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Veröffentlicht am 07.04.2022

Die Spur des Geldes

Vier Signoras und ein Todesfall
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Annas Leben läuft gerade komplett aus dem Ruder. An nur einem Tag verliert sie ihren Job als psychologische Beraterin der Berliner Polizei wegen mangelnder Teamfähigkeit und ihr Vater stirb in seinem Restaurant ...

Annas Leben läuft gerade komplett aus dem Ruder. An nur einem Tag verliert sie ihren Job als psychologische Beraterin der Berliner Polizei wegen mangelnder Teamfähigkeit und ihr Vater stirb in seinem Restaurant in Rimini. Als nach seiner Beerdigung auch noch eine Leiche in seinem Pool treibt, ist das Chaos komplett – der Tote ist ausgerechnet Annas neuer Nachbar aus Berlin, der ihr seinen Wagen geliehen hatte. Was wollte er hier und woher wusste er überhaupt, wo sie wohnt? Und dann ist da noch die Tasche mit dem wirklich, wirklich vielen Geld, die sie kurz zuvor gefunden hat. Zu allem Überfluss stolpert ihr immer wieder ein verliebter Commissario vor die Füße, dessen „… intellektuellen Fähigkeiten auf keinen Fall mit seinem Äußeren mithalten können …“ (S. 49) und der unbedingt ihr Herz im Sturm erobern möchte, dabei aber leider oft übers Ziel hinausschießt.
Zum Glück kann sie sich auf ihre drei Freundinnen vom Krimi-Leseklub verlassen, die ihr in jeder noch so scheinbar ausweglosen Situation beistehen. Das ist zum einen Fabia, eine Anästhesistin, die immer die passende (Beruhigungs-)Pille in der Tasche hat. Emilia hat dank ihrer Oberweite einen Schlag bei Männern und neben ihrem Mann auch ihren Liebhaber fest im Griff. Und Tante Natti, die vierte im Bunde, ist ihre ehemalige Grundschullehrerin, die nie den Überblick verliert und genau weiß, welcher ihrer früheren Schüler ihnen wann und wie hilfreich sein kann.

„Vier Signoras und ein Todesfall“ ist ein schöner Urlaubskrimi mit viel italienischem Temperament und noch mehr Dolce Vita. Der Auftakt der Reihe von Giulia di Fano ist fesselnd und sehr rasant, denn nicht nur Annas Nachbar, auch ihr Vater scheint einige Geheimnisse gehabt zu haben, die das Kleeblatt hoffentlich im nächsten Band aufklären kann. Die Freundinnen sind sehr gewitzt und nutzen geschickt halbseidene Geschäfte und gegenseitige Gefallen, um bei ihren Ermittlungen ans Ziel zu kommen. Dabei werden ihnen nicht nur der verliebte Commissario und Annas ehemaliger Kollege aus Deutschland gefährlich, der die Spur ihres Nachbarn bis zu ihr verfolgt, sondern auch eine obskure russische Bande.

Hinter dem Pseudonym Giulia di Fano verbirgt sich ein Schriftstellerpaar, dass schon lange zusammen Krimis schreibt. Hier punkten sie neben Spannung auch mit Humor und einer kleinen Prise Liebe. Zudem hat das Buch genau die richtige Länge für einen verregneten Urlaubstag in Italien oder einen Sonntag auf der Couch zum Wegträumen ...

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Veröffentlicht am 05.04.2022

Schrill, schrill, Overkill

Zurück nach Übertreibling
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Vikki ist Künstlerin, eine Kunstfigur des Münchner Nachtlebens und steht normalerweise nicht vor 12 auf. Wer sie vor dieser Zeit stört, spielt mit seinem Leben. Als ihr Freund Wolf sie trotzdem vormittags ...

