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Veröffentlicht am 23.11.2025

Wirr und langatmig

Grand Hotel Avalon
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1942, der Zweite Weltkrieg tobt und in West Virginia, in den Appalachen, werden ranghohe Kriegsgefangene in das Grand Hotel Avalon einquartiert.

Die Hoteldirektorin, June Porter Hudson, muss sich auf ...

1942, der Zweite Weltkrieg tobt und in West Virginia, in den Appalachen, werden ranghohe Kriegsgefangene in das Grand Hotel Avalon einquartiert.

Die Hoteldirektorin, June Porter Hudson, muss sich auf die neue Situation einstellen. Sie liebt ihren Beruf, das Hotel ist ihre Heimat und mit den umliegenden Heilquellen für sie ein magischer Ort.

Als das FBI das Hotel auch noch in Beschlag nimmt, muss sie versuchen, die Führung des Hotels in der Hand zu behalten. Der Krieg wütet und June versucht das Avalon durch diese schwere Zeit zu lotsen.


Die Geschichte, die sich mehrheitlich im Hotel Avalon abspielt, hat einen markanten geschichtlichen Hintergrund. Der Zweite Weltkrieg tobt, der Angriff Pearl Harbor und die deutsche Führung spielen eine Rolle. Der zentrale Mittelpunkt der Geschichte jedoch ist das Leben in dem Grand Hotel Avalon, das ebenfalls Auswirkungen des Krieges erlebt. Von null auf sofort müssen die Gäste, die noch im Hotel sind, abreisen und ranghohe Kriegsgefangene werden beherbergt. Mit dabei ebenfalls Mitglieder des FBI.

Viele Figuren, die meisten davon Nebenfiguren, werden im Hotel beherbergt oder arbeiten dort. Es war ein Kommen und Gehen, dass mir oft der Kopf geschwirrt hat.

Leider ist es der Autorin nicht gelungen, eine durchwegs logisch aufgebaute Handlung durchzuziehen. Immer wieder werden Nebenfiguren für ein paar Seiten in den Mittelpunkt gerückt, tauchen dann aber in der Versenkung unter. Andere treten ins Rampenlicht und hundert Seiten später taucht wieder die erste Nebenfigur auf. Erschwerend dazu kommt, dass immer wieder Gedanken einiger Figuren mit Erlebnissen aus der Vergangenheit dekoriert werden. Dadurch stagniert die Handlung in der Gegenwart öfters und die Autorin kommt nicht auf den Punkt.

Etliche Ausführungen zu Vergangenem fand ich einfach nur langweilig erzählt. Irgendwann wurde noch eine Liebesgeschichte eingeschoben und die wurde fast emotionslos erzählt. Hier hätte die Autorin mit den Gefühlen spielen und diese Liebe authentisch ausführen dürfen.

Die grosse Sache, dieses "Süsswasser", das eine Spezialität des Hauses sein soll, wird bedauerlicherweise mager aufgelöst. Dies, obwohl es immer mal wieder erwähnt wird und doch einen grossen Stellenwert hat. Das hat mich dann schon ordentlich geärgert, dass da gegen Schluss nicht tiefer erklärt / erläutert/ aufgelöst wird.

Der Plot basiert auf einem tatsächlich so geschehenen Rahmen im Zweiten Weltkrieg, in dem nach Pearl Harbor Luxushotels genau zu diesem Zweck missbraucht wurden: die Beherbergung ranghoher Gefangenen. Was als solider Plot dienen würde, wird durch den chaotischen Aufbau der Geschichte völlig wirr und langatmig.

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Veröffentlicht am 19.11.2025

Zum Miträtseln

Not Quite Dead Yet
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Das Halloween Fest im Central Park in Woodstock ist wie jedes Jahr ein bedeutendes Ereignis. Auch Jet Mason, die nach der Trennung von ihrem Freund J.J. wieder bei ihren Eltern lebt, nimmt daran teil. ...

