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Veröffentlicht am 23.06.2020

Eine Fortsetzung, die es in sich hat!

Erebos 2
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Es sind 10 Jahre vergangen seit den erschütternden Ereignissen um das Computerspiel Erebos. Nick Dunmore ist inzwischen 26 und ein angehender Fotograf. Er will es kaum glauben, als eines Tages urplötzlich ...

Es sind 10 Jahre vergangen seit den erschütternden Ereignissen um das Computerspiel Erebos. Nick Dunmore ist inzwischen 26 und ein angehender Fotograf. Er will es kaum glauben, als eines Tages urplötzlich eine App mit dem vertrauten roten Icon auf seinem Handy erscheint. Und doch ist es wahr: Erebos ist zurück! Das Spiel hat mächtig dazu gelernt und scheint wieder ein bestimmtes Ziel zu verfolgen. Doch diesmal lässt es Nick keine Wahl: Er muss spielen, ob er will oder nicht. Denn Erebos überwacht jeden seinen Schritte und schreckt vor keiner Maßnahme zurück, um sich Nick gefügig zu machen...

Ich bin Fortsetzungen gegenüber eher misstrauisch. Zu oft erlebt man, dass Bücher oder Filme, die einen begeistert haben, als Fortsetzung nur ein schwacher Abklatsch des Originals und im Grunde überflüssig sind. Das gilt aber nicht für Ursula Poznanski. Die Autorin hat es geschafft, mit „Erebos 2“ erneut einen packenden Thriller zu schreiben, der zumindest mich fast so sehr wie Teil 1 gefesselt hat. Auch hier haben wir es mit einer originellen, gut durchdachten Story zu tun, die sehr spannend und in einem guten Tempo erzählt wird. Es gibt ein nettes Wiedersehen mit den alten Protagonisten, die man ins Herz geschlossen hat, es kommen aber auch neue, durchaus interessante Charaktere dazu. Der häufige Perspektivenwechsel sorgt für Abwechslung und lässt keine Langeweile aufkommen. Sehr geschickt und überzeugend setzt Frau Poznanski die Idee mit den zwei Handlungsebenen um: Mal begleitet der Leser die Protagonisten in der realen, kurz darauf taucht er mit ihnen in die virtuelle Welt ein, was ein Erlebnis für sich ist. Der Spannungsfaktor wird dadurch ebenfalls enorm erhöht. Ferner punktet das Buch mit überraschenden Wendungen und einem aus meiner Sicht gelungenen Ende. Und wie schon bei „Erebos“ so macht die Lektüre auch diesmal nicht nur Spaß, sondern regt auch zum Nachdenken an. Alles in allem eine runde Sache!

Fazit: „Erebos 2“ hat mich perfekt unterhalten. Ich bin immer wieder aufs Neue beeindruckt von dem schriftstellerischen Können Ursula Poznanskis und bleibe ihr treuer Fan. Allen, die spannende Thriller mögen, kann ich das Buch wärmstens empfehlen!






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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.05.2020

Jugendthriller mit Suchtpotenzial – auch für ältere Leser!

Erebos
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An Londoner Schulen wird ein geheimes Computerspiel namens „Erebos“ verbreitet, von dem nur eingeweihte Spieler erfahren dürfen. Der 16-jährige Nick bekommt ebenfalls eine Kopie und ist zunächst begeistert: ...

An Londoner Schulen wird ein geheimes Computerspiel namens „Erebos“ verbreitet, von dem nur eingeweihte Spieler erfahren dürfen. Der 16-jährige Nick bekommt ebenfalls eine Kopie und ist zunächst begeistert: Erebos ist nämlich kein gewöhnliches Spiel. Es ist nicht nur sagenhaft spannend, sondern auch äußerst raffiniert: Es scheint Nicks Vorlieben zu kennen und mit ihm zu kommunizieren. Wie manche anderen Schüler ist er dabei, Erebos zu verfallen und sich von ihm beherrschen zu lassen. Doch dann merkt er, dass eine düstere, zerstörerische Macht von dem Spiel ausgeht, die in der Lage ist, die Spieler zu manipulieren und für ihre Zwecke zu benutzen...

