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Veröffentlicht am 21.07.2025

Moralisch aufwühlend

Trophäe
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❓️Warum wollte ich das Buch lesen?

Wie ich beim Lesen manchmal meine Komfortzone verlasse, suche ich hin und wieder auch die Herausforderung. Dieses Cover ist mir auf Instagram häufig begegnet, doch nie ...

❓️Warum wollte ich das Buch lesen?

Wie ich beim Lesen manchmal meine Komfortzone verlasse, suche ich hin und wieder auch die Herausforderung. Dieses Cover ist mir auf Instagram häufig begegnet, doch nie habe ich mich näher damit beschäftigt. Erst als mir eine Freundin von einem Buch erzählte, das von einer Jagd in Afrika handelt und dabei moralische wie ethische Fragen aufwirft, wurde ich neugierig. So stieß ich erneut auf das gelbe Cover mit dem ehrwürdigen Nashorn. Ob ich Angst davor hatte? Ja, aber genauso groß war meine Neugier.

🔎 Worum geht’s?

Hunter, ein steinreicher Amerikaner und begeisterter Jäger, verfolgt ein letztes großes Ziel, um die "Big Five" zu vollenden, - ein Nashorn. Doch Wilderer durchkreuzen seine Pläne. Wut und Enttäuschung treiben ihn an, und plötzlich stellt sich die Frage, ob er bereit ist für die "Big Six"?

🧠 Meine Meinung:

Die Jagd als Thema war für mich die große Herausforderung. Ich kann dem Ganzen wenig abgewinnen und stehe "Jagdtrophäen" eher kritisch gegenüber. Doch kaum hatte ich zu lesen begonnen, zog mich Afrika mit seiner gewaltigen Flora und Fauna in den Bann. Was zunächst wie eindrucksvolle Naturbeschreibungen wirkt, entpuppt sich schnell als tiefgehende Auseinandersetzung mit der umstrittenen Welt der Trophäenjagd.
Hunter White, schon sein Name bedient kolonialistische Klischees. Er ist eine provokante Figur voller Widersprüche, genauso wie sein Freund, der Jagdleiter Van Heeren.
Sätze wie: „Es ist Gott, der bestimmt, wer der Jäger ist und wer die Beute.“ (S. 152) lösen gleichermaßen Nachdenken wie Beklemmung aus. Das Thema ist brisant und für viele schlicht ein sinnloses Gemetzel. Für Van Heeren und Hunter jedoch dient die Jagd angeblich dem Artenschutz. Doch ist das wirklich so?
Obwohl ich meine kritische Haltung beibehalte, hat das Buch etwas in mir ausgelöst und genau das schätze ich sehr an der Autorin. Als sich die Geschichte mit der Idee der „Big Six“ weiterentwickelt, werden die moralischen Kontraste noch deutlicher. Die Fragen nach Ethik und Verantwortung stehen plötzlich im Raum. Ich war vollkommen gefesselt.
„Das hier ist Afrika. Das Menschenleben hat hier einen anderen Wert.“ (S. 155) Ein Satz, der verstört, provoziert und nachhallt, sodass ich das Echo immer noch höre.
Das Buch stellt unbequeme Fragen und fordert heraus, aber genau das war ja mein Ziel, und genau das macht es auch so lesenswert.
Gegen Ende jedoch verlor die Geschichte für mich etwas an Reiz. Vielleicht lag es an der anfänglichen Faszination für das Neue, das Unbekannte, vielleicht am Reiz des Verbotenen, der zu Beginn noch so stark war. Mein Interesse ließ jedenfalls nach und das, obwohl der Showdown ja noch folgte. Dennoch habe ich etwas Wesentliches mitgenommen, - Dankbarkeit. Dafür, wie ich leben darf, und dafür, dass dieses Buch es geschafft hat, meine Überzeugungen zumindest für einen Moment zu erschüttern.

✅️ Fazit:

Ein moralisch aufwühlendes Buch über Macht, Jagd und Menschlichkeit. Es fordert heraus, provoziert und hat mich nicht kaltgelassen. Auch wenn es für mich gegen Ende etwas an Reiz verliert, bleibt es ein intensives Leseerlebnis, das zum Nachdenken anregt.

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  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.07.2025

Eine so schöne Reihe

Sommernächte unter dem Eiffelturm
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❓️Warum wollte ich das Buch lesen?

Mittlerweile ist es schon zur kleinen Tradition geworden, gemeinsam mit der lieben Virginia (virginias.lesewelt, Insra) die Bücher von Anne Stern unter ihrem Pseudonym ...

❓️Warum wollte ich das Buch lesen?

