Profilbild von marcello

marcello

Lesejury Star
offline

marcello ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit marcello über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.11.2019

Verliert Gefühl auf halber Strecke

Bring Down the Stars
4

Emma Scott hat mit ihrem „All-In“-Duett wirklich auf dem deutschen Buchmarkt eingeschlagen. Es gab auch kritische Stimmen, wo gibt es die auch nicht?, aber im Grunde haben die meisten Seen voll geweint, ...

Emma Scott hat mit ihrem „All-In“-Duett wirklich auf dem deutschen Buchmarkt eingeschlagen. Es gab auch kritische Stimmen, wo gibt es die auch nicht?, aber im Grunde haben die meisten Seen voll geweint, weil die Geschichte von Kacey, Jonah und Theo einen einfach nur einnehmen konnte. Um die Wartezeit zu neuem Stoff von Scott zu überbrücken, wurde mit „The Light in Us“ ein älteres Werk veröffentlicht, das mir ebenfalls gefallen hat. Mit „Bring Down the Stars“ ist aber nun ein gänzlich neues Werk, eins also, dass nach dem riesigen Erfolg von „All In“ geschrieben wurde und eins, das eng mit einem privaten Schicksalsschlag der Autorin verbunden ist. Wie schlägt sich Scott also in dieser neuen Situation?

Die Grundidee von „Bring Down the Stars“ hat mir unheimlich gefallen. Im Grunde bin ich zwar kein Fan von Dreiecksgeschichten, aber von Anfang an hat man doch gemerkt, dass es nur eine wahre Liebesgeschichte gibt, so dass ich damit gut leben konnte. Richtig vielversprechend fand ich, dass es einen Schwerpunkt auf Gedichte, also die Kraft der Sprache, geben sollte. Als Germanistin natürlich immer gerne gesehen. Die Ansätze waren auch wunderbar, wie eben die Kurzgeschichte, mit der der Roman eingeläutet wurde. Auch die präsentierten Gedichte waren schön, doch insgesamt muss ich abschließend sagen, dass die Thematik nicht konsequent genug durchgezogen wurde.

Am Anfang konnte ich mich auch unheimlich gut in die Charaktere einfinden, sogar in Connor, der gar keine eigene Perspektive erhält. Autumn war zwar ein wenig die Naive, aber dennoch hat man bei ihr etwas Tiefergehendes gespürt. Wes überstrahlt das alles natürlich, weil man merkt, dass er eine gequälte Seele hat, bei der es viel zu entdecken gibt. Es ist schon sehr berührend, bei ihm nach und nach alle Schichten aufzudecken. Ich konnte mich wirklich großartig in ihn hineinversetzen. Doch irgendwann gab es in der Geschichte einen Bruch.

Die Thematik für diesen Bruch will ich an dieser Stelle nicht spoilern, sie selbst möchte ich auch gar nicht kritisieren, weil sie etwas Tiefgründiges hat, die NA-Geschichten im Prinzip nur bereichern kann, wenn sie denn richtig angepackt wird. Hier hat sie jedoch die Handlung ausgebremst. Alles wurde umgeschmissen und auf einmal wurde im Erzähltempo so auf die Tube gedrückt, dass leider dabei sämtliches Gefühl verloren ging. Die Charaktere haben ihr Profil verloren und damit hat eben auch die Liebesgeschichte gelitten.

Abschließend gibt es einen fiesen Cliffhanger, aber aus der enttäuschten Bewertung heraus ist meine Neugier auf die Fortsetzung nicht sonderlich groß. Ich werde die Dilogie beenden, zumal ich Scott eben für eine geniale Autorin halte, aber mit dem Auftakt konnte sie die Erwartungen nicht bestätigen.

Fazit: „Bring Down the Stars“ hat wunderbar angefangen, weil die Poesie der Sprache und die Charaktere im Umgang miteinander stimmten. Doch leider gab es in der Handlung einen Bruch. Gerade in den entscheidenden Szenen zum Schluss hin hat daher das Wichtigste gefehlt: Gefühl, also die Essenz der Autorin Scott.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Cover
  • Erzählstil
  • Gefühl/Erotik
Veröffentlicht am 26.02.2018

Vielversprechender Reihenauftakt mit minimalen Abstrichen

Save Me
4

Mona Kasten hat mit ihrer „Begin Again“-Reihe richtig einen rausgehauen auf dem deutschen Buchmarkt und auch ich hatte richtig Spaß an der Reihe, die meiner Meinung nach sogar mit jedem Band noch besser ...

