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Veröffentlicht am 20.01.2022

Hulda Gold im Widerstreit ihrer Gefühle zwischen Liebe und Beruf

Fräulein Gold: Die Stunde der Frauen
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Der vierte Band der Serie rund um die Hebamme Hulda Gold „Fräulein Gold – Die Stunde der Frauen“ von Anne Stern spielt im historischen Berlin im September und Oktober des Jahrs 1925. Wichtige politische ...

Der vierte Band der Serie rund um die Hebamme Hulda Gold „Fräulein Gold – Die Stunde der Frauen“ von Anne Stern spielt im historischen Berlin im September und Oktober des Jahrs 1925. Wichtige politische und kulturelle Ereignisse arbeitet die Autorin in die Erzählung ein. Obwohl ich alle Teile kenne, denke ich, dass man das Buch problemlos auch ohne Vorkenntnisse der anderen Ausgaben lesen kann. Im Mittelpunkt stehen diesmal die Probleme von Frauen, die schwanger sind und über die Zukunft ihres Babys entscheiden müssen, denn nicht immer kommt die Schwangerschaft erwünscht oder zur passenden Zeit.
Hulda Gold ist inzwischen leitende Hebamme der Frauenklinik Mitte. In der vorderen Klappe des Buchs findet sich eine Karte von Berlin zur damaligen Zeit auf der einige Handlungsorten des Romans eingezeichnet sind. Die Karte enthält oben links eine Vergrößerung, die einen Ausschnitt Berlins zeigt. In diesem Gebiet wird sich eine Tragödie abspielen, die für die Protagonistin große Bedeutung hat.
Der Prolog wirft, wie bei allen Hulda Gold Romanen ein Rätsel auf. Er spielt 1869 und nimmt Bezug auf eine Liebesgeschichte, die später zu einem Verbrechen in betuchten Kreisen führt. In dieser gut situierten Schicht verkehrt Hulda neuerdings aufgrund ihrer Liaison mit dem jungen Arzt Johann Wenckow. Doch immer noch kann sie ihre langjährige Beziehung zu Karl nicht ganz vergessen. Als Leserin erfuhr ich, welchen Weg im Leben er inzwischen gewählt hat.
Zwar wird Johann von Hulda zu bestimmten Aktivitäten, zu seinen Eltern oder Freunden begleitet, doch ihr gefällt der Umgangston in der oberen Gesellschaftsschicht nicht. Stattdessen fühlt sie sich in Schöneberg wohl, wo sie seit vielen Jahren zur Untermiete wohnt. In ihrem Beruf ist es ihr gleich, aus welchen Kreisen die Frauen kommen, denen sie bei der Entbindung hilft. Die Hebamme erkennt, dass Geld allein nicht glücklich macht, wenn man sich stattdessen in einer Rolle voller Konventionen und Erwartungen zu bewegen hat.
Als leitende Angestellte hat Hulda sich einige Privilegien erarbeitet. Durch das Vertrauen, dass die Ärzte in sie haben, darf sie manchmal bestimmte Verrichtungen in Eigenverantwortung übernehmen. Sie ist immer auf dem neuesten Stand und probiert gerne mal Geburtstechniken aus von denen sie gehört oder in ihrer Ausbildung erfahren hat, natürlich immer zum Wohl der Frauen. Darauf ist sie stolz. Sie steht im Widerstreit ihrer Gefühle zwischen Liebe und Beruf, den sie in der Ehe mit Johann aufgeben muss, wenn er es so will.
Immer deutlicher wird ihr die Verzweiflung von Frauen, die aufgrund des § 218 BGB nicht selbst über ihre Schwangerschaft entscheiden können. Anne Stern zeigt beispielhaft auf, dass Frauen auch in anderen Bereich von Entscheidungen abhängig sind, die Männer für sie treffen. Wie im dritten Band tritt das Verbrechen, zu dessen Aufklärung Hulda beiträgt, im Vergleich zur täglichen Arbeit von ihr und den Schilderungen über die Beziehung zu Johann in den Hintergrund.
Im vierten Band der Romanreihe „Fräulein Gold“ von Anne Stern las ich über eine Protagonistin, die im Leben angekommen zu sein scheint, weil sie in ihrem Job Erfüllung findet und in einer festen Beziehung glücklich ist. Doch im Verborgenen ahnt Hulda, dass eine Verbindung zwischen Arbeit und Liebe schwierig sein wird, wenn es zu einer Ehe käme. Die Autorin schildert die Ereignisse realistisch und vorstellbar. Der Schluss wartet mit einer unerwarteten Wendung auf. Gerne empfehle ich auch diesen Teil der Serie an Lesende historischer Romane.

