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Veröffentlicht am 20.04.2024

Eine Geschichte, die zur Selbstreflexion der eigenen Haltung einlädt

James
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Bei James geht es um die Perspektive des Sklaven Jim, der sich in den selbstbewussten und willensstarken James verwandelt. Jim ist die Koseform von James. Allein durch die "gefühlte" Namensänderung, wird ...

Bei James geht es um die Perspektive des Sklaven Jim, der sich in den selbstbewussten und willensstarken James verwandelt. Jim ist die Koseform von James. Allein durch die "gefühlte" Namensänderung, wird die Wandlung des harmlosen, etwas stupiden Sklaven zum freien, intelligenten Mann deutlich.
Die Geschichte ist angelehnt an Mark Twains „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“ Geschichte. James soll von seiner Familie getrennt werden und flieht, um so nach seinem Plan, dann sie freikaufen zu können. Der Leser wird entführt, die Ungerechtigkeit und Willkür der weißen Sklavenhalter zu erleben und die damaligen Schutzmechanismen der afroamerikanischen Bevölkerung zu erkennen. Eine Überlebensstrategie war sich, mit Absicht dümmer zu stellen, als man ist und unterwürfig zu zeigen. Um dieses Verhalten durchhalten zu können, entwickeln die amerikanischen Sklaven Satire und Slapstick, das von der weißen Bevölkerung als Eigenart von Sklaven einsortiert wird, da diese nichts anderes sind als „menschenähnliche Wesen.“
Das Buch hat mich gefesselt und durch die Szenen der Ungerechtigkeit und der Schutzmechanismen der unterworfenen, ausgebeuteten Sklaven zum Nachdenken gebracht. Die Wandlung von Jim in James ist sehr gelungen. Von einem gefügigen, akzeptierenden Sklaven, der bisher nur innerlich revolutionierte in einen selbstbewussten, kritischen und handlungsbereiten freien Mann ist erstaunlich gut gelungen. Die Deutlichkeit, in der die Schutzmechanismen der Sklaven dargestellt werden, ist plastisch und klar. Allerdings zu Beginn etwas irritierend. Spannend fand ich die unterschiedlichen Haltungen zu den Sklavereien sowohl von Seiten der Sklaven als auch von Seiten der Sklavenhalter. Dies ist meiner Meinung nach fantastisch gelungen. Ebenso wird angedeutet, wie ein plötzlicher „Sklaven-Besitz“ die Haltung und Einstellung ändern kann und eine Wandlung zum Freidenker in einen Besitz-Denkenden vollzieht. Etwas holperig fand ich die später herausgearbeitete Beziehung zu Huckleberry Finn, was aber dem Buch keinen Abbruch tut und eine weitere Fassette ergänzt, über die in Geschichtsbüchern eher kaum etwas zu finden sein wird.
Vieles davon ist übertragbar auf unsere eigene Haltung im Alltag, auf unsere Denkweise gegenüber anderen Nationen und Bevölkerungsgruppen. Wozu wollen wir gehören, zu den Menschen, die sich erheben oder zu denen, die Menschen als Menschen sehen, egal, wer sie sind und woher sie kommen? Es war für mich eine fantastische Grundlage, über meine eigenen Vorurteile nachzudenken. Die Geschichte zeigt auch, dass jeder von uns nur das wahrnimmt, was er wahrnehmen möchte.

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Dieses wunderbare Werk war für mich ein wahres Feuerwerk.

Malnata
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Die Sprache, die die Autorin verwendet ist, klar und lädt ein, sich die einzelnen Szenen bildlich vor dem Auge zu sehen. Ich hatte das Gefühl, die paar Monate mit Fancesca zu verbringen und gemeinsam mit ...

Die Sprache, die die Autorin verwendet ist, klar und lädt ein, sich die einzelnen Szenen bildlich vor dem Auge zu sehen. Ich hatte das Gefühl, die paar Monate mit Fancesca zu verbringen und gemeinsam mit ihr das eigene Selbst, die eigenen Werte und die eigene Intelligenz sowie die Innere-Stimme zu entdecken. Durch Maddalena lernt Fancesca die Perspektiven zu ändern, sich aus der Konformität, Tradition, politischen Macht, missbrauchenden sowie Status geprägten Gesellschaft zu befreien und sich eigene Gedanken über ihre Werte zu machen. Maddalena ist bereits selbstbewusst und trotz harter Schale eine hochemotional intelligente Jugendliche. Die Veränderung und das Aufblühen von Francesca sowie den Weg zur Selbstständigkeit begleiten zu dürfen war spannend und fesselnd zugleich. Ebenso wird die Zeit Faschismus Mussolini, in der der Roman spiel, sehr gut wieder gegeben. Über Probleme das „Mäntelchen der Verschwiegenheit“ zu decken und mit der Masse zu laufen, ohne sich über das Gesagte Gedanken zu machen, sowie der Stellenwert der Frau und dessen Folgen wird in dem Buch konsequent umgesetzt. Gerade der Stellenwert der Frau, die eines Objektes, wird treffend zu dieser Zeit sehr klarer und in erschütternder Weise dargestellt. Durch „Malnata“ wurde mir dadurch utlich gemacht, was die spätere Emanzipation für Freiheiten gebracht hat.
Am beeindruckendsten fand ich den Satz von Ernesto, dem großen Bruder von Maddalena: „Worte sind keine Kleinigkeit, Maddalena. Man darf sie nicht einfach gedankenlos dahinsagen. Dann werden sie gefährlich.“

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Hof-Intrigen- und Attentäter-Komplott

Stoltz - das Attentat
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Ein ehemaliger Revolutionär Stoltz kommt aus dem Exil der USA zurück und erlebt erst einmal ein Déjà-vu des Macht-Missbrauchs der Executive in Form von Wulberer in Stuttgart. Er wird über seine große Liebe ...

Ein ehemaliger Revolutionär Stoltz kommt aus dem Exil der USA zurück und erlebt erst einmal ein Déjà-vu des Macht-Missbrauchs der Executive in Form von Wulberer in Stuttgart. Er wird über seine große Liebe als Druckmittel dazu gebracht, mit den Machthabern zu kooperieren. Dabei schafft er es ein fast unlösbares Problem mithilfe eines Freundes aus den USA zu lösen und die Zaren, Grafen und Könige nebst Gefolgen vor einem Attentat zu befreien. Neben diesen werden auf eine charmante Art andere historische Persönlichkeiten wie Graf von Zeppelin eingeflochten. Am Ende kommt Stoltz einem eigenen Rätsel auf die Spur.
Für mich war dieser Kriminalroman sehr spannend, auch wenn ich mich am Anfang etwas schwertat in die Geschichte einzutauchen.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und ihre Entwicklung wirkt auf mich überzeugend. Das Ende fand ich es dann doch etwas romantisch verklärt und es war mir ein wenig zu „dick aufgetragen“. Was allerdings für mich keinen großen Einfluss auf das Gesamtbild hat. Zwischendurch sind lustige Anspielungen und Formulierungen zu finden, die eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der jetzigen Zeit schlagen.
Die damalige Rolle der Frau in der Gesellschaft und im Privaten wird gut dargestellt. Die beiden „Nebencharakteren“ Fräulein Holder und der Frau Wulberer verdeutlichen dies sehr gut.
Die politischen Ränkeschmiede und Machenschaften des Adels, sowie deren Einstellungen zum Volk wird erschreckend klar dargestellt.
In meinen Augen ist auch die damalige Zeit sehr gut in dem Buch erfasst und ich konnte mich gut in die Zeit hineinversetzen. Das Buch kann ich wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 29.03.2024

Interessantes, konträres Ermittler-Team lösen Sauna-Mord

Der Mallorca Mord Club - Tödliche Hitze
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Dieser Urlaubskrimi hat mir sehr gut gefallen. Der Krimi ist spannend und die Charaktere, die ermitteln sind wunderbar konträr. Der berentete Kommissar, der einen Ordnungs- und Sauberkeitstick hat und ...

