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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.11.2019

Tiefgründig, ausdrucksstark und absolut berührend

Solange wir lieben
1

Meine Meinung
Dieses Buch ist mir bereits einige Male über den Weg gelaufen, ehe ich es überhaupt näher betrachtete. Fragt mich bitte nicht, woran das lag; aber es sprach mich einfach nicht auf den ersten ...

Meine Meinung
Dieses Buch ist mir bereits einige Male über den Weg gelaufen, ehe ich es überhaupt näher betrachtete. Fragt mich bitte nicht, woran das lag; aber es sprach mich einfach nicht auf den ersten Blick an. Als es bei der Lesejury eine Leserunde zu dem Werk gab, widmete ich mich das erste Mal dem Klappentext und es war um mich geschehen: ich MUSSTE es einfach lesen! Ein Glück, hat meine Bewerbung Früchte getragen und ich durfte dabei sein. Vielen Dank an dieser Stelle! Wie es mir letztlich gefiel erzähle ich euch jetzt. Viel Spaß dabei. ♥

Schon während den ersten Seiten wird klar, dass Liv Thomas einen sehr authentischen, lebendigen Schreibstil hat und diesen auch gekonnt zu Papier bringt. Ihre Art die Geschichte zu erzählen, lädt ein, sich komplett auf das Geschehen ein,- und davon mitreißen zu lassen. Auf emotionaler Ebene zieht die Autorin alle Register und nimmt den Leser mit auf eine wilde Achterbahnfahrt der Gefühle und zeigt immer wieder auf, wie nahe Freude und Leid beieinander liegen. Sie lässt den Leser genau das fühlen, was die Protagonisten fühlen und transportiert diese Emotionen derart intensiv und glaubhaft, dass ich mehrfach gegen das Brennen meiner Augen ankämpfen musste. Die bodenständige, angenehme Sprache sorgt für einen ungemein guten Lesefluss und ein stets klares Bild der Szenen und Kulissen. Ich habe mich von der ersten Silbe an in den Stil verliebt und bin bis zum Ende hin absolut begeistert gewesen von der Intensität der Gefühle. So; und nur so sollte man einen solchen Roman schreiben und erzählen: voller Leidenschaft und Hingabe.
Geschrieben ist übrigens lediglich aus der Sicht unserer Protagonistin, was dem ganzen Buch ungemein gut tat. Wir begleiten sie in jeder Sekunde und haben stets einen Blick darauf, was sie denkt, fühlt und wie sie handelt. Ich hätte mir keine andere Erzählperspektive für dieses Buch vorstellen können und bin einfach froh, dass die Harmonie auch da absolut gegeben war.

Nicht so ganz harmonisch war das Verhältnis zwischen mir und der Protagonistin Julia. Besonders zu Beginn tat ich mir ein wenig schwer, ihre Darstellung und ihr Verhalten in Einklang zu bringen. Sie ist eigentlich eine sehr starke, selbstständige Persönlichkeit, der es schwer fällt, Verantwortung abzugeben. Gleichzeitig aber lässt sie doch recht viel mit sich machen; besonders in Hinsicht auf ihren Freund Konstantin. Da hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle ein wenig mehr Rückgrat und Selbstvertrauen; vielleicht auch Autorität gewünscht. Im Laufe der Zeit besserte sich aber mein Eindruck von ihr und ich gewann zunehmend Bindung zu ihr. Nach der ersten Hälfte konnte ich dann auch bedingungslos mit ihr mitfiebern und sah sie nicht mehr als Buchcharakter, sondern viel mehr als Freundin, von der ich mich gern an die Hand nehmen und durch die Geschichte führen ließ. Allgemein war ihre Entwicklung wirklich bemerkenswert – sie sah die Dinge anders; nahm vieles anders wahr und bekam einen ganz neuen Blick auf das Leben. Das gefiel mir enorm gut und animierte auch mich dazu, mal alles zu überdenken.
Am Ende sind wir definitiv und eindeutig im Guten auseinander gegangen und ich werde sie in bester Erinnerung behalten.
Bis auf Konstantin hatten die Randfiguren einen deutlich besseren Start bei mir und diese Sympathie gegenüber allen wuchs mit jeder gelesenen Seite. Sie alle hatten Ecken und Kanten, Probleme und Vergangenheiten; manche schlimmere als andere, aber sie alle trugen ihr Päckchen mit einer Selbstverständlichkeit, die mich nicht nur überraschte, sondern regelrecht umhaute. Sie alle sind Inspiration, sie zeigten, wie wichtig es ist, nach vorn zu sehen und dass selbst das schlimmste Übel nicht der Auslöser sein muss, um für immer daran zerbrochen zu sein. Glücklich; das waren sie; jeder auf seine Art und Weise und das imponierte mir.
Liv Thomas hat allen Charakteren eine Menge Aufmerksamkeit geschenkt; sie mittels ihrer Art und ihres Stil lebendig werden lassen und sie so detailreich und fein ausgearbeitet, dass es nicht anders geht, als sich ihnen nahe und mit ihnen mitzufühlen. Absolut großartig gelöst und eine tolle Bereicherung für die Handlung!

