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Veröffentlicht am 04.12.2022

Schöner kleiner Roman über die Liebe zur Literatur

Die Katze, die von Büchern träumte
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Der Schüler Rintarō lebt bei seinem Großvater, der einen kleinen Buchladen führt. Eines Tages verstirbt dieser ganz plötzlich und Rintarō bleibt allein zurück. Eine Tante, die er noch nie gesehen hat, ...

Der Schüler Rintarō lebt bei seinem Großvater, der einen kleinen Buchladen führt. Eines Tages verstirbt dieser ganz plötzlich und Rintarō bleibt allein zurück. Eine Tante, die er noch nie gesehen hat, reist an, um sich um ihn zu kümmern und anstatt weiter zur Schule zu gehen, zieht er sich immer mehr in den Buchladen zurück. Die einzige Konstante in seinem Leben ist Klassensprecherin Sayo, die ihm täglich die Aufgaben bringt – bis plötzlich ein sprechender Kater vor ihm steht und ihn bittet, die Bücher zu retten.

„Die Katze, die von Büchern träumte“ ist der erste, ins Deutsche übersetzte Roman des Schriftstellers und Arztes Sosuke Natsukawa. Vermittelt wird die Handlung von einem allwissenden Erzähler in der dritten Person und der Vergangenheitsform. Die meiste Zeit bleibt dieser bei Protagonist Rintarō, verlässt diesen aber auch kurz, wenn die Geschichte es erfordert. Der Aufbau hat dabei etwas Märchenhaftes, weil der Schüler mehrere Prüfungen bestehen muss, erinnert aber auch stark an die Filme von Hayao Miyazaki. Unterstützt wird dies noch durch die wunderschöne Gestaltung des Vorsatzes und der Kapitelanfänge.

Vordergründig geht es hier sicherlich um die Liebe zu Büchern. Rintarō hat diese von klein auf von seinem Großvater gelernt und auch nach dessen Tod klingen seine Worte in ihm noch nach. Sie helfen ihm, die Aufgaben zum Schutz der Bücher zu bewältigen und dabei die unterschiedlichsten Gegner zu schlagen. „Die Katze, die von Büchern träumte“ ist aber auch eine Geschichte über Trauer. Rintarō will nicht mehr zur Schule gehen, er hat sein normales, vertrautes Umfeld verloren und zu allem Überfluss will seine Tante ihn auch noch mit zu sich nehmen. Klassenkameradin Sayo hilft ihm, sich seinen Gefühlen zu stellen und herauszufinden, was er sich eigentlich für die Zukunft wünscht.

Fazit: Ein zauberhafter kleiner Roman über die Liebe zur Literatur, dem es leider nicht ganz gelingt, eine Beziehung zu den handelnden Personen herzustellen. Auch die Prüfungen bleiben etwas abstrakt und erscheinen konstruiert – dennoch eine schöne Lektüre für die Vorweihnachtszeit.Der Schüler Rintarō lebt bei seinem Großvater, der einen kleinen Buchladen führt. Eines Tages verstirbt dieser ganz plötzlich und Rintarō bleibt allein zurück. Eine Tante, die er noch nie gesehen hat, reist an, um sich um ihn zu kümmern und anstatt weiter zur Schule zu gehen, zieht er sich immer mehr in den Buchladen zurück. Die einzige Konstante in seinem Leben ist Klassensprecherin Sayo, die ihm täglich die Aufgaben bringt – bis plötzlich ein sprechender Kater vor ihm steht und ihn bittet, die Bücher zu retten.

„Die Katze, die von Büchern träumte“ ist der erste, ins Deutsche übersetzte Roman des Schriftstellers und Arztes Sosuke Natsukawa. Vermittelt wird die Handlung von einem allwissenden Erzähler in der dritten Person und der Vergangenheitsform. Die meiste Zeit bleibt dieser bei Protagonist Rintarō, verlässt diesen aber auch kurz, wenn die Geschichte es erfordert. Der Aufbau hat dabei etwas Märchenhaftes, weil der Schüler mehrere Prüfungen bestehen muss, erinnert aber auch stark an die Filme von Hayao Miyazaki. Unterstützt wird dies noch durch die wunderschöne Gestaltung des Vorsatzes und der Kapitelanfänge.

