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Veröffentlicht am 01.03.2018

Cui bono?

Der Preis des Todes
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Um es gleich zu sagen, der neue Thriller von Horst Eckert, „Der Preis des Todes“, ist der Hammer. Es handelt sich um einen Stand-alone, der politische Machenschaften und Lobbyismus thematisiert. Zwei ...


Um es gleich zu sagen, der neue Thriller von Horst Eckert, „Der Preis des Todes“, ist der Hammer. Es handelt sich um einen Stand-alone, der politische Machenschaften und Lobbyismus thematisiert. Zwei spannende Handlungsstränge gilt es zu verfolgen: Ein toter Staatssekretär in Berlin, eine tote Ange-stellte einer Hilfsorganisation in Düsseldorf. Wo ist die Verbindung?
Journalistin Sarah Wolf moderiert eine politische Talk-Show und war mit dem Bundestagsabgeordne-ten Christian Wagner liiert. Sarah glaubt nicht an Selbstmord. Sie macht sich auf die Suche nach Ant-worten und begibt sich damit in große Gefahr. Währenddessen ermittelt Kommissar Paul Sellin in Düsseldorf im Fall Johanna Kling. Nach dem Besuch eines Flüchtlingslagers in Kenia war die Men-schenrechtsaktivistin spurlos verschwunden.
Horst Eckert ist ein genauer Beobachter und großartiger Erzähler. Mit „Der Preis des Todes“ ist ihm ein klug konstruierter Roman über ein kriminelles, blutiges und brutales Geschäft gelungen. Ein tödli-ches Netz aus Bestechung und Korruption, in das auch die Polizei verstrickt zu sein scheint. Unterlegt ist die Krimihandlung mit bestens recherchierten Einblicken in die Welt von Politik und Medien.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Sarah, eine Protagonistin mit Ecken und Kanten, die sich nicht verbiegen lassen will. Sellin, ein schwer kranker Kommissar, dem die Toten wichtiger zu sein scheinen als die Lebenden. Last but not least Christian. Er ist mächtig. Er ist kaltblütig. Er ist Lobbyist. Gut gefallen hat mir auch, dass es wieder einen Soundtrack zum Roman gibt.

Fazit: Spannend, erschreckend, real. Mein Thriller-Highlight des Jahres!

Veröffentlicht am 26.02.2018

Die Reichen und die Mächtigen

Kühn hat Ärger
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Martin Kühn ist 44, verheiratet und hat zwei Kinder. Er wohnt auf der Weberhöhe, einer Neubausiedlung nahe München - und er hat immer noch zu tun.
Nicht nur, dass er sein Haus auf giftigem Boden gebaut ...


Martin Kühn ist 44, verheiratet und hat zwei Kinder. Er wohnt auf der Weberhöhe, einer Neubausiedlung nahe München - und er hat immer noch zu tun.
Nicht nur, dass er sein Haus auf giftigem Boden gebaut und weder seine Karriere bei der Polizei noch seinen Sohn unter Kontrolle hat. Nun verhält sich auch noch seine Frau Susanne seltsam und in der Nachbarschaft geht ein Erpresser um. Außerdem hat Kühn Schuldgefühle wegen der Sache mit Ulrike und last but not least Ärger mit dem Amtsarzt.
Amir ist tot. Er wurde an einer Münchener Bushaltestelle ins Koma getreten und ist qualvoll erstickt. Kühn und sein Kollege Steierer ermitteln in der Welt der Reichen und Mächtigen. Was hatte der 17-jährige Kleinkriminelle mit libanesischen Wurzeln dort zu suchen?
In Jan Weilers Roman prallen zwei Welten aufeinander, als sich Amir und Julia krachend verlieben. Sie ist die Tochter von Elfie und Claus van Hauten und hat noch einen älteren Bruder, Florin. Elfie engagiert sich beim „Münchner Sternenhimmel“, ihr Mann ist Patentanwalt. Sie sind reich, sie sind mächtig - aber sind sie deshalb auch verdächtig?
„Kühn hat Ärger“ ist mehr Gesellschaftsroman als Krimi, tiefsinnig und philosophisch. Mit Sozial- und Gesellschaftskritik spart der Autor nicht. Aber auch der unverkennbar trockene und Weiler-typische Humor kommt nicht zu kurz.
Die Themen sind vielfältig. Es gibt eben nichts Interessanteres, als über die Risiken und Nebenwirkungen des Lebens zu erzählen, auch über die Schattenseiten in uns selbst. Und das gelingt dem Autor perfekt.

Fazit: Martin Kühn, Band 2. Beste Unterhaltung. Bitte mehr davon!

Veröffentlicht am 19.02.2018

Die Vergangenheit holt einen immer ein

Totenweg
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Fridtjof Paulsen, ein Apfelbauer in der Elbmarsch, wurde überfallen und liegt seitdem im Koma. Hauptkommissar Bjarne Haverkorn aus Itzehoe ermittelt. Er kennt Deichgraben und seine Bewohner. Denn bereits ...

Fridtjof Paulsen, ein Apfelbauer in der Elbmarsch, wurde überfallen und liegt seitdem im Koma. Hauptkommissar Bjarne Haverkorn aus Itzehoe ermittelt. Er kennt Deichgraben und seine Bewohner. Denn bereits vor 20 Jahren hatte er hier in einem Mordfall ermittelt: Die 14-jährige Marit war in einem alten Viehstall getötet worden. Doch der Fall ist bis heute ungeklärt.

