Profilbild von frommeHelene

frommeHelene

Lesejury Star
offline

frommeHelene ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit frommeHelene über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2020

Atemraubend, aufwühlend und schockierend wozu Menschen fähig sind!

After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021
0

After the fire ist mein Highlight 2020!

Die Geschichte katapultiert mich mitten ins Geschehen. Sie beginnt mir dem großen Feuer, dem Endkampf, auf den die Gotteslegionäre sich vorbereitet haben, der Möglichkeit ...

After the fire ist mein Highlight 2020!

Die Geschichte katapultiert mich mitten ins Geschehen. Sie beginnt mir dem großen Feuer, dem Endkampf, auf den die Gotteslegionäre sich vorbereitet haben, der Möglichkeit sich als wahre Gläubige zu beweisen. Alles ist viel zu schrecklich, um es als eine Befreiung zu sehen, die es für die Sterbenden und die Überlebenden bedeutet hat. Das Leben teilt sich in ein „Davor“ und „Danach“. So wird die Geschichte auch erzählt.

Ich erlebe die Welt aus den Augen der 17-jährigen Moonbeam im Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit. Sie erzählt im „Danach“ von ihrem aktuellen Alltag in der Psychiatrie und dem Leben in der Legion Gottes. Ich wohnen ihren Therapiesitzungen bei, erlebe ihr Misstrauen gegenüber den Menschen von „Draußen“, durchleide ihre Einsamkeit, ihre Ängsten, den Umgang mit ihrer eigenen Schuld und ihren Kampf um ein zukünftiges Leben . In ihren Rückblicken auf das „Davor“ spüre ich die Manipulationen, die Abhängigkeit und den psychischen Druck, denen die Anhänger der Sekte ausgesetzt sind, und fühle Moonbeams Not, ihren wachsenden Widerwillen und ihr Misstrauen gegenüber den Regeln der Gemeinschaft und den Offenbarungen des Legionsführers Father John.

Mit jedem Schritt, den Moonbeam`s Vertrauen zu den Menschen von „Draußen“ in der Gegenwart wächst und sie sich öffnet, scheint ihre Ablehnung gegen das Leben der Gotteslegionäre in der Vergangenheit zugenommen zu haben und ihre Bewertung der Erinnerung ins Negative zu kippen.  Ich hoffe und bete, dass sie einen guten Weg in ein Leben „Danach“ findet.

Selten habe ich ein Buch als so emotional fesselnd, mit steigenden Spannung und glaubhaftem Realitätsbezug gelesen. Das Buch verarbeitet in seiner fiktiven Geschichte auf sehr persönliche und berührende Weise die Weco-Belagerung, in der am 19. April 1993 82 Mitglieder der Branch Davidians Sekte starben. 21 Kinder überlebeten missbraucht und gebrochen, die tagelangen Belagerund und wurden im Anschluss von einem speziellen Trauma Team des Texas`Children Hospitals behandelt und für auf ein Leben außerhalb der Sekte vorbereitet.

Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich Moonbeam´s Geschichte gelesen habe. Sie hat einen Platz unter meinen Lieblingsbüchern erobert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.10.2020

Der Autor bricht sein Versprechen

Der Junge aus dem Wald
0

Es ist mein erstes Coben Buch und hätte ich vorher gewusst, dass er sich gerne kritisch mit der amerikanischen Justiz, Medienmacht und politischen Manipulationen auseinandersetzt, hätte ich wohl nicht ...

Es ist mein erstes Coben Buch und hätte ich vorher gewusst, dass er sich gerne kritisch mit der amerikanischen Justiz, Medienmacht und politischen Manipulationen auseinandersetzt, hätte ich wohl nicht zugegriffen.

Coben beginnt das Buch mit einem Highschooldrama – dem Verschwinden von Naomi – und bauscht es – für mich künstlich - zu einem politischen Ringkampf der Großen und Mächtigen auf.

Leider erfüllt sich auch nicht die Ankündigung eines menschenscheuen Ermittlers, der mit ungewöhnlichen Methoden an den Fall herangeht. Wilde hat keinerlei Probleme sich im Haifischbecken der Mächtigen zu bewegen und sich in den manipulativen Dialogen durchzusetzen. Auch seine Ermittlungsmethoden sind allenfalls technisch ausgefeilt, als ungewöhnlich.

Die Erzählung wird von Dialogen dominiert, oftmals von Personen, die gar nicht oder nur unzureichend eingeführt sind. Ja, es bietet damit ein offenes Feld für Spekulationen, doch die Protagonisten sind so klischeehaft und das Terrain mir unbekannt, dass es mir keinen Spaß macht sich daran zu beteiligen. Langezeit hoffe ich auf ein Vorankommen der Ermittlungen um Naomis Verschwinden, doch ich werde Seite um Seite hingehalten.


Ungewöhnliches Stilmittel: Der Autor kündigt auf Seite 135 ein Verbrechen an. Es geschieht aber erst auf Seite 397. Was soll ich sagen: Diese Ankündigung war dringend nötig, ich hätte das Buch sonst vorher abgebrochen und mir die 262 Seiten unzusammenhängender Perspektiven und Dialoge gespart.

Immerhin nutzt er die verbleibenden 67 Seiten bis zum Ende, um alles schlüssig aufzulösen und selbst das Highschooldrama im Kiss-off noch mit einem Ende zu versehen.

Alles in allem lässt mich das Buch enttäuscht zurück. Titel und Klappentext haben etwas völlig anderes versprochen und das Geboteten konnte dies Enttäuschung nicht wettmachen. Schade.