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Veröffentlicht am 19.01.2022

Beste Unterhaltung für alle, die Politthriller mögen

Never - Die letzte Entscheidung
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Der Roman „Never – Die letzte Entscheidung“ von Ken Follett ist ein Thriller rund um Geheimdienste und die Erhaltung des Weltfriedens mit einem dystopischen Hintergrund. Wie die Steinchen auf dem Cover ...

Der Roman „Never – Die letzte Entscheidung“ von Ken Follett ist ein Thriller rund um Geheimdienste und die Erhaltung des Weltfriedens mit einem dystopischen Hintergrund. Wie die Steinchen auf dem Cover können kleine Störungen im Weltgeschehen die Eintracht wie im Dominoeffekt zum Umkippen bringen. Es würde dazu führen, dass die US-amerikanische Präsidentin Green die schwierigste Entscheidung in ihrer beruflichen Laufbahn eventuell zu treffen hätte. „Never“ hat sie damit gerechnet, niemals rechnet irgendjemand damit, dass es dazu kommen kann. Ken Follett beschreibt spannend eine Möglichkeit, die Steine zum Umfallen zu bringen.

Die Geschichte spielt an mehreren Handlungsschauplätzen in einer nahen Zukunft. Während Präsidentin Pauline Green ihren täglichen Geschäften zur Lenkung des Staates nachkommt, bahnt sich in ihrer Familie eine Krise an die damit beginnt, dass die Klassenlehrerin ihrer 14-jährigen Tochter sie zu einem Gespräch über deren Betragen in die Schule gebeten hat.

Im gleichen Zeitraum ist die US-amerikanische Geheimdienstagentin Tamara Levit im Tschad damit beauftragt, einen Terroristen zu finden. Sie arbeitet eng mit dem im Libanon geborenen und ebenfalls für die CIA arbeitenden Abdul John Haddad zusammen, der sich im Rahmen seines Auftrags auf eine gefährliche Reise bis zur Nordküste Afrikas begibt, bei der Drogen geschmuggelt werden.

Im fernen China sind die Aktivitäten der CIA nicht unerkannt geblieben. Chang Kai ist der Vizeminister für Internationale Information und dem Sicherheitsminister unterstellt. Er ist für die Lösung von Problemen zwischen China und anderen Staaten zuständig. Das Land gerät aufgrund seiner Waffengeschäfte mit einem afrikanischen Land in das Visier der Spionageabwehr der USA.

Ken Follett beginnt den Roman mit der Erzählung über einen gewöhnlichen Alltag im Leben der Präsidentin der USA und diversen Geheimdienstlern. Er vermittelte mir damit ein Gefühl, dass es zwar viel Unrecht und Leid auf der Erde gibt, aber aufrichtige Menschen damit beschäftigt sind, alles ins Lot zu bringen und dabei nach einer vorrangig friedlichen Lösung suchen. Weiter führt der Autor aber die Möglichkeit an, dass sich aus dem Kleinen heraus nach und nach eine ständig steigende Gefahr entwickelt.

Detailliert vermittelt der Autor ein Bild von den einzelnen Tätigkeiten im Beruf der Protagonisten. Er bindet jedoch auch das Privatleben von Pauline, Tamara, Abdul und Kai während der Zunahme der politischen Gefahr mit ein und lässt mich als Leserin daran teilhaben. Dadurch bringt er den Lesenden sehr nah an seine Figuren ran. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Handlungsplätze und ausführlicher Beschreibungen konnte ich mehr über die verschiedenen Kulturen erfahren.

Soweit sie für das Verständnis des Romans benötigt werden, erklärt Ken Follett die Strukturen der einzelnen Länder und den Machtaufbau der Geheimdienste. Dabei stellte ich fest, dass man auf einer unteren Ebene zwar einiges bewirken kann, aber der Verdienst oft einer oberen Position zugeordnet wird.

Der Autor gestaltet Szenen lebendig und lässt seine Figuren glaubhaft handeln. In seinen historischen Romanen hat er häufig über Ränke und Intrigen an Königshöfen geschrieben und zeigt nun, dass auch die Gegenwart voller Machenschaften und Hinterhältigkeit in der Gesellschaft ist. Die Politik muss darauf reagieren, damit der Staat einerseits nicht als leicht einnehmbar gilt und andererseits die eigene Bevölkerung nicht in Gefahr gebracht wird.

Zu Beginn war die Spannungskurve noch ansteigend, flachte dann aber aufgrund der kleinteiligen Darstellung des Taktierens der Staaten und der ausführlichen Darstellung des Tags der Protagonisten im Mittelteil ab um dann in einem furiosen Finale zu enden. Neben der großen Weltpolitik bindet der Autor auch mehrere Liebesgeschichten ein, mal im Verborgenen blühend, mal kräftig und innig.

Der Roman „Never – Die letzte Entscheidung“ von Ken Follett bietet Lesenden, die Politthriller mögen, beste Unterhaltung. Der Autor verdeutlicht in einem realistisch vorstellbaren und beunruhigenden Szenario wie kleine Probleme, die irgendwo auf der Welt von der dort herrschenden Regierung als störend angesehen werden zu einem international bedeutenden Affront führen können, der den Frieden in Frage stellt. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 19.01.2022

Schuldig oder nicht, das ist hier die Frage

Perfect Day
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Im Thriller „Perfect Day“ von Romy Hausmann stehen in mehrfacher Hinsicht Gefühle im Mittelpunkt. Sie sind es auch die die Protagonistin Ann nicht ruhen lassen und antreiben, um die Unschuld ihres Vaters ...

