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Veröffentlicht am 13.03.2021

so toll, aber mit so einem schwachen Ende

New Horizons
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„Du musst gehen. Und ich muss bleiben.“

(Annie zu Cole in New Horizons)


Worum geht’s?

Nach 5 Monaten im Koma kehrt Annie nach Green Valley zurück. Nach dem schweren Unfall muss sie erst wieder in ...

„Du musst gehen. Und ich muss bleiben.“

(Annie zu Cole in New Horizons)


Worum geht’s?

Nach 5 Monaten im Koma kehrt Annie nach Green Valley zurück. Nach dem schweren Unfall muss sie erst wieder in ihr altes Leben finden, Rehamaßnahmen ergreifen und sich widerwillig schonen. Zufällig trifft sie eines Tages auf Cole, der sich in Green Valley versteckt, nachdem er sich öffentlich bei einer Preisverleihung blamiert hat und jetzt seine Wunden lecken will. Und sofort fliegen zwischen den beiden die Fetzen, denn Annie weiß anfangs nicht, dass Cole ein Superstar ist. Und Cole? Der hat Spaß daran, Annie zu ärgern. Zumindest anfangs, denn irgendwann wird aus Neckereien ein komisches Kribbeln…


New Horizons ist Band 4 einer Reihe um das Örtchen Green Valley. Die Geschichte ist in sich geschlossen, die Figuren der Vorbände kommen als Nebencharakter vor, was zu potenziellen Spoilern führen kann, wenn man die Bücher nicht kennt. Vorkenntnisse sind für das Buch jedoch nicht nötig.


Schreibstil und inhaltliche Hinweise



Wie auch bereits die Vorbände wird das Buch ausschließlich durch die weibliche Protagonistin Annie in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft linear. Der Schreibstil ist locker-leicht, mitreißend und entspannt. Das Buch beinhaltet angedeuteten erotischen Content.


Meine Meinung


Willkommen zurück in Green Valley, dem perfekten Ort zum Träumen und Schmachten. Anders kann ich es nicht sagen. Ich habe Band 1 bis 3 wirklich gern gelesen und entsprechend groß war die Vorfreude, auch dieses Mal zurückzukehren. An diesen Teil hatte ich – warum auch immer eigentlich – die höchsten Erwartungen, vielleicht auch, da ich Cole und Annie als Charaktere allein schon sehr interessant fand.



Im Grunde genommen geht es bei New Horizons um einen Neuanfang für Annie und einen Reset für Cole. Während Annie fünf Monate im Koma lag und jetzt immer noch Probleme mit ihrem Bein hat, flieht Cole vor seiner Starwelt, in der er sich ein wenig blamiert hat. Bereits das erste Aufeinandertreffen der beiden ist geladen und hat Spaß gemacht, denn Annie kennt Cole einfach nicht und Cole denkt, sie stellt sich einfach unwissend. Fortan kreuzen sich die Wege öfter, denn Cole lebt im Hotel, wo Annie ihre Rehaübungen macht. Und Cole findet die Idee wunderbar, sich in das Krippenspiel, welches Annie organisiert, einzumischen. Die beiden sind wie Feuer und Wasser, wobei wahrscheinlich eher wie Feuer und Öl. Cole bringt Annie andauernd – mal gewollt, mal nicht – auf die Palme. Eigentlich will er nur seine Wunden lecken und ein wenig entspannen, aber Annie fährt ihm unter die Haut. Annie ist permanent von Cole genervt, aber eigentlich kribbelt es auch, wenn er sie anschaut. Die Entwicklung der beiden ist einfach wunderbar. Streitereien, Neckereien, süße Momente, zweideutige Momente, jede Menge Spaß, mitreißende Energie und zuckersüße Erlebnisse – New Horizons bedient das alles. Blöd nur, dass Annie im Grunde genommen weiß, dass Cole nie für immer bleiben wird. Es ist immerhin Green Valley, kleines süßes ruhiges Kaff, während er aus LA kommt. So war es auch bei ihrer Mutter, die nach New York ging, weil sie Green Valley nicht glücklich machte. Und so ist es wohl besser, Cole auf Abstand zu halten. Der kennt nur so etwas wie Abstand nicht.



Ich war so schnell wieder in diesem Gute Laune Modus, den ich immer kriege, wenn ich nach Green Valley komme. Wirklich, es ist unglaublich, wie zufrieden und entspannt ich bin, wenn ich die Bücher lese. Ich war super schnell in der Geschichte drin, die mit Annies Rückkehr beginnt. Während es anfangs noch etwas bedrückend ist, denn immerhin muss Annie sich erst wieder einfinden und man erfährt auch, wie schwer der Unfall eigentlich war und wie sehr sie teilweise noch unter den Folgen leidet, lösen sich die Gewitterwölkchen bald auf. Ab Coles erstem Auftritt war ich so oft am Schmunzeln, weil die beiden zusammen einfach grandios sind. Green Valley als Ort hat dieses Mal gar nicht so sehr eine Rolle gespielt, auch wenn man ein wenig rumgekommen ist (so sind wir dieses Mal in der Kirche), aber das Feeling bleibt. Kleinstadtcharme aller bester Güte, mit herzallerliebsten Bewohnern und einem super Zusammenhalt. Dazu fetzige Wortgefechte, freche Sprüche, coole Kommentare der Freunde und jede Menge Schmachtmomente, was will man mehr? New Horizons ist kein Buch mit komplizierter Handlung, wahnsinnigen Twists und voller schmerzhafter Heartbreak-Momente. Wer das will, ist hier falsch. Aber es ist für mich zugleich auch der einzigartige Charme der Reihe. Ich habe mich in Annie und Cole verliebt – wobei ehrlich gesagt eher in Cole, aber dazu gleich mehr – und habe einfach so viel Freude beim Lesen (abgesehen vom Ende) gehabt, dass ich mir gewünscht hätte, es wäre nie vorbei. Es lässt sich schwer in Worte fassen, wie man sich bei dieser locker-fluffigen Geschichte fühlt, weil man es einfach erleben muss.

