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Veröffentlicht am 18.09.2020

Roman der eher leisen Töne über Trauer und Mutterliebe, über Loslassen können und Neuanfänge - voller Herzschmerz und Emotionen.

Wohin der Himmel uns führt
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Beth Brandon ist Besitzerin eines Blumengeschäfts, das sie zusammen mit ihrem Ehemann Tim aufgebaut hat. Doch Tim ist seit fünf Jahren tot und die Blumensträuße und exotischen Pflanzen können ihr nicht ...

Beth Brandon ist Besitzerin eines Blumengeschäfts, das sie zusammen mit ihrem Ehemann Tim aufgebaut hat. Doch Tim ist seit fünf Jahren tot und die Blumensträuße und exotischen Pflanzen können ihr nicht mehr genügend Trost spenden und seine Liebe ersetzen. Eine Möglichkeit bleibt Beth noch, mehr von Tim zu haben, als ihn nur auf dem Friedhof zu besuchen und die möchte sie jetzt nutzen.
Izzy Vaughan und ihr Mann Pete haben eine Ehekrise, die Gefühle für einander sind verblasst, Pete ist inzwischen aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen und es scheint nur noch der gemeinsame Sohn Noah zu sein, der die beiden verbindet.
Was Beth und Izzy nicht ahnen, ist, dass das Schicksal sie vor acht Jahren zusammengeführt hat. Als sie nun mit der Wahrheit konfrontiert werden, bricht für beide eine Welt zusammen.
Der neue Roman der Bestsellerautorin ist wie gewohnt eine schicksalhafte Geschichte über zwei Fremde, die aufeinander treffen, die voller Herzschmerz und Emotionen steckt.
Abwechselnd wird die Geschichte aus der Perspektive von Beth und Izzy erzählt. Der Schreibstil ist gewohnt empathisch, so dass man sich als Leserin sehr gut in die Gefühlswelten von Beth und Izzy hineinversetzen kann. Als die beiden eine Nachricht erhalten, die sie vor lebensverändernde Entscheidungen stellt, ist es unmöglich, sich auf eine der beiden Seiten zu stellen. Beide sind unschuldig in eine Situation geraten, die nie hätte entstehen dürfen, aber auch nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
Es ist unmöglich zu sagen, wie man selbst reagieren würde und so ist es auch nicht vorhersehbar, wie sich Beth und Izzy arrangieren werden.
In meinen Augen haben sie eine sehr versöhnliche Entscheidung getroffen, die zeigt, wie stark die beiden sind und wie viel ein Mensch an Ängsten und Schmerz aushalten kann.
Es ist ein Roman der eher leisen Töne über Trauer und Mutterliebe, über Loslassen können und Neuanfänge. Auch wenn ich bei Dani Atkins am Ende immer auf einen Knall-Effekt hoffe, der die ganze Geschichte wieder ins Wanken bringt, konnten mich die Schicksale beider Frauen auch ohne eine überraschende finale Wende berühren. Eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit den Themen Herkunft und Identität, die ein wichtiger Teilaspekt der Geschichte sind, findet leider nicht statt.

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Veröffentlicht am 16.09.2020

Lebensbejahender Roman, der von Selbstakzeptanz zeugt und Mut macht, sich den Schwierigkeiten des Lebens zu stellen

Bären füttern verboten
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Sydney ist Freerunnerin und 47 Jahre alt, als sie nach St. Ives zurückkehrt, den Ort, an dem ihre Familie vor 37 Jahren auseinandergebrochen ist. Das Freerunning ist mehr als nur ein Hobby. Es wirkt wie ...

Sydney ist Freerunnerin und 47 Jahre alt, als sie nach St. Ives zurückkehrt, den Ort, an dem ihre Familie vor 37 Jahren auseinandergebrochen ist. Das Freerunning ist mehr als nur ein Hobby. Es wirkt wie ein Weglaufen von Problemen, denen sich Sydney nicht stellen möchte. Als sie jedoch im Rahmen eines Projekts als Karikaturistin ihre eigene Geschichte aufzeichnen sol, sieht sie sich gezwungen, sich den Dämonen der Vergangenheit zu stellen.
Maria ist Dentalhygienikerin, 58 Jahre alt und lebt in St. Ives. Sie ist unglücklich mit dem Maler Jon verheiratet, der seine Ehefrau schikaniert, um sein eigenes Selbstbewusstsein zu heben. Ihre 29-jährige Tochter Belle wohnt noch bei ihnen und gibt sich den Kick durch kleinere Ladendiebstähle, die nur von ihrem treuen Hund Stuart beobachtet werden.

