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Veröffentlicht am 01.09.2022

Das Problem mit der Wut

Der Junge, der die Welt verschwinden ließ
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Manchmal nerven Situationen oder Personen so sehr - da muss man einfach aus der Haut fahren! Wenn jemand einen immer wieder ärgert, man zu Unrecht für etwas beschuldigt wird oder ekligen Brokkoli essen ...

Manchmal nerven Situationen oder Personen so sehr - da muss man einfach aus der Haut fahren! Wenn jemand einen immer wieder ärgert, man zu Unrecht für etwas beschuldigt wird oder ekligen Brokkoli essen muss zum Beispiel. So zumindest geht es Harrison, der diese Wutausbrüche gar nicht haben will - aber sie kommen einfach ganz von allein. Ein Kindergeburtstag ändert jedoch alles: Hier bekommt er ein schwarzes Loch geschenkt, wie einen magischen Luftballon. Und darin kann er alles verschwinden lassen, was nervt. Nur wird das Leben dadurch nicht wirklich einfacher, denn was einmal im Schwarzen Loch verschwunden ist, ist für immer weg. Oder etwa nicht?
Ein ausgefallenes und sehr einfühlsames Buch. Auf fantastische Weise lernt Harrison, dass die Lösung seines Problems nicht darin bestehen kann, alles Nervige verschwinden zu lassen - sondern in ihm selbst liegt. Manchmal wird es sehr emotional, da kann man schon verstehen, warum Harrison am liebsten an die Decke gehen würde. Humorvoll und spannend erlebt man ein aussergewöhnliches Abenteuer, welches der Autor an bekannte physikalische Modelle anlehnt und dadurch einen leichten Science Fiction Charakter erhält. Denn wie der Titel schon verrät, geht es um die ganze Welt.
Sowohl die Idee an sich als auch die einfühlsame Art, Harrisons Geschichte zu erzählen, haben mir sehr gefallen. Einzig die physikalischen Details könnten für manche Kinder etwas schwierig werden, auch wenn der Anteil nur gering ist. Bewertung: 4,5/5 Schwarze Löcher.

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Veröffentlicht am 01.09.2022

Interessante neue Charaktere, aber leider sehr viele Längen

Keeper of the Lost Cities – Der Angriff (Keeper of the Lost Cities 7)
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Der Kampf gegen die Mitglieder der Neverseen scheint zu stagnieren. Weder der Rat der Elfen noch Black Swan haben eine Idee, wo die Rebellen sich verbergen, was diese planen noch, wie man sie aufhalten ...

Der Kampf gegen die Mitglieder der Neverseen scheint zu stagnieren. Weder der Rat der Elfen noch Black Swan haben eine Idee, wo die Rebellen sich verbergen, was diese planen noch, wie man sie aufhalten könnte. Bleibt ihnen zunächst nur, sich auf die beiden Gefangenen Neverseen-Mitglieder zu stürzen. Die Entscheidung des Rats über das Schicksal von Alvar Vacker spaltet die Lager, während der alte Pyrokinetiker Fintan Pyren dies mit einem gewagten Vorschlag ganz allein schafft.
Der siebte Band startet ohne wirkliches Hauptthema, welches es in den Bänden zuvor stets gab. Der Klappentext ist nicht nur nichtssagend, sondern zum Einen stark übertrieben, zum Anderen einfach ein fetter Spoiler des Buchendes! Das hat mich im Nachhinein wirklich sehr geärgert.
Auch inhaltlich hielt sich meine Begeisterung diesmal stark in Grenzen. Die Autorin lässt zu Beginn den kompletten Vacker-Clan aufmarschieren - aber davon wirklich kennenlernen darf man kaum jemanden, die meisten rauschen einfach wieder aus der Szene raus. Nach ein wenig anfänglicher Spannung voller Superlativ-Elfenmagie und emotionalen Zwistigkeiten hab ich mich bis zur Mitte des Romans regelrecht gelangweilt. Es passierte einfach - nichts. Bei einer Gesamtseitenzahl von über 800 Seiten. Das aber bis aufs Äusserste dekoriert mit Messengers Vorliebe für Fäkalhumor und dem Ausreizen des Dreiecks Sophie-Keefe-Fitzroy bis an die Obergrenze.
Ab der zweiten Hälfte wurd es langsam interessanter, es gilt neue Charaktere kennenzulernen, von denen nicht alle dem Elfenvolk angehören. Entsprechend gibt es weitere Einblicke in andere Völker und wie diese zu den Glitzerelfen stehen.
Hauptsächlich punkten können diesmal einige weibliche Charaktere wie Biana, Linh und Ogerprinzessin Ro sowie ein paar der neuen Charaktere, aber auch Dex bekommt endlich seine wohlverdiente Aufmerksamkeit. Bezüglich Alicorn Silveny wurd mir das Ganze zu überdramatisiert und diente einzig als Aufhänger, die Handlung in eine bestimmte Richtung zu lenken. Fand ich etwas mau.
Neue Charaktere, neue Spezies und jede Menge Frauenpower. Aufgrund unnötig vieler Längen, konstruierter Handlungen und einem stark spoilernden Klappentext ist Band sieben in meinen Augen dennoch einer der schwächsten Bände der Reihe.