Mittlerweile ist es schon zur kleinen Tradition geworden, gemeinsam mit der lieben Virginia (virginias.lesewelt, Insra) die Bücher von Anne Stern unter ihrem Pseudonym Lily Martin zu verschlingen. Wir freuen uns jedes Mal riesig darauf, in eine neue Geschichte einzutauchen und dabei ein weiteres Pariser Stadtviertel zu entdecken. Dieses Mal lädt uns Montmartre zum Träumen ein.

🔎 Worum geht’s?

Aurélie, eine Schriftstellerin mit akuter Schreibblockade, soll für ihren Verlag eine sommerlich-leichte Liebesgeschichte verfassen. Doch als ewige Single-Frau fehlt ihr die zündende Idee. Auf der Suche nach Inspirationen meldet sie sich bei einer Datingplattform an, ahnt jedoch nicht, dass ihr Herz längst für jemand anderen schlägt. Mathieu, den Buchhändler mit eigenem emotionalen Gepäck. Zwei verschlossene Herzen auf der Suche nach dem großen Glück.

🧠 Meine Meinung:

Die ersten Sätze treffen die Stimmung der Geschichte perfekt!
„Wissen Sie, weshalb ich so gerne lese? Ein gutes Buch ist wie ein perfektes Rendezvous.“
Und genau das war es, - und auch ein Match!
Ich liebe Lily Martins Romane. Sie sind wie eine warme Umarmung für zwischendurch. Wohltuend, charmant, heiter und mit jeder Seite fühlt es sich ein bisschen mehr nach Heimkommen an. Besonders schön finde ich auch, dass man immer wieder vertrauten Figuren aus den vorherigen Bänden begegnet. Und trotzdem kann man diese Bücher auch unabhängig voneinander lesen.
Aurélie war mir von Anfang an sympathisch, ebenso wie Mathieu, dessen Hintergrund berührt. Und dann ist da noch die allwissende Erzählstimme, die jedes der Bücher einleitet. Sie vermittelt Bridgerton-Vibes, wirkt reif, lebenserfahren und ist voller kluger Beobachtungen. Ich liebe diese Perspektive, weil sie Tiefe und Herz verleiht und ganz vielleicht kennt man sie ja auch, oder Jacobine. Du kennst bestimmt die Antwort.
Das Setting ist, wie immer, traumhaft schön. Paris, das sonst oft mit Hektik und Menschenmengen assoziiert wird, zeigt sich hier von seiner märchenhaften Seite. Klischee? Vielleicht. Aber genau die machen den Zauber aus, den man mit dieser Stadt verbindet.
Auch der Schreibstil verdient eine Erwähnung. Leicht und beschwingt, aber mit Feingefühl und Tiefgang. Manche Metaphern laden zum Innehalten ein, geben Gedanken eine neue Richtung und führen die Figuren weiter in ihren Entscheidungen.
Wer jedoch dramatische Plot-Twists oder ein ewiges Hin und Her erwartet, könnte enttäuscht werden. Denn obwohl es emotionale Konflikte gibt und auch geben muss, sind diese nachvollziehbar, nicht überzogen und angenehm zu lesen. Für mich ist das wichtig, für ein perfektes Happy End auf beider Seiten.
Ein wunderschöner Abstecher in Europas drittgrößte Metropole. Paris ist und bleibt einfach immer eine Reise wert, - auch zwischen zwei Buchdeckeln.
Bis zum nächsten Mal, liebe Lily Martin aka Anne Stern,  wir freuen uns schon sehr! 👋
P.S. Geht es weiter? 🙏

✅️ Fazit:

Koffer packen und ab nach Paris!
Montmartre überzeugt mit einem Buchladen, in dem das Herz wohnt.
Dazu fein gezeichnete Charaktere, eine zarte Liebesgeschichte und ganz viel Atmosphäre.
Eine Wohlfühl-Reihe, die glücklich macht.

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Veröffentlicht am 16.07.2025

Genialer Auftakt

Der Trailer
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❓️Warum wollte ich das Buch lesen?

Das hat zwei Gründe. Zum einen wollte ich schon länger mal etwas von Linus Geschke lesen. Und zum anderen hat die liebe Virginia so davon geschwärmt, dass ich diese ...

❓️Warum wollte ich das Buch lesen?

Das hat zwei Gründe. Zum einen wollte ich schon länger mal etwas von Linus Geschke lesen. Und zum anderen hat die liebe Virginia so davon geschwärmt, dass ich diese Gelegenheit sofort nutzen wollte.

🔎 Worum geht’s?

