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Veröffentlicht am 30.03.2020

schwach und ohne Antworten und Tiefe

Faded - Wenn alles stillsteht
1

„Auch wenn Linc derjenige war, der den Abzug betätigt hatte, war ich es, der die Waffe mit meiner eigenen schlechten Munition geladen hatte. Und Felicity diejenige, die dir Kugel abbekam.“
(Ryder in Faded ...

„Auch wenn Linc derjenige war, der den Abzug betätigt hatte, war ich es, der die Waffe mit meiner eigenen schlechten Munition geladen hatte. Und Felicity diejenige, die dir Kugel abbekam.“
(Ryder in Faded 2)

Worum geht’s?

Zwei Jahre ist es her, dass Felicity Ryder und ihre Band Wildwoods hinter sich gelassen hat. Nach ihrer überstürzten Flucht hat sie sich versteckt und ihre eigene Version ihres Lebens gelebt. Doch dann stirbt ihre Großmutter und ein Brief der Plattenfirma flattert ins Haus: Sie wollen Felicity verklagen, wenn sie nicht die vertraglich versprochene Tournee endlich erfüllt. Zu Ryder und der Band zurückkehren? Für Felicity keine Option. Aber die Vertragsstrafe ist so hoch, dass ihr nichts anderes übrig bleibt. Also geht sie mit der Band auf Tour. Auf so engem Raum über so lange Zeit zusammengepfercht werden unweigerlich alle düsteren Geheimnisse ans Tageslicht gezerrt. Und davon haben alle Beteiligten mehr als genug. Haben Ryder und Felicity noch eine Chance oder ist ihre Liebe endgültig verglüht?

Faded – Wenn alles stillsteht ist Band 2 der Faded-Dilogie. Der Leser benötigt Vorkenntnisse aus Band 1. Die Geschichte wird mit Band 2 beendet.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist wieder zurückhaltend gestaltet und erinnert stark an das Cover von Band 1. Es zeigt wieder einen Oberkörper mit Gitarre und Lichtreflexen. Das Cover passt sehr gut zum Buch und wirkt stimmig, sowohl zum Genre als auch zum Inhalt als auch zu Band 1, ist aber auch gleichzeitig nicht als Band 2 erkenntlich. Das Buch startet mit wenigen Newsartikeln zu Felicity und Ryder und steigt dann etwa zwei Jahre nach dem Ende von Band 1. Die Geschichte verläuft linear mit den wechselnden Ich-Erzählern Felicity und Ryder. Wer erzählt, ist entsprechend übertitelt. Der Schreibstil ist flüssig, gut lesbar und etwas kantig, was zu den Protagonisten passt. Anders als in Band 1 ist Band 2 nicht ganz so bildlich und voller Metaphern gehalten. Das Buch enthält wenige kurze, intime Szenen. Es wird gelegentlich geflucht.

Mein Fazit

Nach dem fiesen Ende von Band 1 war klar, dass ich auch Faded 2 lesen werde. Ich muss allerdings sagen, dass ich schon etwas zurückhaltend an das Buch herangegangen bin, da mir in Band 1 schon sehr die Tiefe gefehlt hat und ich das Gefühl hatte, die Geschichte wirkte uninspiriert. Konnte Band 2 hier mehr überzeugen?

Das Buch startet mit der Information, dass Felicitys Großmutter Bethany verstorben ist. Felicity hält sich stark im Hintergrund bei der Beerdigung, weil sie weiß, dass die ganze Welt nach ihr sucht. Zwei Jahre ist sie abgetaucht, seitdem sie damals Ryder, Wildwoods und LA verlassen hat. Die Erinnerungen schmerzen immer noch und zwischenzeitlich sind weitere Geheimnisse hinzugekommen. Perfiderweise wird Felicity auf der Beerdigung eine Klagandrohung ihrer Plattenfirma zugestellt. Es droht ihr eine Millionenstrafe, weil durch ihren Abgang die angekündigte Tournee ausgefallen ist und der Firma ein hoher Schaden entstanden ist. Widerwillig muss Felicity also erkennen, dass sie wohl zurückkehren muss. Zurückkehren zu Wildwoods, zu ihren Freunden, zu Ryder, in eine Welt, in der sie nie sein wollte. Entsprechend eisig ist die Stimmung, als sie zur Band zurückkehrt. Ryder ist zwischenzeitlich ebenfalls nach zahlreiche Eskapaden abgetaucht und frönt ein Leben auf dem Surfbrett, während Lincoln und Aiden sich behelfsweise mit anderen Bands durchschlagen. Die Dynamik der Band ist dahin, die Anfeindungen und Enttäuschungen sitzen tief. Ryder möchte Felicity zurückgewinnen, Felicity möchte die Zeit mit der Band möglichst schnell und ohne große Verbindungen hinter sich bringen, um dann frei zu sein. Die Schatten der Vergangenheit liegen weiterhin über allen, etwa die schicksalsbehafteten Ereignisse der letzten Nacht vor Felicitys Flucht. Doch auch Felicity hütet ein Geheimnis, was die Einstellung von Ryder für immer ändern könnte. Haben die Freunde und Liebenden noch eine Chance, wieder zueinander zu finden oder wird sowohl Ryder und Felicity als auch Wildwoods nach dieser Tournee endgültig Geschichte sein?

