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Veröffentlicht am 03.10.2022

Ungewöhnlicher Krimi mit Sympathie-Effekt

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens
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Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens ein Kriminalroman von Pierre Martin (Knaur Verlag)

„Was, wenn ich Nein gesagt hätte?“
Edmond lächelte. „Dann, mon cher, wärst du ein toter Mann. Ich bin zwar ...

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens ein Kriminalroman von Pierre Martin (Knaur Verlag)

„Was, wenn ich Nein gesagt hätte?“
Edmond lächelte. „Dann, mon cher, wärst du ein toter Mann. Ich bin zwar an meinen Rollstuhl gefesselt, aber vergiss nicht, ich habe alles gelernt, was auch dein Vater gelernt hat. Dich umzubringen, um die Ehre der Familie zu retten, wäre ein Kinderspiel.“ S.37/38

So muss Lucien Comte de Chacarasse unfreiwillig die langgehegte Familientradition nach dem Tod seines Vaters fortführen. Diese brisante Aufgabe behagt dem jungen Mann ganz und gar nicht, handelt es sich doch um die Kunst des Tötens sowie die Planung und Durchführung zum Thema Auftragsmord. Oblige aux vivants et aux morts!
Doch all das interessiert Lucien nicht so wirklich und er genießt die Zeit in Villefranche-sur-Mer bei einem guten Essen, einem Gläschen Wein zusammen mit den Frauen seiner Wahl. Doch gelingt dies nur bedingt und so nimmt das Schicksal, welchem sich Lucien nicht entziehen kann, seinen Lauf.

Unterschiedlichste Geschichten, Akteure und spezielle sowie liebenswerte Charaktere reihen sich aneinander. Dazwischen liest man von französischen Köstlichkeiten und der atemberaubend schönen Landschaft Frankreichs.

Fazit: Ein sympathischer und verschmitzter Protagonist mit einem Hang zum leichten und ungezwungenen Leben stolpert in diesem Cosy-Krimi von Fall zu Fall und findet bald Gefallen daran. Eine leichte Kost, die die Sehnsucht nach der französischen Mittelmeerküste und den damit verbundenen Leckereien weckt!

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Der Geschmack der Südstaaten

Mama Melba
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Mama Melba Heimweh schmeckt wie Sauerkirschen von Christine Conner (Tinte & Feder)

Ein paar Tage später legte mir Sarah D kleine Säckchen mit Samen auf den Küchentisch.
„Oregano – Rosmarin – Thymian - ...

Mama Melba Heimweh schmeckt wie Sauerkirschen von Christine Conner (Tinte & Feder)

Ein paar Tage später legte mir Sarah D kleine Säckchen mit Samen auf den Küchentisch.
„Oregano – Rosmarin – Thymian - Basilikum“, zählte sie auf. Ihr süßsaurer Tonfall lies mich schon eine anstehende Neckerei erahnen. „Für deinen Garten. Für eine echte Gumbo.“
Sarah D drehte sich zu Helene um.
Diese schmunzelte nur, während sie den Teig ausrollte, um ihren berühmten Pfirsich-Pie zu machen. Endlich fingen die Früchte an, süß genug zu schmecken. S.127

Mit ihrem praktisch veranlagten Wesen und dem Wissen um ihre Kochkunst reist die junge Melba Koch 1860 von Bremerhaven nach Amerika. Es verschlägt sie auf die Belle Bleu Plantage in Louisiana. Dort lernt sie die regionale Küche kennen und lieben. Rezepte der kreolischen und akadischen Küche ziehen sich durch die Geschichte, die mit historischen Stoff und daraus erwachsenden Konflikten gespickt ist. Diesen kann sich auch Melba, die zu Mama Melba wird, nicht entziehen, als sie mehr und mehr begreift, was die Sklaverei wirklich bedeutet. Sie wird Zeugin der Standesunterschiede und der daraus resultierenden Gräueltaten sowie unmenschlicher Behandlung der Sklaven durch ihre Herren. Als sie Zuneigungen und Freundschaften zu den Sklaven entwickelt und der Bürgerkrieg ausbricht, muss sich Melba entscheiden.
Die Autorin lässt uns durch die überaus sympathische und ehrliche Melba die historischen Details hautnah miterleben. Sie erzählt eine emotionale Geschichte in bildgewaltigen, deutlichen und poetischen Worten. Durch die intensive Recherche und genaue Erzählweise erscheint das Erzählte überaus authentisch. Die Liebe zum Essen und das Interesse an Amerika spiegeln sich im Text hinreichend wieder. Man taucht ein in das historische Louisiana der Südstaaten und möchte bei Melbas Feinsinnigkeit und Leckereien weiter verweilen als diese knapp 500 Seiten.