Annie und Cole, zwei so unterschiedliche Charaktere aus zwei ganz unterschiedlichen Welten. Er der reiche Superstar, für den Green Valley ein idyllischer Rückzugsort ist. Sie die taffe Mechanikerin, die sich mühsam ihr Leben zurückerkämpft und in Cole anfangs nur einen versnobten Superstar mit einem riesigen, aufgeblasenen Ego sieht. Aber Cole ist so viel mehr. Er ist für mich der Star des Buches gewesen und ich weiß nicht, auf welcher Seite ich mich endgültig in ihn verliebt habe, aber er ist pures Bookboyfriend-Material. Zwar ist er hin und wieder auch frech und sicher ist sein Ego größer als Green Valley, aber er ist gleichzeitig auch sehr fürsorglich, lieb und überraschend bodenständig. Man merkt, wie es hinter seiner coolen Fassade aussieht und wie schwer das Leben als Star sein muss. Gern hätte ich hier sogar noch mehr erfahren, aber durch Annie als Erzählerin erfährt man über Cole nur wenig. Von Annie davon umso mehr. Leider hatte ich mich Annie immer wieder meine Probleme. Sie ist zwar ein beeindruckender Charakter, aber sie hat mich sehr oft leider auch aufgeregt. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich in das Buch klettern und Annie mal so richtig schütteln wollte. Von Anfang an schießt sie hart gegen Cole, oftmals ist es lustig, manchmal leider aber auch drüber und schlichtweg unfair und verletzend. Das hat mir leider nicht immer so gefallen und sie hat hier und da einiges an Sympathie verloren. Es tut mir echt leid, aber er gibt sich so viel Mühe und sie ist nur damit beschäftigt, alles immer kaputtzumachen. Sicher verstehe ich mit ihrer Vorgeschichte eine gewisse Skepsis, aber manchmal war mir ihre krampfhafte „Cole und ich passen nicht“-Haltung zu anstrengend. Ganz davon abgesehen, dass sie manchmal echt schwer von Begriff war. Auf jeden Fall hat Cole für mich deutlich mehr gestrahlt als Annie, aber trotzdem habe ich mit beiden total mitgefiebert. Sehr schön war auch, dass einige der alten Charaktere zurückkamen. Vor allem Lena aus Band 1 kommt hier vermehrt vor. Ich mag es, dass man so ein wenig erfährt, wie es weitergeht mit den geliebten Charakteren der Vorbände, aber zugleich auch Neuleser nicht zu sehr genervt sein dürften.



Einen fetten Haken gibt es aber leider: Das Ende. Ich habe es schon drei Mal geschrieben – in meinen Rezensionen zu Band 1 bis 3 – und es tut mir im Herzen weh, es ein viertes Mal sagen zu müssen. Die Green Valley Bücher sind so wunderbare Bücher, die ich extrem gerne lese, deren Geschichten mich begeistern und doch endet jedes Buch auf die gleiche Weise: Mit einem unnötigen Drama, dass plötzlich aufkommt, rasant schnell zumeist ohne Klärung wieder begradigt wird und dann ist das Buch vorbei. Als hier der große Knall kam und ich sah, dass das Buch nur noch gut 30 Seiten hat, setzt schon wieder der Frust ein. Der Knall an sich ist noch in Ordnung, man kann ihn verstehen. Aber wie beide dann damit umgehen und wie einfach fast 20 Seiten ohne wirkliche Fortschritte -dafür aber mit zahlreichen Ereignissen, die schnell abgehakt werden – vergehen, ohne dass man an die Problemlösung kommt, war klar, dass ich auch aus diesem Buch wieder rausgehen werde, ohne glücklich zu sein. Zu viel auf einmal, zu schnell, ohne Tiefe und leider irgendwie auch ohne wirkliche Bedeutung. Bei New Adult ist zwar oft der Weg das Ziel, das ist mir klar. Aber wie soll man sich von zwei Charakteren verabschieden, wenn man das Gefühl hat, dass sie entweder aus einer Mücke einen Elefanten gemacht haben oder eben ihre Sorgen einfach totschweigen. Es funktioniert für mich nicht. Eigentlich wurde nämlich nichts geklärt oder ein Fortschritt erzielt, das eigentliche Problem steht weiterhin im Raum. Es wirkt einfach, als sei der Autorin die Lust ausgegangen, für ein solides Ende zu sorgen, als hätte sie nur auf den Knall hingeschrieben und dann fertig. Oder als sei die Zeit ausgegangen. Es bleibt einfach das Gefühl, dass die Geschichte nicht rund ist und man fühlt sich einfach überrumpelt. Ich verstehe nicht, wieso der ganzen Problemlösung nicht mehr Seiten gegeben wurde, damit es etwas greifbarer und passender wirkt. Dieser Kritikpunkt zieht sich bisher für mich durch alle vier Bände gleichermaßen, was ich unglaublich schade finde. Ich kann nur hoffen, dass man Cole und Annie in Band 5 als Nebencharaktere noch etwas miterleben darf, weil das Ende so abrupt und unfertig wirkt, dass es wirklich wie ein „Mittendrinnen aufgehört“ wirkt.


Mein Fazit

Am Ende ist New Horizons wieder ein wunderbares Buch, das einfach 100% in die Kategorie Wohlfühlbuch fällt. Es hat Spaß gemacht, nach Green Valley zurückzukehren und die Geschichte von Cole und Annie war in so vielen Facetten gelungen. Auch wenn Annie sicher nicht mein Lieblingscharakter der Reihe ist, konnte Cole sehr viele Bonuspunkte sammeln. Ganz eventuell ist Band 4 sogar mein Lieblingsteil der Reihe. Doch leider ist es auch hier so, dass die letzten paar 20-30 Seiten für mich das Buch ein wenig kaputt machen und viel zu schnell und unstimmig daherkommen. Bis dahin ist es ein Buch zum Träumen, Entspannen und Schmunzeln.


[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.03.2021

schöner Schreibstil, schwache Story

Flaming Clouds – Der Himmel in deinen Farben
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„Du bist mein Lieblingsgefühl, Olivia.“
(Nick zu Olivia in Flaming Clouds)

Worum geht’s?

Olivia ist Flugbegleiterin und Nick ist Pilot. Doch eigentlich wären beide gern etwas anderes. Denn Olivia möchte ...

„Du bist mein Lieblingsgefühl, Olivia.“
(Nick zu Olivia in Flaming Clouds)

Worum geht’s?

Olivia ist Flugbegleiterin und Nick ist Pilot. Doch eigentlich wären beide gern etwas anderes. Denn Olivia möchte in Oxford Mathematik studieren und Nick hat auf Druck seiner Familie statt zu malen die Ausbildung als Pilot gemacht. Bei ihrem Job laufen sich beide zufällig über den Weg und Nick ist sofort Feuer und Flamme für Olivia, sie hat aber bedenken. Denn beide waren zusammen auf einer Privatschule, wo Olivia gemobbt wurde. Und dann stellt sich auch noch heraus, dass Nicks bester Freund Theo Olivia damals etwas Schreckliches angetan hat…

Flaming Clouds ist Band 1 der Above the clouds-Reihe. Das Buch ist in sich abgeschlossen, die Bände werden jedoch durch eine Mädels-WG miteinander verbunden.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Die Geschichte ist chronologisch aufgebaut und hat zwischendurch kleinere, nicht ausgewiesene Zeitsprünge. Die Kapitelüberschriften zählen bei Olivia runter (noch x Tage) und bei Nick hoch (nach x Tagen). Die Geschichte wird wechselnd aus Sicht von Nick und Olivia in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen, die sprachliche Darstellung ist stets verständlich. Die Autorin hat einen sehr wortgewandeten und bildlichen Schreibstil.

