In Plyn wird es nicht langweilig
Die Frauen von CornwallDaphne du Maurier nimmt uns in ihrem literarischen Debüt “Die Frauen von Cornwall” mit nach Plyn und lässt uns über vier Generationen teilhaben am Leben der Familie Coombe. So beginnt eine Familiensaga, ...
Daphne du Maurier nimmt uns in ihrem literarischen Debüt “Die Frauen von Cornwall” mit nach Plyn und lässt uns über vier Generationen teilhaben am Leben der Familie Coombe. So beginnt eine Familiensaga, die im Jahre 1830 startet und im Jahre 1930 endet.
Der für die deutsche Übersetzung gewählte Titel ist etwas irreführend, sind doch nur in den Teilen eins und vier die Protagonisten weiblich. Da hätte für den englischen Originaltitel “The Loving Spirit” eine passendere Übersetzung gefunden werden können.
Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig und einzelne Dialoge wirken hölzern. Dies liegt aber sicher daran, dass die Autorin den Roman in den Jahren 1929/1930 verfasst und sich die Übersetzerin genau an das Original gehalten hat.
Nicht alle Handlungen der Protagonisten sind für mich nachvollziehbar, was aber auch der Zeit geschuldet sein mag.
Die Geschichte beginnt mit Janet Coombe, die als wild beschrieben wird und ihre Wünsche und Träume nicht ausleben kann, besonders den Wunsch zur See zu fahren. Heute würde man sie wohl als freiheitsliebend und selbstbewusst beschreiben. Sie passt sich der damaligen Zeit an und beugt sich den Konventionen. Ein ganz besonderes Verhältnis hat sie zu ihrem Sohn Joseph, ihrem Liebling, das fast als krankhaft bezeichnet werden kann und weit über eine Mutter-Sohn-Beziehung hinausgeht.
Ihr Sohn Philip, dem dieses besondere Verhältnis nicht gefällt und sich zurückgesetzt fühlt, wird in der Folgezeit zur Belastung für die Familie.
Im zweiten Abschnitt wird das Leben von Joseph geschildert, der als Kapitän zur See fährt und ebenfalls als wild beschrieben wird. Er heiratet zweimal, findet aber in beiden Ehen keine Erfüllung. Eigentlich liebt er nur seine Mutter Janet und das Meer. Bei seiner zweiten Eheschließung kommt es seinem Bruder Philip in die Quere und schafft sich einen Feind fürs Leben.
Auch er erwählt eines seiner Kinder, nämlich Christopher, zu seinem Liebling und ist bitter enttäuscht, dass dieser seine Liebe zur See fahrt nicht teilt.
Christopher lässt die Seefahrt Seefahrt sein und lässt sich in London nieder, heiratet und wird Vater von drei Kindern. Er hat einen schwachen Charakter und ist leicht zu beeinflussen, was sich sein Onkel Philip zunutze macht. Eine Fehlentscheidung führt dazu, dass er nach seiner Rückkehr nach Plyn zwar in gutem Glauben handelt, aber trotzdem für den Ruin der Schiffswerft seiner Familie mitverantwortlich ist. Auch er hat ein Lieblingskind, nämlich seine Tochter Jennifer.
Jennifer geht mit ihrer Mutter nach dem Tod ihres Vaters nach London zurück und lebt im Haus ihrer Großmutter, die eine Pension betreibt. Den dort herrschenden Regeln beugt sie sich widerwillig, begehrt später gegen die Mutter auf, sucht sich eine Anstellung und geht schlussendlich nach Plyn zurück. Dort trifft sie auf ihren Großonkel Philip und versucht sich auf subtile Art an ihm zu rächen, was fast in einer Tragödie endet.
Daphne du Maurier beschreibt völlig unaufgeregt das Leben in Plyn und London. Diese Familiensaga hat alles, was eine gute Geschichte ausmacht. Es geht um Liebe, Hass, Intrigen, Betrug und Leidenschaft.
Das Buchcover ist sehr schön gestaltet. Es zeigt die Küste von Cornwall in Pastellfarben, ein richtiger Eyecatcher.