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Veröffentlicht am 13.11.2018

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The Ivy Years - Solange wir schweigen
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„Es zeigte sich, dass nichts so sehr ablenkt und so anstrengend ist, wie jemanden ignorieren zu wollen.“

Eishockey ist eigentlich nicht kompliziert. Sollte es zumindest nicht sein, findet Michael Graham. ...

„Es zeigte sich, dass nichts so sehr ablenkt und so anstrengend ist, wie jemanden ignorieren zu wollen.“

Eishockey ist eigentlich nicht kompliziert. Sollte es zumindest nicht sein, findet Michael Graham. Doch dann bringt das neuste Mitglied seines Teams sein Leben gehörig aus den Fugen, denn John Rikker ist nicht bloß einer früherer Freund und Schulkamerad, sondern er weiß auch etwas über Graham, was um keinen Preis an die Öffentlichkeit geraten soll. Sein Geheimnis könnte seinen Untergang bedeuten und so geht er Rikker aus dem Weg so gut es geht, wären da nur nicht diese alten Gefühle, die Graham so verzweifelt zu unterdrücken versucht und ihn immer wieder in Johns Nähe ziehen.

Nach „The Ivy Years 2 – Was wir verbergen“ ist das der dritte Band der Reihe von Sarina Bowen. Ich dachte kurioserweise, dass der zweite Band mich schon begeistert hat, doch im Vergleich mit diesem Band wirken viele für gut befundene Bücher auf einmal schal und langweilig. Man kann den Band auch gut ohne die Kenntnisse der anderen zwei Teile lesen, ich zum Beispiel kenne Band 1 nicht, liebe die Bücher dennoch und habe in keinster Weise das Gefühl, mir würden Informationen fehlen.

Das Cover ist klassisch hübsch und ist vom Stil her genau wie die anderen Bücher. Den Titel liest man in typischen Lettern, die man immer mit College-Jacken in Verbindung bringt und die Farbe der Blumendeko vor dunklem Hintergrund passt zu den anderen zwei Bänden. Rein optisch also eine wunderschöne Reihe zusammengehöriger Bücher, die rein zufällig auch noch unfassbar gute Geschichten beinhalten, was will man mehr?

In dieser Story geht es um Michael Graham und John Rikker, allerdings hat es mindestens bis zu Hälfte des Buches gedauert, bis ich deren Vornamen drauf hatte, weil, wie ich schon bei Teil 2 bemängelt hatte, alle Menschen meist nur mit Nachnamen angesprochen werden, als wäre es normal und selbstverständlich, das so zu tun, was es unter Sportlern ja vielleicht auch ist.
Beide erzählen jeweils abwechselnd aus ihrer Ich-Perspektive und das war extrem spannend zu verfolgen. Für mich ist es das erste Buch, in dem es um ein männliches, homosexuelles Paar geht, und ich war schlichtweg begeistert, an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben zu können, sodass es auf jeden Fall nicht das letzte Buch mit männlichen Protagonisten gewesen sein wird, an das ich mich heranwage.
Sprachlich ist das Buch typisch New Adult nicht besonders anspruchsvoll oder umständlich sondern leicht, umgangssprachlich und locker geschrieben, es liest sich quasi wie von selbst und es fiel mir sehr schwer, meinen Reader für die Nacht beiseite zu legen.

Wie bereits gesagt, ist das meine erste Begegnung mit zwei männliche Hauptcharakteren und ich bin mehr als positiv überrascht. Die beiden sind nicht so, wie man sich das typische Klischee-Paar vorstellt, der eine übertrieben männlich und der andere weiblich bis ins Mark. Zwar steht John zu seiner Sexualität und Michael hingegen gibt sich als hetero aus, dennoch wirken sie beide wie der normale Durchschnittskerl von nebenan, was wirklich angenehm ist. Keiner macht wirklich viel Drama und doch gibt es immer wieder große Gefühle und spannende Momente in der Geschichte.