Storytechnisch hatte das Buch für mich überraschend wenig zu bieten. Es gab so viel, was ich wissen wollte, so viele Entwicklungen, die beleuchtet hätten werden sollen. Doch nichts davon passiert. Faded 2 kommt komisch platt daher, die erste Hälfte ist fast schon langweilig und man wartet darauf, dass es losgeht. Tut es aber nicht. Als es dann kurz vor Ende wirklich losgeht, überschlagen sich die Ereignisse so rasant, dass ich fast nur noch kopfschüttelnd dagesessen habe und mich gefragt habe, was das soll. Es wird so viel auf einmal so schnell in so kurzer Seitenanzahl abgearbeitet – ja, das Wort trifft es – und ich war enttäuscht. Felicitys großes Geheimnis war zwar für mich überraschend, zugleich aber auch irgendwie komisch willkürlich. Ich hatte bereits bei Buch 1 bemängelt, dass ich oftmals das Gefühl hatte, dass Storys unfertig waren und so war es auch hier. Es war teilweise willkürlich zusammengeflochten, es fehlte die Tiefe, es wurde viel zu wenig erklärt, zugleich aber viel zu viel Belangloses geschrieben. Wo sind die dringend benötigten Antworten? Wieso wurde etwa die schicksalsbehaftete Nacht gar nicht richtig thematisiert? Wieso erfährt man so wenig über die zwei Jahre und was beide Protagonisten getrieben haben? Wieso tauchen plötzlich Felicitys Eltern aufm Bildschirm auf? Was wird aus dem Erbstreit nach dem Tod von Bethany? Es sind so viele Punkte, die aufgeworfen werden, aber nie beantwortet werden. Dennoch verlangt die Autorin, dass der Leser für Felicity und Ryder mitfiebert und eine tolle Zukunft der beiden ersehnt. Aber wie soll das funktionieren, wenn man keinen wirklichen Input hat und das Gefühl hat, die Protagonisten reden nicht wirklich miteinander und leben in einer Blase, in der sie es sich leichtmachen?

Felicity und Ryder sind in Faded 2 irgendwie nicht mehr die Charaktere, die ich kennengelernt habe. Felicity wirkt plötzlich recht egoistisch und extrem sprunghaft. Sie ist widerwillig bei der Tour dabei, zieht sich regelmäßig zurück und beruft sich Ryder gegenüber immer wieder auf die Vergangenheit. Felicitys Gedanken und Handlungen sind bei mir nicht wirklich angekommen. Ryder hingegen hat offenbar viele Dämonen seiner Vergangenheit hinter sich gelassen, viel darüber erfahren dürfen wir aber nicht. Er kommt nur wegen Felicity zurück, Ruhm und Singen sind für ihn offenbar keine wirklichen Themen mehr. Der unzufriedene ruppige Ryder aus Band 1 ist jedenfalls nicht mehr vorhanden. Sein einiges Ziel: Felicity zurückgewinnen und mit ihr glücklich werden. Irgendwie wurde das aber immer absurder, wenn man bedenkt, wie kurz beide sich nur kannten, dass sie jetzt zwei Jahre getrennt waren und beide ganz andere Charaktere sind als zu dem Zeitpunkt, als sie sich kennengelernt haben. Ich habe wieder das Gefühl gehabt, dass beide Charaktere komisch eindimensional und mit viel zu wenig Raum zur Entwicklung in die Geschichte integriert wurden. Die Nebencharaktere sind die aus Band 1 bereits bekannten Leute. Die Band ist wieder präsent, wobei sie nach anfänglicher Wut auf Felicity ganz schnell (und ohne erkennbare Gründe) plötzlich wieder wie Brüder ihr gegenüber fühlen. Zudem kommt Carly, Felicitys Freundin aus dem Nightingale aus Band 1, als Tourmanagerin mit. Sie scheint eine Problematik mit Aiden zu haben, die immer und immer wieder angedeutet wird, jedoch nie aufgelöst wird. Fast so, als hätte die Autorin den Strang vergessen. Das fand ich wahnsinnig frustrierend.

Das Ende vom Buch hat mich eigentlich fassungslos gemacht. Die letzten etwa 30 Seiten knallen regelrecht durch. Es passiert eine Sache um die nächste. Aber alles, was passiert – Felicitys Vergangenheit, Felicitys Geheimnis, die Auflösung gegenüber Ryder, das Tournee-Ende mit seinem fast schon absurden Höhepunkt – passiert jeweils auf einer Handvoll Seiten, dass die Themen so wild zusammengewürfelt wirken, dass man sich fragt, wieso die Autorin nicht zumindest das ein oder andere Thema vorgezogen und damit mehr Raum gegeben hätte. So wird seit Band 1 das Thema mit Felicitys Eltern immer wieder angeführt, als es dann endlich soweit ist, dass es hier zur Konfrontation kommt, ist das so schnell vorbei und endet mit einer taffen Felicity, die eigentlich so gar nicht passt. Sprunghaft bis zum geht nicht mehr. Wenn man bedenkt, wie viele Seiten eigentlich nichts passiert, nur um dann am Ende von Geschehnissen überhaupt zu werden – die aber wie immer dazu führen, dass nichts wirklich geklärt wird – bleibt man fast schon frustriert zurück.

Schon bei Band 1 habe ich moniert, dass Ryders edgy Art nicht gepasst hat und gespielt wirkte. In Band 2 hat er diese Art gar nicht mehr, was angesichts seiner Entwicklung nicht verkehrt ist, aber zugleich dazu führt, dass Ryder in meinen Augen extrem langweilig geworden ist. Denn die Autorin führt den Leser auch nicht in die Thematik um Ryders Entzug ein, generell bezieht sich seine Gedankenwelt stets nur auf Felicity. Ihn interessiert nicht einmal mehr der Ruhm, dem er immer hinterhergejagt ist. Alles ist auf Felicity gepolt. Das wird an der Stelle schwierig, als ich mich gefragt habe, ob die beiden überhaupt wieder zusammenkommen sollten. Es herrscht eine komische Chemie zwischen den beiden und sie stoßen sich für mich mehr ab als sich anzuziehen. Der Schlüssel wären vermutlich klärende Gespräche gewesen, eine Aufarbeitung der Vergangenheit und der letzten zwei Jahre – das bleibt die Autorin aber fast vollständig schuldig. Sie wirft hier und da kleinere Brocken hin und lässt bei Felicity noch kurz eine Bombe platzen, die aber so schnell wieder vom Tisch ist, dass die Protagonisten nach so einem Geständnis (und weiterhin komplett ungeklärten Problemen) einfach miteinander schlafen. Vor allem Felicity, die mit Ryder angeblich abgeschlossen hat, ist so unfassbar sprunghaft in diesem Buch, dass es sich regelmäßig anfühlt, als würde man mit 100 km/h gegen eine Wand fahren, weil sie binnen Sekunden plötzlich eine 180 Grad Wendung hinlegt. Es war für mich einfach zu keiner Zeit nachvollziehbar, wieso sich was zwischen den beiden entwickelt – egal ob Gefühle oder Antipathie. Es fehlt so viel, was die Story glaubhaft und greifbar machen würde.

