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Veröffentlicht am 01.08.2017

Genreuntypisch wenige Action-Szenen

Erwachen des Lichts
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Jennifer L. Armentrout ist innerhalb des New Adult-Genres ein Must Read bei mir. Im Fantasy-Bereich habe ich dagegen noch verhältnismäßig wenig von ihr gelesen, denn bis jetzt habe ich nur den ersten Band ...

Jennifer L. Armentrout ist innerhalb des New Adult-Genres ein Must Read bei mir. Im Fantasy-Bereich habe ich dagegen noch verhältnismäßig wenig von ihr gelesen, denn bis jetzt habe ich nur den ersten Band der Obisidan-Reihe gelesen, die ich aber definitiv beenden werde. Mit der neuen Götterleuchten-Reihe sah ich eine passende Möglichkeit, wieder mal etwas von ihr im Fantasy-Genre zu lesen und das obwohl ich wusste, dass dieser neuen Trilogie die Dämonentochter-Reihe vorausgeht.
Im Prinzip ist es nicht schlimm, dass ich die Dämonentochter-Reihe noch nicht gelesen habe, da die wichtigsten Begrifflichkeiten und auch die erneut auftauchenden Figuren immer einen Kontext erhalten, so dass man sich auch ohne bereits angeeignetes Fachwissen gut in der von Armentrout geschaffenen Götterwelt zurechtfinden kann. Negativ ist mir aber aufgefallen, dass das letzte Drittel des Buches arg den Inhalt den Dämonentochter-Reihe spoilert, so dass mein Bedürfnis, diese Reihe nun noch nachzuholen, arg gedämpft ist. Auch von der Strategie der Autorin und des Verlags her sehr fragwürdig, weil die neue Reihe ja eigentlich ein tolles Werbemittel für die alte darstellen könnte.
Der Einstieg in die Geschichte verlief leider nicht ganz harmonisch. Die ersten Seiten war zwar sehr amüsant (insgesamt ist in der ganzen Geschichte eine schöne Portion Humor dabei), aber ich hatte dennoch so meine Probleme mit den Hauptfiguren. Da ich Seth ja noch nicht kannte, war er für mich ein sehr überhebliches und selbstverliebtes Wesen, das nicht gerade mein Interesse wecken konnte. Da hat es auch nicht geholfen, dass die andere Hauptfigur, Josie, nur die ganze Zeit damit beschäftigt war zu betonen, wie gut Seth aussieht und zu zeigen, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Damit sind wir auch schon bei Josie, da sie wie ein pubertierendes Wesen durch die Gegend lief, immer in Schwierigkeiten gerät und trotzdem nur an Seth und das Eine denken kann.
Zum Glück legt sich diese Oberflächlichkeit mit der Zeit. Vor allem Seth gewinnt durch den Handlungsverlauf schnell an Tiefe. Er macht eine interessante Entwicklung durch und wird tatsächlich zu dem überzeugenden Helden, den so eine Geschichte braucht. Josies Entwicklung läuft leider deutlich langsamer, aber gerade am Ende habe ich Hoffnung für sie. Im Resümee muss ich jedoch sagen, dass Josie bis hierher noch eine enttäuschende Protagonistin ist.
Die Welt, die Armentrout geschaffen hat, ist für mich neu und durchaus interessant. An manchen Stellen ist ihre Vorstellung noch etwas komplex, so dass die ein oder andere Erklärung noch schön gewesen wäre, aber insgesamt gefällt mir die Götterwelt sehr gut. Denn sie bietet eben enormes Handlungspotenzial, das auch im ersten Band schon mehrfach angedeutet wird. Es gibt einige sehr spannende, actiongeladene Szenen, die der Handlung Glaubwürdigkeit und Wendungen verleiht. Über das ganze Buch hinweg sind mir diese Szenen in ihrer Anzahl jedoch zu wenig. Denn es gibt unheimlich viele Szenen, die eher einem reinen NA-Roman gut zu Gesicht gestanden hätten. Die Liebesgeschichte wird schon durch Josies Charakter bedingt unheimlich an Material und Szenen gefüttert. Diese Szenen sind auch gut geschrieben, denn Armentrout kann NA bestens, aber in so einer Trilogie, die eben einen großen Fantasy-Anteil hat, viel zu viel.
Fazit: „Erwachen des Lichts“ bildet durchaus einen guten Auftakt, der die Leser für die restlichen zwei Bänden bei der Stange halten sollte. Die Charaktere sind zwar zunächst oberflächlich, aber gerade Seth gewinnt mehr und mehr an Profil, was der Geschichte erheblich guttut. Die Handlungswelt ist gelungen, wird aber leider im Rückblick zu wenig genutzt, denn die spannenden, actiongeladenen Szenen sind zu wenig vorhanden. Stattdessen werden sehr, sehr viele Seiten für die Entwicklung der Liebesgeschichte genutzt. Dies ist zwar gut erzählt, kann in einer Fantasy-Trilogie aber lieber den kleineren Erzählanteil bieten.

Veröffentlicht am 28.07.2017

Deutlich weniger Charme

P.S. I still love you
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„To all the boys I’ve loved before“ war eines meiner Lesehighlights des letzten Jahres, da ich vom Schreibstil, der Grundidee und der liebevollen Schwesterbeziehung regelrecht hin und weg war. Dieses Buch ...

„To all the boys I’ve loved before“ war eines meiner Lesehighlights des letzten Jahres, da ich vom Schreibstil, der Grundidee und der liebevollen Schwesterbeziehung regelrecht hin und weg war. Dieses Buch hätte wunderbar für sich alleine stehen können, aber Jenny Han hat mit „P.S. I still love you“ nachgeliefert.
Vorneweg möchte ich gerne auf die positiven Aspekte dieses Buches eingehen. Man erkennt den Schreibstil, das heimelige Setting und die wohlbekannten Figuren direkt wieder und ist wieder mittendrin in der Geschichte, auch wenn man vielleicht einige Monate nichts aus dieser literarischen Welt mitbekommen hat. Mir gefällt weiterhin das viele aktuelle Themen wie Mobbing und früh erwachende Sexualität hier behutsam, aber doch bestimmt angesprochen werden. Mir gefällt ebenfalls wie charmant und mit all ihren Höhen und Tiefen die Beziehung von Lara Jean und Peter weiteraufgebaut wird. Es ist nicht alles rosarot und die Gedanken, die sich Lara Jean in dieser Entwicklung macht, sind sehr authentisch und nachvollziehbar gestaltet.
Neben diesen positiven Anmerkungen habe ich leider aber auch einige negative Aspekte zu nennen, die erklären, warum für mich der zweite Band eher eine Enttäuschung ist. Zum einen ist die von mir so hochgelobte Schwesternbeziehung auf dem ersten Band kaum vorhanden, da Margo komplett auf ihrem Auslandssemester verweilt und Kitty wirklich nur eine kleine Nebenrolle spielt. Der zweite Aspekt ist an die Briefe gebunden, die im ersten Teil eine wichtige Rolle spielten. grundsätzlich fand ich es gut, dass die Briefe wieder thematisch aufgegriffen wurden, weniger gut fand ich, dass sich dadurch die nächste Dreiecksgeschichte entwickeln musste. Im ersten Band noch stand Lara Jean zwischen Peter und Josh (dessen Rolle im zweiten Band auch lächerlich gering ist) und nun zwischen Peter und John. Die Beziehung zwischen Peter und Lara Jean hätte man auch anders auf die Probe stellen können.
Neben diesem klischeehaften Thema werden auch noch andere für Jugendbücher typische Themen geboten wie die bedrohliche Ex-Freundin, der alleinerziehende Vater muss verkuppelt werden und so weiter. „To all the Boys I’ve loved before“ wirkte einfach frischer.
Fazit: Der erste Band hat für sich wunderbar funktioniert, daher muss ich mich nach „P.S. I still love you“ wirklich fragen, ob sie die Autorin mit diesem Band nicht selbst ins Knie geschossen hat, da der zweite Band wirklich nur nochmal wie ein Aufwärmen der Inhalte aus dem ersten Band wirkt. Zudem ist dieser Charme, den die Geschichte versprühen konnte, nur noch geringfügig zu erkennen. Da es auch noch einen dritten Band gibt, hadere ich nun wirklich, was ich mit dem noch machen soll. Lesen oder lieber doch nicht?

Veröffentlicht am 19.07.2017

Hält Auftaktniveau nicht ganz

Tiefe Schuld
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„Tiefe Schuld“ ist der zweite Band rund um Toni Stieglitz von der Münchener Mordkommission, die sich privat mit einem gewalttätigen Ex-Freund rumschlägt. Der erste Band hierzu hat mir bereits gut gefallen, ...