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Veröffentlicht am 29.08.2022

Magisch-gefährliche Abenteuer mit einer vielfältigen Crew

The Curse of Time and Taste
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Vanelles Zukunft als Piratenjägerin scheint durch eine langjährige Familientradition vorherbestimmt. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihr und verfrachtet sie auf das Piratenschiff der Alverre-Bande, ...

Vanelles Zukunft als Piratenjägerin scheint durch eine langjährige Familientradition vorherbestimmt. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihr und verfrachtet sie auf das Piratenschiff der Alverre-Bande, dessen Käpt’n zu Vanelles Erstaunen ihr Leben verschont. Schon bald locken Vanelle die wilden Abenteuer zur See mit der Piratencrew mehr als eine Rückkehr zur Familie - insbesondere die Pläne von Käpt’n Rivay Alverre lassen ihr schon bald keine ruhige Minute mehr.
Wer mit Vanelle literarisch in See sticht darf sich auf jede Menge fantastische Abenteuer freuen. Schon beim Worldbuilding geht es los: Die Autorin hat eine Welt mehrerer Inselstaaten erschaffen, deren Ortschaften alle irgendwie mit maritimen Begriffen oder Fischen zu tun haben, vom Ort Aal (Eel) über Koi und Tilapia bis Zander. Da macht bereits das Stöbern auf der Landkarte im Buch Spaß und die Fahrten lassen sich beim Lesen problemlos mitverfolgen. Mit Vanelle lernt man eine Piratencrew der etwas anderen Art kennen: Ein bunter Haufen Menschen, welcher vielerorts diskriminiert oder verstoßen wurde, hat sich hier zu einer besonderen Vielfalt zusammengefunden, vom queeren Spektrum (transgender, nonbinär uvm.) über POC bis zur körperlichen Beeinträchtigung. Hier möchte ich lobend erwähnen, mit welch angenehmer Selbstverständlichkeit die Autorin mit diesen so vielfältigen Menschen umgeht.
Was Vanelles und Rivays Abenteuer betrifft stehen diese der Vielfalt der Charaktere in nichts nach, ihre Reise führt sie auf verschiedene Inseln, in den Kampf gegen Piraten und Meeresungeheuer und einige weitere Feinde. Hierbei gestaltet sich der rote Faden wie eine Perlenkette: Man bekommt in erster Linie die Perlen, also die spannenden Abenteuer und aussergewöhnliche Momente zu lesen, während die Zeiten dazwischen meist wegfallen. Dies hat den Vorteil, dass man fast nur spannende Szenen zu lesen bekommt, andererseits gehen dadurch die Interaktionen Vanelles mit der Crew zwischendurch etwas verloren und ihre Momente, in denen sie sich mutig ins Abenteuer stürzt, wirken dadurch oft einzelgängerisch. Das war für mich der Grund, warum ich mit Vanelle als Charakter oft nicht klar kam, während mir Rivay deutlich mehr lag - aber das mag jede Person beim Lesen anders empfinden. Als faszinierend empfand ich die legendäre Komponente des Abenteurs über frühere Götter und deren Schicksale - hier habe ich mitgerätselt und spekuliert, wie diese Legenden wohl in Zusammenhang mit einigen Gegebenheiten stehen könnten. Auch die Bedeutung des Titels, welche sich im Lauf des Romans herauskristallisiert, fällt in den Bereich dieser alten Legenden.
The Curse of Time and Taste bietet ein aussergewöhnliches PiratInnen-Abenteuer mit einer ebenso aussergewöhnlichen Crew, magischen Artefakten und gefährlichen Gegnern. Ich freu mich schon auf die Fortsetzung des Abenteuers.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Etwas zäher Abschluss des Abenteuers

Falkenreiter - Das Kind des Magiers
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Im zweiten Band der Falkenreiter-Dilogie setzen die Kinder alles daran, den König sowie die magischen Kreaturen der Nacht zu besiegen, welche mittlerweile auch für Nichtmagier bedrohlich werden.
Im Gegensatz ...