Im Thriller „Perfect Day“ von Romy Hausmann stehen in mehrfacher Hinsicht Gefühle im Mittelpunkt. Sie sind es auch die die Protagonistin Ann nicht ruhen lassen und antreiben, um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. Die Musik des Songs „Perfect Day“, gesungen von Lou Reed und veröffentlicht 1972, löst bei Ann Erinnerungen an einen schönen Sommertag vor 17 Jahren aus. Doch der Text sorgt bei ihr durch die letzten Liedzeilen für Furcht.
Es ist Heiligabend im Jahr 2017 als die Welt für Ann zusammenbricht. Wie aus dem Nichts steht ein Einsatzkommando der Polizei anstelle des erwarteten Pizzaboten vor der Tür und verhaftet ihren Vater, einen angesehenen Professor der Philosophie und Anthropologie. Er wird angeklagt, in den vergangenen Jahren fast jährlich ein kleines Mädchen ermordet zu haben, immer auf die gleiche Weise. Die 24-jährige Germanistikstudentin Ann, die in Berlin lebt, kann das nicht glauben, denn ihr Vater hat sich nach dem frühen Tod ihrer Mutter immer gut um sie gekümmert. Bei ihm fühlt sie sich geborgen, er ist für sie ihr Zuhause.
In ihrem Thriller verarbeitet die Autorin die verschiedensten Emotionen, die Ann bei ihrer Suche nach Beweisen erfährt. Es ist ein Wechselbad der Gefühle für die Protagonistin. Neben der Liebe zu ihrem Vater vermischen sich Wut über seine Verhaftung, Trauer über ihre Hilflosigkeit und Angst vor der Wahrheit. In ihren Gedanken kehrt Ann häufiger zu schönen, aber auch manchen verstörenden Erinnerungen zurück.
Neben den von Ann erzählten Ereignissen im Jahr 2017 fügt Romy Hausmann Abschnitte ein, die mit „Wir“ überschrieben sind und von einer unbekannten Figur erzählt werden, die offensichtlich ein Kind in ihrer Gewalt hat. Eine zeitliche Einordnung ist schwierig. Diese Einfügungen steigern die Spannung nochmals. Für eine Anhebung der Spannungskurve sorgen außerdem Einschübe, die im Jahr 2021 spielen und offensichtlich ein Verhör des Täters darstellen. Beide Einschiebsel lassen völlig offen, ob Anns Unschuldsvermutung über ihren Vater richtig ist und sorgen für einen Lesesog.
Gelegentlich gaukelte die Autorin mir eine Scheinwelt vor, in die sich Ann aufgrund ihrer aufgewühlten Stimmung begibt. Ihre Vorstellungen waren erschreckend. Ich war erleichtert, darüber zu lesen, dass Ann bei ihren Ermittlungen nicht ganz auf sich allein gestellt ist. Denn als Tochter eines vermutlichen Mörders erfährt sie zunächst, dass sich Freunde und Bekannte von ihr abwenden. Bald stellt sich heraus, dass es gefährlich sein kann, Ann zu unterstützen. Romy Hausmann hat dazu einige überraschende Wendungen eingebunden.
Von Beginn an ist es schwierig zu entscheiden, ob man den Vater von Ann für schuldig hält oder nicht und das ist selbstverständlich ganz im Sinne der Autorin. „Perfect Day“ von Romy Hausmann baut zunehmend Spannung auf und hält sie bis zum Schluss, auch durch den besonderen Schreibstil und unerwartete Entwicklungen. Sehr gerne empfehle ich den Thriller weiter.

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Durchgehend spannend mit ständig neuen Wendungen

Thirteen
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Der Thriller „Th1rt3en“ von Steve Cavanagh ist Teil einer Serie rund um den Ermittler Eddie Flynn, einem in New York lebenden Strafverteidiger. Ich kannte bisher noch keinen Band der Reihe. An entsprechenden ...

Der Thriller „Th1rt3en“ von Steve Cavanagh ist Teil einer Serie rund um den Ermittler Eddie Flynn, einem in New York lebenden Strafverteidiger. Ich kannte bisher noch keinen Band der Reihe. An entsprechenden Stellen im Buch gab es kurze Hinweise auf das, was Flynn früher erlebt hat, so dass ich die Geschichte problemlos ohne Vorkenntnisse lesen konnte. Das Cover lädt den Lesenden dazu ein, auf einem der Jurystühle Platz zu nehmen und sich ein eigenes Urteil durch die Beweisführung der Anklage und der Verteidigung zu bilden. Gleichzeitig verdeutlicht der rote Sitz, dass der Täter in der Jury sitzt, wie es im Untertitel steht. Allerdings gehören zu einer Geschworenenjury in New York zwölf Personen. Der Mörder ist im vorliegenden Fall die Nummer 13 und dadurch titelgebend. Sein Motiv, warum er sich unbedingt einen Platz in der Jury verschafft und nicht nur zur Reserve, sondern unter den Urteilenden sein will, steht im Fokus des Thrillers.

Eddie Flynn erzählt seinen Alltag in der Ich-Perspektive. Mit einfallsreichen Methoden versucht er Verbrechen aufzuklären, die seinen Mandanten angehängt werden. Dabei widerlegt er oft die Aussagen der Polizisten, die die Tat vor Ort aufgenommen haben. Flynn weiß, dass einige von ihnen korrupt sind und sich durch ihre Angaben erhoffen, eigene Vorteile beim Straffälligen verschaffen zu können. Dadurch hat er sich bei einem Teil von ihnen unbeliebt gemacht, was sich auch auf seine aktuellen Ermittlungen auswirkt.

