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Veröffentlicht am 29.02.2020

Saluti dal Vesuvio

Dolce Vesuvio. Ein Italien-Roman.
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Was für den einen die Vinylplatten bedeuten, so setzen die Vulkane bei Carlotta wahre Verzückungen frei. Ihr Herz schlägt höher als sie erfährt, dass sie bei Ausgrabungen in Pompeji dabei sein darf und ...

Was für den einen die Vinylplatten bedeuten, so setzen die Vulkane bei Carlotta wahre Verzückungen frei. Ihr Herz schlägt höher als sie erfährt, dass sie bei Ausgrabungen in Pompeji dabei sein darf und so den Fundstücken am Vesuv auf den Leib rücken kann. Doch Carlotta ahnt nicht, dass sie mit dieser Reise nach Italien ein wahres Gefühlskarussell in Gang setzt, das nicht nur ihr Herz in Kapriolen versetzt….
„Dolce Vesuvio“ ist so viel mehr als ein Liebesroman, er ist ein Streifzug durch die Antike, eine Liebeserklärung an Italien und er geht mitten ins Herz, wenn die Autorin die Vergangenheit lebendig werden lässt.
Mit viel Augenzwinkern an genau den richtigen Stellen, witzig-frechen Schlagabtauschen zwischen Lollo und Alessandro und einzigartigen Darstellern weiß sie pointierte Akzente zu setzen und den Leser mitzureißen, wenn Carlotta von einem Fettnäpfchen ins andere Tritt, der großen Liebe gegenübersteht und auch sonst für viel Wirbel sorgt.
Die Liebe der Autorin zu Italien, zur Kultur und Architektur und zu den kulinarischen Köstlichkeiten des Landes spricht aus jeder Zeile und fließt in die Geschichte mit ein, die mit ganz viel Herzblut und Charme geschrieben ist.
Der Leser kniet mit Carlotta im Staub und hofft auf den sensationellen Fund in ihrem Claim, er leidet und liebt mir ihr, hat Herzklopfen und feuchte Hände und natürlich auch das ein oder andere Hörnchen, wenn Carlotta etwas zu tief ins Glas geschaut hat und so für einige Turbulenzen sorgt. Die wunderschöne Landschaft wird durch die äußert bildhafte Beschreibung der Autorin ins heimische Wohnzimmer projiziert, man hört die Zikaden zirpen, fühlt die heiße Sommersonne Italiens auf der Haut und sehnt sich nach einem erfrischen Bad im Meer, auf dem die Sonne kleine flüssige Diamanten glitzern lässt.
Für mich gibt es jedoch die schönsten Szenen in dem Abschnitt, in dem die Schreibende das antike Pompeji wieder auferstehen und lebendig werden lässt und dort eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte offenbart – ich habe ein paar Tränchen vergossen, weil mich dieser Teil des Buches so sehr berührt hat. Die letzten Stunden von Pompeji werden hier derart plastisch dargestellt, sodass man meint, das Beben der Erde zu spüren, die rauchgeschwängerte Luft zu Atmen und verzweifelt einen Ausweg sucht, um dem großen feuerspeienden Berg zu entkommen. Ganz, ganz großes Kino!
Der Roman ist für alle Italienliebhaber, für Romantiker und für solche, die sich gerne in fremde Länder entführen und bei Antipasti und Rotwein die Seele baumeln lassen.

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Veröffentlicht am 29.02.2020

Der Stoff, aus dem die (Leser-)Träume sind

Die Kleider der Frauen
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Paris bleibt 1940 auch nicht vom Einmarsch der Nazis verschont und verliert nach und nach sein schönes Gesicht. Das bekommt auch Estella zu spüren, denn die Menschen fliehen Richtung Süden und haben keinen ...

