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Veröffentlicht am 11.04.2021

Das Leben ist nicht immer fair! Ein bewegender und aufrüttelnder Roman!

Durch das Schicksal vereint
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02.12.2018 Violas Leben veränderte sich von einer auf der anderen Sekunde, als sie mit ihren Eltern auf dem Highway 11 auf Höhe des Arrowhead Provincial Parks in Kanada unterwegs war und sie in einen furchtbaren ...

02.12.2018 Violas Leben veränderte sich von einer auf der anderen Sekunde, als sie mit ihren Eltern auf dem Highway 11 auf Höhe des Arrowhead Provincial Parks in Kanada unterwegs war und sie in einen furchtbaren Autounfall verwickelt wurden. Sie überlebte als Einzige dieses albtraumhafte Geschehen, dass sie verstummen ließ. Der Unfallverursacher konnte nie ermittelt werden. Bei ihrer Tante Hannah findet die Neunzehnjährige ein liebevolles Zuhause, doch sie schafft es nicht ihre Nichte aus ihrer Isolation herauszuholen und ihr Zuversicht zu schenken. Durch Zufall lernt Viola ein Jahr später auf einem Spaziergang am Mayflower Lake die geheimnisvolle Isabelle kennen und sie finden gemeinsam am Ufer eine Flaschenpost, deren Inhalt große Auswirkungen auf ihrer beider Zukunft haben wird.

Ich liebe Jasmin Isers feinfühlige und warmherzige Erzählweise, mit der sie mich schon durch zwei ihrer märchenhaften Jahreszeiten-Tetralogie Bücher begeistert hat. Doch in diesem Roman packt sie ein sehr ernstes, tiefgründiges und bewegendes Thema an. In „Durch das Schicksal vereint“ geht es um Trauerbewältigung, Verzweiflung, Vertrauen, Hoffnung und Zuversicht. Schon von der ersten Seite an hat sie mich mit dieser Geschichte in den Bann gezogen und ich konnte mich so in Viola hineinversetzen und alle ihre Emotionen und Gedanken nachempfinden. Das Leben ist nicht immer fair! Doch manchmal bedarf es nur einer schicksalhaften Fügung, dass die Mauer um dich herum zum Bröckeln bringt und du wieder einen anderen Blickwinkel auf das Leben bekommst. Für Viola ist es die Begegnung mit Isabelle, die ein ähnliches Erlebnis zu verarbeiten hat. Sie geben sich gegenseitigen Halt, bauen Vertrauen zueinander auf und eine Freundschaft entsteht zwischen ihnen. Das hinter allem mehr steckt, beginnt man langsam im Fortlauf des Geschehens zu erahnen und eine unterschwellige Anspannung kommt dabei beim Lesen auf. Doch mit dem, was zum Ende der Geschichte hin offenbart wird, habe ich nicht gerechnet.

Jasmin Iser hat mit Viola und Isabelle zwei wunderbare Charaktere erschaffen, die beide meine Sympathie und mein Mitgefühl erweckt haben. Vios selbstgewählte Isolation ging mir ans Herz und Isas Ausgrenzung, Demütigung und Erniedrigung in der Highschool ebenso. Als Lichtblick fungiert Phil in dem Roman, der so unkompliziert und sympathisch dargestellt wird, ganz im Gegensatz zu seiner Schwester Emma, die am Anfang unglaublich selbstsüchtig, bestimmend und falsch rüberkommt.

Mein Fazit:

Jasmin Iser hat mir wieder einmal wunderschöne und berührende Lesestunden mit „Durch das Schicksal vereint“ geschenkt. Ein Roman, der einen aufwühlt und zum Nachdenken bringt.


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Veröffentlicht am 10.04.2021

Ein bewegender und schicksalsträchtiger Roman. Sehr zu empfehlen!

Die Verlorenen
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London, November 1747. Zum Wohle ihrer gerade geborenen Tochter Clara triff Bess Bright eine folgenschwere und schmerzliche Entscheidung. Im Foundling Hospital, einem Waisenhaus für Kinder aus ärmlichen ...