Faded 2 konnte mich leider noch weniger begeistern als sein Vorgänger. Die Geschichte wirkte über weite Teile handlungslos und konzentrierte sich auf die Reste der eventuell noch vorhandenen Liebe zwischen Felicity und Ryder. Dabei fehlt es dem Buch aber am Anspruch, Sachen zu klären. Felicity hat eigentlich nie den Willen, etwas zu klären. Dann wird man von zahlreichen Kleinigkeiten überrumpelt, die so schnell kommen und gehen, dass man sich fragt, wieso man ihnen nicht mehr Raum gegeben hat, denn dies hätte das Buch sehr benötigt. Am Ende bleibt einfach eine nicht greifbare Entwicklung um eine nicht nachvollziehbare Liebschaft und zahlreiche Meinungsänderungen, die mehr passend gemacht werden als dass sie passen. Schade, ein Buch mit viel Potenzial, was nicht genutzt wurde.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 24.03.2020

tolles Buch für Zwischendurch

Feeling Close to You
1

„Zuerst begriff ich nicht, was er vorhatte, doch dann sah ich, was er ansteuerte: Das Telefon, an dem auch der WLAN-Router hing. Der Zugang zum Internet. Mein Zugang zu einer Welt, in der mich die Leute ...

„Zuerst begriff ich nicht, was er vorhatte, doch dann sah ich, was er ansteuerte: Das Telefon, an dem auch der WLAN-Router hing. Der Zugang zum Internet. Mein Zugang zu einer Welt, in der mich die Leute verstanden, statt mich komisch von der Seite anzuschauen.“
(Teagan über ihren Vater in Feeling close to you)

Worum geht’s?

Game Design zu studieren ist Teagans größter Wunsch. Doch ihr Vater hat andere Pläne für sie. Sie soll an eine der begehrten Universitäten gehen und etwas Anständiges studieren. Dass sie dies nicht glücklich macht, interessiert ihn nicht. Also bleibt Teagan nur eins übrig: Sie muss sich das Geld selbst verdienen. Hierfür streamt sie nachts Videospiele und interagiert mit ihrer Followerschaft. Als sie eines abends online den bekannten Gamer Parker besiegt, möchte dieser herausfinden, wer Teagan ist. Langsam entwickelt sich zwischen den beiden eine Online-Freundschaft, die schon bald mehr als nur Games und Streams umfasst. Aber Parkers Leben ist kompliziert und er kann sich ein Mädchen an seiner Seite nicht wirklich leisten. Hat ihre Liebe eine Chance oder heißt es Game Over, noch bevor der Ladebildschirm erscheint?

Feeling close to you ist Band 2 der „Was auch immer geschieht“-Reihe. Das Buch kann unabhängig und ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Es ist in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist ein ist in hellblau mit goldenen Highlights gehalten. Das zarte Marmormuster lässt keine Rückschlüsse auf den Inhalt des Buches oder das Genre zu. Das Buch wird linear erzählt, wobei es einige nicht ausgewiesene Zeitsprünge gibt. Die Kapitel werden passenderweise als Level betitelt, der Epilog ist ein Bonuslevel. Sowohl Parker als auch Teagan sind als Ich-Erzähler im Einsatz, wobei nicht mit jedem Kapitel der Erzähler wechselt. Der Schreibstil ist locker und leicht, das Buch lässt sich gut und angenehm lesen. Es werden zahlreiche Begrifflichkeiten aus dem Gaming verwendet. Das Buch enthält keine explizite Sprache und auch nur zurückhaltende intime Szenen. Im Verlauf der Geschichte werden immer wieder Chatverläufe eingebaut.

Mein Fazit

Feeling close to you hat mich direkt von Anfang an angesprochen. Die Thematik rund ums Gaming (auch noch mit einem Mädchen, was spielt) fand ich innovativ und der Klappentext klang ein wenig nach der klassischen „der Star und das normale Mädchen“-Liebesgeschichte. Von der Autorin habe ich bisher zwei Bücher gelesen und war von denen so mittelmäßig angetan, ich wollte ihr aber dennoch eine neue Chance geben. Und mit diesem Buch konnte sie mich tatsächlich ganz gut unterhalten, leider hat das Buch aber auch einige Bugs.

Der Einstieg in das Buch gelang mir sehr gut. Der Leser darf Teagan kennenlernen, die als etwas alternativ dargestellt wird und nicht so ganz in die klassische Highschool-Welt passt. Das sagt Teagan auch über sich selbst. Stattdessen liebt sie es, zu zocken, und hat irgendwann angefangen, ihre Spiele zu streamen. So hat sie sich mit der Zeit eine kleine Followerschaft aufgebaut, die in diesen Streams auch regelmäßig spendet. Mit dem so verdienten Geld möchte Teagan ihr Studium finanzieren. Denn sie möchte im Gaming-Bereich arbeiten, was ihr Vater als Zeitverschwendung ansieht und weshalb es immer wieder Streit gibt. Daher versucht Teagan, so finanzielle Unabhängigkeit aufzubauen. Eines Abends beim Streamen spielt sie zufälligerweise gegen den weltbekannten Gamer Parker, den sie locker in die Tasche steckt und so für einige Überraschungen sorgt. Parker ist verblüfft von seiner Niederlage und fordert Revenge. Aus der anfänglichen Rivalität entwickelt sich ganz langsam eine Freundschaft. Teagan und Parker sind sich in einigen Punkten recht ähnlich und verstehen sich daher sehr gut. Als beide dann bei einer Gaming-Convention aufeinandertreffen, knistert es gewaltig. Aber es ist kompliziert, denn Teagans Vater ist weiterhin stur. Und Parker? Der hat so einige Päckchen zu tragen, die er vor Teagan versteckt. Doch hat ihre Liebe so eine Chance, wenn die Einflüsse von außen so stark wirken und Parker anfängt, Teagan immer weiter von sich zu stoßen, damit sie seine Päckchen nicht sieht?

