Gute Fortsetzung
Von Fluch und Treue„Von Fluch und Treue“ ist Teil zwei der Trilogie „Die Spiegel-Chroniken“, in der sich die Weisen für einen neuerlichen Krieg gegen die dunklen Mächte wappnen.
Eine kurze Zusammenfassung und eine Weltkarte ...
„Von Fluch und Treue“ ist Teil zwei der Trilogie „Die Spiegel-Chroniken“, in der sich die Weisen für einen neuerlichen Krieg gegen die dunklen Mächte wappnen.
Eine kurze Zusammenfassung und eine Weltkarte zu Beginn erleichtern den Einstieg, während am Ende ein Glossar dabei hilft, sich die Arten und Gegebenheiten ins Gedächtnis zu rufen.
„Eine Spiegelung kommt einem Todesurteil gleich. Man will sich nicht selbst die Hände schmutzig machen, also setzt man die Verbannten auf die Todesliste eines anderen. Und mich beschleicht die Frage, wer eigentlich entschieden hat, dass wir die Guten sind.“
Auch in der Fortsetzung begleiten wir Jolie-Mai Bennet, aus deren Sicht die Geschehnisse geschildert werden, und ihren Jägerpartner Eric auf ihren Reisen durch Märchen und vergangene Zeiten, auf der Suche nach Artefakten, die für den Clan der Weisen und Mächtigen im Kampf gegen die Umbra und deren dunkle Fähigkeiten, für eine Zukunft der Welt, unerlässlich sind. Laura Misellie entführt uns u. A. in die Geschichte des Rumpelstilzchens, stellt uns TierwandlerInnen vor und scheut nicht davor zurück, uns zu beweisen, dass Drachen mehr sind als ein Mythos. Die verschiedenen Settings tragen vornehmlich zur Abwechslung bei, während die Autorin an passender Stelle Informationen platziert, die dem Verständnis zuträglich sind. Besondere Eigenschaften des Einzelnen, sich ausbreitende Zwietracht unter den BewohnerInnen der Insel Leуndаrmál Eујa, allerhand Magisches und die Vorahnung einer erstarkenden Bedrohung halten das Interesse gleichermaßen aufrecht wie es die Rаväіѕ und ihre Entwicklung vermag. Denn Jo – die weiterhin hauptsächlich unnahbar und kalt auftritt – ringt spürbar mit dem, was in ihr brodelt, mit ihrer abgründigen Seite, nagender Schuld und der Gewichtung ihrer Rolle. Wir erleben den Zwiespalt und den Schrecken der Teenagerin, als der Genuss von Macht, als Wut sie verzehrt. Nicht hilfreich dabei, die Kontrolle zu behalten, ist Bennets emotionales Chaos. Immer häufiger engen sie Colins Vorhaltungen und seine Eifersucht ein. Und gerade Eric ist es, der ihr ein warmes Gefühl und Verständnis schenkt. Eine weitere von Konflikten durchzogene Komponente bildet die sich wandelnde Dynamik der Gruppe um Jo. Die Frage, wer wahrhaftig ein/e FreundIn ist, kurbelt das Misstrauen an. Gleichzeitig bereichern Taylor, Baze, Melissa, Ada und Co den Verlauf ungemein.
Teil zwei der Serie überrascht mit diversen Offenbarungen und einigen spannenden Momenten. Zwar empfand ich manch Reaktion und Dialog als zu einfach, doch wird die Handlung von einem steten Pulsieren der Vorsicht begleitet. Wirkt Misellis Stil insgesamt auf Distanz bedacht, ermöglichen es die detailreichen Beschreibungen, in die Storyline und die wechselnden Kulissen einzutauchen, den Ernst der Lage zu sehen und mitzufiebern.
Jolie-Mais Neigung, gedankenlos von Plänen abzuweichen, ist eine teilweise nervige Angewohnheit der wankelmütigen Protagonistin, jedoch eine, die zu ihrem Wesen gehört. Die der Bürde, die auf ihr lastet, der Kraft, die in ihr ruht, Ausdruck verleiht. Immerhin hängt von Jo und den Weisen nicht weniger als das Schicksal der Welt(en) ab …
Wir dürfen gespannt sein, was uns im Finale – „Von Mut und Ahnen“ – erwartet.