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Veröffentlicht am 11.08.2019

Es hat wehgetan und ich hab's geliebt

Songs of our past
1

„Was stört uns daran, die Angst in unserem Innern zu überwinden, für das einzustehen, was wir wirklich wollen?“ (Carrie in ihrem Tagebuch in Songs of our past)

Worum geht’s?

Als erfolgreiche Künstlerin ...

„Was stört uns daran, die Angst in unserem Innern zu überwinden, für das einzustehen, was wir wirklich wollen?“ (Carrie in ihrem Tagebuch in Songs of our past)

Worum geht’s?

Als erfolgreiche Künstlerin fliegt Carrie aufgrund einer Ausstellung nach Seattle. Ausgerechnet die Stadt, in der sie sich vor drei Jahren Hals über Kopf in Evan verliebt hat, den Sänger der Rockband Broken Sons. Ausgerechnet die Stadt, die sie vor drei Jahren ohne jegliche Worte mitten in der Nacht verlassen musste und Evan ohne jegliche Erklärung zulassen musste. Als sie am ersten Abend der Stadt auf einen Drink in eine Bar geht, stolpert sie hierbei ausgerechnet in ein Konzert der Broken Sons. Ungewollt begibt sich Carrie auf eine Reise in die Vergangenheit, denn Evan singt über sie – und ihre Liebe, die nicht mehr ist. Oder etwa doch?

Songs of our Past ist der erste Teil der „12 Songs for Carrie“-Dilogie und nicht in sich abgeschlossen. Die Geschichte wird mit „Melody of our future“ fortgeführt.

Schreibstil / Gestaltung

Das in dunkleren Farben gehaltene Cover mit einer Hand an einer Gitarre passt thematisch sehr gut zu dem Buch und hat sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Der angedeutete Sternenhimmel ist eine direkte Anspielung auf das Buch. Es ist definitiv ein Hingucker, der mal mit etwas anderem als halbnackten Rockstars punktet.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Ich habe das Buch in einem Zug durchgelesen und finde es verständlich geschrieben. Zwischendurch hat die Autorin immer wenige Zeilen Text in englischer Sprache eingefügt, was nicht übersetzt wird, mit normalen Englischkenntnissen aber gut verständlich ist.

Der Erzählstil des Buches ist etwas komplizierter. Es gibt eine Prolog und einen Epilog aus Sicht von Evan, die Kapitel selbst sind aus der Sicht von Carrie erzählt. Sie starten jeweils mit einem recht philosophischen Tagebucheintrag und springen dann munter zwischen Gegenwart (Carrie in der Bar) und Vergangenheit (Carrie und Evan vor drei Jahren), wobei nicht immer sofort ersichtlich ist, wo die Story gerade spielt. Auch in den Kapiteln kann es so zu mehreren Wechseln kommen.

Mein Fazit

Liebesgeschichten mit Musikern sind eine Sache, die bei mir sehr hoch im Kurs steht. So war es keine Frage, dass ich Songs of our Past lesen musste, insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass Evan über die Beziehung mit Carrie singt und sie dadurch in vergangene Zeiten katapultiert. Eins kann ich versprechen: Der Name ist Programm. Und noch dazu ein überraschendes, emotionales Programm.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir nicht ganz so leicht wie normalerweise bei vergleichbaren Romanen. Dies lag primär daran, dass es eine Vergangenheits-Carrie und eine Gegenwarts-Carrie gibt. Gegenwarts-Carrie sitzt in einer Bar, an der als Bedienung ihre ehemalige Freundin Mel arbeitet und auf der Bühne der Bar spielt an diesem Abend Broken Sons mit Evan als Lead-Sänger. Drei Jahre hat Carrie ihn nicht gesehen und von Anfang weiß man, dass zwischen den beiden viel verbrannte Erde existiert. Die Gründe hierfür erfährt man durch Vergangenheits-Carrie. Denn Carrie wird von den Liedern, die Evan singt, immer und immer wieder in die Vergangenheit katapultiert und erzählt dem Leser so, wie sich beide kennenlernten, wie aus einem One-Night-Stand eine Freundschaft Plus wurde, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, wie das Mädchen aus Schottland in Seattle Fuß gefasst hat, Freunde fand und sich in einen Jungen namens Evan verliebte, der ihr mehr als nur einmal das Herz bricht. Und nicht nur Carrie, auch mir.

Es ist eine Beziehung mit Turbulenzen, mit Konflikten, geprägt von Ängsten und dennoch dem Willen, es möglich zu machen. Und so steuert Vergangenheits-Carrie unweigerlich zu dem Punkt, bei dem sie Evan nur mit einem Abschiedsbrief ohne Erklärungen verlässt. Durch den Sprung zur Gegenwarts-Carrie, die sich selbst quält und die gesungenen Worte von Evan weiter anhört, erfährt der Leser hierbei, wie viel Schmerz Carries Entscheidung bei ihr, bei Evan, bei ihren Freunden hinterlassen hat. Und alles, was bleibt, ist ein Funken Hoffnung, dass aus den Worten der Vergangenheit doch noch Taten der Zukunft werden können, die zwei gebrochene Herzen wieder zusammenführen.

Von Anfang an fand ich Carrie sehr sympathisch. Stück für Stück fügten sich dank ihrer eigenen Erzählungen, dank der Rückblenden und der Kommentare von ihrer (ehemaligen) Freundin Mel die Puzzleteile zusammen, wer Carrie ist und was sie ausmacht. Es gibt schöne Momente, es gibt traurige Momente, es gibt auch einige lustige Momente. Evan hingegen ist ein Charakter mit zahlreichen Ecken und Kanten. Es kommt gut herum, steht aber auch dazu, und doch merkt man einige leichte Änderungen in seinem Verhalten, wenn Carrie in sein Leben tritt. Da Evan außer im Prolog und Epilog nie selbst zu Wort kommt und daher seine Gedanken nicht mitteilen kann, ist es gar nicht so leicht, ihn zu durchschauen. Sein Verhalten eckt dabei teilweise vielleicht auch an, etwa auch sei Vorschlag der Freundschaft Plus, da er kein Beziehungsmensch sei. Und trotzdem kann der Leser sich in ihn verlieben, da er an den richtigen Stellen das Richtige macht. Es gibt eine Situation in der Beziehung, die einige Leser sicher auf die Palme bringen wird und für manche unverzeihlich sein mag, aber sie passt im Kontext gut und ich finde, dass die Autorin hier auch nachvollziehbar eine Lösung für gefunden hat. Es gibt eine Handvoll Randcharaktere im Buch, die allerdings zum Großteil sehr zurückhaltend und oberflächlich bleiben, was mich jedoch nicht gestört hat.

