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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2019

zu oberflächlich, zu wenig Handlung

Flying High
8

„Vielleicht gibt es weder eine alte noch eine neue Hailee, und ich… ich bin einfach nur verloren.“ (Hailee in Flying High)

Worum geht’s?

Nach dem schockierendem Ende von Falling Fast rast Chase los, ...

„Vielleicht gibt es weder eine alte noch eine neue Hailee, und ich… ich bin einfach nur verloren.“ (Hailee in Flying High)

Worum geht’s?

Nach dem schockierendem Ende von Falling Fast rast Chase los, um Hailee zu retten. Wird er es schaffen? Wird es noch eine Chance für ihre Liebe geben? Und falls ja, wie wird das Leben danach aussehen?

Flying High ist der zweite Teil einer Dilogie und setzt Band 1 fort. Vorkenntnisse aus Band 1 sind notwendig. Die Dilogie schließt mit Flying High.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist erneut ein wahrer Hingucker in strahlenden Blau mit goldenen Highlights. Das Cover lässt jedoch wieder keinerlei Rückschluss auf den Inhalt des Buches zu, passt aber zu Band 1.

Das Buch startet wie bereits Band 1 mit einer TRiggerwarnung, die identisch zu Band 1 ist. Das Buch setzt unmittelbar nach Band 1 an und wird fortan linear erzählt. Es gibt keine Rückblenden. Hailee und Chase führen den Leser wieder in der Ich-Perspektive durch das Buch, wobei die Kapitel jeweils entsprechend übertitelt sind, teilweise jedoch auch mitten im Kapitel der Erzähler wechselt. Der Erzählanteil von Hailee überwiegt dieses Mal deutlich. Anders als in Band 1 merkt man hier einen deutlichen Unterschied in der charakterlichen Darstellung. Der Schreibstil ist wie bei Band 1 locker und gut lesbar. Das Spruch ist sprachlich angemessen für das Genre und die Protagonisten.

Mein Fazit

Vorweg möchte ich darauf hinweisen, dass ein Teil der Rezension sich im Spoilerbereich abspielen wird, was nachvollziehbar ist, da ich für Kritik an dem Buch natürlich auch Inhalte eingehen muss. Bis zum ausdrücklichen Spoilerhinweis werde ich nur allgemein über das Buch sprechen.

Nachdem mich Falling Fast ja eher ratlos als rastlos zurückgelassen hat, war ich lange unsicher, ob ich Flying High lesen möchte. Am Ende siegte die Neugier, ob die Autoren den Scherbenhaufen aus Band 1 zusammenkehren und – in realistischer und nachvollziehbarer Weise - kitten kann. Ich muss allerdings festhalten: Ich hätte es mir schenken können.


Der Einstieg in das Buch gelang mir zwar erneut ganz gut, insbesondere da zeitnah nach dem Ende von Band 1 eingesetzt wird, die Ernüchterung kam jedoch sehr schnell. Bereits nach wenigen Seiten war der Kern der Handlung abgeschlossen. Was danach bleibt, ist ein regelrechtes Wirrwarr aus Handlungslosigkeit. Hier und da werden Themen angerissen, bunt zusammengewürfelt und dann doch in einem schwarzen Loch versenkt. Nach den ersten 100 Seiten war ich verwundert, dass ich bereits ein Viertel des Buchs hinter mir hatte und eigentlich wenig bis nichts passiert ist. Ich hatte nicht erwartet, dass Flying High ein ultimativ-spannendes Buch ist, aber zumindest viel Tiefe und viele Emotionen hatte ich erhofft. Bekommen habe ich davon sehr wenig. Als nach der Hälfte des Buches eine Entscheidung auch noch die Lovestory topediert, war bei mir fast schon der Ofen aus. Nachdem ich ja bereits in Band 1 die Beziehung von Hailee und Chase nicht wirklich nachvollziehen konnte, war dies auch in Band 2 nicht besser, ganz im Gegenteil. Hinzu kommen nach etwa Dreiviertel des Buches Entscheidungen von Chase, die regelrecht aus dem Nichts kommen und dann auch ins Nichts – abgesehen von ein wenig Drama – laufen. Es werden einfach immer wieder kleinere Storylines aufgegriffen – Katies Tod, Chase Bruder Josh und sein Drogenproblem, die Boxkämpfe – und nach wenigen Sätzen sind die wieder abgeschlossen. Insbesondere Josh und Chase hätten noch viel Potenzial gehabt, allerdings entpuppt sich dieser Plot eher als Blindgänger, sodass man sich fragt, wieso es ihn überhaupt gab.

Über weite Strecken passiert also wie in Band 1 nichts, die Geschichte plätschert seicht vor sich hin. Sie erfüllt nebenbei wieder zahlreiche Klischees, aber bringt dieses Mal nicht einmal dieses Wohlfühl-Gefühl mit sich wie Band 1 es tat, dieses „süße Kleinstadt“-Feeling. Es fehlte wieder an so vielen Stellen im Buch die Tiefe, dass ich nicht mitleiden konnte und keine emotionale Bindung zum Gelesenen gefühlt habe. Das empfand ich in diesem Buch fast noch tragischer aufgrund der Thematik. Am Ende war ich erstaunt und auch ein wenig enttäuscht, wie wenig Handlung auf 400 Seiten zu finden ist, wie viel Potenzial verschenkt wurde und wie oberflächlich mit einem so wichtigem Thema umgegangen wurde. Den einzigen Pluspunkt gibt es dafür, dass zumindest die Marketing-Botschaft „sei mutig“ hier noch einmal kritisch aufgegriffen wurde. Sogar Chase wirkt nicht wie Chase, er spielt eine fast schon untergeordnete Nebenrolle und als er dann endlich mal im Fokus steht, entwickelt er sich so schnell, dass einem fast schwindelig wird. Zu Hailee konnte ich in Band 1 kaum eine Verbindung aufbauen. Das Problem ist jetzt aber, dass in Flying High Hailee natürlich ihr wahres Inneres zeigt. Dies ist eine ziemliche 180-Grad-Wendung und wird einige Leser sicher überfordern.

Insgesamt muss ich leider festhalten, dass Flying High für mich die Dilogie nicht retten konnte. Ich hatte gehofft, dass diese kritischen Themen hinreichend beleuchtet werden und auch der Verarbeitungsprozess aufgezeigt wird. Tatsächlich bleibt Flying High aber oberflächlich und fast schon klischeehaft, die wirklich interessanten Punkte werden nicht thematisiert und auch die Lovestory verläuft sich regelrecht im Sande, nur um dann krampfhaft abgeschlossen zu werden. Flying High hat zu viele Seiten für viel zu wenig Handlung. Es hätte der Dilogie besser getan, wenn man Falling Fast etwas gestaucht hätte – denn hier gab’s extreme Längen – und dann die Thematiken aus Band 2 mit in Band 1 genommen hätte. Es braucht einfach keinen zweiten Teil, weil in diesem nichts Weltbewegendes passiert.