Paris bleibt 1940 auch nicht vom Einmarsch der Nazis verschont und verliert nach und nach sein schönes Gesicht. Das bekommt auch Estella zu spüren, denn die Menschen fliehen Richtung Süden und haben keinen Kopf mehr für die Schönheiten der Modewelt, die Estella gemeinsam mit ihrer Mutter im Atelier von Monsieur Aumont kreiert. Als sie diesen eines abends blutüberströmt auf einer Parkbank findet, reicht er ihr ein Päckchen, das sie in Schwierigkeiten bringen wird. Sie muss nach Amerika fliehen. In New York angekommen, möchte sie den Traum von einer eigenen Kollektion verwirklichen.Doch auch in Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist der Weg steinig...
"Die Kleider der Frauen" erzählt zu einem die Geschichte der jungen Schneiderin Estella, die in den Jahren 1940 bis 1944 angesiedelt ist und somit die schrecken der Naziherrschaft und ihre Folgen für den Leser wieder auferstehen lässt.
Zum anderen lässt Lester den Blick in die Gegenwart zu , in dem sie Estellas Enkelin Fabienne als Erbin der Träume aus Stoff für den Leser ihre Geschichte erzählen lässt.
Lester verwebt geschickt die Erzählstränge und lässt daraus einen interessanten Stoff entstehen, der für den Leser einerseits die Einblicke in die schillernde Modewelt bereit hält und andererseits die Taten der Widerstandskämpfer in Paris hervorhebt.
Besonders gut gefällt mir Estella, die nicht nur geschickt in der Umsetzung ihrer Entwürfe ist, sondern sie lässt sich auch nicht verbiegen und steht für ihre Überzeugung ein. Eine Frau der Tat die weiß was sie will und wie sie es umsetzen kann. Sie wirkt resolut ohne dabei burschikos zu sein.
Fabienne wandelt auf den Spuren ihrer Familie und bekommt von der Autorin so einige Geheimnisse mit auf den Weg, die es zu enthüllen gilt. Dabei entdeckt sie nicht nur die tragische Familiengeschichte, sondern sie darf auch im Rückblick Beobachterin einer wunderschönen Romanze werden, die zu Herzen geht. Sie steht ein bisschen hinter der Figur von Estella zurück, de ihr mit ihrer positiv einnehmenden Art ein wenig den Rang abläuft.
Ansonsten ist dieses Buch eine gelungene Mischung aus verschiedenen Genres und bietet ein breitgefächerten Themengebiet: Spionage, Romanze, Mode und Familiensaga -eben der Stoff, aus dem die (Leser-)Träume sind
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Veröffentlicht am 23.02.2020

Gute Freunde kann nichts trennen ?!

Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung
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Hauke ist erfolgreicher Krimiautor und kehr für eine Lesung zurück auf die Insel, auf der er seine Kindheit zusammen mit seiner Clique verbracht hat. Die Erinnerungen sind bitter-süß, denn nach dem Abi ...

Hauke ist erfolgreicher Krimiautor und kehr für eine Lesung zurück auf die Insel, auf der er seine Kindheit zusammen mit seiner Clique verbracht hat. Die Erinnerungen sind bitter-süß, denn nach dem Abi haben sich die vier in alle Winde verstreut und es ist zum Bruch gekommen. Bei der Lesung sitzen seine ehemaligen Freunde in der Inselbuchhandlung, aber irgendwie stimmt da was nicht. Die Missstimmung ist doch deutlich zu spüren . Bei einem klärenden Gespräch kommt es zum endgültigen Bruch, doch irgendwie laufen sich die vier ehemaligen Freunde immer wieder über den Weg. Ob sich das alles nochmal kitten lässt ?

Kennst du das Gefühl - du schlägst ein Buch auf, liest die ersten Zeilen und alles fühlt an wie heimkommen nach einer langen Reise -vertraut, geliebt und heimelig. Und genauso geht mir mit Janne Mommsens Bücher, denn seine Reihe um die Inselbuchhandlung ist genau das für mich - heimkommen.
Auch wenn diesmal die Buchhandlung von Greta ein wenig in den Hintergrund rückt, spielt sie doch eine Schlüsselrolle, denn hier begegnen sich Hauke, Nicole, Wiebke und Kai nach zwanzig Jahren wieder und merken, dass der Riss in ihrer Freundschaft größer ist als gedacht.
Janne Mommsen spricht viele Themen an, die sehr aktuell sind. Unter anderem scheut er nicht davor, auf die niedrigen Milchpreise der Bauern hinzuweisen, die dadurch in Misskredit geraten, ja vor dem finanziellen Aus stehen.. Es ist schön zu lesen, dass Wiebke trotz der widrigen Umstände ihre Energie nicht verliert und dank tatkräftiger Unterstützung wieder auf die Beine kommt.
Der Autor streut ein paar Irrungen und Wirrungen mit ein, lässt bei Wiebkes Unfall die Spannung steigen und sorgt so dafür, dass es nie langweilig wird. Besonders gut gefällt mir, dass hier der Stellenwert einer echten Freundschaft ganz groß herausgekehrt wird, denn wir alle brauchen Freunde, die zu einem stehen, egal was kommt, egal wie alt man ist.
Dazu das Gekreische der Möwen, das Rauschen des Meeres und ein bisschen Wellenglitzern - fertig ist ein Wohlfühlroman mit Inselfeeling und Dünenzauber.
Janne Mommsen weiß eben wie er seine Leser glücklich macht :)