Im zweiten Band der Falkenreiter-Dilogie setzen die Kinder alles daran, den König sowie die magischen Kreaturen der Nacht zu besiegen, welche mittlerweile auch für Nichtmagier bedrohlich werden.
Im Gegensatz zum ersten Band hielt sich meine Begeisterung diemal in Grenzen. Räumlich reisen die Kinder immer wieder zum Schloß hin und zurück, andere Gegenden bekommt man kaum zu sehen. Der König selbst ist mittlerweile so albern, dass er nur noch wie eine Karikatur eines Königs wirkt, so dass ihn ihn nicht als Charakter mehr ernst nehmen konnte. Zauberer Hagos RavenStarr, der Vater von Alex, ging mir irgendwann auf den Wecker damit, seine Teenager-Tochter bei ihrem Kleinkind-Spitznamen Bubu zu nennen. Und generell blieben die Charaktere mir einfach zu oberflächlich. Insbesondere Alex‘ große Halbschwester, die sich als Falkenreiterin ausgibt, ist einfach nur pauschal böse und gemein und kann natürlich selbst den dämlichen König austricksen. Und der Spannungsbogen litt diesmal sehr unter der zähen Handlung.
Kurz: Mir hat der Zauber der Erzählung gefehlt, das Mitfiebern gemeinsam mit den Kindern, alles wirkte mir zu distanziert erzählt.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Ein Uhrmacher mit besonderen Fähigkeiten

Der Uhrmacher in der Filigree Street
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Es beginnt mit einer Bombendrohung. Am Abend findet Thaniel Steepleton, Telegrafist des Londoner Innenministeriums, eine goldene Taschenuhr in seiner Wohnung, welche ihm ein halbes Jahr später bei dem ...

Es beginnt mit einer Bombendrohung. Am Abend findet Thaniel Steepleton, Telegrafist des Londoner Innenministeriums, eine goldene Taschenuhr in seiner Wohnung, welche ihm ein halbes Jahr später bei dem angedrohten Bombenanschlag das Leben rettet. Die Uhr stammt aus der Manufaktur des japanischen Uhrmachers Keita Mori, welchen er für seinen Arbeitgeber als möglichen Attentäter fortan im Auge behalten soll und der auch weiterhin das Schicksal von Thaniel bedeutend lenken wird.
Man könnte sagen, das Buch handelt davon herauszufinden, wer für den Bau der Bombe verantwortlich ist. Genaugenommen handelt es jedoch auch von Keita Mori, seiner Vergangenheit und seiner besonderen Gabe, welche nach und nach deutlich wird. Und von Thaniel, dessen Leben Dank des Uhrmachers fortan in andere Bahnen gelenkt wird. Moris Pläne werden jedoch durchkreuzt von der angehenden Wissenschaftlerin Grace, ein etwas eigenwilliger Charakter, welche die dritte Erzählperspektive des Romans liefert.
Mir gefiel, mit wieviel Detailverliebtheit die Autorin das London Ende des 19. Jh. in ihrem Roman beschreibt. Alles wirkte auf mich authentisch und greifbar, auch die Personen wirkten für mich zeitgemäß. Besonders die Kapitel rund um Thaniel sowie Mori mochte ich gern lesen, zumal Moris Erfindergeist einige Überraschungen parat hält. Grace als starke Frau, die ihrer Zeit voraus ist, konnte bei mir leider nur bedingt punkten. Mir völlig unbegreiflich war, dass eine Frau, die gegen jedwede frauenfeindlichen Regelungen ist und sich in Männerkleidung in die Bibliothek mogelt, sich gegen den Kampf für mehr Frauenrechte stellt, obwohl sie selbst davon profitieren würde. Ebenso entwickelte sie im Verlauf äusserst aggressive Charakterzüge, welche ich ebenfalls in keinster Weise nachvollziehen konnte, da sie unnötig waren, und welche ich regelrecht abstoßend fand. Da schlug m. E. der Versuch fehl, eine toughe Frau mit einzubauen, eben weil sie trotz wissenschaftlicher Neigungen stark unlogisch agierte. Ein nicht so ganz stimmiger Charakter.
Stilistisch würd ich das Buch eher den älteren Fantasyromanen zuordnen, in denen es vor Superlativen und Standardfloskeln noch nicht so triefte. Empfand ich als sehr angenehm zu lesen, auch wenn das Buch dadurch mit einer gewissen Gemächlichkeit daherkommt.
Ein etwas aussergewöhnlicher Fantasyroman, durch den man wunderschön ins frühere London eintauchen kann und dessen fantastische Elemente eher dezent daherkommen. Einzig der Frauencharakter, welcher erst stark anmutete und dann stark unlogisch agierte, trübte meine Lesefreude unnötig.

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