Dieser Urlaubskrimi hat mir sehr gut gefallen. Der Krimi ist spannend und die Charaktere, die ermitteln sind wunderbar konträr. Der berentete Kommissar, der einen Ordnungs- und Sauberkeitstick hat und die jugendliche quirlige Hobby-Ermittlerin, sorgen für rasante Dialoge, die den Krimi kurzweilig werden lassen. Die Nebencharaktere und Sackgassen werden zwar nie tiefgründiger beschrieben, was ich für einen Urlaubskrimi sehr passend finde. Die Beschreibungen von Mallorca laden ein wenigstens gedanklich ein, sich wie auf der Insel zu führen. Vor allem da Teile von Mallorca beschrieben werden, die abseits des Ballermanns Meile liegen. Die Lösung des Falls war allerdings für mich etwas unlogisch und durch glückliche Umstände entstanden, obwohl die Basis gute Ermittlungsarbeit war.
Den Krimi kann ich nur empfehlen, wenn man sich unterhalten lassen möchte und an den Urlaubsort Mallorca entführen lassen möchte. Beim Lesen ist man schon gefesselt und möchte wissen, wie es endet. Dabei ist es nicht zu spannend, sodass man gut schlafen.

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Veröffentlicht am 18.03.2024

Wirkung von generationsübergreifenden Themen

Wir sitzen im Dickicht und weinen
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Das ist ein Buch, das mich hin und her zieht, ob es mir gefällt oder nicht.
Den Anfang fand ich sehr verwirrend, da es über mehrere Generationen berichtet und von zwei verschiedenen Stammbäumen, die dann ...

Das ist ein Buch, das mich hin und her zieht, ob es mir gefällt oder nicht.
Den Anfang fand ich sehr verwirrend, da es über mehrere Generationen berichtet und von zwei verschiedenen Stammbäumen, die dann durch letzten Spross, Tobi, der Sohn von der Protagonistin Valeri, vereint wird.
Das Buch zeigt durch die generationsübergreifende Erzählung auf, dass persönliche Themen von Generation zu Generation weitergegeben werden. Falls diese nicht bearbeitet werden, bleiben sie bestehen oder wandeln sich in genau das gegenteilige Extrem um.
Ein weiterer Aspekt, den ich sehr interessant fand, ist wie Fremd und Selbstwahrnehmung auseinanderdriften und die eine schwierige Kommunikation nach sich zieht. Wie stark Emotionen das Handeln und die Wirkung auf anderes beeinflussen. Die Traurigkeit über Generationen hinweg ist entstanden, da lieber geschwiegen oder durch Nichtigkeiten von den dringenden Themen abgelenkt wird, als miteinander einmal offen zu reden. Dieses Phänomen zieht sich über alle Generationen hinweg und spiegelt sich wunderbar in dem Titel wider.
Schade fand ich, dass viele Themen, die kritisch und einschneidend für die Betroffenen waren, nur kurz erwähnt worden sind. So plätschern Themen dahin, die allerdings Generationen später noch Einfluss hatten.
Die Krebsdiagnostik der Mutter von Valeri schafft zwar eine gewisse Dramaturgie und Endlichkeit, allerdings rückt sie sehr in den Hintergrund. Der emotionale Berg und Talfahrt für alle, die die Krankheit direkt oder indirekt miterleben, wird kaum thematisiert.
Was mir gefehlt hat, war etwas mehr Struktur, die leicht ergänzt werden könnte. Es würde sehr helfen, wenn z.B. die Angabe von Jahreszahlen, die zu der Kapitelnummer in der Kapitelüberschrift ergänzt werden könnten, die Namen aus den zwei Familien-Stammbäumen sich stärker voneinander unterscheiden, oder aber ein gezeichneter Familie-Stammbaum im Buchdeckel zu finden ist beziehungsweise ein Glossar zu den Namen am Buchende ergänzt wird.
Danke an Lesejury für das Belegexemplar, es hat Freude gemacht mitzumachen.

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