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Veröffentlicht am 27.06.2020

Gefühlvoll erzählter Familienroman

Die Stunde der Inseltöchter
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Gemeinsam mit ihrem Ehemann Ed und Tochter Mack führt Lauren ein organisiertes und recht wohlhabendes Leben im Londoner Stadtteil Notting Hill. Alles scheint in geordneten Bahnen zu verlaufen, wenn man ...

Gemeinsam mit ihrem Ehemann Ed und Tochter Mack führt Lauren ein organisiertes und recht wohlhabendes Leben im Londoner Stadtteil Notting Hill. Alles scheint in geordneten Bahnen zu verlaufen, wenn man von den Teenager-Launen von Tochter Mack absieht. Doch von einem Moment auf den anderen ist nichts mehr so, wie es war. Nach einem schweren Schicksalsschlag muss Lauren, gemeinsam mit Mack, zurück auf die Insel Martha's Vineyard ziehen und bei ihrer Mutter unterkommen. Dort muss sie sich nicht nur ihrer Zukunft stellen, sondern sich zunächst mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen.....



Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, in denen Lauren, ihre Tochter Mack, ihre Mutter Nancy und ihre Schwester Jenna, die gleichzeitig ihre beste Freundin ist, abwechselnd im Zentrum der Ereignisse stehen. Sarah Morgan gelingt es vom ersten Moment an, eine ganz besondere Atmosphäre zu erschaffen, in der man sich sofort wohlfühlt. Dadurch kann man sich ganz auf die unterschiedlichen Hauptprotagonistinnen und ihre Sorgen und Nöte einlassen.



Durch die wechselnden Perspektiven bekommt man einen sehr guten Eindruck von den Gedanken und Gefühlen der jeweiligen Hauptakteurin und kann außerdem einschätzen, wie die Charaktere aufeinander wirken und warum das so ist. Handlungsorte und Protagonisten werden so lebendig beschrieben, dass beim Lesen die entsprechenden Bilder dazu entstehen und man ganz ins Geschehen eintauchen kann. Man kann mühelos mit den Charakteren mitfiebern und dabei ihre Sorgen nachvollziehen, sich aber auch mit ihnen freuen. Da das Ganze so einfühlsam erzählt wird, hat man schon bald das Gefühl, selbst zur Familie zu gehören, da einem die unterschiedlichen Frauen schnell ans Herz wachsen. 



Im Verlauf der Handlung kommen einige Geheimnisse ans Tageslicht. Schnell wird klar, dass die Frauen miteinander reden und sich öffnen müssen. Es kommt zu einigen überraschenden Wendungen, die gefühlvoll in die Handlung einfließen, dabei aber niemals zu dick aufgetragen oder gar unglaubwürdig wirken. Im Gegenteil, alles wirkt authentisch und genau das macht diesen Roman zu einem besonderen Leseerlebnis. 



"Die Stunde der Inseltöchter" ist ein wundervoller, zu Herzen gehenden Familienroman, mit Charakteren, die absolut authentisch wirken. 

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Veröffentlicht am 25.06.2020

Spannender Pageturner!

Der Fahrer
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In Hamburg treibt ein Serienmörder ein perfides Spiel. Er entführt junge Frauen, die nachts alleine unterwegs sind und fordert dann die Polizei auf Instagram zu einer Jagd um das Leben der Entführten heraus. ...

In Hamburg treibt ein Serienmörder ein perfides Spiel. Er entführt junge Frauen, die nachts alleine unterwegs sind und fordert dann die Polizei auf Instagram zu einer Jagd um das Leben der Entführten heraus. Ein Spiel, an dem der Mörder nicht nur die sozialen Medien teilhaben lässt, sondern den Ermittlern immer den entscheidenden Schritt voraus zu sein scheint. Das Team um Jens Kerner nimmt die Ermittlungen auf. Nichts und niemand kann jedoch vorhersehen, wo und wie der Täter erneut zuschlagen wird. Die einzige Gemeinsamkeit, die die entführten Frauen hatten, führen zum neuen, vermeintlich sicheren Fahrdienst MyDriver. Doch dann verdichten sich die Hinweise, dass der Serienkiller Kommissar Jens Kerner mit seinen Taten treffen will. In Kerner keimt der Verdacht auf, dass der Täter aus seinem nächsten Umfeld kommen könnte.....