John und Michael haben eine gemeinsame Vergangenheit, die zu Grahams Entschluss gefolgt hat, sich nicht zu outen. Doch insgeheim wusste er die ganze Zeit, dass Frauen nicht das sind, was ihn glücklich macht. Mit Rikker blüht er auf und dennoch versteckt er die Wahrheit, was in ihm einen inneren Kampf auslöst, der ihn immer mehr auslaugt und in ein emotionales Chaos zwischen Schein und Sein stürzt.
John hat es auch nicht viel leichter, gerade weil er geoutet ist. Viele seiner Mitspieler behandeln ihn wie einen von ihnen, aber es gibt genug, die miese Kommentare gegen ihn schießen und schwulenfeindliche Bemerkungen machen. Außerdem kränkt es ihn, dass Graham nicht zu ihm und vielmehr seiner wahren Sexualität steht.
Doch die Liebe der beiden war wunderbar und herzzerreißend zu gleich mitzuverfolgen. Ich finde nicht die richtigen Worte dafür, was das Buch mit mir gemacht hat, aber ich war zugleich aufgewühlt und begeistert, wie auch nachdenklich und betrübt. Es ist schade, dass man heutzutage, wo man doch meinen könnte, dass die Welt offener geworden ist, immer noch das Gefühl haben muss, sich zu verstecken und zu verstellen, weil man sich mit seinem wahren Selbst Feinde machen könnte. Umso schöner war es dann aber, zu sehen, wie die beiden Protagonisten sich ihren eigenen Weg miteinander gesucht haben.

Mein Fazit:
Ein außergewöhnliches Buch in jeder Hinsicht. Prickelnde Szenen, viel Gefühl und ein aktuelles, zum Nachdenken anregendes Thema kombinieren sich in diesem Buch, Sarina Bowen hat mich wirklich beeindruckt.
Lest dieses Buch, ihr werdet es lieben.

Veröffentlicht am 04.11.2018

"Sag mal Auto für mich."

Cinder & Ella
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„Ich fühlte mich, als wäre meine Brust aufgerissen, und mein gebrochenes Herz hätte sich in kleinen Einzelteilen über den Boden verteilt.“

Nach einem schweren Verkehrsunfall ist Ellas Leben nicht mehr ...

„Ich fühlte mich, als wäre meine Brust aufgerissen, und mein gebrochenes Herz hätte sich in kleinen Einzelteilen über den Boden verteilt.“

Nach einem schweren Verkehrsunfall ist Ellas Leben nicht mehr das selbe. Sie hat ihre Mutter verloren, kann nur noch am Stock laufen und ihre Narben werden sie auf ewig kennzeichnen. Noch dazu muss sie bei ihrem Vater, der ihr nahezu fremd ist, und dessen neuer Familie einziehen, auf eine Eliteschule mit eingebildeten und verzogenen Kids gehen und besonders eine ihrer neuen Stiefschwestern macht ihr das Leben zur Hölle. Wäre da nicht ihr Internetfreund Cinder, hätte Ella vermutlich schon längst die Flinte ins Korn geworfen, doch er schafft es immer, sie aus ihren Tiefs zu holen. Bisher haben sich die beiden in den vielen Jahren, die sie schon schreiben, noch nie getroffen und doch merken sie, dass sie den jeweils anderen mehr als nur ein bisschen gern haben. Was Ella jedoch nicht weiß: Cinder ist ein gefeierter Hollywood-Star und Schauspieler..

Mir persönlich wäre das Buch gar nicht aufgefallen, das Cover ist bescheiden und aufgeräumt. In der Mitte sieht man vor türkisfarbenem Hintergrund rosa Blumen, die den Titel umranden, mehr nicht. Schlicht und hübsch, jedoch schreit es nicht „Hier bin ich!“,, sodass ich wohl, hätte ich nicht so unglaublich positive Meinungen gelesen, nicht darauf zugegriffen hätte.