Mona Kasten hat mit ihrer „Begin Again“-Reihe richtig einen rausgehauen auf dem deutschen Buchmarkt und auch ich hatte richtig Spaß an der Reihe, die meiner Meinung nach sogar mit jedem Band noch besser geworden ist. Mit „Save Me“ steht nun der Auftaktband für ihre Maxton Hall-Reihe in den Startlöchern und konfrontiert die Leser mit einer etwas jüngeren Protagonistengruppe, die noch vor dem Schulabschluss steht.
Das Figurenrepertoire ist groß und versammelt die unterschiedlichsten Persönlichkeiten. Die Jungs dieser Reihe kommen alle aus reichem Haus und dementsprechend wirkt auch ihr Verhalten über weite Strecken. Zu diesen Jungs gehört auch unser Protagonist James, der gerade zu Beginn des Romans nicht gut wegkommt, da er als eingebildet, arrogant und rechthaberisch präsentiert wird. Dem gegenüber steht Ruby, die ein Familienmensch ist, gut organisiert und unheimlich zielstrebig. Gerade dieses Eingebettetsein in eine intakte Familie lässt auch ihr Empathievermögen immer wieder erstrahlen, so dass man Ruby wirklich nur schnell ins Herz schließen kann.
Die Liebesgeschichte zwischen James und Ruby entwickelt sich unheimlich gemächlich, was ich aber sehr zu schätzen wusste, da ich es nicht verstanden hätte, wenn sie dem eben beschriebenen James direkt verfallen wäre. Ganz im Gegenteil stellt sie sich ihm erstmal entgegen und bestraft sein Verhalten rigoros. Gerade dieses selbstbewusste Entgegentreten hat mir sehr imponiert. Die Annäherung der beiden hat mich dann in einen unwiderstehlichen Sog versetzt, da ich mich ihren gemeinsamen Momenten nicht entziehen konnte. Das liegt sicherlich auch daran, dass James ebenfalls eine Perspektive bekam und seine Erlebnisse und seine Denkwelt so aufschlussreich dargestellt wurden. Die negativen Charakteristika, die ich ihm zugesprochen habe, lösen sich auf, beziehungsweise werden erklärt.
Ihre gemeinsamen Momente sind durch viele süße, lustige, aber auch ehrliche Erlebnisse geprägt. Natürlich wird auch Drama geboten und das gleich in zweifacher Dosis. Die erste Portion Drama ist sinnvoll gesetzt und wird letztlich auch wieder glaubwürdig aufgelöst. Die zweite Portion Drama ist ganz am Ende gesetzt und entlässt uns Leser mit einem fiesen Cliffhanger. Dass einer gebracht wurde, finde ich sinnvoll, da so die Lust auf den zweiten Band ins Unermessliche gesteigert wird. Aber die Härte dieser Szene mag ich noch nicht so recht zu beurteilen, da warte ich lieber den zweiten Band ab.
Positiv ist sicherlich auch, dass es viele Nebenschauplätze gibt, die unheimlich viel Potenzial erhalten. Seien es eben die Freunde von James, wo jeder sein eigenes Drama parat zu haben scheint, oder Lin, die beste Freundin von Ruby, die ihr mit Rat und Tat zur Seite steht, oder Ember, Rubys Schwester, die mit ihrem Übergewicht offensiv umgeht. Dazu kommt auch noch Lydia, James‘ Schwester, die sicherlich die Überraschung des Bandes ist, weil ihre Entwicklung vollkommen unerwartet verläuft, aber ebenfalls viel Potenzial für den zweiten Band bietet.
Minimale Abstriche sehe ich dennoch. Zum einen möchte ich festhalten, dass der Altersunterschied von der „Begin Again“-Reihe zu dieser Reihe gar nicht auffällt. Dass Mona Kasten sich für eine jüngere Altersgruppe entschieden hat, fällt also nur durch die äußeren Umstände aus. Das finde ich etwas schade, da sie auch selbst angegeben hat, einen anderen Ton finden zu wollen. Den zweiten Aspekt, den ich zu kritisieren habe, ist der Umgang mit James‘ Perspektive. Diese fand ich großartig, fand sie aber häufig an den falschen Stellen gesetzt. Manche Szenen haben regelrecht nach seiner Sichtweise geschrien, dann worden sie aber geboten, wurde sie dann mal geboten, hätte ich eigentlich Ruby für passender erachtet. Aber es ist Monas erster Versuch mit mehreren Perspektiven, daher ist das zu entschuldigen.
Fazit: Das Warten auf die neue Reihe von Mona Kasten hat sich allemal gelohnt, da mit „Save Me“ ein wunderbarer Auftakt gelingt. Vor allem die Protagonistin Ruby weiß sehr zu überzeugen und kann in ihrem Zusammenspiel mit ihrem Gegenpart James ihm viel Profil verleihen, so dass sie als Paar direkt eine Zugkraft entwickeln, der ich mich nicht entziehen konnte. Zudem wirkt das Geschehen sehr komplex, da es viele Nebenfiguren gibt, die alle ihre Geschichten erzählt haben wollen, so dass sich zwei Bände sicherlich allemal auszahlen werden. Schwächen sehe ich noch in den technischen Erzählelementen wie Erzählstimme und Erzählperspektive, aber an denen kann Mona ja noch fleißig feilen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Gefühl
  • Geschichte
Veröffentlicht am 02.09.2019