Rückblickend finde ich es faszinierend, wie mich Evan mit seinen Songs und Carrie mit ihren Erinnerungen um den Finger gewickelt haben. Ich habe schlichtweg nicht mitbekommen, wie die beiden mich mit ihrer Geschichte in den Bann gezogen haben. Anfangs fand ich es eine tolle Geschichte, die sich gut lesen ließ und bei der man unbedingt wissen wollte, wieso es kein Carrie und Evan mehr gibt und wieso die Erinnerungen beiden so wehtun. Doch je mehr Erlebnisse Carrie erzählt, je mehr Facetten ihrer doch teils unkonventionellen und turbulenten Beziehung durch die Songs und Erinnerungen hervortraten, desto mehr tat mir mein Herz weh, desto mehr habe ich mit Carrie und Evan mitgelitten, wollte ihnen zurufen, keinen Fehler zu machen und sich nicht ins Verderben zu stürzen. Carrie und Evan sind beide weit entfernt davon, perfekt zu sein. Und das versucht die Autorin auch zu keiner Zeit geradezubiegen. Und vielleicht es gerade das der Grund, wieso mich Songs of our Past so mitreißen konnte und emotional getroffen hat.

Ich habe viele Enden erwartet, doch die „Schlichtheit“ des wahren Grundes für Carries Aufbrechen hat mir die Beine weggerissen. Carries Grund zu gehen war deutlich emotionaler als alles, was ich mir ausgemalt hatte, und ich möchte so gern mehr darüber und über Carries Leiden in den letzten drei Jahren erfahren. Ihr Grund hat mir gezeigt, dass nicht immer die Beteiligten der Grund sein müssen, wieso etwas in die Brüche geht. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Und manchmal opfert man eine Liebe für eine andere.

Ich habe mich nach dem Ende erwischt, wie ich überlegt habe, ob ich ähnlich wie Carrie gehandelt hätte, wie ich an Evans Stelle wäre und ob ihre Liebe in meinen Augen eine Chance hat. Und das macht ein gutes Buch aus: Dass man sich über das Ende hinweg mit dem Buch beschäftigt. Ich warte jedenfalls sehnsüchtig auf Band 2 und kann nur hoffen, dass hier zwei zerbrochene Herzen einen Weg zurückfinden, auch wenn mir klar ist, dass dieser Weg sehr steinig sein wird. Ich möchte wissen, wie es Carrie und Evan in der Zwischenzeit ergangen sind, wie Carrie den Grund ihres Verlassenes bewältigen konnte und hoffe, dass Evan in Band 2 auch selbst zu Wort kommt.

Songs of our Past ist ein wirklich gelungenes Werk von Emily Crown, was mit einer nicht ganz typischen Beziehung, vielen Emotionen und einer ergreifenden Story überzeugen kann, und von tollen Songtexten abgerundet wird, die die Story hervorragend unterstützen. Ganz klare Leseempfehlung.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 07.08.2019

ich bin nicht Crew, definitiv nicht

Crew (Wolf Crew 1)
1

„In jeder Lage, gegen wen auch immer – du bist mir das Wichtigste. Deine Treue gilt zuerst der Crew, aber meine gilt dir. So war es schon immer.“ (Cross zu Bren in Crew)

Worum geht’s?

Bren ist das einzige ...

„In jeder Lage, gegen wen auch immer – du bist mir das Wichtigste. Deine Treue gilt zuerst der Crew, aber meine gilt dir. So war es schon immer.“ (Cross zu Bren in Crew)

Worum geht’s?

Bren ist das einzige weibliche Mitglied ihrer Crew, der Wolfscrew. Ihre Welt untergliedert sich in Crewmitglieder und Normalos, die keiner Crew angehören. Crews halten zusammen und es gilt, dass man füreinander einsteht. Egal, ob Gefahr droht, jemand beleidigt wird oder Gefahr von außen droht. Crew ist Crew, ohne Wenn und Aber. Doch auch in der Crew muss es Regeln geben. Und so lautet eine Regel: Verlieb dich niemals innerhalb der Crew. Als Bren sich mehr und mehr zu ihrem besten Freund Cross hingezogen fühlt, steht sie also vor einem großen Problem…

Crew ist Band 1 der Crew-Reihe von Tijan. Das Buch ist nicht in sich geschlossen und wird mit Folgebänden fortgesetzt.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Crew ist schlicht, unaufdringlich und wirkt dennoch stimmig. Es ist ein Buch, was Aufmerksamkeit auf sich zieht, weil man wissen möchte, was sich dahinter versteckt. Das Buch ist linear geschrieben und wird ausschließlich durch Bren in der Ich-Perspektive erzählt. So erfährt man teilweise ihre Gedanken, die der anderen Personen aber nicht. Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig, wirkt abgehackt und ist sehr hauptsatzlastig. Das Buch enthält explizite Sprache, einige Gewaltszenen und oberflächlich-erotische Inhalte. Das Buch ist meiner Meinung nach nicht für Minderjährige, zumindest nicht für Leute unter 16 Jahren geeignet.

Mein Fazit

Ich liebe Dark Romance. Ich liebe Young/New Adult. Ich mag hin und wieder Geschichten, die düster sind und bei denen nicht überall kitschiger Zuckerguss klebt. Alles eigentlich gute Voraussetzungen, wieso ich Crew unbedingt lesen wollte. Als dann auch noch eine Freundin von dem Buch schwärmte, war es um mich geschehen. Doch am Ende blieb nur Frust und die Erkenntnis, dass Crew eines der schlechtesten Bücher 2019 für mich ist. Und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll…

An dieser Stelle würde ich normalerweise die Geschichte kurz zusammenfassen und auf etwaige Spannungspunkte hinweisen. Das Problem allerdings? Nachdem ich alle 448 Seiten des Buches gelesen habe, weiß ich immer noch nicht, was die Handlung ist. Wir begleiten Bren zur Schule, wir begleiten die Crew zu irgendwelchen Aktivitäten (wahlweise saufen, Leute bedrohen, Schule schwänzen), erleben den ein oder anderen Streit zwischen Bren und ihrem Bruder Channing, der Brens Erziehung nach dem Tod der Mutter und der Inhaftierung des Vaters übernommen hat. Zwischendurch gibt es immer wieder Reibereien mit einer anderen Crew. Das war’s im Wesentlichen auch schon. Garniert wird das Ganze mit einer Liebesbeziehung zwischen Bren und Cross, die „From Friends to Lovers“ sein soll. Als Highlight gibt es zahlreiche Gewaltszenen, die teilweise fast schon kontextlos wirken. Ich hatte permanent das Gefühl, dass ich etwas in diesem Buch verpasst oder übersehen habe und vielleicht war es auch so. Das Buch endet mit einem ganz leichten Cliffhanger, als der neue Anführer einer anderen Crew vorgestellt wird.