„Tiefe Schuld“ ist der zweite Band rund um Toni Stieglitz von der Münchener Mordkommission, die sich privat mit einem gewalttätigen Ex-Freund rumschlägt. Der erste Band hierzu hat mir bereits gut gefallen, weil ein spannender Kriminalfall geboten wurde und man merkte, dass die Autorin selbst jahrelang als Polizistin gearbeitet hat, weil die Details stimmten. Mein einziger Kritikpunkt war die Protagonistin selbst, weil sie auf einer Skala von „supernervig“ hin zu „super verletzlich“ wirklich alles abgedeckt hat.
Genau diesen Kritikpunkt muss ich auch für den zweiten Band festhalten. Klar, man kann lobenswert sicherlich festhalten, dass die Autorin ihrer Protagonistin keine 180° Kehrtwende angedeiht hat, aber auf Dauer ist dieses ewige Hin und Her wirklich schwer zu ertragen. In diesem Band ist mir das sogar noch mehr ins Auge gesprungen, da auch das Privatleben von Toni noch mehr in den Fokus kam. Verknüpft war das mit einer in meinen Augen vollkommen unnötigen Perspektive von Mulder, da diese nur sporadisch eingefüttert wurde und das Geschehen eher unnötig in die Länge gezogen hat. Mulder ist es auch der Toni auch noch zu einem eifersüchtigen Teenager macht und das dann neben ihrer frechen, selbstbewussten Art im Dienst, da tun sich für mich unerklärliche Welten auf.
Da das Privatleben so in den Fokus rückte, kam der Kriminalfall auch etwas kürzer. Der Fall an sich war spannend, auch weil er auf Toni vom Hintergrund her wirklich perfekt zugeschnitten war. Ihre Erfahrungen mit einem gewalttätigen Partner wurden interessant thematisiert und wie sich das auf ihre Arbeit als Polizistin auswirkt. Hier hat sich eigentlich perfekt gezeigt, wie man Krimi und Protagonist verknüpft. Die Auflösung des Falls wurde immer mal in den Hintergrund gedrängt, aber dennoch war bei mir als Leserin Spannung da, weil ich wissen wollte, wer jetzt der Mörder war. Der Weg hin zur Auflösung ist mit kleineren Überraschungen gespickt, aber die letztliche Auflösung war ein Ticken zu früh klar. Aber das soll nur Kritik auf hohem Niveau sein.
Fazit: Ich war sehr gespannt auf den zweiten Band rund um Toni Stieglitz, aber leider schätze ich „Tiefe Schuld“ schwächer ein als den Auftaktband. Tonis Privatleben rückt noch mehr in den Fokus und damit auch ihre – für mich – nervige Persönlichkeit. Der Kriminalfall muss dahinter etwas einstecken, beweist aber im Gesamtbild erneut, dass die Autorin vom Fach ist und glaubwürdige und spannende Kriminalfälle konstruieren kann.

Veröffentlicht am 19.07.2017

Anfang gut, Mitte ein einziges Klischee, Ende perfekt

Nothing Like Us
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Von Kim Nina Ocker hatte ich bereits gehört, als sie zwei Werke im Forever-Verlag von Ullstein veröffentlicht hat. Die Klappentexte klangen ganz interessant, aber manchmal gehen einfach Bücher an einem ...