Ich habe „Erebos“ vor fast 10 Jahren das erste Mal gelesen und weiß noch, dass mich das Buch damals sehr gefesselt hat. Nun steht seit einigen Wochen in meinem Regal „Erebos 2“, die vor kurzem erschienene Fortsetzung des Romans, auf die ich mich sehr gefreut habe. Allerdings wollte ich nicht mit der Lektüre beginnen, ohne zuvor nochmal Teil 1 gelesen zu haben. Ich war sehr gespannt, ob ich es nach all den Jahren genauso packend finden werde. Und siehe da – kaum angefangen zu lesen war ich sofort in der Geschichte drin, konnte das Buch kaum aus der Hand legen und fieberte wie damals mit Nick und seinen Freunden mit! „Erebos“ gehört für mich zu den Büchern, bei denen alles, aber wirklich auch alles stimmt: Ein toller, gut durchdachter Plot, klasse Schreibstil, Spannung von Anfang bis zum Ende, lebendige Charaktere, die einem ans Herz wachsen oder umgekehrt negative Emotionen erzeugen, ein fulminanter Showdown und ein aus meiner Sicht perfektes Ende. Die Autorin bietet aber nicht nur spannende Unterhaltung. Mit der Thematik ihres Romans spricht sie ein brisantes Thema an: die Gefahren, die von der virtuellen Welt ausgehen, vor allem das Suchtpotenzial, die diese bei manchen, insbesondere jungen Menschen, entfaltet. Dieses Thema hat in den letzten zehn Jahren nichts von seiner Aktualität verloren, ganz im Gegenteil. Man weiß inzwischen, dass übermäßiger Medienkonsum Kinder und Jugendliche nicht nur müde, unkonzentriert und gereizt macht, er soll auch bei ihnen gewisse Hirnstrukturen verändern. Umso wichtiger ist es, sich mit der Problematik auseinanderzusetzen. In diesem Zusammenhang leistet „Erebos“ einen wichtigen Beitrag und regt zum Nachdenken an. Es ist für mich absolut nachvollziehbar, dass Ursula Poznanski mit diesem Titel den Deutschen Jugendliteraturpreis und einige andere Preise gewonnen hat.

Die graphische Gestaltung des Buches finde ich sehr ansprechend. Das Auge-Motiv passt sehr gut zum Thema, das Signalrot des Covers und der kurze Klappentext erfüllen wirkungsvoll ihre Aufgabe: Sie versprechen eine spannende Lektüre und machen den Leser neugierig auf den Inhalt.

Alles in allem ist „Erebos“ ein rundum gelungener Jugendthriller, den ich mit gutem Gewissen nicht nur älteren Jugendlichen, sondern auch erwachsenen Lesern wärmstens empfehlen kann!





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Veröffentlicht am 26.05.2020

Segen und Fluch der Andersartigkeit

Nele oder Das zweite Gesicht
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Nele ist 14 und wohnt mit ihrer Familie in einem Dorf an der Nordsee. Ihre Eltern und Großeltern sind Bauern und harte Arbeit gewohnt. Nele hilft ihnen gerne, denn sie mag die Natur, Tiere und und das ...

