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Ritja

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2019

Nicht bis zum Schluss überzeugend

Neun Fremde
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Was wie eine harmlose Wellness-Story begann, wird am Ende zu einer wirren und weniger überzeugenden Psycho-Show.

Neun Menschen halten sich in einem sehr speziellen Wellnes-Ressort auf und hoffen alle ...

Was wie eine harmlose Wellness-Story begann, wird am Ende zu einer wirren und weniger überzeugenden Psycho-Show.

Neun Menschen halten sich in einem sehr speziellen Wellnes-Ressort auf und hoffen alle auf etwas anders. Carmel will einfach nur abnehmen und sich selber wieder lieben (nachdem ihr Mann mit einer jüngeren Frau zusammengezogen ist und sie mit vier kleinen Kindern sitzengelassen hat). Frances, eine Romtikbuchautorin in der Autorenkrise und in der Menopause sucht etwas, was sie selbst noch nicht so richtig weiß. Die Familie Marconi, die vor dem Schmerz flüchtet und einfach nur vergessen will. Das Lottogewinnerpaar Ben und Jessica, die sich, dank des Geldes, entfremdet haben und noch um ihre Ehe kämpfen.

Sie alle unterliegen den (teilweise recht abstrusen) Regeln von Masha und ihren Angestellten Yao und Delilah. Keine Kommunikation untereinander und nach außen, keine Telefone, keine Bücher und andere Medien, kein Alkohol, keine Schokolade – nur Stille und Yoga und Therapie. Schwer auszuhalten für die Gäste und so beginnt bei jedem Einzelnen das Gedankenkarussell zu drehen. Man erfährt dadurch von jedem einzelnen Teilnehmer, warum er/sie im Ressort ist und mit welchen Zweifeln, Ängsten und Sorgen die Person ausgestattet ist (mal mehr, mal weniger spannend).

Doch nach der Stille kommt der Smoothie und damit die Probleme. Das Experiment gerät aus dem Ruder und die Teilnehmer benehmen sich nicht, wie erwartet. Und auch für mich wurde ab da die Geschichte immer konfuser und unglaubwürdiger. Vieles wurde nur oberflächlich angesprochen, sehr viel auf die emotionale Ebene gehoben, die aber dann nicht richtig ausgearbeitet wurde. Das Ende wurde vorhersehbar und enttäuschte mich erheblich. Obwohl es eine in Australien spielende Geschichte war, war das Ende dann doch wieder sehr amerikanisch. Schade.

Veröffentlicht am 10.09.2019

Unterhaltsam, aber nicht das beste Buch von Ingrid Noll

Goldschatz
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Wer die Geschichten von Ingrid Noll kennt, weiß, dass nichts so ist, wie es scheint. So auch beim "Goldschatz".

Eine junge Frau zieht in ein renovierungsbedürftiges Haus und will mit ihrem Freund und ...

Wer die Geschichten von Ingrid Noll kennt, weiß, dass nichts so ist, wie es scheint. So auch beim "Goldschatz".

Eine junge Frau zieht in ein renovierungsbedürftiges Haus und will mit ihrem Freund und den Freunden eine „Gegenstrom“-WG aufbauen. Gegenstrom – gegen Konsum, gegen den Mainstream und mit der Natur. Alles leichter gesagt als getan, denn wenn es zieht und das Wasser kalt ist, kann man den Glauben an den Gegenstrom schon mal verlieren. Wie gut, dass man einiges an dem Krempel, den die verstorbene Tante hinterlassen hat, verkaufen kann. Überraschend taucht dann noch ein Goldschatz auf und die Geschichte beginnt sich zu drehen. Man ahnt es, doch man weiß noch nicht so richtig in welche Richtung es gehen wird. Es war durchaus interessant (besonders die Verknüpfungen zum kauzigen Nachbarn), wenn auch nicht immer glaubwürdig.

Das Ende war nicht so richtig überzeugend. Es ist nicht die spannendste und beste Geschichte von Ingrid Noll, da gibt es bessere Geschichten, aber trotzdem wurde ich gut unterhalten.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Mehr eine bayrische Familiengeschichte als ein Krimi

Guglhupfgeschwader
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Ja, mei der Franz Eberhofer ist wieder unterwegs und muss einen Fall lösen, der voll mit Emotionen ist. Der Lotto-Otto, der wo seine Oma auch die Lottoscheine kauft, hat Probleme und zwar mächtige Probleme. ...

Ja, mei der Franz Eberhofer ist wieder unterwegs und muss einen Fall lösen, der voll mit Emotionen ist. Der Lotto-Otto, der wo seine Oma auch die Lottoscheine kauft, hat Probleme und zwar mächtige Probleme. Die kann der Franz nicht allein lösen, so dass natürlich der Rudi wieder mit am Start ist und sich dem Problem annimmt.

Dass die Eberhofer-Krimis keine wirklichen Krimis sind, weiß man ja mittlerweile und auch, dass die Kommunikation manchmal arg deftig ausfällt, aber ich muss zugeben, dass mir diesmal der Fall nicht ganz so gut gefallen hat. Der Fall wirkte stark konstruiert und wurde zu sehr mit derben Sprüchen und doch recht heftigen Machogehabe vom Franz ausgeschmückt.