Meine Meinung

Nachdem ich mich in den ersten Roman der Autorin „Writers in New York“ hochgradig verliebt habe, war meine Begeisterung sehr groß, dass jetzt sogar eine Trilogie kommt. Noch größer war meine Freude, als ich las, dass sie über Flugbegleiterinnen schreibt – was ihr Job ist und womit sie so echte Einblicke geben kann. Denn ich finde den Job sehr faszinierend und mir war klar, dass diese Reihe ein Highlight werden wird. Dazu kam dann noch dieses wunderschöne Cover. Aber nachdem ich Flaming Clouds gelesen habe, ist mein kleines Begeisterungsflugzeug etwas im Sinkflug.

Zunächst habe ich ein wenig Zeit gebraucht, um in die Geschichte zu finden. Es geht um Olivia und Nick, die beide mit ihrem Job offenbar unzufrieden sind bzw. ihn nur als Übergangslösung sehen. Nick ist eher der verträumte Künstler, der stundenlang ein Bild anstarren kann und darüber nachdenken kann, was er verloren hat – nämlich die Möglichkeit, zu malen, weil seine Familie erwartet, dass er Pilot ist. Olivia hingegen arbeitet, um Geld für ihr Studium in Oxford anzusparen. Durch ihre Jobs begegnen sich die beiden immer mal wieder und Nick bekundet schnell Interesse an Olivia, sie ist eher zurückhaltend, vor allem nachdem sie erkennt, wer Nick eigentlich ist. Denn beide waren zusammen auf der Schule und an die Schulzeit hat „Stipendium-Pocahontas“ keine guten Erinnerungen. Während Nick und Olivia also gelegentlich die Welt bereisen und den Leser hierbei mitnehmen, wie sie etwa Paris erkunden, geht es auch darum, für seine eigenen Ziele einzustehen. Nick entdeckt durch Olivia seine Liebe zum Zeichnen wieder, Olivia muss sich über Plan B Gedanken machen. Und dann gibt es noch zahlreiche Nebenstorylines, etwa um Olivias Vater, der sie als Baby verlassen hat und den sie bis heute nicht kennt.

Mein größtes Problem? Vermutlich hatte ich zu hohe Erwartungen. Ich habe Writers in New York wirklich geliebt und zumindest in einem Punkt ist Flaming Clouds absolut ebenbürtig: Der Schreibstil. Die Autorin hat einen sehr speziellen, besonderen Schreibstil. Er wirkt sehr spontan und manchmal vielleicht auch etwas sprunghaft und ungefiltert. Aber dadurch wirkt er sehr echt. Zudem schreibt sie sehr bildlich, wortgewandt und teilweise fast schon poetisch. Ich weiß, dass man so etwas mögen muss und sicher ist es an der ein oder anderen Stelle auch ausufernd, aber ich finde es schön und echt besonders. Wie bei Writers in New York liegt für mich die Kunst bei Flaming Clouds nicht in der Geschichte an sich, sondern in der Gestaltung. Es ist die Art und Weise, wie die Geschichte beschrieben wird und die Autorin zeigt hier wieder ihre unglaubliche Begabung, mit Worten umzugehen. Leider reichte das bei Flaming Clouds aber nicht aus, wenn der Rest mich nicht wirklich begeistern und abholen konnte. Die Charaktere wirkten auf mich unfertig, gerade Olivia an einigen Stellen auch widersprüchlich. Ich muss auch gestehen, dass ich Olivia eigentlich nie wirklich sympathisch fand, sie war einfach da. Nick hingegen hat mir besser gefallen, aber schnell hatte ich den Eindruck, dass auch ihm die Tiefe fehlt. Es tut mir im Herzen weh, aber ich würde das Buch generell als recht handlungsarm beschreiben. Nick und Olivia treffen aufeinander, sie weist ihn ab, er versucht es immer und immer wieder, gelegentlich verbringen die beiden Zeit miteinander, es gibt hier und da Einblicke in ihren Job.

Aber irgendetwas hat gefehlt. Es hat sich vieles für mich nicht erschlossen, auch was die persönliche Entwicklung angeht. Auf einmal blockt Olivia Nick nicht mehr ab, auf einmal fängt Nick wieder an zu zeichnen, auf einmal begräbt Olivia ihren Plan A. Gerade diese ganzen Entscheidungen sind für mich zu kurz gekommen. Gleichzeitig ist das Buch aber ausufernd, einmal durch den Schreibstil an sich, aber eben auch durch die sehr lebhaften Beschreibungen. So konzentriert sich die Autorin seitenlang darauf, eine Partysituation zu beschreiben, aber gewährt Nick nur wenige Zeilen, um seine Gedanken zum Malen darzulegen. Der Fokus und das Gleichgewicht hat mir gefehlt. Mir hat das Gefühl gefehlt, die Begeisterung. Und leider eben auch die erhofften Einblicke in den Job Stewardess und Pilot. Gerade bei Nick erfährt man kaum etwas, bei Olivia ist es zumindest ein wenig, aber ich wollte sehr viel mehr. Vielleicht wird das in Buch 2 und 3 geliefert, ich hoffe es sehr. Ansonsten war es leider auch so, dass ich das Gefühl hatte, es wurden viele Punkte angesprochen, aber recht schnell begraben oder sie flogen dann etwas unterm Radar. Da war etwa Olivias Oxford-Bewerbung, die Geschichte um ihren Vater, Olivias Kündigungsambitionen – alles kam immer mal wieder kurz vor, dann wirkte es, als sei es Ewigkeiten vergessen und dann plötzlich wieder da. Vor allem die Story um Olivias Vater war für mich sehr unbefriedigend, am Ende wirkte es nur noch zack zack abgehandelt, als hätte die Autorin vergessen, dass das Thema noch offen ist.

Die größte Schwäche war für mich leider die Liebesgeschichte von Olivia und Nick. Und das ist schade, weil es ja immerhin der Kern ist. Nick ist von Anfang an von ihr fasziniert, Olivia aber von ihm nicht. Wann es sich ändert und wieso? Ich weiß es nicht. Vollkommen einfach so sagt Olivia einem Date zu und von da an geht alles schnell, aber gleichzeitig auch ohne besondere Tiefe. Sie schreiben, sie treffen sich, sie schreiben länger, treffen sich wieder. Und auf einmal ist alles toll. Zumindest vorübergehend. Selten war eine Liebesgeschichte für mich so wenig greifbar wie hier, sie stolpert einfach so dahin. Entsprechend konnte ich die Enttäuschungen, Überraschungen und schönen Momente der beiden nur bedingt fühlen, was vor allem für das Finale schwierig war. Denn während das Buch im letzten Viertel an Fahrt aufnimmt, geht es auf den obligatorischen Dramaknall zu. Dieser kam für mich überraschend, aber gleichzeitig auch überhaupt nicht zufriedenstellend. Ich muss gestehen, dass ich Olivias Reaktion tatsächlich als etwas überdramatisch empfand und gleichzeitig sich mir die Frage stellte, wie stabil die Beziehung der beiden eigentlich sein kann oder soll. Denn es hat für mich alles nicht gepasst. Auch die Konfliktlösung fand ich leider gar nicht gut. Wer so ein Fass aufmacht, muss den Charakteren auch die Möglichkeit geben, den Konflikt solide zu lösen, sonst bin ich unzufrieden. Und das war hier nicht der Fall. Es war ein von 0 auf 100-Konflikt, der von 100 auf 0 ohne tatsächliche, richtige Erklärung beendet wurde. Entsprechend enttäuscht blieb ich zurück, als ich das Buch zuschlug.