"Der Fahrer" ist nach "Das Haus der Mädchen"  und "Die Lieferung" bereits der dritte Band, in dem Kommissar Jens Kerner und seine Kollegin Rebecca Oswald gemeinsam ermitteln. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, können sie unabhängig voneinander gelesen werden. Um die privaten Nebenhandlungen und die Weiterentwicklung der Charaktere zu beobachten, empfiehlt sich aber, wie bei jeder anderen Bücherserie auch, die Einhaltung der Reihenfolge. Den aktuellen Ermittlungen kann man aber mühelos ohne diese Vorkenntnisse folgen. 



Der Thriller startet rasant. Ohne langatmiges Vorgeplänkel befindet man sich sofort mitten im Geschehen. Andreas Winkelmann versteht es wieder hervorragend, das Interesse an diesem Fall sofort zu wecken und dabei mit den Ängsten der Leser zu spielen. Denn wer hätte kein mulmiges Gefühl, wenn eine zivile Polizeistreife ihre Kontrolle ausgerechnet an einer dunklen und uneinsichtigen Stelle durchführen will und sich dabei äußerst merkwürdig verhält? Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Da diese häufig an spannenden Stellen stoppen und sich dann einem weiteren Handlungsstrang zuwenden, wird von Anfang an ein hohes Tempo angeschlagen, was durchgehend gehalten werden kann. Man fiebert mit, stellt eigene Ermittlungen an und wird förmlich durch das Buch getrieben. Überraschende Wendungen sorgen dafür, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Handlung wirkt keinesfalls vorhersehbar und deshalb bleibt die aufgebaute Spannung bis zum Schluss erhalten. 



Ein durchgehend spannender Thriller, in dem der Autor es wieder hervorragend versteht, mit den Ängsten der Leser zu spielen und diese zu schüren. 

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Veröffentlicht am 21.06.2020

Schwarzer Humor vom Feinsten!

Das Kind in mir will achtsam morden
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Rechtsanwalt Björn Diemel ist zurück. Die Prinzipien der Achtsamkeit, an die er von seinem Therapeuten Joschka Breitner herangeführt wurde, hat er nicht nur verinnerlicht, sondern mittlerweile so umgesetzt, ...

Rechtsanwalt Björn Diemel ist zurück. Die Prinzipien der Achtsamkeit, an die er von seinem Therapeuten Joschka Breitner herangeführt wurde, hat er nicht nur verinnerlicht, sondern mittlerweile so umgesetzt, dass seine Work-Life-Balance ausgeglichener ist. Er hat seinen stressigen Job gekündigt, sich selbständig gemacht und führt in aller Achtsamkeit zwei verfeindete Mafia-Clans, da er den einen Boss ermordet und den anderen im Keller eingesperrt hat. Mit der erlernten und umgesetzten Achtsamkeit, sollte Björn nun in der Lage sein, sein Leben zu genießen und auftretende Probleme elegant zu lösen. Doch manchmal ist das nicht so einfach, denn Björn verliert oft die Beherrschung und damit die Kontrolle über seine Aktionen. Morden ist für ihn allerdings keine Option mehr, denn das hat er schlicht und einfach satt. Um die Ursache seiner unkontrollierbaren Wutausbrüche herauszufinden, sucht Björn erneut Coach Breitner auf und für den ist schnell klar, dass Björns inneres Kind viel zu lange ignoriert und mit Füßen getreten wurde.....



"Das Kind in mir will achtsam morden" ist die Fortsetzung von "Achtsam morden". Da die Handlungen in sich abgeschlossen sind und im zweiten Band Informationen aus dem ersten Teil eingestreut werden, kann man Björns Annäherung an sein inneres Kind sicher auch dann amüsiert beobachten, wenn man keine Vorkenntnisse hat. Allerdings lohnt es sich, die Reihenfolge einzuhalten, da man Björns achtsame Verwandlung dann noch weitaus mehr genießen kann und der zweite Teil beinahe nahtlos an den ersten anschließt. 