London, November 1747. Zum Wohle ihrer gerade geborenen Tochter Clara triff Bess Bright eine folgenschwere und schmerzliche Entscheidung. Im Foundling Hospital, einem Waisenhaus für Kinder aus ärmlichen Verhältnissen, möchte sie ihr ein besseres und behütetes Leben bieten. Eines Tages, wenn sie genug Geld zusammengespart hat, will sie sie wieder zu sich nehmen und für sie sorgen. Sechs Jahre vergehen ins Land bis Bess soweit ist und schließlich im Büro des Sekretärs erfährt, dass Clara schon kurz nachdem sie sie abgegeben hat, von ihrer angeblichen Mutter abgeholt wurde. Ihre Verzweiflung ist groß und sie macht sich auf die Suche nach ihr. Vor ihr liegen ungeahnte Herausforderungen und ein schwerer innerlicher Kampf.

Auf „Die Verlorenen“ bin ich durch die wunderschöne Buchgestaltung und den vielversprechenden Klappentext aufmerksam geworden und habe dabei eine Autorin für mich entdeckt, die einen sehr feinfühligen, bildlichen und fesselnden Erzählstil hat. In vier sich abwechselnden Teilen, die aus der Sicht von Bess und Alexandra in der Ich-Form erzählt werden, fliegt man nur so durch die Geschichte. Sehr atmosphärisch taucht man dabei in die damalige Zeit ein, in der Stacey Halls die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten hervorragend darstellt, hat Schauplätze und Situationen kopfkinomäßig vor den eigenen Augen, nimmt an der bewegenden und bedrückenden Gefühlswelt der Charaktere teil und fiebert dem Ausgang der Geschichte entgegen. Bess wird in ihrer Rolle als junge Frau aus ärmlichen Verhältnissen, die sich alles selber schwer erarbeiten muss, ausgenutzt und betrogen wird, zweifelhafte Entscheidungen trifft und hart für ihr Glück kämpfen muss, sehr gut verkörpert. Alexandra hingegen fliegt anscheinend alles zu. Als Tochter aus reichem Hause führt sie finanziell ein sorgenfreies Leben, doch Schatten aus ihrer Vergangenheit haben sich auf ihre Seele gelegt und sie führt ein sehr zurückgezogenes Leben voller Ängste und einem Kontrollzwang. Die ganze Zeit fragt man sich, was wohl dahinterstecken könnte. Beide Frauen haben bei mir Mitleid für ihre Situationen, Unverständnis für ihre Handlungen und Anteilnahme für ihre zerrissenen Gefühle ausgelöst. Was sie verbindet, wie sie damit umgehen, welche Emotionen ihr Aufeinandertreffen hervorruft und wie sie sich weiterentwickeln, wurde spannend erzählt. Ich habe mich für beide gefreut, dass ihr Leben noch so eine glückliche Wendung nimmt. Richtig gut gefallen haben mir auch noch die Charaktere von Alexandras Schwester Ambrosia, die eine moderne und weltoffene Frau ist und Charlotte, ein sehr junges Mädchen, dass aus einem Käfig ausbrechen möchte, unerwartete Liebe erfährt und deren Schicksal in mehreren Händen gelegt wird.

Mein Fazit:

Stacey Halls hat mit ihrem Roman aufgezeigt, dass es sich lohnt Ängste zu bewältigen, loslassen zu können, Verlorenes zurückzuerobern, die Grenzen der eigenen Komfortzone zu überschreiten und offen für ein neues Glück zu sein. Ich hatte wunderschöne Lesestunden und empfehle dieses emotionsvolle Buch sehr gerne weiter.


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Veröffentlicht am 09.03.2021

Spannender Psychothriller! Seelische Abgründe tun sich hier auf!

Trauma – Kein Entkommen
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Als alleinerziehende Mutter einer 15-jährigen Tochter hat es Katja Sand nicht einfach, ihr Privatleben und ihren zeitaufwendigen und gefährlichen Job bei der Münchner Mordkommission, unter einen Hut zu ...

Als alleinerziehende Mutter einer 15-jährigen Tochter hat es Katja Sand nicht einfach, ihr Privatleben und ihren zeitaufwendigen und gefährlichen Job bei der Münchner Mordkommission, unter einen Hut zu bekommen. Zwei mysteriöse Todesfälle stellen sie und ihr Team gerade vor ein großes Rätsel. Eine Leiche wurde von Tauchern in einem Baggersee bei Feldkirchen und kurze Zeit später eine weitere am Rand eines Feldweges in einem Kühlschrank gefunden. Bei keinem von ihnen gibt es Hinweise für einen Mord, doch bei ihrer Recherche erfahren sie, dass beide unter unbewältigten Traumata litten. Je weiter Katja in der Vergangenheit der Toten gräbt, desto mehr wird sie mit ihrer eigenen konfrontiert.