Das Halloween Fest im Central Park in Woodstock ist wie jedes Jahr ein bedeutendes Ereignis. Auch Jet Mason, die nach der Trennung von ihrem Freund J.J. wieder bei ihren Eltern lebt, nimmt daran teil. Sie versteht sich zwar nicht gerade gut mit ihnen. Denn ihre Eltern geben ihr zu spüren, dass sie zu wenig ehrgeizig ist. "Ich mache das später" ist Jets Motto und ihren Eltern, die in Woodstock sehr einflussreich sind, geht das gegen den Strich.

Als die 27-Jährige nach dem Fest in der Villa ihrer Eltern überfallen wird, ändert sich alles. Plötzlich hat Jet keine Zeit mehr für "später". Denn die Kopfverletzung, die sie bei dem Ueberfall erleidet, verursacht ein Aneurysma. Eine Verletzung, an der Jet spätestens in sieben Tagen sterben wird. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, die Person zu finden, die sie überfallen hat und damit für ihren Tod verantwortlich sein wird.


Holly Jackson ist bekannt für ihre Jugendbücher. Mit diesem Buch hat sie für einmal einen Thriller für Erwachsene geschrieben. Leider hat die Autorin den Sprung in diese Liga nicht ganz geschafft. Denn Schreibstil, Charakterisierung und Stil der Geschichte ist eher für Jugendliche als für erwachsene Leser.

Die Protagonistin Jet ist 27 Jahre alt, verhält sich jedoch mehrheitlich wie ein pubertierender Teenager. Dies vor allem gegenüber ihren Eltern, gegenüber ihrem älteren Bruder und ihrem Umfeld. Die angedeutete Verliebtheit zwischen Jet und einer anderen Figur ist ebenfalls Jugendbuch-mässig.

Weiter darf man sich nicht zu viel erhoffen betreffend Logik. So schlägt Jet mit einem Hammer und mit lebensbedrohlicher Kopfverletzung munter Löcher in ein Betonfundament. Ihre ganze Kopfverletzung war komplett unrealistisch dargestellt und die medizinische Seite an den Haaren herbeigezogen.

Ich honoriere allerdings die Idee dahinter. Ich habe das so noch nie gelesen, dass eine Figur den eigenen Mord aufklärt. Auch der Rätselfaktor war hoch, denn die Autorin hat viele falsche Spuren gelegt. Die Frage, wer Jet und vor allem aus welchem Grund niedergeschlagen hat, war schon spannend.

Die Figuren wurden zu Beginn gleich in grosser Zahl und auf wenigen Seiten eingeführt. Da gab es bei mir die eine oder andere Unsicherheit, um den Ueberblick zu behalten. Zudem scheint die Autorin eine Vorliebe für Vornamen mit "J" zu haben. Jet, J.J. und Jack, gleich drei wichtige Figuren mit demselben Anfangsbuchstaben.

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Veröffentlicht am 17.11.2025

Die erste Hälfte sehr spannend

The Business Trip
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Nichts wie weg!
Jasmine Littleton steckt in einer toxischen Beziehung und verlässt in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ihren gewalttätigen Freund Glenn. Sie bucht einen Flug von Wisconsin nach Denver. Im ...

Nichts wie weg!
Jasmine Littleton steckt in einer toxischen Beziehung und verlässt in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ihren gewalttätigen Freund Glenn. Sie bucht einen Flug von Wisconsin nach Denver. Im Flugzeug lernt sie Stephanie Monroe, die auf einer Dienstreise ist, kennen. Stephanie, die bei einem Nachrichtensender arbeitet, fliegt über Denver um an einer Konferenz in San Diego teilzunehmen.

Doch schon bald verliert sich die Spur der beiden Frauen. Kurz vor ihrem Verschwinden haben sie ihren Freunden und Arbeitskollegen von einem Mann vorgeschwärmt. Trent McCarthy gerät schnell in den Verdacht etwas mit dem Verschwinden von Steph und Jasmine zu tun zu haben.