Mein Fazit

Leider konnte Flaming Clouds meine Hoffnungen nicht erfüllen. Zwar ist der Schreibstil der Autorin wieder gewohnt schön, aber das Buch wirkt sehr ausufernd, wodurch die Hauptstory etwas verloren geht. Die Liebesgeschichte von Nick und Olivia konnte mich nicht fesseln, zum Großteil hat sie sich mir leider nicht einmal erschlossen. Es fehlte ein wenig der rote Faden im Buch und gerade aus dem Bereich Piloten- und Stewardessenleben hätte ich mir mehr Einblicke erwünscht. Wunderschönes Cover, besonderer Schreibstil, aber leider für mich zu wenig. Ich bin gespannt, ob die Folgebände besser werden.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 01.03.2021

grandidose Fortsetzung

Falling for my Brother's Best Friend (Baileys-Serie 4)
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„Pass gut auf ihn auf. Er heilt Herzen, statt sie zu brechen.“
(Eine Freundin über Liam zu Savannah in Falling for my brother’s best friend)

Worum geht’s?

Savannah hat nach dem Tod der Eltern die ...

„Pass gut auf ihn auf. Er heilt Herzen, statt sie zu brechen.“
(Eine Freundin über Liam zu Savannah in Falling for my brother’s best friend)

Worum geht’s?

Savannah hat nach dem Tod der Eltern die Mutterrolle in der Familie übernommen und auch die Firmenleitung von Bailey Timber. Mit den Jahren ist aus ihr eine durchorganisierte, taffe Frau geworden, die das Wohl ihrer Familie über alles stellt. Doch dabei vergisst sie sich selbst. Liam, bester Freund von Savannahs Bruder Denver und der begabte Tätowierer der Stadt, schwärmt schon immer für Savannah und es bricht ihm das Herz, mitzuerleben, zu was sie geworden ist. Also geht er mit ihr eine Wette ein: 5 Wochen hat er Zeit, die alte Savannah zurückzuholen. Doch je mehr Zeit beide miteinander verbringen, desto mehr muss Savannah merken, dass sie ihn falsch eingeschätzt hat.

Falling for my brother’s best friend ist Band 4 der Baileys-Reihe. Jeder Band ist in sich geschlossen und unabhängig lesbar, die Charaktere der Vor- und Folgebände kommen aber vor, wodurch es zu Spoilern kommen kann.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird durch Savannah und Liam wechselnd als Ich-Erzähler vorangetrieben und verläuft linear. Der Schreibstil ist locker, teilweise humorvoll und sehr angenehm zu lesen. Es gibt einige nicht sonderlich explizite Intimszenen.

Meine Meinung

Endlich geht es wieder nach Lake Starlight – es ist, als würde man nach Hause gekommen. Zu einer verrückten Großfamilie, in ein idyllisches Städtchen und bereit für weitere Schandtaten. Nachdem mich Band 3 ja leider nicht so begeistern konnte, hoffte ich, dass Band 4 es wieder schafft. Denn schon vorher merkte man, dass zwischen Liam und Savannah eine komische Spannung herrscht – und ich war verdammt gespannt auf das Gewitter, was folgen wird.
Schon in den Vorbänden hat man gemerkt, dass zwischen Liam und Savannah etwas brodelt. Wenig überraschend war es daher, dass beide am Anfang des Buches fast miteinander im Bett gelandet sind. Savannah wohnt zwangsweise gerade bei Liam, weil ihr Haus einen Wasserschaden hat. Und kurz bevor nun beide (man mag fast sagen endlich) miteinander geschlafen haben, nimmt Savannah Reißaus. Fortan ist die Stimmung zwischen beiden noch angespannter, denn Liam versteht nicht, wieso Savannah so stocksteif ihm gegenüber ist, denn er ist sich sicher, dass sie Gefühle für ihn hat. Und damit hat er nicht unrecht. Aber Savannah stellt die Arbeit über alles und hat keine Zeit für Beziehungen, behauptet sie zumindest. Gleichzeitig geht ihr Liam aber auch nicht aus dem Kopf. Die erste Hälfte des Buches ist man fast besorgt, dass die beiden sich irgendwann die Köpfe einschlagen. Savannah ist so bedacht darauf, Liam aus dem Weg zu gehen, dass er provoziert wird, ihr immer wieder vor Augen zu führen, was sie verpasst. Es kommt zu lustigen, zu wütenden und auch zu verzweifelten Momenten und jeder davon war einfach nur toll zu lesen. Die Energie zwischen den beiden ist so greifbar – und es ist so offensichtlich, wie Savannah sich gegen Liam wehrt, obwohl sie ihn will. Liam hingegen zieht wirklich alle Register und gibt sich so viel Mühe, sie von sich zu überzeugen. Immer wieder flirtet er mit ihr und wird gekorbt, immer wieder hilft er ihr und passt auf sie auf, was sie mit noch mehr Rückzug quittiert. Bis auf der Hochzeit von Brooklyn und Wyatt der große Knall kommt, der vor allem bei Savannah für ein Umdenken sorgt. Sie merkt endlich, wie wenig glücklich sie ist und wie sehr sie sich verloren hat. Und Liam steht bereit, um ihr zu helfen, sich selbst wiederzufinden. Und ganz ehrlich? Das war sowas von süß, ich bin much in love mit Liam!

