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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2019

Die Täterfaszination der MörderMitzi

Die Alpen sehen und sterben
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"Die Alpen sehen und sterben" ist ein österreichischer Regionalkrimi von Isabella Archan. Dabei lernt der Leser die "MörderMitzi" kennen, bisher eine Theaterfigur der Autorin bei ihren Lesungen und die ...

"Die Alpen sehen und sterben" ist ein österreichischer Regionalkrimi von Isabella Archan. Dabei lernt der Leser die "MörderMitzi" kennen, bisher eine Theaterfigur der Autorin bei ihren Lesungen und die jetzt ihr Romandebüt gibt. Mitzi hat diesen Spitznamen seit ihrer Kindheit, als bei einem schrecklichen Gasunfall im Haushalt ihre gesamte Familie ausgelöscht wird und sie als einzige Überlebende übrig bleibt. Und genau sie beobachtet während ihres Kurzurlaub in Kufstein den Mord an einem Mann. Erst schockiert, entwickelt sie aber nach und nach eine unheimliche Zweierbeziehung zu dem Täter, dem sie in der Folge der Tat weiter begegnet. Die Unterscheidung zwischen Gut und Böse verschwimmt immer mehr, zwischen Ablehnung und Faszination der Taten des Auftragsmörder. Zusätzlich lässt die Autorin auch wieder Heinz Baldur (bekannt aus "Schere 9") wieder in die Ermittlungen eingreifen. Er ist wegen seiner dissoziativen Identitätsstörung derzeit als Kommissar außer Dienst gestellt. Mit der festen Überzeugung einem Serientäter auf der Spur zu sein, ermittelt er aber trotzdem. All diese Verflechtungen machen dieses Buch zu einem etwas anderen Krimi. Teilweise skuril humorig das Verhalten der Mitzi, teilweise aber wieder völlig unverständlich und nicht nachvollziehbar. Der Leser erlebt immer wieder ein Wechselbad der Gefühle, das letztendlich in einem Finale à la "High Noon" endet. Ein nicht ganz klassischer Kriminalfall, aber trotzdem gut und lesenswert.

Veröffentlicht am 24.03.2019

Was sucht der Tote im Schweinebraten?

Sau am Brett
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"Sau am Brett" ist der zweite Fall aus der Fellinger-Reihe von Oliver Kern. Berthold Fellinger, seines Zeichens Lebensmittelkontrolleur im Bayerischen Wald, genießt gerade sein Bier im Landgasthof als ...

"Sau am Brett" ist der zweite Fall aus der Fellinger-Reihe von Oliver Kern. Berthold Fellinger, seines Zeichens Lebensmittelkontrolleur im Bayerischen Wald, genießt gerade sein Bier im Landgasthof als er Zeuge wird, wie ein Tourist ganz plötzlich sein Leben beim Genuss des bayerischen Schweinsbratens aushaucht. Schnell wird klar, dass dies kein natürlicher Tod war. Als Fellinger auch noch in Bestechungsverdacht gerät, denn er hätte angeblich gegen Geld bei der Hygienekontrolle im Landgasthof nicht so genau hingesehen, hält ihn nichts mehr von eigenen Ermittlungen ab. Schnell wird er immer tiefer in das Geschehen verstrickt. Auch dieser zweite Fall des verkappten Polizisten lebt von der Situationskomik und dem Charme des Protagonisten. Man kann sich bildlich richtig den teils tollpatschigen, dann aber wieder impulsiven niederbayerischen Grantler bestens vorstellen, der es immer wieder schafft in brenzlige Situationen zu kommen. Für den Leser hat dies dann immer etliche Lacher zur Folge. Mit Wortwitz lässt Oliver Kern seine Personen handeln, als Leser hatte ich aber dann doch bald einen Verdacht wer und was hinter den Taten steckt. "Sau am Brett" ist aber trotz allem ein kurzweiliges und unterhaltsames Lesevergnügen. Ein Kriminalfall im Stile eines "Eberhofer", lustig und erfrischend.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Der unheimliche Gesang im Schwarzwald

Das Lied der Wächter - Der Gesang
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"Der Gesang" ist der zweite Band der Das-Lied-der-Wächter-Trilogie von Thomas Erle. Auch wie schon im ersten Band ist dieses Buch ebenfalls in drei Kapitel unterteilt, die nahtlos an die Geschehnisse aus ...