Scott ist auch in ihren Anfängen gut

The Light in Us
3

Das „All In“-Duett von Emma Scott konnte eine überwältigende Menge der Leserschaft intensiv berühren, so dass es nur logisch ist, dass Lyx auch sofort weitere Werke der Autorin für sein Verlagsprogramm ...

Das „All In“-Duett von Emma Scott konnte eine überwältigende Menge der Leserschaft intensiv berühren, so dass es nur logisch ist, dass Lyx auch sofort weitere Werke der Autorin für sein Verlagsprogramm vorgesehen hat. Mit „The Light In Us“ kommt nun eine Liebesgeschichte auf den Markt, die tatsächlich zeitlich vor „All In“ liegt. Kann also die frühe Scott überzeugen?

Von der Grundidee hat mich „The Light In Us“ sehr an Bücher wie „Ziemlich beste Freunde“ oder „Ein ganzes halbes Jahr“ erinnert. Aber trotzdem habe ich diese Geschichte an keiner Stelle als Kopie empfunden, da sie sofort ihren ganz eigenen Charme, ihren ganz eigenen Charakter entfalten konnte. Dies liegt vorderhand definitiv an den Figuren. Zwar erinnert mich Charlotte sehr an Kaycee, wobei Erstere dann ja das Original ist, aber ihre Persönlichkeit wird von der ersten Seite an sehr transparent offengelegt und es fällt leicht, mit ihr zu fühlen. Noah wiederum wirkt eher unausstehlich und da seine Perspektiven rarer gesät sind braucht es bei ihm etwas, bis sich Schutzschicht um Schutzschicht auflöst und den wahren Noah zeigt. Aber gerade auch die Gegensätze der beiden zu Beginn fand ich gut, weil es die Entwicklung nachher nur besonderer macht.

Die Liebesgeschichte der beiden ist insgesamt sehr anrührend, süß und echt. An manchen Stellen ist sie vielleicht etwas überhastet erzählt, zumal es stellenweise so wirkt, als hätte sich Charlotte zuerst in Noahs Aussehen verliebt, um dann später festzustellen, dass auch sein Inneres ganz okay ist. Ich habe es einfach nicht so damit, wenn Geschichten so oberflächlich wirken. Aber an keiner anderen Stelle in diesem Buch würde ich der Geschichte Oberflächlichkeit vorwerfen, denn alle Emotionen fließen durch jede Seite, durch jedes Wort. Erneut zeigt sich beeindruckend, dass Scott definitiv jemand ist, der mit Wörtern umgehen kann. Genial war es natürlich auch, dass die Musik ein so wichtiges Thema dieses Romans war, denn sie konnte die Emotionen noch einmal auf einer ganz anderen Ebene übertragen. Die Sequenzen, wo beschrieben wird, wie Charlotte das Spiel der Geige ideal empfindet, fand ich toll geschrieben.

