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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.04.2022

✎ Pierre Boileau & Thomas Narcejac - Vertigo

Vertigo
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Als ich das Büchlein auf meinem Stapel der nicht rezensierten Bücher sah, meinte ich mich noch daran erinnern zu können, dass ich es beim ersten Lesen (sehr) gut fand.
Als ich jedoch anfing zu lesen und ...

Als ich das Büchlein auf meinem Stapel der nicht rezensierten Bücher sah, meinte ich mich noch daran erinnern zu können, dass ich es beim ersten Lesen (sehr) gut fand.
Als ich jedoch anfing zu lesen und die Handlung immer weiter voran schritt, war ich einmal dazu geneigt, die Lektüre abzubrechen.

Der Grundgedanke der Schreibenden ist interessant. Auch der Aufbau der Geschichte ist gut gewählt. Doch irgendwie fehlt ein bisschen der Pep. Erst fast zum Schluss, nämlich als es zur Auflösung des Ganzen kommt, gibt es eine Wendung, mit der ich so nicht gerechnet habe - und die ich ziemlich raffiniert fand.

Ich kenne Hitchcocks Verfilmung des vorliegenden Buches nicht, doch es soll ein Knaller sein - viel besser als die Version der Autoren Boileau & Narcejac. Ich denke, er hat hier und dort ein bisschen an der Einstellung geschraubt und das ein oder andere dazu gedichtet bzw. weggelassen und schon kann da etwas ganz Großes draus werden.

"Vertigo - Aus dem Reich der Toten" bekommt von mir daher nur eine bedingte Leseempfehlung. Wer den Film kennt, kann das Werk wahrscheinlich getrost zur Seite legen. Wer jedoch erst liest und dann schaut, wird mit der Drehung, die die Geschichte im Psychothriller erhält, ein paar angenehme Lesestunden verbringen.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 04.04.2022

✎ Antonia Michaelis - Weil wir träumten

Weil wir träumten
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Obwohl Antonia Michaelis schon sehr viele Bücher geschrieben hat, ist dies das erste von ihr, welches ich gelesen habe. Es wird jedoch nicht das letzte gewesen sein, denn ich mag ihren Schreibstil und ...

Obwohl Antonia Michaelis schon sehr viele Bücher geschrieben hat, ist dies das erste von ihr, welches ich gelesen habe. Es wird jedoch nicht das letzte gewesen sein, denn ich mag ihren Schreibstil und ihre Art, auf Missstände in der Welt aufmerksam zu machen.

Mir war die Geschichte um Emma und Fy ehrlich gesagt manchmal etwas "too much".

Von Emma war ich des Öfteren einfach nur angenervt. Mir kam in Bezug auf sie immer wieder der Gedanke, dass sie ein "White Savior" ist. Da kommt eine Weiße daher und meint, den Madegassen helfen zu müssen / können. Ihre Aktionen sind dumm, naiv und sogar lebensgefährlich! Für mich ist sie daher leider keine positive Persönlichkeit, auch wenn ihr Schicksal natürlich nahe geht.

Fy als Charakter hingegen hat mich absolut überzeugt. Ihre Welt wird authentisch dargestellt und ich hatte großes Mitleid mit ihr. Was sie und ihre Familie erleben müssen, geht unter die Haut. Ich glaube, ich könnte nun nie nach Madagaskar reisen, ohne ihr Schicksal im Hinterkopf zu haben.

Die Autorin schafft es, durch mehrere Wendungen den Spannungsbogen bis zum Schluss oben zu halten. Auch wenn ich mir einige Ereignisse bereits vorher zusammenreimen konnte, gibt es doch auch Punkte, mit denen ich so nicht gerechnet hätte.

Gerade der Schluss ist sehr emotional. Obwohl ich das Ende habe kommen sehen, hat es mich doch getroffen. Da laufen einfach noch mal ein paar Fäden zusammen und bilden eine Einheit.

Von mir bekommt "Weil wir träumten" eine Leseempfehlung. Zwar vergibt der Verlag eine Altersempfehlung ab 14, doch ich neige eher dazu, diese auf 16 hoch zu setzen - oder in engen Kontakt mit den Lesenden zu sein, da es schon ein paar heftige Szenen gibt, die nicht so leicht verdaulich sind.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 01.04.2022

✎ Stefanie Steenken - Der kleine Tigerhase 1 Der kleine Tigerhase

Der kleine Tigerhase
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In der Mutmachgeschichte vom kleinen Tigerhasen geht es vor allem um Selbstakzeptanz.