Crew hat es mir nicht leicht gemacht. Ich habe ganze vier Anläufe gebraucht und habe es meistens nicht geschafft, mehr als 70 Seiten am Stück zu lesen, ohne genervt oder gefrustet zu sein. Der Schreibstil von Tijan ist hochgradig anstrengend. Ich kannte von der Autorin aus einem anderen Verlag bereits ein Buch und war da auch nicht begeistert, bei Crew setzt sie dem Ganzen aber die Krone auf. Viele kurze Sätze, fast schon wahllos aneinander gereimt, fast schon Gedankenliveticker-artig ohne jeglichen Filter. So kommt es auch, dass ich viele Sätze nochmal lesen musste und teilweise sogar einige Seiten neu angefangen habe, weil ich das Gefühl hatte, ich habe etwas verpasst, denn plötzlich wusste man nicht, wie sie von Thema A zu B zu Z gekommen sind, wieso plötzlich die Stimmung gekippt ist oder oftmals auch nicht, wer gerade überhaupt redet. Ich war allein vom Schreibstil schon so verwirrt, dass ich das Buch gar nicht richtig genießen konnte.

Doch auch inhaltlich war hier nicht viel Genuss vorhanden. Hatte ich vielleicht nach dem Klappentext etwas ganz anderes erwartet? Definitiv. Ich dachte, dass im Fokus der Geschichte die verbotene Liebelei zwischen Bren und Cross steht. So ist es aber nicht. Das Thema ist vollkommen nebensächlich. Die beiden sind seit Anfang an beste Freunde und führen sich stark zueinander hingezogen. Warum sie jetzt auf einmal von Freunden zu Liebhabern werden wollen, bleibt offen. Zumal Cross fleißig herumkommt und Mädels beglückt und Bren bis vor kurzem noch in einer Beziehung mit jemandem aus einer anderen Crew war. So kamen die ersten Fragezeichen. Es wirkte einfach, als hätte man versucht, etwas Schönes einzuflechten, was aber komplett verpufft und derart oberflächlich bleibt, dass man auch darauf hätte verzichten können. Die wenigen erotischen Szenen sind ganz passabel geschrieben, bleiben aber auch sehr oberflächlich.

Die nächsten Fragezeichen brachte das Thema Crew an sich. Bereits von Anfang an hämmert Bren dem Leser mantra-artig ein „Wir sind Crew“ ein. Das Problem hierbei? Wieso es Crews eigentlich gibt, was der Sinn dahinter ist, so etwas wird nicht thematisiert. Alles, was man erfährt: Der Bruder von Bren ist Begründer des Crew-Systems und so etwas wie der Pate. Ansonsten bleibt man wohl primär während der Highschool in einer Crew, die Crews halten aber auch darüber hinaus zusammen. Es ist verwirrend und unklar und – mal wieder – frustrierend. Zu meiner Schulzeit nannte man Crews Cliquen. Aber Bren erklärt, dass sie weder eine Clique noch eine Bande noch eine Gang sind. Sie seien mehr als das, sie seien wie Familie. Die Abgrenzung zu den anderen Gruppenformen bleibt hierbei aber weiterhin unklar. Ich konnte die Wolfscrew mit ihren vier (ja, 4!) Mitgliedern sowieso nur begrenzt ernstnehmen. Vier Jugendliche, bei denen zwei permanent ans Flachlegen von „Normalo-Mädels“ denken und die anderen beiden permanent daran denken, sich gegenseitig flachzulegen. Zwischendurch wird Terror und Gewalt verbreitet. Auch innerhalb der Crew ist nicht alles gut, aber man hält halt zusammen, irgendwie. Weil, sie sind halt Crew. Oder so. Andere Crews haben übrigens teilweise 30 Mitglieder.

Und weiter geht es auch mit den Fragezeichen rund um das Thema Gewalt. Bereits zum Start des Buches bestraft die Wolfscrew einen Typen, der die Schwester eines Mitglieds vergewaltigen wollte. Zwar wird ein Krankenwagen gerufen, dennoch sieht man direkt von Anfang an das Gewaltpotenzial. Dieses zieht sich auch durch das Buch. Vor allem Bren zeigt sich hierbei als hochexplosive, tickende Zeitbombe. Hier würgt sie mal eine Mitschülerin, weil diese über Bren sagte „ihre Jungs würden das klären“ und es Bren gegen den Strich ging, weil sie ja auch Crewmitglied ist. An anderer Stelle reagiert sie auf die Berührung eines Mitschülers, der sie am Arm berührt, weil er sie was fragen möchte, mit der einzig adäquaten Reaktion: Messer an seine Kehle. Generell droht und bedroht Bren munter durch das Buch hindurch von Mitschülern bis Erwachsene so gut wie jeden. Der Höhepunkt entlädt sich, als sie auf eine unangebrachte – ja, sie war unangebracht, aber auch eine in Rage gefallene Bemerkung – Bemerkung des Schulleiters mit ihrem Messer reagiert und ihn in den Bauch sticht. Als sie Monate später von der neuen Schulleitung als „Problemkind“ bezeichnet wird, ist sie einfach nur schockiert. Arme Bren. Man könnte fast vergessen, dass in diesem Buch legitime Erwachsene vorkommen, denn permanent wird hier und da ein Auge zugedrückt, Brens Bruder Channing – selbst Crewmitglied – erhebt zwar hin und wieder den Zeigefinger, aber zieht trotzdem keine Konsequenzen. Auch das Thema Selbstjustiz, was in diesem Buch mehrfach vorkommt, zeigt die Haltung der Autorin sehr gut. Crews dürfen alles.

Rückblickend frage ich mich wirklich, wie ich das Buch durchgehalten habe. War ich getrieben von der Hoffnung, dass da noch irgendetwas kommt, was mich begeistern konnte? Denn mit Spannung kann das Buch definitiv nicht überzeugen. Es gibt schlichtweg keine. Vielleicht liegt es daran, weil das Buch auch keine wahre Handlung hat, alles sehr zufällig passiert, die Charaktere permanent sprunghaft handeln und man sowieso das ganze System anzweifelt. Die Protagonisten waren allesamt unsympathisch – mit Ausnahme von Cross, der aber gegen Ende hin sein besonnenes Gesicht ablegt und brenähnliche Tendenzen aufweist. Der Versuch, Brens Verhalten mit ihrer Vergangenheit zu erklären, schlägt vollkommen fehl, insbesondere da es weitere Fragen aufwirft, hinsichtlich Notwehrrecht etwa. Man mag gar nicht glauben, dass niemand erkennt, dass dieses Mädchen, die Crew, die anderen Crews eigentlich dringend Hilfe brauchen. Nö, Schulverweis reicht.