Erzählt wird von den beiden Protagonisten aus ihren Ich-Perspektiven. Ich habe insbesondere mit Ella unfassbar mitgelitten, die Erzählweise lässt einen emotional sehr nah an Ella und Cinder/Brian ran, stellenweise war ich wirklich berührt von den Worten unserer Hauptpersonen.
Die Sprache ist passend zum Alter von Cinder und Ella geprägt von Umgangssprache und auf keinem besonders hohem Niveau, leicht zu lesen und dennoch packend. Die Geschichte hat einen stellenweise so sehr gefangen genommen, dass ich fast eine ganze Nacht durchgelesen habe, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht.

Cinder, beziehungsweise Brian ist ein berühmter Schauspieler. Er wird einen der Hauptcharaktere aus seiner liebsten Buchreihe in deren Verfilmung spielen und hat einen Haufen Fans, allerdings hat das Leben eines Promis auch Schattenseiten. Alle schmieren einem Honig ums Maul, um etwas zu erreichen, und um an der Spitze zu bleiben muss man kämpfen. Die Einzige, die sich traut, Brians Ego Kontra zu geben, ist Ella, ebenfalls Fan der Bücher, durch die sie sich kennengelernt haben. Denn sie weiß nicht, wer er ist, für sie ist er einfach nur ihr bester Chat-Freund, ein normaler Junge. Für ihn ist sie schon lange nicht mehr nur die Bekannte aus dem Internet, sondern seine beste Freundin und engste Vertraute, wobei er das entscheidendste Detail, nämlich seine wahre Identität verheimlicht.
Ella hingegen lebt ihr Leben nach dem verhängnisvollen Autounfall so zurückgezogen wir möglich. Sie wird gequält und ausgegrenzt wegen ihrer Narben und der Art, wie sie geht, als wäre es nicht schon traumatisch genug, seinen liebsten Menschen auf der Welt zu verlieren. Bei ihrem Vater und seiner Wahlfamilie wird ihr aus allen Richtungen das Gefühl gegeben, hässlich und unerwünscht zu sein, aus ihrem früheren Leben ist nichts mehr übrig außer ihr Kontakt zu Cinder. Er bemitleidet sie nicht, sondern muntert sie auf, wenn sie einen schlechten Tag hat und bringt sie zum Lachen, kein Wunder also, dass Ella sich zunehmend wünscht, ihren Freund auch mal persönlich zu treffen. Trotz all der Schläge, die sie einstecken musste, ist sie Ella allerdings außergewöhnlich und bemerkenswert stark. Andere wären an einem Schicksal wie ihrem sicher zerbrochen, aber wie sie ihr Leben meistert, verdient ganz eindeutig Respekt. Stellenweise hat mir das Herz geblutet, wenn man mitanlesen musste, was Ella alles schreckliches widerfährt, doch sie kämpft.

Die Geschichte von Cinder und seiner Ella ist herzzerreißend. Allein schon Ellas Part könnte ein ganzes Buch füllen, würde man ihn weiter ausführen, und ich wollte einfach immer und immer weiter lesen und war sehr traurig, als ich am Ende angelangt war. Wenn man von der Internetbekanntschaft hört, wird man zunächst skeptisch und glaubt zu wissen, wie das Buch weiter verlaufen wird: Irgendwann werden sie sich treffen, es gibt noch ein paar Schwierigkeiten, aber am Ende kriegen sie sich, weil ihnen auffällt, dass sie sich immer gewollt haben.
Doch „Cinder & Ella“ ist so viel mehr als nur das, die Autorin versteht sich darin, Emotionen perfekt verständlich und authentisch rüberzubringen und den Leser direkt zu erreichen. Viele Passagen trafen mich ins Herz und ich muss zugeben, gegen Ende auch etliche Tränen vergossen zu haben.
An dieser Stelle merkt man noch mal klar den Unterschied zwischen Young und New Adult, bei letzterem geht es auch oft um körperliche Chemie, bei Young Adult, bzw. Jugendbüchern stehen die Gefühle mehr im Vordergrund. Nur langsam nähern Ella und Brian/Cinder sich an, erst relativ spät im Buch treffen sie sich überhaupt zum ersten Mal. Nichts wirkt überstürzt oder kitschig, sondern viel eher gefühlvoll.