Nele ist 14 und wohnt mit ihrer Familie in einem Dorf an der Nordsee. Ihre Eltern und Großeltern sind Bauern und harte Arbeit gewohnt. Nele hilft ihnen gerne, denn sie mag die Natur, Tiere und und das einfache Landleben. Sie versteht sich gut mit ihren Verwandten, besonders mit der Oma und hat auch einen guten Freund, mit dem sie sich regelmäßig trifft. Alles könnte perfekt sein, doch Nele verfügt über besondere Fähigkeiten, die sie selbst und ihre Mitmenschen verunsichern und sogar ängstigen. Das sensible Mädchen kann Schmerzen lindern und zuweilen Dinge voraussehen, auch wenn sie das gar nicht will und sich dagegen wehrt. Ihre Gabe belastet sie nämlich und angewendet raubt sie Nele ihre Kraft und ihre Gesundheit. Doktor Krill, ein berühmter Spezialist für Parapsychologie, will Neles Fall untersuchen. Gegen die Bedenken ihrer Familie entscheidet sie sich mitzumachen, in der Hoffnung, Hilfe zu bekommen. Doch will der Wissenschaftler ihr wirklich helfen?

Ich habe mich schon als junges Mädchen für die Parapsychologie interessiert und so fand ich das Buch nach einem kurzen Blick auf die Inhaltsangabe auf Anhieb interessant. Die Autorin Monika Feth war mir bereits bekannt durch die Krimireihe, zu der „Der Erdbeerpflücker“ gehört. Ich hatte sie vor Jahren sehr gerne gelesen und den Schreibstil der Autorin gemocht. Ich war gespannt, wie sie dieses besondere Thema – übersinnliche Fähigkeiten bei einem jungen Mädchen – literarisch umsetzt, hoffte auf eine interessante Lektüre und wurde tatsächlich nicht enttäuscht. Monika Feth erzeugt Emotionen, ohne große Worte zu benutzen. Ihre Sprache ist schlicht und doch vermag sie es, den Leser zu berühren. Sie erzählt Neles Geschichte sehr einfühlsam und stellt ihre innere Zerrissenheit so glaubwürdig dar, dass man mit dem Mädchen leidet und ihm am liebsten helfen möchte... Man kann sehr gut nachvollziehen, dass Nele ihre eigene Andersartigkeit zu schaffen macht und dass sie diese nicht als Segen, sondern als Last empfindet. Sehr überzeugend fand ich auch die Figur des Dr. Krills, der als passionierter Wissenschaftler in der Hoffnung auf spektakuläre Ergebnisse das seelische Wohl des Mädchens außer Acht lässt. Er sieht Nele lediglich als Forschungsobjekt und merkt nicht, wie sehr er ihr schadet. Ich kann mir vorstellen, dass ähnliche Konflikte in der Welt der Wissenschaft keine Seltenheit sind.

Alles in allem fand ich das Buch gutgeschrieben und lesenswert. Ich würde es gerne allen empfehlen, die offen für Dinge sind, die man nicht mit dem bloßen Auge sehen kann.

Veröffentlicht am 25.05.2020

Düster und spannend

Der Schatten
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Die Journalistin Norah zieht aus privaten und beruflichen Gründen von Berlin nach Wien um. Gerade dort angekommen, begegnet sie einer Straßenbettlerin, die ihr eine höchst sonderbare und verstörende Mitteilung ...

Die Journalistin Norah zieht aus privaten und beruflichen Gründen von Berlin nach Wien um. Gerade dort angekommen, begegnet sie einer Straßenbettlerin, die ihr eine höchst sonderbare und verstörende Mitteilung macht: Am 11. Februar soll Norah am Prater aus „freien Stücken“ und „mit gutem Grund“ einen Mann töten. Sein Name sei Arthur Grimm. Norah kennt keinen, der so heißt und obwohl sie die Begegnung zuerst als merkwürdigen Zufall abtun möchte, fängt sie schließlich doch an, nach einer Erklärung zu suchen. Bei ihren Recherchen wird sie mit einem Alptraum aus ihrer Jugend konfrontiert...