+++ es folgen im Weiteren Spoiler!!! +++

Es kommt wenig überraschend, dass Hailee sich nicht umbringt. Das ist verständlich, nachvollziehbar und für mich auch die einzig richtige Handlung, dass Hailee selbst entscheidet, nicht sterben zu wollen. Zu keiner Zeit habe ich daran gezweifelt, dass diese Variante ausgespielt wird. Hätte sie es getan und Chase sie gerettet, hätte man sie eindeutig einweisen müssen und naja, wie hätte das Buch sonst laufen sollen? Daher lag für mich die Kernfrage darauf, wie mit diesem ernstzunehmenden Selbstmordversuch, den generellen Gedanken zum Thema Tod und der Thematik rund um Hailees Depressionen umgegangen wird. Ich war beruhigt, dass zumindest angesprochen wurde, dass Hailee sich in Therapie begibt. Das war’s aber eigentlich auch schon. Es wird 2-3x im Buch angesprochen, dass sie in Therapie ist, Einblicke erhalten wir aber nicht. Wir dürfen nicht bei Therapiestunden dabei sein, sondern dürfen nur in Hailees endloses Gedanken-Karussell schauen. Hier tut sich aber das nächste Problem auf: Immer und immer wieder sehe ich ernstzunehmende Gedankengänge, die gefährlich werden können. Statt in eine längere Unterbringung zur Therapie zu gehen, besucht Hailee alle paar Tage ihre Therapeutin und verbringt den Rest der Zeit in dem Haus, in dem sie alles an ihre Schwester erinnert.

Ja, Hailee kehrt Fairwood den Rücken, lässt Chase zurück und geht mit ihren Eltern zurück nach Hause, mit denen sie sich regelmäßig streitet. Damit landen wir schon beim nächsten Problem: Wie möchte man eine glaubwürdige Liebesgeschichte bauen, wenn Chase nicht an ihrer Seite sein kann, während sie leidet? Für mich gar nicht. Beide leben die Hälfte des Buches nebeneinander her, telefonieren sporadisch, Chase kommt sie einmal besuchen – was natürlich direkt im Sex endet -, Chase ist wieder am College und irgendwie verrennt sich die Geschichte. Am Ende wird dann einfach bei Hailee die Erkenntnis hervorgerufen, dass sie zurück nach Fairwood will, zu ihren Freunden, zu Chase (auch wenn sie ihn nur alle paar Wochen dann sieht – sie weiß zu dem Zeitpunkt nicht, dass er sein Studium abbrechen will). Gesagt, getan, ist Hailee also wieder in Fairwood, alle sind glücklich, Hailee schreibt dem Verlag wegen des Angebots, möchte direkt noch Jespers Manuskript (oh, da war ja noch was!) mit anbieten, bekommt ihren Kellnerjob wieder und geht regelmäßig zur Therapeutin. Das war’s. Aber wieso braucht man dafür 400 Seiten? Wieso musste Hailee die Hälfte des Buches nach Hause zu ihren Eltern, wo man jederzeit merkt, dass es ihr nicht guttut und ihre Eltern sie nicht verstehen? Das Buch wirft so viele Fragen auf und gibt so wenige Antworten. Dies betrifft auch Chase, seine Entscheidung des Studiumsabbruchs (Blitzgedanke), die ganze Geschichte mit seinem aus dem Nichts zurückkehrenden Bruder (diese Handlung wird kurz thematisiert, Josh ist wieder da, aber es passiert nichts in der Entwicklung).

Und das traurigste? Man verlässt Hailee und Chase mit dem Gefühl, dass eigentlich nichts er- und geklärt ist.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 01.03.2021

konnte mich leider nicht mitreißen

Infinity Plus One
5

„Hast du schon mal das Gefühl gehabt, du hättest etwas vergessen, und dann fällt dir auf, dass du nicht etwas, sondern jemanden vergessen hast...?“
(Bonnie zu Finn in Infinity plus one)

Worum geht’s? ...

„Hast du schon mal das Gefühl gehabt, du hättest etwas vergessen, und dann fällt dir auf, dass du nicht etwas, sondern jemanden vergessen hast...?“
(Bonnie zu Finn in Infinity plus one)

Worum geht’s?

Superstar Bonnie Rae Shelby ist nach dem Verlust ihrer Schwester und dem Ende ihrer Tour komplett aus der Bahn geraten. In einer Nacht und Nebel-Aktion verschwindet sie und steht plötzlich am Geländer einer Brücke, fest entschlossen zu springen. Zufälligerweise kommt Finn Clyde vorbei, der sich auf dem Weg von New York nach Las Vegas befindet, um sein Leben neuzubeginnen. Spontan hält er an – und rettet Bonnie das Leben. Beide starten in einen ungewöhnlichen Roadtrip, über den schon bald das ganze Land berichtet. Doch vielleicht ist diese verrückte Reise genau das, was beide brauchen, um sich selbst wiederzufinden.

Infinity plus one ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch startet mit einem kurzen Prolog, der vor allem die Geschichte des Gangsterpärchens Bonnie und Clyde erzählt. Im Anschluss springt die Geschichte 11 Tage zurück und wird dann linear erzählt, die Protagonisten haben zwischenzeitlich jedoch Erinnerungsflashbacks. Einige Kapitel starten mit Medienberichten, die durch Kursivschrift hervorgehoben sind. Die Geschichte wird von Bonnie in der Ich-Perspektive und von einem Erzähler mit Fokus auf Clydes Perspektive erzählt. Der Schreibstil ist leicht und mitreißend, das Buch lässt sich gut und flüssig lesen. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Thematiken wie Suizidversuch und Verlust.

Meine Meinung

Zweite Chancen. Nicht nur in Büchern ein beliebtes Thema, sondern auch bei Büchern. Amy Harmon konnte mich mit ihrem “Making Faces” leider nur bedingt überzeugen. Zu wenig Tiefe, dabei waren es so emotionale Themen. Zu viel Drumherum, zu viel auf einmal und alles so sehr gewollt. Dann kam “Infinity plus one” und ich wusste beim Klappentext, ich muss dieses Buch lesen. Es klang einfach zu gut, ebenso wie die Leseprobe. Doch was die Autorin hier abgeliefert hat, war für mich am Ende leider einfach nur noch eine Enttäuschung.

Bonnie und Clyde. Ein Klassiker der Geschichte, ein sagenumwobenes Gangsterpärchen, ein vielfach erzählter Mythos. Die Autorin hat sich von dieser Geschichte inspirieren lassen, aber eine ganz eigene Version darauf gemacht. Bonnie ist hier eine weltbekannte Sängerin, junge 21 Jahre, doch schon am Ende ihrer Kräfte. Ihre Großmutter treibt sie zu Höchstleistungen, sie finanziert die komplette Familie und ihre Gedanken werden immer dunkler. Als sie dann noch ihre Zwillingsschwester Minnie verliert – und sich nicht einmal verabschieden kann – brennt eine letzte Sicherung durch. Bonnie verschwindet, mit der geklauten Handtasche der Großmutter, hastig abgeschnittenen Haaren und keinem Plan. So landet sie auf einer Brücke, im Begriff, sich mit Minnie wiederzuvereinen. Doch dann kommt Clyde. Dieser heißt eigentlich Finn Clyde bzw. Infinity James Clyde, wird im Buch passenderweise jedoch größtenteils Clyde genannt. Ex-Häftling, der nach einem misslungenen Raubversuch seines Bruders im Gefängnis saß und hierbei auch noch seinen Zwillingsbruder Fish verlieren musste, auf der Suche nach einem neuen Leben, auf dem Weg nach Vegas und irgendwie von der Gestalt am Straßenrand angezogen. So rettet er Bonnie und gewinnt eine ungewöhnliche Wegbegleiterin auf seiner Reise. Es ist ein Roadtrip der etwas anderen Art, quer durch das Land, mit unglaublich vielen Erlebnissen, immer mal wieder aufkeimenden Gesprächen und jeder Menge Fragezeichen. Bonnie und Clyde in der Neuauflage, nur ohne die Straftaten. Theoretisch zumindest. Denn parallel zur Geschichte wird in einigen Kapiteln die Medienberichtserstattung abgedruckt. Von Entführung der Bonnie über Lösegelderpressung, Autodiebstahl und angeblichen Raubüberfällen wird hier alles breitgetreten. Der allgemeine Tenor: Bonnie ist nicht freiwillig mit Clyde unterwegs. Die Wahrheit? Eher ist Bonnie eine Klette an Clyde als andersherum. Auf ihrem Weg reden sie über Bonnies Leben als Star, was stark an Burnout erinnert und auch an Schicksale wie Britney Spears und Taylor Swift, sie reden über Clydes Zeit im Gefängnis, welche mehr als erschütternd war, jedoch verhältnismäßig wenig behandelt wird. Und sie begegnen zahlreichen Menschen und Geschichten. Es ist ein verrückter, wilder Trip, ungeplant, unvorhersehbar und unkontrolliert.

Klingt soweit gut, würde man denken. Das war es anfangs auch. Mich konnte die Energie des Buches mitnehmen, ich habe gern weitergelesen und war gespannt, was beide als nächstes erleben würde. Doch zunehmend wurde die Tour für mich zu einer Farce. Bonnie klaut Clyde das Auto, später wird das Auto abgeschleppt und sie müssen improvisieren. Mehr als einmal verlassen sie fluchtartig einen Ort und lassen ihre Sachen zurück, sie geraten in komische Situationen, landen an verrückten Orten und tun noch verrücktere Sachen. Irgendwann ab der Hälfte ging es los, dass ich das Buch als zunehmend anstrengend empfand. Vor allem an Bonnie lag dies. Die Autorin legt sehr wenig wert auf Tiefe und Gefühl. Bonnie redet ungefiltert, springt von einem Thema zum nächsten, hat fixe Ideen und jede Menge naive Vorstellungen. Ihr Inneres wird nur gelegentlich offengelegt, dabei wäre dies doch genau das gewesen, was für eine greifbare Geschichte sinnvoll gewesen wäre. Clyde bleibt – vielleicht auch aufgrund der Erzählperspektive – relativ unnahbar. Er ist ein sehr kontrollierter Mensch, der nur bei Bonnie die Kontrolle verliert. Er ist fasziniert von ihr und fängt schnell an, sie zu begehren. Wieso? Kann ich ehrlich gesagt nicht sagen. Beide Charaktere reden immer wieder von einer Spannung, haben Vorstellungen vom gemeinsamen Sex – aber ich konnte weder eine emotionale Verbindung noch eine gewisse Anziehung vernehmen. Beide sind einfach nur lose Freunde, die sich zufällig kennengelernt haben. Entsprechend schwer nachvollziehbar wurde es dann für mich, als Entwicklung um Entwicklung von statten ging und beide Entscheidungen treffen, die einfach für mich komplett unlogisch waren. Im letzten Drittel des Buches setzt die Autorin auf Ereignisse, die für mich nur lachhaft und vollkommen wirr daherkamen. Gelinde gesagt empfand ich das komplette Finale des Buches schlichtweg als komplett übertrieben. Selten habe ich beim Lesen eines Buches so häufig mit dem Kopf schütteln müssen wie hier. Man muss sich auch vor Augen halten, dass das Buch eine Zeitspanne von unter zwei Wochen, minimal mehr als eine Woche abdeckt. Ich bin an das Buch herangegangen, weil ich dachte, hier gibt es eine schöne, emotionale Geschichte. Das wird in meinen Augen nicht bedient. Emotionen bleiben auf der Strecke, spontane Einfälle bestimmen die Geschichte und beide Charaktere verbergen mehr voreinander als dass sie offenlegen. Auch der verzweifelte Versuch, am Ende ein wenig Drama reinzubringen, verkommt vollkommen, da es so schnell und simpel aufgelöst wird, dass man es auch direkt hätte lassen können. Sicher gibt es hier und da kleinere Überraschungen, aber an diesen konnte ich mich wenig erfreuen, wenn der komplette Rest einen mehr irritiert als begeistert. Ich weiß nicht, wie nach einem so starken Anfang und so viel Potenzial so eine Entwicklung entstehen konnte. Zwar hat die Geschichte so in vielen Punkten Ähnlichkeit zu Original Bonnie und Clyde, aber der Preis dafür ist, dass jegliches Gefühl und jeglicher Realismus auf der Strecke bleiben. Als dann im Epilog auch noch eine der unterwegs aufgelesenen Personen mit einer Nachricht aus dem Jenseits daherkommt, hatte mich das Buch schlussendlich endgültig verloren.