Fazit: Ein gelungenes Meisterwerk mit zahlreichen Infos und grandiosen Rezepten, welches mich tief berührt hat.

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Keine Masche fallen lassen!

Mörderische Masche
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Mörderische Masche ein Fall für Henri und den Häkelklub von Karla Lettermann (dtv)

Wer Wind sät, wird Sturm ernten.

Nur dass die Ernte bei Maike gelandet war, und nicht, wo sie hingehört hätte: beim ...

Mörderische Masche ein Fall für Henri und den Häkelklub von Karla Lettermann (dtv)

Wer Wind sät, wird Sturm ernten.

Nur dass die Ernte bei Maike gelandet war, und nicht, wo sie hingehört hätte: beim Rinderbaron selbst.
Henri stockte der Atem, als er sich klarmachte, worauf seine Mutmaßungen hinausliefen. Konnte Maikes Tod wirklich geplant gewesen sein? S.135

Ursprünglich wollte Maike das Polnische Warmblut auf dem Hof des Rinderbarons begutachten. Gatte Henri ärgert sich darüber, den Jahrestag, noch dazu einen Sonntag, allein verbringen zu müssen und öffnet den Cremant ohne seine Frau. Ohne Grüße und liebe Gesten verlässt sie mit dem Rad das gemeinsame Anwesen und fährt ihrem Schicksal entgegen. Der Zusammenstoß mit des Bauerns dicken, nasenberingten Bullen endet für die junge Frau tödlich und Henri bleibt als Witwer zurück. Übrig bleibt auch der kleine Handarbeitsladen mit dem resoluten Frollein Langner. Die Angestellte Edda nimmt sich Henri an und schleppt ihn zum Strickzirkel in den Häkel-Club. In Häkel-Henri kommt langsam wieder Leben und damit tauchen Fragen auf, die unbedingt beantwortet werden müssen. Mit Hilfe der Häkel-Frauen sucht Henri nach Lösungen mit dem Verlust fertig zu werden und Maikes Unglück zu rekonstruieren.

Karla Lettermann hat sich hier nicht um einen klassischen Krimi bemüht. Viel mehr ist ihr ein Roman mit liebenswerten Protagonisten und stimmiger Handlung gelungen. Der flüssige Schreibstil und die positive Grundstimmung helfen Henri bei der Trauerbewältigung.
Ganz nebenbei erfährt man Wissenswertes rund ums Thema Häkeln und eine Anleitung für Henris Sommerschal darf dabei nicht fehlen.

Fazit: Ein Cosy-Crime, der zum Nachdenken anregt und mir persönlich gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 04.08.2022

Heilung und Tod liegen nah beieinander

Die versteckte Apotheke
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Die versteckte Apotheke ein Roman von Sarah Penner (Harper Collins Verlag)

Jahrhunderte mochten mich von demjenigen trennen, der das Fläschchen als Letztes in der Hand gehalten hatte, und doch teilten ...

Die versteckte Apotheke ein Roman von Sarah Penner (Harper Collins Verlag)

Jahrhunderte mochten mich von demjenigen trennen, der das Fläschchen als Letztes in der Hand gehalten hatte, und doch teilten wir genau das gleiche Gefühl des kühlen Wassers zwischen unseren Fingern. Es kam mir vor, als würde das Universum auf seine seltsame und widersinnige Weise mit mir in Kontakt treten, um mich an die Begeisterung zu erinnern, die ich einst für die unbedeutenden Kleinigkeiten vergangener Epochen empfunden hatte, wenn ich nur unter den Schmutz blickte, der sich im Laufe der Zeit angesammelt hatte. S.62