„Trauma -Kein Entkommen“ ist der erste Band der Trilogie um die Mordermittlerin Katja Sand. Ein gut durchdachter und fesselnd erzählter Psychothriller, der sich mit den Abgründen der Menschen, ihren Ängsten, ihrem Schmerz und ihren seelischen Qualen beschäftigt. Erzählt wird in drei Teilen: Wasser, Eis und Feuer. Jeder von ihnen beginnt mit einer unheimlich bedrückenden Szene von einem kleinen Kind, dass psychisch unter einem enormen Druck steht. Diese Vorfälle gehen einem direkt unter die Haut und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, in welchem Zusammenhang dies wohl mit den zwei mysteriösen Todesfällen steht. Katjas Bauchgefühl sagt ihr, dass mehr dahintersteckt und zusammen mit ihrem Kollegen Rudi Dorfmüller stellt sie das frühere Leben der beiden Männer auf den Kopf und geht dabei ein riesengroßes Wagnis ein, dass ihr fast zum Verhängnis wird.

Christoph Wortberg hat mit Katja Sand und Rudi Dorfmüller zwei sehr interessante Charaktere erschaffen, die unterschiedliche Sympathien bei einem auslösen. Zu Katja hatte ich irgendwie eine gewisse Distanz, da sie weder den Leser noch ihre Mitmenschen aus Selbstschutz an sich ranlässt. Dies ist durchaus reizvoll in dieser Geschichte. Immer stellt sie ihr Privatleben und ihre Probleme hintenan und flüchtet sich gefühlt in ihre Arbeit, worunter ihre pubertierende Tochter Jenny sehr zu leiden hat. Ihre Beziehung kann man mit den Worten Liebe und Ablehnung und Zuneigung und Enttäuschung beschreiben. Katja macht für Außenstehende einen selbstbewussten und starken Eindruck, doch hinter ihrer Fassade brodelt es und sie hat eine Mauer um sich herum gebaut. Im Laufe der Ermittlungen, bei der sie sich auch mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss, hat sie nur noch einen Wunsch, endlich wieder ihr altes Leben zurückerobern zu wollen. Als Jenny ihr auch noch aus gutem Grund Kummer bereitet, überdenkt sie ebenfalls das gestörte Verhältnis zu ihrer Tochter. Rudi Dorfmüller hingegen habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Er ist ein echter Kumpeltyp, für den sein alter Ford Granada sein Heiligtum ist, der sich den Sorgen seiner Mitmenschen annimmt und für Katja, ein Beschützer und guter Freund ist. Ob irgendwann vielleicht daraus noch mehr wird? Sehr gut gefallen hat mir auch noch die Rolle des Trauma-Therapeuten Dr. Alexander Hanning und Katjas Mutter, die immer wieder versucht ihrer Tochter nahe zu kommen.

Mein Fazit:

Christoph Wortberg hat mir mit „Trauma-Kein Entkommen“ spannende Lesestunden beschert und mich mit dem Cliffhanger am Ende der Geschichte sehr neugierig auf die Fortsetzung der Reihe gemacht. Wer verspürt hier so viel Hass gegenüber Katja? Ich möchte es unbedingt erfahren!


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Veröffentlicht am 07.03.2021

Herzberührend und wunderschön erzählt! Ein absolutes Lesehighlight!

Klaras Schweigen
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Freiburg, März 2018. Für Miriam ist es ein Schock, als ihre fast neunzigjährige Großmutter Klara einen Schlaganfall erleidet und ins Krankenhaus eingeliefert wird. Nur dank ihrer schnellen Reaktion kann ...

