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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.04.2020

Peter oder Paul?

Goldkind
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Das Leben auf Trinidad ist hart. Und erbarmungslos. Aber nicht für jeden - das lernen die Zwillinge Peter und Paul schon früh, denn in ihrer Familie sind manche - wie der Großonkel und der Onkel - durch ...

Das Leben auf Trinidad ist hart. Und erbarmungslos. Aber nicht für jeden - das lernen die Zwillinge Peter und Paul schon früh, denn in ihrer Familie sind manche - wie der Großonkel und der Onkel - durch Karrieren im beruflichen Bereich auf Rosen gebettet, andere wiederum müssen sich selbst durchschlagen. Oder fordern - wie der andere Onkel - ständige Unterstützung von der Familie.

Die wollen ihre Eltern nicht, bzw. nicht für sich selbst. Doch Peter, der als hochbegabt gilt, soll es später mal besser haben. Und deswegen müssen sie, durch die Härte und Erbarmungslosigkeit ihrer Umgebung zum Äußersten getrieben, an einem Punkt - ihre Zwillinge sind inzwischen dreizehn - eine Entscheidung auf Leben und Tod treffen.

Bekommt Peter ein besseres Leben oder überlebt Paul, der als lernschwach und leicht behindert gilt? Wirklich starker Tobak, von Claire Adam auf eher sanfte Art vorgetragen, was ihn noch eindringlicher werden lässt. Schwere Kost - es bleibt zu hoffen, dass man selbst niemals in eine ähnliche Situation kommt. Doch die gesellschaftliche Entwicklung lässt anderes befürchten.

Veröffentlicht am 29.04.2020

Eine Ode an die Verschrobenheit

Das Museum der Welt
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Nämlich an die der drei bayerischen Brüder Schlagintweit, die in den 1850er Jahren in Indien auf den Spuren Alexander von Humboldts forschen wollten - und mehr noch an die des mindestens 12jährigen einheimischen ...



Nämlich an die der drei bayerischen Brüder Schlagintweit, die in den 1850er Jahren in Indien auf den Spuren Alexander von Humboldts forschen wollten - und mehr noch an die des mindestens 12jährigen einheimischen Waisenjungen Bartholomäus, der sie auf ihrer Reise - teils als Übersetzer, teils als Maskottchen - begleitete.

Und unterwegs ein Museum schuf - eines in Schriftform nämlich. Und dabei viele, viele Details zum Alltag des Trains - wir würden heute wohl Treck sagen - festhielt. Ein ganz besonderer Roman, in dem die Sicht des indischen Jungen - und nur die seinige - maßgeblich ist.

Bei der es viele drollige Schlussfolgerungen zu genießen geben, es allerdings ebenso deutlich wird, wie erbarmungslos das Leben damals war - vor allem, aber nicht nur das Leben der Einheimischen. Wobei Bartholomäus trotz seiner Sprachfertigkeiten das untereste Glied an der Kette war.

Ein Roman über eine Tour, die tatsächlich stattgefunden hat, bei der jedoch vieles hinzu erfunden wurde. Und in dem es vor den zahllosen kleinen und köstlichen Ideen des Autors Christopher Kloeble nur so wimmelt.

Wobei man stellenweise einen langen Atem braucht und sich zudem damit abfinden muss, dass einiges ungeklärt bleibt. Ein Glossar zu den lokalen Begriffen, von denen nicht gerade wenige Eingang in die Handlung gefunden haben, sucht man nämlich vergeblich. Aber abgesehen von diesen eher kleinen Kritikpunkten habe ich diesen ausgesprochen ungewöhnlichen Roman sehr genossen!

Veröffentlicht am 29.04.2020

Die Frau muss mit

Die Muskatprinzessin
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Die Protagonistin dieses Romans, Eva Ment, hat wirklich gelebt und wie viele Frauen hatte sie keine Wahl, sondern musste dem Willen der Männer folgen: zunächst dem ihres Vaters, der sie aus Geldnot reich ...