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Veröffentlicht am 22.02.2020

Solider Roman, dessen Figuren sich leider nicht richtig öffnen

Der Liliengarten
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Lillys Großvater war ihr seit Kindheitstagen Licht und Glanz, ihr ein und alles. Da ist es nicht verwunderlich, dass sein Tod eine große Lücke reißt und Lilly glaubt, diesen Verlust nicht überwinden zu ...

Lillys Großvater war ihr seit Kindheitstagen Licht und Glanz, ihr ein und alles. Da ist es nicht verwunderlich, dass sein Tod eine große Lücke reißt und Lilly glaubt, diesen Verlust nicht überwinden zu können. Einzig das Erbe, ein Gutshaus in Ostholstein, kann sie ein wenig trösten. Ein Haus voller Erinnerungen, voller Andenken an den geliebten Menschen und dem Tagebuch ihrer Großmutter, das neben persönlichen Gedanken auf ein vergilbtes Foto und getrocknete Blüten enthält. Während Lilly eine Reise zurück in die Vergangenheit unternimmt, kommt sie einem Geheimnis auf die Spur, das nur mit der Sprache der Blumen entschlüsselt werden kann..

Jana Seidel habe ich als Autorin der Reihe „Gegen den Wind“ kennengelernt und ich muss sagen, dass sich ihr Schreibstil im Vergleich zur Buchreihe sehr verändert hat – er ist erwachsener, reifer und gefühlvoller geworden und das gefällt mir sehr gut.

Lilly wirkt wie eine exotische Blume unter all den Menschen, die ihr lieb und teuer sind. Auch wenn sie mit ihrem berühmten Großvater den Glanz und den Ruhm gewöhnt ist, so scheint sie mir eher wie eine Motte das Licht zu umschwirren, immer auf der Suche nach Anerkennung. Bei ihr wirkt es aber recht verkrampft...dabei habe ich das Gefühl, dass sie doch eigentlich eine schöne Kindheit mit viel Liebe und Anerkennung erfahren hat. Zwar nicht unbedingt im Überfluss von ihren Eltern, aber wie sie von ihrem Großvater erzählt - da geht mir das Herz auf und ich kann richtig die Liebe zu ihm spüren.

Auch Isabelles Liebe zu der Farben- & Blütenpracht in ihrem Garten wird sehr schön transportiert und es entstehen wundervoll komponierte Blütenbilder, die Jana Seidel hier ihren Lesern zugänglich macht.

Doch so schön die Grundidee der Geschichte ist, ich lese sie wirklich gerne und finde das Gutshaus und seinen Garten einfach traumhaft, hat die ganze Sache aber einen Haken -die Geheimniskrämerei um das Geheimnis macht den Roman ein wenig schleppend. Mir fehlt hier ein wenig die Spannung, die Aufregung, um vollends von der Geschichte und ihrer Entwicklung überzeugt zu sein. Es ist keine bestimmte Stelle oder kein Ausdruck, an dem ich das jetzt festmachen könnte. Es ist vielmehr das gesamte Bild, das hier vermittelt wird. Es wird aller eher getragen und "vorsichtig", anstatt mal etwas zu wagen oder mehr den Konflikt zu beleuchten, in dem sich die Figuren befinden.
Ich weiß zwar, dass etwas passiert sein muss, aber das Herbeisehnen der Antwort auf die Fragen nach dem Warum oder dem Was ist jetzt nicht unbedingt das, was hier unter den Nägeln brennt. Ich lese zwar von einem Geheimnis, aber die Lösung bzw. die Ergründung dessen bleibt eher nebulös und verläuft recht seicht. Mir fehlt dieses Gefühl, dass ich direkt in die Ereignisse aufgesaugt werde oder das "Jetzt oder nie"...wenn sie das jetzt nicht so oder so macht, dann wird sie nie dahinter kommen...