Freiburg, März 2018. Für Miriam ist es ein Schock, als ihre fast neunzigjährige Großmutter Klara einen Schlaganfall erleidet und ins Krankenhaus eingeliefert wird. Nur dank ihrer schnellen Reaktion kann sie gerettet werden und sie ist erleichtert darüber, dass sie sich wieder ins Leben zurückkämpft. Einzig ihr Sprachvermögen macht ihr noch zu schaffen und so wundert sich Miriam, als Klara bei ihrem Besuch plötzlich auf Französisch zählt und beim Anblick einer gravierten Taschenuhr den Namen Pascal fallen lässt. Die Worte „Les temps est un bien préciuex“ erzeugen Aufruhr und Resignation in Klaras Augen und sie hüllt sich in Schweigen. Was verheimlicht ihre Großmutter vor ihr? Miriam sucht nach Antworten und stößt bei ihrer Suche nach weiteren Erinnerungsstücken auf ein altes Fotoalbum, eine wunderschöne Zeichnung, einen Brief und Hinweise auf eine Zeit, die ihre Oma in Konstanz verbracht hat. Sie begibt sich damit auf eine Reise in Klaras Vergangenheit und beginnt ein lang gehütetes Familiengeheimnis zu lüften, dass sie bis in die Bretagne führt.

„Die Zeit ist kostbar“ und wunderschön geschriebene Romane auch! Ich liebe Bettina Storks unglaublich warmherzige, feinfühlige und berührende Erzählweise, die sie ihn ihrem neuen Roman “Klaras Schweigen“ wieder hervorragend zum Ausdruck bringt! Eine Geschichte, die von Verlust und Neuanfang, Enttäuschung und Hoffnung, Glück und Zufriedenheit, Verzeihen und Versöhnen und das Finden der eigenen Wurzeln handelt. Wie in einem Sog wird man durch zwei zeitlich sich abwechselnde Erzählstränge, die von Klaras Vergangenheit und Miriams Suche und Aufdeckung eines bewegenden Familiengeheimnisses handeln, ins Buch hineingezogen und kann es nicht mehr aus der Hand legen. Sehr gekonnt, authentisch und atmosphärisch wird dabei die deutsch-französische Nachkriegsgeschichte, die Lebensansichten der Menschen zur damaligen Zeit und das Thema Restitutionsprüfung und -zahlungen mit eingebunden. Es war wunderschön die feingezeichneten Charaktere ein Stück ihres Lebens begleiten und dabei die besonders innige Beziehung von Klara und Miriam miterleben zu dürfen. Beide habe ich sofort in mein Herz geschlossen und mit ihnen mitgefiebert, gelitten und mich mit ihnen zusammen gefreut. Außerordentlich berührt und bewegt hat mich das Ende der Geschichte, bei dem eine sehr vertrauensvolle und wertschätzende Stimmung aufkam.

Klara ist eine Kämpferin, die sich nicht einschüchtern lässt, ihren eigenen Weg geht, Schicksalsschläge überwindet, den Kopf nicht in den Sand steckt und aufopferungsvoll für ihre Enkeltochter da ist, nachdem ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Ihre Liebe hat Miriam zu einem herzensguten Menschen werden lassen, die ihre Leidenschaft zur Literatur als Dozentin an der Albert Ludwig Universität auslebt. Sie steckt so voller Hilfsbereitschaft, Fürsorge, Hartnäckigkeit und Herzenswärme. Viele weitere tolle Charaktere begleiten und bereichern das Leben der beiden Frauen, zu denen Klaras Schwester Lotte, Eduard Schilling, Pia, Patrick und Ronan zählen, auf die ich hier aber nicht näher eingehe, da ich sonst zu viel von der Geschichte verraten würde.

Mein Fazit:

„Klaras Schweigen“ war für mich ein ganz besonders Lesehighlight. Ein historischer Roman, bei dem ich alles um mich herum vergessen und einfach nur genießen konnte. Diesen Buchschatz kann ich jedem nur ans Herz legen! Besonders gut gefallen haben mir auch noch das Schlusswort der Autorin und ihr Interview mit Lilly Heinzle, einer Konstanzer Zeitzeugin.

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Veröffentlicht am 05.03.2021

Spannender Auftakt einer neuen Justiz-Krimi-Reihe! Sehr empfehlenswert!

Die siebte Zeugin
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Zitat S. 315 „Zwischen Schwarz und Weiß gibt es manchmal auch noch Raum für mehr“

Durch eine schicksalhafte Fügung wird der junge Berliner Strafverteidiger Rocco Eberhardt auf den Fall von Nikolas Nölting ...