"Der Gesang" ist der zweite Band der Das-Lied-der-Wächter-Trilogie von Thomas Erle. Auch wie schon im ersten Band ist dieses Buch ebenfalls in drei Kapitel unterteilt, die nahtlos an die Geschehnisse aus Band Eins anschließen. Der 16-jährige Felix ist weiterhin auf der Suche nach seinen Eltern. Anfangs beginnt dies für den Leser ein wenig schleppend, denn man begleitet den Protagonisten eher nur auf seinem Weg durch den Schwarzwald. Aber mit zunehmender Seitenzahl geschehen wieder diverse Ereignisse und auch neue Personen treten in Erscheinung. So erlebt man mit Felix weitere Abenteuer, die dann wieder Spannung in die Geschichte bringen. Was es mit der Spinne und dem unheimlichen Gesang auf sich hat, bleibt aber weiterhin verborgen. Interessant ist auch diesmal, das Felix weiterhin den jeweiligen Charakteren anscheinend nur auf eine gewisse Zeit begegnet. Immer wieder muss er sich trennen um sein Ziel weiter zu verfolgen. Und letztendlich führt es ihn an den gesuchten Ort. Völlig offen bleibt aber wie es für ihn weitergeht und wie alles miteinander verwebt ist. Der Leser muss auf die Auflösung im abschließenden Band der Trilogie warten. Wichtig ist, das man unbedingt mit dem ersten Band zu lesen beginnen muss. Ein Quereinstieg in diesen Band wäre nicht sinnvoll, den die Geschichte baut logisch aufeinander auf. Gut gefällt auch, dass der noch unbedarfte Felix aus dem ersten Band hier eine Entwicklung durchlebt. Er weiß die Gefahren besser einzuschätzen, um sein Vorankommen zu sichern. In Summe hinterlässt bei mir dieser zweite Band noch etliche offene Fragen. Aber dies ist gut, denn damit bleibt die Vorfreude auf den Abschluss der Trilogie erhalten. Man darf also gespannt sein auf September 2019, wenn "Das Gesetz" das Lied der Wächter auflöst.

Veröffentlicht am 13.03.2019

Das Auge sieht dich ...

Kalter Strand
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"Kalter Strand" ist der erste Band einer skandinavische Krimi-Reihe rund um den deutsch-schwedischen Kommissar Tom Skagen und das Ermittlerteam bei der Sondereinheit Skanpol von Anne Nørdby (einem Pseudonym ...