Vikki ist Künstlerin, eine Kunstfigur des Münchner Nachtlebens und steht normalerweise nicht vor 12 auf. Wer sie vor dieser Zeit stört, spielt mit seinem Leben. Als ihr Freund Wolf sie trotzdem vormittags anruft um ihr zu sagen, dass der Toni aus Stadelheim ausgebrochen ist, ist guter Rat teuer. Soll sie untertauchen oder sich einen Verbündeten suchen? Denn in all den Jahren im Knast hat Toni nicht nur sie, sondern auch Clanchef Achmet bedroht. Doch noch bevor sie sich zusammen eine Strategie überlegen können, passiert etwas Unvorhergesehenes und Vikki muss in ihre alte Heimat Übertreibling in den Bayrischen Wald fliehen, aus der sie vor Jahren als junger Mann abgehauen ist …

„Zurück nach Übertreibling“ ist der Auftakt einer Krimireihe der transsexuellen Künstlerin Gloria Gray. Man merkt von der ersten Zeile an, dass Vikki Glorias Alter Ego ist – sehr extrovertiert, schräg und immer ein bisschen drüber. Bussi hier, Bussi da, stets top gestylt und die neuesten Outfits auf Instagram, kennt sie in der Szene jeden und jeder kennt sie. So kann sie sich auch auf ihren besten Kumpel Wolf und seine Rockergang verlassen, die sie vor Toni schützen wollen und nach Übertreibling begleiten.

Die Grundidee des Krimis und der Fall an sich haben mir gut gefallen, auch das Genderthema ist toll in die Handlung integriert, aber der zu aus- / abschweifende Erzählstil war leider nicht meins. Stellenweise hatte ich das Gefühl, eine Bühnenshow zu verfolgen, wenn die Autorin vom Hundertsten ins Tausendste kommt und die Handlung zum Ende hin immer weitschweifiger und verdrehter wurde. Auch die z.T. etwas vulgäre Sprache war mir zu viel, obwohl sie irgendwie zu den handelnden Personen passt.

Fazit: Ein überdrehter Provinzkrimi mit Show-Effekten, der für mich etwas zu drüber war.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Backen kann jeder!

Teigliebe
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Backt Ihr regelmäßig Kuchen, Kekse oder Torten? Wenn nicht, was hindert Euch daran? Traut Ihr Euch nicht? Fehlen Euch die passenden (Grund-)Rezepte? Meine Leidenschaft fürs Backen wurde schon früh geweckt, ...

Backt Ihr regelmäßig Kuchen, Kekse oder Torten? Wenn nicht, was hindert Euch daran? Traut Ihr Euch nicht? Fehlen Euch die passenden (Grund-)Rezepte? Meine Leidenschaft fürs Backen wurde schon früh geweckt, denn ich durfte meiner Oma oft in der Küche helfen. Von ihr habe ich auch das Standardbackbuch der DDR „Das Backbuch“ geerbt.

Etwas ganz Ähnliches aber viel Moderneres hat jetzt Anna Röpfl herausgebracht. In „Teigliebe“ erklärt sie die 4 Grundteigarten Rührteig, Mürbeteig, Hefeteig und Biskuitteig reichlich bebildert Schritt für Schritt. Außerdem kann man über einen QR-Code auch Videoanleitungen ansehen. Zu jedem Grundteig gibt es verschiedene Varianten und vegane und glutenfreie Alternativen. Wer es ausgefallen mag oder keine komplette Kücheneinrichtung hat, kann auf Rezepte ohne Backofen (Parfait), Backform (Muffins), Waage (Tiramisu) oder Rührgerät (Kekse) zurückreifen – es sollte sich also trotz jedes Handicaps das passende Backwerk finden lassen.
Da das Buch mit Tipps und Tricks zu Zutaten, Ausrüstung und Hilfsmitteln startet, ist es wirklich auch für totale Backneulingen geeignet. Und wenn man dann geübt ist, kann man am Ende eigene Rezepte eintragen.

Schon beim Betrachten der wunderbaren Fotos läuft einem das Wasser im Mund zusammen und inzwischen haben wir einige Rezepte ausprobiert. Besonders angetan haben es uns die supersaftigen Rührkuchen (das ist nämlich eine echte Kunst), der Hefekranz und der Apfel-Bienenstich, den musste ich jetzt schon zweimal backen.
Allerdings habe ich auch das Talent, genau das Rezept zu finden, welches nicht klappt. In „Teigliebe“ bin ich am No bake White Chocolat Cheesecake gescheitert, der trotz über 24 h Kühlzeit einfach nicht fest wurde. Allerdings macht er sich bestimmt gut als Dessert in Gläsern, vielleicht probiere ich das noch mal aus.