Feeling close to you ist kein Buch, was mit einer aufwendigen Story oder besonders vielen Plottwists überzeugen kann. Generell ist das Buch eher ruhiger Natur, über weite Strecken passiert relativ wenig und es geht nur darum, wie sich langsam etwas zwischen Teagan und Parker entwickelt. Eingekleidet in der Gamingwelt, die Teagan langsam für sich gewinnt und die ihr viele Perspektiven präsentiert, wird aus Onlinefreunden Stück für Stück mehr. Es geht dabei auch darum, dass Teagan anfängt, für ihren Traum einzustehen, für sich selbst zu kämpfen und die zerrüttete Beziehung zu ihrem Vater zu beleuchten. Parker hingegen ist bereits sehr erfolgreich und hat mit familiären Problemen zu kämpfen, die ihn sehr belasten, die er aber mit niemanden teilen möchte. Dies führt letztendlich auch zum großen Knall in der Geschichte, der verhältnismäßig seicht ausfällt. Das große Mitfiebern gab es für mich in diesem Buch nicht. Es ist eine niedliche Geschichte mit wenigen Ups and Downs, eine angenehme Zwischendurch-Wohlfühlgeschichte. Ich bin emotional allerdings nicht wirklich involviert gewesen, habe nicht übermäßig mitgefiebert oder das Bedürfnis gehabt, zwingend weiterlesen zu müssen, wenn ich Pausen gemacht habe. Es war nett, niedlich und unterhaltsam, viel mehr aber leider auch nicht. Es ist eine wirklich seichte Geschichte, die gut geeignet ist, wenn man keine zahlreichen Twists und Turns möchte und auch nicht unbedingt an Herzschmerz zugrunde gehen mag. Man wird von den Chats gut unterhalten, schmunzelt hin und wieder, genießt die lockere Entwicklung und erfreut sich an der Gaming-Thematik. Mir haben vor allem romantische Momente oder gefühlvolle Szenen gefehlt, die die Beziehung greifbar machen und erklären, wie aus (Online-)Freunden mehr geworden ist. Dafür, dass das Buch so viele Seiten hat, hat es nicht sonderlich viel Handlung, was ich sehr schade finde.

Teagan und Parker sind beides sehr sympathische Charaktere. Teagan ist anfangs etwas ruppig und kantig, im Verlauf der Geschichte versteht man sie aber besser und auch, wieso Gaming ihr so viel bedeutet. Teagan ist taff und gibt Parker gern auch Widerworte. Sie ist keine Person, die ihre Gefühle auf der Zunge trägt. Ich hätte mir manchmal etwas mehr Einblicke gewünscht, aber im Großen und Ganzen konnte ich mich ganz gut in sie hineinversetzen. Sie wirkt für ihr Alter schon recht erwachsen und reif. Parker ist ein sehr lieber Mensch, der von Anfang an mit Charme punkten kann. Er ist lustig und nimmt sich selbst nicht so ernst. Hatte ich anfangs befürchtet, er könnte arrogant sein, so ist dies überhaupt nicht der Fall. Parker hat einige familiäre Probleme, von denen ich gern mehr gelesen hätte, da sie doch sehr gewichtig und schwer sind. Es ist süß zu sehen, wie Parker von Teagen verrückt gemacht wird und wie unsicher er in ihrer Gegenwart und wegen ihr ist. Beide zusammen sind durchaus niedlich und es macht Freude, die aufkeimenden Gefühle mitzuerleben. Ihre steten Neckereien, die vielen Chats, die kleinen Battles in den Spielen, aber auch das Füreinanderdasein sind eine gelungene Mischung. Die Beziehungsentwicklung ist recht zurückhaltend und leise, es sind kleine feine Entwicklungen und Schritte. Hierdurch hatte ich aber auch das Gefühl, dass es bei den beiden um eine typische Teenie-Liebe geht, obwohl Parker mit Mitte 20 aus diesem Alter schon raus ist. Auf jeden Fall erwartet einen hier kein emotional tiefgründiges, komplexes Beziehungsgeflecht, sondern eine niedlich-unschuldige Liebschaft, die dafür aber auch durchaus glaubwürdig ist. Unterhaltsam sind die zahlreichen Nebencharaktere, insbesondere die sehr chaotische und liebeswerte WG von Parker, bei der man sich wundert, dass alle noch nicht gestorben sind. Der Vergleich mit einem aus dem Ruder gelaufenen SIMS-Haushalt ist definitiv passend. Allerdings empfand ich die Nebencharaktere als absolute Randcharaktere, die alle eindimensional waren und einfach da waren.

Mein Lob bekommt die Autorin für ihre Recherche-Arbeit. Man merkt, dass sie sich intensiv mit dem Thema Gaming, Streaming, Spielebranche befasst hat. Es wird viel in diesem Buch eingebaut und alles hat Hand und Fuß. Es wirkt glaubhaft und passend. Ich selbst zocke auch gern und habe daher ein wenig Wissen in diesem Bereich, für jemanden ohne Vorkenntnisse könnte der Gaming-Inhalt etwas erschlagend sein. Es werden viele Genrebegriffe verwendet und nicht immer erklärt. Mich hat das nicht gestört, ich kann mir aber vorstellen, dass einige Fragezeichen im Raum stehen werden, wenn man mit dem Thema grundsätzlich fremd ist. Im Verhältnis zur Geschichte überwiegt das Gaming etwas und hat – zumindest gefühlt – viel mehr Platz als etwaige Entwicklungen und Gefühle.

Was mich wirklich überrumpelt hat, ist die Geschwindigkeit, mit der die Autorin das Buch beendet. Nach einer recht entspannten Geschichten kommt gegen Ende Parkers Päckchen mehr und mehr zum Vorschein. Dieses Thematik sowohl im Bezug auf seine Mutter als auch seine eigenen Ängste hätte man deutlich tiefer und intensiver ausarbeiten können, was hier wirklich versäumt wurde. Es ist beinahe so, als wenn die Autorin nicht ganz dahinter stand und daher Parkers endgültige Diagnose hinklatscht, im Anschluss seine Freunde lösen lässt und mit einem Nebensatz noch die professionelle Hilfe erwähnt. Dabei ist das zugrundeliegende Thema gerade in der heutigen Zeit ein gewichtiges und viel zu wenig beachtetes Thema. Wie bereits bei ihrer letzten Dilogie wird hier also etwas Schwieriges aufgegriffen und dann regelrecht ratzfatz begraben. Schade drum, da ich denke, dass genau diese Storyline sehr viel Potenzial und sehr viele mögliche Emotionen mitgebracht hätte. Das Buch endet dann kurze danach auch in meinen Augen recht abrupt und lässt mich mit dem Gefühl zurück, dass kaum etwas geklärt, erklärt und gelöst ist. Ich mag offene Enden, sehr sogar. Aber hier wirkte das Ende für mich einfach nur unfertig.

Insgesamt ist Feeling close to you eine niedliches Liebesgeschichte, die sich angenehm lesen lässt und gut unterhält. Ich bin schnell durch das Buch gekommen, konnte hin und wieder schmunzeln und fand das Gaming-Drumherum gut ausgearbeitet. Leider fehlt es dem Buch an Tiefe, was total schade ist. Die Autorin greift wieder einmal ein wichtiges Thema auf, lässt es aber so nebensächlich liegen und bügelt es fast schon mit einer Portion Idealismus weg. Das viel zu abrupte Ende ließ mich unbefriedigt zurück. Teagan und Parker sind tolle Charaktere, aber sie hätten definitiv mehr verdient. Die Schwerpunktsetzung zwischen Gaming und Liebesgeschichte ist nicht perfekt gelungen. Aber es ist ein tolles Buch für Zwischendurch, um ein wenig abzuschalten.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 24.03.2020

außen und innen ein wahrer Hingucker

VOGUE: Das Kleid
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Was ist das?

In „Vogue – Das Kleid“ präsentiert Jo Ellison über 300 Fotoaufnahmen aus dem Archiv der britischen Vogue, dem legendären Modemagazin. Kleider, die als Königsdisziplin in der Mode gelten, ...

Was ist das?

In „Vogue – Das Kleid“ präsentiert Jo Ellison über 300 Fotoaufnahmen aus dem Archiv der britischen Vogue, dem legendären Modemagazin. Kleider, die als Königsdisziplin in der Mode gelten, werden hier auf vielfältige Weise in Szene gesetzt. Die Aufnahmen von bekannten Fotografen und mit zahlreichen bekannten Modellen laden zum Träumen ein und geben ein umfassenden Einblick in die Entwicklung der Fashionfotografie rund um das Kultkleidungsstück Kleid. Die Autorin war selbst jahrelang als Redakteurin bei der Vogue tätig.

Wie sieht es aus?

Bei dem Buch handelt es sich um eine Hardcover-Ausgabe, die ähnlich dem A4-Format gehalten ist. Der matt-schwarze Einband ist aus robustem Fasereinband wirkt hochwertig und widerstandsfähig. Sowohl der Buchrücken als auch der Titel sind mit Silberfolie veredelt und glänzt schön. Die minimalistische Gestaltung verbreitet ein edles Feeling und wird dem Inhalt gerecht. Die Buchrückseite ist mit einem Sticker versehen, der kurze Informationen zum Buch sowie die ISBN-Nummer wiedergibt. Der Sticker lässt sich einfach und rückstandslos entfernen, sodass die Rückseite dann schlicht schwarz ist. Das Innere besteht aus 303 Seiten, die aus starkem, beschichteten Papier bestehen und somit eine hohe Brillanz gewährleisten. Die Fotografien sind teilweise schwarz-weiß, teilweise farbig. Manchmal teilen sich mehrere Fotografien eine Seite, einige Bilder sind jedoch auch ganzseitig oder doppelseitig. Zu jedem Bild gibt es zudem einen kurzen Infotext.

Was erwartet einen?

Bei dieser besonderen Schmuckausgabe handelt es sich um einen umfassenden Bildband, der verschiedene Fashionfotografien sammelt. Es ist ein eindrucksvoll inszeniertes Buch, welches ganz unterschiedliche Kleider, Fotostile, Models und Settings in einer aufwendigen Weise vereint. Nach einem kurzen Vorwort von Alexandra Shulman, der Chefredakteurin der britischen Vogue, sowie einer Einführung zum Thema Kleider beginnt es auch schon mit den Fotografien. Das Buch umfasst im Groben fünf verschiedene Bereiche: Klassisch, Märchenhaft, Dramatisch, Dekorativ und Modern. Farbfotos, Schwarzweiß-Fotos, groß und klein, schlicht und extrem imposant – hier wird für sehr viel Abwechslung gesorgt. Es sind wunderschöne Bilder, die man auf sich wirken lässt. Bilder, die zum Träumen einladen oder einen verblüffen. Mit kurzen, informativen Texten zu den jeweiligen Bildern erfährt man zumeist auch etwas über Model, Fotograf oder Hintergrund des Bildes. Das Buch schließt mit einem Register, um so schnell nach bestimmten Akteuren zu suchen.

Mein Fazit

Kleider sind seit jeher ein Symbol von Weiblichkeit. Hier in diesem Buch findet man aus den Archiven der Vogue über 300 tolle Aufnahmen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Auswahl ist interessant, abwechslungsreich und beeindruckend. Die Qualität des Buches ist extrem hochwertig, die Fotoqualität kann ebenfalls überzeugen. Für Leute, die Fashionfotografie mögen, sich generell für Mode interessieren oder bekennende Vogue-Fans sind, ist dieses Buch wie eine kleine Bibel. Es ist ein toller Bildband zum Stöbern, Träumen und Schwärmen. Eine wunderschöne, hochwertige Schmuckausgabe, die ein absoluter Hingucker ist und vor allem auch als Coffee Table Book oder Deko-Element wunderschön wirkt.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise von dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 10.03.2020

erstklassige Real Crime Literatur

Blut schweigt niemals
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Worum geht’s?

Kriminalhauptkommissar Stephan Harbort ist bekannter Serienmörderexperte und Profiler. Als Dozent an diversen Hochschulen gibt er seine aus jahrelanger Arbeit gewonnenen Kenntnisse rund ...

Worum geht’s?

Kriminalhauptkommissar Stephan Harbort ist bekannter Serienmörderexperte und Profiler. Als Dozent an diversen Hochschulen gibt er seine aus jahrelanger Arbeit gewonnenen Kenntnisse rund ums Profiling, Verhaltensanalyse und Täterprofile weiter. Er gibt als Koryphäe auf dem Gebiet des Profilings. Er hat bereits in zahlreichen Büchern seine Erkenntnisse für den geneigten Leser weitergegeben. Mit „Blut schweigt niemals“ erzählt er von später Sühne solcher Taten, bei denen die Spurenlage zunächst keine Verurteilung zugelassen hat, durch mühsame Arbeit von Cold Case Einheiten aber Jahre und Jahrzehnte aber doch noch Erfolge gefeiert werden konnten.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover zeigt einen mit spärlichem roten Licht beleuchteten Raum voller Regale und Ablagekartons, wie man sie etwa aus amerikanischen Filmen kennt. Die Boxen sind als Symbol der Fälle zu verstehen, in ihnen lagern üblicherweise Beweismittel und Spuren. Der Titel ist mit erhabener Schrift aufgedruckt, der Untertitel verrät, was den Leser erwartet. Das Cover ist dezent, aber durchaus stimmig.

Das Buch startet mit einem etwas längerem Vorwort, bei dem der Autor ganz generell etwas zum Thema „kalte Spuren“ und den Möglichkeiten, die die Kriminaltechnik mittlerweile hat, sagt. Es wird erklärt, was die Idee hinter Cold Case Einheiten ist und wieso ihre Arbeit für die Bevölkerung, die Justiz und auch die Hinterbliebenen und Opfer wichtig ist. Im Anschluss werden 6 Fälle vorgestellt, die jeweils etwa 40 Seiten umfassen. Das Buch schließt mit einem Nachwort, wo auch die Probleme von Cold Cases, die Hürden der Ermittler und eine Art Ausblick auf die künftige Arbeit Gegenstand sind. Es folgt zudem noch ein Anhang mit zahlreichen Ergebnissen aus einer kriminologisch-kriminalistischen Synopse zu Cold-Case-Fällen, bei denen es umfangreiche Statistiken zu Todesursachen, Leichenfundorten, Vorgeschichten gibt. Abschließend gibt es ein Literaturverzeichnis als Nachweis für die vom Autor verwendeten Quellen im Rahmen des Buches.

Der Schreibstil ist sachlich und ruhig, fast schon nüchtern. Der Autor versteht es, atmosphärisch zu arbeiten, ohne reißerisch oder sensationslüstern zu berichten. Ich empfand die Texte teils schon als anspruchsvoll, da sie oftmals verschachtelt und mit vielen Informationen aufgearbeitet sind. Mit etwas Konzentration ist das Buch jedoch gut zu verstehen und nachzuvollziehen. Es ist wenig Fachwissen eingebunden und sollte welches vorkommen, so wird es gut erklärt.

Mein Fazit

Von Stephan Harbort habe ich bereits einige seiner Werke gelesen, weshalb mir von Anfang an klar war, dass ich auch das neuste Buch lesen möchte. Das Thema Cold Cases hat vor allem in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit gewonnen, da immer mehr Landeskriminalämter versuchen, derartige Einheiten für ihre ungelösten Altfälle zu stellen. Durch diese Schwerpunkteinheiten kann konzentriert und systematisch an noch ungelösten Fällen gearbeitet werden, denn Mord verjährt nie und auch eine späte Überführung ist für das Gerechtigkeitsempfinden notwendig. Anhand von 6 Fällen zeigt der Autor, wie schwer es sein kann, einen Fall zu lösen, wie manchmal Zufälle und Zeit wichtige Faktoren sind und wie am Ende die anfangs aussichtslose Überführung doch noch gelang.

Der Autor startet mit einem etwas längeren Vorwort, in dem er erklärt, was Cold Cases eigentlich sind, wieso sie aufgeklärt werden müssen, welche Hürden es gibt und welche Möglichkeiten sich entwickelt haben. Nach dieser Einführung versteht der Leser bereits, welchen Aufwand die Behörden bereit sind zu betreiben, um jede Tat zu sühnen – oder es zumindest zu versuchen. Denn nicht immer sind die Spuren gnädig und bringen nach langer Zeit hilfreiche Ergebnisse. Im Anschluss beginnen die Fälle. Jeder Fall ist in einem Kapitel abgehandelt, mit entsprechender Überschrift. Alle Fälle spielen vor deutschen Gerichten, einer aber nicht im deutschen Raum. Einige der Fälle dürfte man kennen, zumindest wenn man an Real Crime interessiert ist, oder man hat zumindest in den Nachrichten etwas davon mitbekommen. Dies tut dem Interesse allerdings keinen Abbruch, da die Fälle hier ausführlich aufgearbeitet werden.