Wir begleiten einen kleinen Hasen mit Streifen, der gerne sein möchte wie die anderen. Er wird von seiner Familie ...

In der Mutmachgeschichte vom kleinen Tigerhasen geht es vor allem um Selbstakzeptanz.

Wir begleiten einen kleinen Hasen mit Streifen, der gerne sein möchte wie die anderen. Er wird von seiner Familie dahingehend unterstützt, dass sie ihm sagen, dass er gut ist, wie er ist. Aber sie unterstützen ihn ebenso in seinem Wunsch vom Anderssein.

Woher das negative Gefühl kommt, erfährt man nicht. Denn auch seine Freunde akzeptieren seine Streifen und es wird nie zum Thema gemacht.

Dass die ganzen Versuche schief gehen, frustriert natürlich erstmal. Als die kleine Schwester ihm dann jedoch aufzeigt, dass es ganz viele Tiere gibt, die nicht so sind wie die anderen, erkennt auch er, dass seine Streifen ok sind.

So lernen bereits Kinder, sich selbst zu akzeptieren. Sie erfahren, dass es egal ist, wie jemand aussieht. Alle sind gut, so wie sie sind. Und genau dieses Gefühl sollten Eltern (und pädagogische Fachkräfte) bei den Kleinsten stärken.

Die Erzählung wird durch ausdrucksstarke Aquarellbilder begleitet.

Einzig die Schrift könnte ein wenig größer und kinderfreundlicher sein. (so wie auf der Rückseite zum Beispiel) Dann hätten mit Sicherheit auch Erstleser*innen ihren Spaß am Erlesen der pädagogisch wertvollen Geschichte.

Bei der Recherche habe ich gesehen, dass es bereits einen zweiten Teil über den kleinen Tigerhasen gibt. Darin ist ein Freund blind. Das ist für uns insofern interessant, weil wir persönlich mit diesem Thema keine Berührungspunkte haben. So lernen aber schon die Kleinsten, welche Facetten das Leben zu bieten hat.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 31.03.2022

✎ Dayan Kodua - Odo 2 Odo und der Beginn einer großen Reise

Odo und der Beginn einer großen Reise:
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Wir haben sehr wenige Berührungspunkte in unserem Alltag mit PoC. Dennoch begegnen wir hin und wieder Menschen, bei denen mein Kind fragt, warum deren Haut dunkler ist als unsere. Daher ist es mir umso ...

Wir haben sehr wenige Berührungspunkte in unserem Alltag mit PoC. Dennoch begegnen wir hin und wieder Menschen, bei denen mein Kind fragt, warum deren Haut dunkler ist als unsere. Daher ist es mir umso wichtiger, meiner Tochter durch Literatur zu vermitteln, dass es viel mehr unterschiedliche Menschen gibt, als die, die wir in unserem Umkreis täglich sehen.

Nun gibt es natürlich immer mehr Bücher mit PoC. Viele Verlage und Schreibende versuchen Vielfalt in ihren Geschichten und Bildern unterzubringen. Doch die wirklich wichtigen Werke sind die own-voice-Bücher. Das heißt, die Erzählungen werden von Menschen geschrieben, die sie auch tatsächlich selbst erlebt haben oder mit denen sie sich identifizieren können.

Dieses Genre bedient auch "Odo und der Beginn einer großen Reise". Dayan Kodua ist in Ghana geboren und in Deutschland aufgewachsen - also genau das, was Odo nun wahrscheinlich erleben wird. Die Autorin schreibt nicht aus einer Fantasie heraus, sondern schildert schonungslos Erfahrungen, die sie und ihre Familie gemacht haben.

Da ist zum Beispiel Odos Mama, die nicht mit ihr über die geplante Reise spricht. Odo erfährt dies zufällig von anderen und ist natürlich geschockt. Doch ich habe erfahren, dass das genau so in Ghana gehandhabt wird.

Doch die meiste Zeit begleiten wir ein 7-jähriges Kind, welches in verschiedenen alltäglichen Situationen zu sehen ist. Auch die Menschen drumherum werden vielfältig dargestellt. Ebenso wird der Alltag in Ghana gut herausgearbeitet. Kinder erfahren zum Beispiel, dass es nicht immer Wasser aus dem Hahn gibt. Man sieht, wie Tier und Mensch nebeneinander her leben. Es gibt sogar Erklärungen zur Namensgebung. Alles Informationen, die bereits die Kleinen gut verstehen und verarbeiten können und die Anregungen zum weiteren Diskutieren bieten.