Gewohnt leichtfüßig und voller Lach-, Schmunzel- und Schmachtmomente kommt Band 4 der Baileysreihe daher. Ich sage es direkt vorweg: Dieses Buch ist bisher mein Lieblingsteil der Reihe. Liam und Savannah sind so toll zusammen, von den Zankereien über die explosive Anziehung bis zu den schönen Momenten, die sie miteinander teilen. Es steckt so viel Entwicklung und Einsicht in diesem Buch und wie beharrlich Liam für Savannahs Aufmerksamkeit kämpft, dafür verdient er eine Medaille. Liam ist ein wahres Schaf im Wolfspelz – außen Badboy, fährt Motorrad, hat Tattoos und ein Tattoo-Studio, eine etwas kompliziertere Vergangenheit, aber innen drin ist er pures Gold. Er ist liebevoll, aufmerksam, vorsichtig, sagt aber auch, was er denkt und gibt sich so unglaublich viel Mühe, Savannah „zu retten“, es war einfach wundervoll. Auch in diesem Buch gibt es wenig Drama, keine großen Twists, hier und da zwar kleinere Überraschungen, aber jetzt nichts Gigantisches oder Bahnbrechendes. Und vielleicht ist das auch genau das, was ich an diesen Büchern so liebe. Sie fühlen sich so real und normal an, laden aber gleichzeitig zum Lachen ein und man kann einfach für ein paar Stunden entspannen. Die Familie Bailey ist einfach ein Garant für lustige Momente und jede Menge Wahnsinn. So schnell, wie sich die Bücher lesen lassen, bereue ich es am Ende jedes Mal, dass es wieder vorbei ist. Und so war es auch hier. Ich weiß, es wird ein Wiedersehen geben – mehr als eins, immerhin kommen noch einige Bände. Aber Liam und Savannah haben sich einen Platz in meinem Herzen gesichert mit ihrer Geschichte. Es ist nicht wirklich Enemies to Lovers, kein Friends to Lovers, kein Neighbors to Lovers – und gleichzeitig doch von allem ein bisschen. Von Anfang an ist klar, dass da Gefühle sind und das weiß irgendwie jeder – nur Savannah wert sich so sehr dagegen, dass es fast schon lustig ist.

Die zweite Hälfte des Buches, die nach den anfänglichen Zankereien und der Erkenntnis, dass beide sich voneinander fernhalten sollten, weil sie sich offenbar nicht gut tun, geht in eine ganz andere Richtung. Denn hier geht es um Entwicklung und Zuversicht, um Vertrauen und das Herauskommen aus der Comfort Zone, in der sich Savannah eingenistet hat. Sie leidet sehr unter dem Druck der Firma und kriegt aus der Familie wenig Hilfe, einfach weil sich die Strukturen so eingestellt haben, wie sie sind. Doch auch ihre Familie muss erkennen, wie viel sie ihr zugemutet haben und wie sehr sie sich in den letzten Wochen mit Liam und Liams „wir finden die alte Savannah“-Programm verändert hat. Sie lacht wieder und für Liam ist das die schönste Freude. Man konnte regelrecht spüren, wie sehr Liam sich freut und wie verliebt er in sie ist. Es war einfach so schön. Savannah macht es Liam zwar weiterhin etwas schwer und das führt auch zu einigen Problemen am Ende des Buches, die die Geschichte in meinen Augen nicht gebraucht hätte, aber die dennoch gepasst haben. Denn nachdem Savannah jetzt aufgebaut wurde, beginnt Liam zu zweifeln, ob er für sie, diese Überfrau, gut genug ist. Missverständnisse geben dem Ganzen den Rest und ich habe wirklich gelitten, weil es mir für beiden so sehr Leid tat.

Natürlich bleibt die Familie Bailey als Ganzes auch weiterhin das zentrale Highlight der Reihe. Diese Familie ist einfach nur der Wahnsinn. Aufgedreht, verrückt, bedingungslos loyal, einfach nur mitreißend. Man merkt den Beschützerinstinkt der Brüder, die gefühlvolle Unterstützung der Schwestern und natürlich die nie zu vergessende Masterplanerin: Dori! Sicher kann man an der ein oder anderen Stelle die Augen verdrehen und selbst die Bailey-Kinder haben mittlerweile spitz bekommen, wie sehr sich Großmutter Dori einmischt, dennoch passt es einfach alles wie die Faust aufs Auge. Die familiäre Liebe und das Füreinander-Dasein ist einfach nur wunderschön und einer der Gründe, wieso ich immer wieder gern zurückkehre. Jeder Bailey ist so einzigartig und trägt seinen Beitrag zur Gesamtgeschichte bei. Ich freue mich jetzt schon auf die noch fehlenden Bände mit den noch fehlenden Baileys – und natürlich auf das Wiedersehen mit den bisherigen. Der „Cliffhanger“ hinterlässt auf jeden Fall schon einmal ein fettes Grinsen und viel Vorfreude.

Was dafür in diesem Buch kaum eine Rolle spielt: Buzz Wheel! Die Seite, die stets die größten Geheimnisse offenbart, ist in diesem Buch verhältnismäßig ruhig und enthüllt recht wenig. Das hat mich gar nicht so sehr gestört, gleichzeitig möchte ich aber natürlich mehr über Buzz Wheel wissen und hoffe, dass irgendwann offenbart wird, wer dahinter steckt. In diesem Band hat es Buzz Wheel aber auch gar nicht als Anstoß für die Handlung gebraucht, dafür haben Liam und Savannah schon ganz allein gesorgt.

Mein Fazit

Falling for my brother’s best friend ist ein in jeder Hinsicht gelungenes Buch, was mit Humor, einer süßen Geschichte, jeder Menge Familienliebe und einer starken Entwicklung punktet. Die Familie Bailey kann einfach wieder begeistern und das Buch wirkt wunderbar stimmig. Ein wunderbar entspannendes Buch für Zwischendurch, bei dem man Lachen und Träumen kann. Aber Achtung: Suchtgefahr!

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 01.03.2021

konnte mich leider nicht mitreißen

Infinity Plus One
5

„Hast du schon mal das Gefühl gehabt, du hättest etwas vergessen, und dann fällt dir auf, dass du nicht etwas, sondern jemanden vergessen hast...?“
(Bonnie zu Finn in Infinity plus one)

Worum geht’s? ...

„Hast du schon mal das Gefühl gehabt, du hättest etwas vergessen, und dann fällt dir auf, dass du nicht etwas, sondern jemanden vergessen hast...?“
(Bonnie zu Finn in Infinity plus one)

Worum geht’s?

Superstar Bonnie Rae Shelby ist nach dem Verlust ihrer Schwester und dem Ende ihrer Tour komplett aus der Bahn geraten. In einer Nacht und Nebel-Aktion verschwindet sie und steht plötzlich am Geländer einer Brücke, fest entschlossen zu springen. Zufälligerweise kommt Finn Clyde vorbei, der sich auf dem Weg von New York nach Las Vegas befindet, um sein Leben neuzubeginnen. Spontan hält er an – und rettet Bonnie das Leben. Beide starten in einen ungewöhnlichen Roadtrip, über den schon bald das ganze Land berichtet. Doch vielleicht ist diese verrückte Reise genau das, was beide brauchen, um sich selbst wiederzufinden.

Infinity plus one ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch startet mit einem kurzen Prolog, der vor allem die Geschichte des Gangsterpärchens Bonnie und Clyde erzählt. Im Anschluss springt die Geschichte 11 Tage zurück und wird dann linear erzählt, die Protagonisten haben zwischenzeitlich jedoch Erinnerungsflashbacks. Einige Kapitel starten mit Medienberichten, die durch Kursivschrift hervorgehoben sind. Die Geschichte wird von Bonnie in der Ich-Perspektive und von einem Erzähler mit Fokus auf Clydes Perspektive erzählt. Der Schreibstil ist leicht und mitreißend, das Buch lässt sich gut und flüssig lesen. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Thematiken wie Suizidversuch und Verlust.

