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Veröffentlicht am 08.11.2025

Eine wahre, tragische Mutter-Tochter-Geschichte

Brief an mein Kind
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Dieses preisgekrönte, autofiktionale Buch mit darin enthaltenen Briefen richtet die fast 50-jährige Mutter, ehemalige Balletttänzerin, an ihre schwerst behinderte Tochter. Bis zu deren 16-ten Lebensjahr ...

Dieses preisgekrönte, autofiktionale Buch mit darin enthaltenen Briefen richtet die fast 50-jährige Mutter, ehemalige Balletttänzerin, an ihre schwerst behinderte Tochter. Bis zu deren 16-ten Lebensjahr begleitet die krebskranke Mutter in Rom bis 2022 das mühsame, aber auch liebevolle Miteinander, teils in poetischer Schreibweise. Man verfolgt zunächst den geplatzten Traum vom Muttersein als Spätgebärende, nachdem ihre Tochter mit Corpus-callosum-Agenesie (CCA) diagnostiziert wird. Wie überfordert und unwissend man nicht nur nach der Geburt im Umgang mit einem solch heftigen Krankheitsbild ist, wird drastisch, ehrlich und klar beschrieben. Wie auch das Leben der Mutter dadurch aus den Fugen geraten ist, wird nachvollziehbar dargelegt. Verfolgen kann man ihren Kampf gegen die Abtreibungsgegner in Debatten um den Abtreibungsparagraphen 194 in Italien, auch ihre Suche nach praktischen Antworten über das Carter Center in den USA. Dass Krankheit entfremden, trennen, isolieren und zerstören kann, gilt nicht nur für die Corona-Pandemie. Ständige Probleme in der Inklusionsschule der Tochter mit Eingaben, Beschwerden, Anträgen und sogar Anzeigen belasten den ohnehin stressbeladenen Alltag, der sich schließlich noch verschärft durch die fatale Krebsdiagnose der Mutter. Besonders ihren beruflichen Werdegang als Tänzerin greift sie auf, erinnert z.B. an Balletttänzer wie Vaslav Nijinsky und Olivier Dubois. Wie sie sich beide nun als Menschen zweiter Klasse sieht, wie sie aber auch rechtzeitig Vorsorge trifft nach „Legge dopo di noi“ (Gesetz „nach uns“), zeigt ihre Verzweiflung, aber auch ihre Kraft und Sorge um ihre geliebte Tochter.

Schriftlicher Abschied der krebskranken Mutter Ada von ihrer schwerbehinderten Tochter Daria – eine bewegende Szenerie insgesamt.

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Veröffentlicht am 07.11.2025

Interessante Figuren in einfühlsam beschriebenem Ambiente.

Zwei Leben
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Das Cover mit ländlichen Impressionen kommt so unscheinbar und friedlich daher, wo es doch im Roman um viele lebensentscheidende Problemsituationen besonders für zwei Frauen daher kommt. Emotionen von ...

Das Cover mit ländlichen Impressionen kommt so unscheinbar und friedlich daher, wo es doch im Roman um viele lebensentscheidende Problemsituationen besonders für zwei Frauen daher kommt. Emotionen von tiefster, langanhaltender Trauer über stille, lange verborgene Sehnsüchte bis zu innig empfundenen Glücksgefühlen der Liebe, auch der Jahrzehnte langen Treue – in diesem breiten Spektrum werden berührende Szenen in teils poetischem und bildhaften Schreibstil beschrieben. Umrahmt von bäuerlichem Alltagsleben im jahreszeitlichen Arbeitsrhythmus mit dörflichen und kirchlichen Traditionen Süddeutschlands um 1971 bewegen sich sympathische Charakteren in ihrer Besonderheit um tiefgehende Lebenssituationen. Gebettet in idyllische Naturbeschreibungen und Agrarwissen gestaltet sich die Erfüllung von Sehnsüchten nach einem anderen Leben für einige Figuren in ruhigem Erzähltempo. Sowohl die 20-jährige Bauerstochter Roberta Strasser als auch die 40-jährige Gertrud, Frau des Pfarrers, ersehnen ein Leben, weg von dörflicher Enge und familiären Zwängen. Beerdigung und Taufe verweilen wie Unglück und Glück nahe beieinander, Thematisiert werden z.B. auch Abtreibung, Freundschaft seit Kindheitstagen, Handweberei, Kriegsgefangenschaft in den USA. Bei diesem letztgenannten Thema erzählt der sehr einfühlsame Großvater von seinen zwei Leben, Seine Botschaft nicht nur an Roberta lautet: ….dass nichts wichtiger ist, als richtig zu leben. Nicht halb oder versteckt oder einfach falsch.
Einfühlsam beschriebene, zwischenmenschliche Konstellationen mit Tiefgang.

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Veröffentlicht am 06.11.2025

Verschiedene Schattierungen der Liebe, überspitzt dargelegt.

Das Buch der Schwestern
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Dieser teils nicht nachvollziehbare Familienroman spielt in der französischen Provinz und thematisiert Einsamkeit und grobe Vernachlässigung durch egoistische Eltern gegenüber den eigenen zwei Töchtern. ...