Wo man also am ehesten merkt, dass „The Light In Us“ ein früheres Werk ist, ist das Ende bzw. der Teil kurz vor dem Ende. Während das tatsächliche Ende wirklich gelungen ist, weil es auch so erwachsen und realistisch geschrieben ist, trieft der unmittelbare Teil davor nur so von Klischees. Die Momente auf dem Ball von Noahs ehemaligem Arbeitgeber waren in dieser Geschichte null passend. Ich habe wirklich nur die Augen verdreht, weil so eine Geschichte solcher Qualität solche stümperhaften Inszenierungen nicht nötig hat.

Fazit: Auch die frühe Emma Scott muss sich mit ihrem erzählerischen Handwerk nun wahrlich nicht verstecken, da sie bereits mit „The Light In Us“ eine sehr berührende Geschichte geschaffen hat, die vor allem auch über die Thematik der Musik getragen wird. Dennoch merkt man gerade an einem Teil im letzten Drittel, der nur so von Klischees trieft, dass Scott zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz das Niveau vom späteren „All In“ hatte. Aber das schmälert das Lesevergnügen nur gering und schürt eher die Vorfreude auf weitere Werke der Autorin.

Veröffentlicht am 12.06.2023

Bietet unausgewogene Unterhaltung

All My Golden Memories
2

Von Mounia Jayawanth fand ich ihre erste New Adult-Reihe bei Lyx wirklich unterhaltsam. Natürlich gab es noch Punkte, die ausbaufähig waren und das finde ich speziell bei einer verhältnismäßig noch unerfahrenen ...

Von Mounia Jayawanth fand ich ihre erste New Adult-Reihe bei Lyx wirklich unterhaltsam. Natürlich gab es noch Punkte, die ausbaufähig waren und das finde ich speziell bei einer verhältnismäßig noch unerfahrenen Autorin auch völlig normal, dass die Stilistik manchmal etwas holprig ist. Deswegen habe ich mich mit der Ankündigung ihrer neuen Reihe, die einem fancy Hotel in New York spielt, auch sehr gefreut. Wie anders ist „All My Golden Memories“? Und wie ist das zu bewerten?

Ich habe sehr gut in das Buch hineingefunden. Wir werden auf zwei Ebenen durch das Geschehen geführt. In der Vergangenheit werden wir durch Ryans Perspektive eingebunden und in der Gegenwart durch Ellis. Der Unterschied zwischen den Perspektiven ist riesig, denn während die kindlichen Ellis und Ryan zusammenwachsen, besteht in der Gegenwart kein Kontakt und vor allem Ellis wirkt auch wie ein anderer Mensch. Das übersprudelnde Mädchen, das keine Angst zu haben scheint, ist einer nachdenklich jungen Frau gewichen. Solche Diskrepanzen machen natürlich neugierig und man will mehr wissen. Das Geschehen spielt im Van Day-Hotel. Da ich leider nicht mit einem ausgeprägten Vorstellungsvermögen gesegnet bin, konnte ich mir anhand der Beschreibungen leider nicht alles vorstellen, dennoch fand ich das Hotel als Setting eine coole Idee, denn der Alltag mit den verschiedenen Berufen, aber auch, dass sehr unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen, eignete sich in meinen Augen wirklich hervorragend. Man hat dann auch speziell durch Ellis‘ Perspektive deutlich gemerkt, wie sehr sie das Hotel liebt und das sprang unweigerlich über.

