verzehrt. Nicht hilfreich dabei, die Kontrolle zu behalten, ist Bennets emotionales Chaos. Immer häufiger engen sie Colins Vorhaltungen und seine Eifersucht ein. Und gerade Eric ist es, der ihr ein warmes Gefühl und Verständnis schenkt. Eine weitere von Konflikten durchzogene Komponente bildet die sich wandelnde Dynamik der Gruppe um Jo. Die Frage, wer wahrhaftig ein/e FreundIn ist, kurbelt das Misstrauen an. Gleichzeitig bereichern Taylor, Baze, Melissa, Ada und Co den Verlauf ungemein.

Teil zwei der Serie überrascht mit diversen Offenbarungen und einigen spannenden Momenten. Zwar empfand ich manch Reaktion und Dialog als zu einfach, doch wird die Handlung von einem steten Pulsieren der Vorsicht begleitet. Wirkt Misellis Stil insgesamt auf Distanz bedacht, ermöglichen es die detailreichen Beschreibungen, in die Storyline und die wechselnden Kulissen einzutauchen, den Ernst der Lage zu sehen und mitzufiebern.
Jolie-Mais Neigung, gedankenlos von Plänen abzuweichen, ist eine teilweise nervige Angewohnheit der wankelmütigen Protagonistin, jedoch eine, die zu ihrem Wesen gehört. Die der Bürde, die auf ihr lastet, der Kraft, die in ihr ruht, Ausdruck verleiht. Immerhin hängt von Jo und den Weisen nicht weniger als das Schicksal der Welt(en) ab …
Wir dürfen gespannt sein, was uns im Finale – „Von Mut und Ahnen“ – erwartet.

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Veröffentlicht am 14.11.2025

Wie immer ein Volltreffer

Love and Hockey: Leevi & Elys
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Leevi Nieminen ist neu bei den L.A. Hawks und endlich weit genug weg, um aus dem Schatten von Tero zu treten, mehr zu sein als der „Bruder von“. In Los Angeles will er die Chance nutzen, sich von seiner ...

Leevi Nieminen ist neu bei den L.A. Hawks und endlich weit genug weg, um aus dem Schatten von Tero zu treten, mehr zu sein als der „Bruder von“. In Los Angeles will er die Chance nutzen, sich von seiner besten Seite, der vernünftigen, zu zeigen. Ohne Skandale, ohne zu viel Spaß. Doch gleich bei einem der ersten wichtigen, Pünktlichkeit erfordernden Termine wird er von einer Verrückten in einen Unfall verwickelt und von einem Auspuff angegriffen. …
Elys Gray hat es so satt, adäquat, das Mittelmaß zu sein, das durch ihre erfolgreichen Eltern und ihren Bruder definiert wird, das maximal hübsch, aber nie schön, nie großartig, aber ok ist, das von Männern beschissen wird und in ihrer Karriere keinen Schritt vorankommt. Als Betty sich verselbstständigt und die Windschutzscheibe eines nordisch anmutenden BMW-Fahrers crasht, wird ihr bewusst, wie lange sie bereits in Enthaltsamkeit lebt. Denn welche normale Frau wird von einem vor Wut schnaubenden Mann angetörnt?
Witzig, dass die angehende Produzentin und der Eishockeyspieler nicht vor Gericht ihr Wiedersehen feiern, sondern bei einem – wortwörtlichen – Blinddate, das in eine Richtung führt, die beide Karrieren schneller beenden könnte, als Elys und Leevi miteinander im Bett landen.

