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Veröffentlicht am 23.04.2019

Eindrucksvolles historisches Drama um Drillinge im 14. Jahrhundert

Die Blütentöchter
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Drillinge sind selten und auch heute noch etwas Besonderes. Im 14. Jahrhundert war diese Besonderheit den Menschen nicht geheuer, so auch die Laemmlin-Schwestern in Heilbronn. Viele sahen in ihnen das ...

Drillinge sind selten und auch heute noch etwas Besonderes. Im 14. Jahrhundert war diese Besonderheit den Menschen nicht geheuer, so auch die Laemmlin-Schwestern in Heilbronn. Viele sahen in ihnen das Böse und glaubten an Zauberei. So gesehen war dieses Wunder der Natur damals eher ein Fluch als ein Segen. Ein dummer Zufall bringt den Bußprediger Alardus auf die Spur der Drillinge, und indem er gegen sie wettert, ohne sie zu kennen, erreicht er damit, was er schon so lange wollte, dass ihm die Menschen zuhören. Was ihm zum Vorteil gereicht und sein Selbstbewusstsein aufbaut, wird den drei Schwestern fast zum Verhängnis. Aufgewiegelt durch die Worte des Predigers macht die aufgebrachte Menge die jungen Frauen für alles Unheil verantwortlich. Der Vater, dem seine Karriere wichtiger ist als die Sicherheit seiner ungeliebten Töchter, ist ihnen keine Hilfe in dieser Notsituation, ganz im Gegenteil. Als Götz Laemmlin, der Bruder von Eilika, Clementina und Imagina, bei dem schlimmen Hochwasser des Neckar, tödlich verunglückt, wenn auch durch seinen eigenen Leichtsinn, fällt auch das auf seine Schwestern zurück, in erster Linie auf Eilika, die zu diesem Zeitpunkt mit ihm unterwegs ist. Der Mob verlangt nach einem Gottesurteil, was unweigerlich ihren Tod bedeutet.
Wie es den Schwestern gelingt, aus der Stadt zu fliehen, wird in diesem fesselnden Roman eindrucksvoll dargestellt. Alle drei haben ein gemeinsames Geheimnis, in das nur ihre Mutter Luitgardis und die treue Magd Irma eingeweiht sind. Jede der Drillinge hat die besondere Gabe, Blüten in sehr lebensechter Weise zu gestalten, die eine aus Stoff gestickt, die andere auf Pergament gemalt und die dritte in Holz geschnitzt. Nach dem Verschwinden der jungen Frauen tauchen plötzlich immer wieder diese wunderschönen Blüten auf und geben Luitgardis die Hoffnung, ihre Töchter könnten noch am Leben sein. Aber die Blütenarbeiten geraten auch in falsche Hände von denen, die der Familie Laemmlin, insbesondere Volmar Laemmlin, schaden möchten und für die es daher Mittel zum Zweck ist, die Drillinge aufzuspüren.
Nach einem gemeinsamen Anfang spaltet sich die Handlung nach der Tragödie um die Familie Laemmlin auf, und wir verfolgen jede der drei Schwestern auf ihrem Schicksalsweg, der sie in eine ungewisse Fremde führt. Was die drei jungen Frauen unterwegs erleben, ist so eindringlich in Worte gefasst, dass man mit ihnen bangt und mitleidet. Anfangs werden die Drillinge etwas ausführlicher charakterisiert, denn so ähnlich sie sich auch sehen, so sind sie doch verschieden in ihrer Wesensart. Hier musste ich öfter nachschlagen, denn es hat eine Weile gedauert, bis ich die Schwestern „auseinanderhalten“ konnte. Aber mit der Zeit habe ich jede von ihnen ins Herz geschlossen. Während ihrer Flucht müssen alle drei immer wieder zu Notlügen greifen, denn sie haben einfach Angst um ihr Leben. Dass sie selbst darunter leiden, weil sie nicht einmal den Menschen die Wahrheit sagen können, die sie lieben, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Auch Luitgardis Laemmlin ist ein sympathischer Charakter, und dass sie zeitweise verbittert ist und zu ungerechten Handlungen neigt, sei ihr verziehen, denn immerhin hat sie alle vier Kinder innerhalb kurzer Zeit verloren. Die Art, wie ihr Gemahl mit ihr und auch mit seinen Töchtern umgeht bzw. umging, ist menschenverachtend, und mir wurde nur allzu sehr bewusst, wie unterdrückt die Frauen damals lebten. In diesem Buch verbirgt sich ein mitreißendes Historien-Drama, was der liebliche Einband mit den filigranen Blüten gar nicht vermuten lässt. Sehr eindrucksvoll erfährt man hier auch etwas über das Hochwasser, das im Jahr 1333 Heilbronn heimgesucht hat. Die daraus erwachsenden Probleme und Zwistigkeiten, die letztendlich Ludwig der Bayer durch das so genannte Neckarprivileg beigelegt hat, sind sehr realistisch in die fiktive Handlung eingebunden, und letztendlich hat auch beim Schicksal der Laemmlin-Drillinge der Kaiser das letzte Wort.
Ziemlich haarsträubend fand ich ja die Art der damaligen Rechtsprechung, wobei die Autorin im Nachwort extra erwähnt, dass sie sich hier an realen Quellen und Verhandlungen orientiert hat. Die Faktoren, die damals über Recht und Unrecht entschieden, so dass anscheinend jemand unschuldig verurteilt werden konnte, nur weil er einen Satz aus irgendwelchen Gründen nicht ganz fehlerfrei wiedergeben konnte, das hat mich schon schockiert.
Im Gesamtbild hat mir der Roman ausgezeichnet gefallen; es sind eher ein paar Kleinigkeiten, die mich etwas irritiert oder gestört haben, die ich hier nicht genauer erläutern möchte, da ich sonst unweigerlich zu sehr spoilern würde, die aber bei meinem Gesamturteil auch nicht ins Gewicht fallen.

Veröffentlicht am 09.04.2019

Gesunder Schlaf ganzheitlich betrachtet

Die Geheimnisse des gesunden Schlafs
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Schlafstörungen sind heutzutage weit verbreitet, und die Ursachen dafür sind vielfältig. Die Autorin geht das Problem ganzheitlich an.
Im ersten der insgesamt fünf großen Kapitel erfahren wir, was mit ...

Schlafstörungen sind heutzutage weit verbreitet, und die Ursachen dafür sind vielfältig. Die Autorin geht das Problem ganzheitlich an.
Im ersten der insgesamt fünf großen Kapitel erfahren wir, was mit uns im Schlaf eigentlich passiert. Auch viele interessante Informationen über die Schlafphasen, über Schlafstörungen und auch über die Zusammenhänge mit der Organuhr hat Monika Richrath hier in leicht verständlicher Form zusammengefasst.
Die Kapitel zwei, drei und vier befassen sich mit den Ursachen für Schlafstörungen. Diese sind in äußerliche, körperliche und seelische Ursachen aufgeteilt und ausführlich besprochen. Es ist schon heftig, was alles dazu führen kann, unseren guten und wichtigen Schlaf zu stören. Die Auslöser für diese Störung sind vielfältig. Der Grund kann beispielsweise am Bett selbst zu finden sein, aber auch Elektrosmog, Störfelder etc. lassen uns nicht zur Ruhe kommen. Andererseits sind vielleicht Krankheiten daran schuld, wenn man nachts immer wieder aufwacht oder erst gar nicht einschlafen kann. Nicht zuletzt können Probleme dazu führen, uns wach zu halten, weil wir ins Grübeln verfallen.
Aber die Autorin betreibt nicht nur Ursachenforschung, sondern hat auch jede Menge an guten Tipps parat, was wir dazu tun können, unsere Schlafprobleme zu mindern oder ganz zu beheben. In vielen Fällen spricht sie aus persönlicher Erfahrung. Dass sie selbst auch nicht immer problemlos und gut schlafen konnte, macht Mut, sich selbst auf die Suche nach den individuellen Auslösern zu begeben und etwas zu ändern. Auch Zusammenhänge zwischen Schlaflosigkeit und unserer Nahrung bringt die Autorin zur Sprache. Im letzten Kapitel gibt Frau Richrath ihren Lesern eine Fülle an praktischen Ratschlägen an die Hand. Das Spektrum reicht von Entspannungs- und Atemübungen, Tipps für konstante Rituale vor dem Schlafengehen über Klopfakupressur bis hin zu natürlichen Schlafmitteln.
Schon in den Kapiteln zuvor spricht die Autorin auch sinnvolle Veränderungen in der Einrichtung, am Stromnetz etc. an.
Alles zusammen wird kaum jemand umsetzen können, und alles trifft ja auch nicht auf jeden zu. Mit diesem Buch gibt die Autorin Betroffenen jedoch einen sehr umfangreichen und guten Ratgeber an die Hand, und manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die man ändern muss und viel dadurch bewirken kann.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Eine wunderbare, warmherzige, mal etwas andere Liebesgeschichte mit tollen Charakteren

Love to share – Liebe ist die halbe Miete
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Der Plan ist außergewöhnlich, und ich war sehr gespannt, ob er sich verwirklichen lässt. Tiffy und Leon haben sich noch nie gesehen. Die Mietvereinbarungen mit Tiffy wickelt Leons Freundin Kay ab, denn ...

Der Plan ist außergewöhnlich, und ich war sehr gespannt, ob er sich verwirklichen lässt. Tiffy und Leon haben sich noch nie gesehen. Die Mietvereinbarungen mit Tiffy wickelt Leons Freundin Kay ab, denn so ganz einerlei ist es ihr nicht, dass sich künftig eine fremde Frau mit ihm das Bett teilen soll, wobei ja jeder seine zugewiesene Betthälfte hat und sie nicht gemeinsam, sondern abwechselnd, zu unterschiedlichen Zeiten, dort wohnen und schlafen. Tiffy hat, was Kleidung und Interieur betrifft, einen ausgefallenen Geschmack, der stark von Leons Vorstellungen abweicht. Als dieser das erste Mal nach Tiffys Einzug seine Wohnung betritt, findet er einige Veränderungen vor, die ihm gar nicht behagen. Die Situationen sind so lebendig und amüsant beschrieben, dass ich ständig schmunzeln musste. Überhaupt prallen da zwei grundverschiedene Charaktere aufeinander, denn Leon ist ein eher ruhiger, zurückhaltender und sachlicher, dabei sehr sympathischer Mensch, während Tiffy schon ein klein wenig chaotisch ist, aber auf sehr liebenswerte Art. Ich mochte beiden Protagonisten von Anfang an, und auch die meisten weiteren Charaktere, insbesondere Tiffys Freunde, Leons Bruder und seine Lieblings-Patienten, sind überzeugend dargestellt, und man muss sie einfach gern haben. Zwischen Tiffy und Leon kommt es zu einem regen Schriftverkehr, den sie über Post-its abwickeln, die sie überall in der Wohnung platzieren.
Man ahnt sehr bald, dass dieses Arrangement nicht dauerhaft gut gehen kann, und es kommt auch im Lauf der Zeit zu einigen sehr amüsanten Situationen. Anfangs hätte ich nicht erwartet, dass sich dieser Roman für mich derartig zum Pageturner entwickelt. Leons und Tiffys Geschichte ist so kurzweilig und interessant geschrieben, dass man ständig weiter lesen möchte. Bei allem Humor und der Romantik, die sich im Laufe der Geschichte einstellt, spricht das Buch jedoch auch ernste Themen an, denn sowohl Tiffy als auch Leon haben private Probleme, die sie belasten und mit denen sie sich ständig auseinandersetzen müssen. Hier erweisen sich die beiden Protagonisten als starke Charaktere, die jede Menge Empathie aufbringen, auch müssen beide über ihren Schatten springen, um letztendlich ihr Glück zu finden.
Beth O‘Leary hat hier einen eindrucksvollen Debütroman geschrieben. Die Geschichte, die sie erzählt, ist herzerwärmend und besonders, ein wundervoller Liebesroman mit Höhen und Tiefen und tollen, glaubwürdigen Charakteren.

Veröffentlicht am 26.03.2019

Als Frauen noch keine Wahl hatten

Zeit des Mutes
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Etwas Klärendes vorab: Das Buch ist ursprünglich unter dem Titel „Zeit des Mutes„ erschienen und wurde inzwischen als eBook mit dem Titel „Die Frauen von Hazelwell Manor“ neu aufgelegt. Ich habe die ursprüngliche ...

Etwas Klärendes vorab: Das Buch ist ursprünglich unter dem Titel „Zeit des Mutes„ erschienen und wurde inzwischen als eBook mit dem Titel „Die Frauen von Hazelwell Manor“ neu aufgelegt. Ich habe die ursprüngliche Taschenbuch-Ausgabe und muss gestehen, dass mir dieser Titel und auch das Cover besser gefallen als bei der Neuauflage, denn meines Erachtens passt die frühere Aufmachung besser zur Geschichte und ist aussagekräftiger. Besonders gut gefällt mir am ersten Cover, dass es passenderweise in den Farben der Suffragetten-Bewegung, weiß, violett und grün, gehalten ist.
Der Roman spielt in den Jahren 1913 bis 1918. Zu Beginn gibt es zwei Handlungsfäden, die nebeneinander her laufen und sich nach einiger Zeit miteinander verflechten.
Im einen geht es um die junge Deutsche Emma zu Sommerfeldt. Wegen eines „unverzeihlichen“ Fehltritts wird sie zu entfernten Verwandten nach England geschickt. Auf Hazelwell Manor fühlt sie sich fehl am Platz und nicht anerkannt. Dabei verliebt sie sich hoffnungslos in den jungen Lord Percival. Leider beruhen ihre Gefühle nicht auf Gegenseitigkeit, und doch gelingt es Emma, Percival zu einer Heirat zu nötigen, indem sie ein tragisches Ereignis für sich ausnutzt, ein Fehler, wie sich herausstellt und wie sich die junge Frau eingestehen muss, denn Liebe lässt sich nicht erzwingen.
Die zweite Protagonistin ist das Dienstmädchen Lucy, die aufgrund falscher Beschuldigungen ihre Arbeitsstelle auf Hazelwell Manor verliert.
Beide Frauen gehen, unabhängig voneinander, nach London. Der Zufall will es, dass sie sich wieder begegnen, aber auf einer völlig anderen Ebene. Beide schließen sich den Suffragetten an, die für das Wahlrecht aller Frauen in England kämpfen, und für beide heißt es nun, ihr Leben neu zu ordnen.

Am Beispiel der beiden Protagonistinnen, die aus völlig unterschiedlichen Gesellschaftsklassen stammen und letztendlich doch ein gemeinsames Ziel haben, werden die Ereignisse der damaligen Zeit sehr lebendig dargestellt. Trotz der gesellschaftlichen Kontraste haben die Frauen alle mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, auch wenn diese sich sehr unterschiedlich manifestieren. Letztendlich hatten weder arme noch gut situierte Frauen zur damaligen Zeit eine Wahl, wenn es darum ging, ihre Zukunft zu gestalten. Während Emma ihr Heil einzig in einer guten Partie sieht, geht es bei Lucy ums Überleben, denn mit ihrer Arbeit sichert sie nicht nur ihre Existenz, sondern auch die Versorgung ihrer kranken Mutter und ihres jüngeren Bruders. Beide sind, wenn auch auf unterschiedliche Art, der Willkür der Männer ausgeliefert. Dass Emma auf der Suche nach dem Glück zu einer eher zweifelhaften Maßnahme greift, kann man durchaus verstehen, denn in gewisser Weise ist ihre Handlung auch teilweise ihrer jugendlichen Naivität geschuldet. Dass sie einen Fehler begangen hat, merkt sie sehr bald, denn nun ist sie in einer unglücklichen Ehe gefangen und ihrem Wunsch nach Freiheit keinen Schritt näher. An Lucys Beispiel erfährt man interessante Details zu den damaligen Ereignissen. Es ist bestürzend, wenn man erfährt, wie unterschiedlich inhaftierte Kämpferinnen behandelt wurden. Frauen der gehobenen Gesellschaft wurden früher aus dem Gefängnis entlassen und besser behandelt als ihre armen Kampfgenossinnen.
Die Geschichte liest sich flüssig und sehr spannend. Bis auf ein paar Kapitelübergänge, die etwas abgehackt wirkten und bei denen ich manchmal das Gefühl hatte, es würde eine Szene fehlen, hat mir der Roman ausgesprochen gut gefallen.
Anhand vielschichtiger Charaktere und vieler historischen Fakten hat Christiane Lind hier ein klares Bild der damaligen Zeit entworfen. So ist ihr Roman nicht nur fesselnd und berührend, sondern daneben auch sehr informativ. Auf hundert Jahre Frauenwahlrecht konnten wir 2018 zurück blicken, und so ist dieser Roman genau zur rechten Zeit erschienen. Auch wenn ich aus heutiger Sicht nicht alle Aktionen der Suffragetten nachvollziehen kann, so ist mir doch bewusst, dass wir diesen mutigen, starken Frauen zu verdanken haben, wo wir heute stehen. Insofern ist dies meiner Meinung nach ein wichtiger Roman, der viel mehr Beachtung finden sollte.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Eine süße Geschichte, die den Kleinen Vertrauen, Liebe und Geborgenheit vermittelt

Kaspar kann das schon!
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Der kleine Kaspar ist ein unternehmungslustiges Kängurukind, das sich für groß und stark hält und am liebsten die Welt erkunden würde. Seine Mama hält ihn aber zurück, denn sie ist der Meinung, dass ihr ...

Der kleine Kaspar ist ein unternehmungslustiges Kängurukind, das sich für groß und stark hält und am liebsten die Welt erkunden würde. Seine Mama hält ihn aber zurück, denn sie ist der Meinung, dass ihr Sohn für vieles noch zu klein ist. Als seine Mutter einen kurzen Moment nicht auf ihn achtet, schleicht er sich heimlich weg, um mit den anderen Tierkindern zu spielen. Er findet sie auf einer Lichtung und verbringt einen lustigen Nachmittag, und als es dunkel wird, betrachtet Kaspar begeistert die Sternbilder am Himmel. Plötzlich merkt er, dass inzwischen alle anderen Tierkinder nach Hause gegangen sind. Er ist völlig allein und weiß nicht mehr, in welche Richtung er gehen soll, um nach Hause zu kommen. In den Bäumen raschelt es unheimlich, und Kaspar hat Angst. Aber als das kleine Känguru in seiner Verzweiflung zu weinen beginnt, ist plötzlich seine Mama da. Sie tröstet ihn und verspricht ihrem Sohn, dass er nun groß genug ist, in den Kindergarten zu gehen. Für Kaspar ist die Welt wieder in Ordnung, denn er weiß sicher, dass er sich auf seine Mama stets verlassen kann und dass sie ihn immer lieb hat.
Mit warmherzigen, kurzen Texten und liebevollen Illustrationen vermittelt dieses Bilderbuch einerseits das Gefühl von Geborgenheit und Urvertrauen, denn die Erlebnisse des kleinen Kängurus Kaspar lassen sich eigentlich auf alle Kinder übertragen, denn die meisten Kleinen wollen gerne groß und selbständig sein und überschätzen sich dabei oft selbst. Die Geschichte zeigt, dass sich kleine Kinder auf ihre Mama verlassen können und von ihr auch geliebt werden, wenn sie einmal unartig waren oder etwas angestellt haben.
Daneben erfahren die Kleinen auch etwas über ein fremdes Land, denn die schön gezeichneten Bilder zeigen nicht nur Kängurus, sondern auch andere Tiere Australiens.
Ich finde dieses Bilderbuch insgesamt sehr gelungen, nur zwei kleine Kritikpunkte habe ich dazu. Zum einen stimmen die Größenverhältnisse auf einem Bild nicht ganz, wo Kaspar vor seiner Mutter steht und ich beim Betrachten Zweifel habe, wie so ein großes Kängurukind noch in den Beutel der Mutter passen soll. Außerdem hätte ich mir gewünscht, dass Text und Bild auch in kleinen Details aufeinander abgestimmt sind. Als Kaspar die Sterne betrachtet, erkennt er am Himmel ein Sternbild, das aussieht wie eine Honigbiene und ein anderes sieht aus wie ein Känguru. Das Känguru ist auch am Himmel zu erkennen, die Honigbiene jedoch nicht. Ich höre an dieser Stelle schon meine kleine Nichte fragen, wo denn die Biene steckt. Kinder sehen erfahrungsgemäß immer sehr genau hin.
Das Bilderbuch wird für Kinder ab vier Jahren empfohlen, vermutlich, weil erst Vierjährige erfassen können, dass die Geschichte in einem anderen Land spielt, aber ich denke, an den liebevollen Bildern in naturgetreuen Farben und an der süßen Geschichte werden auch Dreijährige bereits ihre Freude haben und die Botschaft, die dieses Buch vermittelt, verstehen können.
Alles in allem kann ich dieses schöne Büchlein wirklich empfehlen.