Anfangs liest sich die Geschichte nicht ganz einfach, da sie scheinbar wahllos zwischen Vergangenheit und Gegenwart und den einzelnen Protagonisten wechselt. Sie ist so sprunghaft wie Sydney, wenn sie ihrem Hobby nachgeht und von Hausdach zu Hausdach springt. Die Figuren sind jedoch so charakteristisch und individuell gezeichnet, dass ich mir schon nach wenigen kurzen Kapiteln einen Überblick über das Beziehungsgeflecht verschaffen konnte.

Der Roman ist durch den schnellen Perspektivwechsel sehr lebendig geschrieben. Die Geschichte mutet durch den Tod von Sydneys Mutter, an dem sich Sydney die Schuld zu geben scheint, melancholisch an. Es gibt jedoch immer wieder Passagen - wie die aus Sicht des Hundes Stuart oder die eines Spielzeughasen - die der Geschichte einen heiteren Unterton verleihen.

Der Roman handelt von Verlust, Schuldgefühlen und dem hilflosen Umgang damit.
Mit Sydney gibt man sich auf eine Reise, die für sie lebensverändernd ist. Aber auch die anderen Menschen, denen der Leser in St. Ives begegnet, machen am Ende für sich eine Veränderung durch, die erhellend ist. Trotz der unterschwelligen Traurigkeit und der verschiedenen Probleme, mit denen sich jeder einzelne konfrontiert sieht, ist es ein lebensbejahender Roman, der von Selbstakzeptanz zeugt und Mut macht, sich den Schwierigkeiten des Lebens zu stellen, da einem dabei unvorhergesehen Menschen begegnen können, die ganz uneigennützig helfen. Eine freundliche Geste kann ein ganzes Leben retten!

Am Ende kommt es für alle zentralen Personen zu einem Umbruch in ihren Leben. Dabei hätte ich es favorisiert, wenn die Autorin ein paar Seiten mehr dafür verwendet hätte, die Veränderung zu skizzieren und die Bedeutung für den einzelnen zu vertiefen.

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Veröffentlicht am 14.09.2020

Berührende Familiengeschichte über einen tragischen und sinnlos brutalen Tod und die Folgen für die Angehörigen - voller Emotionen und spannender Momente

Das Haus in der Claremont Street
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Nachdem Tom Zeuge einer Familientragödie wurde, bei der seine Eltern auf brutale Art und Weise ums Leben kamen, wird er von seiner Tante Sonya aufgenommen, die als sein Vormund bestimmt wurde. Die perfektionistische ...

Nachdem Tom Zeuge einer Familientragödie wurde, bei der seine Eltern auf brutale Art und Weise ums Leben kamen, wird er von seiner Tante Sonya aufgenommen, die als sein Vormund bestimmt wurde. Die perfektionistische Sonya und ihr Ehemann Alex sind mit der Situation bald überfordert, denn Tom schweigt beharrlich. Er leidet nach der traumatischen Erfahrung unter selektivem Mutismus. Nach zwei Monaten, in denen Sonya nicht an Tom herangekommen ist, gibt sie resigniert auf und Tom zieht zu seiner Tante Rose, die alleinerziehende Mutter eines 14-jährigen Teenagers ist und im Vergleich zu Sonya chaotischer ist und keine Erwartungen an Tom stellt. Bei ihr wohnt auch Will, das Jüngste der vier Geschwister, der sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält und sich von Toms Schweigen nicht weiter irritieren lässt.
Alle trauern sie um Mona und geben sich zum Teil sogar die Schuld an ihrem Tod, da sie Warnsignale ignoriert und nicht den Mut hatten, hinzusehen oder gar sich in Monas Familienangelegenheiten einzumischen. Durch die Präsenz von Tom, dem traumatisierten Jungen, der am allermeisten unter dem Verlust seiner Mutter leidet, müssen sich die drei Geschwister der neuen Situation und ihren Gefühlen stellen und haben keine Möglichkeit, den Tod und die Todesumstände ihrer Schwester zu ignorieren. Die Familie wächst in der neuen Konstellation zusammen.
Während Sonya erkennt, dass ihr Leben nicht so perfekt ist, wie sie dachte, lernt Rose Verantwortung zu übernehmen und zu ihren Fehlern zu stehen und auch Will entwickelt sich weiter und verhält sich mehr seinem Alter entsprechend.