Angesichts dieser echt guten Voraussetzungen ist es etwas schade, dass der Funke mit diesem ersten Band nicht so recht überspringen will. Nach dem Einfinden in die Geschichte zeigt sich nämlich, dass erstmal recht wenig passiert. Das hat mich gleich besorgt gemacht, denn es ist von Mounia gleich eine Reihe angekündigt und ich stelle bei New Adult leider immer wieder fest, dass Reihen oft nicht praktikabel sind, weil das Geschehen dann zu langatmig und langgestreckt ist. Genau dieser Kritikpunkt spricht dann auch gegen „All My Golden Memories“. Denn es dauert erstmal was, bis der erwachsene Ryan erstmals auftaucht, dann wiederum zieht es sich recht lange, bis die beiden erstmals interagieren und dann steht so viel zwischen ihnen, dass es sich auch ab hier zieht. Dazu fand ich die Rückblenden dann manchmal zu konstruiert gesetzt, um etwas aus der Gegenwart zu erklären. Ich hätte es tatsächlich besser gefunden, wenn Vergangenheit und Gegenwart beide Bewandtnis haben und sich gegenseitig so ergänzen, dass sie eben einen großen inhaltlichen Kniff erklären.

Da wären wir auch schon beim nächsten Kritikpunkt. Es wird nicht so richtig deutlich, worauf die Reihe hinaus will. Klar, wir haben die Liebesgeschichte und da ist erstmal geklärt, dass wir herausfinden müssen, warum Ryan und Ellis einen Kontaktabbruch hatten. Dann gibt es einen Skandal um das Hotel. Doch während ich da gedacht habe, dass es so Murder Mystery-mäßig werden könnte, wird auf den Zug nicht konsequent aufgesprungen. Ja, es gibt kleinere Rätsel und später Enthüllungen, doch überzeugend ist es nicht. Am Ende gibt es auch ein Finale, der zwar eine Art Cliffhanger hat, aber dennoch nicht völlig überzeugend ist, dass man unbedingt weiterlesen muss. Wir haben auch die Figur Riley, die geheimnisumwoben ist, die aber im letzten Drittel so untergeht, dass man sie fast schon wieder vergessen hat. Sie wird sicher noch von Bedeutung sein, aber dann hätte man sie präsenter halten können. Ich werde den zweiten Band in jedem Fall lesen, denn der Schreibstil ist gut, die Charaktere sind trotz kleinerer Unstimmigkeiten sympathisch und ich denke schon, dass der zweite Band noch überraschen kann.

Fazit: „All My Golden Memories“ ist leider kein überzeugender Auftakt für die geplante Dilogie. Das Setting ist zwar interessant und wird auch interessant genutzt, aber manchmal weiß die Geschichte nicht so recht, was sie sein und was sie erzählen will. Dazu ist das Geschehen arg gestreckt, um zwei Bände voll zu kriegen. Ich setze dennoch Hoffnungen in den Abschluss!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 06.03.2023

Nicht ganz die versprochene Handlung

Hold Me - New England School of Ballet
2

Nachdem die neue Reihe von Anna Savas, die New England School of Ballet erscheint, angekündigt worden ist, war ich aufgeregt. Es gibt einfach gewisse Settings, auch wenn sie nie Teil meiner eigenen Hobbys ...

Nachdem die neue Reihe von Anna Savas, die New England School of Ballet erscheint, angekündigt worden ist, war ich aufgeregt. Es gibt einfach gewisse Settings, auch wenn sie nie Teil meiner eigenen Hobbys etc. waren, die eine gewisse Faszination auslösen und das ist für mich Tanzen und damit auch verbunden Ballett. Wenn man sich nur auch die TV-Landschaft ansieht, wie oft Ballett die Kulisse für dramatische Geschichten ist, dann kommt das auch nicht von ungefähr. Deswegen war ich sehr gespannt, wie die Autorin uns auf eine neue Reise mitnimmt und wie sich dabei einnehmende Liebesgeschichten erzählen lassen.

Der Einstieg in „Hold Me“ ist wirklich großartig gelungen, denn durch den Prolog gelingt sofort eine Bindung an Protagonistin Zoe, die gegen ihre vermeintlich beste Freundin Charlotte die Hauptrolle in einer Ballettaufführung verloren hat. Gleich danach beginnt eine ganz besondere Geschichte mit Jase und sofort ist das emotionale Zentrum geschaffen, das auch noch durch diese süße Idee mit den Wahrheiten, die auf Zettel gekritzelt werden und im Baumhaus ausgetauscht werden, verstärkt war. Hiernach war ich wirklich wunderbar in dieser Geschichte drin. Es war dementsprechend auch genial, wie wir dann als Leser in die Ballettschule eingeführt werden und den Alltag kennenlernen. Anna Savas zeigt dabei auch eine große Liebe für ihre Nebencharaktere, die genauso schnell Profil entwickelt, sei es Mae, Skye oder auch Caleb. Es gibt also genug, was durch die Geschichte gleitet wie eben auch die besondere Chemie zwischen Zoe und Jase, die schon viele Wahrheiten geteilt haben, so dass einfach die Luft flimmert.