Ich habe vor einigen Jahren den Roman „Die Falle“ von Melanie Raabe gelesen, der mir sehr gut gefallen hat und so ist meine Erwartungshaltung bei diesem Buch recht hoch gewesen. Die kurze Inhaltsangabe auf der Rückseite versprach erneut eine spannende Unterhaltung und das Cover eine düstere Atmosphäre, die ich bei diesem Genre ganz besonders mag. „Der Schatten“ hat tatsächlich beides zu bieten. Die Autorin liefert eine interessante Story und weiß diese packend zu erzählen, wobei ein regelmäßiger Wechsel der Erzählperspektive die Spannung erhöht. Mein persönliches Highlight ist der Handlungsort: Da Wien eine meiner Lieblingsstädte ist, fand ich es schön, einige mir vertraute Plätze auf den Buchseiten wiederzufinden. Leider haben mich die Charaktere nicht wirklich überzeugt und die Geschichte kam mir irgendwann ein wenig langatmig vor. Dies wurde zum Glück durch das überraschende und aus meiner Sicht absolut gelungene Ende wieder wettgemacht.

Mein Fazit: Zwar reicht „Der Schatten“ meines Erachtens nicht ganz an „Die Falle“ heran, trotzdem finde ich das Buch gut geschrieben und spannend. Ich bleibe ein Fan von Melanie Raabe und bin schon neugierig auf ihre nächsten Bücher.

Veröffentlicht am 11.05.2020

Bewegende Geschichte eines Aufbruchs

Unorthodox
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Die chassidische Jüdin Devoireh lebt in New Yorker Stadtviertel Wiliamsburg, inmitten einer durch strenge Regeln und Gesetze geprägten jüdischen Gemeinde. Bereits als junges Mädchen merkt sie, dass sie ...

Die chassidische Jüdin Devoireh lebt in New Yorker Stadtviertel Wiliamsburg, inmitten einer durch strenge Regeln und Gesetze geprägten jüdischen Gemeinde. Bereits als junges Mädchen merkt sie, dass sie nicht wirklich in diese Welt hineingehört. Sie fühlt sich in vielerlei Hinsicht eingeengt und gezwungen, ihre wahre Natur, ihre Gefühle und Neigungen stets zu verbergen, um nicht ausgegrenzt bzw. von der Gemeinde verstoßen zu werden. Selbst ihre scheinbar harmlose Leidenschaft Bücher zu lesen gilt als verwerflich. Devoireh darf sie nicht ausleben, sodass sie heimlich Bücher ausleiht und sie in ihrem Zimmer verstecken muss. Mit zunehmenden Alter verstärkt sich in ihr immer mehr der Wunsch nach einem anderen Leben, nach Freiheit und Selbstbestimmung. Doch der Weg dahin ist lang und alles andere als einfach...

Das Buch, mit dem Deborah Feldman 2012 die Bestsellerliste der New York Times im Sturm eroberte, ist eine autobiographische Erzählung, in der die Autorin laut eigener Aussage weitgehend ihre persönlichen Erlebnisse schildert. Bereits diese Tatsache macht „Unorthodox“ besonders authentisch und berührend. Deborah Feldman schreibt offen und schonungslos und dabei ist ihre Sprache schön, kraftvoll und von einer Intensität, die den Leser wie ein Sog hineinzieht. Man kann nicht anders als mit dieser Frau zu fühlen und zu hoffen. Und sie zu bewundern für ihre Stärke, ihren Willen und ihren Mut, mit denen sie sich den eigenen Emanzipationswunsch letztendlich tatsächlich erkämpft.

Mein Fazit: Eine beeindruckende und stellenweise erschütternde Geschichte, toll erzählt! Deborah Feldmans Bericht macht Mut und erinnert uns daran, wie wichtig es ist, sich selbst treu zu sein und wenn notwendig um seine Rechte zu kämpfen. Darüber hinaus liefert der Roman einen aus meiner Sicht extrem spannenden Einblick in die den meisten Lesern fremde und völlig unverständliche Strukturen einer orthodoxen jüdischen Gemeinde. Von mir eine klare Leseempfehlung!