Die Autorin wechselt regelmässig die Perspektiven und so wird die Handlung aus der Sicht vieler Figuren beschrieben. Einerseits erzählen die Protagonistinnen Jasmine und Stephanie, aber auch Jasmines beste Freundin Anna, Jasmines gewalttätiger Freund Glenn, Stephanies Arbeitskollege Bruce, ihr Nachbar Robert und weitere Personen aus dem Umfeld der beiden Frauen. Was verwirrend tönt, konnte ich problemlos einordnen. Ich fand die verschiedenen Sichtweisen fesselnd. Sukzessive erhöht sich, durch die verschiedenen Sichtweisen auf das Geschehen, die Spannung.

Erst flüchtet Jasmine vor Glenn. Dann lernt man Stephanie kennen und nach und nach wird dem Umfeld klar, dass etwas mit den beiden Frauen nicht stimmt. Hier habe ich gerätselt und mich gefragt, was mit Jasmine und Stephanie geschehen ist. Was ist das für ein geheimnisvoller Mann, den sie kennengelernt haben? Die Auflösung in diesem Punkt hat mich regelrecht umgehauen, denn diese habe ich zu keiner Zeit in Betracht gezogen. Für die erste Hälfte und bis zu dieser Auflösung gibt es von mir volle Punktzahl.

Leider geht die Geschichte dann noch weiter und wird zunehmend konstruierter und einige Wiederholungen machen die Handlung langatmig. Es ist einfach langfädig wenn Gespräche noch einmal in genau demselben Wortlaut abgespult werden, wie viele Seiten zuvor. Einmal erzählt in Ich Perspektive einer Figur und dann noch von einer zweiten.

Auch die Gedanken einer Schlüsselfigur auf der Flucht kreisen endlos und lassen die Handlung stocken.

Zum Schluss kommt noch ein Knaller, der mich mit dem konstruierten und langgezogenen Mittelteil etwas versöhnt hat.

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Veröffentlicht am 14.11.2025

Schluss mit Plot-Twist

Blinder Instinkt
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Ein achtjähriges Mädchen wird aus dem heimischen Garten entführt. Es sitzt auf der Schaukel, als der Täter zuschlägt. Sein Bruder, der hätte aufpassen sollen, macht sich grosse Vorwürfe. Denn seine kleine ...

Ein achtjähriges Mädchen wird aus dem heimischen Garten entführt. Es sitzt auf der Schaukel, als der Täter zuschlägt. Sein Bruder, der hätte aufpassen sollen, macht sich grosse Vorwürfe. Denn seine kleine Schwester ist blind und dementsprechend hilflos.

Zehn Jahre später verschwindet ein Mädchen aus seinem Zimmer in einem Wohnheim. Auch dieses Kind ist blind und Kommissarin Franziska Gottlob von der Kripo Frankfurt zieht Parallelen. Hilfe bekommt sie dabei vom Bruder des vor zehn Jahren verschwundenen Kindes.




Ich habe schon viele Thriller von Andreas Winkelmann gelesen. "Blinder Instinkt" ist für mich guter Durchschnitt, wenn ich mir seine Werke, die ich von ihm kenne, so ansehe.

Der Start in die Geschichte ist so gestaltet, dass dieser mit vielen verschiedenen Erzählsträngen startet. Man bekommt Einblick in das Leben der Opfer direkt vor der Tat, der Täter bekommt seine Kapitel, die später ermittelnde Kommissarin und ein Boxer, dessen Rolle im Ganzen vorerst noch offensteht.

Nach und nach führt Andreas Winkelmann diese Stränge zusammen und lässt seine Leser tief in die Psyche des Täters blicken. Leider ist der Täter schon sehr früh bekannt. Das hat dann doch etwas den Kitzel, den ich mag in solchen Büchern mit Tätersuche, geschmälert. Den Namen des Täters verrät der Autor dem Leser eher nebenbei. Was aber auch keine Rolle spielt, da dieser so viel Präsenz bekommt, dass man weiss wie er tickt und was er so vorhat. Als Warnung: Die Opfer sind kleine Mädchen, der Täter also pädophil veranlagt. Eine grosse Rolle spielen auch Spinnen, dies als Triggerwarnungen.