Der erneute Einstieg gelingt mühelos, denn Björn Diemel führt wieder locker durchs Geschehen. Es ist beinahe so, als ob man ihm direkt gegenüber sitzen und seinen Ausführungen lauschen würde. Björn nimmt dabei kein Blatt vor den Mund, er plaudert munter vor sich hin. Obwohl er, durch seine nicht gerade gesetzeskonformen Handlungen im Vorgängerband, wahrlich kein Waisenknabe ist, wirkt er durchaus sympathisch, sodass man sich entspannt zurücklehnt und erwartungsvoll ins skurrile Geschehen eintaucht. Björns Ausführungen sind in einzelne Kapitel unterteilt und genau wie im ersten Teil, stimmen Zitate aus dem fiktiven Achtsamkeitsratgeber von Coach Joschka Breitner oder seine Tipps, zum Umgang mit dem inneren Wunschkind, auf die dann folgende Handlung ein. 



Björn muss sich in diesem Band nicht nur mit den Altlasten aus dem ersten Teil, sondern auch mit seinem inneren Kind auseinandersetzen. Dabei kommen einige Probleme auf ihn zu. Doch ganz nach dem Prinzip der Achtsamkeit und den hilfreichen Informationen, die ihm Joschka Breitner zum Umgang mit seinem inneren Kind erteilt, versucht Björn diese schrittweise zu lösen. Obwohl es ihm dabei manchmal irgendwie gelingt, aus einem Problem, gleich viele weitere entstehen zu lassen. Es kommt zu einigen skurrilen Szenen, voll von schwarzem Humor, die man schmunzelnd beobachtet. Dabei hat man ständig im Hinterkopf, dass es eigentlich gar nicht möglich sein kann, dass Björn als vermeintlich unbescholtener und gesetzestreuer Bürger aus dem Ganzen herauskommt. Doch man sollte Björn und sein inneres Kind nicht unterschätzen. 



Auch wenn der erste Teil, zugegebenermaßen, etwas spritziger war, kann man auch die Fortsetzung wieder genießen. Eine Grundvoraussetzung ist allerdings, dass man schwarzen Humor und völlig überspitzte Situationen liebt. Dann steht einem humorvollen Lesevergnügen nichts im Wege. 

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Veröffentlicht am 18.06.2020

Bewegende Familiengeschichte

Nebelkinder
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1945 muss Käthe mit ihren Töchtern Ana und Leni aus Breslau fliehen. Sie werden dabei von ihrer Schwester Selma und deren Sohn begleitet. Die Familie hat Glück. Sie ergattern Plätze im letzten Zug. Doch ...

1945 muss Käthe mit ihren Töchtern Ana und Leni aus Breslau fliehen. Sie werden dabei von ihrer Schwester Selma und deren Sohn begleitet. Die Familie hat Glück. Sie ergattern Plätze im letzten Zug. Doch schon bald müssen alle feststellen, dass die Reise äußerst gefährlich ist und ihnen, körperlich und seelisch, einiges abverlangt. Besonders Käthe muss einen hohen Preis dafür zahlen und wird dabei stark traumatisiert. Deshalb muss die 13-jährige Ana viel zu früh Verantwortung für sich, ihre jüngere Schwester Leni und auch für die Mutter übernehmen. Viele Jahre später steht Anas Tochter Lilith vor einer großen Entscheidung. Ausgerechnet sie, die während ihrer Kindheit von Ana stets auf Distanz gehalten wurde, soll den Sohn ihrer kürzlich verstorbenen, besten Freundin aufnehmen. Lilith weiß nicht, ob sie dieser Verantwortung gewachsen ist. Denn wie soll sie selbst Liebe, Nähe und Geborgenheit vermitteln, wo sie all das in ihrer Kindheit schmerzlich vermissen musste? Ist sie dazu überhaupt in der Lage? Ana ergreift die Initiative und fährt mit Lilith nach Breslau. Auf dieser Reise öffnet sie sich endlich und lässt Lilith an ihren stets verdrängten Erinnerungen und Gefühlen teilhaben....

Als "Nebelkinder" bezeichnet man in der Psychologie die Generation der Kriegsenkel. Das sind Kinder, die nach dem Krieg geboren wurden und von denen man meinen könnte, dass sie mit den damaligen traumatischen Ereignissen bewusst nichts mehr zu tun hätten. Doch in der Realität sieht es oft ganz anders aus. Denn auch das Leben dieser Generation kann durch diese Last beeinflusst werden.