Vordergründig geht es hier sicherlich um die Liebe zu Büchern. Rintarō hat diese von klein auf von seinem Großvater gelernt und auch nach dessen Tod klingen seine Worte in ihm noch nach. Sie helfen ihm, die Aufgaben zum Schutz der Bücher zu bewältigen und dabei die unterschiedlichsten Gegner zu schlagen. „Die Katze, die von Büchern träumte“ ist aber auch eine Geschichte über Trauer. Rintarō will nicht mehr zur Schule gehen, er hat sein normales, vertrautes Umfeld verloren und zu allem Überfluss will seine Tante ihn auch noch mit zu sich nehmen. Klassenkameradin Sayo hilft ihm, sich seinen Gefühlen zu stellen und herauszufinden, was er sich eigentlich für die Zukunft wünscht.

Fazit: Ein zauberhafter kleiner Roman über die Liebe zur Literatur, dem es leider nicht ganz gelingt, eine Beziehung zu den handelnden Personen herzustellen. Auch die Prüfungen bleiben etwas abstrakt und erscheinen konstruiert – dennoch eine schöne Lektüre für die Vorweihnachtszeit.

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Veröffentlicht am 23.11.2022

Mehr Cozy als Crime

Die Krimi-Ladys von Dedley End
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Die 26-jährige Nancy Hunter lebt im beschaulichen Dedley End in den Cotswolds und führt dort gemeinsam mit ihrer Großmutter einen kleinen Krimi-Buchladen. Die beiden Frauen sind die letzten Familienmitglieder: ...

Die 26-jährige Nancy Hunter lebt im beschaulichen Dedley End in den Cotswolds und führt dort gemeinsam mit ihrer Großmutter einen kleinen Krimi-Buchladen. Die beiden Frauen sind die letzten Familienmitglieder: Jane ist schon lange verwitwet, Nancys Mutter verließ sehr früh Mann und Kind und der Vater starb bei einem mysteriösen Autounfall. Dennoch lieben Nancy und Jane das Leben in ihrem kleinen Dorf. Das wird jedoch tüchtig durcheinandergewirbelt, als alle Bewohner zu einer Verlobungsfeier ins Herrenhaus der Roths eingeladen werden, die den Kontakt zur „normalen“ Bevölkerung lange gemieden haben. Dann geschieht währenddessen auch noch ein Mord und Nancy und Jane stürzen sich gemeinsam mit Nancys bestem Freund, dem Journalisten Jonathan, in ihre eigenen Ermittlungen.

„Die Krimi-Ladys von Dedley End“ ist der Auftakt zu einer mehrbändigen Reihe rund um Nancy Hunter und ihrem Buchladen. Die Handlung wird aus ihrer Perspektive, in der dritten Person und der Vergangenheitsform erzählt. Dabei erhalten wir immer auch einen Einblick ins die Gedanken und Gefühle der Protagonistin, was den Zugang zu ihr erleichtert. Überhaupt sind die Figuren aus Nancys engstem Kreis sehr sympathisch. Großmutter Jane ist klug und verschmitzt und erinnert damit an ihre Namensvetterin Miss Marple. Freund Jonathan ist zwar ein Beziehungschaot, hat aber das Herz am rechten Fleck. Freundin Penelope kämpft mit ihrer Situation als Mutter und Ehefrau eines Militärs, dennoch ist sie immer für Nancy da. Nur Ex Richard ist ein ziemliches Ekel.

Die Stärken des Romans liegen definitiv in den Figuren und dem Worldbuilding. Das kleine Dorf in den Cotswolds eignet sich perfekt als Schauplatz eines Cozy Krimis und als Start einer Reihe, bei der das Schicksal der Figuren im Vordergrund steht. Die eigentliche Kriminalhandlung ist nicht unbedingt hochkomplex und für versierte Leser auch recht schnell zu entschlüsseln. Positiv war für mich jedoch, dass die Laien hier auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten bleiben und nicht – wie es oft üblich ist – zu wahren Geheimagenten mutieren.

Fazit: Gute Unterhaltung passend zur Vorweihnachtszeit

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Veröffentlicht am 10.11.2022

Tolle Sammlung!