"Kalter Strand" ist der erste Band einer skandinavische Krimi-Reihe rund um den deutsch-schwedischen Kommissar Tom Skagen und das Ermittlerteam bei der Sondereinheit Skanpol von Anne Nørdby (einem Pseudonym der Autorin Anette Strohmeyer). Dieser wird aus Hamburg gemeinsam mit seiner Chefin Jette Veestergaard zur Unterstützung nach Dänemark angefordert. Am Strand wurde eine Frauenleiche aufgefunden und die Hinweise deuten auf ein deutsches Opfer hin. Vor Ort ergeben sich dann immer mehr mysteriöse Details die Fragen aufwerfen. Was geht in der Ferienhaussiedlung am Ringkøbing Fjord vor, man trifft auf eine Mauer des Schweigens. Anne Nørdby lässt dabei mehrere Handlungsstränge parallel laufen, die aber sehr gut und plausibel ineinander verzahnen. Das Thema "Stalking" und "Fremdsteuerung" wird dabei hervorragend spannend aufgegriffen. Mehr und mehr zieht einen die Autorin als Leser in die Geschichte und lässt einen damit auch nicht mehr los. Tom Skagen, selbst noch traumatisiert aus Ereignissen vor seiner Polizeikarriere, war für mich auf Anhieb als Ermittler dabei sympathisch. Trotz Widerstände geht er seinen Weg, klar fokussiert letztendlich auf den Ermittlungserfolg. Der Spannungsbogen des Thriller nimmt dabei stetig zu. Obwohl ich früh ein korrektes Bauchgefühl bzgl. des Täters hatte, bleibt dies aber bis zuletzt geschickt verborgen. Immer wieder führt die Autorin die Protagonisten an ihre Grenzen und als Leser ist man gespannt, ob diese überschritten werden. Wie weit werden sie gehen? Ein Experiment des Stalker, das fesselt. Mit dem Thriller "Kalter Strand" überzeugte mich Anne Nørdby restlos und ich hoffe von diesem neuen Ermittlerteam der Sondereinheit Skanpol in Zukunft mehr lesen zu dürfen. Ein sehr guter Einstieg in diese neue Reihe.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Vom Rebell zum Terroristen ...

Die Akte Baader
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"Die Akte Baader" ist ein biografischer Roman von Stefan Schweizer über den Terroristen Andreas Baader. Dieser war einer der führenden Mitglieder und Mitbegründer der ersten Generation der linksextremen ...

"Die Akte Baader" ist ein biografischer Roman von Stefan Schweizer über den Terroristen Andreas Baader. Dieser war einer der führenden Mitglieder und Mitbegründer der ersten Generation der linksextremen Terrororganisation "Rote Armee Fraktion" (kurz RAF). Dieses Buch interessierte mich besonders, denn die Verbrechen und die zugehörigen Nachrichten erlebte ich selbst als kleiner Junge in den siebziger Jahren. Noch heute als Erwachsener sind mir diese Bilder aus den Nachrichten und Berichterstattungen präsent im Kopf. Stefan Schweizer konzentriert sich in diesem Roman auf die Person Baader, aber natürlich kommen darin auch die Taten der RAF vor, sowie seine Gesinnungsgenossen - allen voran Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof. Einigen dürfte daher auch noch der Begriff "Baader Meinhof Bande" in Erinnerung sein. Aber wer steckte hinter diesem Mann und wie wurde er zum Terroristen? Beginnend in der Kindheit wuchs Baader ohne Vater, der im Krieg verschollen war, in Bayern auf. Schon früh zeigte er seine Auflehnung gegen Autoritäten und ein ausgeprägtes Ego. Diese Wesenszüge, sowie sein späteres Ringen um die alleinige Chefrolle innerhalb der RAF stellt dabei Stefan Schweizer sehr gut heraus. Auch diese Welt aus Rebellion und Drogenkonsum, die sich dann in schrecklicher Gewalt entlädt ist für den Leser greifbar. Viele damalige schrecklichen Ereignisse wurden mir beim Lesen wieder total in Erinnerung gerufen, noch heute habe ich dabei diese Bilder im Kopf. Ein Helmut Schmidt, der mit aller Härte den Rechtsstaat vertreten musste und andererseits Opfer wie Buback, Ponto und Schleyer. Dieser sogenannte "Deutsche Herbst" war beim Lesen dieses Roman für mich wieder total in greifbare Nähe gerückt. Das dieses Buch als biografischer Roman ausgelegt ist und nicht als reines Sachbuch hat mir gut gefallen. Andreas Baaders Leben gepackt in einen Kriminalroman, der die Fakten erzählt aber auch mit Fiktion arbeitet. Für mich ein sehr lesenswertes Buch und eine Erinnerung an die schlimmen Verbrechen in einer Zeit meiner Kindheit.