2,5 Sterne gibt es, weil ich die Rahmengeschichte mochte, es durchaus spannende Passagen gab und die Parallelen zur aktuellen politischen Lage der USA angekommen sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.09.2020

Furioses Finale

Das Buch der gelöschten Wörter - Die letzten Zeilen
0

Die Absorbierer sind immer einen Schritt voraus. Nicht nur die Buchwelt ist in Gefahr, Quan Surts Pläne bedrohen auch die reale Welt. Mit Hilfe Quan Surts Autor hoffen Hope und Rufus, die Absorbierer stoppen ...

Die Absorbierer sind immer einen Schritt voraus. Nicht nur die Buchwelt ist in Gefahr, Quan Surts Pläne bedrohen auch die reale Welt. Mit Hilfe Quan Surts Autor hoffen Hope und Rufus, die Absorbierer stoppen zu können. Doch dieser muss erst einmal gefunden werden.

Ein Finale, das diesen Ausdruck verdient. Ein Twist jagt den nächsten. So viele Rätsel, die es noch zu lösen gilt, so viele Unwägbarkeiten und dann scheint die Zeit nicht mehr zu reichen. Hope muss Opfer bringen und sogar ihre Liebe aufgeben. Doch sie lässt sich nicht bremsen und wagt viel mehr, als alle von ihr verlangen würden.

Am Ende bleibe ich gerührt und zufrieden zurück. Wunderbar, wie alles aufgelöst wurde und auch die Emotionen kommen nicht zu kurz.

Fazit: Dramatische Wendungen und ein sättigendes Ende

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.09.2020

Rasante Fortsetzung der Jagd auf die Absorbierer

Das Buch der gelöschten Wörter - Zwischen den Seiten
0

Es braucht nur wenige Seiten, dann ist man wieder abgetaucht im Band 2 des Buches der gelöschten Wörter – mitten in die Pläne des Bundes um die Suche nach dem Kopf der Absorbierer: Quan Surt. Dieser scheint ...

Es braucht nur wenige Seiten, dann ist man wieder abgetaucht im Band 2 des Buches der gelöschten Wörter – mitten in die Pläne des Bundes um die Suche nach dem Kopf der Absorbierer: Quan Surt. Dieser scheint ein Meister im Spuren verwischen und den Bundesleuten immer einen Schritt voraus zu sein. Doch Hope hat eine Spur und die Zeit drängt, denn das Leben ihrer Mutter steht auf dem Spiel. Da passiert ihr ein fataler Fehler …

Seite um Seite jage ich durch das Buch, halte den Atem an, wenn Hope sich ganz gegen den gesunden Menschenverstand in gefährliche Situationen stürzt und ohne Absprachen handelt. Ich puzzle mit, wenn neue Hinweise auftauchen und neue Verbindungen sichtbar werden. Die Jagd auf Quan Surt und seine Komplizen wird zu meiner Jagd. Gleichzeitig bin ich begeistert von den vielen Details der Buchfiguren und der liebevollen Charaterzeichnungen und Beziehungsentwicklungen und den humorigen Umgangston. Auch die Romantik kommt nich zu kurz - zu niedlich der Sidekick! Nur Hope scheint noch völlig taub für ihre Herzensprache. Hoffentlich erfüllt sich das, was ich vernommen habe.

Wie es sich gehört, endet der zweite Band mit einem Cliffhänger. Gut, dass ich Band 3 schon parat habe. Auf geht es: das Finale zur Rettung der realen und der Bücherwelt darf beginnen.

Fazit: temperamentvolle Fortsetzung der Rettung der Bücherwelt

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.09.2020

Ein entlarvender Blick auf menschliche Traumata

Altes Land
0

Sein ganzes Leben auf der Flucht zu sein, nicht vergessen zu können und nirgendwo zuhause sein zu können, wie mag sich das anfühlen? Die Geschichte erzählt von Vera Eickhoff, die nach ihre Flucht als Kind ...

Sein ganzes Leben auf der Flucht zu sein, nicht vergessen zu können und nirgendwo zuhause sein zu können, wie mag sich das anfühlen? Die Geschichte erzählt von Vera Eickhoff, die nach ihre Flucht als Kind aus Ostpreußen nicht ankommen kann. Trotz vieler Jahrzehnte in der Elbmasch bleibt sie heimatlos. Sie zeigt nur einen eisigen Panzer, der Menschen auf Distanz hält. Sie verwahrt das Haus und lebt nicht darin. Als ihre Nichte Anne mit ihrem kleinen Sohn Leon bei ihr strandet, bekommt ihr Panzer Risse.

Ich hatte Mühe mich einzufinden in das Buch. Anfänglich blieben mir die Menschen darin fremd. Die harte Sätze und entlarvende Blicke auf ihr Leben hielten mich auf Abstand. Die häufigen Perspektivwechsel erschwerten die Orientierung. Jeder Mensch für sich gesehen gefangen in seinem Leben. Jeder Blick auf andere ein Urteil. Jedes Wort zueinander eine Grenze.
Ihre Worte, ihre Taten konnten mich so wenig für sie einnehmen – bis ich Stück für Stück von ihrem Schicksal erfuhr, von ihrer Vergangenheit, ihren verdrängten Traumata, ihren vererbten Narben. Je weiter ich las, je mehr hat mich die Geschichte fasziniert, war ich begeistert von der gewaltigen Sprache und dem verletzlichen Inneren, das sich dahinter verbag. Je mehr ich las, wollte ich das Vera ein Zuhause hatte und Anne ein eigenes Leben...

Die Geschichte endet so abrupt, wie sie begann. Beantwortet längst nicht alle Fragen. Weil das Leben das wohl nicht kann: alle Fragen beantworten, und auch nicht, alle Aufgaben erfüllen. Es bleibt immer etwas übrig für die nächste Generation.

Fazit: Harte Worte, lesenswert und auffwühlend

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere