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Veröffentlicht am 10.10.2022

Highlight 2022!

Schmerzwinter
8

Während Hamburg unter einer watteweichen Schneedecke liegt, ist diese zugleich das kalte Vlies für zwei Frauenleichen. Ihr Anblick verstört, dann nicht nur Hände und Füße wurden durchbohrt, sondern in ...

Während Hamburg unter einer watteweichen Schneedecke liegt, ist diese zugleich das kalte Vlies für zwei Frauenleichen. Ihr Anblick verstört, dann nicht nur Hände und Füße wurden durchbohrt, sondern in ihrem Brustkorb finden sich Uhren, anstelle ihres Herzens. Die Ermittelnden stehen vor einem Rätsel und stoßen auf einen alten Fall, bei dem der Täter seine weiblichen Opfer regelrecht zu Marinetten umgestaltet hat. Doch hier ist kein Nachahmer am Werk, sondern ein gelehriger Schüler, der mit aller Macht die Feinheiten seines Meisters übertrumpfen will…







Genial ! Grandios ! Überragend ! Phänomenal ! Brillant ! – alle Superlative reichen nicht aus, um diesen spektakulären Thriller auch nur annähernd gerecht zu werden. Aaron Sander peitscht in „Schmerzwinter“ seine Leser:innen von einem grausamen Höhepunkt zum anderen und zeigt ihnen die wahren Abgründe einer menschlichen Seele, die zu allem bereit ist.



Die Handlung geht an die Grenze zwischen psychischem und körperlichem Horror und wird in plakativen Bildern vor dem inneren Auge lebendig. Aaron Sander erschafft ein grusliges Szenario, bei dem das Kopfkino unaufhörlich rattert und die Angst in eiskalten Schauern ein ständiger Begleiter ist.

Die Szenen sind klug aufgebaut, haben immer diesen Mix aus subtiler Bedrohung, die mir beim Lesen fest im Nacken sitzt und einem erleichterten Aufatmen, wenn die Anspannung für einen kurzen Moment gelöscht wird. Der plakative Schreibstil sorgt bei mir für ordentlich Kopfkino und kann die "Puppen" regelrecht vor mir sehen - die Beschreibungen sind mehr als real und ich habe eine sehr genaue Vorstellung, wie sie gestaltet, geformt und kreiert werden.

.Die Handlung ist raffinert gesponnen und extrem gut durchdacht, überzeugt mit vielen Details, die auf den ersten Blick nur Staffage sind und sich beim genaueren Hinsehen als geniale Idee entpuppen (Milchtüte am Kühlschrank). Es verschwimmt die Grenze von Realität und Fiktion und Ungewissheit, Panik und Bedrohung sind die Weggefährten, die sich an der Seite der Lesenden einfinden. Die Wahrnehmung verschiebt sich, Wirklichkeit und Täuschung gehen eine perfekte Symbiose ein und erzeugen eine spannungsgeladene Atmosphäre.





Nygard und Anna müssen einen Sozipaten dingfest machen, der Frauen zu Marionetten werden lässt. Allein der Gedanke dran ist schauderhaft, aber in der Präzision und Perfektion seiner Ausführung schon auf eine gewisse Art faszinierend, sodass die Lesenden gebannt und schockiert zu gleich die Erschaffung der Kunstwerke verfolgen.

Der Autor zeigt eine sehr realistische Hölle, durch die die Opfer gehen müssen. Es sind demütigende und zerstörerische Szenen, die sie durchleben und in denen sich unglaublich Schockmomente wiederfinden.

Die Situation droht mehrmals zu eskalieren und Nygard steht scheinbar vor dem Nichts – alle Spuren, die er mühsam zusammensucht, führen dazu, dass er sich selbst in größte Gefahr begibt und dem Puppenmacher ausgeliefert ist.

Es entsteht ein klaustrophobisches Gefühl, wenn chirurgische Bohrer sirren, die Betäubung langsam nachlässt und die ersten mechanischen Hilfsmittel implantiert sind. Der „Bauplan“ des Täters zeugt von krankhafter Genialität und fordert Fingerfertigkeit und Präzision.



Die Leser:innen werden selbst zur Marionette, denn sie können nicht anders, als noch eine und noch eine Seite umzublättern und gierig die Buchstaben zu verschlingen. Die intelligente Handlungsabfolge bietet Sackgassen, irre Twists und authentische Figuren, die zu jederzeit überzeugen.



Erwähnenswert ist auch die optische und haptische Gestaltung des Thrillers – das Cover mit der reliefartig ausgearbeiteten Schneeflocke (weist übrigens auch auf den gleichnamigen Schreibstil des Buches hin – genial!!) und der neongrüne Buchschnitt fallen sofort ins Auge und machen auf einen Thriller aufmerksam, der in meinen Augen ein echtes Meisterwerk ist.



Chapeau !

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 06.07.2020

An manchen Tagen tut es gut, vom Himmel Herzen geschenkt zu bekommen (Beate Pracht)

Jeden Tag ein neuer Himmel
7

Charlotte hat gerade ihre neue Stelle im Kinderhospiz angetreten, als sie mit aller Macht wieder an den Verlust ihrer vor einem Jahr verstobenen Tochter erinnert wird. Ein junger Straßenmusiker spielt ...

Charlotte hat gerade ihre neue Stelle im Kinderhospiz angetreten, als sie mit aller Macht wieder an den Verlust ihrer vor einem Jahr verstobenen Tochter erinnert wird. Ein junger Straßenmusiker spielt seinen Song „Daisy“ und sorgt so dafür, dass sich alle Emotionen ihren Weg bahnen und Charlotte zu Tränen rühren. Sam kann nicht anders, er muss die junge Frau ansprechen, die emotional so sehr von seinem Lied berührt wird. Zwischen beiden entwickelt sich eine zarte Liebe, die auf eine harte Probe gestellt wird…



Violet Thomas hat mit „Jeden Tag ein neuer Himmel“ eine emotionsgeladene Story zu Papier gebracht, die dem Leser eine echte Achterbahnfahrt der Gefühle beschert und so die Tränen ungehindert fließen dürfen. Also, Taschentücher auf jeden Fall bereithalten!

Im Roman werden die Themen Verlust und Trauer, Vertrauen und Misstrauen, Liebe und Freundschaft auf ganz behutsame Weise miteinander verknüpft, sodass, trotz der Schwere der Themen die Leichtigkeit nicht verloren geht.

Charlotte ist eine warmherzige junge Frau, die mit dem Verlust des geliebten Kindes zu kämpfen hat. Ein schwerer Einschnitt in ihrem Leben, denn niemand hat sich wirklich darauf vorbereit. Sie muss damit zurechtkommen, ein verwaistes Elternteil zu sein und den schmerzhaften Verlust verarbeiten. Damit sie die Situation besser ertragen kann, widmet sie sich ganz ihrer Aufgabe im Kinderhospiz und geht regelrecht darin auf, den kleinen Hamish in seinen letzten Tagen zu begleiten.

Der kleine Knirps erinnert mich ein wenig an Jim Knopf, ist trotz seiner schweren Erkrankung und seinem Schicksal, ein kleiner Sonnenschein und nicht auf den Mund gefallen.

Sam, der Straßenmusiker, ist ein einfühlsamer und überaus talentierter Musiker, der das Herz auf dem rechten Fleck, sich aber bisher nicht so richtig aus den Startlöchern getraut hat.

Violet Thomas schafft es, die Gefühle und Gedanken ihrer Figuren auf den Leser zu übertragen, sodass man eins mit den Protagonisten wird und in ihre Haut schlüpft. Man spürt die Tränen aufsteigen und trauert mit, man hat Schmetterlinge in Bauch, den berühmten Kloß im Hals und fühlt den zarten Kuss auf den Lippen.

Der Roman lebt von den einfühlsamen Worten, dem leisen, aber trotzdem ausdrucksstarken Schreibstil der Autorin und ermöglicht so ein eindrucksvolles Leseerlebnis, das noch lange im Herzen nachklingt.

Absolute Leseempfehlung !

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 09.12.2019

Hochwertige Aufmachung für teilweise recht komplizierte Gerichte

Weihnachten in Amsterdam
5

Weihnachten in Amsterdam – Das Kochbuch für ein entspanntes Fest“ zieht schon gleich seine Blicke auf sich, wenn man das Buch entdeckt. Die hochwertige Aufmachung lockt einen regelrecht um die Seiten aufzuschlagen, ...

Weihnachten in Amsterdam – Das Kochbuch für ein entspanntes Fest“ zieht schon gleich seine Blicke auf sich, wenn man das Buch entdeckt. Die hochwertige Aufmachung lockt einen regelrecht um die Seiten aufzuschlagen, sich die qualitativ hochwertigen Fotos anzuschauen und Lust auf die Zubereitung des Weihnachtsmenüs zu bekommen.