Ein Cold Case: Die Studentin Lisa wurde das letzte Mal vor 15 Jahren auf einem Campingplatz in den Ardennen gesehen.
Kommissarin Frieda Stahnke kannte Lisa persönlich und deshalb lässt ihr dieser längst in Vergessenheit geratene Fall keine Ruhe.
Und was hat ein verurteilter Stalker, der sein Wissen hartnäckig für sich behält, damit zu tun?

🧠 Meine Meinung:

Schon auf den ersten Seiten Kopfkino pur. Mitten in der Nacht diese Schreie aus dem anderen Wohnwagen. Was ist da passiert? Atmosphärisch genau der Thriller-Start, den ich mir wünsche. Keine lange Einführung, sondern direkt mittendrin. Man hat das Gefühl, selbst Teil der Szenerie zu sein, und fragt sich lange was Schreckliches sich dort eigentlich abspielt.
Besonders stark fand ich die Charaktere. Frieda Stahnke, eigentlich suspendierte Kommissarin, mochte ich sofort. Sie weiß genau, was sie will, bleibt unbeirrbar, eben eine Figur mit ein paar Ecken und Kanten. Und dann ist da noch Wout. Ein Stalker, Sexist, vorbestraft, moralisch alles andere als ein Held. Und doch gelingt es Geschke, ihn so zu zeichnen, dass man als Leser*in plötzlich Sympathie für ihn entwickelt. Das muss man erst mal schaffen!
Auch Tayfun und Kathinka, die beiden anderen aus der Truppe, sind genauso eigenwillig, schräg und wunderbar unkonventionell. Ihre bissigen, oft auch witzigen Dialoge geben der düsteren Geschichte immer wieder leichte Momente. Das macht richtig Spaß.
Der Fall selbst ist heftig, so heftig, dass Geschke im Nachwort noch einmal darauf eingeht. Zurück bleibt ein beklemmendes Gefühl, weil einem klar wird, dass es leider wahr ist. Zurück zum Fall:
Die Frage „Was ist mit Lisa geschehen?“ zieht sich wie ein bedrohliches Damoklesschwert durch die Kapitel und sorgt für permanente Spannung. Die Auflösung hat mich komplett überrascht. Ein Plot-Twist, den ich nicht habe kommen sehen. Großes Kino!
Für mich ist „Der Trailer“ ein grandioser Auftakt der Trilogie. Ich kann es kaum erwarten, wie es weitergeht.

Band 2 „Das Camp“, ET: 02/26
Band 3 „Die Schlucht“, ET: 07/26

Und zum Schluss noch ein Extra-Lob für das Cover-Design. Es sieht nicht nur genial aus, sondern ergibt zusammen mit den anderen beiden Bänden ein Gesamtmotiv, wie ein Puzzle, das man Stück für Stück zusammensetzt. Eine tolle Idee, die das Gesamtpaket perfekt abrundet.

✅️ Fazit:

Campingplatz mit Auszeichnung!

Ein atmosphärischer Thriller, der von der ersten Seite an fesselt, mit starken Figuren und einem Twist, der überrascht.
Absolute Leseempfehlung für alle, die Spannung mit Gänsehautmomente mögen.

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Veröffentlicht am 12.07.2025

Unterschwellig spannend

Das Geflüster
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❓️Warum wollte ich das Buch lesen?

Die liebe Katrin (lineslieblingsbuecher auf Insta) war der Meinung, dass dieses Buch etwas für mich sein könnte, weshalb sie es mir auch hat zukommen lassen. Ganz lieben ...

❓️Warum wollte ich das Buch lesen?

Die liebe Katrin (lineslieblingsbuecher auf Insta) war der Meinung, dass dieses Buch etwas für mich sein könnte, weshalb sie es mir auch hat zukommen lassen. Ganz lieben Dank dafür! Ich war gespannt, ob es mich genauso begeistern kann wie dich.

🔎 Worum geht’s?

Das Geflüster begann lange vor dem Unfall in der Harlow Street.
War es, als Whitney auf der Party die Beherrschung verlor?
Als Blair heimlich ihr Haus durchsuchte?
Oder als Rebeccas und Bens Ehe zu zerbrechen drohte?
Nach jener Nacht wird das Geflüster lauter. Fragen tauchen auf. Geheimnisse kommen ans Licht und niemand bleibt unberührt.