Zitat S. 315 „Zwischen Schwarz und Weiß gibt es manchmal auch noch Raum für mehr“

Durch eine schicksalhafte Fügung wird der junge Berliner Strafverteidiger Rocco Eberhardt auf den Fall von Nikolas Nölting aufmerksam, der aus heiterem Himmel in einer Bäckerei um sich geschossen und dabei einen Menschen getötet und mehrere verletzt hat. Ein bisher unbescholtener Bürger und liebevoller Vater und Ehemann, der sich sofort nach der Tat ergibt. Was hat ihn zu so einer Handlung getrieben? Rocco möchte der Familie helfen und übernimmt die Verteidigung von Nölting. Der Prozess stößt auf großes mediales Interesse und entwickelt sich durch eine überraschende Entdeckung des Rechtsmediziners Dr. Jarmers in eine Richtung, mit der niemand gerechnet hat.

Als Fan von Michael Tsokos Thrillern bin ich auf diesen Krimi des Autorenduos aufmerksam geworden und war gespannt darauf, wie realistisch der ehemalige Strafverteidiger Florian Schwieker und der Rechtsmediziner Michael Tsokos diese Geschichte zum Leser rüberbringen. Für mich war es ein gelungener und fesselnder Auftaktroman, der meine Neugierde auf weitere Bände geweckt hat. Ein leicht zu lesender Schreibstil und kurze und sich schnell abwechselnde Kapitel, die die Tat selber und die Zeit danach beleuchten und die akribische Vorbereitung auf den anstehenden Prozess und die Spannung und aufgeladene Stimmung während des Gerichtsverfahrens wieder spiegeln, lassen einen nur so durch das Buch fliegen. Ich liebe es, wenn sich die Gegenparteien Vorlagen geben, Bälle zuspielen, den Gegner austricksen und aus der Reserve locken. Mit Rocco zusammen habe ich die ganze Zeit über das Motiv des Täters und sein eiserenes Schweigen gerätselt und es war spannend mitzuerleben, wie er langsam mit Hilfe seines Freundes Tobias Baumann Licht in die Sache bringt, einen Deal eingeht, der ihm irgendwann einmal zum Verhängnis werden könnte und ein Schlussplädoyer hinlegt, dass einen nachdenken lässt.

Rocco Eberhardt war mir direkt sympathisch, da er Nähe zu einem schafft, indem er einen an seinem privaten Leben und an seinen Gefühlen und Gedanken teilhaben lässt. Er ist ein Idealist, der seinen Beruf liebt, ehrlich und gewissenhaft rüberkommt, den Rückschläge anspornen und der sich nicht durch das überlegene Gehabe des Oberstaatsanwaltes Bäumler beeindrucken lässt. Dieser verkörpert seine Rolle als Selbstdarsteller, Showman und Schleimer hervorragend und er versucht dabei Rocco zu provozieren und ihn aus dem Konzept zu bringen. Richtig gut gefallen hat mir auch Tobias Baumann. Ein Ex-Polizist und jetziger Privatermittler, der Rocco wertvolle Informationen für seinen Fall liefert. Seine Vorgehensweise ist nicht immer legal und ungewollt gerät er dabei in die Schusslinie des organisierten Verbrechens, dass einem ihm nahestehenden Menschen fast das Leben gekostet hätte. Dr. Justus Farmer, Facharzt am Berliner Institut für Rechtsmedizin, ist auch ein sehr angenehmer Charakter, der mir aber in dieser Geschichte trotz seiner Entdeckung noch etwas zu sehr im Hintergrund blieb. In den gemeinsamen Szenen mit Rocco merkt man, dass der Respekt füreinander wächst und sie die fachliche Kompetenz des anderen zu schätzen lernen. Niklas Nölting blieb lange im Hintergrund, doch durch die unvorhersehbare Entwicklung im Prozess öffnet er sich und legt sein Schicksal in die Hände seines Strafverteidigers.

Mein Fazit:

Für mich war „Die 7. Zeugin“ ein sehr unterhaltsamer und spannender Krimi, den ich sehr gerne weiterempfehle! Nach dem Cliffhanger am Ende der Geschichte möchte ich unbedingt wissen, wie es mit Rocco und seiner Familie weitergeht.

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