Von Kim Nina Ocker hatte ich bereits gehört, als sie zwei Werke im Forever-Verlag von Ullstein veröffentlicht hat. Die Klappentexte klangen ganz interessant, aber manchmal gehen einfach Bücher an einem vorbei, weil der Buchmarkt nun wirklich allmonatlich von Neuerscheinungen überschwemmt wird. „Nothing like us“ ist nun ein NA-Titel, der als Reihenauftakt konzipiert ist und in New York spielt. Bereits bei Mona Kasten fand ich es etwas befremdlich, dass deutsche Autoren ihre Geschichten in den USA spielen lassen müssen. Hier ist zumindest die Protagonistin eine Deutsche, aber trotzdem ist das Setting der Big Apple. Ob das sein muss, ich weiß es nicht, aber ich habe es inzwischen akzeptiert.
Der Anfang des Buches hat mir gut gefallen, da Lena eine freche, zielstrebige und wirklich nette Persönlichkeit hat. Neben dieser toughen Protagonistin hat mir auch gefallen, dass Sander nur kleine Charakterzüge eines reichen Schnösels hatte, ansonsten aber demütig, gutmütig und abenteuerlustig wirkt. Dadurch entwickelt sich zwischen dem zentralen Pärchen eine entspannte, lustige Wohlfühlatmosphäre mit vielen romantischen, aber auch unerwarteten und vielen frechen Momenten. Also wirklich eine Liebesgeschichte, die jeder mal erlebt hat, weil sie so realistisch und bodenständig erzählt ist.
Mir gefällt es auch gut, dass wir immer mal wieder kleinere Einblicke in Sanders Denken bekommen, da sich so sein Handeln und seine Mentalität wunderbar ergänzen. Ich bin zwar immer noch größerer Fan, wenn es 50:50 bei den Perspektiven aufgeteilt wird, aber Sanders Perspektive wird zumindest konsequent umgesetzt.
Es werden einige Nebenfiguren geboten: ein paar fiese, eine paar griesgrämige, die ihre harte Schale zum Ende hin fallen lassen und die obligatorischen Berater in Liebesangelegenheiten. Die Mischung der Figuren hat mir gut gefallen, da alles vorhanden war, was so eine Geschichte braucht. Die Liebesszenen waren intensiv und genau richtig im Rahmen erzählt.
Nach diesen positiven Aspekten von „Nothing like us“ muss ich aber auch Kritik üben. Die Figuren und der Schreibstil passen gut für mich, aber die Storyentwicklung leider gar nicht. Mich haben die realistischen Momente überzeugt, die nur so von Bodenständigkeit gestrotzt haben und die wurden am Ende immer weniger. Stattdessen wurde plötzlich ein Klischee nach dem anderen ausgepackt. Die Geschichte verlor ihre Spannung und da alles plötzlich furchtbar konstruiert wirkte, gab es keine überraschenden Momente mehr. Sander wurde etwas out of character und Lena wirkte irgendwann nur noch wie ein Roboter, die sich eine Meinung gesetzt hatte und nicht einen Millimeter davon abweichen wollte. Zudem ist mir negativ aufgestoßen, dass Lena sich alle 50 Seiten schwer betrinken musste.
Das Ende wiederum war ziemlich perfekt, auch hier wurde mit Klischees gearbeitet, aber die passten so wunderbar zu den Figuren und den Stärken ihrer Beziehung, die ich ausgemacht habe, so dass ich die letzten Seite sehr genossen habe und das Buch ruhig ein paar Seiten mehr hätte haben können.
Fazit: Meine erste Leseerfahrung mit Kim Nina Ocker fällt gemischt aus. Grundsätzlich kann ich wunderbar mit ihrem Schreibstil leben. Die ersten Kapitel sind gut erzählt, da man Bekanntschaft mit interessanten Figuren macht, die eine gute Chemie haben und es einige Momente gibt, die das Mitfiebern mit dem Pärchen stärken. Irgendwann gibt es einen Bruch, nachdem erstmal sämtliche Klischees bedient werden, die die Geschichte konstruiert und 08/15 wirken lassen. Das ist zu diesem Zeitpunkt eine herbe Enttäuschung, da der Anfang wirklich viel hat erhoffen lassen. Ich gehe dennoch versöhnlich aus der Geschichte, da das Ende dafür für das Liebespärchen perfekt erzählt wurde.

Veröffentlicht am 23.05.2024

Zähes Lesen mit immerhin gutem Ende

End of Story - Der Mörder unter uns
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Unglaubliche sechs Jahre ist „The Woman in the Window“ nun schon wieder her. Das kam mir sicherlich nicht so lange vor, weil das Buch von A. J. Finn zum einen verfilmt worden ist und auch Netflix hat auch ...

Unglaubliche sechs Jahre ist „The Woman in the Window“ nun schon wieder her. Das kam mir sicherlich nicht so lange vor, weil das Buch von A. J. Finn zum einen verfilmt worden ist und auch Netflix hat auch eine Art Parodie in Serienform gemacht. Daher war dieses Buch für mich immer noch sehr präsent. Aber auch verdient, weil es damals schon am Anfang eines kleinen Trends stand, weil gewisse Inhalte immer in so Wellen kommen. Finn hat aber in der Zwischenzeit nichts mehr veröffentlicht, was ich so gar nicht wahrgenommen habe. Als ich dann aber „End of Story“ entdeckte und darauf auch geklebt der Hinweis, dass es vom „The Woman in the Window“-Autor ist, da rückte es für mich erst wieder in eine Perspektive. Wie ist also sein zweites Werk?