Frida Paulsen ist Polizistin und lebt in Hamburg. Nun kehrt sie auf den elterlichen Hof zurück, um ihre Mutter bei der Apfelernte zu unterstützen. Marit war ihre beste Freundin. Kennt Frida den Täter oder warum schweigt sie, damals wie heute? Gibt es womöglich eine Verbindung zwischen dem aktuellen Fall und dem Cold Case?

„Totenweg“ ist der Auftakt einer Krimiserie. Romy Fölck erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen. Ab und zu sind in Kursivschrift Rückblicke in die Vergangenheit eingestreut. Selbst wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird dennoch Spannung aufgebaut.

Ein Apfelbauer, kurz vor der Pleite. Es geht um Land, Gier und Macht. Nur Großbetriebe haben eine Chance. Aber es geht auch um die Rettung von alten, schmackhaften Sorten, um die Vielfalt zu erhalten. Dies wird sehr realistisch und beklemmend geschildert.

Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Man merkt, dass der Autorin die Figuren sehr wichtig sind. Haverkorn ist mir sofort ans Herz gewachsen. Er hat viel Empathie. Auch wenn privat für ihn nicht alles rund läuft, verbeißt er sich in den Fall. Mit Frida bin ich dagegen bis zum Schluss nicht wirklich warm geworden. Eine Figur, die mit ihrer Vergangenheit hadert. Ihr Handeln konnte ich oft nicht nachvollziehen. Schließlich ist sie Polizistin.

Es wird ermittelt, manch falsche Fährte begangen, überraschende Nebenwege tun sich auf und lassen bis zum Schluss mehrere Verdächtige als Täter infrage kommen. Dass Romy Fölck im Finale nochmal richtig Gas gibt, steigert das Lesevergnügen. Denn einige Überraschungen gegen Ende des Krimis hält die Autorin für ihre Leser noch bereit.

Gut gefallen hat mir auch, dass es einen Soundtrack zum Roman gibt. Und so freue ich mich schon auf die Fortsetzung „Bluthaus“, die im Oktober erscheinen soll.

Fazit: Gelungener Start einer Serie. Düster, spannend und atmosphärisch!

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Veröffentlicht am 14.02.2018

Sterben ist leicht, Leben ist schwer

In eisiger Nacht
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„In eisiger Nacht“ von Tony Parsons ist bereits der vierte Fall für den Londoner Detective Max Wolfe. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse ...


„In eisiger Nacht“ von Tony Parsons ist bereits der vierte Fall für den Londoner Detective Max Wolfe. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Der Autor geht gleich in medias res: In einem Kühllaster werden die Leichen von elf Frauen aufgefunden. Offenbar sind sie erfroren. Hana, die zwölfte Frau, stirbt im Krankenhaus, eine weitere ist spurlos verschwunden. Alles deutet darauf hin, dass die Frauen von Schleusern illegal ins Land geschafft wurden. Doch warum mussten sie sterben?
Tony Parsons hat in seinem neuen Kriminalroman ein aktuelles und heißes Eisen angepackt. Es geht um Menschenhandel. Zusammen mit seiner Kollegin Edie Wren begibt sich Max auf eine gefährliche Suche nach den Hintermännern - und der 13. Frau.
Erzählt wird die Geschichte, die sich wieder flott und flüssig lesen lässt, in der Ich-Perspektive aus Sicht von Max. Über das Wiedersehen habe ich mich sehr gefreut. Max ist alleinerziehend und kümmert sich rührend um seine kleine Tochter Scout. Er liebt Hunde und Boxen. Nichtsdestotrotz sind erneut Action und Gewalt die Eckpfeiler dieses Krimis.

Fazit: Band 4 der DS Wolfe-Reihe. Düster, packend und emotional.

Veröffentlicht am 12.02.2018

Das Glück der anderen

Ostfriesenfluch
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„Ostfriesenfluch“ von Klaus-Peter Wolf ist bereits der 12. Fall für Ostfrieslands Kultkommissarin Ann Kathrin Klaasen. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, ...


„Ostfriesenfluch“ von Klaus-Peter Wolf ist bereits der 12. Fall für Ostfrieslands Kultkommissarin Ann Kathrin Klaasen. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Der Autor geht gleich in medias res: Eine Frau rennt nackt um ihr Leben - und stirbt in einem Rapsfeld. Wie sich herausstellt, wurde sie bereits vor Wochen entführt. Bald ist klar, sie war nicht die einzige und ist auch nicht die letzte. Wer ist der Täter und wo liegt das Motiv?
Was einen guten Krimi ausmacht, hat Klaus-Peter Wolf erneut unter Beweis gestellt. „Ostfriesenfluch“ punktet mit vielen unvorhersehbaren Twists & Turns, mit denen der Autor die Geschichte voran und die Spannung in die Höhe treibt. Wechselnde Perspektiven, auch aus Tätersicht, sorgen für Dynamik. Routiniert geschrieben, ohne Frage. Nichts ist wie es scheint, keiner so unschuldig, wie er tut. Es geht um Rache, aber auch um Lügen, Betrug und Verlust.
Das schon aus elf Vorgängern bekannte Personal ermittelt wieder: Ann Kathrin, mal wieder im Alleingang, Ehemann Frank Weller sowie Rupert, der wie immer für humorvolle Einlagen sorgt. Ann Kathrin fährt noch immer ihren froschgrünen Twingo. Sie und Weller haben noch immer den gleichen Klingelton: Ann Kathrin das Seehundheulen, er „Piraten ahoi!“ Maurer Peter Grendel, Journalist Holger Bloem und Wolfs Ehefrau Bettina Göschl sind ebenfalls wieder mit von der Partie.

Fazit: Atmosphärisch, abgründig, packend. Gut, für mich aber nicht das beste Buch der Reihe.