Liest man erst einmal den Klappentext könnte man vielleicht annehmen, es sei eine Geschichte wie jede zweite da draußen. Dabei ist es völlig gleich, um welche Krankheit es letztlich geht; der Ablauf ist in jedem Buch gleich. Das zumindest war mein erster Gedanke. Doch schnell wird offensichtlich, dass sich die Autorin wirklich mit dem Aufbau und der Abhandlung der einzelnen Elemente beschäftigt hat und beides bis ins kleinste Detail perfektionierte. Alles beginnt noch recht ruhig; ein völlig banaler Alltags-Tag von Julia. Doch schon da steckt mehr dahinter – es baut aufeinander auf und ist man erstmal durch das Buch durch, wird einem vieles klar und man sieht, genau wie die Figuren, aus einem ganz anderen Blickwinkel auf das Geschehen zurück.
Liv Thomas hat sich eingehend mit der Krankheit ALS auseinander gesetzt und wahrscheinlich immense Recherchearbeit geleistet, um die Authensität der Darstellung von einem Betroffenen zu gewährleisten. Niemals zuvor hatte ich mir großartig Gedanken darüber gemacht, doch dank der Geschichte wird man neugierig, beginnt selbst mal damit sich zu informieren und die Zahlen, die einem dabei begegnen, sind erschreckend. Allein in Deutschland erkranken jährlich rund 8000 Menschen neu an ALS, 2000 Menschen sterben jedes Jahr daran. [Falls ihr euch mal genauer informieren möchtet, gibt es » hier « eine sehr informative Seite zu ALS]
Auch Tom zu begleiten ist kein leichtes Unterfangen für den Leser, doch gleichzeitig öffnet es die Augen. Es zeigt auf, wie vergänglich das Leben ist; für wie selbstverständlich wir es halten und wie wir immer mehr und mehr wollen, ohne zu merken, was wir eigentlich schon haben.
Die Botschaft hinter der Geschichte ist nicht nur in Bezug auf die Krankheit wichtig, sondern auch um den Leser darauf aufmerksam zu machen, dass diese Vergänglichkeit tatsächlich da ist; dass es eigentlich jeden Moment vorbei sein könnte und darauf, dass wir einfach auch mal genießen sollten; anstatt uns ständig immer mehr und weiter zu wünschen.

Die Zusammensetzung der einzelnen Elemente, die in dem Buch auftauchen, fand ich größtenteils geglückt. Es gab den ein oder anderen Moment, in dem ich dachte, man hätte es vielleicht anders lösen können; doch im Endeffekt harmonierte die Geschichte auf ganzer Linie. Das erste Zusammentreffen von Tom und Julia nach so vielen Jahren; die Distanz zwischen den Paaren, die hier eine Rolle spielen; der Ausflug nach Florenz. Es passte einfach und ergab im Großen und Ganzen ein Werk, das mitreißen, berühren, nachdenklich machen und schockieren konnte.
Besonders das Ende war für mich, trotz aller Erwartungen, wie ein Schlag in den Magen. Die Tränen flossen, der Kloß saß fest im Hals und das Herz schmerzte. Gleichzeitig fühlte ich aber auch eine innere Ruhe; Geborgenheit und Zufriedenheit. Der Epilog war meines Erachtens nach eine Spur zu viel; da hätte man vielleicht ein bisschen weniger auftragen können – doch im Endeffekt tat das dem Ganzen keinen Abbruch.

Fazit
„Solange wir lieben“ von Liv Thomas ist eine so berührende, tiefgründige und mitreißende Geschichte, die nur durch minimale Kritik einen Hauch ihres grandiosen Glanzes verliert. Die Autorin macht nicht nur aufmerksam auf eine Krankheit, sondern auch darauf, dass das Leben vergänglich ist und wir jeden Moment davon auskosten und nutzen sollten. Mit einem emotionalen, packenden Schreibstil nimmt sie uns mit auf eine Reise, die für immer unvergessen bleibt und die sicher noch Jahre lang in mir nachklingt. Danke für diese Achterbahnfahrt der Gefühle; es war mir eine Freude mit Julia zu lachen und zu weinen, zu grübeln und loszulassen.

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Veröffentlicht am 06.10.2019

Die Überraschung des Jahres

Love me in the Dark – Verbotene Sehnsucht
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In dieser Geschichte treffen wir zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, deren Leben sich auf verschlungenen Wegen verbinden. Die Dynamik aller Figuren war für mich als Leser deutlich spürbar und ...