Zu Beginn gibt die Autorin hilfreiche Tipps für eine entspanntes Fest, für eine stressfreie Zubereitung der einzelnen Gerichte und hängt auch gleich eine kleine Checkliste hinten dran.
Endlich einmal jemand, der sich Gedanken um denjenigen macht, der Weihnachten am Herd steht – so habe ich gedacht.
Und dann kommt die Ernüchterung: Die Zutatenliste ist schon sehr aufwendig, viele Zutaten sind nicht einfach mal schnell beim Kaufmann deines Vertrauens besorgt und manche kenne ich gar nicht. Da heißt es, Alternativen suche, Kopfgedanken gemacht und ausprobiert.
Die ersten Rezepte sind schnell gefunden, die unser aller Interesse wecken und schon sind die Ärmel hochgekrempelt, die Wangen rot vor Eifer…und dann kommt Enttäuschung auf der ganzen Linie. Geduld, Ausdauer und viiiiiieeel Zeit sind die Hauptzutaten, die man bei der Umsetzung der Rezepte benötigt, nicht etwa all die vielen kleinen Dinge, die das Gericht schmackhaft und köstlich machen.
Echte Kalorienbomben begegnen mir immer wieder im Verlauf des Kochbuches und ich frage mich, wenn ich das als Menü auftische, wer denn das alles essen soll ? Bereits nach manchen Vorspeisen ist man dermaßen gesättigt, dass man getrost Hauptgang und Dessert weglassen kann. Doch wer huldigt dann die Arbeit des Kochs/der Köchin ?
Fakt ist, die Rezepte sind lecker, nicht immer einfach in der Umsetzung, extrem zeitaufwendig und für ein komplettes Menü an Weihnachten mit einem Haufen Arbeit und Kalorien versehen.
Ich greife dann doch lieber zu Altbewährtem und weiß, dass ich alle mit wenig Aufwand, aber mit maximalem Genuss bewirten kann😊
Hier genieße ich lieber die schönen Bilder und sehe mich an ihnen satt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Gestaltung
  • Rezepte
Veröffentlicht am 27.05.2019

Das Glück wohnt um die Ecke, man muss es nur mit beiden Händen greifen und annehmen

Glück ist meine Lieblingsfarbe
5

Julis neue Heimat auf Zeit ist La Palma , die Schöne, und genauso fühlt es sich für Juli auch an. Das Leben läuft in bunten Farben ab und mittendrin ist Juli, die sich auf der Insel sichtlich wohlfühlt.
Doch ...

Julis neue Heimat auf Zeit ist La Palma , die Schöne, und genauso fühlt es sich für Juli auch an. Das Leben läuft in bunten Farben ab und mittendrin ist Juli, die sich auf der Insel sichtlich wohlfühlt.
Doch mit Quinn tritt nicht nur ein Mann in ihr Leben, der ihr Herz zum Stolpern bringt, er schafft es auch, dass sich Juli endlich ihrer Vergangenheit stellt und so den Schritt zum Neuanfang wagt…

Wenn du ein neues Lieblingsbuch suchst, hältst du es genau jetzt in den Händen !
Denn Kristina Günaks neuestes Werk ist ein absoluter Knaller, ein Wohlfühlroman mit toller Botschaft, ein Buch, das sich sofort in dein Herz brennen wird.
Die Autorin hat mit Juli eine liebenswerte Hauptakteurin erschaffen, die zwar immer ein offenes Ohr für jeden hat, gut zuhören und mit Menschen umgehen kann, aber sich selbst und anderen gegenüber nicht eingestehen will und kann, dass sie manchmal auch Hilfe benötigt und miteinander reden viele Probleme lösen kann.
Ihr zur Seite stehe vielen einzigartige Inselbewohner, die sich alle schon mit wenigen Sätzen in mein Herz katapultiert haben. Kristina Günak lässt mich somit ein Teil der Dorfbewohner werden, nimmt mich in ihrer Mitte mit auf und so lerne ich nicht nur die drei Marias besser kennen, trauere mit allen, wenn Pedro sanft entschläft oder stehe mit Juli im Foodtruck und gebe köstliche Sandwichkreationen an die hungrigen Kunden aus.
Kristina Günaks Liebesgeschichte lässt einen Blick in das Kaleidoskop der Gefühle zu, die sich immer wieder neu formen und zusammensetzen und so der Erzählung immer wieder neue Blickwinkel und interessante Ansätze gibt. Die Autorin öffnet die Gefühlswelt von Juli und Quinn für den Leser, gibt mit rätselhaften Andeutungen genügen Platz für eigene Gedanken und Mutmaßungen, kurbelt das Kopfkino an und macht so ihren Roman für den Leser erlebbar, in dem sie nachvollziehbar die Entwicklung ihrer Figuren beschreibt. Das Geheimnis um die Ereignisse in der Vergangenheit wird erst ganz zum Schluss gelüftet und hält so den Leser bei der Stange, denn schließlich möchte man ja wissen, ob man mit den eigenen Vermutungen richtig gelegen hat.
Farbenfroh und sehr lebendig wird das Leben auf La Palma geschildert, die Sonne streichelt meine Haut, die eindrucksvolle Landschaft verzaubert und die landestypischen Gerüche steigen mir in die Nase, um mich gänzlich in Urlaubsstimmung zu versetzen.
Günak kitzelt aus ihren Figuren wirklich alles an Gefühlen und Empfindungen heraus, lässt sie Probleme bewältigen und sorgt dafür, dass ihre Botschaft niemals zu kurz kommt – Glück ist nun mal die Lieblingsfarbe aller und die schillert hier wie ein Regenbogen durchs Geschehen. Rot wie die Liebe, blau wie das Meer, gelb wie der Sonnenschein, grün wie die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft, orange wie die wärmenden, liebevolle Freundschaften der Dorfbewohner, violett wie das seelische Gleichgewicht der Akteure.
Ein Buch, das so einzigartig ist wie seine Darstellerin:

J - Ja zum Leben
U -ungezwungen
L- liebenswert
I – interessant

Das Glück wohnt um die Ecke, man muss es nur mit beiden Händen greifen und annehmen

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  • Cover
  • Geschichte
  • Humor
  • Gefühl
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 18.03.2019

Negativer Grundkonsens, zusammenhanglose Geschichte

Bestimmt schön im Sommer
5

Die trügerische Schönheit von Galiciens Küste hat eine traurige Geschichte- Adela ertränkt sich und lässt ihre Familie ratlos zurück. Ihre Schwester Maria flüchtet nach Deutschland, gibt sich dort für ...

Die trügerische Schönheit von Galiciens Küste hat eine traurige Geschichte- Adela ertränkt sich und lässt ihre Familie ratlos zurück. Ihre Schwester Maria flüchtet nach Deutschland, gibt sich dort für sie aus und studiert Medizin. Jahre später kehrt Maria nach Hause zurück und stellt sich der Vergangenheit…

Ich lasse mich oft und gerne von tollen Covern zum Lesen eines Buches verleiten, wenn dann auch noch die Leseprobe stimmt, habe ich meist einen Volltreffer gelandet.
Doch hier bei diesem Buch ist alles ganz anders. Das Cover und die Leseprobe täuschen komplett über den negativen Grundkonsens der Geschichte hinweg, lassen mich sogar im Glauben, dass ich eine farbenfrohe und heitere, teils humorvolle Geschichte lesen soll.
Doch dem ist nicht so. Die Erzählung ist von Grund auf mit vielen depressiven Szenen belastet, zieht mich so mit runter und lässt mich ratlos zurück, weil ich das Gefühl habe, das Buch und seinen Hintergrund nicht verstanden zu haben. Mehrmals habe ich Szenen gelesen, Seiten zurückgeblättert aus Angst, etwas überlesen zu haben..aber da ist nichts, was mir den Sinn dieses Buches näher bringt
Der Roman gleicht eher einem Tagebuch, das dazu benutzt wird, all die negativen Erlebnisse aufzuschreiben und so irgendwie zu verarbeiten. Es entsteht so kein richtiger Lesefluss.
Die Personen wirken wie früher die Püppchen aus Pappe, denen man Kleider aus Papier angezogen hat. Es ist fast so, als würde man hier diesen Pappfiguren eine Geschichte zwanghaft überstreifen, damit diese nicht ganz so nackt und hilflos durchs Geschehen tapsen müssen.
Ich kann mich mit keinem der Charaktere identifizieren, da sie kein Leben in sich tragen und mir ihre Handlungen viel zu diffus und nicht nachvollziehbar erscheinen. Warum hat Maria erst die Identität ihrer Schwester angenommen, um dann doch später wieder alles auffliegen zu lassen ?
Eine Message habe ich schmerzlich vermisst, da hier vieles wirkt wie einfach lose hingestreut, ohne den wirklichen Sinn zu erkennen (die Frage, warum sich Adela umgebracht hat, wird auch nicht wirklich geklärt, zumindest habe ich keinen bedeutsamen Hinweis darauf gefunden) und die Fäden werden am Ende nicht miteinander verknüpft. Ein Buch ohne Kernaussage, ohne Charme, ohne Lesespaß

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