Die Auswahl der Fälle ist gut gelungen, sie deckt verschiedene Aspekte ab und thematisiert auch verschiedene Ermittlungshindernisse, die zum Stillstand geführt haben. Die Fälle sind nicht „zum Mitraten“ ausgelegt, vielmehr führt der Autor Schritt für Schritt zum Täter. Systematisch werden Tat, Opfer, bisheriger Ermittlungsstand sowie etwaige Verdächtige und dann die Cold Case Ermittlungen mit ihrem Abschluss im Gerichtsverfahren vorgestellt. Alle Fälle behandeln (versuchte) Tötungsdelikte. In den Schilderungen sind natürlich auch Details rund um die Tat enthalten, die teilweise sehr intensiv sein können. Das Buch ist aber stets niveauvoll und nicht darauf ausgerichtet, grausam schocken zu wollen. Am Ende wird der Leser mit einem Nachwort entlassen, was noch einmal auf so manche Punkte, die bisherige Entwicklung von Cold Case Einheiten und die zu erwartende Zukunft Bezug nimmt. Die als Anhang beigefügten Statistiken zu Erfahrungswerten aus Ermittlungen sind interessant und auch ohne weitere Erklärung greifbar. Der ausführliche Literaturnachweis hinten im Buch gewährleistet nicht nur einen Nachweis über die Grundlagen des Buches, sondern gibt dem Leser auch zahlreiche Anregungen, wie und wo er sich weiter informieren könnte. Dies fand ich sehr praktisch.

„Blut schweigt niemals“ ist keine leichte Kost. Es geht um sehr viel Leid, um schwere Straftaten und trotz einer gewissen Distanz berühren die Fälle und Umstände den Leser. Aus diesem Grund und auch aufgrund der doch recht komplexen Darstellung habe ich zumeist nur einen Fall pro Tag gelesen. Der Informationsgehalt ist schon ziemlich hoch, hier und da habe ich dennoch auch etwas gegoogelt und weitergelesen. Der Autor hat es also geschafft, mich als Leser über das Buch hinaus zu bewegen und das Gesagte weiter ergründen zu wollen. Das weist nicht darauf hin, dass im Buch zu wenig Informationen enthalten sind, sondern man einfach so sehr von den Worten mitgenommen wird, dass man nicht aufhört, darüber nachzudenken. Der Autor schafft es zudem, in einem angemessenem Verhältnis dem Opfer und dem Täter Raum zu geben. Es wirkt weder so, als würde man sich nur aufs Opfer konzentrieren und hierbei die Erklärungsansätze beim Täter vernachlässigen, noch konzentriert sich das Buch zu sehr auf den Täter, sodass man das Gefühl hat, das Opfer sei irrelevant. Dies hinzukriegen ist gar nicht so einfach, hier aber wirklich gelungen. Angereichert mit vielen Informationen rund um die Polizeiarbeit, aber auch um die teilweise bestehende Verzweiflung der Ermittler, Angehörigen und des sozialen Umfelds werden in dem Buch stimmig, beeindruckend und zugleich bedrückend zusammengefasst.

Insgesamt ist „Blut schweigt niemals“ wieder ein hochwertiges, informationsreiches und interessantes Buch, bei dem der Autor gewohnt sicher durch verschiedene Fälle führt und aufzeigt, dass auch Jahre und Jahrzehnte später noch alles unternommen wird, um einen Fall zu lösen. Es ist ein Buch, welches wirklich spannend, aber zugleich auch erschreckend ist, was in Abgründe und hinter verschlossene Türen schaut. Für Real Crime Fans ist es ein Must Read, doch auch für solche Leser geeignet, die von der Thematik angesprochen werden.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 10.03.2020

informatives Buch für Zwischendurch

Aussage gegen Aussage
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Worum geht’s?

Dr. Alexander Stevens ist Fachanwalt für Strafrecht, seit Jahren in Deutschland praktizierender Strafverteidiger und zudem aus dem TV bekannt, unter anderem in seiner Rolle bei Richter Alexander ...

Worum geht’s?

Dr. Alexander Stevens ist Fachanwalt für Strafrecht, seit Jahren in Deutschland praktizierender Strafverteidiger und zudem aus dem TV bekannt, unter anderem in seiner Rolle bei Richter Alexander Hold. Stevens hat bereits mehrere Bücher im Real Crime Sektor veröffentlicht, bei denen er von seinen Erfahrungen mit der deutschen Justiz berichtet. In seinem Buch „Aussage gegen Aussage“ möchte er anhand von 7 ausgewählten Fällen die Problematiken aufzeigen, die der Zeugenbeweis mit sich bringt. Denn was tun, wenn es Aussage gegen Aussage steht? Mit umfassenden Erklärungen und Einblicken in die Wissenschaft rund um Glaubwürdigkeit veranschaulicht der Autor, womit zahlreiche Richter täglich zu kämpfen haben.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover zeigt den Autor in schwarzem Anzug vor einem schwarz-weißen Hintergrund, sinnbildlich für die beiden Seiten von Aussage gegen Aussage. Es ist ein zurückhaltendes, aber dennoch passendes Cover. Es gibt auf den ersten Blick keinen Hinweis, dass es sich um ein Crime-Buch handelt, lediglich der Untertitel „Urteil OHNE Beweise“ könnte darauf hindeuten. Nach einem knappen Vorwort zur Einleitung folgen die 7 Fälle, die kapitelweise aufgearbeitet sind. Innerhalb der Kapitel stellt der Autor den Fall vor, entweder durch das Vorstellen der Aussage oder der Umstände und führt dann später im Verlauf dazu aus, auf welchen Aspekt er zu sprechen kommen möchte. Von Themen rund um Voreingenommenheit, die Schwierigkeit mit kindlichen Zeugen, Suggestivfragen bis hin zur Problematik um die freie Beweiswürdigung durch Richter sind vielseitige Thematiken Gegenstand des Buches. Die Ausführungen werden teils auch wissenschaftlich untermauert und die Ideen hinter den Erwägungen und ihre tatsächliche Bedeutung erklärt. Der Autor verrät jeweils auch den Ausgang des Prozesses. Das Buch schließt mit einem kurzen Nachwort.

Der Schreibstil ist relativ locker, gut verständlich und der Autor spricht den Leser oftmals auch direkt an, etwa durch (rhetorische) Fragen. Jeder Fall ist anders aufgebaut und beleuchtet andere Aspekte rund um die Frage der Wahrheitsfindung. Die Ausführungen sind zwar teils wissenschaftlich, verlassen jedoch nie den Bereich des Verständlichen. Der Autor war sehr bedacht darauf, alles verständlich und nachvollziehbar zu erklären.