In dieser Geschichte treffen wir zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, deren Leben sich auf verschlungenen Wegen verbinden. Die Dynamik aller Figuren war für mich als Leser deutlich spürbar und dieses aufkeimen von Emotionen eroberte meine Aufmerksamkeit in Schallgeschwindigkeit und nahm mich gänzlich ein. Allein die Harmonie, die größtenteils herrscht, ist beeindruckend – doch auch die negativen Verbindungen untereinander, der Hass, der einem förmlich entgegenschlägt, ist derart realistisch, dass ich mich oft selbst angefeindet fühlte und den Drang verspürte, mich zu wehren. Trotzdem bin ich jetzt rückblickend froh, dass es mehr positive Dynamik gab, als negative und dass ich mich alles in allem pudelwohl an der Seite, vor allem an der Seite der Protagonisten, fühlen konnte.
Zum einen lernen wir Sebastian kennen, erfahren schon während den Einstiegs sehr viel über seine Vergangenheit und bekommen einen Einblick in sein Innerstes. Seine Handlungen, Gedankengänge und Gefühle wurden durch die drei verschiedenen Perspektiven, in denen das Buch erzählt wird und eine davon Sebastian gehört, sehr ergreifend und realistisch dargestellt und so nochmal tiefergehend und intensiver transportiert. Ich muss sagen, ich hätte mich zwar nach seiner Vergangenheit wohl in eine andere Richtung entwickelt, doch ändert das überhaupt nichts daran, dass ich ihn unfassbar gerne mochte und sein Tun trotzdem problemlos verstand und für authentisch empfand. Schon nach den ersten Seite verlor ich mein Herz ein klein wenig an ihn und verliebte mich dann zunehmend mehr in ihn; und das obwohl er mir optisch gar nicht mal so sehr ansprach. Doch sein Charme, seine Eigenheiten und seine Ausstrahlung überdeckten den oberflächlichen Faktor problemlos. Die beachtliche Entwicklung, die er dann noch an den Tag legte, ohne seine markanten Eigenschaften einzubüßen, rundeten sein Profil für mich ab und machten ihn zur perfekten Besetzung für diese Geschichte.
Valentina, die weibliche Hauptfigur war zwar charakterlich gesehen, das pure Gegenteil von Sebastian, aber nicht minder greifbar. Sie überzeugte vor allem durch ihre Entwicklung, denn während wir zu Beginn noch eine völlig eingeschüchterte, fast leblose Gestalt kennenlernen, befinden wir uns zum Schluss an der Seite einer Person, die das Glück regelrecht ausstrahlt und einfach lebendig und lebensfroh wirkt. Den Weg, den Valentina bis dorthin zurücklegen musste, war interessant und spannend zu verfolgen und animierte mich sogar hin und wieder, selbst einmal nachzudenken. Das Eis, das sich um sie gelegt hatte, schmolz dahin und selbst ich hatte das Gefühl, aufzublühen. Ich ertappte mich immer wieder dabei, wie ich glückselig lächelte und ihr ihr Glück einfach gönnte. Ich konnte mit ihr, doch auch mit Sebastian wunderbar leicht mitfiebern, mitfühlen und mitleiden. Doch trotz der großen Sympathie zu beiden Protagonisten, war es Valentina, die aus der Masse an Buch-Charakteren herausstach und einfach was besonderes an sich hatte, das im Gedächtnis bleibt.
Die Randfiguren, die von Mia Asher in die Geschichte eingewoben wurden, waren trotz der wenigen Auftritte erschreckend lebendig. Es gab einige Figuren, die mein Blut zum Kochen brachten; oder um es klarer auszudrücken: die mich fuchsteufelswild machten. Man spürte förmlich diese ekelhafte Arroganz, die der alte Geldadel ausstrahlt und es widerte mich regelrecht an, diese Personen kennenlernen zu müssen. Gewissen? Fehlanzeige! Gefühle? Alles Schall und Rauch! Hier wurde deutlich, dass sich solche Leute um nichts anderes scheren, als ihr Vermögen noch größer zu machen und ihr Ruf so rein wie möglich zu halten, obwohl jeder einzelne Dreck am Stecken hatte. Skrupellos.

Mia Asher verzaubert mit ihrem Schreibstil, und entführte mich in ein Paris, das furchtbares Fernweh in mir weckte. Ich war völlig gefangen zwischen den Seiten und fühlte mich mit Haut und Haaren ins Geschehen hinein gezogen. Sie schafft es, mit einfachen Worten eine sehr einnehmende, gefühlvolle Atmosphäre zu schaffen, die sich jedes Mal beim Aufschlagen des Buches im Raum ausbreitete und mich nach Paris katapultierte. Gut platzierte Beschreibungen, schöne Details und trotzdem nicht zu ausschweifende Darstellungen sorgen für einen bildhaften Lesefluss, der zügig abläuft und über keine Stolpersteine verfügt. Ich kam wunderbar leicht und schnell voran, rauschte quasi nur so durch die Geschichte und hatte trotzdem nicht das Gefühl, was zu verpassen. Was ich vielleicht ein wenig bemängeln möchte, ist die stellenweise auftretende Derbheit, die in der Sprache durchscheint. Mich persönlich stört es nicht, es hat nur ein wenig die emotionale Stimmung ins Wanken gebracht.
Was wiederum gut war, war die Gliederung der Geschichte. Die Autorin hat sich dazu entschieden, das Buch aus gleich drei verschiedenen Perspektiven zu erzählen. Zum einen durchleben wir das Geschehen durch Valentina’s Augen, doch auch aus Sebastian’s Sicht; und zu guterletzt aus der Sicht von Valentina’s Ehemann William. Eine enorm gute Idee, denn so bekam man einen nicht uninteressanten Einblick in jedes einzelne Köpfchen und die Abgründe darin lassen nicht lange auf sich warten.