Meine Meinung

Zweite Chancen. Nicht nur in Büchern ein beliebtes Thema, sondern auch bei Büchern. Amy Harmon konnte mich mit ihrem “Making Faces” leider nur bedingt überzeugen. Zu wenig Tiefe, dabei waren es so emotionale Themen. Zu viel Drumherum, zu viel auf einmal und alles so sehr gewollt. Dann kam “Infinity plus one” und ich wusste beim Klappentext, ich muss dieses Buch lesen. Es klang einfach zu gut, ebenso wie die Leseprobe. Doch was die Autorin hier abgeliefert hat, war für mich am Ende leider einfach nur noch eine Enttäuschung.

Bonnie und Clyde. Ein Klassiker der Geschichte, ein sagenumwobenes Gangsterpärchen, ein vielfach erzählter Mythos. Die Autorin hat sich von dieser Geschichte inspirieren lassen, aber eine ganz eigene Version darauf gemacht. Bonnie ist hier eine weltbekannte Sängerin, junge 21 Jahre, doch schon am Ende ihrer Kräfte. Ihre Großmutter treibt sie zu Höchstleistungen, sie finanziert die komplette Familie und ihre Gedanken werden immer dunkler. Als sie dann noch ihre Zwillingsschwester Minnie verliert – und sich nicht einmal verabschieden kann – brennt eine letzte Sicherung durch. Bonnie verschwindet, mit der geklauten Handtasche der Großmutter, hastig abgeschnittenen Haaren und keinem Plan. So landet sie auf einer Brücke, im Begriff, sich mit Minnie wiederzuvereinen. Doch dann kommt Clyde. Dieser heißt eigentlich Finn Clyde bzw. Infinity James Clyde, wird im Buch passenderweise jedoch größtenteils Clyde genannt. Ex-Häftling, der nach einem misslungenen Raubversuch seines Bruders im Gefängnis saß und hierbei auch noch seinen Zwillingsbruder Fish verlieren musste, auf der Suche nach einem neuen Leben, auf dem Weg nach Vegas und irgendwie von der Gestalt am Straßenrand angezogen. So rettet er Bonnie und gewinnt eine ungewöhnliche Wegbegleiterin auf seiner Reise. Es ist ein Roadtrip der etwas anderen Art, quer durch das Land, mit unglaublich vielen Erlebnissen, immer mal wieder aufkeimenden Gesprächen und jeder Menge Fragezeichen. Bonnie und Clyde in der Neuauflage, nur ohne die Straftaten. Theoretisch zumindest. Denn parallel zur Geschichte wird in einigen Kapiteln die Medienberichtserstattung abgedruckt. Von Entführung der Bonnie über Lösegelderpressung, Autodiebstahl und angeblichen Raubüberfällen wird hier alles breitgetreten. Der allgemeine Tenor: Bonnie ist nicht freiwillig mit Clyde unterwegs. Die Wahrheit? Eher ist Bonnie eine Klette an Clyde als andersherum. Auf ihrem Weg reden sie über Bonnies Leben als Star, was stark an Burnout erinnert und auch an Schicksale wie Britney Spears und Taylor Swift, sie reden über Clydes Zeit im Gefängnis, welche mehr als erschütternd war, jedoch verhältnismäßig wenig behandelt wird. Und sie begegnen zahlreichen Menschen und Geschichten. Es ist ein verrückter, wilder Trip, ungeplant, unvorhersehbar und unkontrolliert.

Klingt soweit gut, würde man denken. Das war es anfangs auch. Mich konnte die Energie des Buches mitnehmen, ich habe gern weitergelesen und war gespannt, was beide als nächstes erleben würde. Doch zunehmend wurde die Tour für mich zu einer Farce. Bonnie klaut Clyde das Auto, später wird das Auto abgeschleppt und sie müssen improvisieren. Mehr als einmal verlassen sie fluchtartig einen Ort und lassen ihre Sachen zurück, sie geraten in komische Situationen, landen an verrückten Orten und tun noch verrücktere Sachen. Irgendwann ab der Hälfte ging es los, dass ich das Buch als zunehmend anstrengend empfand. Vor allem an Bonnie lag dies. Die Autorin legt sehr wenig wert auf Tiefe und Gefühl. Bonnie redet ungefiltert, springt von einem Thema zum nächsten, hat fixe Ideen und jede Menge naive Vorstellungen. Ihr Inneres wird nur gelegentlich offengelegt, dabei wäre dies doch genau das gewesen, was für eine greifbare Geschichte sinnvoll gewesen wäre. Clyde bleibt – vielleicht auch aufgrund der Erzählperspektive – relativ unnahbar. Er ist ein sehr kontrollierter Mensch, der nur bei Bonnie die Kontrolle verliert. Er ist fasziniert von ihr und fängt schnell an, sie zu begehren. Wieso? Kann ich ehrlich gesagt nicht sagen. Beide Charaktere reden immer wieder von einer Spannung, haben Vorstellungen vom gemeinsamen Sex – aber ich konnte weder eine emotionale Verbindung noch eine gewisse Anziehung vernehmen. Beide sind einfach nur lose Freunde, die sich zufällig kennengelernt haben. Entsprechend schwer nachvollziehbar wurde es dann für mich, als Entwicklung um Entwicklung von statten ging und beide Entscheidungen treffen, die einfach für mich komplett unlogisch waren. Im letzten Drittel des Buches setzt die Autorin auf Ereignisse, die für mich nur lachhaft und vollkommen wirr daherkamen. Gelinde gesagt empfand ich das komplette Finale des Buches schlichtweg als komplett übertrieben. Selten habe ich beim Lesen eines Buches so häufig mit dem Kopf schütteln müssen wie hier. Man muss sich auch vor Augen halten, dass das Buch eine Zeitspanne von unter zwei Wochen, minimal mehr als eine Woche abdeckt. Ich bin an das Buch herangegangen, weil ich dachte, hier gibt es eine schöne, emotionale Geschichte. Das wird in meinen Augen nicht bedient. Emotionen bleiben auf der Strecke, spontane Einfälle bestimmen die Geschichte und beide Charaktere verbergen mehr voreinander als dass sie offenlegen. Auch der verzweifelte Versuch, am Ende ein wenig Drama reinzubringen, verkommt vollkommen, da es so schnell und simpel aufgelöst wird, dass man es auch direkt hätte lassen können. Sicher gibt es hier und da kleinere Überraschungen, aber an diesen konnte ich mich wenig erfreuen, wenn der komplette Rest einen mehr irritiert als begeistert. Ich weiß nicht, wie nach einem so starken Anfang und so viel Potenzial so eine Entwicklung entstehen konnte. Zwar hat die Geschichte so in vielen Punkten Ähnlichkeit zu Original Bonnie und Clyde, aber der Preis dafür ist, dass jegliches Gefühl und jeglicher Realismus auf der Strecke bleiben. Als dann im Epilog auch noch eine der unterwegs aufgelesenen Personen mit einer Nachricht aus dem Jenseits daherkommt, hatte mich das Buch schlussendlich endgültig verloren.

Ich habe für mich festgestellt, dass Amy Harmon offenbar nicht meine Autorin ist, da ich hier ähnliche Punkte wie bei Making faces kritisiere, insbesondere die fehlende Tiefe, die rasante Entwicklung der Geschichte und das viele Drumherum. Bei Infinity plus one empfand ich das aber alles tatsächlich noch schlimmer. Die Autorin jagt mit einer Geschwindigkeit durch das Buch, dass es zwar einerseits hochspannend bleibt, andererseits aber eben für mich auch einfach „zu viel“ ist. Zu viele Zufälle, zu viele zu perfekte Puzzleteile und dazu leider noch jede Menge hohlphrasiges Blabla, was zu gewollt, zu perfekt, zu konstruiert wirkt. In meien Augen hätte man aus der Geschichte extrem viel machen können, die Autorin hat aber einen Weg gewählt, der mich schlichtweg nicht abholen konnte bzw. nach anfänglicher Begeisterung schnell verloren hat. Bei Infinity plus one sieht man in meinen Augen gut, wann viel einfach zu viel ist. Dazu kommt leider, dass vor allem Bonnie ab einige gewissen Zeitpunkt unberechenbar wird und mit ihrer Art, ihren Taten und ihren Stimmungsschwankungen vermehrt für Probleme sorgt – sowohl in der Geschichte als auch bei mir mit der Sympathie. Während ich Clyde wirklich ins Herz geschlossen habe und es schade finde, so wenig eigentlich über ihn erfahren zu haben (außer einiger Knastmomente und jeder Menge Mathematik, die er als mathematisches Superhirn zwischendurch erzählt, gibt es wenig bis nichts), hat Bonnie wirklich schnell meine Faszination verloren. Leider wird auch nur bedingt angesprochen, inwiefern ihre Gedanken und Probleme psychischer Natur sind. Einziges Highlight bleibt für mich am Ende die Thematisierung der medialen Aufmerksamkeit, die zu jeder Zeit von der Wirklichkeit abweicht. Hieran kann man die Dynamiken, die teilweise in solchen Geschichten liegen, gut erkennen. Doch auch hieraus wurde am Ende eigentlich nichts mehr gemacht.

Mein Fazit

Am Ende war Infinity plus one definitiv nicht mein Buch. Nach einem starken Start und ganz viel Hoffnung bleibt leider nur eine wahnsinnig konstruierte, überladene Geschichte, in deren Verlauf die Autorin es für mich einfach übertrieben hat. Das Fehlen von Tiefe und vor allem die Abwesenheit von Gefühl machten die Enttäuschung nur komplett. So viel Potenzial, was aber nur für eine schnelllebige, etwas wirre Roadtripstory voller spontaner Entscheidungen genutzt wurde. Für mich leider keine Leseempfehlung.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 28.02.2021

ein fantastischer Abschluss

Diamond Empire - Forbidden Royals
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„Er geht fort… und ich kann ihm keinen einzigen Grund zum Bleiben geben.“
(Emilia über Carter in Diamond Empire)

Worum geht’s?

Einst eine normale junge Frau trägt Emilia nun plötzlich die Krone ...

„Er geht fort… und ich kann ihm keinen einzigen Grund zum Bleiben geben.“
(Emilia über Carter in Diamond Empire)

Worum geht’s?

Einst eine normale junge Frau trägt Emilia nun plötzlich die Krone einer Königin. Nach den sich überschlagenden Ereignissen ist sie nun die Herrscherin. Während sie noch immer unter Panikattacken leidet und zudem Chloe und Carter stark vermisst, muss Emilia sich an die neuen Aufgaben gewöhnen. Zwischen Leuten, die ihr nach der Krone trachten, Verbündeten, die zu Feinden werden, und der ungeahnten Möglichkeit, das Königreich komplett neu zu reformieren, jagt Emilia aber vor allem ein Dämon aus ihrer Vergangenheit: Sie kann Carter einfach nicht vergessen. Aber Zusammensein mit ihm? Das geht auch nicht…

Diamond Empire ist Band 3 der Forbidden Royals-Reihe. Es werden Vorkenntnisse aus Band 1 und 2 benötigt, die Reihe wird mit diesem Band abgeschlossen. Die Bücher können nicht unabhängig gelesen werden.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch wird wieder linear durch Emilia als Ich-Erzählerin berichtet. Dem erneut zynischen Prolog ist zudem ein Stammbaum zur besseren Übersicht der Charaktere vorgeschaltet. Der Schreibstil ist sehr angenehm, das Buch lässt sich flüssig und leicht lesen. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Inhalte (PTBS, Drogen). Das Buch beinhaltet explizite Szenen.

Meine Meinung

Es war einmal eine Leserin, die Silver Crown und Golden Throne enorm geliebt hat und voller Vorfreude, aber zugleich auch Angst Diamond Empire entgegengeschaut hat. Wird die Autorin es schaffen, eine plausible Erklärung für alles zu geben und zugleich die Reihe zu einem guten Abschluss zu bringen? Oder wird Band 3 alles zerstören und nur ein zerrüttetes Königreich zurücklassen? Groß war die Angst – aber noch viel größer die Begeisterung.

Diamond Empire ist vieles. Der längste Teil der Reihe. Der, in dem logischerweise am meisten passiert. Der, der mir die meisten Emotionen entlockt hat. Es ist ein absolut würdiger, krönender Abschluss einer außergewöhnlichen Reihe gewesen. Mittlerweile trägt Emilia die Krone der Königin auf dem Kopf, nachdem sich in Band 2 so viele Ereignisse überschlagen haben und gegenwärtig kein Lancester vorrätig ist, der die Krone sonst übernehmen könnte. Junge 21 Jahre alt, nie in den adligen Kreisen aufgewachsen und noch dazu unter PTBS, dem familiären Verlust und den Verrat ihrer engsten Vertrauten leidend. Doch Emilia nimmt den Kampf auf, eine Rolle auszufüllen, die sie nie wollte und auf die sie nie vorbereitet war. Mit der Zeit erkennt Emilia aber auch, wie viel Macht und Möglichkeiten sie mit der Krone kriegt und so beginnt sie, sich für Gleichberechtigung in ihrem Königreich starkzumachen. Das gefällt natürlich nicht allen und schon bald beginnt ein Kampf zwischen dem ehemaligen Mädchen aus dem Volk und dem Adel. Es werden wieder zahlreiche Intrigen gesponnen, es gibt so auch ein Wiedersehen mit der geliebten Stiefmutter Octavia. Und um ihre Krone zu sichern, muss sich Emilia auf einmal auch fragen, wie weit sie gehen würde. Denn ein überraschender Liebhaber hält plötzlich um ihre Hand an. Und auch wenn ihr Herz nicht für ihn schlägt, sagt ihre Vernunft, dass diese Ehe für alle das Beste wäre. Nur kann sie wirklich jemand anderen heiraten, wenn ihr Herz eigentlich an Carter hängt?