In die Rolle des Strafverteidigers im Fall des Angeklagten Robert Solomon gerät Flynn eher zufällig. Solomon ist ein bekannter Schauspieler und steht unter Verdacht, seine ebenfalls prominente Frau und deren Bodyguard ermordet zu haben. Als Flynns vertragliche Verpflichtung zur Mitwirkung beim Mandat aufgehoben wird, entscheidet er sich dennoch für die Weiterführung der Rechtsvertretung, denn zu seiner Maxime gehört es, einem Angeklagten beizustehen, wenn er von dessen Unschuld überzeugt ist.

Die Kapitel, die Flynn erzählt, wechseln sich mit solchen ab, in denen Joshua Kane im Mittelpunkt steht und die aus einer allwissenden Perspektive geschildert werden. Bereits im Prolog las ich vom zielgerichteten Vorgehen des Mörders, der ohne Bedenken grausige Verbrechen begeht. Wochen und Monate hat er mit der Umsetzung seiner raffinierten Planungen zugebracht, die ihm einen Platz in der Jury beim Prozess gegen Solomon einbringen sollen. Der Beweggrund für Kanes Handeln stand von Beginn an als großes Fragezeichen im Raum.

Als Leserin vermittelte Steve Cavanagh mir geschickt die Indizien zum Fall Solomon, indem er mich an die Seite seiner Serienfigur stellte, der erst kurz vor Prozessbeginn hinzugezogen wird und sich nun ein eigenes Bild der Faktenlage machen muss. Parallel dazu entstand für mich ein Bild von Joshua Kane als skrupelloser Täter, der unentdeckt bleiben will und dennoch eine blutige Spur hinterlässt. Die Beweislage spricht gegen Solomon, der ein Geheimnis zu hüten scheint. Dennoch war mir Kane suspekt, so dass ich eine Wende erwartete. Ich wurde nicht enttäuscht.

Die Spannung im Thriller „Th1rt3en“ von Steve Cavanagh nahm von Beginn an immer mehr an Fahrt auf und überraschte mich mit ständigen neuen Wendungen. Die Aufklärung des Verbrechens erfolgt durch das clevere, manchmal unkonventionelle Vorgehen des scharfsinnigen Strafverteidigers Eddi Flynn. Erst zum Ende hin wird das Motiv aufgedeckt und es zeigt sich das ganze Ausmaß der Taten des Mörders, was mich nach den bis dahin schon packenden Ereignissen noch einmal beeindruckte und zu einem glänzenden Abschluss führte. Das Buch ist aufgrund der durchgehend hohen Spannung ein Must-Read für jeden Thriller-Fan und daher empfehle ich es gerne weiter.

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Veröffentlicht am 09.01.2022

Geschickte Konstruktion, die manchmal an der Wirklichkeit vorbei geht, aber möglich ist

Playlist
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Der Titel des Psychothrillers „Playlist“ von Sebastian Fitzek nimmt Bezug auf eine Liste mit Audiodateien, die das Opfer eines Entführers zusammengestellt hat. Sie spielt im weiteren Verlauf eine wichtige ...

Der Titel des Psychothrillers „Playlist“ von Sebastian Fitzek nimmt Bezug auf eine Liste mit Audiodateien, die das Opfer eines Entführers zusammengestellt hat. Sie spielt im weiteren Verlauf eine wichtige Rolle. Das Cover des Buchs ist dazu passend und ansprechend gestaltet, der Eyecatcher in der Mitte zieht Blicke auf sich. Die Inhaltsangabe wurde kurz und knapp gehalten und macht neugierig darauf, wie Text und Songs zusammenhängen.