🧠 Meine Meinung:

Eine ruhige Straße, scheinbar heile Nachbarschaft, doch hinter den Fassaden brodelt es. Im Mittelpunkt stehen vier Frauen, deren Leben von Mutterschaft, Kinderwunsch, Fehlgeburten, Ehekrisen, Selbstzweifeln und Verlust geprägt ist. Die Autorin schildert das schonungslos und intensiv. Ich mochte die Einblicke sehr. Es fühlte sich an, als würde man heimlich durchs Schlüsselloch schauen. Mich hat das stark an Big Little Lies erinnert, - mehrere Frauen, ein rätselhafter Vorfall, und nach und nach erfährt man, was wirklich passiert ist. Diese Art von unterschwelliger Spannung mag ich sehr und hat mir hier auch gut gefallen.
Im letzten Drittel hätte ich mir allerdings etwas mehr Tempo gewünscht. Hier flachte der Spannungsbogen für mich kurz ab. Gut gelungen fand ich dagegen den Einstieg, der direkt neugierig macht, und das überraschende Ende, das mich doch noch einmal packen konnte. Lediglich der Klappentext hat meine Erwartungen etwas zu hoch geschraubt, vor allem mit dem Satz: „Das Ende ist ein derartiger Hammer, dass Sie es zweimal lesen müssen, um es zu glauben.“ Da hatte ich natürlich mit einem noch größeren Twist gerechnet, der mich einfach vom Hocker hauen würde.

✅️ Fazit:

Eine ruhige Straße, ein düsteres Geheimnis und vier Frauen, deren Geschichten fesseln. Trotz kleiner Schwächen ein Buch, das ich gern gelesen habe. Besonders für Fans von Big Little Lies.

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Veröffentlicht am 07.07.2025

Bin enttäuscht!

Der Stau
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❓ Warum wollte ich das Buch lesen?

Der Klappentext hat mich sofort neugierig gemacht, ich liebe einfach Locked-Room-Thriller, in denen es scheinbar kein Entkommen gibt.

🔎 Worum geht’s?

Mehrere Explosionen ...

❓ Warum wollte ich das Buch lesen?

Der Klappentext hat mich sofort neugierig gemacht, ich liebe einfach Locked-Room-Thriller, in denen es scheinbar kein Entkommen gibt.

🔎 Worum geht’s?

Mehrere Explosionen versetzen London in Ausnahmezustand. Der Verkehr bricht zusammen, bald geht gar nichts mehr. Auch Belinda Kidd, Kommissarin kurz vor dem Ruhestand, steckt in diesem Stau fest. Rechts und links nur endlose Lärmschutzwände, die Sonne brennt gnadenlos. Plötzlich wird in einem der Fahrzeuge eine Leiche entdeckt. Nur Belinda erkennt sofort, das war kein natürlicher Tod. Ein Metallstab steckt im Hals des Fahrers und der Täter? Der sitzt höchstwahrscheinlich noch im gleichen Stau, denn ein Entkommen scheint ja unmöglich.

🧠 Meine Meinung:

Die Idee hat mich wirklich angesprochen,  ein Thriller mitten im Stau. Täter und Opfer so nah beieinander, das klingt nach Hochspannung! Leider blieb diese Spannung für mich aus. Belinda Kidd als Figur fand ich anfangs durchaus interessant, vor allem durch die Andeutungen über ihre Vergangenheit. Was ist mit ihrer Tochter passiert? Natürlich fühlt sie sich verpflichtet, den Mord aufzuklären, obwohl sie kurz vor der Rente steht. Das fand ich noch glaubwürdig. Die Geschichte wird fast ausschließlich aus ihrer Perspektive erzählt, ergänzt durch kurze Einblicke in die Gedanken anderer Autofahrer*innen.
Doch dann wurde es mir irgendwann zu viel des Guten. Plötzlich hatten gefühlt alle um Belinda herum etwas zu verbergen. Drogen, gestohlene Autos, zerbrochene Ehen, ich dachte nur, gibt es hier auch noch ganz normale Leute im Stau? Diese Häufung wirkte auf mich ziemlich konstruiert und unrealistisch, was mir leider etwas den Spaß genommen hat. Dazu kam, dass der Spannungsbogen immer wieder abfiel. Trotz des dramatischen Settings, das fast wie ein Kammerspiel wirkte. Echte Action blieb für mich aus. Stattdessen fühlte es sich eher an, als würde ich Belinda bei einer etwas absurden Verkehrskontrolle zuschauen.
Am Ende konnte mich die Geschichte nicht mehr fesseln, und ich habe mehr oder weniger abgeschaltet. Das Finale ging für mich dann leider ziemlich unter.

✅ Fazit:

Ein Locked-Room-Thriller, der mich auf dem Klappentext total begeistert hat, in der Umsetzung aber für mich die Spannung schnell verloren ging.
Nach den ersten Explosionen war schon die Luft leider raus.

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