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Veröffentlicht am 14.02.2022

Enttäuschend in mehrerer Hinsicht

Unser wirkliches Leben
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Dass Beziehungen nicht immer gut tun und man manchmal seine eigenen Wünsche über die des Partners stellen sollte, ist mit Sicherheit nichts neues und schon lange kein Geheimnis mehr.

Wenn also Imogen ...

Dass Beziehungen nicht immer gut tun und man manchmal seine eigenen Wünsche über die des Partners stellen sollte, ist mit Sicherheit nichts neues und schon lange kein Geheimnis mehr.

Wenn also Imogen Crimp eine solche toxische Beziehung in den Mittelpunkt ihres Romans rückt und dem altbekannten Schema "junge, unsichere Frau trifft auf älteren, gut betuchten Mann und lässt sich von ihm einwickeln" nichts Neues mehr abgewinnen kann, ergibt das letztlich einen sehr langen, etwas ermüdenden Roman, der mich nicht wirklich hinter dem Ofen hervorlocken kann.

Die junge Opernstudentin Anna trifft eines Abends bei ihrem Job als Jazzsängerin in einer Bar auf Max, einen älteren, distinguierten Börsenmakler. Und obwohl er scheinbar kein gesteigertes Interesse an ihr hegt und sie von Anfang an kaum ernst zu nehmen scheint, beginnt sie "etwas" mit ihm.

Von Anfang an schreinen alle Signale, dass dieses Kennenlernen nicht zu einer gesunden Beziehung auf Augenhöhe führen kann. Das sieht jeder, der dieses Buch liest. Warum um alles in der Welt das Anna nicht sieht und sich immer weiter in eine Beziehung hineinsteigert, die nie als Beziehung bezeichnet wird- weder von ihr noch vom ihm- wird mir auf keiner Seite des Romans klar.

Allein dieses Nicht-verstehen-können der Handlunsgweise der beiden enttäuscht mich über die Maßen. Weder erhält man Einblicke in Max' Gefühlsleben und kann dadurch auch nur ansatzweise verstehen, warum er Anna so behandelt wie er es tut. Noch versteht man auch nur irgendwie, warum sie bei im bleibt, obwohl er sie permanent zurückstößt, ihr jegliche Bestätigung verweigert und sie am langen Arm verhungern lässt.

Die größte Enttäuschung ist jedoch das Ende, das (ohne hier allzu viel verraten zu wollen) mich mit den größten Fragezeichen zurücklässt.

Dazwischen stellt sich mir immer wieder die Frage, warum man eine solch nichtsagende Geschichte auf fast 500 Seiten zerren musste. Und ich spreche hier wirklich von Zerren, denn zwischendurch zieht sich das Ganze wie Kaugummi.

Es fehlt an jeglichen Gefühlen oder wenigstens Anziehung zwischen den Figuren. Vielleicht fällt es deshalb auch so schwer, der Handlung zu folgen, weil die Beweggründe für die Handlungsweise der beiden nicht spürbar ist, nicht nachvollzieh- oder erlebbar. Man kann nicht mitfiebern, weil es kein Fieber gibt.

Das trägt mit Sicherheit auch dazu bei, dass beide Figuren unheimlich blass bleiben und sehr schablonenhaft wirken. Über Max erfährt man weiter nichts, als das er ein manipulatives Arschloch ist, dem es gefällt seine Freundin nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, den es aber gleichzeitig auch ärgert wenn sie es tut. Und Anna wirkt mit der Zeit immer rückgratloser, ihrer Ziele und Träume beraubt (von denen man sich aber auch recht unsicher ist, ob sie sie jemals hatte).

Insgesamt reicht das Thema einfach nicht aus, den Roman über 450 Seiten zu tragen. Fesselnder fand ich da tatsächlich die (viel zu kurz gekommenen) Schilderungen des Alltags im Opern-Showbiz.

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Veröffentlicht am 19.01.2022

Zu wirr und unübersichtlich

Reality Show
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Ich denke jeder hat sich ab und zu schon einmal gewünscht, die Aufsichtsräte und Vorstandsvorsitzender verschiedener Firmen und Insitutionen für ihre profitgierigen und rücksichtlosen Entscheidungen bestrafen ...