Die Ankunft in Deutschland ist dann sehr knapp gehalten. Ich denke, das lässt darauf schließen, dass Odos Geschichte noch nicht zu Ende ist und es noch (mindestens) einen Folgeband geben wird.

Auf den letzten Seiten gibt es eine Zubereitungsempfehlung für Kochbananen, es wird die Initiative "aminu" vorgestellt und es wird erklärt, wie Kinder in Westafrika ihren Akan-Namen bekommen.

Einzig die Illustrationen gefallen mir nicht. Sie sehen aus, als wären sie alle einzeln gezeichnet und dann (schlecht) per Computer zusammengesetzt worden. Sie wirken hölzern auf mich. Mein Kind hingegen stört sich nicht so sehr daran.

Auch das Vorwort von Kirsten Boie scheint mir hier ein wenig fehl am Platz. Sie sagt, dass ihr kultureller Kolonialismus und White Saviourism (in ihren Büchern) vorgeworfen wird. Ich lass das mal so im Raum stehen. Man kann dazu wirklich viel im Internet finden und sich seine eigene Meinung dazu bilden.
Mir hätte ein Vorwort - wenn es denn unbedingt eins geben muss - von einer andern PoC mehr zugesagt. Sie hätte die Aufmerksamkeit wahrscheinlich nicht erstmal vom eigentlichen Thema weggelenkt.

Ansonsten kann ich den zweiten Band rund um Odo sehr empfehlen. Die Altersempfehlung vom Verlag (6 Jahre) ist ok. Ich denke jedoch, man kann dieses Thema bereits mit 3 oder 4 gut besprechen. Eine intensive Begleitung benötigt es in diesen jungen Jahren - egal ob mit 6 oder 4 - immer.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 28.03.2022

✎ Katja Brandis - Drachendetektiv Schuppe 1 Chaos im Zauberwald

Drachendetektiv Schuppe – Chaos im Zauberwald
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Schuppe, Jessamy und Grauwacke konnten uns überzeugen!

Als wir das Cover sahen, wussten wir: Das wollen wir uns näher anschauen. Durch die Schrift mit den Drachenzacken und dem Hintergrund im Drachenschuppendesign ...

Schuppe, Jessamy und Grauwacke konnten uns überzeugen!

Als wir das Cover sahen, wussten wir: Das wollen wir uns näher anschauen. Durch die Schrift mit den Drachenzacken und dem Hintergrund im Drachenschuppendesign ist es ein echter Hingucker. Die Schuppen fallen auch im Regal sofort auf.

Als ich anfing zu lesen - ich lese Kinderbücher meist erst alleine, um zu schauen, inwiefern sie geeignet sind -, gesellte sich sofort meine 4-Jährige zu mir, denn der türkise Kobold hintendrauf hatte sie neugierig gemacht.

Die Beschreibungen der Autorin sind sehr bildhaft. Doch die Erzählung lief nicht nur wie im Kino vorm inneren Auge ab - unterstützt durch Illustrationen von Fréderic Bertrand -, sondern auch der Humor kam super beim Kind an. Außerdem gibt es in und um Wurmstedt eine Menge zu entdecken: Mauspanther, Mulchmaden, Amselmücken, kleinkarierte Füchse und vieles mehr. Tiere, von denen wir noch nie gehört hatten und uns umso neugieriger machten.

Da wir vom Detektivteam nicht genug bekommen konnten und meine 4-Jährige noch nicht alleine lesen kann, haben wir uns zudem das Hörbuch besorgt. Absolut klasse! Ich liebe den Sprecher Stefan Kaminski. Er lässt das Buch einfach nur lebendig wirken und man denkt, man ist mittendrin in der Geschichte.

So einen kleinen lehrreichen Nebeneffekt hat der Krimi dann auch noch: man unterhält sich mit dem Kind darüber, was ein Müllhaufen bei uns in der Natur anrichten würde.

Der Verlag bewirbt "Chaos im Zauberwald" für Kinder ab 8 Jahren. Schon meine 4-Jährige hat begeistert zugehört und somit würden wir bereits eine Vorleseempfehlung aussprechen. Klar kann man dann nicht das ganze Buch an einem Stück lesen, doch da die Kapitel recht kurz sind, eignet es sich wunderbar als Bettlektüre.

Unser Exemplar geht zur Schulbibliothek und wird hoffentlich noch ganz viele Kinder dort begeistern. Wir warten derweil gespannt auf den zweiten Teil, von dem es am Ende eine Leseprobe gab, die uns gespannt zurück ließ.

©2022 Mademoiselle Cake