Crew hat genauso eine Identitätskrise wie die Protagonistin Bren. Für einen Jugendroman ist Crew deutlich zu gewalttätig, für ein Erwachsenenbuch sind die Protagonisten zu anstrengend und das Buch zu handlungslos. Crew hat mich darin bekräftigt, nie wieder ein Buch von Tijan in die Hand zu nehmen. Ja, das Ende mit dem leichten Cliffhanger weckt zwar schon das Interesse, erfahren zu wollen, wieso besagte Person Bren so schockiert und war da passieren wird, aber für keinen Preis der Welt würde ich mich erneut durch 400+ Seiten kämpfen, nur um hierauf Antworten zu finden.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 28.07.2019

für mich die beste Dark Romance Reihe

Blood & Roses - Buch 4
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„Das einzige Leben, das ich je gekannt habe, ist nicht nur auf den Kopf gestellt, sondern bis auf die Grundmauern niedergebrannt, seit ich dir begegnet bin. Und ich komme trotzdem immer wieder zurück, ...

„Das einzige Leben, das ich je gekannt habe, ist nicht nur auf den Kopf gestellt, sondern bis auf die Grundmauern niedergebrannt, seit ich dir begegnet bin. Und ich komme trotzdem immer wieder zurück, Sloane.“ (Zeth zu Sloane in Blood & Roses 4)

Worum geht’s?

Nach den Enthüllungen um Sloanes Schwester Alexis am Ende von Band 3 steht Sloanes Leben Kopf. Noch immer unsicher, was sie denken und fühlen soll, versucht sie die Rückkehr in ihr altes Leben zu meistern. Doch wer einmal einen Schritt in die düstere Welt um Zeth gemacht hat, wird so schnell nicht wieder entkommen. Und schon bald befinden sich sowohl Sloane als auch Zeth in Gefahr, denn offenbar haben noch einige Leute Rechnungen offen…

Blood & Roses 4 ist der vierte Band einer sechsteiligen Reihe. Das Buch ist nicht in sich geschlossen und auch nicht abgeschlossen. Es wird fortgesetzt und der Leser benötigt Vorkenntnisse aus den drei Vorgängerbänden.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover fügt sich wieder hervorragend in die Reihe und spricht mich optisch an, vor allem, da es durchaus geheimnisvoll daherkommt. Die Farbgebung bleibt ähnlich den Vorgängerbänden. Auch Band 4 wird wechselseitig durch Sloane und Zeth in der Ich-Perspektive erzählt, was zahlreiche Einblicke in die Gedanken der Charaktere gewährt. Der Wechsel erfolgt kapitelweise, jedoch nicht mit jedem Kapitel. Das Buch startet direkt mit einem Kapitel aus Sicht einer anderen Person, nach dem ein zeitlicher Rücksprung erfolgt, ab dem Sloane und Zeth erzählen. Im Band erfolgt später ein Zeitsprung nach vorn um wenige Tage, was jedoch alles entsprechend beschriftet ist. Der Schreibstil der Autorin bleibt gewohnt locker, ist gespickt mit zahlreichen Kraftausdrücken, Flüchen und derber Sprache, jedoch in einem stets angemessenen Rahmen. Das Buch enthält leichte Gewaltszenen und erotische Inhalte.

Mein Fazit

4 Monate sind eine verdammt lange Zeit. Solange musste ich warten, bis es endlich mit Blood and Roses 4 weiterging. Nach dem hochgradig überraschenden Ende des dritten Teils war ich so verzweifelt, dass ich fast die englische Originalversion weitergelesen hätte. Umso glücklicher war ich, als dann endlich die deutsche Fassung erschien. Und was soll ich sagen? Ich habe sie noch am gleichen Abend verschlungen.

Der Einstieg in die Geschichte startete mit einer kurzen Verwirrung und einem fetten Fragezeichen, denn das erste Kapitel wird von einer fremden Person, die ich nicht zuordnen konnte, erzählt. Schon bald versteht man, wieso. Auf dem ersten Blick hat die Szene nichts mit dem Buch zu tun, doch zugleich war ich das ganze Buch hindurch gespannt, welche Rolle sie spielen wird. Und ich bin mir auch verdammt sicher, dass wir besagte Erzählperson in einem Folgeband wiedersehen werden. Doch zurück zu Sloane und Zeth. Nach den Enthüllungen am Ende eines wirklich atemberaubenden Band 3, der mit einem extremen Tempo erzählt wurde, geht es hier etwas sachter weiter. Sloane muss ihre Welt neu sortieren, die neuen Erkenntnisse einordnen und dann wäre da noch das fette Problem, dass sie eigentlich Ärztin ist und einen Job hat. Zeth hingegen hat keinen. Wobei, nicht ganz, sein neuer Job besteht eher darin, nicht umzukommen. Denn es haben echt einige Leutchen ein Hühnchen mit ihm zu rupfen -Zeth hat aber auch eine ziemlich lange Hitlist an Leuten, denen er gern mal die Leviten lesen mag. Und so fokussiert sich die erste Hälfte des Buches mehr auf die grundlegende Geschichte, Hintergrundinformation und vor allem: Die Beziehungsdynamik von Sloane und Zeth. Anfangs empfand ich es fast, als würde das Buch mit angezogener Handbremse fahren und war fast schon verärgert. Doch als die Erkenntnis kam, dass die Autorin hier Tempo rausgenommen hat, damit man sich etwas mehr auf die tieferliegenden Hintergründe konzentrieren kann, war ich hierfür sogar dankbar. Die zweite Hälfte des Buches hetzt den Leser dann wieder atem- und fassungslos durch einen Pageturner, der mit so vielen Enthüllungen endet, dass ich das Buch an die Wand schleudern wollte. Ich werde zurückgelassen mit einem Haufen Puzzleteilen und keinen blassen Schimmer, was gespielt wird. Und ich muss wieder warten, bis es weitergeht…

Die Causa Alexis spielt in diesem Band zunächst eine stark untergeordnete Rolle, scheint nach den End-Enthüllungen jedoch für Band 5 und 6 sehr wichtig zu werden. Zeth muss sich seinem gefährlichen Duell gegen seinen ehemaligen Chef stellen, der auch Sloane als Schachfigur auf dem Spielbrett positioniert. Garniert wird dies alles mit zahlreichen Schockmomenten und Gefahren, allerdings auch mit vielen fast schon gefühlvollen – aber gewiss nicht kitschigen! – Momenten, die die Beziehung zwischen Zeth und Sloane beleuchten. Hier liegt für mich der größte Knackpunkt dieses Buches: Die Bereitschaft der beiden, sich auf das Leben des anderen einzulassen, ohne sich selbst aufzugeben oder vom andere zu erwarten, dies zu tun. Vielleicht funktionieren die beiden – jenseits jeglicher Konventionen – deshalb so gut. Ich mag hierbei, dass die Autorin beiden weiterhin Raum für ihre eigene Persönlichkeit gibt und weder Zeth zum Softie noch Sloane zur Gangsterbraut mutiert, beide jedoch durchaus andere Züge von sich zeigen. Der böse Junge scheint ein Herz zu haben (zumindest für Sloane) und im zornigen Mädchen steckt verdammt viel Mut (zumindest, wenn es um Zeth geht). Thematisch werden neue Plots gesponnen, die sich überraschend an alte Plots anfügen und immer wieder ein neues Bild entstehen lassen. Doch ich bin mir sicher, dass in den Folgebänden noch so einige Enthüllungen kommen, die vieles in einem neuen Licht erscheinen lassen.

Auch in diesem Buch habe ich mich wieder sehr über die Dialoge zwischen Zeth und Sloane, ihre Wortduelle und Reibereien amüsiert. Dieses Mal kommen auch zahlreiche Handlungen dazu, die wahlweise Zeth, Sloane oder beide auf die Palme bringt. Es macht einfach Spaß, die beiden mitzuerleben. Highlight bleibt mal wieder Zeths grenzenloser Zynismus und seine bissigen Gedanken. Doch auch Sloane zeigt mehr und mehr, wie verdammt gut sie fluchen kann. Sie lernt halt vom Besten. Was Sloane auch lernt, ist die Vielseitigkeit von Zeths sexuellen Möglichkeiten. Natürlich spielt auch in diesem Buch Erotik wieder eine Rolle, allerdings empfinde ich die Sexszenen als auf den Punkt passend in die Story integriert mit einer interessanten Vielseitigkeit und einer wirklich sehr niveauvollen, anspruchsvollen Art erzählt. 0815 gibt es bei der Autorin nicht.

Band 4 reiht sich absolut würdig zu seinen drei Vorgängern ein. Ich bin jedes Mal begeistert, wie die Autorin es schafft, für jedes Buch eine neue Handlung zu präsentieren, ohne dass es langweilig, abgedroschen oder abgehoben wirkt. Hiervon können sich einige Autoren auf dem deutschen Dark Romance Markt eine heftige Scheibe abschneiden. Wie immer war der schlimmste Moment an diesem Buch die Erkenntnis, dass die letzte Seite angebrochen ist. Doch mit einem bittersüßen Zitat, jeder Menge Fragen und einer gehörigen Portion wurde ich aus dem Buch entlassen und fiebere Band 5 und 6 entgegen. Ich kann mich nur wiederholen: Blood and Roses ist und bleibt für mich die beste Dark Romance Reihe, die ich bisher gelesen habe. Und es bleibt die Frage: In was für ein Schlamassel ist die arme Sloane dort hineingeraten?

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 14.06.2019

irrsinniger Wahnsinn, der einen fesselt

Silent King - Elite Kings Club
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„In dieser Nacht hatte ich einfach zu viel erlebt. Dinge, die ich mir nicht erklären konnte. Und Dinge, von denen ich nicht sicher wusste, ob ich sie mir überhaupt erklären wollte.“
(Madi über die Enthüllungen ...

„In dieser Nacht hatte ich einfach zu viel erlebt. Dinge, die ich mir nicht erklären konnte. Und Dinge, von denen ich nicht sicher wusste, ob ich sie mir überhaupt erklären wollte.“
(Madi über die Enthüllungen aus Broken Puppet in Silent King)

Worum geht’s?

Nach einem mehrfachen Paukenschlag am Ende von Band 2 steht Madis Leben Kopf. Alles ist anders, als sie dachte. Hin und her gerissen, ob sie mit den Kings noch etwas zu tun haben will, kommt sie dennoch von Bishop einfach nicht los. Sie braucht Antworten, denn so viel, was sie zu wissen glaubte, ist anders, als sie dachte. Und die Kings müssen feststellen, dass sie nicht alles geheim halten können und sollten, denn eine mächtige Gefahr steht im Hintergrund und wartet nur darauf, die Kings und ihre Weltordnung zu zerschlagen…

Silent King ist der dritte Teil der Elite Kings Club Buchreihe vom Amo Jones, die voraussichtlich 7 Teile haben wird. Man benötigt Vorkenntnisse aus Band 1 und 2, das Buch kann nicht eigenständig gelesen werden.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Silent King passt sich wunderbar in die Reihe ein. In schwarz gehalten und schlicht erzeugt es die düstere Atmosphäre, die auch das Buch ausmacht. Die männlich anmutende Krone passt zum Titel.

Anders als die beiden Vorgängerbände erhalten wir dieses Mal nicht nur Einsicht in Madis Erzählung, sondern auch Bishop berichtet zwischendurch in der Ich-Perspektive, allerdings nicht in einem 50/50 Verhältnis. Außerdem gibt es in einigen Kapiteln mittendrin einen Sprung zu Daemon, die Sprünge werden entsprechend übertitelt. Der Erzählerwechsel bei Madison und Bishop wird nicht gesondert ausgewiesen, man weiß zum Kapitelstart also nicht, wer erzählen wird. Allerdings erkennt man dies durch den Sprachstil meist schnell. Die Geschichte ist größtenteils linear aufgebaut, es gibt allerdings einige Zeitsprünge nach vorne und nach hinten In einigen Kapitel erleben Madison und Bishop zudem einige Flashbacks, die durch Kursivschrift sofort erkennbar sind. Strukturell ist Silent King hiermit etwas aufwendiger zu verstehen.

Der gewöhnungsbedürftige Schreibstil der Autorin, den ich als ruppig und sprunghaft beschreiben würde, ist in diesem Buch nicht so ausgeprägt wie in den beiden Vorgängern. Zwar bleibt es bei größtenteils kurzen Sätzen und vielen Gedankensprüngen, allerdings wirkt Band 3 strukturiert. Dennoch bleibt Silent King wie seine Vorgänger wirr und unkontrolliert, was zum Inhalt hervorragend passt und finde es als atmosphärisches und charakterliches Stilmittel sehr passend. Auch in Band 3 geizt die Autorin nicht an Kraftausdrücken, insbesondere die Kapitel aus Bishops Sicht enthalten eine für Bishop angemessene Dosis deutlicher Sprache.

Mein Fazit

Die Elite Kings. Kontrovers, wirr, absurd, verkorkst – es gibt so viele Adjektive, die mir einfallen, wenn es um die Reihe geht. Doch wie erklärt man seine Begeisterung für ein Buch, was sich so schwer in Worte fassen lässt, was mit dem Leser spielt und Spaß daran hat, ihn an den Rand der Verzweiflung zu treiben? Ich habe Silver Swan geliebt, weil es unkontrolliert und unerwartet war. Ich habe Broken Puppet geliebt, weil es von Seite zu Seite alles Geglaubte stets demontiert hat und den Leser immer wieder neu verblüfft hat – mit vollkommen absurden Handlungssträngen und schockierenden Enthüllungen. Und ja, ich habe auch Silent King geliebt. Doch warum?

