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Veröffentlicht am 14.09.2019

Werwölfe einmal politisch und düster

Roter Mond
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Ich bin mir immer noch nicht so ganz sicher, was ich von dieser Geschichte halten soll. Sie ist düster, apokalyptisch, brutal, aber obwohl ich sie durchaus als sehr fesselnd empfunden habe, haben mich ...

Ich bin mir immer noch nicht so ganz sicher, was ich von dieser Geschichte halten soll. Sie ist düster, apokalyptisch, brutal, aber obwohl ich sie durchaus als sehr fesselnd empfunden habe, haben mich die Schicksale der Charaktere nicht allzu sehr getroffen. Vielleicht lag das daran, dass es so viele Sichtweisen gab, und ich persönlich einfach nicht so der Fan bin.

Interessant waren vor allem die behandelten Themen. Das Buch spielt quasi in einer alternativen Realität, mit dem einzigen Unterschied zu unserer, dass es Werwölfe gibt. Werwölfe respektive LykanerInnen werden auf eine Art Virus zurückgeführt, der über Blut übertragen wird, ähnlich wie Aids. Sie leben als Menschen zweiter Klasse in den USA, haben aber Ende der 1940er-Jahre auch eine eigene Republik irgendwo in Nordosteuropa gegründet, die von den AmerikanerInnen besetzt wird. Die AmerikanerInnen bauen das dortige Uran-Vorkommen ab und garantieren im Gegenzug den LykanerInnen Sicherheit - so heißt es jedenfalls. Mit anderen Worten: Werwölfe, aber auf sehr politische Weise.
Ihr merkt, das Ganze ist sehr durchdacht und spricht eine Menge Themen an. Innerhalb der Lykaner_innen gibt es eine Widerstandsgruppe, die eben auch die terroristischen Angriffe durchführt. Es werden Fragen von (staatlicher) Diskriminierung, Terrorismus, Rassismus, Kolonialismus, Machtstrukturen und Widerstand aufgeworfen und letztendlich bleibt es dem/der LeserIn selbst überlassen, welche Botschaft e/sie daraus mitnimmt.

Daran lässt sich auch Gesellschaftskritik an Diskriminierung durch Gesellschaft und Staat in unserer Welt erkennen, denn auch wenn statistisch nur wenige LykanerInnen überhaupt Menschen anfallen, sehen sich die oft friedlich lebenden LykanerInnen mit Vorurteilen und Diskriminierungsmechanismen konfrontiert.
Spätestens hier zeigen sich aber auch moralische Fragen. Klar, irgendwie sind die Ziele des Widerstands, ihr Land zu befreien und für ihre Rechte zu kämpfen, Ziele, mit denen man sich als LeserIn identifizieren würde. Andererseits - dafür die Passagiere ganzer Flugzeuge auf bestialische Weise umbringen? Der Autor macht es einem nicht leicht, klare Sympathien zu entwickeln, dadurch dass die Charaktere auf verschiedenste Weise verstrickt sind und handeln und auf unterschiedlichen Seiten stehen, sodass ich mich wiederholt fragte, wer jetzt eigentlich die Bösen sind und ob ich Charakter x mögen darf.

Irgendwie bin ich aber nicht wirklich an die Charaktere herangekommen, sie wurden für mich nicht ganz greifbar, sondern blieben immer auf einer gewissen Distanz. Dabei durchlaufen gerade Claire und Patrick eine enorme Entwicklung und generell bieten die Motive der handelnden Charaktere genügend Potenzial für Tiefe.
Beide Protagonisten sehen sich damit konfrontiert, dass sich ihr Leben von einen Tag auf den anderen radikal verändert, und doch haben sie erst mal nicht wirklich was miteinander zu tun, sodass es auch ein wenig spannend ist, zu verfolgen, wie der Autor die Erzählstränge verbindet.

Das Buch war auch durchaus spannend, die Handlung steigt direkt rein und auch wenn ich das Buch teilweise etwas lang fand, wurde es nie langatmig. Es weicht von den Erzählstrukturen ab, die ich erwartet hätte, und auch das Ende ist eher offen gehalten. Dabei gibt es auch einige krasse Szenen - ich meine, zu Beginn zerfleischt ein verwandelter Mann Passagiere eines Flugzeuges. Und auch Vergewaltigungen finden statt. Ansonsten gibt es auch die obligatorische Liebesgeschichte, die allerdings ohne Herzrasen und tiefe Romantik auskommt, wodurch dann auch nicht wirklich Gefühle ankommen - aber wie gesagt, damit hatte ich ja generell ein Problem.