Was war das wieder schön! Saskia schafft es jedes Mal, mit ihren Geschichten selbst an den tristesten Tagen für Licht und Lachen zu sorgen.
Bereits das erste Aufeinandertreffen der ungleichen Charaktere war Humor pur und auch die sich entwickelnde, respektvolle und aufmerksame Dynamik – Freundschaft mit Gedanken an mehr – wurde wunderbar inszeniert. Dazu trugen nicht nur Louis' lockerer, sehr natürlicher und gleichzeitig gefühlvoller Stil bei, sondern auch Elys' besondere (Vitamine ablehnende, den Straßenverkehr gefährdende und spontan auftauchende) Art, witzige, echte Unterhaltungen, solche, die über Smalltalk hinausgehen, und skurrile Momente. Die verzwickten Umstände – eine Datingshow, die emotionales Chaos, Eifersucht und Konfliktpotenzial bereithält, wie auch Parkers Auflage, dass seine Schwester die Finger von der Mannschaft lassen soll und keiner aus der Mannschaft seine kleine Schwester jemals anrühren darf – geben der Story Aufregung und Kribbeln. Dabei harmonieren Elys und Leevi trotz ihrer verschiedenen Lebensstile (er Sport, sie Couch, er Brokkoli, sie ein Pop-Tarts) hervorragend, verstehen die Gedanken und Gefühle des anderen, verstehen das beidseitig existierende Streben danach, endlich als eigenständige Persönlichkeit gesehen zu werden.

Wie bereits in den anderen Teilen dieser extrem mitreißenden Reihe, treffen wir auf die bekannten Jungs, verfallen wiederholt ihrem einmaligen Charme und lernen neue Figuren kennen. Es ist stets ein Vergnügen, zur Truppe der L.A. Hawks zu stoßen, und ich hoffe, wir haben noch viele weitere Gelegenheiten dazu. Vielleicht ja mit Parker, dem ich von Herzen eine zweite große Liebe gönne.
Stimmig integriert war auch das Setting um die Produktion jener Couple-Show, in der der attraktive Finne seine Traumfrau finden soll – im Nachhinein betrachtet wohl nicht die beste Idee von Elys …

Abgesehen des riesigen Unterhaltungsfaktors, der Romantik und der Schmunzelgarantie finden wir auch in „Love and Hockey“ Band 7 so viel Echtes und Ernstes. Themen, mit denen die Autorin zuverlässig Nerven trifft. Seien es die Minderwertigkeitsgefühle, die vernichtenden Selbstzweifel und die Angst, erneut verletzt zu werden, niemals zu genügen. Die Fußstapfen, in die man so unbedingt passen will, oder der Wunsch danach, mehr zu sein als „die Tochter/der Sohn/der Bruder/die Schwester von …“. Die Notwendigkeit von Vitaminen, die definitiv nicht in Pop-Tarts oder blauen M&Ms stecken, und die Sexualisierung von Männern, die viel zu häufig ausgeblendet wird. Ebenfalls gehören Familie und Freundschaft im selben Maße in Louis’ Sportsromance-Reihe wie heiße Spieler und taffe Frauen.
Mit Elys & Leevi ging „Love and Hockey“ in eine wunderbare, amüsante und berührende siebte Runde.

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Veröffentlicht am 06.11.2025

Es fing so vielversprechend an...

Where Good Girls go to Die (Good Girls 1)
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Ganz ehrlich? Diese Romance landete vorrangig wegen des Titels auf meiner Must-have-Liste. Als ich dann noch „Second Chance“ gesehen habe, war es um mich geschehen.

„Where Good Girls go to Die“ erzählt ...

Ganz ehrlich? Diese Romance landete vorrangig wegen des Titels auf meiner Must-have-Liste. Als ich dann noch „Second Chance“ gesehen habe, war es um mich geschehen.

„Where Good Girls go to Die“ erzählt die Geschichte von Olivia Mae Conner, die nur durch einen Zufall und nicht ganz freiwillig wieder in ihrer Heimatstadt und bei ihrem Bruder landet. Und wo Mason ist, ist auch Parker fckg James nicht weit – der Mann, der ihr das Herz gebrochen hat, wegen dem sie vor vier Jahren aus Tennessee geflüchtet ist. Noch immer geht Parker Liv unter die Haut, weckt den unangenehmen Stich in ihrer Brust, der nie aufhörte, wehzutun. Düster, tätowiert, erfolgreich – und verlobt.
Die Schwester seines besten Freundes wieder um sich, in seiner Nähe, zu wissen, bringt den Künstler um den Verstand, ihre Anwesenheit, ihre spritzigen Antworten kratzen an seinen Nerven. Dabei wird er in wenigen Tagen Emily heiraten – vorhersehbar, ruhig und sicher. Sicher nicht das, was zu seinem Wesen, zu seinem Lebensstil oder zu seinen FreundInnen passt, aber ungefährlich.
Doch je mehr Zeit er mit Liv verbringt, je besser sie einander wieder und neu kennenlernen, umso heftiger kribbeln die verdrängten Erinnerungen und Gefühle, Leidenschaft, die nie vergangen ist, Sehnsucht, die niemand sonst je stillen konnte …

