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Veröffentlicht am 09.10.2020

Spannende Generationen- und Familiengeschichte

Tage mit Ida
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Susanne ist nicht wirklich zufrieden mit ihrem Leben. Ihr Mann arbeitet in einer anderen Stadt, die drei Kinder sind praktisch aus dem Haus und sie ist viel zu oft allein. Da taucht plötzlich eine ältere ...

Susanne ist nicht wirklich zufrieden mit ihrem Leben. Ihr Mann arbeitet in einer anderen Stadt, die drei Kinder sind praktisch aus dem Haus und sie ist viel zu oft allein. Da taucht plötzlich eine ältere Frau mit einem langen grauen geflochtenen Zopf und einem auffälligen bunten Schultertuch auf, die behauptet, die Schwester von Susannes Mutter zu sein. Susanne fällt aus allen Wolken, denn ihre demente Mutter, die inzwischen im Altenheim lebt, hat nie eine Schwester erwähnt…


Meine Meinung:
Dies war das erste Buch, das ich von Hiltrud Baier gelesen habe, und ich war gleich begeistert. Dank des wunderbar flüssigen Schreibstils und der sehr klar und glaubwürdig gezeichneten handelnden Personen bin ich direkt gut in die Handlung gekommen.
Sehr gelungen fand ich, dass sich Kapitel aus der Gegenwart mit Rückblenden abwechselten, wodurch man als Leser(in) ein sehr rundes Bild vom Geschehen bekam.

Die Handlung hat einen wirklich gelungenen Spannungsbogen – und es kamen im Laufe der Geschichte mehrere sehr überraschende Informationen, die Vergangenheit betreffend, heraus. Dabei waren die Wendungen immer sehr glaubwürdig und stimmig gehalten.
Ich fand es sehr interessant, wie hier wichtige Kapitel der deutschen Geschichte (rund um das Dritte Reich und die Judenverfolgung) in eine Familiengeschichte eingebettet wurden.

Neben den historischen Zusammenhängen fand ich auch die Orte der Handlung sehr authentisch beschrieben. Hierdurch konnte ich mir das Geschehen und die dazugehörigen Schauplätze sehr gut vorstellen. Oft war die Erzählung wie ein guter Film, das Kopfkino hat gut funktioniert.


Fazit:
Ich lese sehr gerne Familien- und Generationengeschichten und diese war eine besonders gelungene. Gerne würde ich noch mehr über die Familie von Susanne und Ida erfahren!

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Liebe in Zeiten des Brexits

Just Like You
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Lucy ist 42, weiß, Lehrerin, hat zwei Kinder und eine gescheiterte Beziehung hinter sich. Joseph ist 22, schwarz, Aushilfsmetzger und Single. Die beiden verlieben sich ineinander.
Das alles passiert in ...

Lucy ist 42, weiß, Lehrerin, hat zwei Kinder und eine gescheiterte Beziehung hinter sich. Joseph ist 22, schwarz, Aushilfsmetzger und Single. Die beiden verlieben sich ineinander.
Das alles passiert in der Zeit kurz vor dem Referendum zum Brexit bzw. in der Zeit danach.


Meine Meinung:
Nick Hornby ist einer meiner Lieblingsautoren, so dass ich sehr gespannt auf sein neues Buch war. Im Gegensatz zu den meisten früheren Romanen, die ich im englischen Original gelesen habe, habe ich das neue Buch auf Deutsch gelesen.
Das war für mich zunächst einmal etwas ungewohnt – und vielleicht kam der besondere britische Nick Hornby-Humor dabei auch nicht ganz so gut rüber wie im Original.
Im Großen und Ganzen war das Buch aber sehr flüssig zu lesen und ich war schnell in der Geschichte.

Lucy und Joseph, die beiden Protagonisten, waren mir gleich sympathisch und ich konnte mich gut mit ihnen identifizieren. Die Entwicklung, die die beiden im Laufe des Romans machen, ist grundsätzlich auch recht glaubwürdig. Gegen Ende hin hätte ich mir vielleicht noch ein klein wenig mehr Tiefgang gewünscht…

Sehr gut gefallen hat mir, wie Nick Hornby in dem Buch gesellschaftliche Themen adressiert. Es war besonders interessant beschrieben, wie die unterschiedlichen Schichten in Großbritannien den Brexit sehen. Während die Bessergestellten eher weiche, schwammige Argumente gegen einen Brexit haben, bringen die Unterprivilegierten ganz konkrete harte Aussagen für einen Brexit…
In einem Interview mit dem Autor habe ich über seine eigenen Erfahrungen gelesen, die er verarbeitet hat. Das kommt daher alles sehr fundiert rüber und ist meines Erachtens ein sehr einzigartiges Zeugnis der Zeitgeschichte.

Darüber hinaus kommen natürlich auch wieder die Must have-Themen bei Nick Hornby-Romanen vor – d.h. Fußball und Musik. Die Themen gehören einfach dazu, man würde sonst auch etwas vermissen.


Fazit:
Insgesamt ein sehr gelungener flüssig zu lesender Roman mit einem sehr spannenden Spiegel des aktuellen Zeitgeschehens. Allein deswegen für mich sehr lohnenswert zu lesen!

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Veröffentlicht am 02.10.2020

Gewohnt gute Unterhaltung – humorvoll auf hohem Niveau

Ich dachte, wir schenken uns nichts?!
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Die Autorinnen Heike Abidi und Lucinde Hutzenlaub haben eine sehr unterschiedliche Einstellung zu Weihnachten. Während es für Lucinde gar nicht weihnachtlich genug sein kann, sieht Heike sich eher als ...

Die Autorinnen Heike Abidi und Lucinde Hutzenlaub haben eine sehr unterschiedliche Einstellung zu Weihnachten. Während es für Lucinde gar nicht weihnachtlich genug sein kann, sieht Heike sich eher als „Grinch“. Abwechselnd berichten die beiden Autorinnen in kurzen Kapiteln über typische Weihnachtserlebnisse. Das fängt mit Adventskalendern und Weihnachtsmärkten an, geht über Wunschzettel, Krippenspiele, Wichteln bis hin zum Heiligen Abend und sogar bis Silvester.
Unterbrochen werden die einzelnen Abschnitte durch Top- und Flop-Listen, ein Weihnachts-Bullshitbingo und ein Weihnachtsquiz.


Meine Meinung:
Ich kenne bereits mehrere Bücher der beiden Autorinnen und bin immer wieder aufs Neue begeistert von der qualitativ hochwertigen Unterhaltung. Auch bei diesem Buch wurden meine hohen Erwartungen wieder erfüllt. Dann der sehr ergiebigen Themen haben die beiden Autorinnen sich wieder selbst übertroffen.

Die kurzen Kapitel sind gespickt mit eigenen Erlebnissen und Beispielen und daher sehr kurzweilig zu lesen. Ich musste ganz oft schmunzeln und bei einem Kapitel über ein Krippenspiel der Kinder habe ich wirklich Tränen gelacht. Das war ganz großes Kino!

Neben der kurzweiligen Unterhaltung der einzelnen Geschichten hat mir besonders gut gefallen, dass man sich selbst in verschiedenen Punkten wiedererkennt und an eigene Erfahrungen denken muss (siehe „Ich dachte, wir schenken uns nichts…“). So kann man sich selbst mit diesem Buch auch so richtig schön auf Weihnachten einstellen.
Man bekommt Anregungen für gemeinsame Aktivitäten in der Adventszeit oder wie man den Stress an den Feiertagen etwas reduzieren kann und daneben sogar noch ein paar Plätzchenrezepte.


Fazit:
Es ist ein absoluter Genuss dieses weihnachtliche Buch zu lesen. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und bin sehr angetan von der Auswahl der Themen und der kurzweiligen Darstellung!

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Veröffentlicht am 30.09.2020

Spannende und tief berührende Einblicke in das Leben von Erika Mann – einer beeindruckenden Persönlichkeit

Die Tochter des Zauberers - Erika Mann und ihre Flucht ins Leben
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New York, 1936: Erika Mann ist (mit ihrem Bruder Klaus und anderen Exilanten) in den USA angekommen und möchte dort mit ihrem politischen Kabarett die Amerikaner auf das Unrechtsregime in Nazideutschland ...

New York, 1936: Erika Mann ist (mit ihrem Bruder Klaus und anderen Exilanten) in den USA angekommen und möchte dort mit ihrem politischen Kabarett die Amerikaner auf das Unrechtsregime in Nazideutschland aufmerksam machen und richtig aufrütteln. Doch der Start ist schwerer als gedacht.
Neben den beruflichen Herausforderungen ist es für sie auch in Liebesdingen nicht leicht, denn sie ist hin- und hergerissen. Besonders der Arzt und Schriftsteller Martin Gumpert verwirrt Erika über die Maßen.


Meine Meinung:
Ich wusste vorher ein bisschen über Erika Mann, weil ich Thomas Mann – ihren Vater, den „Zauberer“ – sehr verehre und schon einiges über die Familie Mann gesehen oder gelesen hatte. Dieser Roman hat noch so viele weitere Facetten zu meinem Bild von Erika Mann hinzugefügt, dass ich nun wirklich beeindruckt von ihrer großen Persönlichkeit bin. Darüber hinaus ist der Roman aber auch sehr persönlich geschrieben und hat mich sehr berührt.

