Unglaublich, aber leider sehr wahr...
Bitter TruthDer Aufruf zu einer besonderen Leserunde unter dem Motto „Kritisiere mein Buch“ der Autorin Lima Strysa hat mich neugierig werden lassen und natürlich dieses sagenhafte Buchcover. Wer die Geschichten der ...
Der Aufruf zu einer besonderen Leserunde unter dem Motto „Kritisiere mein Buch“ der Autorin Lima Strysa hat mich neugierig werden lassen und natürlich dieses sagenhafte Buchcover. Wer die Geschichten der Autorin bereits kennt, weiß auf was er sich einlassen muss und es ist gewiss nie etwas für zart besaitete Leser, denn man wird bewusst gefordert auf allen Ebenen.
Und lasst euch auch nicht in die Ihre führen, es geht hier nicht um eine dunkle romantische Story, nein, es ist im Genre Noir Contemporary angesiedelt und es ist nur das erste Buch von insgesamt 4, die diese unglaubliche Geschichte zu Tage bringt. Lasst euch drauf ein, auch wenn es bizarr klingen mag, versucht einfach zu verstehen und weicht von eurem bisherigen Denken ab.
Die Autorin hat eins ganz bewusst geschafft. Einen wachzurütteln, die Augen zu öffnen, Gefühle zu erwecken und dich fesselnd gebannt dabei zu halten. Es passiert soviel in jedem einzelnen Kapitel und in der Leserunde hat es uns sehr geholfen, uns einfach über das Geschehene auszutauschen. Ich mag Bücher sehr, die deinen Horizont erweitern, nicht nur die rosarote Dunstwolke zeigen, sondern auch das, was sich hinter den verschlossenen Türen verbirgt. Es ist sehr überraschend, fesselnd, gleichzeitig auch verwirrend, zerstörend und schwer zu fassen. Es geht ganz klar um häusliche Gewalt und das in seiner übelsten Art. Wie man systematisch einen Menschen zerstört, ihm alles nimmt, seine krankhafte Liebe an einem ausübt und einem die Schuld tief einpflanzt.
Bevor es sogleich schonungslos in die Story startet, findet man zu Beginn noch eine kleine Statistik über gemeldete und erfasste Daten. Ihr wisst die Dunkelziffer liegt viel viel höher, denn nur wer Anzeige erstattet, wird auch wirklich gezählt.
Wichtig ist es hier, dass man bereit ist, sich auf das was man erfährt einzulassen und auf sich wirken lässt. Egal wie man selbst in einigen Situationen reagieren würde oder eben nicht, spielt keine Rolle. Man muss auch nicht alles verstehen. Über einen kurzen Zeitraum, jedoch rückblickend auf die letzten 2 Jahre, erfährt man teilweise, wie es zu allem gekommen ist und die Reise ist noch lange nicht zu Ende erzählt. Es folgen immer wieder Sequenzen aus der Vergangenheit und diese sind für das Verständnis sehr wichtig. Stellt euch auf eine grenzenlose Demütigung und Benutzung eines Menschen ein. Wie viel bist du bereit zu ertragen und wie weit bist du bereit zu gehen, um aus den ganzen Dunklen wieder an Licht zu kommen. Mich hat diese Story emotional sehr ergriffen. Zwischen Unglaube ,Fassungslosigkeit, Erschütterung, abgrundtiefen Hass, Hoffnung und das Gefühl jemanden schütteln zu wollen, war alles mit dabei, selbst die Augen blieben nicht trocken. Denn es tut dir selbst innerlich weh und man möchte nicht verstehen, wie man auf der einen Art jemanden so erniedrigen kann und auf der anderen Seiten so blind vor Liebe sein kann.
Sandra Hoffmann (25), ist eine junge Frau mit einer Tochter an ihrer Seite. Als man sie aus der Vergangenheit kennenlernt, gefiel sie mir viel besser. Sie war etwas durchgeknallt, lebhaft, bunt, keck und gierte nach mehr. Einfach quirlig und einfach lebendig. Doch sie ist auch sehr naiv, gutgläubig und durch und durch von der rosaroten Brille getrübt. Sie möchte die perfekte Frau in den Augen ihres Freundes sein, aber auch so lässt sie sich von einer falsches Welt blenden. Es dauert lange, bis sie den Blick aus dem grauen Schleier überhaupt wagt. Ihre eigene Wahrnehmung ist sehr verzerrt.
Jewgenij, ist ein Mann, der ganz genau weiß was er will, wie er sein Umfeld manipulieren kann und wie er mit seiner Macht umzugehen hat. Er hat zwei Gesichter oder durchaus auch noch mehr. Er ist der wahrhafte Teufel in Person und es ist schwer zu glauben, dass er auch anders sein kann oder doch nur alles zu seinem perfiden Schauspiel gehört. Dominanz, Gewalt, Kontrolle, Beherrschung, Perfektionismus, zeichnen sein Alltag.
Der Schreibstil ist einfach fesselnd, sehr angenehm und sehr direkt. Dazwischen gibt es jedoch eine unausgesprochene Poesie und die Macht Wörter gezielt und treffend einzusetzen. Wer hier gefühlvolle Momente sucht, findet eher wenige, es ist jedoch erschreckend faszinierend und auch unheimlich emotional traurig. Die einzelnen Kapitel haben unterschiedliche Leselängen, jedoch gleiten die Seiten durch ihre Dramatik nur so dahin.
Die Handlung wird in direkten Ich-Perspektive aus der alleinigen Sicht von Sandra wiedergegeben.
Das Cover ist unglaublich aussagekräftig und könnte es besser nicht treffen, erklärt wird es beim Lesen. Auch im inneren findet man eine unheimlich verschleierte Präsentation, so dass alles in einem wie aufs I-Tüpfelchen zusammenpasst.
„Weil ich mich nicht vor dem Bösen fürchte, sondern vor dem Guten.“
Mein Fazit: Eine Geschichte, die dich mitten ins Herz trifft und zwar nicht von seiner schönen Seite. Es wird dich so schnell nicht mehr loslassen und gewiss ist danach dein Blickwinkel etwas anders. Hinter die Fassade zu schauen tut dir nicht weh und kann sogar demjenigen in der aussichtslosen Lage retten. Ich bin sehr gespannt, was uns in der Fortsetzung erwarten wird. Ein absolutes Wow, nicht die Augen davor zu verschließen und es so aufs Papier zu bringen, denn leider passiert das öfter als du glauben magst.