Holly Renee lässt uns aus wechselnder Perspektive und sowohl im Jetzt als auch im Damals an dieser zweiten Chance teilhaben, sodass das emotionale Chaos, die Wehmut und der wachsende Zwiespalt eine greifbare Basis bekommen.
Obgleich ich in der Realität kein Fan von Untreue bin, von „Zweite-Wahl-Beziehungen“, war diese verzwickte Situation sowie die Entscheidung, die nicht nur Parker treffen muss, der Dynamik und der Aufregung zuträglich.
Die Rückblicke eröffnen langsam jene Missverständnisse, die den Bruch der Liebenden, die gebrochenen Herzen, verursachten. Doch was in der Vergangenheit auf jugendliche Impulsivität und Scham zurückzuführen ist, auf verletzten Stolz und bodenlose Enttäuschung, ist heute schlicht die fehlende Kommunikation zwischen zwei Erwachsenen. Das Drumherum schleichen und Hineininterpretieren, was Lesende wie mich auf unbefriedigte Art aufstöhnen lässt. Ebenso schade ist das beachtliche Tempo in der Gegenwart, das keine stimmige oder stimmungsvolle Entwicklung zulässt – alles geschieht und verändert sich Schlag auf Schlag, ohne tiefgründige Gespräche oder ernstzunehmende Konflikte. Diese Erzählweise vermittelt den konstanten Eindruck von Oberflächlichkeit, von fehlenden Augenblicken und relevanten Schritten, und führt dazu, dass einige Szenen halbgar bleiben – „zumindest mal erwähnt“ eben. Dabei empfand ich den Anfang als vielversprechend und Renees Stil – abgesehen von einigen Fehlern im Text und Wortwiederholungen – insgesamt als sehr gefühlvoll. Der direkte, oft (selbst)ironische Ton schenkt der – hier und da melancholischen, von verlorener Liebe und Herzschmerz gespeisten – Romance etwas Echtes und Unterhaltsames.

Großteils sind die Protagonisten interessante, da weder glatte noch fehlerfreie Charaktere, und ich war wirklich gespannt, welche Hürden und Wahrheiten sich diesem längst überfälligen Gemeinsam in den Weg stellen werden. Aber beide reagierten vor allem im fortschreitenden Verlauf öfter zu abrupt, zu einfach, was die seichte 0815-Nuance nur verstärkte. Das ändert jedoch nichts daran, dass Parker mit unerwarteter Verletzlichkeit, kleinen Gesten, zum Schmachten verführt.
Das Aufgreifen von Tattooartists und -studios wie die Figuren um Liv und Parker brachten Abwechslung mit sich, wobei Staci – mit ihrer lockeren, unverblümten Art und ihrer Büchersucht – die meisten Coolness-Points einheimste.
Spätestens in den letzten Kapiteln hat mich Holly Renee jedoch durch unnötiges, unpassendes Drama und zuuuuu viiiiiel Spice (wo es doch klärende, ernste Worte gebraucht hätte) verloren – nichtsdestotrotz hält „Where Good Girls go to Die“ nicht nur Tiefen, sondern auch Höhen, einige bewegende Momente und vielleicht ja sogar eine zweite Chance für die Liebe bereit…

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Veröffentlicht am 02.11.2025

Starke Story mit einer taffen Protagonistin, Dunkelheit und Spannung

House of the Beast
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„House of the Beast“ ist eine düstere Fantasy-Story, deren Gegebenheiten von eigens erschaffenen Mythen, barbarischen Riten und Opfergaben, Machtspielen und Intrigen geprägt sind.



Als Almas Mutter schwer ...

„House of the Beast“ ist eine düstere Fantasy-Story, deren Gegebenheiten von eigens erschaffenen Mythen, barbarischen Riten und Opfergaben, Machtspielen und Intrigen geprägt sind.