Die Handlung umfasst nur einen relativ kurzen Zeitraum für wenige Monate in 1936 und 1937, aber der Zeitraum ist so geschickt ausgewählt und die Schilderung ist so reichhaltig, dass ich trotzdem einen guten Überblick über Erika Manns Persönlichkeit, ihre Zerrissenheit, ihre Stärke und auch ihre wichtige Arbeit bekommen habe.
Besonders berührend fand ich ihre Konflikte hinsichtlich der Unvereinbarkeit von Karriere und Familie. Gerade auch ihr Beziehungs- und Gefühlsleben war recht turbulent und spannend. Darüber hinaus hat man auch ihre sehr enge Beziehung zu ihrem Bruder Klaus in diesem Roman nochmal sehr intensiv nachfühlen können.

Neben Erikas eigener Person erlebt man als Leser(in) auch sehr gut mit, wie es den deutschen Künstlern und Intellektuellen im Exil in den USA geht. Diese kleine eigene Welt fand ich sehr spannend und auch die Perspektive der Exilanten sehr aufschlussreich, gerade in Bezug auf vielfältige Herausforderungen (nicht nur mit der fremden Sprache).
Dass das politische Kabarett nicht so funktioniert wie gedacht, war auch eine interessante Erkenntnis.

Der Roman ist dabei in allem so atmosphärisch und intensiv erzählt, dass ich mich sehr gut in Erika und nach New York versetzen konnte. Durch die eindringliche Erzählweise habe ich nicht nur viel gelernt, sondern auch mitgefiebert und mitgelitten.

Durch Personen, Orte, Werke, Ereignisse… zeigt der Roman, dass der historische Stoff fundiert recherchiert wurde. Er ist stimmig erzählt, bringt viele Details, ohne jedoch zu dick aufzutragen. Ich habe unglaublich viel gelernt, mich aber auch sehr gut unterhalten gefühlt.
Ich habe nun richtig viel Lust bekommen, mich mit den Werken von Erika Mann, ihren Vorträgen und Veröffentlichungen, näher zu beschäftigen.


Fazit:
Ein sehr tiefgründiger und wunderbar erzählter Roman über eine beeindruckende Persönlichkeit. Ich bin begeistert, wie viel Stoff in einem so kurzen Zeitraum innerhalb eines Lebens steckt!

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Veröffentlicht am 25.09.2020

Spannendes Thema, hätte man vielleicht noch mehr draus machen können

Die Unschärfe der Welt
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Das Buch erzählt die Geschichte(n) von vier Generationen einer Familie aus dem Banat, einer Region in Rumänien, in der deutschsprachige Bewohner leben. Es beginnt mit Hannes, Pfarrer im Ort, und Florentine, ...

Das Buch erzählt die Geschichte(n) von vier Generationen einer Familie aus dem Banat, einer Region in Rumänien, in der deutschsprachige Bewohner leben. Es beginnt mit Hannes, Pfarrer im Ort, und Florentine, seiner Frau. Im Sommer bekommen sie Besuch von zwei Männern aus der DDR.
Zu dem Zeitpunkt ahnen sie noch nicht, welche Folgen diese Verbindung noch haben wird.


Meine Meinung:
Von Anfang an hat mich an diesem Roman vor allem die bildliche Erzählweise fasziniert. Die Autorin beschreibt Gerüche, Geräusche und Bilder so eindringlich, dass man das Buch mit allen Sinnen liest. Man riecht den Kuhdung, hört die Kirchenglocken läuten oder die Grillen zirpen und sieht Farben, Landschaften oder auch weniger appetitliche Dinge.

Die Geschichte der Familie im Banat fand ich auch sehr interessant angelegt. Man erfährt in der Erzählung immer mehr über die Vertreter der einzelnen Generationen und erschließt sich mit jedem Kapitel weitere Zusammenhänge.
Es kommen auch ganz spannende Episoden vor, in denen ich als Westdeutsche sehr interessante neue Sichtweisen kennengelernt habe.

Zum Ende des Buches hin konnte es aber nicht mehr ganz mit meinen hohen Erwartungen mithalten. Es hat mich etwas ratlos zurückgelassen, ich wusste nicht so recht, was es mir sagen will.


Fazit:
Meines Erachtens hätte man aus diesem vielversprechenden Stoff und der tollen eindringlichen Erzählweise noch mehr machen können. So waren es nette Ansätze, aber ich hätte mir noch mehr klare Botschaften oder einen roten Faden gewünscht.

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