Ich habe für mich festgestellt, dass Amy Harmon offenbar nicht meine Autorin ist, da ich hier ähnliche Punkte wie bei Making faces kritisiere, insbesondere die fehlende Tiefe, die rasante Entwicklung der Geschichte und das viele Drumherum. Bei Infinity plus one empfand ich das aber alles tatsächlich noch schlimmer. Die Autorin jagt mit einer Geschwindigkeit durch das Buch, dass es zwar einerseits hochspannend bleibt, andererseits aber eben für mich auch einfach „zu viel“ ist. Zu viele Zufälle, zu viele zu perfekte Puzzleteile und dazu leider noch jede Menge hohlphrasiges Blabla, was zu gewollt, zu perfekt, zu konstruiert wirkt. In meien Augen hätte man aus der Geschichte extrem viel machen können, die Autorin hat aber einen Weg gewählt, der mich schlichtweg nicht abholen konnte bzw. nach anfänglicher Begeisterung schnell verloren hat. Bei Infinity plus one sieht man in meinen Augen gut, wann viel einfach zu viel ist. Dazu kommt leider, dass vor allem Bonnie ab einige gewissen Zeitpunkt unberechenbar wird und mit ihrer Art, ihren Taten und ihren Stimmungsschwankungen vermehrt für Probleme sorgt – sowohl in der Geschichte als auch bei mir mit der Sympathie. Während ich Clyde wirklich ins Herz geschlossen habe und es schade finde, so wenig eigentlich über ihn erfahren zu haben (außer einiger Knastmomente und jeder Menge Mathematik, die er als mathematisches Superhirn zwischendurch erzählt, gibt es wenig bis nichts), hat Bonnie wirklich schnell meine Faszination verloren. Leider wird auch nur bedingt angesprochen, inwiefern ihre Gedanken und Probleme psychischer Natur sind. Einziges Highlight bleibt für mich am Ende die Thematisierung der medialen Aufmerksamkeit, die zu jeder Zeit von der Wirklichkeit abweicht. Hieran kann man die Dynamiken, die teilweise in solchen Geschichten liegen, gut erkennen. Doch auch hieraus wurde am Ende eigentlich nichts mehr gemacht.

Mein Fazit

Am Ende war Infinity plus one definitiv nicht mein Buch. Nach einem starken Start und ganz viel Hoffnung bleibt leider nur eine wahnsinnig konstruierte, überladene Geschichte, in deren Verlauf die Autorin es für mich einfach übertrieben hat. Das Fehlen von Tiefe und vor allem die Abwesenheit von Gefühl machten die Enttäuschung nur komplett. So viel Potenzial, was aber nur für eine schnelllebige, etwas wirre Roadtripstory voller spontaner Entscheidungen genutzt wurde. Für mich leider keine Leseempfehlung.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 25.07.2019

wunderschön und emotional

Perfectly Broken (Bedford-Reihe 1)
5

„Egal, wie unsere Geschichte ausgehen wird, ob Happy End oder nicht… ich werde hier auf meiner Seite der Wand auf dich warten.“ (Chase zu Brooke in Perfectly Broken)

Worum geht’s?

Ein Jahr ist es her. ...

„Egal, wie unsere Geschichte ausgehen wird, ob Happy End oder nicht… ich werde hier auf meiner Seite der Wand auf dich warten.“ (Chase zu Brooke in Perfectly Broken)

Worum geht’s?

Ein Jahr ist es her. An ihrem Geburtstag erhält Brooke einen Hundewelpen namens Ghost, ein Geschenk ihres Freundes Thomas. Als Thomas noch kurz losmöchte, um einen Hundekorb zu holen, kehrt er nie wieder zurück. Brooke bleibt allein mit Ghost, in einer Welt aus Schmerz und Tränen. Alles erinnert sie an Thomas, die Liebe ihres Lebens. Darum entscheidet sie, von Manchester ins Örtchen Bedford zu ziehen. Dort angekommen findet sie eine tolle Wohnung zu einem Top-Preis. Nur einen Haken hat das Ganze: Es gibt dort eine Tür zur Nachbarwohnung, mitten in ihrem Schlafzimmer. Diese Tür ist seit Ewigkeiten verschlossen und niemand hat den Schlüssel. Schon bald stellt Brooke fest, dass sie dank der Tür alles aus der Nachbarwohnung hören kann. Doch als ihr Nachbar Chase anfängt, mit ihr durch die Wand zu reden, wird ihr Leben und ihr Herz auf eine harte Probe gestellt…

Perfectly Broken ist in sich abgeschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Perfectly Broken ist ein absoluter Hingucker. Obwohl es keinen Hinweis auf den Inhalt gibt, passt es sehr gut zum Buch. Die goldenen Schlingen im Hintergrund erinnern entfernt an Risse, was wiederum gut zum Titel passt. Das Cover wirkt sehr feminin und modern und hätte im Handel meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Die Geschichte startet mit einem kurzen Prolog und startet dann nach einem Zeitsprung in der Gegenwart. Im Anschluss verläuft die Geschichte linear, es gibt jedoch vereinzelte Rückblenden, welche durch Kursivschrift erkennbar sind. Die Geschichte wird teils durch Brooke, teils durch Chase erzählt, wobei nicht zwingend kapitelweise auch ein Erzählerwechsel erfolgt. Insgesamt überwiegen Brookes Kapitel etwas. Der Schreibstil ist sehr angenehm flüssig, leicht verständlich und zu den Charakteren passend. Es ist sprachlich angemessen für den Bereich junge Erwachsene. Es gibt keine derbe Sprache, einen sehr geringen Erotikanteil. Die Autorin präsentiert vor allem einen sehr emotionalen Schreibstil.

Mein Fazit

Perfectly Broken ist eines dieser Bücher, bei dem man denkt „oh, das klingt ja ganz gut“. So landete es auf meiner Leseliste. Von der Autorin kannte ich bislang nur ihre Dark Romance Selfpublisher Bücher, umso gespannter war ich auf einen Liebesroman. Als dann die Leseprobe rauskam und ich von der Leseprobe nach wenigen Seiten schon Gänsehaut hatte, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt und auf jeden Fall lesen muss. Nachdem ich es verschlungen habe und ich das ein oder andere Tränchen verdrückt habe, kann ich definitiv sagen: Dies ist eines meiner Highlights 2019.

Die Geschichte startet mit einem Prolog, der mir bereits ordentlich Gänsehaut beschwert hat, denn er erzählt ansatzweise Brookes Vergangenheit mit Thomas. Nach einem Sprung lernen wir die Gegenwartsbrooke (mit Ghost an ihrer Seite) kennen, die beabsichtigt, Manchester zu verlassen und woanders neu anzufangen. So landet sie in Bedford und schaut sich eine Wohnung an, die jedoch einen Haken hat: Es gibt eine Durchgangstür, die zwar verschlossen ist, Brooke jedoch nicht ganz geheuer erscheint. Bald beginnt ein Dialog mit ihrem Nachbarn Chase, die beiden schieben sich Zettelchen unter der Tür durch, reden miteinander und eine Freundschaft entwickelt sich. Chase möchte die Unbekannte gern trösten, Brooke weigert sich aber vehement, Chase persönlich gegenüberzutreten. Denn sie hat das Gefühl, Thomas damit zu verraten und zu betrügen…