Als Almas Mutter schwer erkrankt, sucht das einsame Mädchen nach Hilfe und gelangt so an ihren bis dato fremden Erzeuger. Dass dieser ein ranghoher Diener des Biestes, kalt und unberechenbar ist, raubt Alma jegliche Hoffnung. Doch Zander bietet seinem Bastard einen Deal an – sie begleitet ihn als Erbin in das Haus Avera, dafür bekommt ihre Mutter alles, was sie braucht. Kurz darauf bindet sich Alma nicht nur an das Dread Beast, sondern verliert ihr Strahlen, ihr Zuhause und den einzigen Menschen, den sie jemals wirklich liebte. Nun bleibt dem verstörten Kind nur noch ihr treuer, in ihrer Fantasie existierender Freund.

Dabei ist Aster weitaus mehr als ein Hirngespinst und lässt sich die Gelegenheit, ihre Wut, ihren Drang, sich zu beweisen, und ihren Rachedurst zu nähren, nicht nehmen.

Von jetzt an hat Alma nur noch ein Ziel: jene Position, die ihr Vater so unbedingt will. Und damit Zander und alle Averas zu demütigen.

Als die Erfüllung ihrer Pläne zum greifen nah scheint, überschlagen sich die Ereignisse, türmen sich die Geheimnisse, deren Kern Alma um jeden Preis nachgehen will. Wahrheiten, die alles infrage stellen, ihre Realität und ihre Pläne aus den Angeln heben, stürzen auf sie ein, brechen ihr Herz …





Zuerst ein großes Lob an die optische Aufmachung und die inhaltliche Gestaltung: In den Klappen finden wir eine wunderschöne farbige Zeichnung, zu Beginn eine Karte der Welt und kleine Illustrationen, die die Handlung begleiten.

Michelle Wong führt uns in einem bildreichen Stil, in einer bedrückenden Tonlage durch ihre einnehmende Geschichte, die in drei Teile gegliedert ist, sodass wir anfangs eine junge, verzweifelte Version der Protagonistin kennenlernen, bis wir, durch einen Zeitsprung, eine erstarkte, von allen gemiedene, nicht gewollte Frau antreffen. Glück ist für Alma ein Fremdwort. Lediglich Aster leistet ihr Gesellschaft, treibt sie an, formt sie. Eine Freundschaft, die bindet, mehr wird.

Da der Fokus auf der agilen Kämpferin liegt, stehen ihre Entwicklung, ihr Erleben, ihr stetig mehr aufklaffender Zwiespalt im Vordergrund. Trotz der Kälte, Almas augenscheinlicher Härte, ist unübersehbar, wie sehr die 18-Jährige unter dem Verlust ihrer Mutter, ihrem isolierten Dasein leidet, wie sehr sie sich nach Anerkennung und Geborgenheit sehnt. Im Verlauf erwachen Grausamkeiten und Monster zum Leben, Dunkelheit, Verrat und Misstrauen füllen jede freie Fläche. Obgleich sich hier und da zu ausführlich an manchen Stellen aufgehalten wurde, fesselt die Storyline mit allerhand Ungereimtheiten, der wabernden Gefahr und den undurchsichtigen Figuren. Gerade Kaim, Zander, Sevelie, Six und Fion sorgen mehrfach für Überraschungen und banden mein Interesse an sich.



Auch das Worldbuilding kommt nicht zu kurz. Vier adlige Familien herrschen über Kugara und dienen – mit Leib und Seele – den Göttern, halten an (fanatischem) Glauben, ihren Hierarchien und ihrer Macht fest, stürzen sich in die Schattenebene und in blutige Wettstreite. Die Einblicke in die hier gelebte Mythologie, in Traditionen und Gepflogenheiten sind ausgeklügelt und spannend. Zusätzliche Raffinesse erhält das System durch die Kombination mit den eher verpönten, weil Unabhängigkeit fördernden, Ideen gen (technischen) Fortschritt und fragwürdigen, schrägen (menschlichen) Experimenten.