Das lässt die Figuren in wenig mechanisch wirken und bremst die ganze Wirkung des Romans richtig aus. Am Ende gibt es zwar die Auflösung, aber auch diese verpufft eher im seichten Morgennebel, als dass sie für großen Wirbel sorgt.

Alles in allem eine solide Geschichte um eine Familiengeheimnis, die ruhig ein bisschen mehr aus sich herausgehen könnte, damit die Akteure, wie die Blüten im Garten, aufblühen, sich öffnen und sich ihrer Rolle vollends hingeben können.

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Veröffentlicht am 22.02.2020

Love, love me do (Beatles)

Blaue Nächte
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Ausgerechnet der Unfall ihrer Mutter bringt Milena dem familieneigenen Club „Blue Nights“ näher, irgendwie fühlt sie sich dazu verpflichtet, in der Zeit, in der Ihre Mutter krankheitsbedingt ausfällt, ...

Ausgerechnet der Unfall ihrer Mutter bringt Milena dem familieneigenen Club „Blue Nights“ näher, irgendwie fühlt sie sich dazu verpflichtet, in der Zeit, in der Ihre Mutter krankheitsbedingt ausfällt, dort alles am Laufen zu halten. Sie fügt sich mehr schlecht als recht in die Abläufe ein und spult die allabendliche Routine ab. Diese wird jäh unterbrochen, als ein alter Mann verzweifelt versucht, Zutritt zum „Blue Nights“ zu erhalten – er habe eine Verabredung. Milena weist in schroff zurück und an nicht, dass diese Zurückweisung der Anfang einer Reise zurück in die Vergangenheit ist….

„Blue Nights“ wird auf zwei Zeitebenen erzählt und schildert in der Gegenwart das Leben von Milena, die seit 10 Jahren auf ihre große Liebe Paul wartet. Sie lässt Zeit und Raum verstreichen, hängt den Erinnerungen nach und merkt dabei nicht, wie sie sich langsam, aber sicher selbst aufgibt, wie die Zeit verrinnt und sie immer mehr einem Gespenst nachjagt. Erst eine zufällige Begegnung mit Paul bringt ihr die Erkenntnis, dass sie vieles falsche gemacht hat.

Der Blick zurück in die Swinging Sixties und die Geschichte von Emil lässt wirklich ab und an die Füße im Takt der bekannten Lieder von den Beatles und Co mitwippen, man summt unweigerlich mit und fühlt sich zurückversetz in die Zeit, in der Studentenrebellion, Blue Jeans und lange Haare für Aufruhr gesorgt haben.

Beide Liebesgeschichten können mich aber nicht wirklich von sich begeistern, denn sie wirken sehr nebulös und verklärt. Die Figuren sind für mich unnahbar und ziehen mich nicht richtig mit. Die Ereignisse lesen sich wie durch dicke Rauschwaden von Zigarettenrauch und abgestandener Luft und es fällt mir schwer, eine Beziehung zu den Akteuren aufzubauen. Ich bleibe oft außen vor, versuche zu verstehen und schüttele doch nur ungehalten den Kopf, weil sowohl Paul als auch Milena den berühmten Tritt in den Hintern bräuchten, um endlich wach zu werden Die Liebesgeschichte von Emil hat schon etwas romantisch-verklärtes, aber auch hier bleibe ich als Leser recht lange nur der stille Beobachter, statt mitzufiebern und mitzuhoffen.

Mir fehlt das Knistern in der Luft, die Schmetterlinge im Bauch, der Kloß in hals…all das sind doch untrügliche Zeichen dafür, dass man unterblich verliebt ist. Hier transportieren die Charaktere aber nicht eine einzige Regung, sondern spulen ihre Geschichte mehr oder weniger routiniert ab. Es ist so schade, dass diese faszinierende Idee mehr oder weniger im blauen Dunst des Nachtclubs untergeht…ich hatte mir so viel mehr erwartet.

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