"Das Haus in der Claremont Street" ist eine berührende Familiengeschichte über einen tragischen und sinnlos brutalen Tod und die Folgen für die Angehörigen. Sie handelt von vier Geschwistern, die nicht nur mit dem Tod der Schwester fertig werden müssen, sondern sich auch noch um den Waisen Tom kümmern müssen, der traumatisiert ist und sich vollkommen in sich zurückgezogen hat.

Das Buch ist aus wechselnden Perspektiven geschrieben, so dass man Einblicke in die Gefühlswelt jeder Hauptfigur erhält. Der differenzierte Umgang mit Trauer und Verantwortung ist aufgrund der unterschiedlichen Charaktereigenschaften nachvollziehbar dargestellt. Jeder Charakter ist authentisch und individuell gezeichnet.

Die Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, in schwierigen Zeiten (als Familie) zusammenzuhalten und sich gegenseitig Halt zu geben. Trotz der traurigen Thematik ist der Roman nicht rührselig und alles andere als deprimierend zu lesen. Dabei sind es Protagonisten wie Rose und Will, die in der bedrückenden Atmosphäre unfreiwillig für amüsante Episoden sorgen und mit ihrer unkonventionellen Art die Leser*innen für sich einnehmen und auch Tom aus seinem tiefen Tal der Trauer holen und neuen Lebensmut schenken können.

Es ist eine abwechslungsreiche, lebensbejahende Geschichte voller Emotionen und spannender Momente, die einfach tragisch-schön ist und das Herz erwärmt. Für mich ist das Buch ein Highlight unter den Neuerscheinungen 2020, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 12.09.2020

Buch über Verlust und Trauerbewältigung, über Neuanfänge und den Mut, niemals aufzugeben - poetisch und betont emotional geschrieben

Jeden Tag ein neuer Himmel
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Charlottes Tochter Daisy ist vor knapp einem Jahr verstorben. Nach einer schweren Zeit der Trauer tritt die Kinderkrankenschwester eine neue Stelle in einem Hospiz an und betreut dort den elfjährigen Jungen ...

Charlottes Tochter Daisy ist vor knapp einem Jahr verstorben. Nach einer schweren Zeit der Trauer tritt die Kinderkrankenschwester eine neue Stelle in einem Hospiz an und betreut dort den elfjährigen Jungen Hamish, der fünf Jahre auf der Straße gelebt hat. Auf ihrem Weg nach Hause kommt sie an dem Straßenmusiker Sam vorbei, der ein selbst komponiertes Lied namens "Daisy" singt. Charlotte ist tief bewegt und bricht in Tränen aus.
Sam war die junge Frau, die in der Nähe seines Stammplatzes wohnte und die er für sich als "Lady" bezeichnete, schon mehrfach aufgefallen. Als sie in Tränen aufgelöst vor ihm steht ist auch er tief ergriffen. Abends schreibt er euphorisch ein Lied über die "Sad Lady" und landet damit einen Youtube-Hit. Er möchte sich bei seiner Muse bedanken und die Hintergründe ihrer Traurigkeit wissen. Nach anfänglicher Skepsis öffnet sich ihm Charlotte, die beiden kommen sich näher und verlieben sich in einander. Doch dann wird Charlottes Vertrauen massiv erschüttert.

"Jeden Tag ein neuer Himmel" ist ein Roman, der fast ausschließlich auf der Gefühlsebene spielt. Der Schreibstil ist poetisch und sehr emotional, was zur Trauer von Charlotte um ihre verstorbene Tochter passt, aber auch zur Stimmung in dem Kinderhospiz, in dem der aufgeweckte Hamish seine letzten Wochen verbringt. Das Buch ist daher eher ruhig, die Atmosphäre melancholisch. Durch die Geschichte von Hamish, dem ein letzter Wunsch erfüllt werden soll und die beginnende Karriere von Sam erhält der Roman jedoch zwei weitere Handlungsstränge, die für Spannung und freudigere Momente sorgen.
Die Charaktere selbst sind sehr süß und wie die Geschichte sehr gefühlsbetont. Mir driftete das Buch deshalb zu sehr in Richtung Kitsch ab und empfand es zu betont rührselig.