Inhaltlich unterscheidet sich das Buch jetzt nicht großartig von anderen New Adult Geschichten – zumindest dachte ich das – und lag damit komplett falsch. Am Anfang herrscht tatsächlich noch der stereotypische Charakter einer Lovestory; doch sehr schnell baute sich eine Spannung auf, die mich nicht nur auf emotionaler Ebene begeistern konnte. Ich wurde regelrecht davon überrumpelt, wie fesselnd die Handlung geworden ist und wie viel Herzklopfen sie hervor rief. Diese Spannung zog sich bis zur letzten Silbe und schaffte es so, mich bis zum Schluss an die Seiten zu bannen und jegliche Form von Langeweile im Keim zu ersticken. Die Idee, dass Valentina noch nicht frei, sondern mit einem anderen Mann verheiratet ist, bringt enorm viel Potential mit sich und meiner Meinung nach hat Mia Asher es geschafft, dies auf ganzer Linie auszuschöpfen. Sie verzichtete auf Banales, eigentlich auf alles, was man bisher aus dem Genre kennt und kreiert eine Storyline, die durchaus etwas dunkler angehaucht ist und fast schon einen Platz im Dark Romance Bereich verdient hätte. Es gibt einige Szenen, die alles andere sind als jugendfrei und genau die sind, die die perfekte Abwechslung zur ansonsten sehr leidenschaftlichen, emotionalen Geschichte abgeben. Dabei halten sich die beiden Aspekte aber definitiv die Waage und keins der beiden Elemente kommt zu kurz. Genau so wenig zu kurz kommen überraschende Wendungen und Plots. Manchmal konnte ich gar nicht fassen, was da geschah; manchmal war ich einfach nur tief berührt davon und manchmal war ich stinksauer.
Kurz um: „Love me in the dark“ ist ein Buch, das bewegt. Es ruft die ganze Bandbreite an Emotionen hervor, die im Leser verankert sind. Selbst das Ende, das alles war, nur nicht vorhersehbar, erhält von mir die höchste Kritik. Es gab noch einmal einen Wendepunkt, der mich überraschte; der aber wunderbar passte und so das Ganze nochmal sauber abrundete. Der Epilog hingegen war durchaus ein wenig vorhersehbar; was aber keineswegs heißt, dass er nicht schön insziniert war. Die Autorin hat nochmal bewiesen, dass die Kreativität und das Talent besitzt, um genau solche Liebesgeschichten zu schreiben.

FAZIT:
„Love me in the dark“ von Mia Asher ist eine Liebesgeschichte, die streckenweise nicht als New Adult, sondern als Dark Romance bezeichnet werden sollte. Jedem, der zu diesem Buch greift, sollte das von vorn herein klar sein. Ist das der Fall, kann man sich auf wunderbar vielschichtige und 100% realistische und lebendige Figuren freuen; auf einen wunderbar atmosphärischen und gefühlvollen Schreibstil (inklusive derberer Sprache) und nicht zuletzt auf eine unheimlich spannende, mitreißende und packende Storyline, die zu überraschen und überzeugen weiß. Von mir gibt’s keine Kritik und deshalb verdiente 5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Schwach, schwächer, Opposition.

Obsidian 5: Opposition. Schattenblitz
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Die Charaktere waren wieder mal großartig und in diesem Band definitiv vielschichtiger und undurchsichtiger. Es gab Veränderungen in der Dynamik untereinander, gab neue Freundschaften, aber auch Feindschaften ...

Die Charaktere waren wieder mal großartig und in diesem Band definitiv vielschichtiger und undurchsichtiger. Es gab Veränderungen in der Dynamik untereinander, gab neue Freundschaften, aber auch Feindschaften und böses Erwachen. Besonders unsere Protagonistin Katy hatte es hier nicht besonders leicht, was ich ebenfalls sehr gut umgesetzt und realistisch dargestellt fand. Katy ist weiterhin unheimlich sympathisch und verkörpert die perfekte Mischung aus unsicherer, junger Frau und mutiger Kämpferin. Sie konnte in den entsprechenden Momenten enorm stark sein, doch sie konnte auch ihre Gefühle zeigen. Ich fühle schon seit dem ersten Band mit ihr mit und das hat sich bis heute keineswegs geändert – im Gegenteil. Je reifer und verantwortungsbewusster sie wurde, umso mehr konnte ich mich mit ihr identifizieren.
Daemon hingegen war alles andere als gewöhnlich. Schon der Klappentext verrät, was mit ihm passiert – die Frage, die sich stellt ist jedoch eher die, ob er denn wirklich weiterhin ein Teil der Armee der Lux bleibt. Ich spoilere wohl nicht, wenn ich sage, dass Daemon sich wieder besinnt. Doch anstatt den attraktiven Alien-Hottie anzutreffen, stand ich einem völlig verweichlichten, übertrieben eifersüchtigen Kerl gegenüber, der kaum noch was anderes äußert als zweideutige Anspielungen und dumme Kommentare gegenüber anderen männlichen Figuren, die auch nur mit Katy reden. Was war denn hier nur los?? Ich habe den wahren Daemon echt vermiss und dieses Entwicklung gefiel mir überhaupt nicht.
Die Randfiguren, die hier doch sehr zahlreich sind, fand ich dagegen gelungen. Es kristallisiert sich schon deutlich heraus, wer in dem Spin Off eine tragende Rolle spielen wird und was soll ich sagen? Ich freue mich unglaublich darauf, eben jene Figuren weiter begleiten zu dürfen! Besonders im Gedächtnis wird mir aber definitiv Dee bleiben, die ich im Laufe der Reihe einfach lieben gelernt habe. Auch Archer tritt hier deutlich öfter auf, als noch im Vorgänger und es hat mir großen Spaß bereitet, ihn näher kennen zu lernen. Aber – obwohl ich so gut wie alle Randfiguren ins Herz schloss, gab es auch bei mir irgendwann das böse Erwachen und die Erkenntnis, mich restlos getäuscht zu haben.

Schreibstil. Ich denke, dazu habe ich mich jetzt oft genug geäußert, deswegen hier nur kurz: Jennifer L. Armentrout schreibt weiterhin sehr einnehmend und mitreißend, gleichzeitig aber auch bildhaft und detailliert. Trotz der fantasylastigen Thematik empfand ich die Geschichte dennoch als realistisch und glaubhaft. Dabei kann die Autorin sowohl die actionreichen Szenen, als auch die emotionalen Momente toll erzählen. Auch die beiden Sprecher gefielen mir wieder super. Ich bin allgemein ein großer Fan davon, dass die Geschichte ab Band 4 aus den Perspektiven beider Protagonisten erzählt wird – und dafür eignen sich Merete Brettschneider und Jacob Weigert total gut.

So. Und nun zum Hauptpunkt, der Handlung. Wow. Was war das denn bitte? Bei „Opposition“ handelt es sich um das große Finale dieser 5-teiligen Reihe. Alles, was in den 4 Bänden zuvor passiert ist, sollte auf dieses Buch hier hinauslaufen. In Anbetracht der großartigen, actionreichen und zum Teil umwerfenden Geschehnissen in vorherigen Bänden, war dieses Finale ein einziger Witz. Ich habe permanent auf den großen Knall gewartet, auf die riesige Schlacht, die sich angebahnt hat – und schwups, war das Hörbuch zu Ende und ich verstand irgendwie nicht, was das jetzt sollte. Erhofft hatte ich mir einen epischen Krieg zwischen Lux und Menschen. Habe mich gefreut auf Schlag auf Schlag folgende Plots, die die Geschichte immer wieder in eine andere Richtung lenken und man als Leser keine Zeit hat, mal Luft zu holen. Doch von all dem gab es nichts. Stattdessen musste ich mich durch unendlich viele Eifersuchtsszenen kämpfen, ständig die Augen verdrehen, und tief durchatmen, um das Buch nicht abbrechen zu wollen. Die wenige Action, die es gab, war binnen weniger Sätze abgehandelt; nur um dann wieder zu dem dummen Getue von Daemon zurückkehren zu können.
Es gab einen einzigen Moment, der mich zutiefst schockierte. Das war der Punkt, an dem ich dann mit der großen Wende rechnete, doch selbst dieses Ereignis war mehr oder weniger sofort wieder vergessen. Hier drehte sich meiner Meinung nach viel zu viel um die Liebe und viel zu wenig um die eigentliche Geschichte. Unendlich schade! Man hätte, rein theoretisch enorm viel aus diesem Band rausholen können, doch das Augenmerk der Autorin war für mich total verrutscht. Das entgültige Ende stimmte mich zwar ein wenig milde, konnte die Enttäuschung aber nicht großartig lindern. So werden für mich auch die Vorgänger irgendwie unnötig und weniger gut.

FAZIT:
Das große Finale der Obsidian bzw. Lux Reihe war für mich der mit Abstand schwächste Band der Reihe. Einzig und allein Katy konnte die Geschichte für mich erträglich machen – ebenso wie Schreibstil und Sprecher. Die Idee hatte durchaus auch noch Potential, aber an der Umsetzung mangelte es meiner Meinung nach enorm. Zu viel Eifersuchtsdrama, was völlig unnötig war, zu wenig Augenmerk auf der eigentlichen Geschichte. Es gab grundsätzlich einfach zu wenig Plots und die ganzen Vorbereitungen der Vorgängerbände wurde links liegen gelassen. Damit wurde einiges kaputt gemacht und egal wie sehr ich die Reihe auch gemocht habe, ich kann nicht besser bewerten.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Urban Fantasy mit innovativen Einfällen.

Hidden Legacy - Das Erbe der Magie
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Der Einstieg in die Geschichte macht bereits klar, dass wir uns hier außerhalb der Jugend-Fantasy, die ich ansonsten lese, befinden. Das wird vor allem dadurch deutlich, dass unsere Protagonistin das 20. ...

Der Einstieg in die Geschichte macht bereits klar, dass wir uns hier außerhalb der Jugend-Fantasy, die ich ansonsten lese, befinden. Das wird vor allem dadurch deutlich, dass unsere Protagonistin das 20. Lebensjahr längst hinter sich gelassen hat und weder der Schule noch dem College nachgeht, sondern einen Job hat und sich finanziell um ihre Mutter und ihre Geschwister kümmern muss. Für mich war Nevada eine wunderbar erfrischende, reife Persönlichkeit, die voller Verantwortungsbewusstsein und Engagement handelt. Für sie steht weder ihr eigenes Wohl noch die persönliche Bereicherung an erster Stelle, sondern ihre Familie. Nevada ist sympathisch, absolut greifbar und sehr authentisch. Ihr Beruf sorgt dafür, dass sie viele zwielichtige Kontakte hat und mit denen dementsprechend forsch und selbstsicher umgehen muss. Mir gefiel aber vor allem der krasse Kontrast zu ihrem Verhalten gegenüber ihren Schwestern, ihrer Mutter und vor allem ihrer Großmutter. Nevada ist einerseits knallharte Detektivin, andererseits liebevolle Schwester/Tochter/Enkelin und bringt so alles mit, was sie vielschichtig und interessant werden lässt. Dazu kommt ihre magische Begabung, die für mich komplett innovativ war und so zusätzliches Interesse meinerseits weckte. Ich hätte mir für diese Geschichte keine bessere Hauptfigur wünschen können, weil sie einfach wie die Faust aufs Auge dazu passt. Sie verlieh allem nochmal ihre eigene, spezielle Note und das allein machte „Hidden Legacy“ für mich schon größtenteils aus.
Mad Rogan, dessen Name mir quasi schmerzhaft eingeimpft wurde (tatsächlich wird er nie nur Mad genannt, sondern IMMER bei seinem vollen Namen. Ich muss zugeben, dass mir das auf Dauer echt auf die Nerven ging), ist ein ebenfalls enorm interessant. Der Bad Boy, dessen Image ihm meilenweit vorauseilt und dessen Ansichten oft als etwas fragwürdig erscheinen, ist doch gar nicht so verkehrt. Ich muss aber sagen, dass ich ihn weniger sympathisch als viel mehr spannend fand. Mit ihm konnte man sich stets sicher sein, dass Langeweile keine Chance hatte und durch sein attraktives Äußeres sammelte er weitere Pluspunkte bei mir. Seine magische Begabung ist, genau so wie bei Nevada, einfach unglaublich und sorgt nicht nur für Spannung, sondern auch für eine Menge Zündstoff in Bezug auf die Geschichte.
Besonders einnehmend war aber vor allen Dingen das Miteinander untereinander. Schnippische Bemerkungen, knallharte Befehle, eiskalte Drohungen und falsche Spielchen gehören hier zur Tagesordnung und sich nicht nur äußerst glaubhaft und echt in Szene gesetzt, sondern auch völlig realistisch für die Szene, in der sich Nevada und Co. herumtreiben.

Das Autorenduo setzt dabei auf einen angenehmen, aber mitreißenden und temporeichen Schreibstil. Schon während den ersten Sekunden des Hörbuchs ist ein glasklares Bild vor meinem geistigen Auge und stellte schnell fest, dass dieser laufenden Film nicht für einen Bruchteil eines Moments unterbrochen wird – und genau das fand statt während des Hörens: ich fühlte mich viel mehr wie in einem Actionfilm als wie in einem Buch und war tatsächlich ein Teil des Ganzen; nicht nur ein simpler Leser. Es gab einige, sehr spannende, actionreiche Szenen, die so einnehmend waren, dass ich manchmal wirklich vergaß zu atmen. Rund herum ein gelungener Schreibstil, der bildhaft genug ist, um sich hineinzuversetzen, aber nicht so detailliert, dass dadurch Geschwindigkeit verloren ging.
Ein weiterer Pluspunkt ist Yesmin Meisheit, die wirklich unglaublich atmosphärisch liest und eine enorm angenehme, wohlwollende Stimme hat. Für mich hat ihre etwas reifer klingende Stimmfarbe sehr gut zu Nevada und der allgemeinen Stimmung in der Geschichte. Eine ausgesprochen gute Wahl, wie ich finde und es gibt nichts, was ich zu kritisieren hätte.

Die Handlung beginnt direkt auf der ersten Seite und die Spannung steigt binnen kürzester Zeit auf ein wahnsinnig hohes Niveau und lässt bis zum Ende hin nicht ab – im Gegenteil, es gibt sogar immer zeitweise Aufschwünge, die jeden Rahmen sprengen. Ilona Andrews hat einige sehr spannende, vielschichtige Elemente verbaut und eine großartige Idee an die andere gereiht. So gefiel mir nicht nur die Tatsache, dass Nevada eine Detektivin ist, sondern auch der Auftrag, den sie wohl oder übel annehmen muss, um sich und ihre Liebsten zu retten. Keiner rechnete zu dem Zeitpunkt damit, dass sie bald mit einem der am höchsten begabten Bad Boys der Stadt zusammenarbeiten muss. Die Geschichte sprüht nur so von Potential und das wurde, meines Erachtens nach auch bis ins letzte Detail ausgeschöpft. Schon allein der Grundgedanke war vielversprechend, doch letzten Endes wurde ich sogar noch positiv überrascht, in dem mich die Story komplett für sich gewinnen und einnehmen konnte, sodass ich quasi über all die 12 Stunden atemlos am Hörbuch hing und nicht aufhören wollte. In diesem Buch treffen wir auf alles, was ein gutes Fantasy-Buch ausmacht: Action, Mord, Kämpfe, Undercover-Arbeit, die Slums, Zusammenarbeit, Erotik und Gefühle. Man konnte sowohl nervös an den Fingernägeln kauen als auch wohlig aufseufzen – man konnte das erotische Prickeln spüren und den Hass, der zwischen manchen Parteien herrscht.
Das Ende war dann auch genau das riesige Feuerwerk, das ich mir gewünscht habe. Es war, wie der Rest von „Hidden Legacy“ voller Überraschungen und Wendungen, voller Adrenalin, Tempo und nervenzerreißender Spannung. Und es bleibt trotzem irgendwie offen, sodass Band 2 wieder sehr versprechend erscheint. Rund herum ein gelungener Abschluss für diesen ersten Band, der mehr als nur Lust auf die weiteren Teile macht.

FAZIT:
„Hidden Legacy“ von Ilona Andrews ist ein fulminanter Auftakt einer vielversprechender Reihe. Wer auf Urban Fantasy steht, bei der die magischen Begabungen auch mal außergewöhnlicher sind, sollte zumindest einen Blick in dieses Buch werfen – ich garantiere, es macht süchtig! Die Erotik, die zwar nur kurz, aber dafür umso intensiver zu spüren ist und das harmonische Familienleben unserer Protagonistin Nevada runden dieses Buch für mich gänzlich ab. Ich war schlicht und ergreifend begeistert und werde wohl nicht warten können, bis Band 2 als Hörbuch erscheint, sondern direkt zum eBook greifen. Da ich noch eine Nuance Platz nach oben lassen möchte, gibt’s von mir, ganz knapp am Highlight vorbei 4.5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Etwas schwächer als Band 1.

Wohin das Herz mich führt
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Da sich die ganze Geschichte hier von Clare, Jack’s Ex-Frau handelt, ist sie natürlich der Dreh und Angelpunkt des Ganzen. Während wir also in Band 1 quasi alles nur aus zweiter Hand und somit durch Erzählungen ...

Da sich die ganze Geschichte hier von Clare, Jack’s Ex-Frau handelt, ist sie natürlich der Dreh und Angelpunkt des Ganzen. Während wir also in Band 1 quasi alles nur aus zweiter Hand und somit durch Erzählungen und Erinnerungen erfahren, lernen wir sie hier persönlich kennen, was ich persönlich als unheimlich interessant empfand. So hatten wir als Leser die Möglichkeit, das Bild, das sich in „Vergiss die Liebe nicht“ von ihr entwickelt hat, nochmal komplett zu überdenken und falls nötig, neu zu formen. Zu Beginn war das eigentlich gar nicht nötig: Clare war damals schon die liebende Mutter, der wir auch jetzt wieder begegnen. Doch das Koma hat sie nicht nur körperlich verändert, sondern auch seelisch. Während sie sich im ersten Band am Schluss als sehr taffe, sehr reife Frau gibt, wird ihr im zweiten Teil wohl die Tragweite ihrer Großherzigkeit erst richtig bewusst. Erst ab diesem Punkt konnte ich mich auch so richtig mit ihr anfreunden. Zuvor hatte ich immer das Gefühl, es gäbe eine gewisse Distanz zwischen uns, weil ich sie schlicht und einfach nicht so recht nachvollziehen konnte. Kein Mensch auf dieser Welt gibt den Partner freiwillig frei, ohne darunter zu leiden; es vielleicht zeitweise sogar zu bereuen und ohne wütend zu werden – wütend auf den Partner, wütend auf sich selbst, usw. Das fehlte mir im Vorgänger komplett, kam hier aber endlich in authentischem Maße vor. Auch ihre Entwicklung gefiel mir weitestgehend, besonders weil ihre Genesung nicht Knall auf Fall kam. Womit ich mir allerdings schwer tat waren ihre Emotionen. Natürlich liebte sie ihre Kinder und ihren Ex-Mann sicher auch noch irgendwie – doch die Sache zwischen Aidan und ihr erreichte mich nicht. Das ging mir definitiv zu schnell und war nur schwer nachvollziehbar bzw. glaubhaft.
Aidan als Person überzeugte mich allerdings schon. Allein sein Äußeres traf in meinen Vorstellungen komplett meinen Geschmack und selbst sein mürrisches Verhalten empfand ich als äußerst sympathisch und echt. Dass sich hinter diesem Verhalten mehr verbirgt, war schnell klar, doch was dann kam, überraschte mich tatsächlich. Endlich mal etwas, das man nicht in jedem zweiten Liebesroman hat! Umso größer war mein Mitgefühl für ihn und obwohl mir die Sache mit Clare, wie erwähnt, zu überstürzt und zu übereilt geschah, nahm ich ihm seine Gefühle wesentlich mehr ab.
Alle anderen Figuren waren wieder genau das, was die Geschichte ausmachten. Ich liebe die Charaktergestaltung von Marie Force, weil es meist die Nebenfiguren sind, die einen komplett für sich gewinnen können. Aidan’s Familie, Clare’s Töchter, Reid .. sie alle wuchsen mir endlich ans Herz und werden jetzt schon schmerzlichst vermisst.

„Wohin das Herz mich führt“ schließt quasi nahtlos an seinen Vorgänger an und entwickelt sich dann in die Richtung, die der Klappentext vermuten lässt. Doch bis Clare endlich nach Vermont reist (erster Satz des KT), vergehen ungelogen über 100 Seiten und obwohl genau das dafür sorgt, dass wir auch Jack und die Mädchen nochmal treffen, hätte das in 20 Seiten abgehandelt werden können. So hat sich Marie Force für den Einstieg einfach viel zu viel Zeit gelassen, nur um die eigentliche Story dann zu schnell abzuwickeln. Ein Langatmigkeit, die man hätte gekonnt umschiffen können. Ein weiterer Punkt, der für Verwirrung bei mir sorgte, war die Tatsache, dass es quasi zwei Handlungsstränge gibt. (Wird im Klappentext auch mit keiner Silbe erwähnt). Wir begleiten nicht nur Clare in Vermont, sondern auch Kate in Nashville. Hätte man die beiden Geschichten in jeweils einzelne Bücher gepackt, wären beide wesentlich glaubhafter abgelaufen und es hätte die nötige Zeit gegeben, um eine authentische Entwicklung zu gewährleisten. So empfand ich beides als nur halb ausgereift und nur halb geglückt.
Zugegeben, schon während des Lesens ist mir aufgefallen, dass ich Kate’s Leben in Nashville wesentlich interessanter fand und die 18-jährige Tochter von Clare deutlich lieber begleitete, als Clare selbst. Ihre Liebe zur Musik war herzerwärmend und jedes Mal wenn erzählt wurde, wie sie singt, hatte ich ihre Stimme im Kopf. Ich genoss ihren Mut und ihr Engagement und vor allem: ich genoss ihre Gefühle. Denn während bei Clare und Aidan der Funke nicht auf mich überspringen wollte, war ich voll bei Kate und gönnte ihr das Glück auf jede erdenkliche Weise. Es ist auch nur ihr zu verdanken, dass überhaupt so etwas wie Spannung aufkam. Denn während Clare’s Leben eher träge dahin plätschert und wenig spannendes passiert, ist Kate’s Leben voll davon. Sie kämpft für ihren Traum, sie kämpft für ihr Glück und für ihre große Liebe und muss sich bei all jenen Punkten starkem Gegenwind stellen.
Das Ende war dann aber wieder auf Clare’s Seite. Oh Himmel, wie kompliziert kann eine Meinung nur ausfallen – es tut mir leid. Aber es ist einfach so. Bei Clare war es zwar ebenfalls wieder restlos überstürzt, doch wenigstens hab es ein zufriedenstellendes Ende. Bei Kate war es ein Kate, wie mit einer Axt geschlagen. Zack. Buch zu Ende. Inzwischen weiß ich, dass es in Band 4 wieder um die 18-jährige Sängerin geht, doch beim Beenden des Buches war mir das nicht klar und ich fühlte mich zugebeben echt ein wenig vor den Kopf gestoßen. Wie man unschwer erkennt: die Handlung und Umsetzung überzeugte mich nicht – dafür aber wieder der einzigartige Charme

Der Schreibstil ist, wie in jedem Buch der Autorin, einfach großartig. Der Lesespaß ist absolut gegeben, man fliegt quasi nur so durch die Seiten, kann sich wunderbar fallen lassen und die Sprache ist dem Genre perfekt angepasst. Der romantische, fast schmalzige Teil ist genau so vorhanden wie bildhafte Details rund um die Charaktere und die Kulissen. Ich habe mich zum Beispiel prompt in das kleine Örtchen Stowe verliebt; schon als Marie Force ihn das erste Mal kurz umschrieben hat. Allerdings gab es ein kleines Problemchen, was ich so von der Autorin noch gar nicht kenne: die Dialoge wirkten zum Teil recht steif, fast schon erzwungen. Einfach nicht so richtig weich, wie ich das sonst von Gesprächen aus Marie Force‘ Büchern gewohnt bin. Gerade zu Beginn dachte ich mehrfach „so unterhält sich doch keiner“ oder „so antwortet doch keiner auf eine Frage“ .. das war mir einfach fremd und ich blieb immer wieder kurzzeitig daran hängen bzw. hielt mich daran unverhofft lange auf weil es den Lesefluss ein wenig ins Stocken brachte. Nichts desto trotz hat sich das im Laufe der Geschichte ein bisschen gelegt, sodass es am Ende nicht mehr großartig ins Auge stach (oder ich hatte mich einfach daran gewöhnt – wer weiß).
Erzählt wie gewohnt in der dritten Person, sodass wie quasi der allwissende Erzähler sind und nicht die Protagonistin selbst. Wie schon im Vorgänger hat mich das positiv überrascht, da ich ja die Ich-Form deutlich bevorzuge. Trotzdem gefiel es mir hier sehr gut und die stetigen Wechsel zwischen den Sichten von Clare, Kate und Co. brachten ein gewisses Maß an Spannung mit sich.

FAZIT:
„Wohin das Herz mich führt“ kann mit seinem Vorgänger definitiv nicht ganz mithalten. Es gab, in meinen Augen, deutlich mehr Schwächen und alles in allem überzeugte er mich spürbar weniger, als „Vergiss die Liebe nicht“. Eine zu lange Einleitung rauben dem Hauptteil zu viel Platz, sodass am Ende alles sehr übereilt und überstürzt wirkt. Auch die beiden Handlungsstränge haben der Geschichte keinen Gefallen getan – viel besser hätte ich es gefunden, wären die beiden Stränge in jeweils einzelne Bücher gepackt worden, sodass beide mehr Raum bekommen hätten um sich zu entwickeln und entfalten. Ansonsten gab es aber natürlich wieder den typischen Marie Force Charme, der sich einfach wie eine Welle über mir aufbaute und über mich hereinschwappte und komplett einnahm. Auch die Figuren konnten mich größtenteils für sich gewinnen und sorgen letztlich dafür, dass ich mich schon darauf freue, Band 3 zu lesen und ihnen so wieder begegnen darf.