Prosaische Passionen
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Jahrhundertelang spielte Literatur von Frauen nur eine untergeordnete Rolle. Autorinnen wurden bewusst unsichtbar gemacht; stattdessen wurde darauf verwiesen, dass es in einer bestimmten Epoche eben keine ...

Jahrhundertelang spielte Literatur von Frauen nur eine untergeordnete Rolle. Autorinnen wurden bewusst unsichtbar gemacht; stattdessen wurde darauf verwiesen, dass es in einer bestimmten Epoche eben keine oder nur wenige bedeutende schreibenden Frauen gegeben habe. Mit der vorliegenden Ausgabe rückt der Manesse Verlag Schriftstellerinnen der Moderne nun ins rechte Licht. Herausgegeben von Sandra Kegel ist so eine bemerkenswerte Anthologie entstanden, die weibliches Schreiben aus mehr als 50 Ländern gebührend würdigt.

Der Fokus der – übrigens auch wunderschön anzusehenden – Ausgabe liegt auf Kurzprosa. Konkret wurden Autorinnen der Geburtenjahrgänge 1850 bis 1921 ausgewählt; mit Ausnahme der 1844 geborenen Sofja Tolstaja, die den Anfang macht. Die ingesamt 101 Short Stories umfassende Sammlung endet mit der 1921 geborenen Eileen Chang und enthält viele große, bekannte Namen: Selma Lagerlöf, Charlotte Perkins Gilman, Else Lasker-Schüler, Virginia Wolf, Agatha Christie, Simone de Beauvoir, Tove Ditlevsen – um nur einige zu nennen. Übersetzt wurde dabei aus 25 Sprachen, teilweise zum ersten Mal oder komplett neu.

Ob es ein typisch weibliches Schreiben gibt, ist bereits vielfach diskutiert worden. Deutlich wird in dieser Anthologie aber, dass Frauen durchaus andere Themen umtreiben als Männer. So beschäftigen sich die Texte oft mit der zwanghaften, einengenden Struktur der Ehe und dem Wunsch nach Unabhängigkeit. Darüber hinaus sind die ungerechte, stereotype Verteilung von Aufgaben (Männer im Beruf, in der Außenwelt, Frauen im Haushalt, in der Innenwelt) ebenso Motiv, wie sexuelle Selbstbestimmung oder Mutterschaft. Interessant ist hierzu auch das Nachwort der Herausgeberin.

Eine Sammlung wie diese erfordert immer eine gewisse Auswahl, welche in „Prosaische Passionen“ jedoch sehr gut gelungen ist – sei es, was Inhalt oder Struktur der Texte oder den Kulturkreis der Autorinnen betrifft. Meine einzige, winzige Kritik ist, dass oftmals Auszüge aus Romanen verwendet werden, wodurch der Kontext fehlt. Umso größer die Motivation, die Sammlung als Startpunkt für weitere Lektüre zu verwenden.

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Veröffentlicht am 05.11.2022

Schöne Gestaltung, seltsame Auswahl

In 80 Büchern um die Welt
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Reisen und ferne Länder gehören zu den größten Sehnsüchten der Menschheit. Und wenn das Geld nicht reicht oder andere Gründe das Reisen unmöglich machen, dann können uns zumindest Bücher in die Ferne entführen. ...

Reisen und ferne Länder gehören zu den größten Sehnsüchten der Menschheit. Und wenn das Geld nicht reicht oder andere Gründe das Reisen unmöglich machen, dann können uns zumindest Bücher in die Ferne entführen. Sei es eine Pilgerreise, eine Schifffahrt, die Flucht vor Unterdrückung oder ein Roadtrip – alles ist möglich.

Das vorliegende Buch bietet genau, was der Titel verspricht. „In 80 Büchern um die Welt“ und legt in der Einleitung werden noch Regeln fest: nur literarische Werke, keine Sachbücher und nur reale Orte. Die Sammlung beginnt chronologisch mit dem ältesten Werk (Homers „Odyssee) und endet mit einem Roman aus dem Jahr 2021. Dabei ist das Buch in vier Kapitel eingeteilt: Expeditionen und Reisen (bis 1897), Zeitalter des Reisens (bis 1953), Postmoderne neue Wege (bis 1999) und Reisen in der Gegenwart (bis 2021); wobei Kapitel vier die meisten Werke umfasst.