Anfangs fand ich die Idee mit der Kommunikation durch die Tür etwas urig und komisch. Doch die Autorin hat es sehr schnell geschafft, mich hierfür zu begeistern. Aus Zettelchen werden kurze Gespräche, aus kurzen Gesprächen werden längere und schon bald wird für beide der Dialog zu einem wichtigen, festen Bestandteil ihres Lebens. Es gibt allerdings auf beiden Seiten einen Haken: Brooke fühlt sich, als würde sie Thomas betrügen, die Liebe ihres Lebens. Chase hingegen ist in einer Beziehung, die an allen Enden kriselt. Es ist ein langer Weg, den Chase gehen muss, um Brooke aus ihrem Schneckenhaus zu holen und ein noch längerer Weg, den Brooke im Geiste gehen muss, um von ihren Schuldgefühlen Abstand zu nehmen. Hierbei erleben beide viele wirklich schöne Momente, die so passend und selbstverständlich vorkamen, dass ich zu keiner Zeit das Gefühl hatte, hier wurde zu viel konstruiert, zu viel gewollt und zu sehr übertrieben. Es sind Kleinigkeiten, wie das abendliche Vorlesen von Chase, der Brooke ihre Liebesromane vorliest, obwohl er sie hasst. Es sind Momente, die so süß sind, ohne kitschig zu wirken. Momente, die mir direkt ins Herz gegangen sind und mich sehr schnell an Brooke und Chase gebunden haben.

Die Autorin verliert hierbei aber nie die Ernsthaftigkeit der Situation aus den Augen. Brooke leidet und das nicht zu knapp. In einer unglaublich ergreifenden Art schafft Sarah Stankewitz es dabei, dieses Leid greifbar zu machen. Ich konnte Brookes Schmerz fühlen, er hat mir immer wieder das Herz gebrochen und ich habe mir so sehr für sie gewünscht, dass sie wieder Licht in ihrem Leben sehen kann. Damit einher geht auch die Frage, die sich dem Leser immer wieder stellt: Betrügt Brooke Thomas, wenn sie nach seinem Tod versucht, wieder glücklich zu werden? Verrät sie hiermit ihre Liebe? In einer behutsamen Art wagt sich die Autorin an dieses Thema.

Behutsam ist sowieso ein Wort, was bei diesem Buch sehr gut passt. Hier gibt es keine Hauruck-Methode, mit der Chase versucht, Brooke für sich zu gewinnen. Es ist ein langer, steiniger Weg, ein stetes Auf und Ab, denn mal lässt Brooke die Nähe von Chase zu, mal macht sie komplett dicht. Es ist eine Achterbahnfahrt, bei der man absolut mitfiebert. Für mich ist das Buch tatsächlich auch ziemlich realistisch gehalten. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass nicht nachvollziehbare Sprünge gemacht wurden, plötzlich eine „alles ist gut“-Stimmung herrschte oder Brooke spontan von 0 auf 100 ihre Meinung geändert hat. Das hat mir sehr gut gefallen, weil die Geschichte somit für mich sehr greifbar war. Sicher ist das Buch nicht frei von Dramen, es wird aber auf – in meinen Augen – unnötige Dramen verzichtet, die nur dafür da sind, das Buch in die Länge zu ziehen. Es gibt eine doch dramatische und emotionale Enthüllung, die ich so zwar durchaus vorhergesehen habe, die mich ab Ende aber dennoch eiskalt erwischt hat – aufgrund der Emotionalität und wie die Charaktere damit umgegangen sind. Kurz vor Ende kommt erneut etwas Drama auf, welches jedoch auf einem seichten Niveau bleibt und vor allem für die Beziehungsdynamik durchaus notwendig war, da hiermit wichtige Erkenntnisse verbunden waren. Ansonsten empfand ich das Buch als dramenlos und spannungsarm – zwei Sachen, die das Buch aber auch gar nicht nötig hat, da es mit seiner Emotionalität bereits so stark punkten kann. Hier muss ich vor allem das Ende des Buches noch einmal hervorheben, welches mit einem unglaublich ergreifenden Brief schließt und bei mir unweigerlich direkt die Tränendrüsen angesprochen hat. Taschentücher braucht man bei diesem Buch definitiv.

Im Fokus der Geschichte stehen die beiden Protagonisten Brooke und Chase. Brooke ist sehr in ihrer Trauer gefangen, zugleich aber auch vom Willen getrieben, aus der Trauer zu entkommen. Sie ist stark, aber schwach zugleich. Sie wirkt manchmal auf eine positive Art und Weise unbeholfen und sie konnte mich als Leserin sehr schnell für sich gewinnen. Ich habe mit ihr gelitten, es hat mein Herz bluten lassen, was sie durchmanchen muss und musste. Chase hingegen muss definitiv auf jeden Bookboyfriend-Nominierungsliste, auch wenn er seine Schattenseiten hat (z.B. seine Freundin). Er gibt sich viel Mühe, ohne dabei stalkerhaft oder übergriffig zu wirken. Er ist sehr verständnisvoll und gewährt Brooke viele Freiräume, ist aber dennoch immer für sie da. Die beiden haben mir als Pärchen sehr gefallen. Es gibt zudem einige Nebencharaktere, etwa Chase besten Freund und Brookes Kollegin und Freundin. Die beiden spielen allerdings eher eine untergeordnete Rolle, bringen für mich aber Potenzial für eine eigene Story mit.

Ein klitzekleines bisschen Meckern muss ich dennoch: Im Vordergrund der Story steht Brooke und ihr Verlust. Als man später die Story von Chase erfährt, benimmt sich Brooke ihm gegenüber meiner Meinung nach unfair – hierfür kann sie im Zweifel nichts, einfach aufgrund ihrer Verfassung. Schade finde ich allerdings, dass diese Thematik später nicht noch einmal aufgegriffen wurde und aus den Augen verloren wurde, dass auch Chase einiges durchmachen musste. Es fühlte sich für mich unfair an, dass seinem Leid keine große Aufmerksamkeit gewidmet wurde, vor allem, nachdem er sich von Brooke einiges anhören musste.

Insgesamt kann ich nur sagen: Dieses Buch hat mein Herz gebrochen. Mehr als einmal. Hat mir mehr als einmal Gänsehaut beschert. Mir mehr als einmal die Tränen in die Augen getrieben. Es ist ein Buch, welches so schlicht daherkommt, mit einer Story ohne die üblichen großen Dramen und einen dabei so fertig macht, dass man weinen möchte. Die Autorin hat mit ihrem ergreifenden Schreibstil eine wunderschöne Geschichte gesponnen, die mich zerstört und wieder zusammengesetzt hat. Diese Liebesgeschichte um Brooke und Chase bekommt für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen. Absolute Lese- und Heulempfehlung!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 10.04.2019

tolles Buch, was leider etwas abfärbt

LYX Book Journal
4

Was ist das?

Wer viel liest, kennt das Problem vielleicht: Viele Erinnerungen an Bücher verschwimmen, man hat viele tolle Zitate und weiß nicht, wohin damit. Buchtagebücher gibt es viele, jetzt hat auch ...

Was ist das?