Vom Klappentext her war zu erkennen, dass es inhaltlich in eine ähnliche Richtung gehen könnte. Wir haben wieder eine Frau als Protagonistin, die in ein Geheimnis eintaucht. Hier war nur schnell offensichtlich, dass Nicky selbst sehr aktiv ist, dass sie von Mysterien offenbar angezogen wird. Dazu fand ich auch, dass es auch mehr in die Richtung von Whodunnit geht. Denn wir bekommen schnell einen Personenkreis präsentiert und es ist klar, davon verbergen welche Geheimnisse und die gilt es herauszufinden. Es war also schon ähnlich und doch anders. Was für mich „End of Story“ dann aber schnell völlig anders gemacht hat, das war der Schreibstil. Auf eine Art hat sich Finn da neu erfunden, was mir als Leserin aber nicht entgegenkam. Gerade im ersten Viertel fand ich es unwahrscheinlich schwierig, ins Geschehen hineinzufinden. Die Sprache war sperrig, weil sie voll von Anspielungen und Gedankensprüngen ist. Es war deutlich zu merken, dass Finn durch die gemeinsame Leidenschaft von Nicky und Sebastian für Literatur sich dann in einer Welt verloren hat, was ich aus leidenschaftlicher Perspektive heraus auch nachvollziehen kann, aber zum Lesen für jemanden, der dort nicht zuhause ist, war es doch zäh und auf eine Art und Weise auch distanzschaffend.

Die Schreibweise hat auch dafür gesorgt, dass ich manchmal komplett den Faden verloren haben. Wer ist gerade mit wem wo und ähnliche konfuse Situationen ergaben sich. Ich konnte mich immer wieder orientieren, aber es ist tatsächlich ein Umstand, den ich ungerne in meiner Lektüre habe, weil es total aufhält und keinen Lesefluss erzeugt. Mal vom Schreibstil abgesehen, wobei es hat eigentlich doch auch noch damit zu tun, ist die Charakterdarstellung schwierig. Es ist keine Figur, an die man sich sofort binden kann. Selbst Nicky nicht, die ich ursprünglich dafür vermutet hätte. Sie ist nicht unsympathisch, aber dafür, dass sie so neugierig dargestellt wird und auch als sehr intelligent, wunderte ich mich zwischendurch doch, warum sie da locker gelassen hat, wenn ich eigentlich das Gefühl hatte, wir sind etwas auf der Spur. Madeleine ist eine zweite Figur, die auch Kapitel aus ihrer Sicht bekommt. Aber sie ist tatsächlich als Figur sehr durcheinander und emotional angegriffen, weswegen sie in meinen Augen ein wenig das Pendant zu Anna aus „The Woman in the Window“ war. Ihre Kommunikation, die sie mit ihrem vermeintlichen Bruder war, das hätte ich zwischendurch gerne als komplett erfunden akzeptiert.

Zur Entwicklung der Handlung muss ich sagen, dass sich das Buch schon steigert. Natürlich habe ich mich auch an die Stilistik besser gewöhnt, so dass sich gerade im letzten Viertel nochmal ein Sog aufgebaut hat. Ich war auch richtig überrascht von den letztlichen Enthüllungen. Bei einer lag ich im Vorfeld richtig, der Rest kam aber aus dem Nichts. Wobei das klingt zu negativ, als sei es an den Haaren herbeigezogen gewesen. Das war es keinesfalls. Ich habe nur die Hinweise (möglicherweise auch wegen des Stils) völlig überlesen, so dass die Überraschung positiv war. Würde ich das Buch nochmal lesen, es wäre sicherlich mit ganz anderen Augen. Auch wenn die Erklärungen sich dann nochmal in sich selbst verloren haben, so bleibt das Ende doch eindeutig das Stärkste am Buch.

Fazit: „End of Story“ ist ein wirkliches zähes Ding. Ich habe unheimlich schwer herausgefunden und auch durch die Charakterentwicklung habe ich mich emotional nicht einfinden können. Das Ende bleibt als gut stehen, was angesichts des Titels dann auch irgendwie wieder passt. Als Fan von „The Woman in the Window“ war ich letztlich aber doch enttäuscht.

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