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Veröffentlicht am 25.09.2022

Qualitativ sinnbildlich für gesamte Reihe

Sunrise Full Of Wonder
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Mit „Sunrise Full of Wonder“ beendet Mounia Jayawanth ihre bei Lyx veröffentlichte One-Night-Trilogie. Insgesamt war die Reise für mich nicht immer einfach, denn man merkt Mounia an, dass sie es auf wichtige ...

Mit „Sunrise Full of Wonder“ beendet Mounia Jayawanth ihre bei Lyx veröffentlichte One-Night-Trilogie. Insgesamt war die Reise für mich nicht immer einfach, denn man merkt Mounia an, dass sie es auf wichtige Themen abgesehen hat. Dazu hat sie einen humorvollen Grundton, aber manchmal ist es erzählerisch etwas holprig und auch die Charaktergestaltung ist nicht immer in sich konsequent. Natürlich ist mir das Buchuniversum dennoch ans Herz gewachsen, denn gerade die drei Freundinnen sind ein Anker gewesen, der definitiv dieser Reihe etwas Besonderes gegeben hat.

Bei „Sunrise Full of Wonder“ ist diese Kritik ziemlich genau auf den Punkt wieder anzubringen, man merkt also ein starkes Muster, bei dem ich mir noch nicht sicher bin, ob es nun nur Geschmackssache ist, dass es bei mir noch nicht völlig ankommt, oder ob doch noch eine gewisse Übung an der einen oder anderen Stelle fehlt. Maya und Lenny waren uns in den anderen beiden Bänden als Freunde präsentiert worden, weswegen ich im Vorfeld auch von einer klassischen Entwicklung ausging, dass aus besten Freunden eben zusätzlich noch ein Liebespaar wird. Deswegen fand ich es in der Tradition des fünfjährigen Zeitsprungs überraschend, dass eigentlich damals bereits die perfekte Liebesgeschichte angelegt wurde. Es ist auch okay, dass manche nicht auf Anhieb zueinanderfinden, aber gerade im ersten Band war Lenny regelrecht treudoof in Sydney verliebt, was mein Bild zu ihm auch durchaus geprägt hat. Nun präsentiert uns der dritte Band aber irgendwie auch eine ganz andere Version von Lenny. Es ist nicht so, als ob man diese nicht übereinander bringen könnte, aber dennoch hatte ich das Gefühl, dass vieles zu seiner Person angelegt war, als der Plot von Band 3 noch nicht vollständig stand. Denn gerade angesichts seiner stets präsenten Gefühle für Maya war das doch etwas seltsam, denn er war sich dessen ja immer bewusst, während Maya es ja doch eher sich selbst nicht eingestehen konnte.

Weiterhin kann man sagen, dass es eindeutig eine Maya-Geschichte ist. Das ist insgesamt auch eine Tendenz bei der Reihe, dass es zwar beide Perspektiven gibt, dass es aber dennoch eine deutlichere Gewichtung auf die Frau gibt. Hier ist es nun besonders extrem, denn es geht vor allem darum, was Maya als Kind und Jugendliche durchmachen musste und was sie so verbissen nach Freiheit sehnen lässt. Bei Lenny war aber durchaus genauso viel Potenzial vorhanden, das hat sich immer wieder überall angedeutet, aber es wurde nicht mal ansatzweise so detailliert ausgearbeitet. Hier spielt dann auch herein, dass der interessanteste Faktor an ihm, sein christlicher Glaube, offensichtlich Mittel zum Zweck war. Aber eins nach dem anderen. Denn ich fand das Buch auch lange sehr ereignislos. Natürlich ging es um die Zusammenführung zweier bester Freunde, aber es war sehr langatmig gemacht und als es dann endlich soweit war, ging es erstmal genauso behäbig weiter. Zwar wurde auch das Geheimnis aus Mayas Vergangenheit noch entlarvt, aber man merkte deutlich, dass der eigentliche inhaltliche Knall erst ganz zum Schluss kam.

Ich hatte mit der Schwangerschaft ehrlich gesagt nicht gerechnet, auch wenn mir beim ersten Geschlechtsverkehr schon auffiel, dass über Verhütung nicht gesprochen worden war. Das wurde zwar später nachgeholt, aber dennoch war es da schon seltsam, aber dennoch habe ich das Thema lange nicht mehr in diesem Genre gehabt. Die Themenauswahl lobe ich auch ausdrücklich, auch weil mich der abschließende Abschnitt zum Mom Shaming sehr beeindruckt hat, denn so konsequent aufgearbeitet findet man das Thema leider selten, deswegen fand ich es spannend. Dennoch gab es eben auch Stolperstellen, denn es war eben sehr spät im Buch und spätestens da war klar, dass Lenny nur so gläubig inszeniert worden ist, um ein Konfliktpotenzial zu erzeugen. Grundsätzlich nicht falsch, weil es ein passender Ansatzpunkt ist, aber es war zu oberflächlich alles. Weder über Lenny selbst noch über seine Familie ist der Diskurs gut angegangen worden. Immer mal wieder wurde der Glaube ins Spiel gebracht, dennoch hat Lenny so nicht argumentiert, das war etwas schade. Aber grundsätzlich bleibt die Stärke des Themas und dass es für Maya wirklich durchgezogen wird. Da hat mir dann auch der Zeitsprung gefallen, weil man eben auch die Auswirkungen noch erleben durfte. Das sind ganz klar die für mich so starken Momente, bei denen ich Mounia richtig feiere, aber es macht es auch bedauerlich, dass im Kontext dann oft die Schwächen lauern.

Fazit: Mounia Jayawanth hat vor allem thematisch eine wertvolle Reihe entwickelt, die auch mit dem dritten Band mit einem kleinen Highlight (weil eben so selten und doch so wichtig!) zu Ende geht. Dennoch sind die erzählerischen Schwächen leider nicht zu ignorieren, denn es ist nicht immer alles konsequent genug und dann bleibt manches auch an der Oberfläche, das ist insgesamt schade, weil das Potenzial riesig da ist. Aber vielleicht ist es wirklich nur Geschmackssache und Mounias ganz eigener Stil ist zu respektieren.

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Veröffentlicht am 16.09.2022

Schöner Bonus hinten drauf

Nick und Charlie
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Nick und Charlie gab es bislang nur in Graphic Novel-Format und in Serienform. Jetzt ist auch in ausgeschriebener Form ein Roman erschienen, der sich mit der räumlichen Trennung der beiden durch das College ...

Nick und Charlie gab es bislang nur in Graphic Novel-Format und in Serienform. Jetzt ist auch in ausgeschriebener Form ein Roman erschienen, der sich mit der räumlichen Trennung der beiden durch das College beschäftigt. Ich habe die Neuerscheinung als Hörbuch konsumiert und dafür wurden die deutschen Stimmen aus der Netflix-Serie „Heartstopper“ gewonnen, da die Geschichte abwechselnd aus Nick und Charlies Perspektive erzählt ist. Auch wenn ich die Serie im Original gesehen habe, so muss man doch sagen, dass das ein echter Bonus ist, der auch zeigt, dass hier wirklich ein verdienter Hype entstanden ist.

Kommen wir aber nun zum Inhaltlichen. Wir erleben Nick und Charlie, als sie zwei Jahre in einer stabilen Beziehung stecken. Doch bald werden sie sich nicht mehr täglich in persona sehen können, denn Nick, der ein Jahr älter ist, wird ans College gehen. Ich fand es sehr nachvollziehbar dargestellt, was das besonders in Charlie für Ängste ausgelöst hat, zumal bei diesem ohnehin sehr viel schon mit sozialen Phobien gearbeitet wurde, die durch eine bevorstehende Trennung nachvollziehbar verstärkt werden. Nick ist da der Optimistischere und vielleicht auch der, die Problematik besser ausblenden kann, weil für ihn ein neues Kapitel in seinem Leben ansteht, was ihn erfreut. Die Gegensätze sind also groß und dieser Unterschied wird zwischen den beiden Jugendlichen sehr gut transportiert, denn die anfängliche Innigkeit schaukelt sich immer mehr zu etwas anderem hoch, bis es zum großen Knall und zur Trennung kommt.

Auch wenn es von einer Graphic Novel hin zu einem ausgeschriebenen Text natürlich noch ein großer Schritt ist, so finde ich es doch eindeutig, wie hier Osemans Stil durchblitzt, weil sie beide Charaktere weiterhin genauso einfängt, wie es auch bei der Graphic Novel der Fall war. So gelingt ein besserer Einblick ins Innenleben der Figuren und es ist schön dann mitzuerleben, wie sie wieder zueinander finden. Inhaltlich ist es dann auch ein Punkt, wo eine wirklich große Krise überwunden wird und wo man sich anschließend sicher sein kann, die beiden schaffen wirklich so einiges und die Liebe ist tief genug. In dem Sinne ist es wirklich ein passender Schlusspunkt für die beiden, auch wenn natürlich nicht auszuschließen ist, dass Oseman die beiden gerne noch länger begleitet.