Es ist ein Buch über Verlust und Trauerbewältigung, über Neuanfänge und den Mut, niemals aufzugeben, sich selbst treu zu bleiben und an sich zu glauben. Durch die vielen Gefühlsausbrüche rückt die Handlung und die Liebesgeschichte in den Hintergrund, während die Gedanken und Emotionen der Protagonisten betont ergreifend sind und die Leserin intensiv mitleiden lässt.

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Veröffentlicht am 11.09.2020

Roman über die Liebe auf den ersten Blick und verpasste Chancen - anschauliche Zeitreise in die 70er/ 80er-Jahre, aber enttäuschende Liebesgeschichte

Liebe machen
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Dagmar lebt in Köln, ist Journalistin und in den 1970er-Jahren mit Eberhard zusammen, der aber im Gegensatz zu der spontanen und freiheitsliebenden Dagmar ein eher bodenständiges Leben favorisiert. Die ...

Dagmar lebt in Köln, ist Journalistin und in den 1970er-Jahren mit Eberhard zusammen, der aber im Gegensatz zu der spontanen und freiheitsliebenden Dagmar ein eher bodenständiges Leben favorisiert. Die Beziehung ist deshalb nicht von Dauer.

Götz wohnt in Hamburg, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und ist 1970 frisch mit Karen zusammen, der Götz' Leben jedoch zu unsolide ist.

Dagmar und Götz sind beide musikbegeistert, lieben die Songs von Jimi Hendrix oder Rio Reisers "Ton, Steine, Scherben". Sie begegnen sich im September 1970 zufällig auf dem "Love-and-Peace-Festival" auf Fehmarn, dem deutschen "Woodstock". Eine erneute Begegnung erfolgt wenige Wochen später auf dem Oktoberfest in München und dieses Aufeinandertreffen ist magisch. Beide spüren eine intensive Anziehungskraft, die sie sich nicht erklären können.

Über die Jahre erfolgen einige wenige Zufallsbegegnungen, sogar ein Kuss, aber zu einem ernsthaften Gespräch oder Kennenlernen kommt es nicht. Was bleibt, sind die Erinnerungen an den "Sternenprinz" und die "Fee" und eine Sehnsucht, die sie alljährlich zum Anstich des Oktoberfests erfasst.

"Liebe machen" ist ein Roman über die Liebe auf den ersten Blick und verpasste Chancen - denn bei Blicken bleibt es weitestgehend auch. Wer eine gefühlvolle Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht sein, denn die Leben von Dagmar und Götz entwickeln sich parallel, Dagmar in Köln und Götz auf der griechischen Insel Ios.

Das Buch handelt von 1970 bis 2020 und ist statt einer Romane eine Zeitreise mit dem Schwerpunkt Musik und einigen wenigen herausragenden historischen Ereignissen. Es ist eine Zeitreise mit scheinbar willkürlich ausgewählten medienwirksamen Highlights der vergangenen Jahrzehnte, bei denen Dagmar und Götz episodenhaft in Erscheinung treten.

Der Beginn des Romans während der wilden 70er hat mir gut gefallen. Zudem ließen die ersten drei Begegnungen von Dagmar und Götz auf eine romantische Liebesgeschichte hoffen. Ab den 1980er-Jahren entwickelte sich der Roman jedoch zu sprunghaft. Einzelne Passagen waren zwar unterhaltsam zu lesen, aber die Episoden blieben nur lose verknüpft und ließen den Roman wie ein Flickenwerk wirken. Bald hatte ich auch die Hoffnung aufgegeben, dass aus Dagmar und Götz ein Liebespaar werden könnte und so lebten Dagmar und Götz ihre Leben, ohne dass "Liebe gemacht" wurde, während ich mich ernsthaft fragte, warum sie nichts aus ihren magischen Momenten gemacht haben. Das Buch ließ mich dementsprechend ratlos zurück, denn wirkliche Hürden, die das große Liebesglück hätten verhindern können, gab es letztlich nicht.

Der Zeitgeist und das Lebensgefühl wurden gerade während der früheren Jahre anschaulich dargestellt, das Leben der Protagonisten war dagegen wenig interessant.

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