Ich weiss, dass Andreas Winkelmann ab und zu in seinen Büchern mit der Handlung auf der Stelle tritt. In diesem Buch auch wieder. Die Ermittlung hätte zum Beispiel mehr Raum einnehmen und ausgereifter sein dürfen. Dafür hätte man dem Täter bei seinen abstossenden Experimenten an seinem Arbeitsort einige Seiten wegnehmen können. Zum Schluss wartet Andreas Winkelmann noch mit einem überraschenden Plot-Twist auf, der mich begeistert hat.

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Veröffentlicht am 11.11.2025

Familiäre Beziehungen!

Love, Mom
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Elisabeth Caspar, die unter dem Pseudonym E.V. Renge Thriller schreibt, ist weltberühmt. Ihre Bücher sind Kult und so ist die Trauer gross, als sie bei ihrem morgendlichen Spaziergang im Wald hinter ihrem ...

Elisabeth Caspar, die unter dem Pseudonym E.V. Renge Thriller schreibt, ist weltberühmt. Ihre Bücher sind Kult und so ist die Trauer gross, als sie bei ihrem morgendlichen Spaziergang im Wald hinter ihrem Haus stirbt. Was als Unfall angesehen wird, lässt ihre Tochter, Mackenzie Caspar, aufhorchen.

Denn seit dem Tod ihrer Mutter bekommt sie Briefe, die sich als Tagebuchseiten entpuppen. Seiten, die ihre Mutter selbst geschrieben hat.

Mit ihrem besten Freund macht sie sich auf die Suche nach Elisabeths Vergangenheit und entdeckt, dass in ihrer Familie nicht immer die Wahrheit gesagt wird und wurde.


Die Autorin liefert mit ihrem Buch "Love, Mom" ein Thrillerdebüt, das eine Familiengeschichte mit kriminellen Elementen mischt.

Die 21-jährige Studentin Mackenzie war zeitlebens mit einer berühmten Mutter konfrontiert. Einer Mutter, mit der sie sich nicht immer gut verstanden hat. Auch nach dem Tod zieht diese weiter ihre Bahnen in Mackenzies Leben. Mackenzie, die sich als Gothic anzieht und schminkt, konnte ihrer Mutter nie etwas recht machen und nach deren Tod entdeckt sie auch die Gründe für diese Abneigung.

Ein paar Wendungen, die Ilania Xander hier eingebaut hat, haben mich überrascht. Andere habe ich kommen sehen. Der Plot ist gut und fesselnd. Das tröstet über ein paar holperige Stellen und Ungereimtheiten hinweg. So habe ich mich zum Beispiel gewundert, dass eine Schlüsselfigur einer anderen so hörig ist und Jahrzehnte den Mund hält.

Die Handlung ist so gegliedert, dass einerseits Mackenzie in Ich Perspektive erzählt, was sie in der Gegenwart, also ab dem Tod ihrer Mutter, erlebt. Unterbrochen wird sie immer wieder von Tagebucheinträgen, die jemand ihr zuspielt. In diesen Einträgen erfährt man, was Mackenzies Mutter in der Vergangenheit erlebt hat. Was wohl eigentlich als zusätzlicher Spannungskick gedacht war, bewirkt das Gegenteil. Denn ziemlich schnell war durch die beschriebene Vergangenheit klar, wohin die Reise geht und dadurch verpuffte einiges an Spannung. Diese Tagebucheinträge hätten dezenter, zurückhaltender und vor allem geheimnisvoller gestaltet werden müssen.

Die Autorin hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und ihre Figuren haben mich überzeugt. Die Geschichte kommt ohne Blutvergiessen und roh beschriebenen Gewaltszenen aus, sondern setzt ganz auf familiäre Beziehungen und kriminelle Energie.

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