Wer viel liest, kennt das Problem vielleicht: Viele Erinnerungen an Bücher verschwimmen, man hat viele tolle Zitate und weiß nicht, wohin damit. Buchtagebücher gibt es viele, jetzt hat auch das LYX-Verlag ein eigenes herausgebracht. Auf über 255 Seiten ist Platz, seine Bucherinnerungen für immer festzuhalten.

Wie sieht es aus?

Das Book Journal ist etwas größer als das klassische A5-Format und erinnert von der Dicke her ungefähr an einen Taschenkalender. Das Buch besticht mit einem stabilen Hardcover-Einband. Der Einband ist mit einer an Kreidefarbe erinnernden blauen Farbe eingefärbt, die Rückseite und der Buchrücken sind blank (eine Ausnahme ist das Preisschild auf der Rückseite). Auf der Vorderseite ist goldfarben Verlag und Name eingeprägt.

Die Haptik des Journal ist sehr schön, es fühlt sich wertig an. Leider ist der Einband sehr anfällig für Macken. Bereits nach zwei Tagen in Nutzung waren die Ränder leicht abgestoßen, sodass man die weiße Unterseite sehen kann. Zudem färbt das Journal leider leicht ab. Im Regal neben einem weißen Buch stehend war dies leicht „eingeschlumpft“. Auch der Lieferschein, in dem das Journal eingewickelt war, war teils deutlich blau verfärbt. Man sollte daher ein wenig Vorsicht walten lassen – ich habe das Buch mittlerweile in einem Schutzumschlag á la Schulheft eingefasst. Zudem lässt sich das Preisschild leider nicht rückstandslos vom Journal abziehen und hinterlässt unschöne Klebereste bzw. entfernt Teile der Einfärbung.

Die gesamte Gestaltung des Buches ist in weiß-blau und sehr einheitlich gehalten. Das Buch startet auf der ersten Seite mit der Besitzangabe „gehört:..“ in gleicher Schrift wie der Titel auf dem Cover. Es folgt ein einseitige Vorwort vom Verlag nebst einer Art Inhaltsverzeichnis für die „Special Pages“ im Buch – insgesamt 11 verschiedene. Somit gibt es immer wieder etwas zu entdecken, z.B. gibt es Seiten für „Bücher, die ich noch lesen möchte“ oder „meine Lieblingspärchen“ und „Book-Events, auf die ich gehen möchte“.

Das eigentliche Büchertagebuch bietet Platz für bestimmt über 100 Bücher. Für jedes Buch gibt es eine Doppelseite, die stets identisch ist. Auf der linken Seite ist Platz für die Daten zum Buch, während die rechte Seite als Mood Board zur eigenen Gestaltung einlädt. Egal, ob Hinweise zu Folgebänden, Gedanken zum Buch, Aufkleber – hier kann man sich austoben. Immer wieder findet man Zitate aus LYX-Büchern in dem Journal. Diese wurden durch eine Community-Aktion ausgesucht und passen perfekt zum Journal und natürlich auch zum LYX-Verlag. Die Zitate sind dezent, aber schön ausgearbeitet und man freut sich immer wieder, wenn man auf eins stößt.

Die Seiten sind aus festerem Papier und nicht beschriftet. Kugelschreiber, Textmarker und normale Fineliner drücken bei mir nicht durch und trocknen schnell und pannenfrei. Es gibt zudem ein Band als Lesezeichen, aber leider keine Art „Verschluss“ etwa in Form eines Gummibandes.

Mein Fazit

Book Journals gibt es viele. Meistens bin ich aber von der unübersichtlichen Darstellung erschlagen oder sie bieten einfach nicht die Eintragungen, die man sich wünscht. Das Book Journal vom LYX ist da anders. Sehr schlicht ohne viel Schnickschnack, aber dennoch schön aufgearbeitet merkt man, dass hier viel Zeit und Liebe hereingeflossen ist.

Die Doppelseiten zum Büchereintragen sind umfangreich, geben einige Punkte vor, lassen aber dank der zweiten Blankoseite viel Platz für eigene Notizen. Die Sonderseiten, die zusätzlich eingefügt wurden, passen thematisch super zum Thema Buch und Lesen. Nicht so sehr gefällt mir aber, dass diese sich verstreut im Buch befinden. Mir persönlich wäre es lieber gewesen, wenn alles gesammelt am Anfang oder Ende wäre. Andererseits ist das Journal paginiert und vorne gibt es eine Art Inhaltsübersicht, weshalb die Seiten sich gut finden lassen. Sehr gefallen habe mir hingegen die Zitate. Sie sind eine bunte Mischung aus bisherigen LYX-Büchern und passen sich hervorragend in das Buch ein.

Leider bin ich mit der äußeren Gestaltung nicht so zufrieden. Dass ein Buch Macken bekommt, ist klar und normal. Allerdings sollte dies nicht direkt nach 1-2 Tagen Nutzung so sein und vor allem ist es sehr ungünstig, dass das Buch abfärbt. Jetzt, da ich es weiß und entsprechende Maßnahmen ergreifen konnte, stört es mich nicht mehr – die Erkenntnis zu gewinnen, hat allerdings durch das Abfärben an anderen Sachen etwas wehgetan.

Insgesamt ist das LYX-Journal ein wirklich toll ausgearbeitetes Buchtagebuch. Es ist super geeignet für Leute, die analog ihre Gedanken festhalten möchten und Spaß am Aufschreiben ihrer Eindrücke haben. Ich habe mich in das süße Buch verliebt und freue mich, es mit Leben zu füllen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise von dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 06.04.2020

mitreißend und kompliziert

All Saints High - Die Prinzessin
3

„Wir sind einfach nur zwei Teenager, die in dieser Welt niemals eine Chance hatten, Freunde zu werden, und deshalb das wurden, was von uns erwartet wurde. Feinde.“
(Penn zu Daria in All Saints High 1)

Worum ...

„Wir sind einfach nur zwei Teenager, die in dieser Welt niemals eine Chance hatten, Freunde zu werden, und deshalb das wurden, was von uns erwartet wurde. Feinde.“
(Penn zu Daria in All Saints High 1)

Worum geht’s?

Daria ist die Königin der All Saints High. Cheerleader-Captain, Mädchen aus reichem Hause, beliebt und gefürchtet. Aber hinter der Fassade brodelt es gewaltig. Penn steht für alles, was Daria nicht ist. Gebrochen, allein, arm – und obdachlos. Vier Jahre ist es her, dass Penn und Daria gemeinsam eine fatale Entscheidung getroffen haben und ihre Lebe hierdurch für immer verändert haben. Doch als Darias Mutter Penn mit nach Hause bringt, sieht diese ihre Chance auf Wiedergutmachung, denn Penn soll bei ihnen leben und sein Schuljahr beenden. Aber Penn hält so gar nichts davon und sinnt weiterhin nach Rache gegenüber dem Mädchen, was er für das ganze Übel verantwortlich macht. In einem Strudel aus Hass, Anziehungskraft, Verzweiflung und Hoffnung gefangen beginnt für Daria und Penn eine gefährliche Reise… Doch was ist, wenn die Schatten der Vergangenheit die Gegenwart überlagern?

All Saints High – Die Prinzessin ist Band 1 der All Saints High-Reihe. Das Buch kann als Stand Alone gelesen werden, die Folgebände sind über andere Charaktere, die hier jedoch bereits als Nebenfiguren vorkommen. Vorkenntnisse aus der Sinners of Saint-Reihe sind nicht erforderlich.


Schreibstil / Gestaltung

Das schlichte Cover mit verschiedenen Rosatönen und Lilatönen ist stimmungsvoll und elegant. Es gibt wenig über den Inhalt preis, passt aber zu dem Untertitel „Die Prinzessin“, da es durchaus feminin wirkt. Das Buch startet mit einem etwas längeren Prolog, im Anschluss verläuft die Story nach einem vierjährigen Zeitsprung in die Gegenwart linear. Das Buch schließt mit einem mehrseitigen Epilog. Die Geschichte wird wechselseitig durch Daria und Penn in der Ich-Perspektive erzählt, jeweils ein Kapitel wird von Darias Eltern Melody und Jaime erzählt. Die Kapitel sind entsprechend beschriftet. Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt flüssig und modern, er ist ruppig und lebhaft. Das Buch enthält explizite Sprache und intime Szenen. Es ist kein Jugendbuch.

Mein Fazit

Die Hot Holes gehen in eine neue Runde. Naja, fast. Bühne frei – hier kommen die Kinder! Als ich las, dass die Autorin nun mit den Kindern als nächste Generation fortführen möchte, war ich etwas zwiegespalten. Wird hier nur versucht, mit einem bereits etablierten Namen Geld zu machen? Oder ist es wirklich eine grandiose Idee, den Nachwuchs dieser vollkommen verkorksten jungen Männer auf die Menschheit loszulassen? Oh ja, es war eine gottverdammt geniale Idee. Und ich brauche und will so viel mehr…

Daria hat alles. Beliebt, reich, gefürchtet. Aber es ist die Liebe ihrer Mutter, die sie nur zu bekommen scheint. Dafür hat ihre Mutter nur Augen für Via, die talentierte Ballerina, die alles darstellt, was ihre Mutter jemals erreichen wollte. Eifersucht, Wut, Enttäuschung – schlechte Berater, die Daria dazu bringen, Vias Zukunft zu zerstören. Ausgerechnet Penn, Vias Zwillingsbruder, hilft Daria dabei, ohne zu wissen, dass er für dieses wunderschöne Mädchen gerade seine Schwester verrät. Als Jahre später das Schicksal über Penn hineinbricht, quartiert Darias Mutter Melody ihn kurzerhand bei ihnen zuhause ein. Zu sehr macht sie sich Vorwürfe darüber, dass Via weiterhin verschwunden ist. Jetzt steht Daria täglich dem Jungen gegenüber, der ihr dunkles Geheimnis kennt und nach Rache sinnt. Doch was passiert, wenn zwischen all dem Hass Gefühle aufkeimen und Penn Stück für Stück hinter die sorgsamen errichtete Fassade der Eisprinzessin guckt? Hätte eine Liebe zwischen der verwöhnten Prinzessin und dem armen Bettelknaben eine Chance in dieser Welt aus teuren Autos und Partys? Als die Vergangenheit die Gegenwart einholt, sieht alles danach aus, als würde die Prinzessin ein für alle Male stürzen. Wird Penn sie auffangen – oder wird er ihr den finalen Todesstoß versetzen?

LJ Shen ist meine Göttin der kaputten Charaktere. In einer Welt aus Zuckerwatte, niedlichen Liebesbekundungen und Herzschmerz ist sie eine Erfrischung im Romance-Bereich. Ich mag es, dass in ihren Büchern die Charaktere ruppig und leicht vulgär sind, dass sie ganz viel Schatten und irgendwo gut versteckt wenig Licht haben. Ihre Charaktere sind wahnsinnig komplex, undurchschaubar und definitiv keine klassischen Good Girls und Bad Guys. Die Grenzen verfließen bei ihr stetig und testen Empathie und Akzeptanz des Lesers. Dessen muss man sich bewusst sein, wenn man zu ihren Büchern greift. Genauso wie klar sein muss, dass All Saints High keine niedliche Highschool Geschichte von Kindern ist, die ein bisschen Geld haben. Nein, hier wartet ein verkorkster Haufen unfassbar reicher Kids, die keine klaren Grenzen aufgezeigt bekommen haben und dank ihrer Genetik und Erziehung bereits komplizierte Charakterzüge mitbringen. Hier wartet kein Jugendbuch, wenngleich All Saints High 1 im Vergleich zur Sinners of Saint Reihe deutlich weniger vulgär und explizit geraten ist.

Das Buch zieht einen in seinen Bann und lässt einen nicht los. Man wird erbarmungslos mitgerissen, in den Intrigen gefangen wie in einem klebrigen Spinnennetz und verliert sich vollständig im Buch. Es ist ein undurchsichtiges Schachspiel zwischen Penn und Daria, ein unübersichtliches Puzzle aus Darias Taten und Worten, ein fragiles Gebilde aus Hoffnung und Mitleid. Und dann bricht teilweise erbarmungslos und ohne Vorwarnung Wut und Hass hervor, was einen bis ins Mark erschüttert. Manchmal verliert man sich darin, wer gut und böse ist, manchmal tauschen die Charaktere diese Rollen auch. Gefangen in dieser Geschichte um eine Hassliebe, die einst nie eine Chance hatte, bei der man nicht weiß, ob sie je eine Chance haben soll. Verblüfft von einer Horde junger Leute, die keine Grenzen kennen und sich gegenseitig in ihr Verderben stürzen, dass ihre Eltern stolz auf sie wären. Und dennoch hin und wieder mit kurzen Sätzen so unglaublich gefühlvoll, dass es wehtut. Mich hat lange kein Buch mehr so verblüfft und ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal laufend in ein Buch eintauchen wollte, um zahlreichen Charakteren den Hals umzudrehen. Die Energie des Buches ist unbeschreiblich. So viele negative Schwingungen, böse Doppelspiele und verborgene Botschaften, dass man sich fragt, wie die Charaktere sich noch in die Augen gucken können. Und zugleich gibt es hier eine kraftvolle Freundschaftsdynamik, eine beeindruckende Charakterentwicklung der Daria und eine starke Liebesgeschichte, die zeigt, dass Schicksal nicht alles ist, was einen definiert.


Daria ist im Fokus der Geschichte. Sie ist ein wahnsinnig komplexer Charakter mit ganz vielen Facetten, die mal das Gute, mal das Böse in ihr hervorbringen. Sie ist ein Mensch, der sich einerseits sehr um Freunde sorgt, gleichzeitig aber auch sehr egoistisch ist. Sie ist manipulativ, zeitweilen regelrecht böse, eingebildet und erfüllt ein gewisses Bild, was man an sie hat. Doch verborgen liegt viel Unsicherheit, Angst, Zweifel und Sehnsucht. Anfangs habe ich sie gehasst, aber je besser man sie kennt, desto mehr versteht man sie und fühlt ihren Schmerz. Es geht fast so weit, dass es verständlich macht, wieso sie teilweise handelt, wie sie es tut. Penn hingegen verabscheut die Welt, die Daria darstellt. Privilegiert und rücksichtslos. Er ist arm, ist mit einem Stipendium an seiner Schule und als erfolgreicher Footballer darauf angewiesen, für seine Zukunft auch eins zu kriegen. Er stößt alles und jeden von sich, er ist ein Mensch, der seine Probleme mit sich selbst ausmacht, weil er nie lernen durfte, wie es ist, sich auf jemanden verlassen zu dürfen. Insbesondere seit dem Verschwinden seiner Schwester hegt er Wut auf die Welt. Aber eigentlich hat Penn ein sehr gutes Herz und kann spielend leicht Darias Abwehr durchbrechen und ihr wahres Ich sehen. Doch zugleich spricht ein kleines Teufelchen immer wieder zu ihm, dass Daria eine Welt darstellt, die er verabscheut. So entsteht eine Hassliebe, die wie ein Pulverfass nur darauf wartet, hochzugehen und alles zu vernichten. Als Nebencharaktere treten die verkorksten anderen Kinder der Hot Holes auf, die teilweise in den Folgebänden Protagonisten sind. Zudem spielt Penns Schwester Via eine Rolle, eine Handvoll Footballspieler und Darias Schwester. Alle Charaktere sind gut ausgearbeitet und unterstützen die Handlung, ohne zu sehr im Fokus zu stehen. An den richtigen Stellen werden Fragen aufgeworfen, sodass man unbedingt die Folgebände lesen möchte.

Storytechnisch hat mich das Buch an vielen Stellen doch sehr überrascht. Die Autorin ist sowieso schon sehr bekannt dafür, mit Twists und Turns zu arbeiten. Das ist ihr auch hier wieder beeindruckend gelungen. Sicher, es gibt auch die ein oder andere vorhersehbare Situation, aber über weitere Strecken gab es einfach viele Überraschungen, die auch emotional ihre Spuren hinterlassen haben. So ändert man als Leser häufig seine Meinung zwischen Hass und Liebe, Hoffnung und Enttäuschung, Wut und Mitleid. Man will den Charakteren zuschreien, dass sie dies und jenes nicht tun sollen, man möchte vor allem Daria regelmäßig schütteln, aber zeitgleich weiß man, dass die Prinzessin fallen und zerbrechen muss, auch wenn es dem Leser wehtut. Das ganze Buch war ein nervlicher Höllenritt, der aber zugleich auch viel Empathie abverlangt und so manche Toleranzgrenze auf die Probe stellt. Das stärkste Element, was die Autorin aber einfach im Schlaf beherrscht: Ihre Charaktere dürfen fehlerhaft sein, sie dürfen verdammt viele Ecken und Kanten haben, sie dürfen andere rücksichtslos verletzen. Nicht umsonst heißt das Buch im Originaltitel auch „ganz schön rücksichtslos“ – als doppelte Anspielung auf die Schönheit Daria, die aber eben auch extrem rücksichtslos ist. Aber diese Rücksichtslosigkeit ist das, was Daria zur Entwicklung zwingt und in eine Position drängt, aus der sie nicht selbst rauskommt, bei der sie aber regelrecht selbst Schuld hat, dort gelandet zu sein. Auf jeden Fall ist All Saints High mehr als nur ein Buch, in dem es um eine verkorkste, hassgeprägte Liebesgeschichte zweier Teenager geht. Passend verpackte Sozialkritik, zahlreiche Intrigen, kaputte Kids mit zu viel Geld, fehlende Grenzen und schmerzhafte Erfahrungen – hier ist alles dabei und für alles gesorgt. Das Buch greift aber auch durchaus gewichtige – und möglicherweise – triggernde Themen auf, die teilweise Grausamkeiten offenbaren, die unter der Oberfläche brodeln.

Was mich aber mal wieder (und wie eigentlich bei jedem Buch der Autorin) stark gestört hat, war einfach das Ende und vor allem der Epilog. Es passt nicht, es ist überzogen, es ist willkürlich. Bereits bei Midnight Blue meinte ich „Ich muss es akzeptieren, aber ich muss es nicht mögen“ und so ist es auch hier. Für die Zukunft verzichte ich vielleicht auch darauf, den Epilog zu lesen, da er bisher eigentlich jedes einzelne Mal unstimmig auf mich gewirkt hat. Vielleicht ist das aber auch eine amerikanische Eigenart, die sich mir nur nicht erschließt.

All Saints High thematisiert ja die Kinder der aus den Sinners of Saint bekannten Protagonisten. Bei Bücher ist sowas natürlich immer etwas schwer, weil man sich unweigerlich fragen muss, ob man Vorkenntnisse braucht. Die Antwort lautet: Ganz klares Nein! Man kann das Buch auch sehr genießen, wenn man die Eltern noch nicht kennt. Vielleicht wird sogar die Lust geweckt, die Geschichte der Eltern dann kennenzulernen. Es ist wie ein netter Bonus für Leute, die bereits die Sinners of Saint gelesen haben, nun die Eltern wiederzutreffen und zu sehen, wie sie als Eltern bestehen – oder halt versagen. Auch hilft es sicher an einigen Stellen, die Kinder besser zu verstehen, wenn man weiß, wie die Eltern ticken. Man hat aber keine Nachteile davon, es nicht zu tun. Das ist der Autorin gut gelungen.

All Saints High 1 ist ein extrem starker Auftakt in eine neue Reihe, die wie eine böse und noch intrigantere Version von Gossip Girl daherkommt. Man hasst die Charaktere, man liebt die Charaktere, man verflucht sie, man bemitleidet sie. Penn und Daria ziehen einen unweigerlich in ihren Bann, ihre Hassliebe ist so komplex und so mitreißend, dass ich das Buch kaum aus den Händen legen wollte. Mit starken Nebengeschichten, vielen Ups und richtigen tiefen Downs wird man in eine Welt von armen, reichen Kindern aus verdammt reichen Häusern entführt, die hinter der perfekten Fassade dunkelste Geheimnisse haben. Macht süchtig, zerreißt das Herz und treibt den Leser in den Wahnsinn. Ich will mehr!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]

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