Mein Fazit: Teigliebe ist ein tolles Backbuch für Einsteiger (oder Fortgeschrittene, die auf der Suche nach neuen Rezepten sind). Mir hat die Auswahl und Vielfältigkeit der Rezepte gefallen und dass es zu jeder Teigvariante auch vegane oder glutenfreie Alternativen gibt.

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Veröffentlicht am 02.04.2022

Phönix aus der Asche

Die wundersame Reise der Bienen
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An einem verzauberten Abend in Nizza macht Christopher Anna den Heiratsantrag, auf den sie schon 6 Jahre wartet. Trotzdem kann sie nicht ja sagen und erbittet sich Bedenkzeit. Als sie am nächsten Tag nach ...

An einem verzauberten Abend in Nizza macht Christopher Anna den Heiratsantrag, auf den sie schon 6 Jahre wartet. Trotzdem kann sie nicht ja sagen und erbittet sich Bedenkzeit. Als sie am nächsten Tag nach Hause reisen wollen, bekommt Anna im Flugzeug eine Panikattacke und muss aussteigen. Christopher fliegt allein, weil er einen wichtigen beruflichen Termin hat und denkt, dass sie mit dem nächsten Flugzeug nachkommt. Doch Anna kann kein Flugzeug mehr betreten, auch ein Bus oder Zug gehen nicht – die Enge und das Ausgeliefertsein, die Abhängigkeit vom nächsten fahrplanmäßigen Halt beängstigen sie. „Ich hatte Angst vor der Angst. Es war zum Verrücktwerden.“ (S. 28) Auch ein Auto selbst zu fahren, traut sie sich nicht zu – aber Mitfahren müsste gehen. Über die Mitfahrzentrale findet sie Harm, der in Südfrankreich Bienenköniginnen ausliefert und danach zurück an die Nordsee fährt. Doch die Reise dauert viel länger als geplant, immer wieder kommt etwas Unvorhergesehenes dazwischen. Und langsam beginnt Anna die Fahrt zu genießen und aus der Zweckgemeinschaft wird Freundschaft.

„Die wundersame Reise der Bienen“ ist ein überraschender Roadtrip der besonderen Art, der zwei völlig verschiedene Menschen zusammenschweißt.
Harm hat kein gutes Gefühl, als er Anna zum ersten Mal sieht – gestrandet am Flughafen in Nizza mit Luxuskoffer und Perlenohrringen. Warum braucht sie eine Mitfahrgelegenheit?! Aber er nimmt sie trotzdem mit und wird so zu ihrem Lebensretter, denn ihr entgleitet gerade alles. Dabei führt sie ein perfektes Leben, liebt ihre Arbeit und ihren Freund, der ihr Fels in der Brandung ist, auf den sie sich immer verlassen kann, der in ihrem gemeinsamen Leben die Richtung vorgibt.
Anna versteht ihre Angst nicht, oder warum die sie gerade jetzt erwischt, und Harm kennt sich zu ihrer Verwunderung damit aus. „Du darfst dich der Angst nicht hingeben. Aber du darfst auch unter keinen Umständen gegen sie ankämpfen Angst ist ein Wächter Sie passt auf dich auf, zeigt dir, wo du genauer hinschauen musst, weil irgendetwas in deinem Leben nicht stimmt.“ (S. 62)
Durch die entschleunigte Reise wird sie aus ihrer Komfortzone geholt und beginnt, ihr Leben zu reflektieren. Sie entdeckt das Zeichnen wieder für sich, es wird zu einer Art Therapie. „… ein Stift in der Hand beruhigte mich, wenn das Chaos aus meinem Kopf Formen annahm, die ich erkennen und begreifen konnte.“ (S. 316)
Aber auch Harm reist mit schwerem Gepäck. Er hat einen wichtigen Menschen verloren und sucht einen Weg in den Neuanfang: „Man muss Abschied nehmen, um weiterleben zu können.“ (S. 296)

Ich hatte selbst jahrelang Panikattacken, kenne die Angst vor der Angst und konnte mich sehr gut in Anna hineinversetzen. Ich weiß auch, wie wichtig dann ein Partner ist, der einen auffängt und erdet. Die Autorin erzählt dieses schwere Thema sehr einfühlsam, berührend und eindringlich, aber trotzdem auch leicht.

Katja Keweritsch hat einen tollen Schreibstil. Sie spickt die Handlung mit philosophischen Betrachtungen und ergänzt sie durch lebendige Beschreibungen der Orte und Sehenswürdigkeiten, durch die die Reise führt. Man bekommt sofort Lust, selber mit dem Auto durch die Provence zu reisen und in Lavendelfeldern und Weinbergen zu übernachten. Außerdem vermittelt sie interessanten Details zu Bienenköniginnen und Umweltschutz.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Friede, Freude, Eierkuchen?

Raquel − Ein Polizeischwein ermittelt
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„Im Kräutergarten der Sundance Community liegt eine Leiche.“ (S. 8) ist nicht gerade der Satz, den Inspektor Fernando Valente und sein Polizeischwein Raquel beim Sonnenbaden hören wollen, zumal die Community ...

„Im Kräutergarten der Sundance Community liegt eine Leiche.“ (S. 8) ist nicht gerade der Satz, den Inspektor Fernando Valente und sein Polizeischwein Raquel beim Sonnenbaden hören wollen, zumal die Community ansonsten für Yoga, Veganismus, Frieden und freie Liebe bekannt ist. Doch nach einer Ayahuasca-Zeremonie mit einem berauschenden Trank liegt am nächsten Morgen eine der Teilnehmerinnen tot zwischen Lavendel und Majoran. Der Notarzt diagnostiziert einen Herzinfarkt, aber der Gerichtsmediziner findet heraus, dass dieser künstlich herbeigeführt wurde. Fernando und seine Chefin / Zwillingsschwester Patricia müssen mit Raquels tatkräftiger Unterstützung herausfinden, wem der Tod der Frau nutzt. Schnell stellen sie fest, dass die Community nach außen zwar den Eindruck einer großen glücklichen Familie vermittelt, es unter der Oberfläche aber ganz schön brodelt. Dabei kommt Raquel dem Täter wohl zu nah, denn sie verschwindet und Fernando bekommt zusammen mit einem Schweineohr eine Lösegeldforderung zugeschickt …

Ich bin ein Fan der ersten Stunde dieser charmanten Krimireihe. Fernando ist eine herrlich tragikomische Gestalt, unglücklich in die verheiratete Anabela verliebt, steht er auf Arbeit unter der Knute seiner Zwillingsschwester und zu Hause unter der seiner Mutter und Großmutter, obwohl er schon fast 40 ist. Zudem versucht seine Mutter immer verzweifelter, ihn endlich unter die Haube und zu kriegen, schließlich will sie Enkelkinder! Abschalten kann er am besten beim Surfen und Kuscheln mit Rachel. Die ist einfach zum Knutschen, sehr liebenswürdig und verfressen, immer glücklich und sehr anhänglich, bringt sie so manches Herz zum Schmelzen.

Auch wen ich selbst noch nie in Portugal war, habe ich dank Heidi van Elderens Schilderungen ein genaues Bild vom Hinterland der Algarve vor Augen. Sie kann das Flair dieser Landschaft und die Eigenheiten seiner Bewohner toll vermitteln.
Der Fall ist wieder sehr komplex, im Laufe der Ermittlungen tun sich immer mehr Tatverdächtige und Motive innerhalb und außerhalb der Community auf. Es hat mir großen Spaß gemacht, Fernandos und Patricias spannende Nachforschungen zu verfolgen und zu versuchen, vor ihnen auf den Täter zu kommen – was ich natürlich nicht geschafft habe. Die Philosophie der Kommune ist gut in die Handlung eingebunden und gewährt einen Einblick in eine mir sonst fremde Welt. Auch die Beziehungen und Spannungen zwischen den verschiedenen Personen waren sehr gut nachvollziehbar.
Und nachdem Fernando Anabela diesmal nicht so wirklich zugehört hat, bin ich sehr gespannt, ob sie ihr Geheimnis im nächsten Band lüften kann – ich habe da ja eine sehr starke Vermutung !

5 Sterne und meine Leseempfehlung für diesen sehr spannenden, kurzweiligen und charmanten Krimi!

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