Mein Fazit

Alexander Stevens ist mir bereits dank seiner anderen Bücher bekannt, ich habe sowohl Sex vor Gericht als auch 9 ½ perfekte Morde gelesen und durchaus gemocht. Der Autor hat eine recht entspannte, nicht allzu sachliche Art, durch seine Bücher zu führen. Daher war ich durchaus gespannt, wie er sich mit dem schwierigen Thema rund um kritische Situation der widersprechenden Zeugenaussagen beschäftigt.

Nach einem sehr kurzen Vorwort, wo der Autor ein wenig dazu ausführt, was die Idee hinter dem Buch ist, geht es direkt mit dem ersten Fall los. Das Buch umfasst 7 Fälle, allesamt aus dem deutschen Raum, reale Fälle aus dem deutschen Gerichtsalltag. Thematisch sind die Fälle primär im Bereich Sexualstrafrecht und Gewalt- bzw. Tötungsdelikte angesetzt. Nur ein Fall tanzt aus der Reihe, hierbei geht es um ein Strafverfahren gegen einen Anwalt, der in den Augen des Gerichts falschen Vortrag gemacht hat. Die Auswahl der Fälle ist in meinen Augen zwar gelungen, da die Fälle durchaus interessant sind und verschiedene Schwerpunkt abdecken, zugleich hätte ich mir etwas mehr Abwechslung in den Delikten gewünscht. Klar zieht Mord und Sex immer und vor allem im Sexualstrafrecht liegen typischerweise die größten Probleme in der Aussage-gegen-Aussage-Konstellation, aber das Strafrecht hat mehr zu bieten.

Die Fälle sind mit viel Herzblut aufgearbeitet. Es werden zahlreiche Punkte eingeführt und es steht dem Leser zu jeder Zeit frei, sich sein eigenes Urteil zu bilden. Teilweise animiert der Autor bewusst auch dazu, sich ein Urteil zu bilden. Es führt verschiedene Möglichkeiten des Verfahrensausganges an, erklärt die relevante Beweislage in Bezug auf jedes Variante und präsentiert dann das Endergebnis. Es wird so manche Überraschungen geben, manchmal aber auch nicht. Auf dem Weg zur Aufklärung gibt es sehr interessante Einblicke hinter die Kulissen des Strafrechts und des Gerichtsalltags. Es wird ausführlich erklärt, was Suggestivfragen sind, es gibt Einblicke in den „Kriterienkatalog“ für Aussagen und die Erklärung, wieso der so nicht wirklich hilfreich ist, es geht um das Summieren von Aussagen, Zeugen von Hörensagen und die Zweifel am Beweismittel Zeuge. Denn Zeugen sind von Natur aus ein schwieriges, beeinflussbares, unsicheres und unstetes Beweismittel. Der Autor hat hier gute Arbeit geleistet, ist informativ ohne zu erschlagen, erklärt ohne zu belehren. Durch die recht übersichtliche Kapitellänge von zumeist 30-40 Seiten kann man wohldosiert das Buch genießen. Ich habe meist 1-2 Fälle am Abend gelesen.

Das im Buch Gesagte ist natürlich auch geeignet, einiges an Angst zu schüren, der Autor gibt sich aber große Mühe, alles so verständlich und greifbar zu erklären, dass es einen zwar nachdenklich stimmt, aber zumindest nicht beunruhigen sollte. Naturgemäß landen in solchen Büchern ja nur Grenzfälle, die unproblematischen Themen ja nicht. Das sollte sich der Leser auch stets vor Augen halten. Die angeführten Lehren von Glaubwürdigkeit, Lügen, Beeinflussung und Prozesstaktiken sind jedenfalls geeignet, auch im Alltag Anklang zu finden. Man kann das ein oder andere an Information mitnehmen, was einem helfen könnte oder den Blick etwas schärft, ohne im Strafrecht tätig zu sein. Das hat mir sehr gut gefallen und ist neben den durchaus interessanten Fällen ein guter Bonus des Buches. Durch die freie Gestaltung und der Auflösung am Ende hat der Leser zudem die Möglichkeit, etwas „mitzuraten“, wobei der Autor natürlich hier und da direkt und indirekt auf die Lösung hindeutet.

Was mir nicht ganz so zugesagt hat, ist, dass der Autor im Buch teilweise wild verweist. Regelmäßig bezieht er sich auf bereits vorangestellte oder später folgende Kapitel, was ich etwas störend fand, insbesondere wenn die Kapitel noch kommen. Da kam ich mir manchmal so vor, als würde der Autor dem Leser nicht zutrauen, behalten zu haben, was bereits kam. Nach hinten verweisen ist zudem immer schwierig, wenn der Leser an dieser Stelle bereits gerne etwas erfahren möchte, aber warten soll. Ebenfalls hat mich teilweise die Art des Autors gestört, die mir in den anderen Büchern bisher nicht so präsent herüberkam. Es wird fleißig offenkundig oder zwischen den Zeilen gegen alle Justizbeteiligten geschossen – außer gegen die Strafverteidiger. Diese Seitenhiebe hätte es sicher nicht gebraucht, insbesondere da Herr Stevens ja selbst manchmal feststellen darf, dass die festgestellte – und von ihm verteidigte – Wahrheit nicht die tatsächliche Wahrheit sein muss. Jeder in diesem Justizuniversum hat einen harten, schwierigen Job und sicher kann man ankreiden, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, dennoch sollte man auch anerkennen, dass alle Beteiligten nicht frei von Fehlern sind.

Insgesamt ist „Aussage gegen Aussage“ erneut ein starkes Buch des Autors mit interessanten und vielseiteigen Einblicken. Der Leser kann vereinzelt Lehren aus dem Gesagten mitnehmen. Der lockere Schreibstil fängt den Leser schnell ein und die nachvollziehbare Darstellung von Fällen und Lehren sind für alle geeignet, egal ob juristisch visiert, Gelegenheits-Leser oder Real-Crime-Neuling. Das Buch ist kurzweilig und in meinen Augen keine schwere Kost wie manch andere Bücher aus dem Real Crime Bereich. Gutes Buch für Zwischendurch!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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