Mein Fazit:
Dieses Buch ist der Hammer. Wenn ich daran denke, dass ich es eigentlich noch gar nicht auf der Rechnung hatte, bis ich über die vielen begeisterten Bewertungen gestolpert bin, wird mir ganz anders. Man verpasst definitiv etwas, wenn man diese berührende Geschichte nicht liest, denn sie hat alles, was das Herz begehrt. Unglaubliche Charaktere mit beeindruckenden Hintergründen, eine wunderbare Story, Emotionen, Emotionen und Emotionen!
„Cinder & Ella“ lege ich JEDEM wärmstens nahe, wer es nicht liest, ist selbst Schuld.

Veröffentlicht am 28.10.2018

Liebe wie Glas, wunderschön und zerbrechlich

All In - Tausend Augenblicke
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„Ich sah vielleicht nach Rock'n'Roll aus, aber ich fühlte mich wie zerbrochenes Glas, das überall verstreut war. Ich wusste nicht mehr, wer oder was ich war, aber ich glitzerte hübsch im Rampenlicht.“ ...

„Ich sah vielleicht nach Rock'n'Roll aus, aber ich fühlte mich wie zerbrochenes Glas, das überall verstreut war. Ich wusste nicht mehr, wer oder was ich war, aber ich glitzerte hübsch im Rampenlicht.“ (S.16)

Kacey und Jonah könnten unterschiedlich nicht sein. Sie ist ein Rockstar, Gitarristin in einer Band und lebt ein Leben jenseits jeder Normalität zwischen Partys, Alkohol und Exzessen. Er arbeitet hart und strikt nach Zeitplan, führt einen bescheidenen und gesundheitsbewussten Alltag und ist dankbar, überhaupt noch am Leben zu sein, und das nur wegen des Herzens eines anderen, das in seiner Brust schlägt.
Als sie sich begegnen, wissen sie noch nicht, auf was sie sich einlassen, denn ihre Liebe wird zugleich Herausforderung wie Bereicherung sein, Glück und Schmerz.. und sie beide für immer verändern.

Das Cover dieses Buches ist wunderschön. Man sieht ein Streichholz, an dem eine kleine Flamme brennt, was ein größeres Feuer zu entfachen oder farbigen Rauch zu bilden scheint. Die Farben harmonieren perfekt miteinander, warme Töne wie Rot, Orange und Gelb bilden eine Einheit mit Violett und Magenta, es ist einfach ein Hingucker schlechthin, an dem ich im Laden auf keinen Fall einfach vorbeigehen könnte.

Die beiden Protagonisten erzählen jeweils aus ihrer Ich-Perspektive, so kann man immer am besten an Gedanken und Gefühlen teilhaben, finde ich. Die Sprache ist modern und jugendlich, passend zu den beiden Protagonisten, an vielen Stellen auch umgangssprachlich und ein wenig unanständig.
Das Buch las sich wie im Fluge, am liebsten hätte ich überhaupt keine Pausen gemacht, was aber leider nicht möglich war.

Kacey ist zu Beginn des Buches noch ein Rockgirl, was keine Hemmungen hat, zu Alkohol und Kippen zu greifen, wenn ihm mal was zu viel wird. Im Laufe der Zeit wird sie allerdings zahmer und vernünftiger, sie macht eine beeindruckende Wendung durch und das nur wegen Jonah. Jonah hingegen lebt anfangs nur für seine Arbeit, die Glaskunst. Mehr und mehr merkt er aber, dass Kacey ihm wichtig ist und ihm etwas geben kann, von dem er nicht mehr erwartet hatte, es zu finden: Liebe.