Einen großen Teil der Geschichte geht es erneut um Emilias Verdienste unter der Krone. Sie entwickelt sich sehr stark, ist eine unsichtige und gut durchdachte Herrscherin, die sich nicht zu einer Marionette machen lassen will. Das gefällt einigen natürlich nicht und so werden bald Allianzen geschmiedet, um sie ersetzen zu lassen. Denn mit ihrer Debatte um die Gleichberechtigung und den Zugang für Frauen zum Parlament hat die Autorin eine für das Parlament unbequeme, für den Leser aber starke und beeindruckende Diskussion eröffnet. Emilia ist und bleibt unkonventionell, muss sich aber auch eingestehen, dass sie nicht komplett frei schalten und walten kann. So versucht sie einen Spagat zwischen Tradition und Zukunftsdenken, was aber vor allem von viel Rücksicht geprägt ist. Sie ist – wie zu erwarten war – eine beeindruckende, greifbare und nahbare Königin. Gleichzeitig erhält der Leser aber auch Einblicke in ihr kaputtes Herz, was nach den Verlusten und dem schrecklichen Erlebnis aus Band 2 noch nicht geheilt ist. Sie wandelt nachts durchs Schloss, erschreckt sich bei Knallgeräuschen und ist auch so am Ende ihrer Kräfte. Wie gut, dass sie tolle Verbündete hat, die ihr helfen. Galizia und Riggs, ihre Leibwächter, muss man einfach ins Herz schließen. Und auch mit Chloe gibt es Entwicklungen, die mich sehr erfreut haben. Zwischen der vielen Schwere der Geschichte gibt es auch viel zum Lachen. Chloes herrlich zynische Kommentare, Galizias steife Art, die Entwicklungen in den sozialen Medien – hier kommt so viel zusammen, was passt und Spaß macht.

Ein anderer Part der Geschichte ist natürlich das riesige Chaos an Handlungssträngen aus Band 1 und 2. Es gibt zahlreiche Fragen, die offen sind. Wer steckt hinter welcher Tat, wer hat welche Ziele und wie kann Emilia dagegen vorgehen? Immer wieder gibt es kleinere Momente, wo der Leser Infos kriegt, die er verzweifelt versucht, zusammenzusetzen. Endlich verstehen, was hier gespielt wurde, das war mein größter Wunsch. Ich hatte aber auch Sorge, dass am Ende die Auflösung nicht stimmig sein könnte. Und vor allem: Wie will man das Buch eigentlich enden lassen? Soll Emilia die Krone wieder abgeben müssen, damit sie frei für Carter ist? Wird ihr die Krone weggenommen? Wirft sie hin? Am Ende kann ich nur sagen, dass meine Sorge unbegründet war. Die Auflösungen, die Entwicklungen, es hat einfach alles gepasst. Einige Sachen habe ich vermutet, einige sehr spezifische sogar vorhergesehen, von wieder anderen war ich aber mehr als überrascht und erschüttert. Das Finale? Hochgradig dramatisch. Es ist wieder so, dass sich die Ereignisse überschlagen und wirklich in letzter Sekunde der Retter auftaucht, den die Geschichte gebraucht hat – und kleiner Spoiler: Es ist wider Erwarten nicht Carter. Daraus hat sich die Autorin im Buch wirklich einen Spaß gemacht, denn immer wieder lässt sie Leute irgendwo reinplatzen und verrät erst später, wer es ist. Das führt teilweise zu einigen echt überraschenden Momenten. Auf jeden Fall bin ich am Ende mit allen Auflösungen – egal ob es die Frage nach dem Brandstifter, der Champagnerflöte oder Avas und Aldens Geheimnis ist – sehr zufrieden. Auch die Frage um die Krone wird für mich in einer passenden, starken Weise geklärt, wie ich es nach so einem Buch erwarten würde.

Das, wofür aber wahrscheinlich die meisten gekommen sind (mich eingeschlossen), ist die Frage, ob Emilia und Carter endlich ihr Happy End kriegen. Bislang war die Liebesgeschichte ja in meinen Augen eher stark untergeordnet. Auch in diesem Teil ist sie nicht so präsent, wie ich eigentlich erwartet hätte, aber präsent genug, um wehzutun. Wirklich. Es sind nur ein paar Szenen, aber die Wucht ebendieser ist hoch. Carter hat Emilia nicht aufgegeben, aber Emilia hält ihn weiter auf Abstand. Und so kommt es immer wieder zu geladenen Zusammentreffen – voller Wut, Verzweiflung, Lust und Sehnsucht. Es ist beeindruckend, wie wenig man über Carter erfährt, wie sehr er und sein Handeln einem aber trotzdem unter die Haut geht. Die Momente der beiden zusammen taten weh, absolut. Die Entwicklung des Ganzen hat mir gut gefallen, auch wenn es andere sicher unbefriedigt zurücklassen wird. Als sich am Ende die Wahrheit entfaltet, hat man einen kurzen Schmachtmoment, absolut toll. Einzig ein Punkt, der mir nach 3 Bänden immer noch Fragezeichen in den Kopf zaubert: Wieso haben die beiden eigentlich eine verbotene Liebschaft? Sie sind keine Blutsgeschwister, haben 20 Jahre ohneeinander gelebt und nie irgendwas geteilt, was an Geschwister erinnert. Bis zuletzt bleibt für mich diese Thematik nebulös und hätte einfach nicht sein müssen – zumal es ganz am Ende ja dann offenbar auch kein Thema mehr spielt. Nichtsdestotrotz haben mir die beiden zusammen gut gefallen.

Mein Fazit

Diamond Empire ist ein grandioser Abschluss einer wahnsinnig tollen Reihe. Eine starke Protagonistin, eine herzzerreißende Liebesgeschichte, jede Menge spannende Twists und die beeindruckende Entwicklung der Rolle als Königin können einfach von Seite 1 bis zum Ende hin begeistern. Es ist ein Buch, bei dem man sich zwischen den Seiten verliert und rauszufinden versucht, was wirklich gespielt wird. Intrigant, hoffnungsvoll, bewegend und manchmal auch zum Schmunzeln – die etwas andere „Plötzlich Prinzessin“-Geschichte mit Suchtfaktor. Gaz klare Leseempfehlung für die komplette Reihe.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

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