In diesem Roman wird die berührende Familiengeschichte von Käthe, ihrer Tochter Ana und deren Tochter Lilith erzählt. Die Handlung trägt sich auf unterschiedlichen Zeitebenen zu. Im aktuellen Handlungsstrang beobachtet man Ana und ihre Tochter Lilith. Das Verhältnis zwischen den beiden scheint sehr unterkühlt zu sein. Mit einer Reise an den Ort von Anas Kindheit, will diese nun das Eis zum Schmelzen bringen und Lilith endlich von der Vergangenheit, die bisher verdrängt und verschwiegen wurde, erzählen. Deshalb gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit der drei unterschiedlichen Frauen, die doch so viel gemeinsam haben. Diese Rückblicke sind nicht immer chronologisch angeordnet, aber so gekennzeichnet, dass man alles mühelos zuordnen kann.

Es gelingt der Autorin hervorragend, die Strapazen der Flucht so intensiv zu beschreiben, dass man alles lebhaft vor Augen hat und die mörderische Tortur, mit all ihren Gefahren, nachvollziehen kann. Viel zu schnell muss die 13-jährige Ana erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. Durch die unterschiedlichen Handlungsstränge erfährt man nach und nach, wie es dazu kommen konnte und welche Aus- und Nachwirkungen Krieg und Nachkriegszeit für die drei Frauen hatten. Denn jede einzelne trägt eine Last auf den Schultern, die für die anderen nicht unbedingt wahrzunehmen ist. Obwohl ihre Schicksale dadurch untrennbar miteinander verknüpft sind.

"Nebelkinder" ist eine intensiv erzählte Familiengeschichte, die berührt und zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 18.06.2020

Schräge Undercover-Mission

Rupert undercover - Ostfriesische Mission
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Rupert träumt schon lange von einer Karriere beim BKA. Doch bisher waren all seine Bemühungen, dort unterzukommen, vergebens. An seinem Geburtstag erhält Rupert endlich die Gelegenheit, dem BKA zu beweisen, ...

Rupert träumt schon lange von einer Karriere beim BKA. Doch bisher waren all seine Bemühungen, dort unterzukommen, vergebens. An seinem Geburtstag erhält Rupert endlich die Gelegenheit, dem BKA zu beweisen, was in ihm steckt. Denn Rupert sieht einem internationalen Drogenboss zum Verwechseln ähnlich und soll deshalb in dessen Rolle schlüpfen. Die Vorbereitungszeit für den gefährlichen Undercover-Einsatz fällt äußerst knapp aus. Ruperts Chefin, Ann Kathrin Klaasen, hat Bedenken, dass Rupert auffliegen und bei seiner Mission getötet werden könnte. Doch Rupert will es allen zeigen. Denn dieser Einsatz bietet nicht nur die einmalige Gelegenheit, zum Helden zu werden, sondern liefert ihm, ganz nebenbei, die perfekte Ausrede, der verhassten Buttercremetorte, die seine Schwiegermutter ihm jedes Jahr zum Geburtstag backt, zu entgehen....

"Rupert Undercover" ist der erste eigene Fall für Hauptkommissar Rupert, den Fans der Reihe um Ann Kathrin Klaasen bereits gut kennen dürften. Und wer Rupert kennt, der ahnt sicher schon, dass bei diesem Einsatz nicht alles nach Plan verlaufen wird. Der Einstieg in den Krimi gelingt zunächst mühelos, denn man beobachtet neugierig, wie Rupert auf die einmalige Gelegenheit, das BKA zu unterstützen, reagiert. Dadurch ist man gleich mitten im Geschehen.

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. So bekommt man einen guten Überblick über die Gesamthandlung. Dabei lernt man auch den echten Drogenboss näher kennen und stellt fest, dass er ganz anders zu sein scheint, als man es von einem knallharten Clan-Chef erwarten würde. Obwohl diese Beschreibungen durchaus interessant sind, wirken sie stellenweise etwas zu ausführlich und langatmig. Manchmal gerät man leider fast in Versuchung, die ellenlangen Ausschweifungen lediglich zu überfliegen. Aber es lohnt sich definitiv, dranzubleiben. Denn schon bald nimmt die Handlung deutlich Fahrt auf und überzeugt durch schräge Charaktere, skurrile Situationen und äußerst spannende Szenen. Das Ganze gipfelt in einem hochspannenden Finale, das die Neugier auf den nächsten Solo-Einsatz von Rupert weckt.

Eine schräge Undercover-Mission, die zwar erst gemächlich startet, dann aber voll und ganz überzeugen kann.

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