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Veröffentlicht am 01.06.2021

Solider Krimi

Dein böses Herz
5

Mit 'Dein böses Herz' hat Paul Buderath einen soliden Krimi mit glaubwürdigen Charakteren vorgelegt.

Der Spannungsbogen ist gut und wird aufrechterhalten, die Charaktere sind nicht abgehoben sondern ...

Mit 'Dein böses Herz' hat Paul Buderath einen soliden Krimi mit glaubwürdigen Charakteren vorgelegt.

Der Spannungsbogen ist gut und wird aufrechterhalten, die Charaktere sind nicht abgehoben sondern sehr realistisch dargestellt.

Wir bekommen Einblicke in die Abgründe der Seele des Täters, und menschliche Schwächen werden genauso aufgezeigt wie deren Stärken.

Der Stil ist angenehm, sodass sich das Buch flüssig liest.
Es ist auch nicht ausschweifend, sondern eher kurz und knapp, was durchaus für das Buch spricht.

Alles in Allem gute Unterhaltung für einen Sonntagnachmittag.

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  • Handlung
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  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 06.08.2018

Beindruckend und bedrückend

Was wir zu hoffen wagten
3

Dies ist das beste Buch das ich dieses Jahr gelesen habe. Es erzählt schonungslos die Realität des ersten Weltkrieges am Beispiel Yperns (Ieper).
Die Gräueltaten die dort begangen wurden stehen für die ...

Dies ist das beste Buch das ich dieses Jahr gelesen habe. Es erzählt schonungslos die Realität des ersten Weltkrieges am Beispiel Yperns (Ieper).
Die Gräueltaten die dort begangen wurden stehen für die Schrecken des gesamten ersten Weltkrieges.
Vieles war mir gar nicht bekannt, und ich war nicht die Einzige in unserer Leserunde die im Lesen innehalten musste um den Stoff zu verdauen.
Dies ist allerdings beileibe nicht das einzige Thema des Buches. Es geht um viel mehr:
sexuelle Belästigung in der Familie, häusliche Gewalt, und die Ohnmacht der Frauen der damaligen Zeit, etwas dagegen zu unternehmen. Frauenwahlrecht - Berufswahl für Frauen - Selbstbestimmung der Frau? Fehlanzeige. Unterdrückung wo man hinsieht.
Die Protagonistin Felice begehrt dagegen auf, und obwohl ich ihre Rebellion verstehen konnte, war sie mir über große Teile des Buches hinweg nicht nur unsympathisch -- ich konnte sie nicht ausstehen.
Das hat mir jedoch das Buch nicht vergällt, im Gegenteil. Eine Protagonistin mit Ecken und Kanten und einem klaren Profil, die kein Übermensch und keine Heldin ist trifft man in der Literatur viel zu selten an. Außerdem gibt es viele Nebencharaktere die faszinierend sind und ihre Rolle spielen.

Sie alle machen eine --mitunter erstaunliche -- Entwicklung durch.

Auch die Wissenschaft und Technik der Zeit macht rasante Fortschritte, sei es bei Film und Fernsehen, oder im Bereich der Luftschifffahrt -- von den Chemiewaffen gar nicht zu reden.

Das Buch vereint alle diese Themen, verwebt sie zu einer faszinierenden, nachdenklich machenden Geschichte die lange nachwirken wird. Das alles passiert in einer wunderschönen Sprache, und ohne dass der moralische Zeigefinger erhoben wird.

Ein wirklich beeindruckendes Buch das man unbedingt lesen sollte.

Vielen Dank an Bastei Lübbe für das Rezensionsexemplar.

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  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 12.12.2022

Lebendige Geschichte

Der Salon
1

Nachdem ‘Der Salon: Wunder einer neuen Zeit schon absolut überzeugen konnte, ist es der Autorin auch mit der Fortsetzung gelungen, uns ein Stück jüngerer deutscher Geschichte lebendig zu vermitteln. Wie ...