Fazit: Spannende, brutale Geschichte, die das Thema Werwölfe sehr politisch umsetzt und dabei von bekannten Erzählstrukturen abweicht. Viele Perspektivenwechsel mit zwei Hauptfiguren, die eine enorme Entwicklung durchlaufen. Dabei wurden die Charaktere für mich persönlich nicht wirklich greifbar, sodass eine gewisse Distanz zum Geschehen für mich blieb.

Veröffentlicht am 07.09.2019

Sinnlose Handlung und anstrengende Liebesgeschichte mit blassen, stereotypischen Charakteren

Forever - Das ewige Mädchen
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Das Buch erinnert von Anfang an an eine x-beliebige Fantasystory dieser Art und ich wurde negativ darin überrascht, nachdem ich anhand des Klappentextes eher einen Plot mit Hexen erwartete als, na ja, ...

Das Buch erinnert von Anfang an an eine x-beliebige Fantasystory dieser Art und ich wurde negativ darin überrascht, nachdem ich anhand des Klappentextes eher einen Plot mit Hexen erwartete als, na ja, das Übliche, was so 2013 rauskam.

Sophia ist die typische zweiundzwanzigjährige Jungfrau. Praktizierende Wicca (immerhin das war interessant), abgeschlossenes Geschichtsstudium. Kein Job und arbeitet als Aushilfe im Diner.
Sie hat nur zwei Freundinnen (von denen eine allerdings lesbisch und die andere zur Hälfte japanisch ist, was immerhin ein kleiner Diversity-Pluspunkt ist), ist mit ihrer radikal religiösen Mutter zerstritten und von dem Vater wird lediglich geredet. Plus übernatürliches Problem und Familiengeheimnis.
Sie hat jetzt auch nicht wirklich Tiefe aufgebaut. So ganz verstanden habe ich ihre Entscheidungen ab einem bestimmten Punkt der Geschichte nicht mehr, ihr Verhalten wechselte irgendwie ständig und sie war dauer-ahnungslos und schutzbedürftig. Dabei war ihr Auftreten an sich durchaus selbstsicher und sie verfügt auch über einen leichten Humor, der zumindest ein wenig Unterhaltung in den Schreibstil brachte, der ansonsten auch nicht überragend war.

Ich muss zugeben, zwischenzeitlich hat mich das Ganze ein wenig an Twilight erinnert. Nicht konkret, aber in ein, zwei Details und ein, zwei Erzählmustern. In jedem Fall hat der Love Interest anscheinend zumindest anfänglich einen Crashkurs bei Edward im Stalken gemacht. Er tauchte auf als der typische creepige Typ, dessen einziges Merkmal daraus besteht, dass er unglaublich gutaussehend ist und die obligatorischen schwarzen, perfekt sitzenden Hemden trägt.
Er ist das Klischee des düsteren, geheimnisvollen, gefährlichen, aber attraktiven Typen, ansonsten aber halt auch so farblos wie ein Blatt Papier. Ich konnte mir zwischenzeitlich nicht mal seinen Namen merken. Dafür wurde ständig sein Geruch nach Vanille, Moschus und Sandholz erwähnt.
Sein einziger Pluspunkt ist vielleicht, dass er Sophia nicht wie den letzten Dreck behandelt, sondern durchaus respektvoll. Ansonsten faselt er abwechselnd was von auf jeden Fall fernhalten und dann irgendwas von Vertrauen und in ihrer Nähe sein wollen. Ich hatte jedenfalls keine Ahnung, was er jetzt wollte.

Macht euch nichts vor, das Buch ist reinste Romantasy. Ich habe die Liebesgeschichte allerdings als sehr anstrengend empfunden, und da diese achtzig Prozent des gesamten Buches ausmacht ...
Ich kapierte dieses ganze Hin und Her und überhaupt die Pseudo-Konflikte auch nicht. Irgendwie wollen sie zusammen sein und irgendwie nicht und er will keine Lösung und sie sucht trotzdem eine, aber dann heißt es, das geht nicht, und trotzdem hängen die 24/7 zusammen ab? Auch dank der Zeitsprünge hatte ich das Gefühl, alle relevanten Entwicklungen verpasst zu haben. Die Interaktionen fand ich höchstens kitschig und die Konflikte riefen bei mir nur Augenverdrehen hervor.

Ich muss ehrlich sagen, nach zweihundert Seiten habe ich immer mal wieder mit dem Gedanken gespielt, das Buch abzubrechen.
Nach dem ersten Drittel plätschert die Handlung ein Weilchen einfach nur so vor sich hin. Es passiert literally nichts (also, abgesehen von der Liebesgeschichte und den nicht dramatischen Konflikten, die außerdem nur gelegentlich mal angeschnitten werden). Außer irgendwelcher undefinierter, aber anscheinend nicht präsenter Gefahren ist quasi auch nichts da, was überhaupt Spannung aufbauen könnte. Am Ende wird dann noch mal spontan ein Show Down aus dem Hut gezaubert, mit allerlei offener Fragen für die Fortsetzung.

Die Zeitsprünge von meist mehreren Wochen bis Monaten tragen auch nicht gerade dazu bei, dass Spannung aufgebaut wird oder man ein besseres Verständnis von dem entwickelt, was geschieht. Mag auch daran liegen, dass Sophia mit dem Typen abhängt und alles andere danach in den Hintergrund tritt. Freundinnen, Mutter, selbst die fanatische Mrs Franklin mit ihren Drohbriefen - alles auf einmal zweitrangig. Genauso die Stimmen, deren Problematik in den Hintergrund tritt und die irgendwann nur noch als fahle Art dienen, den Plot voranzutreiben
Zwischendurch gibt es so pseudomäßiges Foreshadowing, das aber auch nicht wirklich gelungen ist und sich in immer wieder demselben Aufbau verirrt. Manche davon verlaufen auch einfach im Sand.

Ich habe die Handlung auch einfach nicht verstanden. Die Geschehnisse wirkten willkürlich und ergaben für mich oft überhaupt keinen Sinn, die Zusammenhänge wirkten konstruiert und vieles an den Haaren herbeigezogen. Dazu ein komplexes World Building, bei dem ich auch nicht immer so ganz mitkam. Und teilweise machten die Geschehnisse einfach null. Sinn.
Nicht, dass sie nicht an sich Potenzial gehabt hätte, zumindest in manchen Aspekten. Ein, zwei Nebencharaktere zeigen auch durchaus Ansatz für Tiefe. Aber die meiste Zeit dachte ich bei Wendungen nur noch "Bitte was?!".

Fazit: Die Handlung ergab für mich keinen Sinn und plätschert lange auch nur vor sich hin, ohne dass irgendwas geschieht. Die Liebesgeschichte steht im Zentrum, war für mich aber ebenso unverständlich und anstrengend. Der Love Interest ist klischeehaft und farblos, den meisten anderen Charakteren fehlt es ebenso an Tiefe. Viele anfängliche Konflikte treten hinter der Liebesgeschichte in den Hintergrund und werden nur noch halbherzig oder gar nicht mehr thematisiert.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Außergewöhnlich mit tollen Charakteren!

Daughter of Smoke and Bone
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Wenn ich das Buch mit einem Wort beschreiben sollte, dann würde ich das Wort anders wählen.
Die Idee ist neu, zwar gibt es ein paar bekannte Elemente, die aber auf eine neue, originelle Weise in diese ...

Wenn ich das Buch mit einem Wort beschreiben sollte, dann würde ich das Wort anders wählen.
Die Idee ist neu, zwar gibt es ein paar bekannte Elemente, die aber auf eine neue, originelle Weise in diese Idee eingefügt werden. Das Buch hebt sich eindeutig von den üblichen YA-Fantasy-Bücher ab und ist somit einzigartig.
Im Übrigen brauchte man gar nicht mit vielen Inhaltskenntnissen an dieses Buch heran gehen - man sollte sich einfach überraschen lassen.

Aber auch sonst gibt es ziemlich wenig Klischees.
Die Liebesgeschichte verlief ziemlich schnell und das mag vielleicht auch den ein oder anderen stören, im Großen und Ganzen ist sie aber echt süß.
Und das Buch ist SEHR fesselnd. Es ließ mich einfach nicht mehr los und wollte unbedingt weiter lesen, was zur Folge hat, dass ich weniger Schlaf bekam. Das Ende ist dann auch nochein Cliffhanger. ^^
Gegen Ende gab es dann aber eine Stelle, die mir ein langatmig vor kam. Zwar lieferte sie gewisse Informationen, trotzdem wünschte ich mir, sie hätte sich abgekürzt.
Es gibt ein paar unvorhersehbare Wendungen, eine andere Enthüllung ahnte ich allerdings schon vorher.

Das Buch wird hauptsächlich aus Karous Sicht, hin und wieder aber auch aus Akivas Sicht erzählt.
Karou ist eine faszinierende Protagonistin mit vielen individuellen Eigenschaften. Hauptkennzeichen sind ihre blauen Haare und Lieblingsbeschäftigung des Zeichnens. Sie geht auf eine Kunstakademie in Prag, aber selbst ihre beste Freundin weiß nichts über ihre Herkunft. Karou zeichnet alles, was ihr über den Weg kommt und in ihren Skizzenbuch finden sich auch Zeichnung von merkwürdigen, nichtmenschlichen Wesen. Doch niemand glaubt ihr, dass diese Wesen real sind ...
Zu Akiva sag ich mal nichts, da müsst ihr euch einfach überraschen lassen. -
Und dann wäre da noch Karous beste Freundin Zuzana, die ebenfalls ein toller Charakter ist.

Die Geschichte spielt hauptsächlich in Prag und Prag stellt wirklich eine tolle Kulisse dar. Laini Taylor schafft es mit ihrem Schreibstil, in meinem Kopf Bilder dieser malerischen Stadt entstehen zu lassen.
Außerdem verschwimmen in dem Buch die Grenzen zwischen Gut und Böse. Ich weiß immer noch nicht, wer die "Guten" und wer die "Bösen" sind und das überschneidet sich auch. Dabei gibt es dazu auch Ansätze, die zu tiefgründigen Gedanken dazu anregen.

Fazit: Eine neue Geschichte, die sich von anderen Büchen ihres Genres abhebt mit einer individuellen Protagonistin und einer malerischen Kulisse.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Neue, außergewöhnliche Idee!

Days of Blood and Starlight
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Die Idee mit der Erstellung neuer Körper wirkt auf den ersten Blick fast grotesk, ist aber eigentlich ziemlich interessant. Eins muss man der Autorin auf jeden Fall lassen: Fantasie hat sie. Und wenn man ...

Die Idee mit der Erstellung neuer Körper wirkt auf den ersten Blick fast grotesk, ist aber eigentlich ziemlich interessant. Eins muss man der Autorin auf jeden Fall lassen: Fantasie hat sie. Und wenn man sich auf diese Fantasie einlässt, kann man sich in eine epische Welt entführen lassen.
Laini Taylors Schreibstil ließ Bilder in meinem Kopf entstehen, von einer von Krieg geprägten Welt, von grausamen Engeln und von Chimären, fantastischen Wesen zwischen Mensch und Tier.

Der Krieg wird grausam und realistisch (wenn man mal von den beteiligten Wesen absieht) dargestellt. Nach Jahrhunderten des Krieges weiß niemand mehr so genau, wer die Bösen waren und eigentlich braucht es die auch gar nicht, denn es kämpfen zwei Seiten gegeneinander und auf beiden Seiten gibt es Beteiligte, die den Krieg gar nicht wollen und die ich als Gute betrachte.
Damit hat Laini Taylor in gewisser Weise die Realität des Krieges erfasst und schockierend übertragen. Auf beiden Seiten gibt es die gewaltsamen Anführer, die Rache und Macht über die andere Rasse wollen. Auch Rassismus spielt eine Rolle - ebenfalls ein Aspekt realer Kriege - denn viele Soldaten hassen aus Prinzip Wesen der anderen Art.
Dabei verschwimmen oft die Grenzen zwischen Gut und Böse.

Und in diesem Krieg stecken Akiva und Karou. Das Buch wird hauptsächlich aus diesen beiden Sichten, aber manchmal auch aus Zuzanas Sicht und hin und wieder kurz aus der Sicht anderer Nebenfiguren erzählt.
Akivas innerer Konflikt zwischen seiner Liebe zu Karou und seiner Verpflichtung als Soldat wurde meiner Meinung nach überzeugend dargestellt, auch wenn ich ihn nicht mehr ganz so umwerfend fand, war er doch ein toller Charakter.
Karou ist zwar auf der einen Seite Madrigal, auf der anderen Seite aber auch Karou und kämpft mit diesem paradoxen Zweispalt in sich selbst. Sie hat sich verändert und trotzdem irgendwie dieselbe. Diesen schwierigen Konflikt fand ich ebenfalls sehr gut dargestellt.
Und Zuzana ... ist einfach toll. Ihre lockere Art sorgt für eine Prise Humor und bereichert das Buch.