Wong verzichtet nicht auf Verlust und tödliche Konfrontationen, nicht auf Tragik und rohe, ungeschönte Emotionen. Wir finden harsche Worte und derbe Szenen, Riten und Opfergaben, Wahnsinn und Lügen. Es war gleichermaßen mitreißend, Alma auf ihrem Weg zu begleiten, wie auch unheimlich und zutiefst bewegend. Das Ende – mit seinen schwarzen, herzzerreißenden Momenten und der Aussicht auf eine ungewisse, aber freie, eine andere Zukunft – war passend gewählt.


»Du bist das Schlimmste, was mir je passiert ist (…) Aber auch das Beste. In einer anderen Welt hätten du und ich vielleicht glücklich sein (…) können.«


Frische Elemente, die von Dunkelheit und Misstrauen, von Rivalitäten und Tragik durchtränkte Atmosphäre, die durchdringende Sehnsucht nach Rache und Vergeltung wie auch die Unsicherheit, wohin, in welche Abgründe, uns Almas Geschichte führt, samt der monsterhaften Gestalten und dieser Liebe, toxisch, bedrohlich, die nicht sein kann – all das und noch mehr machen „House of the Beast“ zu einem Dark-Fantasy-Roman, in den es sich lohnt, einzutauchen.

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Veröffentlicht am 31.10.2025

Interessanter Auftakt einer mythischen Trilogie

His Face Is The Sun – Der Thron von Khetara
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„His Face is the Sun“ ist der Auftakt einer Trilogie, die uns in das Alte Ägypten, hin zu Mythen, Prophezeiungen und Intrigen, mitten hinein in eine Rebellion und dunkle Geheimnisse führt.

Michelle Jabès ...

„His Face is the Sun“ ist der Auftakt einer Trilogie, die uns in das Alte Ägypten, hin zu Mythen, Prophezeiungen und Intrigen, mitten hinein in eine Rebellion und dunkle Geheimnisse führt.

Michelle Jabès Corpora erzählt ihre Geschichte aus vier unterschiedlichen Perspektiven – wir lernen eine Rebellin, eine Priesterin, den Grabräuber und eine Prinzessin kennen, begleiten sie auf ihrem scheinbar vom Schicksal vorgegebenen Weg, der sie in Konflikte und zueinander führt. Welches Ziel sie verfolgen (sollen) bleibt lange ungewiss. Und doch sind alle vier bereit.

Aufgrund des einfachen Stils war es trotz der wechselnden Sichtweisen nicht schwer, dem Verlauf zu folgen, sich in die komplexen Gegebenheiten einzufinden und zu verstehen. Corpora geleitet und in einem atmosphärischen Ton durch trockene Wüsten und gruselige Grabkammern, durch prächtige Räume und Armutsviertel, geizt nicht an unheilvoller Stimmung, aufrührerischen Momenten und interessanten Charakteren. Wenn auch nicht alle nahbar, manche undurchsichtig blieben, empfand ich sowohl die Entwicklung des Einzelnen als auch jene der Geschehnisse äußerst gelungen. Tempo und Spannung wachsen mit fortlaufender Handlung, sodass es kaum Längen, dafür aber malerische Beschreibungen, einige Wendungen, etliches an Gefühl und mitreißende Sequenzen gab. Zahlreiche Fragen – welch Übel dem Land droht, weswegen Khetara derart gespalten, von Unruhen geplagt ist, wo der Ursprung der Krankheit liegt, die den Herrscher dahin rafft (…) – türmen sich auf und verlangen, den verstreuten Antworten aufmerksam nachzugehen.

Da die ProtagonistInnen aus verschiedenen Schichten stammen, erhalten wir nicht nur Tiefe in ihre Wesen, sondern auch einen greifbaren Eindruck des hier gelebten – authentisch dargelegten – Systems. Der mythologischen und magischen Komponente, des Glaubens und Wirkens, konnte ich viel abgewinnen, waren diese doch origineller Natur und oft mit historischen Erklärungen, einem gewissen Realismus, der nicht minder schockierend ist, untermalt. Die Prophezeiung bleibt ein Mysterium, etwas Geheimnisvolles, nichtsdestotrotz wirkt der Beginn der Serie „Der Thron von Khetara“ wie der Anfang von etwas Großem. Diesem Gedanken zuträglich sind die subtile Aufregung und Euphorie. Und das überraschende Ende. Ich werde nun gespannt auf Teil zwei warten.

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