Die 15-jährige Feline Jagow wurde vor einigen Wochen entführt. Ihre Mutter Emilia, die das Verhalten ihres Mannes in einer bestimmten Situation merkwürdig vorkommt, wendet sich an den privaten Ermittler und ehemaligen Polizeireporter Alexander Zorbach. Alina Gregoriev, die Physiotherapeutin ihrer Tochter, hat ihr Zorbach empfohlen. Fans des Autors erinnern sich spätestens bei der Kombination der Namen Zorbach und Gregoriev an die beiden Thriller „Der Augensammler“ und „Der Augenjäger“, bei denen die beiden gemeinsam ermittelt haben. Ich kenne die beiden Bücher auch, konnte mich aber kaum an deren Inhalt erinnern. Sebastian Fitzek lässt an geeigneten Stellen entsprechende Informationen über die vergangenen Ermittlungen einfließen, so dass das Lesen ohne Verständnisprobleme möglich ist.

Zorbach und Gregoriev erkennen im weiteren Verlauf der Geschichte ein ähnliches Muster im Vorgehen des Entführers wie sie der Augensammler damals angewendet hat. Es sind kaum Spuren vorhanden, die zu Feline führen könnten. Einzig eine Playlist bei einem Musikdienst könnte ein Hinweis sein, denn sie wurde noch vor Kurzem geändert. Die beiden klammern sich an die Hoffnung, dass Feline ihnen damit eine Nachricht zukommen lassen will. Ihnen ist klar, dass eventuell das Leben des jungen Mädchens davon abhängt, wie schnell sie die Liste gedeutet haben.

Sebastian Fitzek hat auf einzigartige Weise Songs, die eigens für seinen Thriller von namhaften Künstlern komponiert wurden, mit dem Inhalt verbunden. Man muss jedoch nicht unbedingt die Lieder hören, um dem Inhalt folgen zu können, denn der Autor zitiert die Auszüge aus den Texten, die für die Handlung relevant sind. Dennoch finde ich es eine großartige Idee, die beiden Medien miteinander unmittelbar zu verknüpfen und das Hören beim Lesen sorgt für eine gewisse Atmosphäre durch schnelle Beats oder ruhigere Klänge.

Die Entschlüsselung der Playlist ist stark konstruiert, bringt aber die Ermittlungen weiter. Es gelingt Sebastian Fitzek, Fährten zu Tatverdächtigen zu legen, die nicht nur Zorbach und Gregoriev sondern auch den Lesenden täuschen und für weitere Spannung sorgen. Während das Ermittlerduo kooperiert, obwohl Gregoriev sich nur widerwillig auf eine Zusammenarbeit einlässt, wählt Emilia eine alleinige, eigenwillige Vorgehensweise, um Feline näher zu kommen. Dabei greift der Autor zu Mitteln, die eher unrealistisch sind, aber die Spannung hochhalten und zu weiteren Verwicklungen führen. Es sind Beschreibungen von grausamen Taten beinhaltet, die meist schon geschehen sind, weswegen ich den Thriller nicht für empfindsame Lesende geeignet finde.

Mit „Playlist“ gelingt es Sebastian Fitzek erneut, den Lesenden spannend zu unterhalten. Von Beginn an baut er Spannung auf und hält sie bis zum Ende. Durch eine geschickte Konstruktion, die zwar manchmal an der Wirklichkeit vorbei geht, aber dennoch im Bereich des Möglichen liegt, kommt es zu zahlreichen Wendungen, die mich als Leserin überraschten. Im Vergleich gesehen halte ich „Playlist“ nicht für den besten Thriller des Autors, aber er hat mir besser als das Buch „Der Heimweg“ gefallen, das ich von ihm gelesen habe. Definitiv ein Must-Read für diejenigen, die den Fall des „Augensammlers“ verfolgt haben, ein Muss für Fitzek-Fans und eine Empfehlung an alle Thrillerfreunde.

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