Nachdem ‘Der Salon: Wunder einer neuen Zeit schon absolut überzeugen konnte, ist es der Autorin auch mit der Fortsetzung gelungen, uns ein Stück jüngerer deutscher Geschichte lebendig zu vermitteln. Wie schon bei Band eins überzeugten nicht nur die Handlung und die Charaktere, sondern auch die intensive Recherche, die eingeflossen ist und selbst im kleinsten Detail steckt. Dabei kommt der Roman nicht belehrend herüber. Frau Fischer versteht es, die Vergangenheit am Beispiel ihrer Figuren lebendig werden zu lassen, wobei auch diverse Fakten einfließen.
Nicht nur ist es ihr gelungen, das London der swinging 60s bildhaft darzustellen, sondern auch München und die umliegenden Dörfer. Ich war noch nie in München, fühlte mich im Buch aber dort ganz wie zuhause.
Die Umwälzungen in Sachen Frisuren Mode, und sexueller Freiheit welche die 60er Jahre geprägt haben finden wir hier verdeutlicht am Beispiel Lenis und ihrer Freundin Charlotte.
Die Autorin schreckt auch nicht davor zurück, an dunkle Kapitel dieser Vergangenheit zu rühren, wenn es zum Beispiel um Homosexualität geht.
Es ist also nicht alles heile Welt, aber insgesamt ist der Ton leicht und positiv, und am Ende trennt man sich nur ungern von den ProtagonistInnen welche man im Verlauf der Bücher kennen und lieben gelernt hat.
Ich würde dieses Buch allen empfehlen die geschichtsinteressiert sind, oder einfach nur ein sehr gutes Buch lesen möchten.

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  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 28.11.2018

Downton Abbey in Hinterpommern

Gut Greifenau - Abendglanz
1

Wir befinden uns auf einem Gut in Pommern kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges.

Wir lernen die Gutsfamilie, ihre Pächter und Angestellten, sowie einige andere Personen aus den unterschiedlichsten ...

Wir befinden uns auf einem Gut in Pommern kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges.

Wir lernen die Gutsfamilie, ihre Pächter und Angestellten, sowie einige andere Personen aus den unterschiedlichsten Kreisen kennen, deren Wege sich früher oder später kreuzen.

Die historischen Fakten sind gut recherchiert, und die Charaktere sind sehr gut angelegt.
Innerhalb von jedem Kreis gibt es gute, schlechte, und gleichgültige Personen.
Keine dieser Personen ist nur gut, oder nur böse, sondern alle sind vielschichtig und deshalb überzeugend.
Die drei 'Kinder' der Familie die auf dem Gut leben machen die größten charakterlichen Entwicklungen durch, besonders Konstantin, der älteste Sohn und zukünftige Erbe, und Katharina, seine jüngste Schwester.

Beide haben ein Geheimnis, aber natürlich ist das Leben für die unmündige Katharina wesentlich schlimmer als für ihren zehn Jahre älteren Bruder.

Die Mutter, Feodora, ist eine vom Ehrgeiz zerfressene, gewalttätige Person, der Vater, Adolphis, ist ein Schlappschwanz.

Die beiden Kinder die nicht mehr im Haus leben werden von ihren Geschwistern nicht vermisst. Sie haben denselben Dünkel wie ihre Mutter, was besonders bei Nikolaus sehr ausgeprägt ist. Er wird sicher mal ein glühender Anhänger Hitlers werden -- die Anzeichen und Anschauungen sind schon da.
Die Dienstboten sind auch interessant: im Grunde spiegeln sie die schlechtesten Eigenschaften ihrer Herrschaft wider, aber darauf kann man sie nicht reduzieren. Alle haben ihr Päckchen zu tragen, was sie mehr oder weniger würdevoll tun.
Die Pächter haben Angst vor Neuerungen, was sicher nicht zuletzt auf ihre fehlende Bildung zurückzuführen ist.
Mittlerweile schwelt es im Reich, die Arbeiter werden immer unzufriedener, und die Bürgerlichen mit Geld drängen in die Adelskreise -- zumindest versuchen sie es.
Alles steuert auf den 1. Weltkrieg zu.
Wir verlassen das Gut und Dorf kurz nach Ausbruch des Krieges -- ohne allerdings zu erfahren, wie es weitergeht. Zwei weitere Bände werden folgen, worauf man gespannt sein darf.

Das 'Downton Abbey in Hinterpommern' aus dem Klappentext ist absolut gerechtfertigt.
Es gibt Parallelen zu dieser beliebten Fernsehserie, was natürlich in der Natur der Sache liegt, denn die Lebensbedingungen der Adligen und Untergebenen waren sicher überall in Europa recht ähnlich.
Es gibt aber auch genügend Unterschiede, zum Beispiel ist der Ton im Haus hier viel schärfer als wir es von Lady Cora oder ihrem Mann Robert gewohnt sind. Es gibt auch die Thomas Barrow und Sarah O’Brien Äquivalente, aber keinen Carson.

Dieser Roman hat Spaß gemacht. Er ist gut geschrieben und zeigt die Gesamtsituation im Reich sehr schön auf, lebendig gemacht durch die doch sehr verschiedenen Charaktere und ihre äußeren und inneren Konflikte.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Zuerst sind es Albträume

Als das Leben unsere Träume fand
1

Bei diesem Buch tue ich mich schwer, eine Rezension zu schreiben. Auf der einen Seite hat es einen gewissen Unterhaltungswert, ist flüssig geschrieben, und für ca 3/4 des Buches auch recht spannend. Auf ...

Bei diesem Buch tue ich mich schwer, eine Rezension zu schreiben. Auf der einen Seite hat es einen gewissen Unterhaltungswert, ist flüssig geschrieben, und für ca 3/4 des Buches auch recht spannend. Auf der anderen Seite war es mir persönlich viel zu gewalttätig (Gewalt um der Gewalt willen, nichts, was die Handlung des Buches wirklich vorangebracht hätte); einige Entwicklungen waren vorhersehbar, und es gab auch gewisse Ungereimtheiten, wie zum Beispiel die Sprachbarriere, die schon nach kurzer Zeit überhaupt nicht mehr vorhanden war, obwohl unsere Protagonisten sich mehr oder weniger ausschließlich in Kreisen bewegen, wo sie wenig bis gar nicht mit der Landessprache konfrontiert werden. ​Das Thema der Emigration nach Argentinien im 19. und 20. Jahrhundert ist sehr interessant, desgleichen das Thema der vielen jüdischen Mädchen die ohne ihre Familien nach Buenos Aires kamen um hier ein besseres Leben zu finden. ​Über die Sociedad Israelita de Socorros Mutuos (später auch nach ihrem Gründer "Zwi Migdal" benannt), hatte ich vorher noch nie etwas gehört, von daher habe ich doch auch etwas mitgenommen.(Wer das Buch noch nicht gelesen hat sollte dieses auf keinen Fall googeln bevor er/sie mit lesen anfängt).​
​Wir lernen allerdings wenig darüber, wie die Argentinier selbst mit dieser Massenemigration umgingen, wir bewegen uns lediglich in den italienischen und jüdischen Kreisen der Immigranten.
Diese werden als durchaus hoffnungslos und gewalttätig beschrieben, wenngleich es für unsere Protagonisten und die Freunde, die sie finden, durchaus einen Hoffnungsschimmer gibt. ​

Da ich kurz vorher 'Der Junge, der Träume schenkte' gelesen hatte, fielen mir viele Parallelen auf, was mich mit dem Eindruck zurückließ: kennst du eines, kennst du alle.
Wen Gewaltorgien nicht abschrecken, und wer etwas über die Zustände in Italien, Russland, und Argentinien im Jahre 1913 erfahren möchte, kann ich dieses Buch empfehlen, denn es liest sich flüssig und ist durchaus unterhaltsam. Empfindsame Gemüter sollten besser die Finger davon lassen.

Ich bedanke mich bei Bastei Lübbe für das Rezensionsexemplar.

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