Fazit: „Nick & Charlie“ ist durch die Romanform noch einmal eine neue Facette für die Welt und deren Charaktere. Sie setzt an einem wichtigen Punkt an in einem Leben zweier so junger Menschen und beleuchtet die Sorgen der baldigen räumlichen Trennung einfühlsam. Gerade für Fans ist die eher knapp gehaltene Erzählung dann ein echter Gewinn.

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Veröffentlicht am 02.09.2022

Auftakt am Puls der Zeit

Stille blutet
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„Stille blutet“ von Ursula Poznanski sowie „Blutige Stufen“ von Chris Carter: ähnliche Titel, ähnlicher Inhalt. Es war eher zufällig, dass ich die beiden nahezu parallel konsumiert (eins via Hörbuch und ...

„Stille blutet“ von Ursula Poznanski sowie „Blutige Stufen“ von Chris Carter: ähnliche Titel, ähnlicher Inhalt. Es war eher zufällig, dass ich die beiden nahezu parallel konsumiert (eins via Hörbuch und das andere gedruckt) habe, aber irgendwie machte es auch genau Sinn, wo ich sie nun beide beendet habe. Denn trotz eines gleichen inhaltlichen Schwerpunkts, war es doch auch fasziniert, welche unterschiedlichen Geschichten sich daraus entwickeln können und dass man so die jeweiligen Vor- und Nachteile noch besser ins Auge fassen kann. Diese Rezension zu „Stille blutet“ soll nun aber kein Vergleich werden, aber es war dennoch mal ganz interessant, solche Parallelen direkt hintereinander wegzulesen.

Ich habe „Stille blutet“ als Hörbuch zwischen gehabt und war mit der Stimme von Julia Nachtmann wirklich sehr zufrieden, da sie vor allem zu Hauptfigur Fina Plank sehr gut passte. Aber auch die anderen Stimmfarben hat die Sprecherin mit Überzeugung rübergebracht, weswegen es wirklich ein gutes Gleiten durch die einzelnen Kapitel war. Dennoch war ich dann über die Stimme aus dem Off erst etwas erschrocken, weil sie relativ ‚spät‘ das erste Mal auftaucht und damit echt eine Überraschung war, die mein Herz erstmal ins Stolpern gebracht hat. Für ein Hörbuch im Bereich Thriller natürlich ein echt gutes Gimmick. Obwohl die Inhalte wahrlich nicht alle schaurig waren, die die Stimme von sich gegeben hat, sondern fast schon philosophisch, war es durch diese veränderte Stimme aber definitiv etwas für eine Gänsehaut. Genialer Kniff hier.

Nun zum Inhalt: auch wenn ich wahrlich keine Poznanski-Expertin bin, weil ich bislang von ihr nur „Erebos“ und „Erebos 2“ gelesen habe, so erkennt man vor allem in der Thematik doch ganz klar ihren Stil heraus. Denn die Art und Weise, wie die Opfer ihre eigenen Ermordungen ankündigen und wie schließlich der unschuldige Tibor immer mehr als Täter inszeniert wird und nur hilflos zugucken kann, wie öffentlichen Maschinerien gegen ihn arbeiten, das ist ihre typische Betrachtung von Öffentlichkeit, wie leicht Menschen manipulierbar sind und wie weit andere zu gehen bereit sind. Dazu hat Poznanski aber auch noch andere gesellschaftskritische Themen untergebracht und das hier innerhalb der Wiener ‚Mordgruppe‘, denn Fina hat als Frau und dazu auch etwas übergewichtig ganz ordentlich unter Vorurteilen zu leiden. Diese Mischung hat mir auf jeden Fall schon einmal gefallen, weil die Kritik an Realität und Inszenierung und wie fließend die Grenzen oft sind, das ist ein spannendes Thema, aber eben auch Sexismus ist eine Debatte, die niemals alt werden wird, wenn sich nichts ändert.

Bei Fina merkt man noch deutlich, dass sie in dieser Reihe noch wird wachsen müssen. Die Sympathien sind definitiv mit ihr, weil man auch merkt, dass sie eine wirklich gute Ermittlerin ist, die neben den Beweisen auch ihrem inneren Gespür führt, aber dennoch ist sie auch noch nicht so selbstbewusst, dass sie sich gegen Chef Oliver entschieden wehren konnte. Sie muss also ganz klar durch die Arbeit überzeugen und das ist hier schon auf dem richtigen Weg. Ich kann mir jedenfalls schon jetzt richtig vorstellen, wie sie innerhalb der Reihe immer weiter reifen wird. Spannend ist natürlich auch, dass die Stimme aus dem Off der Reihe erhalten bleibt. Man ahnt noch gar nicht, was es damit auf sich hat, aber es ist ein prickelnder Gedanke, dass es sich möglicherweise über die ganze Thrillerreihe zieht und damit ein langfristiger Plan verfolgt wird. Und es scheint eben auch eine Verbindung zu Fina zu geben, was dann doppelt vielversprechend ist.

Neben der Ermittlungsgruppe ist ein großer Faktor eben auch Tibor gewesen, der zu den Ermittlungen fast genauso viel beiträgt, nur eben aus einer anderen Motivation heraus, denn es soll ihm an den Kragen gehen. Ich fand ihn als wichtige Perspektive des ersten Bandes gut, denn man wusste ja, er ist es nicht, obwohl sich die Beweislast gegen ihn immer mehr anhäufte und das war ein vielversprechender Gegensatz, weswegen man seine zunehmende Verzweiflung sehr gut nachvollziehen konnte. Die eigentliche Täterschaft war sicherlich überraschend und hatte definitiv sehr interessante Ansätze, aber am Ende wurde Tibors Opferrolle doch etwas zu leicht aufgelöst, gerade weil der Job so gut gemacht worden war, ihn wie den Täter aussehen zu lassen. Dennoch war es sicherlich mutig für den ersten Fall und eben auch gut strukturiert. Das sah ich alles nicht so kommen.

Fazit: Die neue Thrillerreihe von Ursula Poznanski, die mit „Stille blutet“ losgeht, legt einen vielversprechenden Start hin, denn die Themen sind aktuell und entsprechen ganz ihrer Stilistik. Zudem ist Fina eine Ermittlerin mit großem Potenzial. Auch jemanden im Hintergrund werkeln zu lassen, der wohl der ganzen Reihe erhalten bleiben wird, funktioniert hier schon gut und wird sicherlich auch weiterhin Spannung garantieren. Am Ende war es vielleicht alles ein bisschen schnell gelöst, aber dennoch ein sehr gut konstruierter Fall.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Absurdes inhaltliches Korsett bei eigentlich guter Liebesgeschichte

Über die dunkelste See
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Still und heimlich ist die Compass-Reihe noch um einen vierten Band erweitert worden, der uns erst 2023 erwartet, aber ich hatte gedacht, mit dem dritten Band, „Über die dunkelste See“ sei die Reihe abgeschlossen. ...

Still und heimlich ist die Compass-Reihe noch um einen vierten Band erweitert worden, der uns erst 2023 erwartet, aber ich hatte gedacht, mit dem dritten Band, „Über die dunkelste See“ sei die Reihe abgeschlossen. Aber egal, erstmal volle Konzentration auf eben diese dritte Veröffentlichung, die sich Damian widmet, den wir im zweiten Band als sehr grüblerischen, aber auch sehr treuen Freund kennengelernt haben. Dementsprechend war ich gespannt auf seine Geschichte und war doch überrascht, in was für eine absurde Konstruktion diese gesteckt wurde, denn ich kam mir fast vor wie in einem modernen Märchen von Aschenputtel, aber eins nach dem anderen.