Ich denke jeder hat sich ab und zu schon einmal gewünscht, die Aufsichtsräte und Vorstandsvorsitzender verschiedener Firmen und Insitutionen für ihre profitgierigen und rücksichtlosen Entscheidungen bestrafen zu können. Genau mir diesem Wunsch spielt Anne Freytag in ihrem neuen Buch.

An Heiligabend werden alle TV-Sender von einer Show gekapert. Die "Reality Show" präsentiert dem aufmerksamen Publikum zehn Kandidaten- zehn einflussreiche Personen, die in ihrem Berufsleben besonders skrupellos gehandelt haben und dank dessen Leichen im Keller vergraben haben, die der Moderator der Show mit seinen Helfern aufdecken wollen. Das Publikum soll dann die Möglichkeit haben, über eine gerechte Bestrafung abzustimmen.

Was dramatisch und reißerisch beginnt, mit der Entführung bzw gewaltsamen Festsetzung der Kandidaten, entwickelt sich zunächst zu einem wirklich spannenden Kammerspiel. Doch relativ schnell werden auch die Probleme und Schwierigkeiten des Thrillers offenbar.

Da sind zum einen die wahre Flut an Figuren und Namen, mit denen der Leser quasi überschwemmt wird. Entführer, Kandidaten, Zuschauer und Ermittler werden immer wieder eingeführt, nur langsam beginnt man, diese Namen in eine logische Ordnung zu bringen. Zudem ist nicht immer ersichtlich, welche Namen für die fortlaufende Handlung noch von Bedeutung sein werden.

Des Weiteren springt die Handlung permanent zwischen der aktuell laufenden Show und Rückblicken in die Planung des Ganzen. Dabei vermischt die Autorin auf ziemlich unglückliche Weise die Beweggründe für dieses gigantische Vorhaben mit den (für meinen Geschmack vollkommen unnötigen) romantischen Verstrickungen. Die Geschichte hätte sehr gut (vielleicht sogar besser) ohne diese funktioniert.

Durch die Rückblicke entwickelt das Buch im Mittelteil einige Längen, verliert an Spannung und schafft es nur mit Mühe, den Spannungsbogen gegen Ende wieder aufzubauen.

Für mich letzlich versaut hat es dann aber die "Auflösung" des ganzen Geheimnisses. Für mich schien es nicht ganz logisch oder plausibel genug erläutert.

Insgesamt hätte es dem Buch wirklich gut getan, entweder ein paar Seiten mehr spendiert zu bekommen, die für die Erläuterungen der Hintergründe und ein paar mehr Details verwendet werden (bitte nicht noch mehr persönliches über die Strippenzieher) oder eine vernünftige Entschlackungskur für die vielen, vielen Figuren und Namen. Manchmal ist weniger eben doch mehr.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

Tiefschwarzer Humor

The Stranger Times
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Ich liebe Fantasy und ich mag etwas kurrilen, beinahe übertriebenen Humor bzw Sarkasmus. "The Stranger Times" vereint beides und mischt es auf eine unterhaltsame Weise.

Hannah Willis steht am Tiefpunkt ...

Ich liebe Fantasy und ich mag etwas kurrilen, beinahe übertriebenen Humor bzw Sarkasmus. "The Stranger Times" vereint beides und mischt es auf eine unterhaltsame Weise.

Hannah Willis steht am Tiefpunkt ihres Lebens, nachdem sie ihren betrügerischen Ehemann verlassen hat. Da sie keinen Berufsabschluss und nie wirklich gearbeitet hat, muss sie auf jede noch so furchtbare Stellenausschreibung zurückgreifen und landet bei der Stranger Times, einer Zeitung, die jede noch so abwegige Story druckt. Doch schnell kommen Zweifel auf, ob an den Geschichten nicht doch etwas Wahres dran ist.

Der fantastische Part ist gut ausgearbeitet und überzeugend erzählt. Auch wenn er mit kaum überraschend neuen Ideen daher kommt, weiß er doch zu unterhalten und steht auf einem soliden Grundgerüst.

Wirklich stark ist allerdings das Figurenbild, dass der englische Komiker McDonnell ausgearbeitet hat. Die Figuren wirken lebendig, unangepasst und stark. Es sind durchweg schräge Typen, die ich aber doch irgendwie ins Herz geschlossen habe.

Die Geschichte ist kurzweilig und lässt sich gut lesen. Man ist schnell durch die fast 500 Seiten durchgerast. Einzig das Ende kommt etwas plötzlich und lässt überraschend viele Fragen offen. So wird die Vorfreude auf Band 2 noch gesteigert und ich bin gespannt, mit welchen Abenteuern und Monstern wir dort noch überrascht werden.

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Veröffentlicht am 22.12.2021

Mystisches Abenteuer

Die Sternenleserin und das Geheimnis der Insel
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Lasst ihr euch gerne alte Legenden und Märchen erzählen? Verliert ihr euch in den Geschichten, die euch eure Eltern erzählen?

Isabella geht es genau so. Sie lebt mit ihrem Vater, einem Kartografen, auf ...

Lasst ihr euch gerne alte Legenden und Märchen erzählen? Verliert ihr euch in den Geschichten, die euch eure Eltern erzählen?

Isabella geht es genau so. Sie lebt mit ihrem Vater, einem Kartografen, auf der Insel Joya. Das Leben ist hart und voller Regeln, seit der Gouverneur die Regentschaft übernommen hat. Als seltsame Dinge geschehen, kann nur Isabella die Insel noch retten.

Dies ist das zweite Buch von Kiran Millwood Hargrave, welches mich ähnlich begeistern konnte wie ihr Debut. Sie hat eine ganz zauberhafte Art des Erzählens, schafft eine mystische, etwas düstere Atmosphäre. Ob das Buch wirklich schon für Elfjährige geeignet ist, abe ich mich an so manchen Stellen gefragt.

Dafür schafft sie starke Frauenfiguren und spannende Geschichten, die immer auch etwas außergewöhnliches an sich haben. Isabella ist klug und mutig, furchtlos und kreativ. Sie hat aber auch ein großes Herz und sorgt sich um ihre Freunde. Alles Eigenschaften, die man sich als Vorbild nehmen kann.

Nicht zu vergessen ist auch die wunderschöne Gestaltung des Buches. Auf jeder Seite steckt die Liebe zum Detail und macht das Buch damit zu etwas ganz Besonderem.

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Veröffentlicht am 13.12.2021

Spannender Auftakt

Die Stadt ohne Wind
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Dieses Buch wird gerne mit "Die Spiegelreisende" verglichen und ich komme nicht umhin, einige Parallelen zu entdecken. Das meine ich allerdings keinesfalls negativ sondern ganz und gar positiv: Die Geschichte ...

Dieses Buch wird gerne mit "Die Spiegelreisende" verglichen und ich komme nicht umhin, einige Parallelen zu entdecken. Das meine ich allerdings keinesfalls negativ sondern ganz und gar positiv: Die Geschichte ist ähnlich komplex aufgebaut, beinhaltet verschiedene Perspektiven und überzeugt mit einer interessanten weiblicen Hauptfigur.

Arka kämpft sich in Begleitung ihres Ponys nach Hyperborea durch, denn dies ist die einzige Stadt, in der Magie noch erlaubt ist. Diese riesige, auf 7 Ebenen aufgebaute Stadt wird regiert von einer Riege Magier, die einmal im Jahr durch einen großen Wettkampf Nachwuchs auswählen. Doch dieses Großereignis wird überschattet durch den Tod eines der führenden Oberhäupter.

Mir gefällt diese Welt unheimlich sehr, es gibt Magier und Amazonen, Intrigen und Machtkämpfe. Hyperborea an sich wird durch ein faszinierendes Machtgefüge stabil gehalten. Die gesellschaftlichen Strukturen sind überzeugend detailiert ausgearbeitet.

Auch die Figuren haben mir sehr gut gefallen. Die junge Arka ist mutig und einfallsreich, lässt sich nichts vorschreiben. Anfangs ist sie anderen gegenüber ziemlich vorlaut, was aber eher daran liegt, dass sie aufgrund ihrer Vergangenheit nur schwer Vertrauen fasst.
Aber auch Lastyanax hat mir gut gefallen, unter den vielen männlichen Figuren bildet er eine erfrischend positive Ausnahme.

Natürlich wirft die unheimlich komplexe Story viele Fragen und Rätsel auf, die nciht alle bis zum Ende des Buches geklärt werden können. Dies steigert aber nur die Vorfreude auf den abschließenden Band 2.

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