Caroline entdeckt beim Mudlarking etwas in der Themse, was ihr den Ansporn zu einer historischen Recherche gibt. Dabei findet sie nicht nur zu sich selbst zurück, sondern lüftet das Geheimnis der versteckten Apotheke im 18. Jahrhundert und deren Akteuren.
Der Plot ist richtig gut und die Autorin versteht es Spannung aufzubauen. Dies wird durch die drei Erzählstränge aus der Vergangenheit und dem Jetzt noch forciert. Ein paar Längen und Wiederholungen, gerade in den Erzählungen der Gegenwart, trüben den Lesegenuss etwas und sind unnötig platziert. Trotzdem hat mir besonders der historische Erzählstrang und die Geschichte der Apotheke mit den sympathischen Frauen sehr gut gefallen. Dieser Handlungsverlauf wird besonders atmosphärisch präsentiert. Bereichernd sind die Einblicke in die Arzneikunde mit ihrem heilenden und gleichzeitig zerstörerischen Potential sowie der Rezeptteil am Ende des Romans.
Die Charaktere und deren Empfindungen sind gut beschrieben. Bei Caroline ist noch Luft nach oben.

Fazit: Ein ruhig erzählter Roman und gute Unterhaltungsliteratur, wobei die Autorin nicht alle Möglichkeiten der Romangestaltung ausschöpft. Bemerkenswert ist die liebevolle Gestaltung des Covers, eine Karte vom Handlungsort London 1791, der alte Apothekerschwur, ergänzende Informationen zu Rezepturen und Wirkstoffen und Pflanzenzusätzen sowie das erklärende Nachwort. Daher kann ich die versteckte Apotheke gern weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Erfrischend!

Wie man sich einen Lord angelt
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Wie man sich einen Lord angelt ein Roman von Sophie Irwin (Knaur Verlag)
„Entschuldigen Sie bitte vielmals, Miss, aber gehört dieser hier Euch?“
Ja! Sie blickte auf und sah dem jungen Gentleman in die ...

Wie man sich einen Lord angelt ein Roman von Sophie Irwin (Knaur Verlag)
„Entschuldigen Sie bitte vielmals, Miss, aber gehört dieser hier Euch?“
Ja! Sie blickte auf und sah dem jungen Gentleman in die Augen, der ihr den Slipper mit geröteten Wangen und einem Ausdruck in den Augen offerierte, der immer in interessierter wurde, während er ihr Gesicht musterte. Es war tatsächlich Mr de Lacy.
„Viele Dank“, hauchte sie ergriffen und nahm den Schuh entgegen. Fraglos wäre nun ein Erröten ihrerseits angemessen gewesen, und Kitty versuchte mit aller Macht, ihren Wangen einen sanften Rotton aufzuzwingen, allerdings ohne Erfolg. Wortlos verfluchte sie die Tatsache, dass sie einfach nicht zu den Menschen gehörte, die schnell rot wurden. S.40/41

Eine attraktive junge Frau, die weiß, was sie will und was zu tun ist, um ihre Familie zu retten. Sie setzt all ihren reizenden Charme und ihre berechnende Intelligenz ein, um sich einen potenziellen Kandidaten zu angeln, der bereit ist, die Spielschulden des verstorbenen Vaters zu tilgen und somit das Familiencottage, sie und ihre Schwestern vor dem Hungertuch zu bewahren.
Im Jahr 1818 wittert Kitty in London ihre Chance und hat den Fuß schon in der Tür, als sie sich auf listige Weise Zutritt zur Ballsaison und somit zur gehobenen Gesellschaft verschafft. Der ebenbürtige Gegner Lord Radcliffe scheint ihr dabei einige Steine in den Weg legen zu wollen. ...

Die Autorin versteht es durch einen anschaulichen Schreibstil und erfrischende Dialoge ein zeitgemäßes Bild der englischen Konventionen aufzustellen.
Mit Kitty Talbot hat Sophie Irwin eine umwerfend taffe Heldin erschaffen die ganz wunderbar in diese amüsante Geschichte passt. Die Begebenheiten sind eine perfekte Mischung durchzogen von historischen und romantischen Charme. Gern habe ich Kitty im Schlagabtausch mit Lord Radcliffe auf ihrem Weg begleitet und kann diesen zauberhaften Roman für vergnügliche Lesestunden wärmstens weiterempfehlen.

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