Cherry ist für mich ohnehin eine Autorin, die sehr poetisch schreibt und damit eben auch fast manchmal wie märchenhaft und dennoch übertreibt sie es manchmal nur mit der Dramatik, nicht aber mit dem Realitätscheck. Denn ich fand die erzwungene Hochzeit, bei der alle brav mitmachen, obwohl sich Stella gerade in einer Beziehung befindet, doch sehr seltsam. Dazu dann die drei Stiefmütter, die auf das Erbe schielen und ständig wie böse Feen über dem Geschehen schweben, ich fand das doch sehr anstrengend, auch weil es zu einer Figur wie Damian überhaupt nicht gepasst hat. Stella ist etwas naiv und ich kann mir vorstellen, dass sie Kevins Ideen wirklich einfach nur befolgt, weil er es sich eben gewünscht hat, aber Damian? Man merkt an meinen teilweise ironischen Worten vermutlich deutlich, dass ich mich extrem schwer mit der Geschichte getan haben, vor allem überhaupt erstmal reinzufinden. Denn als das Testament verlesen wurde, da musste ich mich schon am aggressiven Augenrollen hindern. Und diese kritischen Worte sind so schade, weil Cherry es im Grunde wieder wie im Schlaf schafft, eine zutiefst berührende Liebesgeschichte zu schaffen. Zwischen Damian und Stella ist ohne Frage etwas Magisches entstanden, aber dies hätte nicht in diesem inhaltlichen Korsett verpackt werden müssen…

Stella war zwar eine Figur, die ich oft genug hätte schütteln können und ihre Beziehung mit Jeff war nur ein Faktor von vielen, aber gleichzeitig fand ich sie auch nachvollziehbar gestaltet angesichts ihrer Geschichte. Es war schwierig, aber sinnig. Zudem wurde ich letztens durch ein Buch von Kyra Groh wieder daran erinnert, wie wenig Übergewicht leider konkret in den Genres New Adult und Liebesgeschichten behandelt wird, weswegen ich es toll fand, dass es bei Stella so offensiv angegangen wurde. Zwar war es mir angesichts der drei Stiefmütter auch hier völlig übertrieben, wie sie sie fertig gemacht haben und dass am Ende die Ausrede gesucht wurde, dass sie nur enttäuscht waren, für Kevin nie die Nummer Eins zu werden, aber dennoch war es effektiv um das Trauma einer Essstörung und nicht gut genug zu sein, zu installieren. Ich habe jedenfalls mit jeder Faser mit Stella gefühlt und fand es toll, dass sie mit Damian jemanden gefunden hat, der keine Zahl in ihr sieht, sondern einen Menschen.

Denn umgekehrt hat sich Stella ja auch bemüht, den Menschen in ihm zu sehen, denn er hat es auch ganz schön schwer gemacht. Natürlich wussten wir schon durch den zweiten Band, dass der tolle Mensch da ist, aber dennoch hat er sich oft genug sehr arschig verhalten dürfen und es brauchte seine Zeit. E war schön, wie er sich irgendwann einfach auf das einlassen konnte, was sie ihm gespiegelt hat und deswegen alles zulassen konnte, was in ihm steckt. Dennoch fand ich es auch etwas schade, dass er etwas hinter Stella zurückstand. Das mag daran liegen, dass er eben auch schon in Band 2 entwickelt worden ist und deswegen bei Stella noch etwas nachgeholt werden musste, dennoch stand ihr Trauma viel deutlicher im Fokus als seins, obwohl er als Kind, durchgereicht durchs Pflegesystem, selbst genug zu erzählen gehabt hätte. Das ist zwar auch angedeutet worden, aber definitiv untergeordnet. Dennoch war ihre Geschichte beschränkt auf sie beide sehr gut, alles drum herum war aber völlig überstilisiert und hat der Geschichte etwas Unnatürliches gegeben, schade.

Fazit: Eigentlich ist auch „Über die dunkelste See“ wieder eine tolle Liebesgeschichte, aber eine Liebesgeschichte, die in einer großen Absurdität verpackt worden ist. Die erzwungene Heirat ist für mich nun kein Muster, was ich in so einer Geschichte brauche. Hier hat sich Cherry in meinen Augen definitiv verrannt.

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Veröffentlicht am 16.08.2022

Berauschende Sommerlektüre

Summer of Hearts and Souls
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Einmal Colleen Hoover im Jahr, das muss echt sein und es ist schon großartig, dass sie immer so solide auch abliefert. Dennoch bin ich auch selbst überrascht über mich, dass ich für „Summer of Hearts & ...

Einmal Colleen Hoover im Jahr, das muss echt sein und es ist schon großartig, dass sie immer so solide auch abliefert. Dennoch bin ich auch selbst überrascht über mich, dass ich für „Summer of Hearts & Soul“ solange brauchte, um es zu lesen, da ihre Bücher eigentlich immer ein absolutes Muss für mich sind. Aber im Endeffekt war der kleinere Aufschub auch echt perfekt, denn so konnte ich das Buch mitten in einer Hitzewelle lesen und es passte inhaltlich wirklich perfekt!