Die Protagonistin dieses Romans, Eva Ment, hat wirklich gelebt und wie viele Frauen hatte sie keine Wahl, sondern musste dem Willen der Männer folgen: zunächst dem ihres Vaters, der sie aus Geldnot reich verheiratete - an einen wesentlich älteren, für Eva absolut nicht attraktiven Mann, dem sie dann in die Kolonien in Übersee folgen musste. Dieser, nämlich Jan Pieterszoon Coen, auch eine "wahre" Figur, hatte bereits vor Jahren in Ostindien eine kleine Enklave geschaffen, in der er als Diktator auftrat. Hier wollte er nun mit Eva weiterleben- und -herrschen.

Ein farbiger, praller Stoff, den der Autor Christoph Driessen faszinierend präsentiert, mit dem er jedoch aus meiner Sicht ein klein wenig zu eigenmächtig umgeht. Im Nachwort wird deutlich, dass nicht nur Eva Ment mehr oder weniger sein ureigenes Konstrukt ist.

Was mich hingegen fesselte, war die Schilderung der damaligen Welt und der Sorgen und Nöte ihrer Einwohner: sowohl derer in Europa als auch der Ureinwohner und Siedler in den Kolonien. Auch wenn ab und zu dann doch ein sprachlicher Ausreißer in die Gegenwart erfolgt, habe ich die Handlung sehr genossen und empfehle diesen historischen Roman jedem, der sich für die Kolonialgeschichte interessiert.

Veröffentlicht am 26.04.2020

Die Frau in Grün verschwindet

Die Frau im grünen Regenmantel
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Tess Monaghan ist Privatdetektivin. Und überhaupt nicht gerne untätig. Allerdings bleibt ihr jetzt, hochschwanger wie sie ist, nicht viel anderes übrig. Und so ertrotzt sie sich ein Fernglas und beobachtet ...

Tess Monaghan ist Privatdetektivin. Und überhaupt nicht gerne untätig. Allerdings bleibt ihr jetzt, hochschwanger wie sie ist, nicht viel anderes übrig. Und so ertrotzt sie sich ein Fernglas und beobachtet den Park.

Eine Dame in Grün mit Hund in passendem Gewand erregt ihre Aufmerksamkeit. Bis sie eines abends nicht mehr erscheint. Tess recherchiert - und stösst auf einen (Ehe)Mann mit gleich mehreren verschwundenen bzw. verstorbenen Frauen: Don Epstein nämlich Sehr verdächtig!

Und was sie so über ihn in Erfahrung bringt, das lässt sie noch mehr aufhorchen. Bis sie ihre beste Freundin Whitney auf ihn ansetzt. Ist das nicht zu viel des Guten?

Ein wundervoll runder Krimi für Leser, die es ebenso warmherzig wie humorvoll und spannend lieben. Laura Lippman schreibt einfach herrlich, ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen! Und habe nun einen Tipp für alle, die ein Geschenk suchen - ganz egal, ob für sich selbst, oder für jemand besonders Lieben! Die Frau im grünen Regenmantel wird ganz sicher Freude bereiten. Und nicht zu knapp!

Veröffentlicht am 26.04.2020

Irgendwas braucht sie immer

Vor Rehen wird gewarnt
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Ann Ambros ist eine Frau, der nicht auskommt ohne ihre Mitmenschen. Irgendetwas braucht sie immer von ihnen: ihre blanke Zuwendung ist ihr zu wenig. Ihr Umfeld muss schon sein gesamtes Leben auf sie abstellen ...

Ann Ambros ist eine Frau, der nicht auskommt ohne ihre Mitmenschen. Irgendetwas braucht sie immer von ihnen: ihre blanke Zuwendung ist ihr zu wenig. Ihr Umfeld muss schon sein gesamtes Leben auf sie abstellen bzw. nach ihr richten - dann ist es ihr gerade so recht.

Wobei sie liebenswert rüberkommt - und vor allem schutzbedürftig! Dabei ist sie eine Ränkeschmiedin erster Güte - was Vicky Baum stilistisch auf ihre ganz eigene und besondere Art rüberbringt!

Ein Roman über einen Menschen, den man besser nicht in sein Leben lässt - schon ein wenig in die Jahre gekommen, aber in seiner Eloquenz, seinem Wortwitz durchaus zeitlos gültig. Auch wenn ich der guten Ann Ambros doch immer wieder überdrüssig wurde und ein Päuschen einlegen musste.