„Mein Leben war eine Art Enzyklopädie, in die ständig neue Informationen eingetragen wurden, sodass ich es unaufhörlich ändern und umschreiben musste.“
(Madi in Silent King)

Diese Antwort ist sicher nicht einfach und mit einem Satz zu geben. Das Buch steigt mit einem kurzen Rückblick auf das Ende von Broken Puppet direkt wieder ins Geschehen ein. Erwartet der Leser, dass Madi sich jetzt auf die Suche nach Antworten begibt, so wird man enttäuscht. Denn zunächst geht es vollkommen unerwartet um die instabile, schwierige Beziehung zwischen Madi und Bishop. Denn Madi hat das Bedürfnis, Bishop eins auszuwischen und macht mit Nate und Brantley rum. Hier lag der erste Test für den Leser – es war ein wahrer „was zum Teufel“-Moment. Doch vielleicht war er auch notwendig, um mich daran zu erinnern, dass die Elite Kings auf einem ganz anderen Level spielen. Aus diesem Intermezzo folgt eine komplizierte Rache-Wut-Entwicklung zwischen Madi und Bishop. Ihre Beziehung ist toxisch, so könnte man es wohl am besten beschreiben. Aber: Durch diesen kleinen Umweg erhält man Einblicke in Bishops Psyche, die Bedeutung von Madison für die Kings und die Macht des Zusammenhalts. Und diese Einblicke benötigt man. Denn nach etwa einem Viertel ist das Buch wieder in seinen Heimatgewässern: Es wird wirr, es wird geheimnisvoll und es wird verdammt gefährlich. Madi und auch der Leser erhält einige Antworten, einige Puzzleteile fügen sich zusammen, wieder andere hingegen zeigen sich als Blendgranate. Lange saß ich da, las Seite um Seite und wusste nicht, wo mich Amo Jones hinsteuern möchte. Hilflos wie eine Nussschale auf dem offenen Meer, aber zumindest nicht mehr ganz so ahnungslos wurde ich langsam zu einem epischen Finale geleitet – naja, Zwischenfinale. Silent King ist ja nicht das Ende der Reihe, nur das Ende meiner Nerven.

Ja, es gab ein episches „Midseason-Finale“ in bester Serien-Blockbuster-Manier. Ich habe mit vielen gerechnet, hiermit aber sicher nicht. Es ist so überzogen, dass man nicht weiß, ob man gerade aus Versehen bei Game of Thrones oder Twilight gelandet ist, naja, nur ohne den Fantasie-Teil. Denn tatsächlich – so übertrieben es auch ist – konnte mich am Ende die komplette Auflösung rund um die Kings, die offenen Fragen aus Band 2 und Madisons Rolle im ganzen Spiel doch sehr zufrieden stellen. Überraschungen gab es zu Genüge. Leute, die plötzlich auftauchten, Leute, die plötzlich verschwanden und in einem unschuldigen, nachgeschobenen Kapitel wird wie ein Schlag in die Magengrube offenbart, dass die Elite Kings sich zu Unrecht in Sicherheit wiegen. End of Story? Ganz sicher nicht. Bei den Elite Kings gibt es sowas wie Happy Ends ganz sicher nicht. Von einer Katastrophe in die nächste…

„Diese Jungs leben nach ihren eigenen Regeln und Ritualen. Dass ich sie nicht verstand, machte sie nicht ungültig.“ (Madi über die Kings)

Man nehme einen Haufen 17-20jährige, die unfassbar teure Autos fahren, von Tattoos nur so überzogen sind, saufen wie ein Loch, kiffen, durch die Betten hüpfen (gern auch mal unkonventionell), von den Eltern Freifahrtscheine für so quasi alles haben, mit Messern und Waffen umgehen können und keinen einzigen Tag in der Schule verbringen, außer vielleicht mal in der Cafeteria. Hierzu packe man ein Mädchen, 17 Jahre, unschuldig mit einer Vorliebe für Waffen, und ihre leicht abgedrehte beste Freundin – die allein lebt ohne elterliche Aufsicht. Klingt realistisch? Absolut nicht. Doch ist man von ihnen fasziniert, schockiert, entsetzt und verblüfft? Aber sowas von. Denn das macht gerade den Spaß aus: Die Elite Kings sind so unglaublich übertrieben, dass es Spaß macht. Man lacht mit ihnen, man verdreht die Augen ihretwegen und man denkt unweigerlich „ach, was habe ich mit meinen süßen 17 Jahren so gemacht“ – ganz sicher keine Menschen getötet (oh, sorry, Bishop hat mit 13 angefangen!). Und dadurch, dass die Charaktere sind wenig greifbar sind, sind sie eine Wundertüte für den Leser. So auch hier in Silent King, wo vor allem Madi am Ende eine Schlüsselrolle einnimmt, die man nie erwartet hätte und einem mit offenem Mund zurücklässt. Man muss einfach drüberstehen, dass es hier nicht um eine realistische nette Story geht, sondern einfach um Unterhaltung. Und das sind die Kings auf jeden Fall.

„Ich war süchtig nach dem brennenden Schmerz, der sich in mir ausbreitete, wenn Bishop mir wieder einmal das Herz brach.“ (Madi über Bishop in Silent King)

Auch in diesem Band liegt der Fokus primär auf Madi und Bishop, dieses Mal aber mit deutlich mehr Randfiguren. So spielt vor allem Nate eine Rolle, der im Fokus von Buch 4 und 5 stehen soll und somit bereits ansatzweise seine Storyline eingeführt wurde – unvorhersehbar und mit einem großen, kleinen Bang. Im Verlauf kommt durch eine Enthüllung eine weitere, altbekannte Person als relevante Randfigur dazu. Auch Daemon ist wieder am Start, zahlreiche Kings verschiedener Generationen, der Vater von Bishop, Tatum, ein paar weitere Leutchen und die unfassbar interessante Mutter von Bishop. Es wird voll in diesem Buch. Die weiteren Kings bleiben Randfiguren, die nur wenn notwendig angeführt werden. Dadurch, dass man nunmehr auch Einblick in Bishops Gedanken erhält, wird einiges klarer und ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass Bishop in seiner verqueren Art süß sein kann. Madi hat ihre Naivität noch einmal mehr abgelegt und zeigt oftmals vor allem Eier. Nichtsdestotrotz ist die Beziehung zwischen den beiden kompliziert und bereitet dem Leser durchaus Kopfschmerzen. Sind sie gut füreinander, sind sie schlecht füreinander, wer wird für wen das Verderben sein? Man bleibt unschlüssig und ändert gern seine Meinung, aber passt schon, in diesem Buch ist ja alles sehr sprunghaft. Also darf der Leser es auch sein.

