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Veröffentlicht am 10.06.2025

Warum mich „Die Let-Them-Theorie“ nicht überzeugt hat

Die LET THEM Theorie
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Ich bin mit sehr hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen – vielleicht zu hoch. Denn leider blieb „Die Let-Them-Theorie“ für mich nicht nur weit hinter diesen Erwartungen zurück, sondern entwickelte ...

Ich bin mit sehr hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen – vielleicht zu hoch. Denn leider blieb „Die Let-Them-Theorie“ für mich nicht nur weit hinter diesen Erwartungen zurück, sondern entwickelte sich von Kapitel zu Kapitel mehr zu einer herben Enttäuschung.


Stil und Tonfall – sehr amerikanisch geprägt, zu laut

Bereits der Einstieg ließ mich skeptisch zurück: Der stark amerikanisch geprägte Stil – mit einer Mischung aus übertriebener Positivität, vereinfachten Lebensweisheiten und einem „Vom Tellerwäscher zum Millionär“-Tonfall – wirkte auf mich wenig authentisch. Die Autorin greift durchgehend auf Superlative und absolute Aussagen zurück („Mach X und dein Leben wird Y“), was bei mir mehr Augenrollen als Aha-Momente hervorrief. Besonders die vertrauliche Leseransprache („Als deine Freundin...“) empfand ich als unangemessen und aufgesetzt.


Inhaltlich: Wiederholungen, Vereinfachungen und fragwürdige Ratschläge

Mel Robbins setzt stark auf Wiederholungen und persönliche Anekdoten – viele davon wirken übergriffig und unnötig privat. Ihre Familie, insbesondere die Kinder, werden sehr offen thematisiert, was ich als Mutter kritisch und unangemessen finde. Zudem begegnet einem eine Vielzahl an Lebensratschlägen, die oft weder neu noch besonders hilfreich sind – und teilweise in eine Richtung gehen, die ich fast schon problematisch finde.

Ein Beispiel: Das Modell „5-4-3-2-1 – Zwing dich einfach“ mag für manche motivierend sein, bei mir löst es eher Unbehagen aus. Wer sich monatelang zu allem zwingen muss, braucht wahrscheinlich keine Selbsthilfeformel, sondern professionelle Unterstützung.


Zwischen Lichtblicken und Widersprüchen

Es gab durchaus einzelne Passagen, die ich als wertvoll empfand – etwa die Analogie mit dem Kartenspiel in Kapitel 9 oder den Impuls, Wut produktiv umzudeuten in Kapitel 10. Doch diese Lichtblicke konnten das Gesamtbild nicht retten. Viel zu oft wurden Konzepte wie „Let them“ als universelle Heilsbringer verkauft, ohne Raum für Differenzierung oder kritische Reflexion.

Besonders frustrierend waren die sich widersprechenden Aussagen. Mal soll man Menschen „einfach lassen“, dann wieder subtil beeinflussen. Kapitel 15 trieb diese Widersprüchlichkeit auf die Spitze: Von echter Akzeptanz konnte dort keine Rede mehr sein – das war für mich blanke Manipulation, getarnt als Lebenshilfe.


Fazit: Ein großer Marketing-Gag mit wenig Substanz

Wäre ich nicht Teil einer Leserunde gewesen, hätte ich das Buch nicht beendet. Die Essenz der Let-Them-Theorie hätte man in einem kurzen Artikel oder einem 50-seitigen Booklet kompakt zusammenfassen können – ohne Substanzverlust. Stattdessen zieht sich das Buch auf über 300 Seiten, verliert sich in Wiederholungen, persönlicher Selbstvermarktung und überzeichneten Beispielen.

Das Werk ist für mich leider nichts weiter als eine clever inszenierte Marketingkampagne um eine altbekannte Idee, verpackt in einem schicken neuen Gewand. Lebensverändernd? Kein bisschen. Eher ein Paradebeispiel für den Unterschied zwischen lauter Selbstdarstellung und echtem, hilfreichem Inhalt.

Meine Empfehlung: Wer sich wirklich mit persönlicher Entwicklung und dem Umgang mit zwischenmenschlichen Herausforderungen auseinandersetzen möchte, findet in wissenschaftlich fundierten Werken wie Immunity to Change von Kegan & Lahey wesentlich mehr Substanz – und weniger heiße Luft.

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Veröffentlicht am 29.05.2025

Erfrischender Ratgeber für einen kühlen Kopf und kluge Konter in schwierigen Situationen

50 Sätze, die das Leben leichter machen
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Karin Kuschik liefert mit "50 Sätze, die das Leben leichter machen" einen kurzweiligen, erfrischenden Ratgeber, der selbst in den unmöglichsten Situationen das Wesentliche hervorhebt: Es liegt es an uns, ...

Karin Kuschik liefert mit "50 Sätze, die das Leben leichter machen" einen kurzweiligen, erfrischenden Ratgeber, der selbst in den unmöglichsten Situationen das Wesentliche hervorhebt: Es liegt es an uns, wie wir in Situationen, auf Menschen, auf Provokation reagieren. Wie sich andere verhalten, mag außerhalb unseres Einflusses sein, aber ob wir uns aufregen oder gelassen reagieren und damit Herr:in der Situation sind / bleiben / werden, das haben wir (mit etwas Übung) sehr wohl in der Hand. - Eine tolle Erkenntnis, die mir bis dato immer mal wieder abhanden gekommen war.

Ich habe das Buch ganz gemütlich über mehrere Monate hinweg gelesen, immer mal wieder ein oder mehrere Kapitel. Dank des durchdachten Aufbaus überhaupt kein Problem und gerne empfehle ich an dieser Stelle auch den Rat der Autorin, das Buch nicht klassisch von vorn nach hinten, sondern nach Bedarf und persönlicher Neugierde zu lesen.

Auch wenn ich nicht alle 50 Sätze uneingeschränkt gut fand, haben mich doch alle zum Nachdenken angeregt.

Der Schreibstil ist so locker, leicht und einladend, dass selbst die konfliktgeladenste Situation im Traum meisterbar erscheint, ist nur Karin Kuschiks tolles Repertoire zur Hand. Das Storytelling funktioniert ganz wunderbar und nur an einer Stelle habe ich kurz gezuckt, als nämlich in Frage gestellt wurde, warum sich Menschen den Job des Mediators / der Mediatorin antun und sich damit ganz bewusst zwischen zwei Konfliktparteien stellen. Das hätte ich mir in der Tat etwas wertfreier und reflektierter gewünscht, es aber nichtsdestotrotz als persönliche Meinung und damit vollkommen legitim verbucht.

Fazit: Ein kurzweiliges, sehr hilfreiches Buch, das in zahlreichen Situationen im Alltag seine Wirkung entfalten kann - daher eine klare Empfehlung!

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Veröffentlicht am 16.05.2025

Wenig überzeugender Thriller mit sehr eigenwilligen Charakteren

The Florist
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Amy ist mit Leib und Seele Floristin und ihr Geschäft Darling Blossoms ihr wichtigster Lebensinhalt. Eines Tages tritt die vermögende Familie Elliott in Amys Leben und sie bemerkt, dass ihr die sonst wenig ...

Amy ist mit Leib und Seele Floristin und ihr Geschäft Darling Blossoms ihr wichtigster Lebensinhalt. Eines Tages tritt die vermögende Familie Elliott in Amys Leben und sie bemerkt, dass ihr die sonst wenig wichtigen Sozialkontakte und das Prestige, das die Elliotts umgibt, doch mehr geben als sie dachte. Wie weit wird Amy gehen, um näher an die Elliotts heranzukommen? Welches Geheimnis umgibt Amy, die so zurückgezogen lebt, wenn es nicht gerade um ihren Job geht?

Nach einigem Abwägen hatten mich der Klappentext sowie das sehr ansprechende Cover doch überzeugt und ich begann, "The Florist" von C. L. Pattison zu lesen. Leider kommt die Geschichte nur sehr zäh in Schwung. Es wird zwar zu Beginn angeteasert, dass Amy ein Geheimnis hütet, von dem niemand wissen soll, die Spannung und Neugierde, die sich dadurch für mich aufgebaut haben, hielten sich aber in Grenzen.

Das Buch nimmt seinen Fortgang, es geschehen einige merkwürdige Dinge und Amy verhält sich immer wieder komisch. Blumen, welche ich oftmals anhand der Namen gar nicht zuordnen und mir vorstellen konnte, werden immer wieder in die Handlung eingewoben. Klar, Bilder zu den Blumen können leicht nachgeschaut werden, aber der Lesefluss wäre damit dahin gewesen.

Am Rande tauchen weitere Figuren auf, die für Amy eine Rolle spielen, aber keine davon wirkt überzeugend, leider auch Amy nicht. Amy zeichnet sich durch eine sehr eigene Persönlichkeit, die mit Stalker-Tendenzen versehen wurde, aus. Leider auch nicht unbedingt etwas, das die Hauptfigur sympathischer werden lässt.

Im letzten Viertel des Buches fanden dann derartig unglaubwürdige Dialoge statt, dass es für mich nicht mehr zu retten war. Zwar nimmt die Story noch eine wenig vorhersehbare Wendung, aber auch hier sind in einem Maße unglaubwürdige Situationen und Charaktere gezeichnet, dass ich nur noch enttäuscht zu Ende gelesen habe und hoffe, dass das nächste Buch besser gefällt.

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Veröffentlicht am 05.05.2025

Vielversprechender Einstieg, leider wenig überzeugende Umsetzung in Gänze

Die Buchreisenden - Ein Weg aus Tinte und Magie
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In einer mysteriösen, unscheinbaren Buchhandlung arbeitet ein junger Mann namens Adam als Erzähler. Doch er ist kein normaler Erzähler. Adam, wie auch seine ausnahmslos männlichen Kollegen bei Libronautic ...

In einer mysteriösen, unscheinbaren Buchhandlung arbeitet ein junger Mann namens Adam als Erzähler. Doch er ist kein normaler Erzähler. Adam, wie auch seine ausnahmslos männlichen Kollegen bei Libronautic Inc. verfügen über die besondere Gabe, Risse in den Raum zwischen Realität und Fiktion zu lesen, der es den betuchten Kund:innen der Buchhandlung ermöglicht, mitten in ihre liebsten Geschichten einzutauchen und so ein Teil davon zu werden. Doch die Idylle trügt und nach zwei merkwürdigen Vorkommnissen, die im Beisein von Adam geschahen, beginnt die vermeintlich heile Welt um Libronautic zu bröckeln. Es entspinnt sich ein Konstrukt um Lügen und Intrigen, von dem Adam offenbar nichts wusste, in welchem er jedoch eine zentrale Rolle spielt.

Die Idee zum Buch hat mich sofort neugierig gemacht, die Leseprobe über die ersten rund 40 Seiten hatte Sogwirkung. In eingängiger, ansprechender und lebhafter Sprache nimmt Akram El-Bahay seine Leser:innen mit auf eine temporeiche Reise durch wahre und fiktive Welten, durch große und teils auch eher unbekannte Werke der Literatur. Dabei weben die Hauptcharaktere sich ein in ein komplexes Geflecht aus Intrigen, Verbrechen und großen Gefühlen, die in den klassischen Geschichten – abseits des Haupthandlungsstranges – ihren Platz finden.

Leider verlieren mit Fortgang des Buches insbesondere die beiden Hauptcharaktere zunehmend an Profil, bis hin zu Verhaltensweisen oder Aussagen, die nicht sinnvoll mit der bisherigen Darstellung der Protagonisten in Einklang zu bringen sind. Auch die Storyline leidet unter zu viel Tempo und Spannung, die zu erzeugen versucht wurde; Charaktere reagieren in sehr emotionalen Situationen äußert knapp oder gar befremdlich, wenig authentisch.