Dieser teils nicht nachvollziehbare Familienroman spielt in der französischen Provinz und thematisiert Einsamkeit und grobe Vernachlässigung durch egoistische Eltern gegenüber den eigenen zwei Töchtern. In einer lieblosen, unglücklichen Kindheit übernimmt die 5-jährige, introvertierte, sehr intelligente Tristine als Ersatzmutter die Versorgung ihrer Schwester Laetitia von deren Geburt an, und sogar den Haushalt versorgt sie. Auch die Beantragung eines Begabtenstipendiums vor dem Alter von 18 Jahren kann nur mit Unterschrift und Einkommensunterlagen der Eltern erfolgen. Diese Passagen sind unrealistisch, total überzogen, wenig authentisch. Die starke Geschwisterliebe und die verschiedene soziale und emotionale Entwicklung beider Mädchen wiederum gefällt durch die überzeugende Beschreibung ihrer verschiedenen Facetten. Während Laetitia durch Zuwendung und Aufmerksamkeit ihrer Schwester ein gesundes, extrovertiertes Selbstbewusstsein entwickelt, leidet Tristine lebenslang an fehlender Ausstrahlung. Ihre frühen seelischen Narben, verursacht durch frühe grobe elterliche Vernachlässigung, können langfristige Folgen haben. Gesellschaftskritisch ist dieser Roman auch hinsichtlich der asozialen Außenseiterfigur Bobette mit ihren vier vaterlosen Kindern.
Insgesamt wirkt dieser Roman durch viele unrealistische Szenen zu überspitzt, auch wenn die Botschaft hinsichtlich der verantwortungsvollen Elternrolle klar hervortritt.

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Veröffentlicht am 05.11.2025

Nicht leicht, zu sich selbst zu finden bei schwerwiegenden Lebensveränderungen

Einfach super
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Das Thema Scheidung, das Ende einer Ehe steht im Mittelpunkt und damit einhergehende Depressionen, Selbstzweifel und Lebensveränderungen im Leben der 28-jährigen Meggie in Toronto. In der Ich-Form versinkt ...

Das Thema Scheidung, das Ende einer Ehe steht im Mittelpunkt und damit einhergehende Depressionen, Selbstzweifel und Lebensveränderungen im Leben der 28-jährigen Meggie in Toronto. In der Ich-Form versinkt sie in Trauer und Selbstmitleid, gefolgt von einer Dating-Periode voller leerem Sex bis zu lang anhaltenden Therapie-Einheiten. Über ihre sognannte Freundschaft mit ihrer Chat-Gruppe zu lesen ist unterhaltsam. Aber die Reflektionen über Meggies Probleme in ihrem Alter um 30 Jahre wirken in all den Irrungen und Wirrungen eher oberflächlich und unbedeutend, zu langatmig ausgebreitet. Die Handlungsweise des Ehemannes Jon ist schlecht nachvollziehbar, auch in Bezug auf die gemeinsame Katze. Der Buchtitel Einfach super ist sarkastisch gemeint, denn bei diesem Scheidungsvorgang verläuft viel Emotionales gar nicht super.
Der Schreibstil ist in flotter, salopper Wortwahl gehalten, stellenweise sogar vulgär. Der hier beschriebene Lebensstil von Millennials mag am ehesten die Altersgruppe von zwischen den Jahren 1980 und 1995 Geborenen ansprechen. Das ziemlich abrupte Ende überrascht.

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Veröffentlicht am 04.11.2025

Interessante Reiserouten und Infos für Bahn-Nerds.

Nachtzugtage
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Reisen mit Bahn, Bus, Fähre und Sammeltaxi quer durch Europa und darüber hinaus, an Kriegsgebieten entlang, scheinen für die Autorin die ideale Fortbewegung zu sein – raus aus dem Federbett der Zivilisation ...

Reisen mit Bahn, Bus, Fähre und Sammeltaxi quer durch Europa und darüber hinaus, an Kriegsgebieten entlang, scheinen für die Autorin die ideale Fortbewegung zu sein – raus aus dem Federbett der Zivilisation (1879 Robert Louis Stevenson). Jeder Reisebericht, von Berlin aus startend, mit der Reiseroute auf vorangestellter Karte pro Kapitel, kommentiert sowohl ihre jeweiligen Begegnungen, Eindrücke und Erlebnisse in und um die Zugreise herum, bereichert durch Literaturzitate. Aber auch Schwierigkeiten bei internationalen Anschlussverbindungen besonders auf Langstrecken finden Erwähnung. Allein der Buchungsstress und das häufige Umsteigen und unerwartete Umbuchen unterwegs könnten ähnlich interessierte Nachtzugfans abschrecken. Land und Leute mag solch ein Zug-Reisender näher kennenlernen, wenn man bereit und flexibel genug ist, fehlenden Schlafkomfort und Reiseprobleme unterwegs zu akzeptieren. Die Informationen zu veränderten Reisebedingungen und Buchungsmöglichkeiten im Laufe der Jahrzehnte sind sicher hilfreich. Diese teils abenteuerliche, teils romantische Art zu reisen wird in positivem Schreibstil beleuchtet, die jeweilig vorbeieilende Landschaft und zufällige Kontakte einbeziehend.

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