Die Geschichte der beiden ist herzzerreißend, im wahrsten Sinne des Wortes. Jonahs gesundheitliche Verfassung ist allgegenwärtig und es ist im Vorfeld schwierig zu sagen, wie das Buch enden wird. Man hofft auf ein Happy End, befürchtet aber zugleich auch, dass es eine ungute Richtung einschlagen kann, doch das muss jeder für sich selbst sehen. Das Schöne war, zu verfolgen, wie Jonah und Kacey sich gegenseitig zum Besseren verändern und ihre Leben sehr viel mehr Qualität bekommen, weil sie jemanden haben. Ihre gemeinsame Geschichte startete Knall auf Fall und etwas unrealistisch, und doch ließen sie sich Zeit damit, sich näherzukommen. Als es dann so weit ist, denkt man sich als Leser: „Na also, warum nicht gleich so!“ Aber ich fand alles gut so, wie es ist.
Aber nicht nur die beiden Protagonisten gefallen mir, sondern auch die besten Freunde von Jonah sind mir total ans Herz gewachsen, genau wie sein Bruder Theo, der zwar einen etwas finsteren und brummigen Eindruck macht, aber ein wirklich loyaler und beschützender Mensch ist.

Ein riesiger Pluspunkt sind die Emotionen, die die Autorin übermittelt. Man fühlt unglaublich mit Jonah und Kacey mit, es ist beeindruckend, wie Emma Scott den Leser gefangen nimmt und ihn berührt. So etwas muss man erst mal schaffen, bei vielen Büchern wird da leider nur auf leere Klischees und schöne Worte gesetzt. Doch in diesem Buch fahren die eigenen Gefühle Achterbahn, man fühlt, lebt die Geschichte als wäre man selbst Teil davon. Noch dazu gibt es einen Haufen wundervolle Zitate, wovon ich eines an den Anfang und eines an das Ende der Rezension gesetzt habe.

Mein Fazit:
Nach dem Beenden des Buches war ich erst mal sprachlos und musste das Gelesene sacken lassen. Ich bin hellauf begeistert, war berührt wie schon lange nicht mehr. Diese Geschichte ist ein Volltreffer in jeder Hinsicht und New Adult auf extrem hohen Niveau, umso mehr freue ich mich auf den zweiten Teil der Dilogie, der im Frühjahr 2019 erscheinen wird.
Ich kann gar nicht anders, als eine unbedingte Leseempfehlung auszusprechen.

Zum Schluss noch ein Zitat von Jonah:
„Sterben, das hatte ich gelernt, war kein Mannschaftssport. Es war ein einsames Unterfangen. Alle, die ich liebte, standen am trockenen Ufer, während ich allein in einem Boot saß, das sich langsam von der Küste entfernte, und niemand konnte etwas tun.“

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Gefühl
Veröffentlicht am 26.10.2018

Freund oder Feind?

Spiel der Macht (Die Schatten von Valoria 1)
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„'Für dich mag ich keine Freundin sein', sagte Kestrel zu Arin. 'Aber für mich bist du ein Freund.'“

Das Land Herran wird von den Valorianern geführt. Kestrel, die Tochter des Obersten Generals der Valorianer, ...

„'Für dich mag ich keine Freundin sein', sagte Kestrel zu Arin. 'Aber für mich bist du ein Freund.'“

Das Land Herran wird von den Valorianern geführt. Kestrel, die Tochter des Obersten Generals der Valorianer, muss sich mit ihren 17 Jahren einem Brauch folgend entscheiden, entweder zum Heer zu gehen oder zu heiraten. Keines von beiden kommt für sie in Frage, liebt sie doch die Musik mehr als alles andere auf der Welt. Eines Tages ersteigert sie aus einem Gefühl heraus einen Herrani-Sklaven auf dem Markt, für den sie wider besseren Wissens Gefühle entwickelt. Doch der Sklave Arin hat ein Geheimnis, das Kestrel ihr Herz kosten wird.

Erzählt wird das Buch abwechselnd aus der Sicht auf Kestrel und Arin, leider nicht aus der Ich-Perspektive, das hätte mir sehr gut gefallen. Aber auch so habe ich mich schnell mit den Charakteren angefreundet, mich in sie hineinversetzen und mitfiebern können.
Die Sprache ist einfach, auch wenn die Valorianer aufgrund ihrer Stellung in der Gesellschaft oft etwas gehobener reden als die Herrani-Sklaven. Das Buch fällt in das typische Raster Jugendbuch mit ein wenig Fantasy und einer Lovestory, „Romantasy“.

Kestrel ist schwer zu durchschauen. Einerseits wirkt sie auf außenstehende wie eine verwöhnte, überhebliche Göre aus dem Adel, andererseits empfindet sie auch Mitleid und ein wenig Sympathie mit den Sklaven, die sie umgeben, insbesondere ihrer ehemaligen Kinderfrau, und sie liebt die Musik. Sie ist gerissen und intelligent, eine perfekte Strategin.
Arin ist allerdings auch nicht zu unterschätzen, er macht den Eindruck eines normalen, folgsamen Sklaven, und doch birgt er ein gefährliches Geheimnis. Irgendwas an ihm fasziniert Kestrel und ganz langsam nähern die beiden sich an. Als Arin schließlich die Hüllen von dem, was er verheimlicht hat, fallen lässt, ist es längst um Kestrel geschehen und sie muss sich entscheiden. Liebt sie den Sklaven mehr oder sich selbst?

Die Hintergrundgeschichte, die die Geschichte inne hat, finde ich sehr faszinierend. Einst waren die Herrani die Herrscher auf Herran, bis die Valorianer das Gebiet unter ihre Kontrolle brachten und die vorigen Bewohner versklavten. Teilweise schufteten die Herrani in ihren eigenen Häusern, jetzt als Leibeigene derjenigen, die ihnen ihren kompletten Besitz abnahmen, und man kann sich gar nicht vorstellen, welche Last das für die Menschen darstellen muss, zuzusehen wie jemand anderes sein Leben so sorglos übernimmt und weiterlebt.
Man sollte meinen, dass die Valorianer dankbarer wären und ihre neu gewonnenen Reichtümer und Annehmlichkeiten zu schätzen wüssten, in Anbetracht der Tatsache, dass sie vorher weniger hatten. Doch stattdessen sieht man überhebliche Adelskinder und pietätlose Geschäftsleute in Hülle und Fülle, denen man am liebsten mal ordentlich die Köpfe waschen wollen würde.

Die zarte Beziehung zwischen Kestrel und Arin entwickelt sich sehr langsam, was ich gut und vor allem auch realistisch finde, schließlich müssen erst mal sie Standesgrenzen übertreten und der Stolz abgelegt werden, damit man einsieht, was man für den anderen empfindet. Das Pflichtgefühl dem eigenen Volk gegenüber spielt auch eine entscheidende Rolle, schließlich kann man seine Leute nicht verraten, indem man sich mit dem Feind verbindet. Es gab kein kitschiges Drama, dafür aber jede Menge Überraschungen und Wendungen, die die Geschichte konstant spannend gehalten haben.

Mein Fazit:
Ein überaus gelungener Reihenauftakt! Sympathische Charaktere, eine spannende Geschichte mit vielen aufregenden Twists und einem Ende, was definitiv nach der Fortsetzung verlangt.
Von mir gibt es eine klare Empfehlung für dieses Buch!

Veröffentlicht am 25.10.2018

Immer der Nase nach

Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder
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„Aus Fehlern wird man klug, darum ist einer nicht genug.“

Für Laura soll mit ihrem neuen Job in einer Kleinstadt eigentlich alles besser werden. In ihrer Waldhütte kann sie dem Weihnachtstrubel entgehen, ...

„Aus Fehlern wird man klug, darum ist einer nicht genug.“

Für Laura soll mit ihrem neuen Job in einer Kleinstadt eigentlich alles besser werden. In ihrer Waldhütte kann sie dem Weihnachtstrubel entgehen, glaubt sie, denn Laura hasst Weihnachten und alles, was damit zu tun hat. Doch die Familie ihres Chefs ist leider so gar nicht damit einverstanden, die junge Frau in Ruhe zu lassen, insbesondere die junge Terrier Hündin Lizzy nicht. Und dann ist da auch noch Justus, der Sohn von Lauras Vorgesetzten, der ihr Herz höher schlagen lässt, als sie es sich erlauben kann. Laura sieht nur einen Weg, nämlich weg von dort.. oder?

Nach „Sieben Tage wir“ von Francesca Hornak ist dies der zweite weihnachtliche Roman, der sich in meinen Oktober geschlichen hat. Im Gegensatz zu ersterem ist dieses Buch allerdings eher dem Klischee eines Weihnachtsliebesromans entsprechend.
Das Cover zeigt Lizzy, die junge Hündin der Familie Sternbach, im Schnee mit einem kleinen Schneemann, im Hintergrund eine weiß bedeckte Landschaft mit Wald zu erahnen. Es passt perfekt zur Geschichte und der süße Hund ist natürlich ein Eye-Catcher, dadurch wird abgesehen vom Titel auch noch mal deutlich, dass das Tier eine bedeutende Rolle spielen wird.

Die Geschichte wurde ein wenig anders erzählt, als ich zunächst erwartet hatte. Neben den beiden Protagonisten Laura und Justus hat nämlich auch Lizzy ihre Zeilen und Kapitelchen zwischendurch, ebenso wie ein Erzählstrang bei Santa Claus, seinen Elfen und dem Christkind spielt, womit ich nun im Vorfeld überhaupt nicht gerechnet hatte. Allerdings fand ich das nicht schlimm, besonders die Stellen, an denen Lizzy die Geschichte kommentiert, sind unfassbar süß und lustig geschrieben.
Die Sprache ist generell eher einfach gehalten, nichts anspruchsvolles, wie es sich für einen Liebesroman gehört, leicht und flüssig zu lesen. Perfekt für meine täglichen Zugfahrten und den gemütlichen Abend auf dem Sofa, auch schon im Oktober trotz des Themas.

Die Charaktere in diesem Buch bilden mal wieder so eine liebenswerte Gemeinschaft, in der man sich als Leser einfach total wohl fühlt, dass man am liebsten auch in die Stadt ziehen möchte.. Dieses Gefühl hatte ich in dem Umfang zuletzt bei „Redwood Love“ von Kelly Moran, solch eingeschworene Dörfchen liebe ich ja. Die Familie Sternbach ist einfach zum verlieben, bis auf die Schwiegereltern mütterlicherseits. Justus ist ein echter Traumtyp, sowohl vom Charakter als auch vom Aussehen her, seine Geschwister sorgen mit ihren verschiedenen Charakteren immer für Leben in der Bude, selbst wenn sie alle eigentlich nicht mehr im Elternhaus leben. Auch die Eltern und Tante in der Familie sind besonders, wo der Vater den Ruhepol darstellt, sind die beiden erwachsenen Frauen die typischen Schnattertanten, die es drauf haben, jeden ihrer Willen durchzusetzen, meist ohne dass der Betroffene überhaupt weiß, wie ihm geschieht.
Laura hat eine schwere Zeit hinter sich, ist ganz klischeehaft auf der Flucht vor den Erinnerungen einer gescheiterten Beziehung und auf der Suche nach etwas Zeit für sich und einem Neuanfang. Nach der Annahme des neuen Jobs landet sie schließlich bei den Hotels von Justus und seiner Familie. Im Laufe der Geschichte wird auch ihre schreckliche Kindheit zu Tage befördert, sodass man noch mehr Mitleid mit ihr hat als ohnehin schon, aber sie ist eine starke Frau, die sich bisher nie hat unterkriegen lassen.

Lizzy gibt dem Ganzen etwas kindliches, die Sache mit Santa Claus hingegen sorgt für einen Touch Fantasie und Wunder, was das Buch von anderen abhebt. Hier ist Ernst kombiniert mit Humor und ein bisschen weihnachtlicher Magie.
Die Lovestory zwischen Justus und Laura war in meinen Augen realistisch, nicht zu übertrieben kitschig oder dramatisch, genau richtig. Dass die Familie da Amor spielt und immer überall ihre neugierigen Nasen reinsteckt, war auch extrem witzig und herzerwärmend, wie sich jeder um jeden kümmert.

Mein Fazit:
Wundervolle Charaktere, winterlich schöne Schauplätze, ein Hauch von Magie UND ein zuckersüßer Welpe, was will man mehr? Klare Leseempfehlung, auch drei Monate vor Weihnachten.