Während Broken Puppet mich mit seinen groben Sexszenen doch etwas überrumpelt hat, muss ich sagen, dass Silent King überraschend unsexy ist. Sicher, es gibt vereinzelt sexuelle Thematiken und auch Verkehr, jedoch in einem weit unterdurchschnittlichen Verhältnis. Es fehlt bei den ganzen Geschehnissen vielleicht etwas die Zeit. Dafür wurde etwas an der Gewaltschraube gedreht. Silent King ist halt wie seine Brüder kein Jugendbuch, aber auch nicht wirklich ein Dark Romance Buch. Was genau es ist? Ich weiß es nicht. Nur, dass es grandios ist. Und manchmal frustrierend. Oft sogar.

Silent King hat es noch mehr als seine Vorgänger geschafft, meine Grenzen auszutesten: Meine Frustrationsgrenze, meine Toleranzgrenze und meine Bereitschaft, sich einer komplett absurden, wirren Geschichte hinzugeben. Zwar schlägt Silent King deutlich in die kerbe wie Silver Swan und Broken Puppet, bringt aber doch eine etwas andere Dynamik mit. Das Buch spielt weniger mit dem Leser und ist endlich bereit, einige Auflösungen zu präsentieren. Hierdurch geht etwas die Unberechenbarkeit des Buches verloren, doch wenn man bis hierhin durchgehalten hat, hat man es definitiv verdient, Antworten zu erhalten. Die Elite Kings konnten mich – once again – fesseln und noch heute, einige Tage nach dem Buchende, frage ich mich, welche Windungen in meinem Gehirn durchgeknallt sind, denn ja, Silent King mag objektiv betrachtet der größte Müll sein, eine vollkommen absurde Geschichte präsentieren und die Charaktere sind vollkommen drüber – und dennoch habe ich jede Sekunde des Lesens genossen und nach diesem Ende, welches wieder mit zwei, drei schockierenden Enthüllungen fast schon höhnisch lachend alles auf den Kopf stellt, freue ich mich wieder sehr auf die Fortsetzung. Denn ich dachte, ich habe das Puzzle gelöst. Aber da ist noch so viel mehr…

„Die kriegen schon noch, was ihnen zusteht. Mit Zugabe.“
(eine neue, verborgene Gefahr am Ende von Silent King über die Kings)

Wäre Silent King ein Film, würde er wahrscheinlich bei „die schlechtesten Filme aller Zeiten“ gelistet sein und die Elite Kings würden als Trash-Perlen gehandelt werden. Ja, der Sprachstil ist gewöhnungsbedürftig, die Charaktere sind lächerlich verkorkst, die Storyline ist so wirr und absurd, dass man sich fragt, welche Drogen man genommen hat. Das Buch ist objektiv schlecht. Aber die Kunst eines Buches liegt daran, wie es sich für den Leser anfühlt. Und subjektiv ist dieses Buch der Wahnsinn. Jeder muss für sich selbst herausfinden, ob er in diese wirre Welt eintauchen kann und mag. Man wird sie lieben oder man wird sie hassen, ausnahmsweise gibt es kein Dazwischen. Aber haben die Kings dich erst einmal gecatcht, wirst du ihnen nicht entkommen. Niemals.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 23.04.2019

starke Geschichte mit emotionalen Themen

Broken Love
1

„Du wurdest vergiftet und in einen gläsernen Sarg gelegt. Trotzdem bist du kein Schneewittchen. Willst du wissen, warum? […] Schneewittchen wartet auf den Prinzen. Du wirst dich in dieser Geschichte selbst ...

„Du wurdest vergiftet und in einen gläsernen Sarg gelegt. Trotzdem bist du kein Schneewittchen. Willst du wissen, warum? […] Schneewittchen wartet auf den Prinzen. Du wirst dich in dieser Geschichte selbst retten.“ (Bane zu Jesse in Broken Love)

Worum geht’s?

Ein schreckliches Erlebnis in einer Nacht vor drei Jahren hat Jesse in die Dunkelheit geschickt. Sie möchte vergessen, welches Leid man ihr angetan hat. Sie verlässt kaum noch ihr Haus, hat keine Freunde und Angst vor Männern. Doch dann tritt Roman – genannt Bane – in ihr Leben. Er ist stadtbekannter Krimineller, Betrüger, Lügner, Frauenheld, eigentlich so alles, was sie verachtet. Er möchte sie ins Licht zurückzerren. Doch warum gibt es sich solche Mühe? Kann Jesse ihn vertrauen?

Broken Love ist Band 4 der Sinners of Saint Reihe von L. J. Shen. Das Buch kann als Standalone gelesen werden und ist in sich geschlossen. Es kommen am Rande Charaktere aus den Vorgängerbänden vor, man benötigt aber keine Vorkenntnisse.

Schreibstil / Gestaltung

Das schlichte Cover mit den schwarzen Rauchschwaden und dem schlichten Schriftzug fügt sich hervorragend zu den Vorgängerbänden ein. Ruhig und unaufdringlich wirkt das Buch, verrät zugleich aber auch nichts über den Inhalt.

Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt entspannt. Die Charaktere – insbesondere Bane – reden sehr „frei Schnauze“, es gibt zahlreiche umgangssprachliche Begriffe und das Buch lässt sich sehr angenehm und flüssig lesen. Es gab allerdings auch einige Worte, die für mich nicht ganz ins Buch gepasst haben vom Sprachvermögen her, dies tut dem Verständnis aber keinen Abbruch.

Es gibt einen kurzen Prolog, im Anschluss verläuft die Story nach einem dreijährigen Zeitsprung linear. Es gibt zwischenzeitlich eine Rückblende, die als solche gekennzeichnet ist. Das Buch schließt mit einem mehrseitigen Epilog. Die Geschichte wird wechselseitig durch Jesse und Bane in der Ich-Perspektive erzählt. Die Kapitel sind entsprechend beschriftet, allerdings merkt man auch sprachlich sofort, welcher Charakter erzählt.

Mein Fazit

Die Sinners of Saint und mich verbindet eine regelrechte Hassliebe. Bereits die drei Vorgängerbände haben sehr wechselhafte Gefühle in mir hervorgerufen und ich war weitestgehend unsicher, ob ich Broken Love überhaupt lesen möchte. Auf Anraten einer Freundin hin habe ich mich dann dennoch dafür entschieden. Rückblickend bin ich darüber sehr glücklich.

Der Einstieg in das Buch gelang mir ganz gut. Ein kurzer Prolog verrät bereits direkt, was Jesse Schreckliches angetan wurde. Nach einem Zeitsprung befindet sich das Buch in der Gegenwart, wo insbesondere Bane zunächst im Vordergrund steht und vorgestellt wird. Es dauert ein wenig, bis Bane und Jesse das erste Mal aufeinandertreffen. Und der Weg dahin konnte mich nur bedingt begeistern. Nach dem Klappentext hatte ich nicht erwartet, dass ihr Zusammentreffen nicht zufällig sein könnte. Denn tatsächlich hat Bane ein Geheimnis und Hintergedanken. Dies zieht sich durch fast das komplette Buch. Bane versucht mit aller Macht, Jesse zurück ins Leben zu holen. Es gibt Fortschritte, es gibt Rückschritte, es gibt Erkenntnisse – und der Leser hat die ganze Zeit Banes Geheimnis als große Bombe im Hinterkopf. Gegen Ende hin kommen jedoch noch weitere, unvorhersehbare Enthüllungen hinzu und lassen den Leser schockiert und fassungslos dort sitzen.

Die Geschichte kommt mit einem soliden Spannungsbogen daher. Es gibt verhältnismäßig wenig Drama, wenn es dann aber zuschlägt, dann richtig und auch in einer Heftigkeit, die für den ein oder anderen Leser zu viel sein könnte. Dieses Buch thematisiert sexuelle Gewalt. Zwar gibt es keine direkten Schilderungen, das Thema ist aber dennoch präsent und kann durchaus triggernd wirken. Die Autorin hat sich einem heiklen Themenkomplex vorgenommen, der viel Feingefühl benötigt. Auf den meisten Seiten dieses Buches schafft sie es meiner Meinung nach auch, dieses mitzubringen. Es gibt aber auch einige Erotikszenen, wo es mir tatsächlich fehlte. Jesse hat wirklich schlimmes erlebt und leidet zudem unter unerklärlichen Gedächtnislücken. Stück für Stück kämpft sie sich zurück und entdeckt dabei auch ihre eigene Sexualität wieder. Dennoch muss ich sagen, dass mir die Sexszenen im Kontext „zu viel“ waren. Es war die Deutlichkeit und auch die Art, die für mich nicht ganz stimmig waren. Es wirkte fast schon niveaulos, wenn Bane „auf ihre Klitoris spritzt“ oder sie „gegen die Wand nagelt und immer härter und tiefer f**kt“. Dadurch habe ich mich phasenweise doch etwas schwer getan mit dem Buch. Klar, es passt grundsätzlich zur Sinners of Saint Reihe, aber es passte für mich nicht wirklich zum Buch und der Botschaft.

Charaktertechnisch bringt Broken Love alles mit, was man benötigt, um gut unterhalten zu werden. Die Hauptcharaktere Bane und Jesse könnten unterschiedlicher nicht sein. Bane ist ein kiffender Krimineller, der weiß, wie er sich durch Leben vögeln und erpressen muss, um seine Ziele zu erreichen. Es hat verdammt lange gedauert, bis Bane einem ansatzweise sympathisch wurde. Das lag auch daran, dass er sehr glied-orientiert denkt. Er versucht aus beruflichen und privaten Gründen, Jesse aus ihren Schneckenhaus zu holen, zeigt dabei überraschen viel Feingefühl und jede Menge Motivation – zugleich aber auch, dass seine Blutzirkulation zu großen Teilen unter der Gürtellinie stattfindet. Erst nach und nach zeigte sich mehr von Bane und es kamen auch einige liebenswerte Charakterzüge zum Vorschein. Anders ist es bei Jesse gewesen. Sie ist von Anfang an liebenswert und man fiebert so sehr mit ihr mit, man hofft und bangt und wünscht ihr, dass sie es schafft, sich von ihren Dämonen zu befreien. Sie macht eine starke Entwicklung in diesem Buch durch und es war wunderschön mit anzusehen, wie sie sich ihr Leben zurückerobert. Immer wieder wird Jesse durch das Schicksal und die Menschen ihres Umfelds auf neue Proben gestellt und Stück für Stück wächst sie. Kurz vorm Ende des Buches zeigt sie dann ihre wiedergewonnene oder neugewonnene Stärke und ich wollte einfach nur dasitzen und ihr applaudieren.

Die Nebencharaktere reichen von lustigen Freunden über liebenswerte alte Dame bis zur katastrophalen, egoistischen Mutter. Es ist also gut dafür gesorgt, dass man jemandem zum lieben und zum hassen hat. Insbesondere Jesses Mutter war für mich einer der schlimmsten Buchcharaktere, der mir jemals unterkommen ist – nicht von der Gestaltung, sondern von ihren Handlungen her. Irgendwie war es schön, dass aus den Vorgängerbänden bekannte Charaktere kurze Auftritte hatten, besonders Vicious. Tatsächlich spielte es aber gar keine Rolle und war so nebensächlich, dass es fast krampfhaft wirkte – Hauptsache man stellt die Verbindung zu den Vorgängerbänden her. Auf jeden Fall lässt sich festhalten, dass man Broken Love auch vollkommen ohne Vorkenntnisse lesen kann.

Insgesamt muss ich sagen, dass Broken Love mich nicht sofort, dann aber sehr stark fesseln konnte. Ich fand Jesse und ihre Entwicklung fantastisch und fing mit der Zeit auch an, Bane zu mögen. Es ist ein Buch, was zwischendurch sehr traurig und bedrückend ist, dafür aber auch mit sehr viel Licht aufwartet. Ein starkes Buch von einem Mädchen, was sich ins Leben zurückkämpft, und meiner Meinung nach der beste Teil der Sinners of Saint Reihe, allerdings auch mit einigen Abzügen in der B-Note. Dennoch würde ich das Buch jederzeit empfehlen.

+++ es folgen im Weiteren mögliche Spoiler +++

Auch nach Ende des Buches bin ich mir immer noch nicht sicher, wie ich die Story um Bane und seinen Vertrag mit Darren bewerten möchte. Einerseits musste es einen Grund geben und auch vor dem Hintergrund mit Darren und dem Missbrauch ist es verständlich, weshalb Darren Bane beauftragt hat. Zudem war so im Hintergrund immer eine zu platzend drohende Bombe, die sowohl Spannung als auch Verzweiflung in das Buch gebracht hat. Andererseits beeinflusst es natürlich auch meine Sichtweise auf das ganze Geschehen. Denn Bane hat zwar noble Motive und ist durchaus motiviert, Jesse zu helfen, aber ein fader Beigeschmack bleibt stets zurück.

Etwas zu viel war mir allerdings der Epilog. Ich verstehe, dass die Autorin nach derart hartem Tobak den Leser glücklich entlassen möchte und ja, verdammt, ich mag es, wenn Ende gut, alles gut. Aber: Manchmal ist es auch einfach zu viel. Das hatte ich hier. Es war etwas zu sehr über das Ziel hinausgeschossen, alles (Verurteilung, neuer Welpe, Schwanger, Antrag, alle versammelt am Geburtstag) perfekt enden zu lassen. Daher wurde ich eher augenverdrehend aus dem Buch entlassen. Es muss nicht immer alles perfekt sein, um gut zu sein.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]