Christian Tramitz weiß ich, von anderen Produktionen, als Sprecher sehr zu schätzen, hat aber bei diesem Hörbuch einige Charaktere (vor allem Oma Eberhofer) irgendwie nicht so richtig getroffen.

Insgesamt war es ein kurzweiliges Hörbuch mit den bekannten Charakteren, aber kein spannender Krimi, der gefesselt hat.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Spannend, gut geschrieben und interessante Ermittler

Der Kastanienmann
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Kastanienmann, komm herein, Kastanienmann, komm herein....

Der Kastanienmann lässt die Polizei mehrfach schlecht aussehen und stellt diese auch bloß. Lange weiß man nicht, wer es sein könnte und vorallem ...

Kastanienmann, komm herein, Kastanienmann, komm herein....

Der Kastanienmann lässt die Polizei mehrfach schlecht aussehen und stellt diese auch bloß. Lange weiß man nicht, wer es sein könnte und vorallem warum. Mehrfach wird man (wie die Polizisten) auf die falsche Fährte geschickt und schon hat man sich verrannt. Die Morde gehen dafür weiter und sind stets brutal und meistens an Frauen. Dazu kommt noch die Ungewissheit, mit der die Familie Hartung leben lernen muss. Das normale Leben scheint fast unmöglich. Das Aufrechterhalten einer Fassade kostet sie mehr Kraft als erwartet und belastet die Familie.

Die Ermittlerin Naia Thulin will sich versetzen lassen, weg von dieser Abteilung, die sie nicht fordert und mit deren Kollegen sie sich nicht so gut versteht. Doch nun kommt sie, dank der Morde, nicht aus der Abteilung raus. Entsprechend hoch ist ihr Frust und dieser wird noch einmal gesteigert, als sie einen neuen Kollegen zur Seite gestellt bekommt. Ein ehermaliger Ermittler von Europol, der zwangsversetzt wurde. Beide können nicht viel miteinander anfangen und müssen doch die Ermittlungen zu den Kastanienmann-Morden aufnehmen.

Die Geschichte hat ein gutes Tempo, ist an manchen Stellen etwas blutiger als unbedingt notwendig, aber die Charaktere (typisch skandinavisch – alle mit einem seelischen Knacks) sind interessant und mit Geheimnissen im Gepäck. Der Autor weiß, wie er die Spannung halten kann und schafft eine bedrückende Stimmung. Der Schluss war mir etwas zu konstruiert, aber bis dahin wurde ich sehr gut unterhalten und hatte eine spannende Zeit.

Ich hoffe, dass es eine Fortsetzung geben wird, denn Naia Thulin und Mark Hess hätten das Zeug dazu ein interessantes Team zu werden.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Spannend, politisch und sehr gut geschrieben

Ultimatum
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De Bodt hat es nicht leicht und ab und an nützt ihm dann nicht mal mehr Hegel oder Hobbs. Mit seinen Kollegen jagt er Verbrechern hinterher, die er nicht kennt und deren Ziele er nicht weiß. Aber er sieht ...

De Bodt hat es nicht leicht und ab und an nützt ihm dann nicht mal mehr Hegel oder Hobbs. Mit seinen Kollegen jagt er Verbrechern hinterher, die er nicht kennt und deren Ziele er nicht weiß. Aber er sieht ihre Spur der Gewalt – Entführungen, abgetrennte Körperteile und jede Menge Tote aus dem diplomatischen Bereich. Ihre Forderungen sind nicht realisierbar und sorgen für sehr viel Wirbel in der deutschen Regierung. Aber auch andere Staaten rücken immer mehr in den Fokus und so erspinnt sich ein sehr breites Netz aus Beteiligten.

Die vielen verschiedenen Handlungsstränge sorgen für Verwirrung und so wie de Bodt Seite um Seite den einen Gedanken, die eine Idee zu greifen versucht, so versucht der Leser die Zusammenhänge zu erkennen und wird immer wieder auf Seitenhandlungen geschubst, die das bisherige Gerüst ins Wanken bringen.


Die Geschichte ist spannend, verworren und voller Andeutungen und Parallelen zur Realität. Mir haben die Charaktere gut gefallen, die Darstellung der politischen Vertretung, die so realitätsnah ist, dass man auch ohne Namen direkt weiß, wer gemeint ist. Die Hilflosigkeit und Unfähigkeit, der Unwille zur Tat und das Verstecken hinter der Kanzlerin beschreibt der Autor mit bissigem Humor. Immer wieder hat man das Gefühl, dass man gerade die Nachrichten sieht, so nah sind sie dran. Hervorragend ist auch die Frau vom französischen Präsidenten.

Die Geschichte ist spannend und sehr gut geschrieben, nur das Ende hat mich etwas enttäuscht zurückgelassen. Es war nicht so ein großer Knall, wie man es im Laufe der Geschichte erwartet hatte. Irgendwie bekam man das Gefühl, dass nun doch dem Autor die Puste ausgegangen ist, obwohl ich gern noch 100 Seiten mehr gelesen hätte. Und ja, es ist Jammern auf hohem Niveau.

Für mich (neben Petra Ivanov) einer der besten politischen Krimiautoren. Bis zum nächsten Fall mit de Bodt & Co.