Fazit: Eine fantastische, neue Welt mit einem realistischen Krieg und Charakteren, die nachvollziehbar mit inneren Konflikten kämpfen.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Ein Mix aus Spannung, Action, ein bisschen Liebe, Freundschaft, Humor und Grusel

Wer die Lilie träumt
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Es war schön, wieder nach Henrietta zurückzukehren, zu den Raven Boys, zu Blue und zu ihrer wunderbar unnormalen und rein weiblichen Familie. Über das Wiedersehen mit letzterer habe ich mich fast schon ...

Es war schön, wieder nach Henrietta zurückzukehren, zu den Raven Boys, zu Blue und zu ihrer wunderbar unnormalen und rein weiblichen Familie. Über das Wiedersehen mit letzterer habe ich mich fast schon am meisten gefreut, da das Leben dort mit all den exzentrischen Frauen immer wieder sehr amüsant zu lesen ist.
Das macht auch das Buch aus - diesen Mix aus Spannung, Action, ein bisschen Liebe, Freundschaft, Humor und Grusel.

Dieser durchaus individuelle Schreibstil Maggie Stiefvaters, den ich als erzählend beschreiben würde, lässt sich flüssig lesen und verbunden mit der Spannung und einigen überraschenden Wendungen kommt der Leser schnell durch die 528 Seiten.
Dabei sorgte der Gruselfaktor für ein angenehmes Erschauern, ohne dass ich es als Horror bezeichnen würde. Aber all die Mysterien, die ungeklärten Dinge zwischen Leben und Tod, Raum und Zeit, Traum und Wachsein, nicht zu vergessen die Praktiken von Blues Familie, stammen immer mehr aus dem Reich der (teils keltischen) Mythen. Doch mir kam es nie unrealistisch vor, ganz im Gegenteil. Bei den meisten Fantasy-Büchern ist einem die ganze Zeit klar, das ist Fantasy, egal, wie realistisch es dargestellt wird. Aber bei diesem Buch hatte ich das Gefühl, als würde das tatsächlich passieren, als wäre das Realität, nicht, als würde ich eine fiktive Geschichte lesen. Es war, als würde ich mit den Protagonisten vor diese unglaublich erscheinenden Erkenntnis stehen, dass es Magie wirklich gibt.
Darüber schwebt immer noch das Damokles-Schwert von Ganseys bevorstehendem Tod und Blues prophezeitem tödlichem Kuss.

Mir wurde wie bei dem ersten Band bewusst, wie viele individuelle Charaktere es gibt mit all ihren einzigartigen Eigenschaften und Tiefen - in erster Linie die Raven Boys, daneben erfährt man über Blue fast schon am wenigsten. Abgesehen von Noah wird das Buch aus allen Sichten dieses Quintetts erzählt, aber hin und wieder aus der Sicht einer Nebenfigur, davon in erster Linie eines Mannes, den der Leser schnell als den Bösewicht identifiziert, auch wenn man gleichzeitig auch seinen Hintergrund und seine Bewegungsgründe kennen lernt.
Doch auch wenn Blue nicht ganz mit den faszinierenden, absolut unterschiedlichen Persönlichkeiten der Raven Boys mithalten kann, heißt das noch lange nicht, dass sie eine blasse oder gar langweilige Protagonistin ist, ganz im Gegenteil. Sie stellt einen angenehmen Unterschied zu den üblichen YA-Protagonistin dar, mit ihrer exzentrischen Art, ihrem vernünftigen Handeln, ihrer Schlagfertigkeit und auch ihrem Feminismus (den man vermutlich in einem rein weiblichen Haushalt automatisch annimmt ^^).

Dabei haben alle fünf unterschiedliche Gaben - Ganseys Verbundenheit mit Glendower, Adam, der sein Versprechen bei dem Ritual in Cabeswater halten muss, Blue, die als Einzige ihrer Familie nicht hellsehen kann, sondern dies nur verstärkt, Ronans Träume und Noah, der eigentlich nur ein Geist ist. Mit letzterem wird beinahe selbstverständlich umgegangen, was durchaus interessant und unterhaltsam ist.
Diesmal stehen vor allem Ronan, aber auch Adam im Vordergrund.

Fazit: Ein spannender und unterhaltsamer Mix aus Humor, Liebe, Freundschaft, Mythen und Grusel!