ACHTUNG, ab hier Spoiler mit Blick auf das Ende des Buches!!! Es kommt zu einem dramatischen Kampf in einer der maßgeblichen Geschichten in der Geschichte, welcher für mich nach wie vor eindeutig den Haupthandlungsstrang berührt, diesen beeinflusst und so überhaupt nicht möglich sein sollte. In zwei Drittel des Romans wurde mehrfach und deutlich darauf hingewiesen, dass Eingriffe, die dem Haupthandlungsstrang oder den Hauptcharakteren zu nahe kommen oder den Haupthandlungsstrang gar verändern, die Erzählung zum Kollabieren bringen und die Besucher sehr wahrscheinlich den Tod finden. – Die Geschichte von „Die Buchreisenden“ ging nur dieser eigenen Regel ungeachtet ungerührt weiter. Mag sein, dass das Absicht war, weil besagte Geschichte irgendwie besonders ist und für diese andere Regeln gelten; der Autor selbst schrieb, dass der Zeitpunkt, zu dem der Kontakt stattfindet, außerhalb des Haupthandlungsstrangs liege. Das konnte mich aber nicht restlos überzeugen. Leider fügt sich diese Unstimmigkeit zudem mit noch weiteren in eine kleine Serie von Irritationen, die mich persönlich gestört haben.

Zum Ende: Für mich endet dieses Buch mitten in der Handlung, es werden in nur sehr geringem Umfang offene Fragen zum Abschluss gebracht. Dass der zweite Teil erst im Herbst erscheint und damit viele Leser:innen in der Luft hängen – auch solche, die gerne unbedingt erfahren möchten, wie sich die Geschichte auflöst – finde ich zudem sehr unglücklich.

Fazit: Die Idee klang toll, die Umsetzung startete vielsprechend, aber das Buch war für mich nicht imstande, zu halten, was es versprach, und ist daher eher enttäuschend. Nach den Irritationen und Ungereimtheiten im letzten Drittel sowie der (für mich) zu langen Wartezeit bis zur Veröffentlichung des zweiten und letzten Teils der Dilogie, werde ich die Geschichte sehr wahrscheinlich nicht zu Ende lesen, d. h. Band zwei gar nicht erst beginnen. Ein dicker Band, der die Teile eins und zwei bündelt, hätte mir womöglich mehr zugesagt.

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Veröffentlicht am 15.04.2025

Kraftvoll, wild, urwüchsig – Wild wuchern von Katharina Köller

Wild wuchern
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Marie ist ein hübsch anzusehendes Stadtgewächs aus Wien, das sich in großer Not zu ihrer eremitisch lebenden Cousine Johanna flüchtet. Beide Frauen verbinden lange verschwiegene Geheimnisse und die große ...

Marie ist ein hübsch anzusehendes Stadtgewächs aus Wien, das sich in großer Not zu ihrer eremitisch lebenden Cousine Johanna flüchtet. Beide Frauen verbinden lange verschwiegene Geheimnisse und die große Frage, ob sie wirklich sein dürfen, wer sie im tiefsten Inneren sind.

Katharina Köller schreibt in wunderbar authentischer Sprache aus der Perspektive von Marie, die sich mit blutender Platzwunde an einen sicheren Ort flüchtet. Ausgerechnet die Alm der Großeltern, mit der sie ein dunkles Geheimnis verbindet, und die heute von ihrer gänzlich zurückgezogen lebenden und schon immer irgendwie sonderbaren Cousine Johanna bewohnt wird.

Eingerahmt in die Naturgewalt und Schönheit der Tiroler Berge erleben die beiden Frauen Momente im Hier und Jetzt. Um die Gegenwart und auch ihre persönliche Verschiedenheit in ihrer ganzen Tragweite zu begreifen, schweifen sie in Sequenzen immer wieder in ihre Vergangenheit und jeweils eigenen Geschichten ab.

„Wild wuchern“ geht mit klugem Sachverstand und einfachen Worten großen Fragen auf den Grund. Unterlegt mit wohldosiert eingesetzter, kraftvoller Bildsprache dürfen Leser:innen die beiden Protagonistinnen dabei begleiten, herauszufinden, wer hier „richtig“ und „falsch“ ist, wer Schuld trägt und was Schuld denn überhaupt ist.

Ein kraftvolles, wundervolles Plädoyer für Individualität, Emanzipation und Toleranz, eingebettet in eine atemberaubende Kulisse.

Dieses Buch ist auch ganz ohne große Action und wortreich ausformulierte Dramen eine klare Leseempfehlung und geht unter die Haut!

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