Für mich eine der Queens der tollen Sommerlektüren ist definitiv Sarah Dessen, die immer nach Colby in North Carolina entführt hat. Aber auch Hoover muss sich hier nicht verstecken, denn sie hat mit „Summer of Hearts & Soul“ für mich definitiv ein Buch abgeliefert, dass ich in einem für mich extrem schnellen Tempo weggesuchtet habe. Da ich normalerweise eine Aktivität nicht lange am Stück durchhalte und dann mal lieber eine neue Serienfolge dazwischen schiebe oder Ähnliches, war es für mich schon faszinierend, wie sehr mich das Geschehen gefangen genommen hat und das obwohl es erstmal ‚nur‘ eine Liebesgeschichte ist. Aber Hoover hat die Geschichte gut aufgezogen, denn sie hat zwischen den Hauptfiguren Beyah und Samson etwas entstehen lassen, das direkt von Anfang an hervorragend funktioniert hat und wo man einfach nicht wegschauen wollte. Zudem hat sie ihre Geschichte auch mit viel Spannung überzogen, denn dadurch, dass Samson so viel von sich zurückgehalten hat, haben sich die Hinweise gemehrt, dass er in einem Ausmaß verheimlicht, das man nicht mal so eben mit einem Zwinkern zur Kenntnis nehmen kann. Dementsprechend wollte ich natürlich wissen: was ist es? Und wie schlimm ist es?

Es war auf jeden Fall gut, dass Beyah und Samson sich auf einem absolut ähnlichen Niveau begegnet sind, denn während ihr die erste Buchhälfte gehörte, wo wir zunächst Zeugen ihres erschreckenden Lebens werden und dann eben miterleben, wie sie sich langsam erst daran gewöhnen kann, wirklich etwas im Leben zu genießen, so ist die zweite Hälfte ganz bei Samson. Seine Geschichte ist nicht weniger mitreißend und erschreckend, weswegen die beiden sich logischerweise auch ineinander erkannt haben. Zudem ist es Hoover exzellent gelungen, die Liebe so tief zu gestalten, dass auch im Nachhinein deutlich wurde, warum Beyah so verbissen um Samson gekämpft hat. Es wurden auch wieder genug Elemente gefunden, die so Hoover-typisch sind und die ich sofort im Herzen behalte, sei es die Geschichte, warum Beyah keine Umarmungen will oder eben die Knochen des Herzens. Es sind schöne Bilder, die eben jemandem wie Hoover einfach einfallen, wenn man so viel für die Liebe übrig hat und das merkt man der Chemie zwischen Beyah und Samson an.

Ich fand aber auch abseits der beiden die Figuren sehr gut. Sara war eine sehr interessante Stiefschwester, die zum Glück keine Klischees ihres Status erfüllt hat. Sie ist zwar auch eher oberflächlich in vielem, aber auf eine naive selbstlose Art und Weise, die sie dann wieder sehr sympathisch macht. Auch der Vater und generell wie die Beziehung zu Beyah entwickelt wird, hat berührt, denn es wurde schnell deutlich, dass diese beiden perfekt füreinander gewesen wären, wenn es nicht so viele Missverständnisse gegeben hätte. Und dann auch die ganzen anderen Figuren mit kleineren Rollen, wie auch Marjorie, die genau das richtige Maß an seltsam trifft und dadurch in Erinnerung bleibt. Zudem ist die ganze Atmosphäre großartig. Natürlich liegen viele traurige Emotionen über der Geschichte, dafür hatten es Beyah und Samson auch einfach zu schwer im Leben, aber dennoch hatte es auch etwas Leichtes. Das Ende hat mir auch wahnsinnig gefallen, weil er erwachsen wirkte. Es hat zu den Figuren gepasst und es war so eben nur ein verzögertes Happy End, aber eins, das auf jeden Fall seinen Zauber behalten hat.

Fazit: Mit „Summer of Hearts & Soul“ liefert Colleen Hoover für mich wieder perfekt ab. Zwar ist es thematisch schon durchaus schwere Kost, die geboten wird, aber so mitreißend locker-leicht erzählt und verarbeitet, dass es dann wieder perfekt auf eine Sommergeschichte passt. Kein Wunder, dass ich es wie im Rausch beendet habe.

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