Das Buch ist wirklich ansprechend gestaltet. Zum einen gefällt mir das recht handliche Format, zum anderen ist jede Buchvorstellung mit einem Foto der Originalausgabe, weiteren Bildern, Skizzen oder Karten und am Rand mit zusätzlichen Hinweisen zu Autorin oder Entstehungsgeschichte versehen. Die Qualität der Texte ist dabei durchaus unterschiedlich, was bei den mehr als 50 Autorinnen, die mitgewirkt haben, nicht weiter verwunderlich ist. Einige Texte sind staubtrocken oder verraten zentrale Elemente der jeweiligen Geschichte, andere hingegen sind sehr ansprechend und machen Lust auf die Lektüre.

Bei der Auswahl lässt sich ein klarer Fokus auf englischsprachige Literatur und speziell auf Nordamerika feststellen. Wir finden also eine Vielzahl von Roadtrips durch die USA, Geschichten über die Sklaverei und Romane, die in der Prärie spielen. Natürlich kann ein solches Buch nur subjektiv sein, aber hier hätte ich mir mehr Werke aus anderen Ländern gewünscht, auch Frauen sind (angeblich aus historischen Gründen) sehr unterrepräsentiert, ebenso deutschsprachige Romane. Das letzte Kapitel hingegen macht vieles richtig und präsentiert eine wunderbare Diversität, was Autor*innen, Herkunfts- und bereiste Länder angeht.

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Veröffentlicht am 28.10.2022

Interessanter Roman, aber etwas fehlt

Frau mit Messer
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Hornclaw ist 65 Jahre alt und arbeitet schon ihr ganzes Leben als Auftragsmörderin – oder wie sie es nennen würde: in der „Schädlingsbekämpfung“. Doch langsam, aber sicher lassen sie nicht nur ihr Körper ...

Hornclaw ist 65 Jahre alt und arbeitet schon ihr ganzes Leben als Auftragsmörderin – oder wie sie es nennen würde: in der „Schädlingsbekämpfung“. Doch langsam, aber sicher lassen sie nicht nur ihr Körper und ihr Erinnerungsvermögen im Stich. Nein, sie fragt sich auch, ob sie eigentlich noch weiter so leben will und all diese Menschen wirklich den Tod verdient haben. Doch der Rückzug aus dem Gewerbe wird schwerer als gedacht, und noch dazu scheint es ein Kollege auf Hornclaw abgesehen zu haben.

„Frau mit Messer“ ist der erste ins Deutsche übersetzte Roman der koreanischen Autorin Gu Byeong-mo. Die Handlung wird aus der Sicht eines allwissenden Erzählers geschildert, der hauptsächlich die Perspektive der Protagonistin einnimmt, hin und wieder aber auch ihren Widersacher Bullfight begleitet. Die Sprache wechselt dabei regelmäßig von der Vergangenheits- in die Gegenwartsform, wenn bestimmte Szenen noch unmittelbarer und eindrücklicher geschildert werden sollen.

Nach und nach breitet sich Hornclaws Leben von der Kindheit und Jugend bis in ihr heutiges Alter vor uns aus. Von der eigenen Familie verstoßen, findet sie bei ihrem Mentor Ryu ein neues. Der bringt ihr vor allem das Töten bei, beschützt sie aber auch in jeder Situation. Von einer unsicheren 15-Jährigen entwickelt sie sich zur gefürchteten „Patin“. Zuhause hingegen kümmert sie sich liebevoll um ihre Hündin und zweifelt immer mehr an der Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit; vor allem, als ein Arzt ins Kreuzfeuer gerät, der ihr das Leben gerettet hat.

Auch Bullfights Hintergrundgeschichte wird im Laufe der Handlung enthüllt. Es ist aber recht schnell klar, dass sich ihre Wege in der Vergangenheit schon einmal gekreuzt haben müssen. Ab einem gewissen Punkt driftet der Roman dann auch ins Actionreiche ab, was den vorherigen Erzählton etwas zunichte macht. „Frau mit Messer“ ist ein grundsätzlich sehr interessanter Roman über eine Frau, die sich unter Männern behauptet. Irgendetwas fehlt am Ende jedoch, vielleicht der Bezug zu den Charakteren? Immerhin wartet die Autorin am Schluss noch mit einer Überraschung auf.

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