Doch dann erfährt die Geschichte irgendwann einen Bruch, der für mich persönlich dort begonnen hat, wo ein sehr körperlicher Aspekt in die Geschichte hineinkommt. Dazu ist zu sagen, dass Zoes Vergangenheit ein sehr dunkles Erlebnis hat, eines, das ihren Start an der Ballettschule zu einer riesigen Herausforderung macht. Auch wenn es inzwischen gerade bei NA gang und gäbe ist, dass es Triggerwarnungen gibt, ist es nicht überall gleichermaßen vonnöten. Bei „Hold Me“ aber definitiv. Die Autorin handhabt das auch zunächst wirklich vorbildlich, weil wir in Zoes Trauma intensiv einsteigen dürfen. Aber gleichzeitig will eben auch die Liebesgeschichte vorangetrieben werden und ich empfinde es leider so, dass Anna Savas den Spagat nicht hinbekommen hat. Sie hat Zoes Geschichte in meinen Augen in ihrer Realitätsnähe aus den Augen verloren, als sie sich tatsächlich mal eben Jase hingeben kann. Auch wenn ich das Vertrauen grundsätzlich verstehe, was zwischen den beiden herrscht, aber er hat selbst sein Päckchen zu tragen und verhält sich manchmal dabei auch recht unsensibel, gerade im Angesicht all dieser Eindrücke war es leider zu schnell und hat dann eben diesen eingangs erwähnten Bruch für mich herbeigeführt.

Ich konnte immer noch mit den Charakteren mitfühlen und mitfiebern, aber gleichzeitig ist in meinem Kopf auch etwas angesprungen, was es mir nicht mehr ermöglicht hat, einfach nur noch zu genießen. Das liegt sicherlich auch daran, dass leider Ballett in der Geschichte zunehmend keine Bedeutung mehr einnimmt. Am Anfang war es für mich wirklich toll ausbalanciert, denn grundsätzlich will ich erstmal eine Liebesgeschichte lesen und dann eben erst Ballett, aber am Ende wurde es alles rund um die Figuren nur noch aus ihren individuellen Leben heraus entwickelt, aber nicht mehr aus der Schule, aus dem Tanzen und generell dem damit verbundenen Lebensgefühl. Letztlich hätten wir die New England School of Ballet auch einfach streichen können, und die Geschichte hätte genauso funktioniert. Das finde ich einfach schade, zumal eben das Cover und das ganze Marketing ein anderes Bild erzeugt hat. Zuletzt ist auch schade, dass gewisses Dramapotenzial etwas zu künstlich erzeugt wurde. Ich hatte am Ende schon noch ein paar Fragezeichen über dem Kopf stehen, weil das Figurenrepertoire und dabei speziell die Familien von Zoe und Jase in solchen Extremen agiert haben, dass sich mir manches nicht logisch erklären wollte. Das sollte einfach etwas runtergeschraubt werden, denn auch wenn manche mein Leben vielleicht als langweilig bezeichnen würden, Drama gibt es genug. Das zeigt doch, dass sich die Geschichten des Lebens aus dem Kleinen entwickeln und da ist Anna Savas einfach etwas über das Ziel hinausgeschossen.

Fazit: „Hold Me“ hinterlässt mich sehr zwiespältig. Ein großartiger Beginn konnte in jedem Fall qualitativ nicht gehalten werden. Ich habe einige Handlungsentwicklungen kritisch hinterfragt und auch die zunehmend weniger wichtige Bedeutung von Ballett für die Geschichte war nicht fördernd. Dennoch lässt sich das Buch sehr schnell lesen und es ist noch eine Hoffnung da, dass sich die Schwächen im späteren Verlauf der Reihe wieder ausmerzen lassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl